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Senat beabsichtigen soll, die von der Kammer beschlossene Abänderung der Verfassung zu verwerfen. Am 22. d. M. abends fand in der Pforte inmitten einer großen Versammlung die feierliche Verlesung des Hand schreibens und die Investitur des Großwesir und des Sckxnctis Ul Islam statt. Das Schreiben enthält einen Satz, der be'agt: Ter Sultan erwarte, daß das jtabinett die Ur- iact-en untersuchen werde, die die Unzufriedenheit in ge- lvilsc i Gegenden, namentlich in Albanien, hervorgerufen hätten und gesetzgeberische Maßregeln treffen werde, welche die dein Recht und Gesetz widerstreitende Lage ändern und die Ordnung wieder Herstellen würden. Da das Heil und die Entwickelung des Reiches von der gewissenhaften Ach tung der Verfassung abhänge, hoffe der Sultan, daß das neue Kabinett seine Kräfte auch diesem Ziele weihen werde. Es sind fast durchweg Kapazitäten aus der Zeit Abdul Hamids und vor der Revolution, die die Führung des Staali-'ruders in die Hand genommen haben. Das Zu standekommen der Kabinettsbildung vecmschaulicht die Nie derlage der bisher an der Macht gewesenen Jungtürken, die unter dem Kommando der Juden und Freimaurer das Reich fast mi den Rand des Abgr, ndes gebracht haben. >< o n st a n t i n o p e l, 24. Juli. Der Ministerrat hat beschlo'ien, die militärischen Operationen in Albanien so fort einzustelle» und eine Kommission unter Führung des Albanesen Neschid Akis Pascha nach Albanien zu entsenden. Außerdem hat er die Aufhebung des Belagerungszustandes über Konstantinopel, der seit drei Jahren besteht, und den Erlaß einer Amnestie beschlossen. Ter neue türkische Großwesir Ghasi Achmed Muk- tar Pascha ist 1832 in Brnssa als Sohn eines höheren Zivil- beamten geboren. Er wurde 1854 Offizier, war während des Krimkrieges Adjutant, dann Lehrer der Militärwissenschaf ten an der Militärschnle (Harbij6 Mekteb), wurde 1865 Erzieher des Lieblingssohnes des Sultans Abdul Aziz, des jetzigen Thronfolgers Prinzen Iussiif Jzzeddin, 1867 türki scher aom-missar an der montenegrinischen Grenze und Oberstlenlnant. 1870 zweiter Befehlshaber der Expedi tion nach Jemen, 1871 Oberbefehlshaber daselbst und Muschir. 1873 Kommandant des 2. Armeekorps und 1874 dec- 1. In den Jahren 1875 bis 1876 Oberbefehlshaber in der Herzegowina, wurde er im Dngapaß von den Montene grinern empfindlich geschlagen, war jedoch 1877 beim Aus bruch des russischen Krieges wieder Oberbefehlshaber in Erzeriii». Er besiegte die Russen am 21. und 22. Juni bei Elbar. am 25. bei Sewin, zog am 10. Juli in das entsetzte Kars ein, schlug am 18. August einen Angriff der Russen zurück und eroberte am 25. August ihre Stellung bei Basch kadiklar. Für diese Siege erhielt er vom Sultan den Titel ..Ghali" lder Siegreicl>e). Am 15. Oktober auf dem Alad- scliaberg und 1. November bei Dewe-Bojun von den Russen geschlagen, wurde Mnktar Pascha abberufen, um die Ver teidigung von Konstantinopel zu leiten, und im September 1878 nach Kreta geschickt. Nachdem er den dortigen Aufstand gedämpft hatte, wurde er znm Oberbefehlshaber in Thessa lien und Epirus, 1879 znm Gouverneur in Monastir er nannt und 1881 als türkischer Oberkoinmissar nach Aegyp ten geschickt. Diesen Posten hat er bis 1909 bekleidet. Vor etwa einein Jahre wurde er als Nochfolger Said Paschas Präsident des Senates. Achmed Mnktar ist der Vater des in der letzten Zeit vielgenannten Generals Mahmud Mnk tar. von dem es jüngst hieß, daß er zum Nachfolger des Kriegs-Ministers Mahnind Schcfket Pascha ausersehen sei. Deutsches Reich. DrcKvc-n, bcr. 24. Juli 1912. — Der deutsche Kaiser nahm am 23. d. M., wie aus Balenrand telegraphisch gemeldet wird, die Vorträge der Cliefs des Militär- und des Marinekabinetts, sowie des Ge sandten v. Trentler entgegen. Nachmittags fand ein Wett- rndern der Mannschaften statt. Später hörte der Kaiser den kriegsgeschichtlichen Vortrag des Generals Dickhuth. — Der deutsche Staatssekretär Dr. So!f würbe in Kapstadt vom Kommandeur der Truppen in der Kapkolonie, General tzickmann, und von dem Administrator bei Kap- Provinz empfangen. Er begab sich dann nach Constanzia. — Der NeichstagSabgeordncte Dompropst Dr. Schädler, Mitglied des Zentrums und Vertreter des Wahlkreises Bam berg Et an Zuckerrnhr schwer erkrankt. — Für die RnchStagScrsatzwahl iu Pfarrkirchen war ein Wahlkomprorniß zwischen Zentrum und Bauernbund geplant, das ober in letzter Stunde gescheitert Et, weil die Vertreter der Bnndler sich weigerten, eins Erklärung gegen die Sozialdemokratie abzugeben. — Für die Landtagsersahwahl in Bereut Pr -Stargarv, die durch den Tod des nationalliberalen Abgeordneten Hobrecht notwendig geworden ist stellten die deutschen Parteien den Bürgermeister Eichhart aus Dirschau auf. Seine Wahl kann als gesichert betrachtet werden. — Versicherung de- Reiches gegen Schaden aller Art. Ueber die Versicherung des Reiches gegen Schaden aller Art sind, wie wir der „Post" (Nr. 339) entnehmen, von den in Betracht kommenden Reichsverwaltungen nachstehende Grundsätze ausgestellt worden. Das ReichSetgentum soll gegen Fenersgesahr nur da versichert werden, wo ein Ver- sicherungSzwang auf Grund gesetzlicher oder vrtsstatutarischer Bestimmungen oder auf Grund von Verträgen besteht. Nur das Eigentum solcher Institute, die lediglich eine bestimmte Dotation aus der Reichskasse beziehen und mit dieser und den ihnen etwa aus sonstigen Quellen zufEeßenden Ein- nrhmen sich selbst unterhalten müssen, ist künftig gegen Feuersgefahr zu versichern. Ausnahmsweise dürfen indes Versicherungsverträge abgeschlossen werden, wo besondere örtliche Verhältnisse solche notwendig erscheinen lassen, wie z.B. im Ausland? wegen mangelhafterFeuerwehreinrichlungen. — Dir Inkraftsetzung von Vorschriften der Reichsver- sichrrnngsordnung. Durch Kaiserliche Verordnung ist folgen des bestimmt worden: Tie Vorschriften deS zweiten Buches der Reichsversicherungsordnung über die Errichtung, Aus gestaltung. Vereinigung, Ausscheidung, Auflösung und Schließung von Krankenkassen und das Verfahren dabei treten, soweit sie nicht schon in Kraft gesetzt worden sind, mit dem Tage der Verkündigung dieser Verordnung, jedoch unter der Maßgabe in Kraft, daß die allgemeinen Orts- krankenkassen uird die Landkraukenkassen, sowie solche Aende- rungen in der Organisation bestehender anderer Kassen, die nicht durch die Vorschriften des Krankenversicherungsgesetzes bedingt sind, erst mit dem 1. Januar 1914 ins Leben treten. Die Vorschriften der Reichsversicherungsordnung über Kassenvereinigungen der im 8 414 der Reichsversicherungs- ordnulig bezeichneten Art treten mit dem 1. September 1912 in Kraft. Die Vorschriften des dritten Buches und die zu ihrer Durchführung erforderlichen anderen Vorschriften der Reichsversicherungsordnung (Unfallbersicherung) treten mit dem 1. Januar 1913 in Kraft. Alle bestehenden Gemeinde krankenversicherungen sind mit Ablauf des 31. Dezember 1913 zu schließen. Alle bestehenden Ortskrankenkassen für einzelne oder mehrere Gewerbszweige oder Betriebsarten oder allein für Mitglieder eines Geschlechtes, sowie alle be stehenden Betriebskrankenküssen nnd Jnnungskrankenkassen, die nach den Verordnungen der Reichsversicherungsordnung zugelassen werden wollen, haben den Antrag auf Zulassung bei ihrem Versichcrungsamte spätestens bis zum Ablaufe des 31. Dezember 1912 zu stellen. Die den eingeschriebenen HilfSkassen nach 8 75 n des Krankenpersicl-erungsgesetzes ansgestellten Bescheinigungen werden, soweit diesen Hilss- kassen nicht bereits vorher als Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit eine Bescheinigung, nach 8 914 Absatz 2 der NeichLversicherungsordnung erteilt worden ist, mit deni Abläufe dos 30. Juni 1914 ungültige — Tie Erhöhung der Mannschaftslöhnung. Die Er gänzungeu zum Reichshaushaltsetat bringen die lang ersehnte Erhöhung der Mannschaftslöhnung,. Die Erhöhung erstreckt sich auf die Bezüge der Kapitulanten, Gefreiten und Gemeinen des Friedensstandes, sowie auf die Unteroffiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes. Die neue Löh nung die vom 1. Oktober ab gezahlt werden wird, ist nach der Dienststellung des einzelnen Mannes verschieden be messen. Tie berittenen Waffen sind dabei etwas besser ge stellt als die Fnßtruppen, da der Mann für die Pferdepslege mehr Putzzeug benötigt. So stellte sich die Löhnung für Kapitulanten, Gefreite nnd Gemeine bei den berittenen Waffen ins jährlich 198, 144 und 126 Mark, während die gleichen Stellen bei den Fnßtruppen 180, 126 und 108 Mk. erhalte». Die Obergefreiten der Fußartillerie beziehen 180 Mark, wie die Kapitulanten der Fnßtruppen, die Oeko- nouiiehandwerker 108 Merk im Jahre. Spielleute als Ge freite sind wie.diese gestellt. Tie Fahrer der Artillerie, der Maschinengewehrtluppen und der sonst mit Fahrzeugen ausgerüsteten Trnppengnttnngen beziehen als Gefreite 144, als Genieine 126 Mark. Vom Sanitätspersonal erhalten die Sanitätsgefreiten künftig 198 Mark, wenn sie äecitten, 180 Mark, wenn sie nicht beritten sind. Zugleich rsr auch das Uebnngsgeld für die unteren Offizierschargen des Be- nrlanbtenstandes erhöht worden. Nach den bisherigen, völlig unzureichenden Sätzen standen dem Leutnant täglich 2,50 Mark zu, dein Oberleutnant nnd den Ober- und Assistenzärzten 3 Mark täglich. Die jetzt vorgesehene Er höhung hält sich in bescheidenen Grenzen. Die genannten Offiziersgrade erhalten künftig sämtlich 4 Mark pro Tag. Unterärzte, Unterapotheker und Unterveterinüre sind von t,50 Mark ans 2 Mark gesetzt worden. Schließlich hat noch die Arrestantenlöhnung der Mannschaften — der eine Strafe verbüßende Man» bekommt verminderte Löhnung — eine Erhöhung von 30 auf 40 Pfennig täglich erfahren. Ebcn- o ist die Krankenlöhnnng. die der Lazarettverpflegung wegen ebenfalls nur einen Bruchteil der ordentlichen Löh nung ausniacht, von 3 ans 5 Pfennig täglich erhöht worden. — Der katholische Adel hat sich bisher, wie Abgeord neter Erzberger klagt, unseren Kolonien ferngehalten. Ab geordneter Erzberger weist ans die lange Liste protestanti- cher Adeliger bin, die sich in Südwcstafi ika angesiedelt haben nnd tragt: Wo bleibt der katholische Adel? „Nament lich der katholische Hochadel sollte sich mehr für die Kolonial- pvlitik interessieren: für seine nachgeborenen Söhne wäre hier ein weites Feld fruchtbarer Tätigkeit. Nachdem der Kaiser mit gutem Beispiele vorangcgangen ist und in Süd west eine Farm gekauft hat, dürften unsere Adeligen folgen. In Ostasrika gibt es noch genügend gute und gewinnbrin gende Pflanzungen; Kamerun vollends ist nnd bleibt unsere beste Kolonie, die sich immer mehr mit ihren reichen Natnr- ähätzen erschließt. Als Katholiken wollen wir nirgends im Rückstände sein, auch nicht bei der Erschließung der Schutz gebiete." — Kilicmatographic i» den höheren Schulen. Auf An regung des Kultusministeriums werden jetzt Versuche dar über angestellt, in welchem Umfange sich die Kinemato graphie im Unterrichte der höheren Schulen verwenden läßt. Ein bekannter Großindustrieller aus der Rheinnprovinz hat zu diesem Zwecke zwei vollständige kinematographische Ein richtungen z..r Verfügung gestellt, von denen die eine dem in der alten Urania nntergebrachten Fortbildungsinstitut sin Oberlehrer nnd die ander« den höheren Schulen von Groß-Berlin als Wanderc-vparat überwieseit worden ist. Ten großen Firmen für wissenschaftliche Kinematographie ist gleichzeitig Gelegenheit gegeben worden, ihre für die Vor führung von Ferienkursen nnd in bestimmten Zeitinter- vallen vor de.i Oberlehrern zu demonstrieren, dannt diese über das ihnen zur Verfügung stehende Material auf dem Laufenden bleiben können. — Schwere Angriffe gegen die nationalliberalc Reichs- tagofrnktivn erhebt der frühere liberale Parteisekretär Jo- hannsen im „Tag". Er will nicht in Vergessenheit geraten lassen, „daß am 13. Februar 1912 die nationalliberale Frak tion des badischen Landtages einstimmig beschloß, an den Vorstand der nalionalliberaten Fraktion des Reichstages folgendes Telegramm zu senden: „Wir beklagen einstimmig und auss tiefste den Beschluß der Fraktion, sich an der Bil dung des NeilhStagspräsidiininL nicht weiter beteiligen zu wollen, nnd bitten dringend, an dem Zusammengehen dec Linken fcstzuhalten". DaS „Zusammengehen der Linken'' ist der Großblock im Reiche: die Badener erhoben Anspruch auf ihn wie auf ihr gutes Recht. Man soll nicht vergessen, daß in jenen Tagen das Organ der badischen Nationalliberalen, die in Karlsruhe erscheinende „Badische LandesJeitg.", mit einer nicht nnsynipathischen Kühle der Berechnung und mit vollkommener Zielsicherheit schrieb: „Die letzten Ereignisse haben uns im Süden gezeigt, welche ungeheuren Schwierig keiten im Norden noch zu überwinden sind, bis der Gedanke an einen einheitlichen Aufmarsch der Linken sich durchzu setzen vermag. Wir wollen darüber aber nicht vergessen, daß auch bei uns im Süden der Großblock nicht sofort fertig in die Erscheinung trat. Wir »vollen den Mut nicht verlie- ren und uns mit Geduld wappnen, bis auch im Reiche dir Stunde der Scheidung in Links und Rechts schlägt." — Die badischen Rattonalltberale« haben sich nun entschlossen, doch noch am Großblock festzuhalten. Wenigstens hat der nationale Partetches Rebman auf einem Sommer- fest in Emmendingen ein Loblied auf die Sozialdemokratie gesungen, die „beim ganzen Budget vom ersten bis znm letzten Tage fleißig und eifrig an der Arbeit für den Staat sich betätigt habe." Die Ablehnung des Budgets sei eine leere Demonstration gewesen und könne die nationalliberale Partei nicht daran hindern, auch fürderhin mit der Sozial demokratie Hand in Hand zu gehen. Der Kampf gegen die Sozialdemokratie habe rein gar nichts genützt. — Also man will in Zukunft überhaupt auf jeglichen Kampf gegen die Umsturzpartei verzichten I Warum löst sich denn die nationalliberale Partei Badens nicht gleich aus und empfiehlt n nationalliberalen Wählern, sich sozialdemokratisch zu ganisieren? Das wäre die letzte Konsequenz! Wir zweifeln gar nicht daran, daß zahlreiche nationalliberale Wähler aber schon jetzt nicht mehr mitmachen werden, wenn ihr Parteichef erklärt: der Kampf gegen die Sozialdemokratie hat nichts genützt, wir müssen ihn einstellen. DaS ist eine Bankrotterklärung! — Zur Sparsamkeit bei Schulbauten fordert ein ge meinsamer Erlaß des preußischen Kultusministers und des Finanzministers auf. In dieser Verfügung heißt eS: In Zukunft kann Gesuchen der Schulunter haltungspflichtigen auf Bewilligung von Staatsbeihilfen zu Neu- und Er- weiterungsbauten nur dann näher getreten werden, wenn sich diese Bauten an Umfang und Art ihrer Ausführung im Rahmen der notwendigen Bedürfnisse Hallen und wenn sie mit der erforderlichen Sparsamkeit ausgeführt werden. — Nürnberg rüstet sich den 8. Deutschen Sänger bundestag würdig zu begehen. Schon seit langen Monaten ist eifrig gearbeitet worden, auf daß das Fest, welches alle fünf Jahre stattfindet (bisher in Dresden, München. Hamburg, Wien, Stuttgart, Graz, Breslau) einen glanz vollen Verlauf nehme; nach der Zahl der ein getroffenen Anmeldungen ist dies auch mit Sicherheit zu erwarten. Haben sich doch von 5680 Vereinen mit nahezu 200000 Sängern, die der Deutsche Sängerbund umfaßt, über 1700 Vereine mit 38 000 Sängern und 1500 Fahnen, davon aus Sachsen allein über 8500 Sänger angesagt. Der Deutsche Sängerbund steht unter der Leitung eines Gesamtausschusses — Vorsitzender Rechtsanwalt Friedrich List (Reutlingen) —, dem aus Sachsen folgende Herren angehören: Prof. F. B. Gelleit (Leipzig). Königl. Musik- direktor Prof. Hugo Jüngst (Dresden), Dirigent des Julius- Otto-Bundes (Dresden) und Ehrenliedermeister des Dresdner Männergesangvereins, und König!. Musikdirektor Gustav Wohlgcmuth (Leipzig). Sachsen stellt auch die größte Zahl der Sänger. Die meisten fahren mit Sonderzug am nächsten Sonnabend nach Nürnberg. Aus dem Auslande. Oesterreich-Ungarn. — Eine neue Kundgebung Tiszas. Graf Stefan Tisza empfing auf seinem Schlosse die Vertreter von 28 Gemein- den des Ugraer Wahlbezirkes, die ihm ihre Glückwünsche zur Errettung von dem Attentate des Abgeordneten Kovacs darbrachten. Graf Tisza nahm die Gelegenheit wahr, um sich nnd die Negierung gegen die im „Magyar Hirlap" er schienenen Angriffe des Grafen Andrassy zu verteidigen. Graf Andrassy hatte in diesen Artikel eine Parallele zwi schen englischen nnd ungarischen Parlamentsverhältnissen gezogen, wobei Graf Tisza als Präsident und Lukacs als Ministerpräsident nicht gerade gut abkvnnnen. Bemerkens wert ist in dieser Rede die Mäßigung, die sich Tisza auf erlegt. indem er auch an die „patriotische Einsicht" der Opposition- appelliert, damit die innere Ruhe wieder herge stellt lverde. Ist nun auf Tiszas Seite eine mildere Auf fassung zu konstatieren, so ist dies nicht auf der Seite der Opposition der Fall. In politischen Kreisen Ungarns er regt ein leidenschaftlicher Zeitungsangriff des gewesenen Staatssekretärs Mezössy gegen den Grafen Tisza Aufsehen, der niit dem Losungsworte schließt: „Die Oposition darf mit der Negierung keine Friedensverhandlungen anbahnen." Mezössy stellt das Prognostikon, die Herbstsession werde im Zeichen des unerbittlichen Kampfes beginnen. Die Einlei tung des Kampfes werde in der Delegation in Wien erfol gen und man werde ja sehen, ob der Präsident der Delega tion Baron Lang die Opposition durch Wiener Polizisten lverde hinausführen lassen wie Tisza in Budapest. „Siegen oder mit Ehren untergehen" — das sei, schreibt Mezössy, die einzige mögliche Taktik der Opposition. — Die Herrschaft des Kommissars Cuvaj in Kroatien, die eine Gewaltherrschaft ist, war von der „Neichspost" und der „Arbeiterzeitg." gebührend gekennzeichnet »vordem Diese beiden Zeitungen wurden zur Strafe in .Kroatien verboten. Niederlande. — Die internationale Wechselkouferenz ist am 23. ds. geschlossen worden. Die Konvention zur Einführung eines einheitlichen WechselrcchteS wurden unterzeichnet von Deutsch- land, Oesterreich-Ungarn, Belgien, Brasilien, Bulgarien, Chile. Dänemark. Frankreich. Luxemburg. Mexiko, Montenegro, Norwegen, Nicaragua, Paraguay. Rußland. Schweden, den Niederlanden, der Schweiz, der Türkei und Italien. Mehrere andere Staaten haben die Unterzeichnung für die nächste Zeit in Aussicht gestellt. Frankreich. — Die Analphabeten in der französischen Armee. Dem „Echo de Paris" zufolge befinden sich nach einem Bericht der Korpskommandeure unter den 236 637 Rekruten im vorigen Jahre 13626 Analphabeten, also 6 66 Prozent. Die größte Zahl der Analphabeten weist das 6. Armeekorps auf, nämlich 1226. Partugal. — Zur Mouarchisteubeweguugi« Portugal. Meldungen au« Tuy berichten, daß in ganz Portugal Mafsenverhaftungen