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Be,u«»pretSi SluSaabe 1 mit 2 Beilagen »icrleljährlich 2,10 I» Dresden durch Bote» 2,-10 In ganz Deutschland frei Hans 2,1,2 tn Oesterreich 1.1 !t IO AliSgabe It nur mit Feierabend vicrleisälirlich I,!-iO In Dresden durch Boten 2,10 In ganz Denlschiand frei Haus 2.22 «ts, in Oesterreich -1,0V N. — Einzel Nr. 10 P Rebaltions-Svrechsiunde: 10 biS I I Udr vormittags. Für Rück abe eingcsandter Schrislsliicke macht sich die Redaktion n'ch« verbindlich: Rückiendung ersol t, wenn Rückvorto bet gefügt ist. Brieflichen Anfragen ist Antwortsporto betzusiigcn Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend — , Anzeigen, Annahme von Gcschüstsanzcigen bis 10 Uhr, von Fünnlien- anzeigcn bis 12 Uhr, Preis für die Pettt-Spaltzeilc 20 4- im Rcklameleil «0 Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher ans. gegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichkeit für die Richtigkeit des Textes nicht übernehmen. Geschäftsstelle und Redaktion Dresden, Holbeinflrabe 16 Nr. 241 Fernsprecher 1366 Sonntag, den 20. Oktober 1912 Fernsprecher 1366 11. Jahrg. Lsst-s Rssux-uguslls! Qvnü rmä ^okrttnotits, ullv Lolr- rmä Llilurlso 8o*viv ruioN von 60 Llurk an Utsoigo ^asvaul, günstig» Lalllresise, Voile, tOusssuradart l Itist-Plaoo» l lotiuuo-tieorUvn-IIl«» IS porrellnn unN Kristall Oedraucks- ung l^uxus- gegenstLnUe 7SS KOntgl. tlolllekerant ^nkäuser Deestlen, lLönIx-^okann-Str. 1^0l2>VU,r6N vom emkiroli^tso bis koilistsn Osurs Lpo/.iul- I'olLrvurou- uiol ttüt^gnz-ssobLkt Orvüäsn-^., leiii^strnÜo 26 I'srlispr, 69'0 liopurutoron uul Xsunnkortiguv^Sll Dre wilde Zagd Dis Geschichte von der wilden Jagd oder dem wütenden Heere ist alt und bekannt. Die wüste Scl-ar fegt nächtlicher- weile durch die Lüfte, stürzt am Kreuzwege nieder, rafft sich keuchend auf und tobt ruhelos weiter. Eine anders wilde Jagd sattelt heute alle Rosse gegen die katholische Kirche. Alte und neue Feinde verbinden sich zu gewaltigem Ansturm gegen unseren Glauben. Sinnlos ist ihre Wut. Die Presse, selbst die Fachpresse, ist ihr Tum melplatz. „Wie sah Loyola aus?" fragt in einer, in Frank furt a. M. erscheinenden Fachzeitschrift ein gewisser Dr. Georg Lomar. In der Antwort heißt es: „Wer dieses herzenSkalte, berechnende Antlitz betrach, tct, hat demnach einen sehr gemischten Eindruck. Er ver steht aber auch, daß dieser Mann etwas Zwingendes, Faszinierendes besessen haben muß, kraft dessen sein Fa- natisnintz im heranfdämmernden Zeitalter der Aufklä rung Schule machen konnte, die Völker skrupellos in Krieg und Revolution hetzte, um über Leichen die Fahne Petri aufzupflanzen, und daß das Lebenswerk dieses Willensgenies noch heute wie ein rasender Torso spani scher Krenzzugslust aufrecht steht." Doch bleiben wir im Lande. In P i r n a nennt Pastor Lachmund in einer Versammlung des Evangelischen Bundes die Jesuiten die „geborenen und geschworenen Feinde eines evangelischen Deutschtums". In derselben Versammlung redet Seminardirektor Professor Tr. Klähr über das Thema: , Die Rückkehr der Jesuiten, ein nationales Unglück" - und „dunkler Schatten" fällt auf alle Hörer. „Entnationalisie- ren und entsittlichen" (!!) wollen die Jesuiten unsere Kul tur. So ein Seminardirektor! Professor! Doktor! Wie mag cS in den Köpfen jener jungen Herren anssehen, di' dieser Kapazität zu Füßen sitzen und einst die Jugend Sachsens instruieren über „die unsittlichen Grundsätze der Ordenslehre"! (Vcrgl. „Pirnaer Anzeiger" Nr. 238.) In Zittau klärt Pastor Kötzke. die Köpfe auf über Ignatius „Soyola", Ausrottung der Reformation und Unterdrückung aller Geistesfreiheit seien die Ziele des Je suitenordens. Seine Sittenlehre, sei verwerflich, da sie Heuchelei predige und alle Bande der Familie, Gesellschaft und des Staates anflöse, wie das Auftreten des Zittaner Paters Canisins, die zahlreichen Religionskriege, die Ketzer gerichte und die Fürstenmorde bewiesen. („Zittaner Nach richten und Anzeiger" Nr. 227.) Man könnte Mitleid haben mit diesen akademisch Ge- bildeten! „Wie .... die Fürstcninorde beweisen." So lauten ihre Argumente... in Pirna, Zittau, im ganzen Lande. Ueberall Hetzen die Akteure des Evangelischen Bun des nach den gedruckten Vorlagen einer maßlosen Gehässig keit. Immer dieselben Phrasen, dieselben Verleumdungen, dieselben Lügen, Lügen in allen Formen der Konjugation. Wilde, wüste Behauptungen, die auch den letzten Hauch ob jektiver Geschichtsforschung verloren haben. Nicht einmal der Schein wird gewahrt. Jeder sozialistische Agitator mit Volksschulbildung müßte sich schämen, mit solchem Material seine Gegner zu bekämpfen. Aus vielen Orten des Königreiches hat man uns so viel Berichte über Evangelische Bundesversammlungen zu gesandt, daß wir unmöglich den ganzen Sums zitieren kön nen, ist auch nicht nötig, weil die Notizen sich gleichen wie eine Krähe der anderen. Dennoch — wenn Blatt bei Blatt auf dem Tische liegt, gewinnt man erst ein richtiges Bild von der wilden Jagd des Evangelischen Bundes und seiner Trabanten. In der „Oberlausitzer Dorszcitg." (Nr. 116) ist in einem „Nachklänge zum encharistischen Kon greß" betitelten Artikel die Rede von „Wühlereien des römi schen Pontifer", von „geriebenen Jesuitenknisfen" usw. To wird behauptet, der encharistische Kongreß sei nichts anderes, als ein krampfhafter Versuch, durch äußerliche Auftakelung die innerliche Schadhaftigkeit zu übertünchcn. Osfensicht- lich wäre eS den Veranstaltern weniger um die Frommen, als um die „Vielen" zu tun gewesen, gleichviel ob Katholik, Protestant oder Jude. In diesem Tone geht es tveiter. Ver günstigungen wie Freiguartier usw. nennt der Artikel „Zwangsmittel", ohne zu bedenken, daß der Evangelische Bund zu seinen Generalversammlungen sich gleichfalls die ses „Zwangsmittels" bedient, ohne freilich den nämlich:n Erfolg zu erzielen. «. a. weil er nicht das „Mysterium", son- dern die Hetze auf dem Altar und nicht den Frieden, sondern den Haß im Herzen hat. Wenn der Wiener Mitarbeiter der „Oberlausiher Dorfzeitung" von „innerlicher Schadhaftig- keit" der katholischen Kirche phantasiert, so vergißt er, daß es unnötig ist, gegen „innerliche Schadhaftigkeit" soviel Reden, Resolutionen, Veranstaltungen, Versammlungen, so viel Festredner und Renommisten, soviel Bündnisse und Bundesbrüder auf die Beine zu bringen. Warum soviel Nanmvcrschwendung in den kostbaren Blättern der „Obcr- lausitzer Dorfzeitung" und in den tapferen sächsischen Or ganen, die dem Evangelischen Bunde die Knüttel nachtragen? Auf Ruinen stürmt, auf Schwache schießt man nicht! Dieses wüste Heer der Nonihasser voeiß ganz genau, welchem Gegner es sich gegenüber befindet, und zu welchen Lügen und Ver leumdungen es greifen muß, um seine Angriffe zu rechtfer tigen. „Fast 2000 Jahre rennen sich diese Leute die Köpfe blutig au dem Felsen Petri und sie sind „n och nicht einen Schritt Weits r- gekoin in e n!" Die oben erwähnten Anreinpclungen aber dürften auch den kurzsichtigsten Katholiken zur Verteidigung und zu jener Waffe rufen, die wir uns in der „S ächsischen Volks- zeitung" geschaffen habe». Ein Blatt wie die „O b e r l a n s i tz e r Dorfzeitung" mit seiner k u l t u r k ä in p f e r i s ch e n Tendenz unterstützen, heißt Verrat üben an seiner heiligsten Sache. Diese Presse ist imstande, uns solche Tinge zu bieten, weil wir sie uns bieten lassen. Da heißt es zusam- menstehen wie ein Mann, der ganzen wilden, wüsten Jagd geschlossene Einigkeit und unbeugsame Energie entgegen setzen! lind das sei der Erfolg der wilden Hetze! Der Balkankrieg Die Kugel ist aus dem Lause. Die Vertreter Bulga riens, Serbiens und Griechenlands haben in Berlin amtlich mitgeteilt, daß ihre Regierungen Donnerstag abend der Türkei den Krieg erklärt haben. König Peter ist zu seinem Hauptquartier abgcrcist; die Serben haben die türkische Grenze in verschiedenen Richtungen überschritten. Tie bul garische Negierung hat der Türkei die offizielle Kriegserklä rung znstellcn lassen-, auch Griechenland hat seinen Ge sandten in Koiistautinopel beauftragt, der Pforte die Kriegs erklärung zu übermitteln. Der 17. Oktober kann sonach als das historische Datum betrachtet werden, an dem der allge meine Balkankrieg seinen Anfang genommen hat. König Ferdinand hat ein Manifest erlassen und selbst verlesen, in dem er u. a jagt: Der Augen blick ist gekommen, wo die bulgarisclie Rasse berufen ist, auf die Wohltaten des Friedens zu verzichten und die Hilfe der Waffen anznrnfen für >die Verwirklichung eines großen Problems. Jenseits des Rila- und Nhodopegebirges waren unsere Blutsbrüder und Religionsgenossen bis heute, 30 Jahre nach unserer Befreiung, nicht so glücklich, ein erträg liches menschliches Dasein zu erlangen. Der Seufzer vou Millionen von Christen hat unsere Herzen erschüttern müssen, die Herzen ihrer Stammes- und Neligionsgcnossen, die wir unsere Freiheit und unser friedliches Leben einer großen christlichen Befreierin verdanken. Und die bulga rische Nation erinnert sich der prophetischen Worte dos Zarbefreiers: „Das heilige Werk muß zu Ende geführt werden." Unsere Aufgabe ist gerecht, groß und heilig. In dem Glauben an den Schutz und den Beistand des Allmäch tigen bringe ich es zur Kenntnis der bulgarischen Nation, daß die Türkei zur Verteidigung der menschlichen und christlichen Rechte der Krieg erklärt worden ist. Ich befehle der tapferen bulgarischen Armee, in das türkische Gebiet zu marschieren. An unserer Seite und mit »ns kämpfen mit dem gleichen Ziele gegen den gemeinsamen Feind die Ar meen der mit Bulgarien verbündeten Balkanstaatcn, Ser bien, Griechenland und Montenegro. Und in diesem Kampf des Kreuzes gegen den Halbmond, der Freiheit gegen die Tyrannei, werden wir die Sympathien aller derer haben, welche die Gerechtigkeit und den Fortschritt lieben. Möge, gestützt auf diese Sympathien, der tapfere bulgarische Sol dat der Heldentaten seiner Väter und Ahnen eingedenk sein und der Tapferkeit seiner russischen Lehrer und Befreier. Möge er von Sieg zu Sieg eilen. Nun vorwärts, und Gott mit uns! Schöne Worte! Es hat noch nie an schönen Worten gefehlt, wenn eS galt, unschöne Ziele zu bemänteln. Ge- büß, die Türkei hat durch ihre korrupte Verwaltung und durch mehr als schlechte Behandlung der Christen die Lek- tion, die ihr in den: Manifest vom König Ferdinand erteilt wird, reichlich verdient. Aber anderseits macht es einen nichts weniger als erhebenden Eindruck, den König Ferdi nand sich in den Mantel eines Verteidigers des Kreuzes hüllen zu sehen. Wer die Vergangenheit des Königs und die Vorgeschichte des gegenwärtigen Krieges kennt, der weiß, was er davon zu halten hat. Die Türkei rosst sich zu verzweifeltem Widerstande auf. Aber ob sie siegt oder unterliegt, gewiß ist, daß dauernder Friede un möglich ist, so lange die dem Halbmond unterworfenen Nationen nicht ihre Autonomie errungen haben. Ueberall bröckelt die Türkei ab; eben noch hat Italien dem Sultan den letzten Besitz in Afrika genommen. Auch in den euro päischen Provinzen wird auf die Autonomie die gänzliche Lostrennnng folgen. Die Großmächte sichen diesen Ereignissen gegenüber vorläufig Gewehr bei Fuß. Sie bemühen sich, weitere Verwickelungen zu ver hüten, wobei ganz besonders die Sandschakfrage berücksich- ligt wird. Tie Wiener „Neue Freie Presse" schreibt dies bezüglich: „Serbien hat gegenüber Rußland erklärt, daß' es nicht in den Sandschak eintreten werde. Die französische Regierung ist nun bemüht, durchzusetzen, daß, falls Ser bien durch die Erfordernisse der Kriegführung gezwungen wäre, in den Sandschak cinzudringen, Oesterreich-Ungarn daraus während des Krieges keine Konsequenzen ziehen werde. Die Verpflichtung Serbiens, sich nicht dauernd im Sandschak zu etablieren, bleibt aufrecht und ihre Erfüllung ist von Rußland und Frankreich garantiert. Deutschland hat seine Bestrebungen mit den Bemühungen Frankreichs vereinigt, daß Graf Berchtold diese vorläufige Lösung an- nehinen. Dadurch wäre nach der Meinung offizieller Kreise in Paris eine wesentliche Vorbedingung für die künftige diplomatische Aktion gegeben." — Allerdings ist außer der Sandschakfrage noch besonders die Krctafrage ein äußerst ^heikler Punkt, da die Engländer offenbar Kreta für sich in Anspruch nehmen und den Griechen das Nachsehen lassen möchten. Ohne Einwilligung der anderen Großmächte wäre das natürlich unmöglich, wenn sich England auch unr den Einspruch Griechenlands natürlich nicht im geringsten kümmern würde. Griechenland (vielt überhaupt im beginnenden Balkankriegc eine eigen tümliche Nolle. Bis gestern glaubte man nicht ohne Grund, Griechenland werde sich vom Valkanbunde trennen lassen, heute zeigt sich, daß die Haltung der Griechen eine abge kartete Sache war und daß nach den Abmachungen der Bal- kankönigreiche Griechenland damit beauftragt wurde, als einziger Staat von den vier Verbündeten die Türkei auch zur See zu bekämpfen. Da die Türkei alle griechischen Schiffe, die sich im Bosporus befanden, be schlagnahmte und man annchmen muß, daß die nach dem Friedensschlüsse frei gewordene türkiscl>e Kriegsflotte stünd lich die Dardanellen verlassen werde, um auf griechische Handelsschiffe Jagd z» machen, so kreuzen seit vorgestern griechische Torpedoboote vor dem Eingänge zn den Dar danellen. Im übrigen aber ist über die augenblickliche Lage in den denkend-m Klassen Griechenlands das Gefühl vorherr schend, daß das Land ein gefährliches Unternehmen begon nen hat, ohne eine positive Versicherung zu haben, daß es auch einen nennenswerten Vorteil daraus ziehen wird, selbst wenn die Balkanstaaten ans dem Kriege siegreich hervor gehen sollten. Griechenland, so sagt man, ist nicht bereit zum LoSschlagen. Seine Marine, die die Hauptmacht bil den sollte, ist immer noch bei weitem der Flotte unter- legen, die die Türkei nach dem Frieden in Ouchy zu kon zentrieren imstande sein wird. Wenn irgend ein Land, das zu der Balkanföderation gehört, einen Vorteil aus dem jetzigen Konflikte ziehen wird, so wird es Bulgarien sein, das. wie man fürchtet, sich auf Kosten der griechischen natio nalen Interessen in Mazedonien bereichern wird. Aus die sem Grunde sehen viele Griechen der Zukunft äußerst skep tisch entgegen und ihr Enthusiasmus ist kein ungetrübter. * » Urbrr die Chancen der Türken im Balkankriege (Von militärischer Seite) Nachdem nunmehr der Balkankrieg auf allen Linien entbrannt ist, richtet sich zunächst die Aufmerksamkeit auf big türkische Armee, der jetzt die nicht leichte Aufgabe zufällt, gleichzeitig gegen vier Fronten zu kämpfen, nämlich gegen