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Geschäftsstelle und'Redaktion, Dresden >A. 16, Holbeinsteahe 46 Nr.L Jahrg. Montag den 3. Januar 191« Sächsische ^ Ausgabe X mit illustr. Beilage viertcljShrNch S.I«^» In Dresden und An»j Deutsch. I» Dresden und gnnj iand sret HauS it tiit X; m ceslerreich 4.4» <- Ausgabe » viertelsSbrlich 1.8« x In Dresden und gani Deutschland frei Haus rr.ss ^ll tn Oesterreich 4.«7 K. Einzel-Nummer 1« Die Sächsische Doikszritung erscheint an allen Wochentagen nachmittags. Fernsprecher 21866 Postscheckkonto Leipzig Nr. 14787 Nolkszeitum Anzeigen, Annahme Non GeschäslSauzeiac» bis 1«UI»r, von Aamiiicnanzeigen bis 1 1 Uhr t orm Vreis sür diePettl-Spalt,eile»« im ReNa- meteil «« z. Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fern sprecher ausgegebenc Anzeigen lünnen wir die Beranlioortlichleit sür die Richtigkeit det llezlcS nicht übernchnicn. Sprechstunde der Redaktion; 11—I» Uhr vorn,. Organ der Zentrumspariei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. Die neue russische Offensive Vor einem neuen Kriegsabschnitt Keineswegs unerwartet hat iin Osten eine neue Offen sive des russischen Heeres begonnen. Den Anfang nahm sie von der beßarabischen Front, von der der österreichische Generalstab bereits vom 23. Dezember, also dein Tage vor dem heiligen Abend, meldete, datz heftige Angriffsversuche der Russen gegen Teile der beßarabischen Front unter schweren Verlusten des Feindes abgewiesen wurden. Ter Kampf ging auch ain nächsten Tage weiter, indem die feind lichen Kräfte, die sich bei Barancze vor der österreichischen Front eingenistet hatte, vertrieben wurden. Nach diesen einleitenden Kämpfen und einer mächtigen, bis zum Trom melfeuer sich steigernden Artillerievorbereitung setzten nun am 27. Dezember die Massenangriffe der Russen ein, die den Beginn der neuen russischen Offensive bedeuten. Wenn sich auch die feindlichen Angriffe bisher nur gegen einen verhältnismäßig kleinen Teil der Front an der beßarabischen Grenze lind am Dnjestr richteten, so kann man unzweifel haft mit der baldigen Erweiterung dieser Kämpfe rechnen, was bereits der Bericht vom 29. Dezember andeutet mit der Meldung, daß am 28. Dezember östlich von Burkanow ein zelne österreichische Sicheruugsabteilungen vor stärkeren russischen Kräften näher gegen die Hanptstellung zurück- genomnien wurden. Damit ist festgestellt, daß sich auf der Strypasront starke russische Kräfte nähern und somit in den nächsten Tagen wohl auch dieser Teil der Front zum Schau platz der russischen Offensive werden dürste, wobei es nicht ausgeschlossen erscheint, daß auch die wolhynische Front In dsose Kämpfe verwickelt wird. Dem Kenner der militärischen Lage und aufmerksamen Beobachter der Kriegslage im all gemeinen kommt diese Offensive der Russen keineswegs überraschend. Sie stand zu erwarten, da die russische Heeres leitung die Zurüstung zu derselben mit Eifer betrieb und iie stand auch gerade in diesem Teile der Front südlich des Pripet und in Ostgalizien zu erwarten, weil dem Jdeengang der Russen gemäß ein erfolgreicher Durchbruch gerade an diesem Teile der Front nicht nur militärisch, sondern auch moralisch und politisch am raschesten zu agitatorisch verwert baren Augenblickserfolgen hätte führen müssen. Also nicht nur politisch und ihrem moralischen Ansehen am zuträg lichsten erschien die Offensive an diesem Teile ihrer West front, sondern sie versprach auch militärisch-strategisch einen viel rascheren und nachhaltigeren Erfolg, als ein solcher mit einem Durchbruche etwa bei Riga und Dünabnrg hätte er zielt werden können, wo im besten Falle nur ein Teil des eigenen Gebietes hätte zurückerobert und eine Zurückbiegnug der deutschen Front bis aus die Festungslinie Wilna-Kowno bättc erzielt werden können. In Galizien und an der beß- arabischen Grenze bedeutet aber auch der kleinste Fortschritt für die Russen die Gewinnung eines Teiles feindlichen Landes und die Bedrohung der Bukowina und Ungarns, sowie den moralischen Erfolg einer eventnellen Wieder gewinnung Lembergs. All diesen Erwägungen gegenüber kann die politische Seite des Unternehmens, der Eindruck auf Rumänien und den Balkan, nur von untergeordneter Bedeutung sein, da gerade in letzter Zeit Rumänien eine Haltung eingenommen hat, die der russischen Regierung deutlich genug erkennen lassen mußte, daß Rumänien weniger denn je gewillt erscheint, an der Seite Rußlands in den Kampf zu treten. Am ehesten ist noch die Absicht der russischen Heeresleitung wahrscheinlich zu nennen, durch die Ergreifung der Offensive gerade in dem jetzigen Augenblicke durch Bindung größerer Truppenmassen der Zentralmächte im Osten, die Aktion derselben gegen Saloniki abzu schwächen oder zu verzögern, welchen Plan ja seinerzeit auch die russische Septemberoffensive im wolhhnischeu Festuugs- dreieck und am Styr, sowie in Ostgalizien in bezug auf die Verhinderung oder Verzögerung der österreichischen Offen sive gegen Serbien verfolgte. Unrichtig ist gewiß die Deu tung. als ob seitens Rußlands eine Aktion gegen Bulgarien nie ernstlich in Erwägung gezogen worden wäre und die angeblich sich gegen dasselbe richtenden Truppenansamm- Inngen im äußerten Südwesten Beßarabiens bei Jsmael und Reift und bei Odessa in Wahrheit nur Vorbereitungen für die gegenwärtige Offensive gewesen wären. Möglich, daß gegenwärtig ein großer Teil dieser Truppen in dieser Offensive eingesetzt wird, nachdem man sich von der Un möglichkeit überzeugt hatte, den Durchzug derselben durch rumänisches Gebiet zu erzwingen und auch die Landungs- Versuche an der bulgarisch-tttrkischcn Küste hoffnungslos gescheitert waren, der Plan zur Ergreifung dieser Offensive war aber gewiß ganz unabhängig von dem Plane der Ent sendung eines Expcditionsheeres gegen Bulgarien schon lange vorhanden gewesen. Die tapferen, heldenmütigen österreichischen Truppen haben bisher alle Massenangriffe Das Neueste vom Tage Zur Verhaftung der Konsuln in Saloniki Berlin, 3. Januar. Dreißig Stunden, bevor die Konsuln a u f n e u t r a l e m B o d e n in Saloniki verhaftet wurden, fuhr der Sonderberichterstatter des „Berk. Tagebl." aus der Stadt ab und meldet aus Sofia: Gerade unser Konsul, der auszuhalten entschlossen war, riet den Deutschen dringend, abzureisen. Nach Meldungen verschiedener Morgenblätter aus Kou- stantinopel sind die in Saloniki von den Franzosen festge- nommeneu Generalkonsuln nach Malta gebracht wor den. Es sei ihnen gelungen, rechtzeitig die Akten der Kon sulate zu vernichten. Nach dem „Bert. Tagebl." erfolgten die Verhaftungen in unerhört roher Weise. In Athen wird das Ereignis als tiefste Teniütigung für die Souveränität Griechenlands empfunden. Die „Tägl. Ruudsch." meldet: Die Verhaftung der Kon suln mit ihren Beamten und Familien ist nu reinGlied in der langen Kette d e r V ö l k e r r e ch t s b r ü ch e, die sich England und Frankreich geleistet haben. Wie Eng land über diesi' klein.:: Staaten dzeigen die Veröffent lichungen aus der Mappe des englischen Kuriers, die die Wiener Regierung veröffentlicht. Es ist köstlich, Engländer einmal mitten im Weltkriege die Wahrheit reden zu hören. Mau erfährt, wie sie über Völkerwürde und Völkerfreiheit der kleinen Staaten denke». Noch schlimmer ergeht es dem griechischen König, der als ein borstiges Vieh bezeichnet wird, reif, von seinem Thron gejagt zu werden. Zu der Beschimpfung des griechischen Königs Die „Deutsche Tageszeitung" meldet: Wenn der eng lische Gesandtschaftssekretär zu Athen nute r g e m e i n e u Beschimpfungen die Popularität König Konstantins bedauert und als Hindernis für di e P r äsident - schüft Venizelos' betrachtet, und wenn ein anderer Gesandtschaftssekretär die Griechen als die elendesten Hund e bezeichnet, so sollte man denken, daß die griechische Bevölkerung vom Standpunkte realer Politik zu recht ernsten Erwägungen sich veranlaßt sehen müßte. Lord Kitchcner reist nach Aegypten Verschiedene Morgenblätter melden aus London: Lord Kitchcner, der noch wegen der politischen Krise in England festgehalten wird, wird demnächst nach Aegypten abreisen, um die dortigen Operationen zu leiten. Dir rnglische» Verluste London, 1. Januar. (W. T. B.) „Daily Telegraph" gibt die Gesamtverluste der britischen Truppen für den Monat Dezember mit 881 Offizieren und 13 686 Mann an. Der türkische Bericht K o n st a n t i u o p e l, 2. Januar. (W. T. B.) An der Tardanellenfront bei Seddul-Bahr wurden die Artillerie- und Bombeukämpfe fortgesetzt. Ein Kreuzer und ein Monitor nahmen eine Zeitlang an dem Fenergefechte teil. Unsere Artillerie zwang sie durch ihr Gegenfeuer zum Rück züge. Ein Monitor beschoß eine Stunde lang unsere Batte rien an der Meerenge, ohne einen Erfolg zu erzielen. Ein Torpedoboot wurde auf der Höbe von Beschike von einem unserer Geschosse getroffen und ergriff die Flucht. Von unseren Wasserflugzeugen warf eins drei Bomben auf die Lager des Feindes bei Seddul-Bahr. Unsere Batterien an der Meerenge beschossen erfolgreich den Landungsplatz und die feindlichen Speicher bei Seddul-Bahr und zerstörten mehrere Speicher. Sonst ist nichts Wichtiges vorgefallen. des Gegners mit Erfolg abgewehrt und es entbehrt eines jeden Zweifels, daß es ihnen gelingen wird, auch in den kommenden Tagen und Wochen des Ansturmes der russischen Massen überall Herr zu werden, sodaß auch diese russische Offensive, ähnlich wie die seinerzeitige Karpathenschlacht, mit einer ungeheuerlichen Massenaufopferung von Men- ! schen und Munition sowie Kriegsmaterial seitens des Fein- , des und mit der Erschöpfung seines neuen Heeres enden j wird. Tie gegenwärtige russische Offensive bedeutet den Beginn eines neuen Kriegsabschnittes, eines neuen Aktes im Weltkriegsdrama der Gegenwart, der Augenblick der letzten Kraftanstrengung unserer Gegner, dem unentrinnbar und unabwendbar für unsere Gegner die Katastrophe fol- , gen wird. Die bevorstehenden Ereignisse bei Saloniki, wie am Balkan überhaupt, in Aegypten und in Mesopotamien gehören mit zu diesem neuen Abschnitt des Weltkrieges. Der Weltkrieg Des Kaisers Ncujahrsgrus! au Herr und Flotte Berlin, 1. Januar 1916. Seine Majestät der Kaiser hat aus Anlaß des Jahres wechsels folgenden Erlaß gegeben: An das deutsche Heer, die Marine und die Schutztruppen. Kameraden! Ein Jahr jeywere« Ringens ist ahgeiaufen. Wo immer die Ueberzahl der Feinde gegen unsere Linien anstürmte, ist sie an euerer Treue und Tapferkeit zerschellt, lleberall, wo Ich euch zum Schlagen ansetzte, HM ihr den Sieg glorreich errungen. — Dankbar erinnern wir uns heute vor allem der Brüder, die ihr Blut freudig dahingaben, um Sicher heit für nufere Lieben in der Heimat und unvergänglichen Ruhm für das Vaterland zu erstreiten. — Was sic be gonnen, werden wir mit Gottes gnädiger Hilfe vollenden. Noch strecken die Feinde von West und Ost, von Nord und Süd in ohnmächtiger Wut ihre Hände nach allem aus, was »ns das Leben lebenswert macht. Die Hoffnung, uns im ehrlichen Kampf überwinden zu können, haben sie längst be graben müssen. Nur ans das Gewicht ihrer Masse, auf die Aushungerung unseres ganzen Volkes und auf die Wir kungen ihres ebenso frevelhaften wie heimtückischen Ver- leumdungsfeldzuges auf die Welt glauben sie noch bauen zu dürfen. Ihre Pläne werden nicht gelingen. An dem Geist und dem Willen, der Heer und Heimat unerschütterlich eint,' werden sie elend zuschanden werden: dem Geist der Pflicht erfüllung für das Vaterland bis zum letzten Atemzug und dem Willen zum Siege. So schreiten wir denn in das neue Jahr. Vorwärts mit Gott znni Schutz der Heimat und sür Deutschlands Größe. Großes Hauptgnartier, den 31. Dezember 1918. Wilhelm. Der Tank an dc» Grneralstab Seine Majestät der Kaiser hat an den Chef des General stabes des Feldheeres folgendes Handschreiben gerichtet: Großes Hauptgnartier, den 31. Dezember 1918. Mein lieber General v. Falkenhayn! Ich will das Jahr 1918 nicht zu Ende gehen lassen, ohne noch einmal mit Dankbarkeit der großen militärischen Er folge zu gedenken, die uns mit Gottes Hilfe in demselben be- schieden. gewesen sind. Fm Westen die Winterschlacht in der Champagne, die siegreichen Kämpfe in Flandern, die große Herbstschlacht bei La Bass'-e und Arras, im Osten die durch die endgültige Befreiung Ostpreußens gekrönte Masnrcnschlacht, der Siegeszug in Polen und Kurland, der in Anlage und Durch führung gleich bewunderungswerte Feldzug in Galizien und zum Schluß die glänzenden Operationen auf dem Balkan- Kriegsschauplatze, das alles sind, um nur die größten yer- vorzuheben, Leistungen, die in ihrer ganzen, vollen Bedeu tung zu würdigen, erst einer späteren Geschichtsschreibung Vorbehalten sein wird. Schon heute aber ist auszusprcchcn. daß neben der zähen Tapferkeit und dem Heldenmut der Truppen sowie ihrer mustergültigen, hervorragenden Führung der Plan vollen , tatkräftigen und vorausschanenden Arbeit der obersten Heeresleitung das Verdienst hierfür gebührt. Unter Ihrer vorbildlichen, sicheren Leitung hat der deutsche Gene* ralstab seine oft erprobte Tüchtigkeit von neuem bewiesen