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Sächsische Volkszeitung : 28.05.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190405283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040528
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-05
- Tag 1904-05-28
-
Monat
1904-05
-
Jahr
1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 28.05.1904
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2 034 511 548 Mk. Zur Bestreitung einmaliger außer ordentlicher Ausgaben sind 152 Millionen im Wege des Kredits flüssig zu machen. Insoweit die von den Bundes staaten auszubringenden Matrikularbeiträge für das Rech nungsjahr 19114 den Betrag von 219 650 000 Mk. über steigen, wird der Reichskanzler ermächtigt, deren Erhebung vorerst für dieses Rechnungsjahr auszusehen, bis der zur Deckung dieses Bedarfs für dasselbe nach den wirklichen Ergebnissen des Reichshanshalts erforderliche Betrag fest- gestellt ist. Der Haushaltsetat der Schutzgebiete wird auf 42 877 570 Mk. festgesetzt. — Tie Hauptversammlung der Deutschen Kolvninl- gesellschast wurde am 20. Mai in Stettin vom Herzog Jo hann Albrecht zu Mecklenburg eröffnet. Botschafter a. D. Tr. von Hollebeu wurde einstimmig endgiltig zum geschäfts- sührenden Vizepräsidenten gewählt. Regierungsrat Tr. Jacob; trat mit Wärme dafür ein, das; in den deutschen Schutzgebieteil Regiernngsfchulen errichtet werden. — Die Reichsverivallung hat die Maßnahmen, welche in Preußen znr Bekämpfung des Kurpfuschertums getroffen sind, deil Einzelregieruugen zum Studium und znr Nück- äußerung überwiesen. — Tic Apotheker Deutschlands beabsichtigen, eine Handelsgesellschaft mit beschränkter Haft ins Leben zu rufen. Der Zweck derselben ist der gemeinschaftliche Ein kauf von gewissen Ehemilalien, Nährmitteln. Spezialitäten, Verbandsstoffen m'w., sowie die gemeinschaftlichen Pro duktionen. Aras v. Posadowskh sagte bei Eröffnung der achten Hauptversammlung des Deutschen Zentralkomitees znr Er richtung von Heilstätten für Lungenkranke, daß die Zukunft dem Volke gehören werde, welches sich körperlich am wider standsfähigsten und damit am wehrfähigsten erhält. Wer deshalb dafür kämpfe, den Massen Leben und Gesundheit zu erhalte», der kämpft für die Stärke und die Zukunft des Vaterlandes. Dazu schreibt eine vielfach abgedruckte sozialdemokratische Parleilorrespondeuz: „Tamil sind die „oalerlandslose» Oieselle»" vom Ministertisch ans in der denkbar vollkommensten Weise rehabilitiert worden. Denn wer anders kämpft dafür, „den Massen Lebe» and Ojesnndheir zn erhalten", wer anders kämpft also „rar die Stärke nnd die Znknnft nnseres Vaterlandes", als die demsche Arbeiterbewegung als die deutsche Sozialdemokratie!" Es ist der alte Trick! Die Arbeiterbewegung wird mit der Sozialdemokratie verwechselt, trotzdem sie beide grund verschieden sind. Die Arbeiterbewegung kämpft für die Erhaltung von Leben und Gesundheit der Massen, die Sozialdemokratie aber nur um die wirtschaftliche und poli tische AUeinherrschast. Posadowsky hat damit die Sozial reform, aber nicht die des Millionärs Singer mit seinem berüchtigten Wohlwollen für die Arbeiterinnen „rehabiliert". Wer verquickt Politik und Religio»? Die gesamte »katholische Presse antwortet darauf einmütig: Das tun nur die Katholiken, deshalb heißt man sie auch „Ultra- inontaneu". Wir haben in den letzten Tagen Tatsachen erlebt, welche beweisen, daß rein politische Angelegen heiten von amtlicher protestantischer Seite benutzt werden, um in der K i r ch e Politik zn treiben. Zu Straßbnrg hatte der ehemalige Hosprediger Stöcker für den Fest- gotteSdiensi. der die dort stattfiudeude 40. Zahresversamm- lung der Südwestdeutschen Konferenz für Innere Mission am l. Zun; einleiten soll, die Festpredigt übernommen. Zn diese Zeit fällt nun die Stichwahl zwischen den Kandi daten aller Liberalen Blnmenthal und den Kandidaten der katholischen Landespariei Hauß. Stöcker forderte in seinem Blatte „Das Voll" seine christlich sozialen Parteigenossen auf, sür Hans; zn summen. Daraus hat der Präsident deö Direktoriums der Kirche Augsburger Konfession, I)r. EnrtiuS, am 21. d. M. in einem Briese an Stöcker ans seine Fest predigt verzichtet und zwar ausdrücklich unter Hinweis auf seine Stellung im Wahlkampfe. Es ist also ein Verbrechen, ein Verrat am Protestantismus, wenn ein protestantischer Geistlicher empfiehlt, aus politischen Gründen einem katho lischen Kandidaten seine Stimme zn geben. Hier wird von amtlicher protestantischer Stelle die Konfession direkt in die Politik hineingetrageu! — Ein zweiter Fall! An den beiden Psingstfeiertageu wurde von den Kanzeln der braun schweigischen Kirchen die famose Kundgebung des deutsch evangelischen KirchenanSschnsses verlesen. Wir haben seiner zeit airsgeführt, wie sia, diese Kundgebung in gehässigen Verdächtigungen gegen Znslitntionen der kath. Kirche, die sie kurzweg die „römische" zu neunen beliebt, ergeht nnd gegen die ReichSregiernng scharfe Stellung nimmt. Eine rein politische Angelegenheit wird also von amtlicher Seite benützt, nur in der Kirche Politik zu treiben! Da gegen findet kein Blatt, das sonst stets die Katholiken zn tadeln versucht, ein Wort des Tadels. Nun freilich, man hatte auch nichts eiuzuwenden, als jüngst der „Evangelische" Bund in Frieseirheim die protestantische Kirche zn einer politischen H e tz v e r s a m m l n n g gegen die Katholiken nicht nnr, sondern auch gegen den Reichskanzler mißbrauchte. Politik und Religion verquicken nämlich nnr die — Katholiken. — Der Internationale Baniuwoll Kongreß faßte am 20. d. M. einstimmig folgende Beschlüsse: Der erste Zuternatioirale Kongreß der Bannrivollindtrstrieellen gibt seiner Ueberzengung Ausdruck, daß die große Preissteigerung der Banwwollc eine ungeheure Belastung aller Verbraucher dieses Rohstoffs bildet, nnd fordert daher den von ihm zur Wahrung der Interessen der gesäurten Baunuvollindilstrie gewählten Ausschuß auf, er möge alle hier vertretenen Vereinigungen, die verwandten Zndustrici, und die Bevölkerung ün allgemeine», sowie die Re gierungen aller europäischen Industrie-Staaten über die unbedingte Notwendigkeit einer größeren Baumwollversorgung belehren nnd ihre Shnrpathie und werktätige Unterstützung für alle mit Aussicht auf Erfolg und wo auch immer unternommene» Bestrebungen zur Ausdehnung des Baumwollbaus wachzurufe» versuche», da der Kongreß tstr festen Neberzeugrnrg ist, daß die Vermehrung der Rohstoffversorgung für die Erhaltung der Baumwollindustrie, von der das wirtschaftliche Gedeihen der Staaten Europas in so hohem Grade abhüngt, unerläßlich ist. -- Der Kongreß spricht gleichzeitig denjenigen Regierungen und Institutionen seine dankbare Anerkennung aus. welche dem Baumwollbau in den Kolonien ihrer Länder bereits Förderung haben angedrihen lassen. Rach eingehenden Beratungen der dnrch die Termin- sveknlation in Baumwolle geschaffenen Lage beschloß der Kongreß, der von ihm gewählte Ausschuß möge die Auf merksamkeit der Vorstände der Baumwollbörsen von New Uork. New Orleans. Liverpool nnd Alexandria auf die großen Uebclstiinde lenken, die durch die enorme Baumwoll- spekulativ» hervorgerufen werden, und dies« weiter auf fordern. dahin zu wirken, daß Personen, die weder als Pflanzer noch als Händler. Spinner oder Weber am Baum wollhandel interessiert sind, verhindert werden, zum Schaden aller beteiligten Industrien ihre Manipulationen auf dem Bauinivollmarkt auszuführen. Der Ausschuß möge auch die Hilfe der Negierungen aller Staaten in dieser Frage anrufen nnd überhaupt alle Schritte unternehmen, die geeignet sind, in dieser hochbedentsainen Angelegenheit Ab hilfe zu bringen. — Fürst BiSmarck wird mm auch als Gegner des direkten und geheimen Wahlrechts von konservativer Seite ansgespielt. Die „Kreuzzcitung" veröffentlicht einen Aufsatz des preußischen Herrenhausmitgliedes E. v. Diest, welcher diesem Zwecke dient. Darin wird ein Gespräch desselben mit Fürst Bismarck im Jahre 1807 mitgeteilt; er soll damals dem Gewährsmann i» EmS gesagt haben, daß dieses Wahlsystem lediglich ein Schachzng gegen Oesterreich gewesen sei; etwas Liberaleres könne Oesterreich als Paroli dem gegenüber nicht bieten. Er, Bismarck, müsse alle Parteien Deutschlands auf seine Seite bringen. Ans die Entgegnung, daß ein solches Wahlsystem kein Volk er tragen könne, erwiderte Bismarck: „In der Theorie stimme ich Ihren Gegengri'mden vollständig bei, und wenn das Wahlsystem in einigen Zähren nicht mehr nötig sein wird, und wenn es mir nicht mehr gefällt, so nehme ich es wieder zurück!" v. Diest trat damals sür das Drei- klassemvahlsysiem ein. BiSmarck bemerkte dazu, daß er das System der direkten geheimen Wahl wieder ändern werde, falls der richtige Zeitpunkt gekommen sein würde; er tat es aber später nicht, vielleicht — so meint v. Diest — aus denselben Gründen wie 1807! Der Zweck dieser Er zählung ist, das konservative Bestreben nach Abschaffung des direkten und geheimen Wahlrechtes in Einklang mit der Vismarcksche» Anschauung zu bringen. Die Schluß folgerung hinkt aber. Wenn Bismarck 1807 aus taktischen Gründen für die direkte nnd geheime Wahl war, so würde er jetzt ans politischen Gründen gegen eine Abschaffung desselben sein. Die Zeiten des halben Absolutismus sind vorüber. Wir leben in einem konstitu tionellen Staate. Trotz der 78 sozialdemokratischen Mandate, trotz des offensichtlichen Bestrebens der Sozialdemokratie, die „Verhandlungen des Reichstages zn lähmen und damit die ganze Gesetzgebung zn hindern", wäre jede reaktionäre Maßregelung der Wählermassen ein Unrecht gegen diese und würde sich bitter rächen. Im übrigen wäre es sehr traurig, »venu die bürgerliche»; Parteien die Hoffnung sinken ließen, dnrch eine energ'nche soziale Gesetzgebung der Sozial demokratie die drei Millionen Stimmen wieder zu ent winden. Freilich, wenn man das Verhalten der protestan tischen Geistlichen in Straßbnrg betrachtet, wie wir an anderer Stelle ansführen, die ii; der Person deS I)»-. Eurtius durch ihr Vorgehen gegen den Hofprediger a. D. Stöcker amtlich erklären, daß sie „lieber rot als schwarz" haben — dann müßte nun; daran verzweifeln. Denn David Blumen thal — der Name klingt sehr verdächtig — ist ein der Sozialdemokratie verwandter Demokrat. Ans jeden; Fall ist cs aber eine Heuchelei bei Festhalten der Devise „lieber rot als schwarz" sich darüber zu beklagen, daß so viele Sozialdemokraten im Reichstage sitzen. Vielleicht könnte uns Herr v. Diest noch mitteilen, was Fürst Bismarck von solchen evangelischen Geistlichen gesagt hätte. — Zn Prcnßcn bestehen gegenwärtig 34 Znnungs- vcrbände. Davon ist der Zentralverband deutscher Bäcker- innnngen „Germania" mit 995» Zmumgei; und 43 547 Ver bandsgenossen der bedeulendste, ihn; folgt der Deutsche Fleischerverband mit 1054 Znnnngei; und 35 208 Verbands genossen. Zu weitem Abstande folgt der Bund deutscher Schneideriilnnngei; mit 20 473, der Bund deutscher Barbier-, Friseur- nnd Perückenmacher Zmumgei; mit 15 477 und der Bund deutscher Schuhmacher-Innungen mit 12 398 Vcr- bandSgenosse». Die übrigen Verbände haben unter 10000, verschiedene voi; diesen sogar nur einige Hundert Verbands- genosse». — Zn der Sitzung deS 15. Evangelisch-sozialen Kon gresses zu Breslau erstattete an; 25. d. M. Pastor von Vroecker Halle a. S. Bericht über das Thema „Die religiöse Krise in der Arbeiterschaft" und schilderte die Gründe, »reiche der moderne Arbeiter gegen das Christentum an- siihrt, sowie die Mittel, in» die Arbeiterschaft de»; Christen tum wiederzngewin»en. Zn der Ahendversaminlnng sprach Pfarrer Lir. Tranb-Tortmnnd über „Tie Organisation der Arbeit in ibrer Wirkung ans die Persönlichkeit". An den Vortrag knüpfte sich eine lebbaste Debatte, an welcher sich Geheimrat Goerke, Professor Tr. Harnack, Pfarrer Nau mann nnd Tr. Wagner-Berlin beteiligten. — Zn der Sitzung vom 20. Mai erstattete Generalsekretär Pastor Lic. Schiieeinelcher-NllniinelSbnrg den Jahresbericht, nach dem der Kongreß 850 Mitglieder zählt. Soda»;;; referierte»; Privatdozent Tr. L. Bernhard-Berlin nnd Fabrikbesitzer Freese Berlin über das moderne Lohnsystem und die Sozial- resvrin. Tr. Bernhard trat für Tarifverträge ein, Freese für Gewinnbeteiligiliig der Arbeiter. Sodann sprachen Fräulein Gertrud Dhhrenfnrth-Berlii; und Tr. Wilbrandt- Berli»; über weibliche Heimarbeit. Darauf schloß Professor I>. Harnack de»; Koxgreß mit einen; Hoch auf de»; Kaiser. — In Danzig fand an; 27. Mai der Stapcllauf der neue»; Linienschiffes in Gegenwart des Staatssekretärs Admiral von Tirpitz, des Statthalters von Elsaß-Loth ringen Fürst zn Hohenlohe-Langcnburg, des Bezirkspräsi- deuten Grafe»; nnd Gräfin Zeppelin als Taufpatin statt. — In dem in.Königsberg an; 20. d. M. abgeschlossenen Prozeß gegen ncht Sozialdemokraten wegen Hausfriedens- brnchs, begangen i»; einer an; 2. November 1903 aus An laß der Wahlen zum Hanse der preußischen Abgeordneten abgehaltenen Wählerversaminluiig der bereinigten Lide- ralen wurden Tr. med. Gottschalk zn 2 Monaten, Redakteur Linde zu einem Monat nnd die übrigen sehs Angeklagten zn je 2 Wochen Gefängnis verurteilt. — Ter Grsamtverband der evangelischen Arbeiterver- eine (400 Vereine, 72 000 Mitglieder) hielt am 24. d. M. ii; Frankfurt cx. M. eine Delegiertenversammlung ab. Aus den; Jahresbericht über die Tätigkeit des Ausschusses ist zu entnehmen: Die evangelischen Arbeitervereine waren durch Delegierte am Frankfurter Kongreß vertreten. Die Soziale Geschäftsstelle verdankt ihre Entstehung einer An- regung des Vorsitzenden, Liz. .Weber. Der große soziale Ausbildungskursus, der vom 29. Mai bis 9. Juli in Berlin stattfinden wird, ist eine Veranstaltung des Gesamtver- tandes in Gemeinschaft mit anderen evangelisch-sozialen Korporationen. Die Einrichtung von Arbeitersekretariaten, wie solche schon durch die Kirchlich-soziale Konferenz ins Leben gerufen worden sind, wird vom Gesamtverband er strebt. Der Delegiertentag beschloß, sich der Zentralstelle für das evangelische Deutschland anzuschließen. Der mittelrheinische Verband beantragte, sämtlichen Mitglieder»; evangelischer Arbeitervereine zn empfehlen, den christliche»; Gewerkschaften beizntreten. Dazu bemerkte Legemann (Bockenhain): Nicht bloß an die christlichen, sondern auch an die neutralen Gewerkschaften können sich unsere Mit glieder anschließcn, z. B. an die Hirsch-Tunkerschen in Schlesien. De»; widersprach Lümmel (Essen): Mit den neutralen Gewerkschaften, z. V. mit den Hirsch-Tunkerschen, kann man schlimme Erfahrung";; machen. Die Delcgierten- plrsaininlung nah»; den Antrag an. Ei»; weiterer Antrag besagt: Ter erste Arbeiterkongreß in Frankfurt wird als verheißungsvoller Anfang einer gesunden, sozialen Entwick lung anerkannt, der die Unterstützung des Gesamtverbandes in vollem Umfange verdient. Professor Tromincrshausen «Frankfurt) fürchtet, daß die katholische Arbeiterschaft all mählich gezwungen werden würde, sich zurnckzuziehen, wenn von evangelischer Seite der Kongreß zu stark gerühmt werde. Dem tritt Liz. Weber entgegen und betont, daß das Zusammengehen nicht von katholis ch e r Seite gestört werden wird. Davon bin ich auf ginnd meiner Erfahrungen fest überzeugt. Und »vir unse rerseits werden die Waffenbrüderschaft, die wir mit den katholischen Brüder»; eingegangen sind, treu halten. Ter Antrag wird angenommen. — Der Arbeitsmnrkt i»; April. Tie Entwickelung der Arbeitslage in Industrie, Handwerk nnd Landwirtschaft war nach de»; Reichsarbeitsblatt im April in; allgemeinen eine günstige. Ter alljährlich im Frühjahr cintretendc Auf schwung der wirtschaftlichen Tätigkeit machte sich diesmal stark geltend. Die Arbeitstage ist in; ganzen besser als vor einem Zabre, abgesehen von einigen Ausnahmen. Zn; Steinkohlenbergbau brachte der April eine Abschwüchimg der Beschäftigung, die im Ruhrbezirk zur Einlegung von Feier schichten führte. Die Metallindustrie hatte dagegen auch in; April einen günstigen Stand der Beschäftigung zu verzeich nen, wenn auch in einzelnen Bezirken (Siegerland) die Be schäftigung der Hochofenwerke nicht ganz genügend war. Die Arbeitstage in der elektrische»; Industrie »var unverändert günstig, wiewohl in; April durchgängig die Beschäftigung eine ruhigere »var als in der letzte»; Zeit. Die Textilindustrie stand i»; de»; meiste»; Branche»; in voller Tätigkeit. Eine Ans»,ahme machte die Kreselder Industrie, sowie ein Teil der Webereien im Bezirke M.-Gladbach. Die Bautätigkeit nahm im April einen große»; Teil freiwerdendcr Arbeits kräfte i»; Anspruch. In der Mehrzahl der handwerkliche»; Gewerbe war rege Nachfrage nach Arbeitskräften. Dem entsprechend waren die Verinittelungsergebnisse der Arbeits nachweise günstig, nieist günstiger als vor einem Jahre, und stieg die Beschüftigungsziffer der berichtenden Krankenkassen uni 120 450 Personen. Obcrlentnnnt Griesbach 1'. Seinen in; Kampfe gegen die Herero erlittenen Verwundungen erlegen ist der 34 jährige Oberleutnant Paul Griesbach, der Sohn des bis herigen Berliner Oberpostdirektors Griesbach, der an; 1. April in de»» Rnbestand trat. Den; jungen Offizier hatte eine feindliche Kugel den Lendenwirbel zertrümmert. Der Verwundete wurde dann nach Hamburg transportiert, wo er zunächst in» Garnisonlazarett zu Altona Aufnahme fand. Später wnrde er nach den; Eppendorfer Krankenhause ge schasst, wo er jetzt seiner schweren Verletzung erlegen ist. Oesterreich - Ungarn. Der Bndgetaiissckmß der österreichischen Delegation hat die außerordentliche»; Forderungen, 88 Millionen Krone»; sür das Heer, 77 Millionen Kronen für die Marine, sowie die znrnckgestellten sogenannten Refundierungsposten des Heeres- und Marinccrtraordinarinms, angenommen. Frankreich. Die Deputicrtenkannncr begann die Generaldebatte über die Vorlage betreffend die zweijährige Militärdienst zeit. Oberst Nonsset «liberal) erklärte sich für die Vorlage, fürchtet aber, daß inan dahiiikomnie, in Frankreich eine Miliz zu bilden. Oberst Nonsset ist gegen die Vorlage, »veil die Mobilisation dann langsamer vor sich gehe; das deutsche Shstem verfolge dagegen das Ziel, kampfbereit zu sein, so bald der Krieg erklärt ist und sogar noch vor der Kriegs erklärung. Messimy (sozialistischer Radikaler) erklärt, Frankreichs Militärpolitik dürfe sich nicht nach der Deutsch lands richten, sonder»; nach den Hilfsquelle»; Frankreichs sowohl a»; Meiischeumaterial wie an Geld: es sei besser, mehr auf die Tüchtigkeit, als auf die Anzahl der Soldatei; zu sehe»;. Die Weiterberatung wird dam; aus Mon tag vertagt. — In der Kammer wurde am 26. d. M. ein Gelbbuch über das französisch-englische Abkommen vom 8. April ver teilt. Das Gelbbuch enthält außer den Erklärungen der Länder, die in dem Abkomme»; cingeschlossen sind, den Brief Deleass^s vom 12. April an die Vertreter Frankreichs in; Auslände mit dein Wortlaute des Uebereinkommens und beigefügten Erläuterungen über die Art und die Tragweite des Abkommens. Eine»; großen Teil des Briefes nimmt die Stelle ein, welche über Marokko handelt. Es sei über- flüssig, heißt es, auf die Wichtigkeit des Erreichten hinzu- weisen: es sei jetzt Sache Frankreichs, indem es sich vor jeden; übereilten Schritte hüte und sich als der beste Freund Marokkos zeige, systematisch, beharrlich, ohne Anstrengungen und ohne unnütze Opfer die Beendigung des zivilisatori- schon Werkes ins Auge zu fassen, welches die Macht Frank- reichs stärken werde, ohne die erworbenen Rechte jemandes zu verletzen und das schließlich fiir jedermann eine Wohltat sein werde. Mit Rücksicht auf die freundschaftlichen Be- zichuugen zu Spanien fei Wert darauf gelegt worden, die Interessen in Erwägung zu ziehen, welche dieses Land wegen seiner benachbarten Lage und wegen seiner territori- alen Besitzungen in Marokko hat. Die französische Regie- rung tverde sich auch mit der spanischen ins Einvernehmen sehen, da sie das Bestreben habe, den berechtigten Wlln-
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