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Deutsches Reich. Dresden, den 27. September 1912. — Die Beisetzung deS Herzogs Franz Joseph in Bayern. Donnerstag früh traf die Leiche des Herzogs Franz Foseph in Tegernsee ein. Nach der Trauerfeier, der u. a. der König und die Königin der Belgier, Erzherzogin Maria Theresia von Oesterreich, die Großherzogin-Mntter von Luxemburg, Prinz August Wilhelm von Preußen, die Königin von Neapel und Fürst zu Thurn und Taxis bei wohnten, wurde der Sarg in die neben der Kirche befindliche Kruft übergeführt. Prinz August Wilhelm legte im Namen des Kaisers und der Kaiserin Kränze am Sarge nieder. — Die bayrische Kammer der Abgeordneten nahm den Gesetzentwurf über das Lotteriejpiel an und stimmte damit dem Staatsvertrage zu. nachdem Finanzminister v. Breunig und Ministerpräsident Freiherr v. Hertling nochmals für die Annahme des Entwurfs eingetreten waren. Minister präsident Freiherr v. Hertling beschränkte sich daraus, mit aller E tschiedenbeit die Vorwürfe zurückzuweisen, als bestehe auch nur der leiseste Zusammenhang zwischen dieser Vorlage und dem Jesuiteugesetz. Niemals, auch in keiner Form, habe auch nur der leiseste Gedanke einer solchen Jdeenver- bindung bestanden, denn selbst der Gedanke an eine solche Beeinflussung des bundesrätlichen Urteils sei für ihn. den Ministerpräsidenten, beleidigend, Maßgebend sei ihm lediglich gewesen, daß Bayern den Anlaß zu dem Vertrage gegeben habe, ihn also auch annehmen müsse. — BundeSrat und Jesuiteugesetz. Aus Berlin wird berichtet: Es ist unrichtig, daß sich der Bundesratsausschntz für das Justizwesen noch in dieser Woche mit dem bayerischen Antrag auf zuverlässige Auslegung des Begriffes „Ordens tätigkeit" im Jesuiteugesetz beschäftigen werde. Falsch ist es auch, daß die vom Reichsjnstizamt ausgearbeitete Denk schrift über das Jesuiteugesetz dem Bundesrate bereits zu gegangen sei. Daraus folgt, daß auch die angeblich ge plante Gegendenkschrist der bayerischen Regierung noch nicht ausgearbeitct oder gar dem Bunoesrate zugegangen fein kann. — Die Denkschrift de« Neichrschahamtes zur Bcsitz- steuerrrage wird in der nächsten Woche fertiggestellt werden; sie geht dann den Bundesstaaten zu. Die Denkschrift ent hält nicht einen einzigen bestimmten Vorschlag, sondern sie erörtert in sachlicher Weise alle Möglichkeiten der Bcsitz- besteuernng. Sie soll sehr wertvolles Material enthalten. Der Bundesrat wird dann in eine Besprechung aller Vor schläge eintrelen und jene Steuer oder Steuern bezeichnen, Weiche er dem Reichstage unterbreiten will, dann geht das Reichsschatzamt an die spezielle Ausarbeitung derselben. Vor Ende April 1013 wird der Entwurf dem Reichstage nicht zugehen. Alle Meldungen über d e dem Reichstags zugehende Vorlage sind verfrüht, nur sov.el dü-fte seststehen, daß die 1009 abgelehnie Kindeserbschaslssteuer dem Reichs- tage nicht unterbreitet werden wird. — Jesuiten — Gift für den Katholizismus. So schreiben eine ganze Anzahl liberaler Blätter nach dem Texte des .Neuen Jahrhunderts": .Die Jesuiten sind der katholischen Bevölkerung Deutschlands gefährlicher als der evangelischen. Der ganze Katholizismus krankt fett mehr als dreihundert Jahren am Jhuitwmus". Da machen wir einen Vorschlag zur Güte: man lasse die Jesuiten darum ruhig zu; wenn sie dis Katholiken,,vergiften", kann es den Protestanten doch nur angenehm sein. Jedenfalls fordern nir Katholiken nicht, daß uns die Protestanten vor diefer Gefahr behüten sollen. Hier kann man sich schnell einigen. — Absetzung des 8>i»»nn8 lipi-wopiw. Die „Täg liche Rundschau" schreibt folgende revolutionäre Sätze nieder: „Wie sich die Dinge jetzt entwickelt haben, dar? man sagen: Der Fall Traub ist geradezu ein Schnlf.rll sür das Eir - greifen des Kummns l'pmeoplw. Wenn der König in diesem Falle ma,i von tnr ihm zustehends'i BesngrnS Ge brauch macht, als oberster Bischof der Landeskirche tat kräftig einzugreisen, um die Kirche vor Schaden zu be- ^ wahren, so scheint diese ganze so viel angesvchiene Jnsti- ^ tutron in der Tat vollständig überflüssig zu sein." Wir l uehmen davou Notrz. Aus dem Aiwlande. Lesteercich-Ungarrr. — Oesterreich Ungarns nuswärttge Politik. Der Aus schuß für auswärtige Angelegenheiten der österreichischen Delegation begann am Donnerstag die Beratung des Budgets falls, und es bilden si chmeist sogenannte Amidosäureu. welche Stickstoff euthalien, aber »och keineswegs die letzten „Bausteine" darstelle», aus denen Eiweiß bestellt. Und nun und zwei wichtige Tatsache» zu verzeichne»: Erstens ist in-cbmwiesen, daß sich im Tarmiuhalt stets Amidosäureil rornadeii, und zweitens ist es menschlicher Kunst gelungen, diese Amidosäureil auch synthetisch aus ihren Bestandteilen Kei'leuslofs, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff anfzubciue», das beißt diese Säuren herznsielleu, wie man heutzutage Schwefelsäure, Soda und tausend andere chemijche S'.ofse dun!, , Smiiheie" oder „Zusammensetzung" gewinnt. Stammen uim die Amidosäureu des Darmiuhaltes aus den genossene» Eiweißstoffelt, so ums; es auch möglich hin, dem Körper direkt Amidosäureu znzlifiihreii, die daun denselben Weg nehmen müsse» wie jene, das heißt durch die Tarmwand zu wandern, um im Körper selbst wieder zu Eiweiß anfgebmit zu werden. Tie Versuche, die nach dieser Richtung hin gemacht worden sind, gelangen in geradezu glänzender Weise. Sie wnrden a» Hunden vor genommen, also au echten Fleisch- freiier», deren Magen und Darm seit vielen Generationen auf „Fleisch eingestellt" ist, an Tieren, die, wie jedes Kind weiß, icdc Rabnnig außer Fleisch zurückzuweisen pflegen. Nu» wurde der entscheidende Hnnptversnch ausgeführt: Ein künstliches Gemisch von Amidosänren. im richtigen Meugei'terl'ältuis hergestellt, wurde als Futter gereicht, und da blieb der Stickstosfgehalt des Versuchstieres im Gleichgewicht, das beißt es nahm ebenso viel Stickstoff auf. als durch die Nieren abgeschieden nmrde, ja er stieg sogar in einer Anzahl von Fällen, ungeachtet deS Fehlens von S.Iwl'wl in dein gebotenen Futter. Erwähnt sei noch, daß die Versuche auch noch nach der des Ministeriums des Aeußeren. Delegierter Fürst Schwarzen berg begrüßte die von dem Ministerium verfolgte Friedens- Politik und betonte im Lause seiner Ausführungen die Not wendigkeit der Pflege guter Beziehungen zu Rußland. Die wirksamste Hilfe zur erfolgreichen Verfolgung der Friedens politik sei das Bündnis mit dem Deutschen Reiche, das nach wie vor der Angelpunkt der österreichischen Politik bleiben müsse. Bon großer Wichtigkeit sei auch die Ge winnung der Sympathien der den österreichischen Nationa litäten stamm- und blutsverwandten Balkanvölker. Redner beklagte die Verhältnisse in Kroatien und hob hervor, eine Gebietserweiterung seitens Serbiens, die Umklammerung durch ein trennendes serbisches Slaatengebilde könne Oester reich bei aller Friedensliebe im Interesse seiner südslawischen Länder nicht dulden. Redner sprach schließlich dem Grafen Berchtold sein Vertrauen aus. regte aber mit Rücksicht auf einzelne erläuterungsbedürftige Stellen des ExpossS eine vertrauliche Sitzung an. Italien. Der italienisch-türkische Krieg. — Italienische Berichte. Die Agenzia Stefani meldet über den Kampf bei Zanzur weitere Einzelheiten: Am Abend des Schlachltages drangen die ersten Nachrichten von der türkischen Niederlage noch Duani Ben Aden. Das türkische Kontingent hatte schwere Verluste, darunter drei Offiziere. Bei den Oasen Zanzur und Mtscharta fand man an den folgenden Tagen gegen 300 tote Araber. Zahl reiche Leichen liegen noch unbestattet auf dem Schlachtfeld. Man schätzt den Gesamtverlust des Feindes auf etwa 2000 Mann. Nach einer Mitteilung der Agenzia Stefani sind die türkischen Meldungen über die Kämpfe bei Zanzur und Derna vollkommen falsch. Die ehemals von den Türken besetzten Stellungen befinden sich vielmehr in den Händen der Italiener, welche dort die notwendigen Verteidigungs anlagen errichten. Aus Vigna die Valle sollen in den allernächsten Tagen drei Arineelustschiffe nach den Inseln im Aegätschen Meer transportiert werden, wo Hangars zu ihrer Aufnahme be reits errichtet worden sind. Es scheint also, daß Italien nicht nur seine Schiffsaktion wieder aufnehmen will, sondern auch einen Luftschiffangriff plant. Konstantinopel, 26. September. Von gutunter richteter Seite wird bestätigt, daß der Handelsmtnister Reschid Pascha mit einer Mission an die italienischen Friedenshändler betraut werde. Die Pforte hat bereits vor einigen Tagen die italienische Regierung davon ver ständigt, daß sie ein Mitglied der Regierung entsenden wolle. Italien hat dieser Absicht mit einigen Vorbehalten zugestimmt. — Verlegung des Kriegsschauplatzes nach Albanien? Bon maßgebender Wiener Seite wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Verzögerung des Friedensschlusses zwischen der Türkei uns Italien noch eine neue große Gefahr sür Europa in sich schließe. Sollte es nämlich den Valkan- staaten jetzt gelingen, den europäischen Frieden zu stören, ehe noch Italien mit der Türkei d.m Frieden abgeschlossen hat, so würde sür Italien die früher gegebene Zusage, sich aller Aktionen auf europäischem Boden zu enthärten, nicht mehr als zwingendes Gebot fortbestehen. Es würde sich vielmehr mit Leichtigkeit die Möglichkeit bieten lassen, italienische Truppen auch nach Albanien zu werfen, damit dieselben von dort aus in die kriegerischen Aktionen der Balkanländer eingreifen könnten. Dies soll auch ganz be sonders einer der Gründe sein, die den Grafen BecchtoH» veranlaßien, in seinem Expoch die augenbliche Lage als noch völlig ungeklärt darzustellen. Tkrl-;. — Die tückischen Manöver. Den Blättern zufolge hat der Minister des Aeußeren Noradunghian dem bulga rischen Gesandten Sarafow, der Ausklämngen bezüglich des Zweckes der Manöver verlangte, erklärt, daß die Manöver, die alljährlich stattfinden, nicht als eine Drohung gegen Bulgarien angesehen werden dürften, mit dem die Pforte trotz der in letzter Zeit sich dorr bemerkbar machenden Er regung die freundschaftlichen Beziehungen ausrechtzuerhalten wünsche. Die Vertreter der Türkei Hätten die Weisung erhalten, den Mächten die gleiche Erklärung bezüglich der Manöver zu geben. Die 2. Division, die sich in Smyrna befindet, wird in zwei Tagen in Konstantinopel eintreffen, um an den Manövern bei Aorianvpel tcilzunehmen. Richtung ausgedehnt wurden, außer den Amidosänren auch die beiden anderen erwähnten Nahrnngsniittel -- Fett und Kohlehydrate — anderen Tieren in „abgebauter" Form zu reichen, nämlich in Form von Zcrsetzungspro- diikten, welche die chemische Kunst selbst synthetisch zu er zeugen vermag. Auch in diesem Falle erfolgte eine nor male Ernährung des Tieres. Freilich sind diese Ergebnisse nicht allzu verwunderlich, da'ja die künstliche Herstellung ton Fette» und Zucker ans den Elementen Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff bereits gelungen ist, also wohl c »genommen werden darf, daß der Organismus dasselbe leiste wie die chemische Retorte. Jedenfalls ist durch alle diese Versuche die über raschende Tatsache erwiesen, daß der tierische Körper im stande ist, ans den einfachen Zersetzungsprodukten der N'abningSmittel — solcher Zersetznngsprodnkte. welche der Mensch aus mineralischen, iiiiorganischen Stoffen künstlich berstellen.kann — sich normal zu ernähren. Und damit ist cin fast »lärchenhaft klingendes Ergebnis erreicht: die künstliche Herstellung von Nahrungsmitteln. Und die Nutzanwendung ans den Menschen? Es ist nicht daran zu zwenfeln, daß sie kommen wird, kommen muß. Bereits werden nach dieser Richtung Versuche vorgc- nonimen, welche, vorsichtig tastend, feststellen sollen, inwie weit zunäckrst tcilweiser, später vollständiger Ersatz der natürlichen Nahrung durch künstlich herqestellte einen ab weichenden Einfluß auf den Zustand des menschlichen Organismus besitzt. Kaum auszudenken ist die Wirkung einer derartigen „künstlichen Ernährung" auf alle Gebiete des täglickxm Lebens. Um sie zu schildern, bedarf es einer Phantasie, die diejenige eines Jules Verne »m daS Hundertfache übertrifft. Telegraphisch wird gemeldet: Saloniki, 26. Septbr. Nach hier eingelangten Meldungen ist der Malissoren- ausstand nunmehr ein allgemeiner. Infolgedessen ist der Belagerungszustand auch auf Alltessto und Tuzzi ausge dehnt worden. Die christliche Bevölkerung von Skutari ist wegen der Bewaffnung der mohammedanischen Einwohner durch die Behörden äußerst beunruhigt. Es werden neuer liche Massakers befürchtet. Die Truppen in Skutari und den übrigen größeren Ortschaften wurden verstärkt. Ba!k«n»ftaaten. — Der türkisch-bulgarische Zwischenfall. Ueber den Zwischenfall bei Hamanburnar in der Nähe von Damtidere im Bezirke Peschlera werden jetzt folgende Einzelheiten gemeldet: Am 23. September abends riefen Soldaten des türkischen Grenzpostens drei Soldaten deS bulgarischen Postens zu sich unter dem Vorwände, sie wollten ihnen eine Mitteilung machen. Als dann die bulgarischen Soldaten auf ihren Posten zurückkehrten, eröffneten die Türken in der Richtung der zurückkehrenden Bulgaren das Feuer. Einer von diesen wurde verwundet. Den beiden anderen gelang cs zu entkommen. Der Verwundete konnte nicht aufgefunden werden. Das Feuer winde von mehreren Setten gleichzeitig auf die bulgarischen Poste.-i er- ffnet und dauerte auch den ganzen nächsten Tag fort. Soldaten deS türkischen Postens von Damtidere betetltgtvn sich ebenfalls an dem Feuer. Die Bulgaren erwiderten jedoch das Feuer nicht. Die Regierung hat unverzüglich Schritte bei der hiesigen türkischen Gesandtschaft und bei der Pforte unter nommen. China. — DaS Verhältnis der Deutschen und Engländer in China. Der Pekinger Korrespondent der „Times" Dr. Morricon, den sich bekanntlich der Präsident der chinesiscyen Republik Juanschtkal zum Politischen Beirat erwählt hat, äußerte sich über das Verhältnis zwischen den Deutschen und Engländern folgendermaßen: „In keinem anderen Teil der Welt wirken Deutsche und Engländer in so einträchtiger und herzlicher Weise zusammen wie in China. Ihre Hanvels- intercssen sind die gleichen, sie sind beide sowohl an der chinesischen Staatsschuld ni; auch an den großen Eisenbahn» arbeiten mit großen Anlehen beteiligt. Die größte britische Bank hat in ihrem Direktorium vier Deutsche sitzen. Gewiß besteht eine Nebenbuhlerschaft in bezug aus den Handel zwischen Deutschland und England in China. Aber es gibt dort nicht zwei andere Völker, die trotzdem in einer solch harmonischen Weise zusammenarbeiten, wie dies zwischen Engländern und Deutschen der Fall ist. Aus Skadt und Land. Dresden, den 27. September 19l2. —* Se. Majestät der König kam heute vormittag aus der sächsischen Schweiz nach der Villa Wachwitz und nahm dort um 12 Uhr die Vorträge der Staatsminister und des königlichen Kabinettssekretärs entgegen. Um 2 Uhr fand dasetbst Famtlientafel statt, an der auch Pcinzessrn Mathilde tcilnahm. Im Laufe des Nachmittags kehrt der König in die sächsische Schweiz zurück. —' Z>vischk»dcp»tation der Zweiten Kammer sür das Volksschnlgcsetz. In der gestrigen Sitzung wurde zunächst die Beratung zu Absatz 1 des 8 (Pflichtstundenzahl der Lehrer) wieder aufgenoinmen. Hierbei modifizierte der Be richterstatter seine bisherige Stellung dahin, daß als Regel die Zahl von dreißig Pflichtstunden festgesetzt, da aber, wo die Einhaltung dieser Pflichtstundenzahl ohne Schaden für die Schule nicht möglich sei, 32 Pflichtstunden nachgelassen werden solle». Ter Minister vermochte nicht cmzuerkennen, daß mit diesem Anträge den Verhältnissen entsprechend Rechnung getragen wird. Namentlich aber tvies er darauf hin, wie im Falle der Annahme dieses Antrages die Ver schiedenheit zwischen der Lage der Landlehrer und der Stadtlehrer znnngnnsten der Landlehrer, die ohnehin schon vieler Vorteile entbehrten, deren die Großstadtlehrrr teil haftig seien, offenbar verschärft, ja die Landlehrer dadurch geradezu zu Lehrern zweiten Grades herabgedrückt werden. Von seiten der konservativen Mitglieder wurde die ab lehnende Haltung der Regierung gegenüber dem Antrag des Berichterstatters Dr. Sehfert durchaus gebilligt. Von sozialdemokratischer Seite beharrte man bei dem Vorschläge von 28 Pflichtstunden, verwahrte sich aber dagegen, daß dies um der Lehrer willen geschehe, sondern das; cs im Interesse der zu unterrichtenden Kinder gefordert iverden müsse. Tie Abstimmung über die Frage der Pflichtstunden- zahl wurde bis zur nächsten Sitzung ansgesetzt. Bei Ab satz 8 wandten sich die sozialdemokratischen Mitglieder gegen die Beibehaltung der körperlichen Züchtigung und traten für das gesetzliche Verbot derselben ein. Dies rief eine sehr lebhafte Debatte hervor, nach deren Schluß es sich heransftellte, daß nur die Sozialdemokraten sür ihre eigene Anregung waren. Von dem Abg. Lange (Soz-.) ging der Antrag ein, daß kein Lehrer wegen Ausübung eines staatsbürgerlichen Rechts in Strafe genommen wer den dürfe. Obwohl die Negierung erklärte, das; ihr die ab weichende, auf die Besetzung der Disziplinarkammeru mit drei Mitgliedern gerichteten Beschlüsse der ersten Lesung nicht annehmbar seien, wurde von liberaler Seite dabei beharrt, das; nur bei Annahme dieser Beschlüsse die nötige Gewähr für eine gerechte Rechtsprechung geboten werde. Tie Beschlußfassung wurde ausgesetzt. Nächste Sitzung Dienstag. —* Tic Zmischkndepntntion der Zweiten Stände- knmmer zur Weiterberatung der Entwürfe des Gemeinde steuer-, des KirclM- und Schulsteuergesetzes hielt gestern wiederu.m eine längere Sitzung ab. Von einer Seite wurde gewünscht, die Abschreibungen nicht mit zur Steuer heran- guziehen. Von anderer Seite wurde Widerspruch dagegen erhoben und schließlich beschlossen, bei der Regierung anzu- fragcn, ob die staatliche Einschätzung nicht in allen Fällen tür die Gemeinden maßgebend sein solle. Zu 8 38 Ab satz 2 wurde von einer Seite empfohlen, den Betrag von 2400 Mark heraufznsetzen. Tie Deputation beschloß, eine deinentsprechende Anfrage an die Regierung zn richten. Bei 8 45 entstand eine längere Debatte darüber, ob es nicht be rechtigt sei, den Gemeinden den Höchstsatz des aus der Ein kommensteuer . zu deckenden Bedarfs vorzuschreiben. Von