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Nordwest 6, 10HN Meter Höhe Nord K, ISeo Meter Höhe Nard- nordwest 7, 2» »0 Meter Höhe Nvidoordost 8. 2S<X> Merer Hehe Nocdoa 1k', 8000 Meter Hohe Nordnordost >6 Sekuudenmeter. —* Ein bedeutungsvoller Gedenktag für Dresden ist der 11. Juli. Vor vierzig Jahren prangte die Stadt im Festschmucke, in allen Straßen wehten Fahnen in den sächsisclzen und deutschen Farben und es gab wohl fast kein Haus, das nicht mit Girlanden und Kränzen geschmückt war. Am 11. Juli 1871 fand hier unter dein brausenden Jubel der Dresdner Einwohnerschaft der Einzug der Trup pen der 23. Division, die den deutsch-französischen Krieg mit- geniacht hatten, statt. Sie waren an den Tagen vorher in der Nähe Dresdens zusammengezogen worden und in Bür- '.gergnartieren untergebracht. Am Tage vorher fand noch ein Rasttag statt und am 11. Juli war der feierliche Einzug in die sächsische Residenz. Der Tag war sehr heiß und die Sonne leuchtete in vollem Glanze über der festlich ge schmückten Stadt, in der bereits in den Morgenstunden ein freudiges Leben und Treiben herrschte. Die einzelnen Re gimenter waren in der Nähe des Großen Gartens auf marschiert; an den imposanten Torsüulen bei der Picardie überreichte König Johann seinem Sohne, dem Kron prinzen Albert, ein Schreiben des Kaisers, in dem dieser den siegreichen Heerführer zum Generalfeldmarschall er nannte. Der König übergab dem Kronprinzen gleichzeitig einen prachtvolle» Mnrschallstab. Mittlerweile hatten zahl reiche junge Damen aus Dresden die Geschütze und Fahnen bekränzt, »vorauf sich dann der Zug unter Glockengeläute durch die Prager, Waisenhaus- und Johannesstraße über den Parnaischen Platz und die Landhausstraße nach dem Neninarkte bewegte. An der Spitze ritt Kronprinz Albert, den Feldmarschallstab in der Hand, und ihm folgten u. a. der Herzog Karl Theodor von Bayern, Prinz Neuß, Prinz Schönburg-Waldenburg, sowie zahlreiche Offiziere des Sta bes. Nach einer Abteilung Gendarmerie folgte der koni- mandicrende General Prinz Georg, woran sich die lange Reihe der Regimenter anschloß. Unter den Klängen der Mnsikkorps und de» donnernden Hurrarufen des Publikums bewegte sich der Zug durch die Straßen. Auf dem Neu- markte war eine Tribüne für die Invaliden und Verwunde ten errichtet, die von dem Kronprinzen Albert begrüßt wur den, worauf er ihnen einen Lorbeerkranz von de» seinigen übergab. Der damalige Oberbürgermeister Psotenhauer begrüßte die beiden Prinzen im Namen der Stadt Dresden, »vorauf Kronpiinz Albert antwortete, er sei stets gewöhnt, daß seine liebe Vaterstadt Dresden in allen Dingen voran sei, die das Wohl des Vaterlandes betreffen. Er dankte dem Redner von ganzem Herzen und bat ihn, auch der Stadt seinen innigsten und freudigsten Tank zu sagen. Prinz Georg dankte ebenfalls zugleich im Namen seines Armeekorps für den glänzenden und herzlichen Empfang, den er so begeistert und enthusiastisch nicht erwartet hätte. Er und die Truppen hätten sich auf den heutigen Tag ge freut und ihn herbeigesehnt, doch tvas sic heute empfunden hätten, habe alles übertroffen. Er freue sich, dies aus- sprecl>en zu können und dankte der Stadt für den Empfang. Der Zug bewegte sich dann über die Brücke nach der Neu stadt. wo er sich nach einer Parade vor dem König Johann eiiflöstc. Nachmittags fand im Rejidcnzschlosse eine Gala- tafel statt, wobei König Johann mitteilte, daß er den Prin zen Georg zum Chef des Schützenregiments ernannt und dem Prinzen Johann Georg das 8. Infanterieregiment Nr. 107 verliehen habe. Erst nach und nach legte sich der Jubel in der Fcststadt. X Die König!. Hosopernsängerin Eva von der Osten vermählte sich vor einigen Tagen mit dem Königl. Kammersänger Friedrich Plaschke. X Loschwitz wehrt sich gegen die Einverleibung nach Dresden. Die wohlhabenden Vlllenorte Loschwitz 7ind Blascwitz liegen dem Rate der Stadt Dresden sehr am Herzen und wiederholt ist der bisher stets erfolglos verlaufene Versuch unternommen wcnden, die beiden Herr- lichen Vororte nach Dresden einznvcrleiben. Neuerdings hat die Gemeinde Loschwitz wiederum energisch Stellung gegen jenes Dresdner Projekt gensmmen und der Gemeinde- rat hat sich entschieden gegen eine eventuelle Einverleibung der ganzen Gemeinde Loschwitz nach Dresden ausgesprochen. —* Die Wasserstände der Moldau und Elbe betrugen beute in BudweiS — 14, Pardubitz — 7l. Brandeis — 39. Melnik -s- 28. Leitmcritz — 78, Aussig — 48, Dresden — 192 Zentimeter. —* Unfall. Gestern früh gegen 9 Uhr fuhr auf Äer Zwingerstraße ein 16 bis 17 Jahre alter Radfahrer in das Geschirr eines Eiswagens hinein. Schwerverletzt (anscheinend innere Verletzungen) wurde er bewußtoS in daS Friedrichstädter Krankenhaus übergesührt. Sein Zustand ist hoffnungslos. —' Einbruch. In der Nacht zum 9. Juli ist in die russische Gesandtschastskirche ein verwegener Einbruch versucht worden. Der Einbrecher ist am Blitzableiter aus das Dach geklettert, ist aber beim Versuche in das Innere zu gelangen aus zirka 15 Meter Höhe abgestürzt und schwer verletzt lieg.'n geblieben. Es ist der Arbeiter Heinrich Krause ans Lodz. Bischofswerda, 10. Juli. In der Nacht zum Sonntag stieg ei» Dieb in die Villa der Frau verw. Kommerzienrat Großmann-Herrmann ein, wobei ihm als Beute 400 Mark Bargeld in die Hände fielen. Ein Dresdner Polizeihund wurde auf die Spur gesetzt. Er verfolgte sie ain Bahndamm entlang in der Richtung nach Radeberg zu, wo sich jedoch die Spur alsbald, infolge des niedergegangenen Regens, verlor. Man vermutet, daß der Einbrecher derselbe ist. der kürzlich beim Oberpfarrer Gorisch eingebrochen war, wobei er gleichfalls eine größere Geldsumme erbeutete. Leipzig, 9 Juli. Der Branddirektor Dr. Reddemann. Posen, wurde zum Branddirektor von Leipzig gewählt. Leipzig, 9. Juli. Der Bäckerstreik dürfte bald beendet sein, da zahlreiche Ausständige die Arbeit wieder auf- genommen haben. Außerdem sind auch genügend Arbeits kräfte von auswärts hier eingetroffen. Leipzig, 9. Juli. Wie kaum eines der vorhergegangenen Bundesschießen war das diesjährige unter dem Protektorat Sr. Maj. des Königs stehende in seinem Verlaufe von ganz besonderein Erfolge begleitet. Schon sein Besuch von rund 760 Schützen ließ die rege Anteilnahme an den ein zelnen Schießveranstaltungen erkennen, noch mehr aber die außerordentliche Betätigung ernster Schießkunst bei den .Kämpfen um die Ehrenpreise. Gleich dem EröffnungS- Wettschießen sah auch das Fahnenband-Wettschießen eine erstaunlich große Anzahl von erprobten Schützen in edlem Wettstreit, wie auch die übrigen Schießen auf 20 Stand- schreibcn auf 176 Meter Entfernung, 12 Feldscheiben auf 300 Meter Entfernung, 2 Jagdscheiben auf 60 Meter Ent fernung und 7 Pistolenscheibon auf 35 Meter Entfernung sich von Sonntag bis zum Sonnabendabend ununterbrochen des lebhaftesten Zuspruches der beteiligten Schützengesell schaften erfreuten. Die mit der Ausrichtung de? 26. mittel deutschen Vnndesschießens betraute Leipziger Schützen gesellschaft darf daher mit besonderem Stolze auf den be friedigenden und harmonischen Verlauf des Bnndesschießens blicken und für ihre treue ernste Arbeit »in das Gelingen des vielgestaltigen große Opfer an Mühen und Zeit er fordernden Unternehmens dankbarste Anerkennung finden. Die besten Resultate im Schießen auf die Feldfcstscheibe „Deutschland" erzielte Mergcll-Kassel, auf die Standsest- scheibe „Heimat" Hunger-Grüna, sowie mit dem Ariuec- gewchr auf Festscheibe „Vaterland" Liebing-Leipzig, mit Pistolen auf Festschcibe „Schönholz" Fitzkow-Berlin. Die Pistolenmeisterschaft errang K. Strehl-Neustrelitz, die Armeegewehr-Meisterschaft N. Fischer-Gera, die Feld- meistcrschaft P. Nickol-Tresden, die Slandineisterschaft E. Reitzenstein-Mühlhausen und die Bundcsmeisterschaft Rich. Fischer-Gera. Lommatzsch, 9. Juli. Der am Sonnabendabend an läßlich des Heimatsfestes stattgehabte VegrüßiinaSkommers erfreute sich einer äußerst regen Teilnahme. Aus allen Rich tungen, vom In- und Anslande »raren alte Lonnnatzscher cingetroffen, nm ein Fest des Wiedersehens zu begehen. Alte Schulkameraden, die sich Jahrzehntelang nicht gesehen, alte Lominatzschcr, die seit 30, ja 40 und 50 Jahren ihre Hei mat nicht wiedergesehen hatten, waren zum Teil ans weiter Ferne herbeigeeilt. Leider hatte der Abend etwas unter der Unbill der Witterung zu leiden. Die Stadt war festlich illuminiert. Am Sonntag hat sich das Wetter aufgeklärt. Im Mittelpunkte der Feier stand der Festzng, der mit seinen Prunkwagen ein abwechslnngsvolles Bild bot. Tie erst seit 1897 hier bestehende Glasindustrie war durch einen Wagen der Karls-Werke vertrete». Einen äußerst geschmackvoll ansgestatteten Wagen hatte die Lominatzschcr Bisknitfabrik gestellt, während der Verein der Lominatzscher in Dresden auf ihrem Wagen eine Nachbildung des Dresdner Nathans esels zur Schau brachte, was allseitige Heiterkeit erregte. Die Lominatzscher ans Leipzig symbolisierten ihr jetziges Domizil durch eine große Leipziger Goscnflasche. Außerdem waren noch mehrere Vereine und Innungen durch geschmack volle Gruppen vertreten. Meißen, 10. Juli. Die Mitte der 20er Jahre stehende Frau des EisendrehcrS Rosenbaum war mit dem Wärme» der Milch beschäftigt und goß in den dazu verwendeten Spirituskocher noch etwas Spiritus aus einer Flasche nach. Dabei schlug die Flamme, die wahrscheinlich noch nicht ganz erloschen war, in die Flasche und diese explodierte. Der brennende Spiritus ergoß sich über den Oberkörper der Unglücklichen, die in ihrer Angst schreiend aus der Wohnung flüchtete und die Treppen hinablief. Während eine im Stockwerke darunter wohnende Frau sofort einen Teppich aus ihrer Wohnung holte, lief die über und über brennende Frau weiter hinab in die Hausflur, wo eL gelang, die Flammen mit dem Teppiche zu ersticken. Die Frau hatte so schwere Brandwunden davongetragen, daß sie in daS städtische Krankenhaus gebracht werden mußte. Meißen, 10. Juli. In der Kunst- und Bauschlosserei von Lange wurde der Schlosser S. beim AuSrücken einer Schleifmaschine von einer kleinen Bohrerscheibe an seiner Arbeitsbluse erfaßt und so unglücklich hineingezogen, daß er mit dem Kinn aus die Scheibe der Schleifmaschine zu liegen kam. ES wurde ihm das Fleisch bis auf die Kinn lade weggeschltffen und die Bluse in Stücken vom Leibe gerissen. Oschatz, 10. Juli. In einer gestern nachmittag in Oschatz abgehaltenen Versammlung der Bienenzüchtervercine von Oschatz. Mügeln. Strehla und LaaS wurde beschlossen, am 13. August in LaaS eine Standschau abznhalten. Es wurde ferner vorgeschlagen, daß die 1913 abznhalten de Ausstellung des LandeSveretnS nach Oschatz verlegt werden solle. ES ist begründete Aussicht vorhanden, daß diesem Vorschläge entsprochen wird. Zwickau, 9. Juli. Eine Stiftung von 5000 Mk. hat Herr Stadtrat Karl Leonhard anläßlich seiner Ernennung zum Kommerzienrat zugunsten seiner Arbeiter errichtet. Zwickau, 10. Juli. In Wildenfels starb in seinem Sprechzimmer infolge einer Vergiftung der Stadtarzt Dr. Paul Johannes Schreiper. Er hatte, wie es heißt, ver- sehentlich eine Zyankalilösung getrunken. Der Verunglückte stammt aus Zwickau, ist 40 Jahre alt, verheiratet und hinterläßt zwei Kinder. Gemeinde- und Vereinsnachrichlen. * Dresden. In StangeS photogr. Kunstverlag, Dresden, Ostbahnstraße 6, ist daS wohlgelungene Bild des ver- storbenen Herrn KonststorialpräseS I. Plewka in Kabinett format erschienen (Preis 50 Pfg.) und ist durch die genannte Firma zu beziehen. ' SchirgiSwalde. In aller Stille ist am 6. Juli d. I. hier das König»Albert - Stift eröffnet worden. Nachdem bereits im Jahre 1908 von der Stiftungsverwaltung ein geeignetes HiuS auf der Kuhnestraße angekauft worden war. ist es nun endlich nach langen Verhandlungen ge lungen. die Stiftung inS Leben zu rufen. Die neue An- statt wird von zwei barmherzigen Schwestern aus der Kongregation des bl. Karl BorromäuS geleitet und können zunächst nur der Fürsorge bedürftige Mädchen in dieselbe ausgenommen werden. Das König-Albert-Stift verdankt seine Entstehung einer Geldsammlung unter den Katholiken der Oberlausitz im Jahre 1898 anläßlich der Feier des 70. Geburtstages und des 25jährtgen RegierungSjubiläumö deS hochseligen König» Albert. Telegramme. Dessau, 10. Juli. (Deutscher Rundflug.) Büchner ist gestern um 4 Uhr 43 Min. unter dem Jubel des nach vielen Taufenden zählenden Publikum» hier eingetroffen und um 5 Uhr 1 Minute nach Berlin weitergeflogen. Johannisthal. 10. Juli. (Deutscher Rundflug.) Büchner landete um 6 Uhr 45 Minuten unter dem losenden Beifall einer großen Menschenmenge glatt in Johannisthal. Prinz Leopold von Preußen ist auf dem Flugplätze ein- getroffen. Hamburg, 9. Juli. Heute abend 9 Uhr 10 Minuten stieg daS Luftschiff ?. 1^. 6 zur Fahrt nach Essen auf. Dieselbe führt über Münster, wo eine Zwischenlandung vorgenommen wird. Essen. 10. Juli. DaS Luftschiff »1'. VI" ist, nachdem es um 1 Uhr nachts die Stadt Osnabrück passiert hatte, morgens 4 Uhr 30 Minuten hier glatt gelandet. N in n i d e n, 10. Juli. (Meldung des Neuterschen BureauS.) Als gestern der Dampfer „Alster", nach Ham burg bestimmt, die hohe See geivinnen wollte und den Dampfer „Nynstroom", an dessen Bord sich ein Militärposten befand, passierte, forderte der Posten die „Alster" auf, Halt zu machen. Ta das Schiff der wiederholten Aufforderung nicht schnell genug nachkam, wurden auf die „Alster" ein Dutzend Schüsse abgegeben. Verwundet wurde niemand. Bar-sur-Aube, 9. Juli. In 37 Gemeinden, deren Gemeinderäte seinerzeit zurückgetreten waren, nm gegen die Abgrenzung der Weinbezirke zu protestieren, fanden heute Neuwahlen statt. Fast überall enthielten sich die Wähler der Abstimmung. London, 10. Juli. Wie die „Times" aus Teheran meldet, ist dort die Lage infolge neuer Aufstände schlecht. Der Gouverneur von Schiras drohte, heute einen Stadt teil beschießen zu lassen. In Kcrmandash hat die auf- rührerische Menge mehrere Regierungsgrbäude zerstört. London, 9. Juli. Laut hier eingegangenen Be richten haben in Hüll die Getreideverlader und anderen Hafenarbeiter beschlossen, die Arbeit morgen nicht wieder anfznnehmen, da sie von der in der vergangenen Woche er zielten Beilegung ihrer Differenzen mit den Arbeitgebern nicht befriedigt sind. M a n ch e st e r , 9. Juli. Der Aiisstand der Seeleute im hiesigen Hofen ist durch ein zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern aller Kategorien erzieltes Einver nehmen beigelegt worden. Kunst, Wissenschaft und Vorträge. j Dresden. Der Schlaper des ResidenztheaterS .Pol nische Wirüch.sit' geht Dienttag, DDnnerSlag und folgende Tage in Szene. Mi'tlvoch ist »Die E^re', Schauspiel von Hermann Sudermann. j Dresden. Zentraltheater. In zwei Demimonde- Rollen sab man Frau Else v. RullerSheim vom Wiener Theater in der Jolephstadt. Am Donnerstag gab sie in der .Blauen Maus' die Fanchon, nm S nnabend die G'ete Blnom in der Groteske »Gretchen'. Beide Stücke sind an dieser Stelle schon besprochen refp abgeurteilt worden, so daß sich ein nochmaliges Eingehen auf dieselben erübrigt. Als Fanchon schien uns die Gastin nicht die absolut geeignete Darstellerin, sie unterstrich die Courtsiaue so dick als möglich; dem Gleichen hingegen ward sie vollauf gerecht Die Besetzungen waren zum größten Teile die früheren; im ersten Stück ragte Herr Mühlberg, im zweiten die Herren Bendel) und Marlow hervor. Beide Vorstellungen waren sehr gut be sucht und brachten der Gastin viel Ehrungen ein. 2olr. Stimmen aus dem Publikum. (Ohne Verantwortung der Redaktion) Wir Chemnitzer Katholiken müssen anscheinend noch froh fein, daß die Gemeindesteuern nicht noch mehr erhöht werden — zu unseren Ungunsten. Da nur wir Katholiken getroffen werden — die jüdische Gemeinde besitzt nur eine Religionsschule in Chemnitz, die Kinder besuchen die städt. Schule — spiclt man das unschuldige Lämmchen. Tatsache ist folgendes: Bisher mußten wir Katholiken die evange lischen Schulgebäude niit bauen und unterhalten Helsen. Die Schulgebäude baute und unterhielt nämlich die politische Gemeinde. Die evangelische Schulgemeinde war „zur Miete drin". Wir ärmeren Katholiken mußten unsere Schulgebäude selbst bauen und unterhalten. In diesem Jahre ist eS anders geworden, aber nicht besser für uns Katholiken. In diesem Jahre sind die Schulgebäude von der Stadt der evangelischen Schulgemeinde geschenkt worden. Die Miete der evangelischen Schulgemeinde fällt also von nun an weg. Da konnten die evangelischen Schulsteuern um 4"/o erniedrigt werden. Die Gemeindesteuern — das trifft 16 000 Katholiken — erhöhte der Rat der Stadt um 4°/g. Dies war zu lesen im hiesigen Amtsblatte und den anderen Tageszeitungen. Das Steueramt bestätigte die Tatsache. Ja. was sagte daS zuständige Steueramt zu dem Einsprüche von Katholiken? „Ihren Einspruch gegen die Einschätzung zur städtischen Einkommensteuer haben wir zurückweisen müssen, da die Ausschreibung der Gemeinde- steuern nach 60 Prozent für das laufende Jahr 1911 dem von den städtischen Körperschaften ordnungsmäßig sestgestellten hauShaltplanmäßigen Bedürfe entspricht." Des Rätsels Lösung lautet somit: „Die politische Gemeinde Chemnitz bedarf also der Steuern der Katholiken, um der evangelische» Schul gemeinde die Schulgebäude unentgeltlich überlassen zu können." „Aus dieser Verordnung redet der Geist der Herrschsucht und Unverträglichkeit." Des Pastors Wustmann Worte wurden auf diesen Fall bezogen. Die „Chemnitzer N. Nachr." bringen den Bericht über den letzten Abend deS Evangelischen Bundes und erwähnen des Pastors Stellung nahme zu dem Artikel in der „Sächsischen Volkszeitung". Sie schreiben: „Er beleuchtete zunächst einen Artikel in der „Sächsischen VolkSzeitimg". der sich mit der letzten Versammlung des „Evangelischen Bundes" beschäftigt hatte und ganz unbegründete Vorwürfe gegen unsere städtischen Behörden enthielt, und teilte weiter die Kundgebung der letzten Dresdner Abgeordnetenversammlung sür I). Meier mit." Ob der Herr Pastor den Artikel der „Sächsischen VolkSzeitung" zur Hand gehabt und vorgelesen haben mag. Die Zuhörer hätten gewiß anders gedacht. Wo sind unbegründete Vorwürfe? Warum so tieseS Schweigen? In Chemnitz wird geschwiegen, wenn Katholiken ihre Rechte verlangen. Wer aber wird den geschilderten Tatbestand mit der Gerechtigkeit vereinbart hatten? Allerdings blüht dem Evangelischen Bunde bei der Taktik der Wetzen. Da kann bingewiesen werden aus die hohen Steuern, die die Katholiken zu zahlen haben. Hierauf treten die hiesigen