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Nr. V8 L8. Iahrg. Freitag» den 4. April Ivlv adeuds Sächsische Geschäftsstelle und Redattst«» Dresden »A. IS, <,olbeirrst»«ste «v Fernsprecher S1 ISS Voftscheükoato Leipzig Nr. 14 7W v«,«aepr»i», »«»ßas« ^ mit tllustr. BeUage vierteljährlich 2.88 In Dresden mid am» Tculsch- ftet Hau» lt.ltU 0» m Oesterreich «»«nab, « vierteljährlich 2.88 In Dresden und ganz Deutschland frei Hau» in O-slerretch 8.8U ii. rinzel - »lummer 1« z. »dir Eichiische BoliSjeituno erscheint an allen Wochentagen nachmittags. '«G Anjetgeui Nmiahme von «eschlistSa»,eigen di» 1«NY, von FamMenmizcigcn vis II Uhr dann Preis sar dlePettt-SvattzelleLK z.imStekk» metett 8« z. Famllien-Slnzeigen AI z. stür imdeiUNch geschtlebeue, sotvie duich^ru "de» Texte« nicht übe. >ehmen. Lprrchstunde der Redaktion 11-12 Uhr vorm. brccher ausgcgcbeiie blnzetgen tttnnru ! öeramwortltchtcit Mr die Richtigkeit des Einzige katholische TageszeMW Ä» GlME NrgM Ser Zentrvmsvmrel. Ausgabe ^ mit illustrierter MtteryaMmgsbeilage und reltg. WocheabeMg^ Ausgabe K uur mit der WocheabeUag». der sächsischen Zentrumspartei. Beginn: Sonntag, den 6. April, früh 11 Uhr, in Dresden Allst im Hotel „Herzogin-Garten", Ostra-Allee 15b Alle eingeschriebenen Mitglieder der ZeMrums Partei haben Zutritt. Es ist ausnahmsloses Erscheinen Pflicht! Die Not der Zeit morden regste politische Tätigkeit. Arbeiterräte und das Standeparlament. In diesen Tagen wird die Reichsregiernng wohl mit einem tzN>setzent>vnrf über die sogenannte Verankerung des Räteshsteins in der Verfassung an die Oesfentlichteit treten unb cs kann keinem Zweifel unterliegen, Laß der Entwurf in irgend einer Form Gesetz wird. Ter Plan ist ungefähr folgender: Tie Betriebsräte sollen zu Bezirksräten zn- iaunnengefaßl werden, also für sächsische Verhältnisse ein- spräche das einem Rate für die Kreishauptmannschaft, die Bezirksräte wiederum stellen den Landcsrat oder vielleicht für Preußen den Provinzrat zusammen und aus diesem acht dann der Reichsrat hervor. So ist vorläufig wohl die Organisation gedacht. Zurzeit ist noch beabsichtigt, daß diele neuartigen Arbeitervertretnngen nur die wirtschaftlichen Interessen ihres Standes wahrnehmen sollen, ohne poli tische Befugnisse zu haben, d. h. sie sollen ähnlich wie bis her die verschiedentlichen Kammern, als da sind Handwerks kammern, Handelskammern, Anwaltskammern nsw. eine Art Sachverständigenvertretung sein, die in einschlägigen Fragen um Gutachten angegangen werden, außerdem sollen sie die Verhandlungen der Arbeitnehmer mit den Arbeit gebern führen. Ms^er waren die Gewerkschaften die Organisationen, denen die Vertretung der Wirtschaftsintoressen der Arbeiter schaft obläg. Es liegt nickt im Nahmen der hier gesteliien Aufgabe zu untersuchen, wieweit die heute bestehenden Ge werkschaften in der Lage sind, den Aufgaben, die den Ar- bciterrätttr gestellt werden sollen, gerecht zu werden und ob sie an Mb für sich die Basis bieten könnten, auf der diese nenartiytZOrganisation anfgebant werden könnte. Ehr 'besseren -Orientierung dürste cs dienen, einen kurzen Rückblick auf die Entwicklung der Arbeiterräte in Deutschlkisid zu tun. Als durch die Revolution der bis herige Oörigkeitsstaat mit seinen geschlickten Machtfaktoren, König! Regierung und Volksvertretung beseitigt worden war, übernahm das revolutionierende Volk, also die Sol daten und die Arbeiter, die Macht. Sie ernannten ans rhren Reihen Beauftragte, die die bisherigen höchsten Staatspostcn verwalteten und setzten an allen übrigen Per Waltringsstellen Kontrollorgane ein, die die Tätigkeit der im Amte verbliebenen Beamten und Offiziere zu überwachen batten. Nebenher tagten größere Körperschaften, die die Rolle des Parlamentes übernehmen sollten, also 'rstens die Arbeit der Volksbeaiiftragten zu kontrollieren hasten, dann aber den erlassenen Verordnungen durch Genebmignng und Abänderung einen größeren Schein von Gesetzmäßigke'l ver leihen sollten und die im Ganzen den Willen deS revolu- tienären Volkstclles repräsentieren sollten. Nach russischem Muster nannten sich alle diese Körperschaften und Kontroll organe Arbeiter- und Soldatenräte. Im Verlaufe der Haitischen Zustände der Revolution nahmen diese A.- und S.-Räie je noch der mehr oder minder radikalen Anschauung untz- geistigen Veranlagung der Revolutionsführer die ver schiedensten Formen an. Wir haben Arbeiterräte, denen mich Vertreter sogenannter bürgerlicher Volksteilc angehmen, wir haben andererseits aber auch Arbeiterräte, die noch nicht ein mal durch eine geordnete Wahl zustande gekommen sind. Mit der Wahl der verfassunggebenden Versammlungen, alio der Nationalversammlung und in Sacksicn der Volks kammer, haben nun die jetzigen Arbeiterräte jegliche Bc> rechtigung verloren, da sich das deutsche Volk seine Regie rung und Volksvertretung zur provisorischen Verwaltung der Svaatkgeschäfte bis zur endgültigen Annahme einer neu«, Verfassung gewählt hat. Mit dev- Beibehaltung der Arbeiterratsorganisationen, wie -fie uns ans der Umwälzungszeit überkommen . sind, würde nun als dritter Machtfaktor die Klassenvertrctnng der Indirstriearbeiter auf den Plan treten, deren radikalste Elemente die Uebertvachnng der politischen Volksvertretung nnd der litis ihr hcrvorgegangenen Regierung beanspruchen. Daß 'VKsdr Anspruch ein ungerechtfertigter ist, der sich schon nicht otl- der zahlenmäßigen Zusammensetzung der Berufs- stäntzx, Hchtfertigen läßt, noch weniger aus moralischer Grmchtätzp basiert, braucht nicht besonders ausgeführt zu wertzen-.,. Daß eine ungeheure Behinderung der Tätigkeit der staatlichen Faktoren eintreten würde, ist auch ebne wei terest -borauszusehen. Die sogenannte Diktatur des s P r o l e t a r i a t s ist ein N o n s c n s, weil das Proletariat ! allein nicht die Fähigkeiten besitzt, fruchtbare politische und ^ wirtschaftliche Arbeit zu leisten und deshalb m Kürze die Diktatur eines oder mehrerer kraftvoller Persönlichkeiten cintritt, wie nur es in Rußland sehen und wie cs noch immer der Gang unvernünftig radikaler Revolutionen gewesen ist. Tie Tittatur ist überhaupt ein scljädlicher Answncbs, der in der heutigen Zeit nicht Bestand haben kann und der unr eine Episode der llmwälznngszeit bleiben kann. Die Idee der Beibehaltung der Arbeiterräte in irgendeiner Form ist aber beute schon eine so starke geworden und hat sich in den Kreisen der Industriearbeiter eine so große Anhängerschaft erworben, daß über sie nicht mehr zur Tagesordnung über gegangen werden kann. Man fordert laut und energisch nicht nur eine wirtschaftliche, sondern eine poli tische Betätigung der Körperschaften, die die Spitzen sein würden, also Zer Landesräte und des Reichsratcs. Es ver lautet auch schon, daß mau diesen Faktoren das Recht der Initiative zu Gesetzdsanträgen zugesteheu will: von da zum Vetorecht ist uur ein kleiner Schritt. Werden diese neuen gesetzgebenden .wörpcrschasteu aus der engen Basis der Industriearbeiicrichast ausgebaut, w bedeuten sie eine ungeheure Gefahr für das gesamte deutsche Staatsleben, zumal das Deutsche Reich zweifellos, wenn auch nur für eine Spanne, Zeit mit einer Rücleiitwicklung oder mindestens mit einem Stillstand seiner industriellen Entwicklung rechnen muß. Andererseits ist aber der Ge danke einer rein wirtschaftlichen Interessenvertretung des gesamten Volkes im Rahmen der Verfassung ein sehr ent wicklungsfähiger. Es gilt affo, die Basis der Arbeiterräte gehörig zu erweitern und alle Wirtschaft-Faktoren in ihrem Rahmen zur Geltung zu bringen. Kurz gesagt, es gilt, aus dem Landes-, Provinz- und Ncichsrat ein be r n s S st ä n d i s ch e s Parlament zu sit-assen, das an die Stelle der bisherigen 1. Kammern der Bundesstaaten zu treten Härte, im Reiche neben Regierung, Bundesrat und Reichstag einzugliedern chäre. Auch in den Kommunen, deren Parlamente durch die Verleihung des allgemeinen gleichen Wahlrechts mehr und mehr politisier werden und ihres wirtschaftlichen Einschlages entkleidet werden, wird sich eine rein wirtschaftliche Vertretung zur gesunden Ausbalancierung sehr notwendig machen. Die Parlamentarisierung, also die Politisierung un seres gesamten öffentlichen Lebens erheischt, um der Staats maschine die Stetigkeit zu gewährleisten, unbedingt ein Gegengewicht, das in der bcrufsständisclM Volksvertretung eine ideale Verkörperung finden würde. Der inehr oder minder größere Wegfall der Wirtschastsinteressen aus dem Parteilichen würde in Deutschland bei unseren heutigen trost losen Parteizuständen zweifellos eine Gesundung d.-r Poli tischen Zustände bringen, deren Wirkungen im einzelnen nur gealmt werden können. Wir hatten bisher mit Aus nahme des Zentrums fwütische Parteien, die letzten Endes sich ans wirtschaftlicher Basis ansbanten. So waren die Konservativen die Vertreter der Landwirtsckjaft, die Na- lionalliberalen die der Industrie, die Freisinnigen die der Handels- und Börsenkreise und die Sozialdemokraten ver- suchten nur die Interessen der Industriearbeiter. Ueber- nimint nun ein Ständehaus die Vertretung der BerufS- »nd WirtschaftSintcressen. so muß eine gänzliche Umgestal tung des Parteilebens stattsinden, -denn die Parteien wer den von dem Ballast und den verderblichen Einflüssen der Wirtschaftsinteressen beireit, ivenn auch selbstverständlich eine reinliche Scheidung nicht absolut Platz greifen wird. Kein denkender Mensch kann sich den großen Schwächen des jetzigen Wahlrechtes verschließen, dessen schädliche Folgen bei der Souveränität einer politischen Volksvertretung sich in Kürze Herausstellen werden. Die uferlosen Lohnforde rungen und das Abwandern weiter Arbeiterschichten in die politischen Streiklager weilen mit Deutlichkeit den Weg, den der Staat nehmen muß, wenn unverantwortliche politische Drahtzieher die Massen mit wirtschaftlichen Phrasen ver blenden. Sind erst einmal die Arbeiter gezlv-ungen, ich-' Standcsinteressen im Rahmen der Gesamtwirtichaft zu ve treten und lernen sie dadurch die Zusamnuchhänge und dm feinen Mechanismus des Wirtschaftsleben» kennen und tra gen sie als qeNnchtige Faktoren einen großtrn Teil der Ver antwortung, so werden sie binnen kurzem den radikalen Utopisten, die übrigens meist gar keine Arbeiter find, den Lansv.n; geben. Wenn man nur mit -'in klein wenig Wob- wollen dem Neuen, das sich da entwickelt, gegen >berst>-b . kann man sie größlen Hoffnungen aus diesen m-non i»,ü>. - lannicil Faktor sitzen. Und den Glauben - an d-m Oer:: »."'eres Volkes m-imn wir baben. iollw sonst n-.st k jegliche Arbeit am Nsi-aban ln - Denl'chen R.msi-s m.i'.oml erscheinen. !>, chm Ma» str Von H. K reis ch n: e Aa-mmtz. und NN! ,N'< rsre W.wlch-I.ch t. di? d> ?> Ten:sc,,i .Nach ml. nid jemals ?!Ü- bl habe! a. liegt nn.-unchr ', d aß n ic mit wc nöugc-, i T c-,-!»N7i.b>- bas d>. r geleisteten best mit Nm Ciaelm,steil Tie Orts?imv, NM der N m ? NspanK ch >-on Gewisiew.e csorschn! w .»-t.Nt,-,--. N.'ld >n .1 kommenden Sonnt? ge wiü nun dl» istall eines A? : rl c ilan i 'S RnKstc' und Ild wird, so hoffen nur, m st. sris-t - . Wr.gr- !e!e -.- durch Neuern naen er letzen. die Wie und Wnvie! abwägen können, baden wohl alte Vorsätze gefaßt. Landespartei in neuen Verhältnisse verlangen. Als Ivir, die Vertreter von ti Ortsgruppen dw ANch!» kreises Chemnitz am 19. März in Zwickau zusammen siche,« und cs im ersten Teil hieß, Berichten über die Ers-abningen bei den Wahlen, da stand, nach dem Abc der erste i e: Ver treter von Aue ans und schilderte: .HOliUO Stn,-::nzette1 haben wir in 21 000 Familien getragen, haben An winter lichen Erzgebirge Wege bis -10 Kilometer zurück..New die meistenckaten es nmionst. ich selbst habe in drei Tmx-n 800 Familien belegt . . ." Und das leistete eine Ow.--a-i.pp.> von 00 Mitgliedern! Wir anderen tonnten auch wn opser- srendiger Arbeit berichten, aber was Aue geleistet !-ut, das steht sicher in Sachsen, wenn nicht überhaupt, e: .,-?». da. Daß nur 519 Stimmen anfgingcn, das mag frei! ab nicht: ermutigend gewirkt haben, aber das war nicht die Schuld der Helden von Aue. Das Ergebnis, das nwllen w"- iianz neidlos- gestehen, mag sich die gegnerische Press aller Sciiattierimgen als Erfolg bucken, die durch jahrzeh Aelange Verhetzung Zentrum und Katholizismus bei der Bevölke rung und teilweise bei den zerstreut wohnenden Katholiken so in Mißkredit gebracht hat, daß eine improvisier-^ !Wahs gar keinen anderen Erfolg haben konnte. Nackchem wir? die Ursachen unserer geringen Ergebnisse in Südwestiachjerr gründlich und rückhaltlos untersucht hatten, einer vom an deren gelernt und- neue Methoden erörtert batten, da gab es nur einen begeisterten Willen: Mit friscirrm Mute zur neuen Tat! Und damit wurde gleich im zweiten Teile begonnen. Das erste und grundlegende Erfordernis ist neben Begeiste rung und Opferfreudigkeit bei den Wahlen: -Organi sation. Genügte die bisherige Parteiorganisation irc Sackten? Kann sie den Anforderungen der neuen Ver hältnisse gerecht werden? Wird sie den einzelnen Orts! gruppen in ihrer gcgenwärtiaen Struktur gerecht? Tos- wurde eing.ebend ertziterr. Das eine ist klar, daß schon die neue Wahlkreieeintc:« lung ganz neue Verhältnisse geschaffen hat, die in Ziiknnst nicht übersihen lverden tonnen. Im Wahlkreise Ehemuitü bestand nur die kleine Ortsgruppe Chemnitz, die ihrer T>-- seins widriger Umstände halber kaum iem-als froh geworonr war. Diese nahm im Wahlkreise die Leitung irr die Hand, forderte durch Rundschreiben zur sofortigen Gründung von Ortsgruppen ans, gab Winke für die Organisation und Arbeitsmethoden, weiter wurde zu einer von vielen Orten beschickten Zusammenkunft in Zwickau cingelabcm, kurz, die Verhältnisse schufen hier bereits eine engere Zusammen gehörigkeit der Ortsgruppen des Wahlkreises unter «<rner einheitlichen Leitung und eine gewisse Gliederung der Zen trale des Landes. Am 19. März wurde nun der aus der Praris heraus^r- lvachsenen Forderung Rechnung getragen. Die Ortsgrup pen des Wahlkreises schlossen sich zu einem Kr«isd«r- bande zusammen und nahmen von Chemnitz vorgelegt«- vorläufige Satzungen an. Nach ihnen tmrd der str«Dvei- band geleitet von einem siebengliedrigen Vorstände. Der >' > I I - l>! . ilW ' i ' Hl