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SiWscheNolkszeitilm Be,r>s»pret», Beilage vierteljSbrlich «10 In Deutschland frei HauS »,5« X: diertslj!lhr!ich1,^0^. In srei Ha ' " Au»gabe X mit Dresden und in Oesterreich Dresden und ganz Deutschland srei HauS 2.22 Ä; in Oesterreich -1,07 X. — Einzel-Nummer 10 Wochentags erscheint die Zeitung regelmäßig in den ersten Nachmittags!,,indem Anabhtingrges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte Zeit Anzeigen, I Annahme don Geschäft"-»,,zeigen bis 10 Uhr, von Familien anzeige» bis 1> Uhr, I Preis für die Pctit-Spaltzeilc 20 1. in: Rcklamelei! 00 I Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher auf- ! gegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichkeit für die Richtigkeit des Textes nicht übernehme», Redaktions-Sprechstunde: 10 bis 11 Uhr vormittags, I Für Rückgabe eiugesandlcr Schrittst.,nacht sich die Redaktion I nicht verbindlich: Rücksendung ersolgt. wen» Rückporto bei- I gefügt ist. Brieflichen Anfragen ist Antworlsporto beizusügen. Rr. 179 Geschäftsstelle und Redakttoo Dresden»A. 16, Hol-eiustrahe 46 Sonnabend den 7. August 1915 Fernsprecher 213t!6 11. Jahr«. aNnisesa 8 «n»s pi-iigee Stesve 34 Xellriei-innen- Lvklisgsz'! Liitkslizuiig SS t-f. 2.SS ISS >V<3«a«nübs' LänsnSLUsn»«« Verwendet I„wiiz-WiiW" Marken > auf Briefen, Karten usw Oie Bedeutung des Falles von Warschau und Iwangorod 7 er Fall Warschaus beleuchtet so recht die gegen- Wrtige Ohnmacht des russischen Heeres, das seit Beginn der molg reichen Mai-Offensive der Verbündeten in die Tefen- siee ecdrängt, trotz einer ans die außerordentliche Zähigkeit und üiic-daner des russischen Soldaten sich stützenden und »„leugbar hoch ansgebildeten Nückzugstaktik und Tefen- ueürategie der russischen Heeresleitung, nnnniehr auch die mack verloren hat, selbst außerordentlich stark befestigte Pcrtcidigungslinien mit Aussicht ans Erfolg defensiv Hal len ',» können. Bisher vermochten die schönfärberischen Wrüeiluugeu der Vierverbandspresse in einzelnen Volks weisen der neutralen Länder immerhin noch den Glauben z„ erwecken, als ob der durch die ständigen Waffenersolge immer wieder erzwungene Rückzug der russischen Armeen in uurlaud und in Russisch-Polen eineil ans strategischen Erwäg,ingeu heraus Planvoll dnrchgefübrten freiwilligen Rückmarsch derselben in neue Ausnahmestellungen bedeute. Oese Annahme hat die Nierverbandspresse in den letzten Maaten mit großer Zähigkeit geflissentlich allüberall ver backet und gefördert, um nicht allein die immer mehr an- w.icbsende Bennrnhignng in den eigenen Ländern zu er sticken, sondern ans die neutralen Völker zu betören. Tie Me des Kriegsministers Poliwano in der Duma hat dieses Trugbild jäh zerrissen, indem seither mit dem Falle von Warschau wie mit einer unabwendbaren Tatsache gerechnet neiden mußte. Nun ist die Hauptstadt Polens, die dritt größte Ttadt des russischen Riesenreiches, fest in unseren Hniden und was das wertvollste an dieser Eroberung ist, der aalt Warschaus, wohl der mächtigsten Festung unseres rimiscben Gegners, hat den Zentralmächten verhältnis mäßig äußerst geringe Blntopfer gekostet. Wohl ist die rtadt und Festung nicht ohne Kampf in unsere Hände ge sell,'», gegenüber der ungeheueren Bedeutung und Wich tigkeit dieses strategischen Punktes sind aber die hierbei ge- bnickiten Opfer verschwindend klein zu nennen. Dies be zeugt schon ein Vergleich des Falles Warschaus mit dem Falle Przemysls, dessen Gewinnung die Russen nahezu eine ganze Armee an blutigen Verlusten gekostet hat und die Meter militärisch noch strategisch überwunden wurde, viel em,In mir durch Hunger bezwungen dem Feinde in die Wilde fiel. Wohl werden auch unsere Gegner, vor allem ilire Presse, die Bedeutung des Falles von Warschau herab- zmuindern versuchen, indem sie von einer freiwilligen Räu mung der Stadt und Festung durch die Russen nach Hin te,'gick'gssnug des größten Teiles des Kriegsmaterials und der Porräte reden und schreiben werden. Alle Verkleinc- imMversuche dieses glorreichen Erfolges der Zentralmächtc werden und müssen aber vor der Tatsache zusammenbrechen, daß diese „Freiwilligkeit" der Räumung Warschaus durch die überaus mißliche militärische und strategische Lage des russischen Heeres erzwungen wurde und daß der russischen Heeresleitung, wollte sic nicht ihre Hauptmacht aufs ernsteste siefäbrden, nichts anderes übrig geblieben war, als die Lü'ickiiellinie mit einem Teile der Narcwfront zu räumen. Ä-aa bätte ihr auch angesichts der militärischen Ueberlegen- keil der Verbündeten ein weiteres Festhalten der Weichscl- fchiingen genützt? Von Lüttich und Antwerpen her kannte sie die alles zerstörende Wirkung der 42-Zenti meter-Mörser und 30,5-Zentimeter-Motorbatterien und wußte daher, daß eiii belagertes Warschau oder Jwangorod sich nur wenige Tiste höchstens Wochen hätte zu halten vermocht, und dann mit der Stadt und Festung ungeheueres Kriegsmaterial und eine Armee verloren gegangen wäre. So hat die I russische Heeresleitung den einzigen Ausweg, den ihr die Not der Lage noch belassen, beschritten und hat Jwangorod sowie Warschau, wenn auch nicht ohne harten Kampf, ge winnt und den verbündeten Truppen sowie der Armee des Prinzen Leopold von Bayern überlassen müssen. Mit dem Tille Warschaus war naturgemäß auch das Schicksal der übrigen Weichselfcstungen, Nowo-Gcorgiewsk und Jwau- jierod, entschieden, ebenso wie jenes der noch nicht erstürmten Fesliiiigsanlagcn am Unter- und Mittellauf des Narew. Es werden wohl nicht viele Tage vergehen, bis die letzte derselben in unsere Hände fällt. Jwangorods Fall bürgt auch für die endgültige Räumung des Gebietes zwischen Bug und Weichsel. Ist doch kaum zu erwarten, daß das cr- wvstc russische Heer noch westlich des Bug ernsten Wider- M MM « W (Tagesbericht siche Seite 3) Ter deutsche Einzug in Warschau Berlin, 7. August. Nach den Sonderbericht erstattern des „Lokalauzcigers" und des „Berl. Tagebl." erfolgte am 5. August iu aller Frühe der Einzug de r deutschen Truppen in Warschau. Die Forts waren stark befestigt. Die Erdwerke wiesen mehrere Voll treffer deutscher Artillerie auf. Tie Zerstörung iu der Stadt ist sehr gering. Den Deutschen wurde ein jubelnder Empfang bereitet. Auszeichnung des Prinzen Leopold Dem „Berl. Tagebl." zufolge hat der Kaiser dem Generalfeldmarschall Prinzen Leopold von Bayern, dem Sieger von Warschau, den Orden INnir la mürito ver liehen. Tcntsches Unterseeboot im Mittclmeer Nach dem „Berl. Tagebl." vermutet der „Matin", daß sich im Mittelmeer ein deutsches Unterseeboot befinde. Von diesem sei am 1. August bei Algier ein Angriff auf einen Hilfskreuzer und am folgenden Tage ein Angriff auf einen anderen Dampfer gemacht worden. Die Angriffe hätten jedeoch keinen Erfolg gehabt. Vorräte in Jwangorod Berlin,?. August. In Jwangorod haben die Russen bedeutende Mehl m e n g c u zurückgelassen. Radon: ist vollständig unversehrt, seine Fabriken wurden unmittel bar nach dem Einmärsche der Verbündeten wieder in Be- trieb gesetzt. Dagegen ist Nowo-Alexandrija durch russische Brandstiftungen sehr beschädigt. (Kriegszeitung.) Wintcrfcldzug oder nicht? Das „Berl. Tagebl." berichtet aus Kopenhagen: Ter französische Kriegsminister Milleraud hat einem Mitarbeiter des Marseiller „Nadical" auf die Frage nach einem n e u e n W i n t e r f e l d z u g erklärt, daß zwar einiges dafür, vieles aber dagegen spräche. Im Augenblicke sei keinesfalls an einen Frieden zu denken. Bis zum Herbst könnten jedoch Umstände eintrcten, die einen schnellen Friedensschluß herbeiführten. Oberbefehlshaber der französischen Orientarmec Paris, 7. August. (W. T. B.) Amtlich wird ge meldet: General Sarrail wurde zum Oberbefehlshaber der französischen Orientarmec ernannt. Neues griechisches Kabinett Nach der „Morgenpost" meldet der römische „Mes- sagero" aus Athen, daß König Konstantin Venizelos die Bildung eines neuen Kabinetts übertragen habe. Italien will gegen die Türken Das „Berl. Tagebl." meldet aus Kopenhagen: Nach einer „Matin"-Meldung soll der italienische Botschafter in Konstantinopel Garoni seine Abreise vorbereiten. Amerikas Antwort an Oesterreich-Ungarn Washington, 6. August. (Meldung des Neuter- schen Bureaus.) Die Antwort der Vereinigten Staaten auf die österreichisch-ungarische Note ist beinahe fertig und wird binnen wenigen Tagen abgesandt werden. Die Ne- gicrung der Vereinigten Staaten bleibt in der Antwort bei dem Standpunkte, den sic bereits dem Grafen Bernstorff gegenüber eingenommen hat, daß das Waffenausfuhrverbot in dieser Zeit eine direkte Verletzung der Neutralität der Vereinigten Staaten wäre. stand zu leisten versuchen wird, um so weniger als ja seine Nückzugslinieu durch das Vordringen unserer Armeen von Lublin und Eholm ebenso bedroht erscheinen, als durch die unaufhaltsamen Fortschritte der Armeen der Generaic v. Scholtz und v. Gollwitz in der Linie Loinza—Ostrow— Wyszkow. Ja, angesichts der Tatsache, daß liier sowie am Oberläufe des Bug die Verbündeten mit größeren Trup- pcnmassen bereits am rechten Bugufer stehen, so auch Wladimir Wolyuski, den Ausgangspunkt der Balm nach dem Knotenpunkt Koivel erreicht haben und vom 'Norden her die Armee von Beloiv die äußerst wichtige strategische Bahnlinie Petersburg—Wilna—Warschau bedroht, ist es immerhin fraglich, ob das russische Heer noch die Kraft auf- zubringeu vermag, sich an der Buglinie bei Brest-Litowsk zu ballen, oder ob ihm in den Sümpfen des Pripet und Tujepr ein verhängnisvolles Ende droht. Wie man sieht, ist der Fall Warschaus und der Weichsellinie von unge heuerer Bedeutung für die Entwicklung der kriegerischen Ereignisse der nächsten Zukunft. Als strategischer Punkt militärisch von höchster Bedeutung, ist auch der Besitz War schaus für die Zentralmächte politisch von überaus hohem Werte. Ist doch diese Stadt die Metropole des Königreiches Polen, auf die das sivluische Volk stets mit ehrfürchtiger Scheu und nationalem Stolze geblickt hat. Ter Besitz War schaus bedeutet Politisch die Besitznahme des Königreichs Polen und die Gewinnung des polnischen Volkes. Aber auch auf die neutralen Staaten, die noch iu den lebten Wochen vom Vierverbande heiß umworben waren, wird der Fall der Weichsellinie nicht ohne Eindruck bleiben, da er ja die militärische Ohnmacht des russischen Heeres und in direkt auch jene des gesamten Vierverbaudes auf das deut lichste zum Ausdruck bringt. Diese Staaten werden in Hinkunft den Werbungen und Lockungen des Vierverbandes noch kühler und abweisender gegenüberstehen als bisher. Entwickeln sich mit dem Falle Warschau-Jwangorods die Ereignisse so, wie sie von »ns oben gekennzeichnet wurden, dann bedeutet derselbe den Anfang vom Ende der Sieges- hofsnunge unserer Gegner. Die Argonuenkämpfe vom 20. Iuni bis 2. Iuli VIII. Aus der gesamten Front hatten die deutschen Truppen im heißen Ringen des 13. Juli die ihnen gesteckten Ziele voll und ganz erreicht. Die Höhenlinie 285 — la Fille morte — war fest iu deutschem Besitz. Der Feind hatte El Offiziere, darunter 1 Major und 9 Hauptleute, mehr als 3109 Mann als Gefangene, 2 Gebirgs- und 2 Nevolver- kanoncn, 3 t Maschinengewehre, 51 Minenwerser, 5 Bronze mörser und eine unübersehbare Menge Munition, Waffen und Gerät in unseren Händen gelassen. Mehr als 200 tote Franzosen bedeckten das Schlachtfeld und wurden von unseren Truppen in den nächsten Tagen beerdigt. In den Argonuenkämpfen vom 20. Juni bis 13. Juli wurden 116 Offiziere und über 7000 Manu gefangen ge nommen, mehr als -1000 tote Franzosen gezählt, die Anzahl der Verwundeten ist auf mindestens 5—6000 z„ schätzen. Daraus ergibt sich als Ziffer der gesamten französischen Verluste iu diesem Abschnitt rund 16 000 bis 17 000 Mann. Rückhaltlos erkennen unsere Truppen voll ehrlicher Hochachtung und Bewunderung an, mit welch zäher, todes mutiger Tapferkeit sich die Franzosen Schritt für Schritt, von Graben zu Graben und von einem Granatloch zum anderen verteidigt haben. Ob die da drüben Wohl alle wissen, für welchen Zweck sie sich schlagen? Ob sie wohl alle an das Märchen glauben, daß die eroberungslustigcn, deutschen Barbaren diesen Krieg heraufbeschworen haben, und ob sie wohl alle uns Deutsche hassen? Sicher nicht. Aber sie tun ihre Pflicht bis zum Aeußersten, bis zum letzten Atemzug, als echte Soldaten. Drum Ehre auch dem Andenken der gefallenen Feinde. Desto tiefer ist bei unseren Truppen die Entrüstung über die unerhörte Verlogenheit der französischen Berichte. Amtlich gibt die Pariser Presse bekannt: „Die Armee des Kronprinzen hat die Offensive in den Argonnew wieder aufgenommen und hat eine neue Schlappe erlitten. Der Feind, der vorübergehend in unsere vordersten Gräben eingedrungen war, wurde durch unsere sofortige Gegen offensive wieder zurückgeworfen. Die Gewinne der Deutschen