Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 10.04.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192704107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270410
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-04
- Tag 1927-04-10
-
Monat
1927-04
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.04.1927
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dresdner TlackriLkev Nr. ISS L.'! e Aumüniens Sorgen. tNoii unler« in «alta , Bukarest, 8. April. Je tiefer sich die TodcSschatten über das Lebe» König Ferdinands senken, desto drohender wird für Rumänien die Gefahr eines Bürgerkrieges. Ueber das ganze Volk geht ei» breiter Ritz,- nntcn in den Masse» sammelt der vor Jahresfrist gestürzte Bratiann die Unzufriedenen, mäh. rend der derzeitige Ministerpräsident. General Avcrescu, politisch und auch militärisch sich zur Verteidigung rüstet. Bis ganz hinaus in die Dynastie klafft dieser Nisi: hier rollt sich mit Shakespearescher Dramatik der Kamps zwischen Mutter und Tob» um die Macht im Staate ab, und das letzte schwache Band, das noch den Zusammen, halt bildet, das Leben König Ferdinands, ist im Zcrreisien. Die rumänische Tdrvnkrile datiert ungefähr seit Herbst Eä. Damals war Kronprinz Carol zur Beisetzung der Königin Alexandra nach London entsandt worden, ohne dasi er von dort nach Rumänien znrückkehrte. In Begleitung seiner Freundin, einer Frau Lupescu, begab er sich nach Mailand und schliesilich nach Paris, von wo aus er an König Ferdinand den berühmten Brief schrieb, in dein er aus seine Thrvnsolgerstcllnng verzichtet, und zugleich die Verhältnisse am rumänischen Königshofe aus das schärfste kritisierte. Darin, und nicht in seinen Ltebrsassären. lag auch der aus. schlaggebende Grund für das Verschwinden Carols aus Bukarest. Der Kronprinz mar mit dem allmächtigen GUnst. ling seiner Mutter, dem Würste» Baku Sttrbcy, in tsviislikt geraten und hatte diesen tätlich beleidigt. Fürst Balm Stirbcy. der jetzt im 59. Lebensjahre steht, wurde durch die Huld der Königin und die Gunst der Regierung Bratianu sehr rasch zum Oberst befördert und gelangte später in den Besitz großen Reichtums und ausgedehnten Grundbesitzes. Der Thronfolger, dem diese unverdiente Karriere misisiel, hasite ihn, und nach einer heftigen Szene, die sich zwischen beiden abspieltc. verlangte der Thronfolger, dasi dem Fürsten Stirbcy das Betreten des königlichen Palastes verboten werde. In den hierdurch entstandenen Erörterungen nahm die Königin in entschiedenster Weise gegen ihren Sohn Stellung, und ihrem Ein'lusi war eö auch zuzusck'eiben, dasi Carols Thronvcrzicht angenommen »nd öffentlich bekannt- gegeben wurde. Die Annahme dieses ThrvnvcrzichtcS er. folgte Anfang Januar >929 im Krourat zn Sinaia, wobei Carols Sohn Michael zum Thronfolger ernannt und zugleich ein RcgcntschastSrat eingesetzt wurde für den Fall, dasi Michael während seiner Minderjährigkeit aus den Thron gelangen sollte. Dieser RcgcntschastSrat besteht auS dem Patriarchen, aus Prinz Nicola, dem jüngeren Bruder Earols. und dem Präsidenten des Nukarester Kassativnsbofeü. Diese Thronsolgeordnung wurde auch parlamentarisch genehmigt. Prinz Michael ist heute siins Jahre alt und entstamm« bekanntlich der 1921 ge« schlossenen Ehe Earols mit Prinzessin Helena von Griechen land. nkorrespondente n.i Eine endgültige Regelung war aber damit keineswegs erreicht Einmal begegnete die Ausschaltung Carola großem Widerstande in bäuerlichen Kreisen und auch in Offiziers, kreisen. Lange Zeit hindurch gelang eS Averelcu, dielen Widerstand cinzndämmen: erst als sein Vorgänger Bratianu ihm zunehmende Schwierigkeiten machte, begann sich Avcrescu den Anhängern Carolö gegenüber entgegenkommender zu zeigen. Am November 1928. als Königin Maria ans ihrer Amerikarcise weilte, wäre eS beinahe zu einer R ii ck - bcrufnng Carola und zur Wiedereinsetzung in seine Thronfolgcrcchte. vielleicht sogar zu einer Abdankung König Ferdinands gekommen, hätte nicht Königin Maria ihre Reise überstürzt adgcbrochen und die Beibehaltung der bisherigen Regelung durchgesetzt, allerdings ihrem Wunsche, selbst in den RcgcntschastSrat cinzutrcten, wurde nicht statt- gegeben. Sie stützte sich seither auf die Gruppe Bratianu, die es beispielsweise Anfang März auch durchzusctzen wußte, daß König Ferdinand, in dessen Befinden damals eine wcsciitliche Besserung eingetreten war. zur Erholung nach Sizilien reiste. Der König mußte damals diese Reise aus- gcben, erkrankte einige Wochen später an Grippe und liegt nunmehr im Sterbe». Was kann nach seinem Tode cintrcten? Vor allem sind die Absichten AverescuS, der heute im entschiedenen Besitze der Macht ist. nicht ganz durchsichtig. Hier in Bukarest zirkulieren di« wildesten Gerüchte, zumal die Regierung in der Nacht vom 8l. März auf den l. April vier Jnsanterie - Regimenter in Bukarest auswaggonicren ließ: uamcntlich Anhänger BratianuS unterstellen Avcrescu Diktatorabsichtcn. Aber auch wenn Averescu den Regent- schaftSrat anerkennt, so bleibt doch die offene Frage, was geschehen soll, wenn Prinz Carvl in Bukarest eiutrifst und Anhänger wirbt, die ihm in Massen zuströmen würden. Nie mand wohl könnte ilim verwehren, an den Beisetzungsfeier- lichkciten seines Vaters tcilzunehmen. Auch die außenpolitische Seite dieser Dnnastickrise ist nicht zu übersehen Noch immer drängt-Rußland auf die Rückgabe BcssarabienS: daß Italien Rumänien den Besitz BcssarabicnS garantierte, wiegt nicht allzu schwer, da eS ja dabei Italiens Hintergedanke war. in Rumänien einen Bundesgenossen gegen Jugoslawien zn gewinnen. Bom Standpunkt deutscher Politik ans wird mau eine Stärkung des Einflusses der Königin Maria nicht begrüßen können, war eS doch diese Frau, die — als Tochter Herzog Alfreds von Kobnrg-Gotho und Enkelin der Königin Viktoria von England — sich stets als Engländerin fühlte und auch il)i« den Kronrat, der über die aktive Beteiligung Rumänien» an der Seite der Mittelmächte zu entscheiden hatte, im entcnte- freundlichen Sinne beeinflußte. Nach dem Hinscheidcn König CarolS gelang es Königin Maria, nach zweijähriger Wühl arbeit die Kriegserklärung Rumäniens an Oester- rcich-iliigarn durchzusctzen. Jas Matrolen-Programm 1817 und dle v. S. P. Gegeriüberslellung von Zeugen im Unier- juchungsausjchuh. Berlin, ü. April. Der parlamentarische Untersuchnngö. «M'schuß der Ursachen des Zusammenbruches hielt heute im Reichstage unter Vorsitz des deutichnatioualen Abgeordneten Dr. Philipp eine öffentliche Sitzung ab, um in einer Cchlußvcrnehmung eine Gegenüberstellung einiger seinerzeit bci den Marine - Unruhen verurteilter Matrosen mit dem damaligen Kriegsgcrichtsrat. jetzigen Landgerichtsrat Dobring vorzunehmen. Die sachlichen Verhandlungen er- össuei der Berichterstatter Abg. Ioos <ZI, der zum Zeugen Dr. Dnbrtng gewandt u. a. ausführt: Der Ausschuß be trachtet sich effektiv als moralische Rcoisivnsiiistaiiz der seinerzeit ergangenen Kriegsgccichlsurteile. Wir stellten Ihnen die konkrete Frage: Wie ist das angebliche Pro gramm der U. S. P. mit den bekannten vier Punkten zn, naudc gekommen? Sie antworteten, dasi schon die Frage- »ellung grundfalsch märe. Sie behaupteten, die vier Punkte hätten die Billigung D i t t m a u n S gehabt, und fügte» hinzu, die Meuterer hätten dieses von Sach je zuerst er- wähnte Programm selbst ausgestellt. Man könne nur von einem von der U. S. P. in der Gestalt des Herrn Dittmann gebilligten Programm der Meuterer sprechen. Sie schlicsten, i>asi die Protokolle der damaligen Kriegsgerichts - Unter- Ülchuugcn völlig freiwillig zustande gekommen sind. — Zeuge Dr. Dobring: Das ist richtig. Sachse hat nun als Zeuge hier anders anSgcsagl. Er er- klärt, das Programm, wie cs hier vorliegt ist von dem KrtegS- gcrichisrat aus Grund der verschiedenste» Ausiagen zniammen- aeitellt worden. Wir haben von vornherein bei jeder Gc- lcaenheit erklärt, dasi dieses Programm nicht das der Motrotenbcwegung war. Zeuge Dr. Dobring: Es ist natürlich sehr leicht, das zu behaupten, denn die damalige» Protokollführer sind trotz unserer Bitte» nicht vernommen wor ben. Ich betone unter meinem Eid. dasi ich nichts Zusätzliches ui die Protokolle hincingeickricben habe Ich will auch den Be- wciS dafür liefern. In den Akten des Kriegsgerichts der -auptvcrhandlung wurde folgendes protokolliert, ohne d»si ich daraus irgend einen Einslusi hatte und ohne daß mein« Protokollführer dabei waren: „R c t ch p i e t s ch: Ich habe au! Ci»ladu»g eine» Vortrag gehalten und legte das Programm, wie cd die Anklageschrift allführt, auseinander" Weiler steht in dem Protokoll der Hauptverhandlung: „Sachse: Dieses Programm sollte zur Aiiivclldung gebracht werden. Ich stabe »her stets erklärt, dasi ich mich nicht in ei» gewaltsames Vor- achc» eiilsasien würde, wohl aber die Leute ansgcklärl, daß ne. wenn sic der Bewegung bcitrctcil. g»ch die Ziele der Partei >i» Auge bestallen müsitcn. Ich habe die vier Punkte i» dem Programm angegeben." Zcugc Dr. Dobring fuhr dann fort: Eines Tages erhielt ich den Auftrag, mich ans dem Bureanichiss „Kaiier Wilhelm II." einzusinde». um dort einen beivnderci, Auftrag cntgcgcnztinestmcn. — Ans de» Einwand des Berichterstatters IooS. ob er diesen Anstraa erhalte» hätte, weil er als be sonders „scharf" galt, erklärt der Zeuge, das, er bis dahin gar keine Gelegenheit gehabt hatte, sich besonders hervvrzutun. Aus dem Bureailschits erfuhr er nun. es wäre» Unruhen vorgckommc» aus den Schissen „Prinzregent" und „Pillau". »nd eö märe wünschenswert, wenn die Sache nach ihren Zu- iammcnhängen. Ursachen ulm aufaeklärt würde Das einzige Bcweismatcrial damals war eine Liste, die im Spind des Ober- hcizerö Fischer ausgcsundcn worden war. Aus der Liste stand etwa, dasi eine Zusammcnknnst von Leuten stattgcfunden habe, eine Art Organisation, deren §»a"v« anf dem Schiss „Friedrich der Grobe" war Als Mitglieder der Zentrale waren angeführt. Sachse, Weber »nd Nclchpietzsch. DaS Wort Organisation ist i» diesem Züsammenstaiig nur retrospektiv zu verstehen bnd »»r erklärlich ans dem. maS wir nachher fcstgcstellt haben. Zunächst wußten wir „ar nicht. waS los war. Ich möchte übrigens gleich betone», daß ich auch die Vernehmung Beckers zunächst gar nicht geleitet habe sondern dasi das Geständnis daS ich „erpreßt" staben soll bereits lange vorher von KricgSgerlchtSrat P r e u c r fest- gestellt war. Ich habe bau» Lachse vorführen lassen. Diese Ver- «ehmnng kann ich «ich, vergesse« Sie hat eine Epoche in «eine« Lebe« begründe« sic hat mich so cr'chttttcrt. dasi eS »»möglich ist. sie z« vergessen. Ich habe damals gesagt. Hachse, es hat keinen Zweck zu leugnen, wir sind im Bilde. Tagen Vte di« Wahrheit. Sie kommen dann am besten weg. Ei» Mensch, der unter einer derart schweren Anklage steht, sollte meines Erachtens erschüttert, sollte innerlich zer- trümmert sein. Nichts davon. Der Oberheizer Sachse kam mir wie in einer geradezu geschwätzigen Art und Weise zu vor. dasi er bereit sei. alles zu sagen, und daß er cinfehe. dasi Leugnen keine« Zweck mehr habe. Ach war verblüfft. Sachse wollte sofort vernommen sein. Ich lieb ihn jedoch erst nach, mittag wieder oorsühren. Da hat er sedeSWvrt dcS Pro tokolls durch seine Unterschrift bestätigt. Ich muß dem Sachse das Zeugnis ausstellen: Sachse Ist der cinztge Kops dieser ganzen Bewegung gewesen. Er hat aus dem erdrückenden Beweismaterial die Folgerung gezogen und sich gesagt: Es hilft nichts mehr, ich muß letzt mit der Wahrheit heraus. In, November in Berlin, als längst dir ganze Sache heraus war, wurde bet Sachse ctnSchmug- gclbries an seine Braut gesunden, in dem u. a. stand, er müsse mir um de» Mund gehen. Da habe ich allerdings Sachse in der stärksten Weise angesaßt, so baß er sagte: Ich bin Istnen damals nicht um den Mund gegangen. Ich habe die Wahr heit gesagt. AlS Zeuge» dafür habe ich noch zwei Kriminal beamte und meinen Protokollführer Peters. Ich hatte nie eine bequemere Untersuchung als damals. Sachte drängte sich ja geradezu zur Aussage Er war derjenige, der mir irden von den anderen in die Hand lieferte. Zengc Becker bestätigt, Sachse gegenübergestesit worden zn sei», »nd erklärt, er bestritt damals bci seiner Vernehmung, daß man Gewalt anivenden wollte. Kurz darauf hätte ihn Dr. Dobring noch einmal vernommen und ihm unter Ge brauch eines Schimpfwortes gesagt, dasi er seiner, Beckers, Hinrichtung mit Freude beiwohnen würde. Wir hatten zum großen Teil den Eindruck, daß Sachse Phantast war. Deswegen habe ich mich zurückgezogen. 1915 hat noch keine politische Organisation auf den Schiffen bestanden, erst 1917 bildeten sich die Mcnagekommissionen. — Auf die Frage deS Berichterstatters, wie er seine Auffassung stütze, dasi daS Pro gramm die Billigung der USP oder Dittmanns gefunden habe, erklärte der Zeuge Dr. Dobring: Ich habe das ohne weiteres nur behaupten können auf Grund der Aussagen des Zeuge Sachse und anderer. Der Zeuge Becker hat nicht vor mir, sondern monatelang später vor dem UntersuchungS- richtcr des Reichsgerichts ausgesagt. Jedenfalls aber hatte und habe ich das bestimmte Gefühl, daß cs der USP. an- genehm sein würde, wenn sich die Flotte an einem General, streik beteiligte. Berichterstatter Ioos verliest mehrere Stücke aus dem Protokoll der Aussage Beckers vor dem Ausschuß. Danach üabe Dr. Dobrina angesangen. den Leuten die Worte in ii c n Mund zu legen. — Dr. Dobring erklärt dazu: Sic machen cs mir unmöglich, die Unrichtigkeit dieiser Be- bauvtiingeii nachzuweisen, wenn Sie meinen Protokollführer Peters nicht laden. Die Ausführungen des Zeugen Beckers sind unrichtig. Zcugc Becker führte ans, Dobring hätte bci den Verneh mungen stets »nr von „Galgen". „Revolver", „Hinrichtung", „Henker" ulm. gesprochen. — Zeuge Sachse bemerkte, dasi bereits am 8. April M7 ein BcrncymungSprotokoll zustande kam, in dem die bekannten angeblichen U.-S.-P.-Forderungen enthalten waren. Er sei aber erst am 7. August verhaftet worden. «Bel Schluß der Redaktion dauert die Sitzung noch an.s Der Reichskanzler beim Retchspriistdenien. Berlin, 9. April. Der Reichspräsident empfing heute den Reichskanzler zum Bortrag. sW. T. BI Stnweihttngsfeier auf dem genlralflughafen Berlin Berlin, 9. April. Heute mittag wurde mit einer be- sondercn Feierlichkeit das neue H a u p t v e r m a l t n n g S- gebäudc des Zentralflughafens Tcmpelhofer Feld seinem Dienst übergeben. Der Feier wohnten Vertreter der Reichs und Länderregterungen. der Stadt Berlin, der Deutschen Lufthansa neben zahlreichen anderen an der Luftfahrt inter. essierten Persönlichkeiten bet. Sommerzeit in Westeuropa. Berlin, 9. April. An Großbritannien. Frankreich, Belgien, den Niederlanden und ln Spanten wird heut« nacht die Sommerzeit etngeführt. In der Nacht zum 2. Oktober erfolgt wieder die Rückkehr zur gewöhnlichen Zeit. Während des Sommers haben also die westlichen Länder, deren Uhren sonst den unseren nachhiuken, dt« gleiche Zeit wie Deutschland. Der Sinlergrund des Zürr-holzjperrgejehes. Berlin. 9. April. Zu der Hetze der Linken gegen den beutschnationaken ReichstagSabgeordneten Behrens schreibt heute die Dcutschnattonale Parteikorrespondcnz u. a.: Der „Vorwärts" stellt, ohne auch nur den geringste» Beweis da für zu erbringe», die Behauptung aus, daß sich der Rcichs- tagSabgeordnetc Behrens als Mitglied des Volkswirt schaftlichen Ausschusses lebhaft für das Zttndhvlzsperrgesetz eingesetzt habe, das der Gesellschaft, in der Behrens als Ans sichtsrat sitze, geschäftliche Vorteile bringe. Der Abgeordnete BehrenS ist bereits bet der Bearbeitung des erste» Zündholz steuergescyeö im Jahre l9l> tätig gewesen Aus Grund seiner Kenntnisse auf diesem Gebiete wurde er vom Ausschuß zum Berichterstatter bestellt, ohne daß von irgendeiner Seite im Ausschuß dagegen Stellung genommen wurde. Die Be hauptung des „Vorwärts", daß die Hüllte des Aktienkapitals der Preußischen Hypotheken-Aktienbank, deren Kuratorium Abgeordneter Behrens angehürt, sich in der Hand deS Schwedentrusts befindet, entspricht nicht de» Tatsachen, denn der Schwedcntrust hat überhaupt keine einzige Aktie dieser Bank. Aber wer hatte Interesse an dem Zustandekommen des Zündholzgeseheö, und wer hat das gegenteilige Inter esse? Diejenigen, die daS Gesetz wünschen, sind die 23 deutschen ZUndholzsabriken. die. in der Monopol gesellschaft zusammengeschlossen, den schweren Existenz kampf gegenüber dem Schwedcntrust führen, die sich mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mittel» dagegen I zur Wehr setzen, daß die in ihren Betrieben beschäftigten deutschen Arbeiter durch die Konkurrenz des Auslandes brot los werden, letzten Endes also ein nationaler Kamps um die Erhaltung deutschen Wirtschaftslebens, den zu unterstütze» die Reichöregierung allen Grund hat. Die Gegner dieses Gesetzes finden sich vornehmlich aus der sozialistische» Seite In der zwischen den, Schwedentrust »nd den deutschen Fabriken getroffenen Vereinbarung über die Herstellung von Zündhölzern haben der Schwedcntrust 85 «nd die deutschen Fabriken SS Prozent Anteile erhalten, während das Kapital z» je 59 Prozent auf den Schwedentrust und die Monopolgesellschast verteilt ist. Diese Vereinbarung liegt auch dem letzt zur Erledigung vorliegen den Entwurf zugrunde. Die sozialdemokratische Großeinkaufsgesellschast mit ihren zwei Z ü n b- holzsabriken gehört aber nicht der Monopolgesellschast mit einer Berkaufsquote an und ist daher verpflichtet, keine Zündhölzer außerhalb ihres Konsumgenossenschastsabsatzcs zu verkaufen. Ihr Interesse gebt infolgedessen dahin, daß die 23 deutschen Fabriken der Monopolgesellschast im Kon kurrenzkampf mit dem Schwedcntrust unterliege», »m da durch selbst einen besseren Absatz ihrer Erzeugnisse, und zwar über den jetzigen Absatz der Konsuingenossenschaft hinaus, zu ermögliche». Die Nelchsrcgicrung hat auf Grnnd der AnqrUse gegen das Zündholzspcrrgesctz keinerlei Anlaß, den Gesetzentwurf zurückzuziehen oder abinändern. Eö ist viel mehr damit zu rechnen, dasi er nach dem Wieder,nlammen, tritt des Reichstages im Mai alsbald erledigt wird. Preutzens Kampf gegen die Bierfleuer- regeiuna- Festftcllungsklage beim Staatsgerichtshoi. Berlin, 9. April. Wie der Demokratische ZeitungSdicilst mitteilt, wird nunmehr, nachdem daS Gesetz über die Bier- steuergemciitschast im Rcichsrote angenommen worden ist, die preußische Staatsrcgierung beim Staatsgcrichtshose die F e st st e l l >, n g ö k l a g c einrcichcii lassen, ob dieses Gesetz verfassungsinäsiig znstandc gekommen ist. Kommunistischer Antrag auf Auflösung des THUringer Landlages. Weimar, ». April. Der Landtag von Thüringen lehnte heute sowohl die sozialdemokratische Minlstcrliste als auch die Liste mit dem Ministerialdirektor Dr. Tocllc an der Spitze ab Die kommunistische Fraktion stellte den Antrag, der Land tag solle sich auflöien. Zu dem kommunistischen Antrag nahm der Landtag noch keine Stellung vielmehr vertagte sich der Landtag heute und wird erst nach Ostern zur Sachlage weiter Stellung nehmen. Mecklenburgische Mahuahmen gegen die Splitterparteien. Schwerin, K. April. In der Heuligen Landtagssitzung wurde ein von allen Parteien, außer der kommunistischen, ein- gebrachtcr Antrag, betresscnd die W a h l v o r s ch l ä g e, an genommen. wonach die Wahlvorschlägc mit einer Partei be zeichnet und ferner von mindestens 8999 Wahlberech tigten unterzeichnet sein müssen. Bei Wahlvorschlägcn derjenigen Parteien, welche schon im Landtage durch Abgeord nete vertreten sind, genügt die Unterschrift von 29 Wahl berechtigten. Für jeden Wahlvorschlag solcher Parteien, die im Landtage nicht vertreten sind, ist vor der Zulassung deS Wahlvorschlagcs beim Wahllciter ein Betrag von 3990 Mark zu hinter lege», welcher der Staatskasse verfällt, wenn aus dem Wahlvorschlag kein Abgeordneter gewählt wird. Der neue lellliin-ische Staatspräsident. Riga. 8. April. Der der bürgerlichen Partei an- gehörende Notar Gustav Sem dal ist mit 73 von 97 Stimmen zum lettländischen Staatspräsidenten gewählt worden. sT.-UI Umbil-ung -es litauischen Kabinetts? Memel, 9. April. Nach Blättermcldungen aus Kowno ist mit der Umbildung des litauischen Kabinetts zu rechnen. Das neue Kabinett soll lediglich aus Mitgliedern der Tautininkat gebildet werden. Man glaubt, daß der jetzige K r i e g S m i n i st e r Ministerpräsident werde» wird. Außerdem wird für diese» Posten auch der Vorsitzende des Zentralkomitees der Tautininkai, Tubelia, genannt. Der jetzige Ministerpräsident Woldcmarns dürfte das Außen ministerium behalten. lT.-UI Zwei Stadtverordnete in Kowno verkafkei. Kowno. 9. Avril. In der gestrigen Stadtverordneten versammlung teilte der Bürgermeister mit. daß zwei sozial demokratische Stadtverordnete» verhaftet worden seien. Ter eine der Verhafteten soll vor ein Kriegsgericht gestellt werden, der andere nach dem Sammcllagcr gebracht werben. Die Versammlung beschloß, zur Freilassung der Verhafteten Schritte zu unternehmen. iT.-U.t Polens Anleche-Derhandlungen in Paris. Warschau, 9. Avril. Der Vizepräsident der Stank PoMi, Mlvnarski, ist heute vormittaa nach Paris abgerctst. um die Anlciheverhandlnnge» mit den Vertretern der ameri kanischen Finanzgrupve wcttcrznsiihrcn. Man hofft, dasi die Verhandlungen noch im Lause des April zu einem Er gebnis führen werden. IT.-UI I Osler-Verkauf I zz-rtva-cti-i — «»nmasisr - l-slri«r>d>sris w»n»^«o« « Oic>n<turi«sj»ti5 >B0 l-lsckt W»t> PNmtp: RO«Ii»r» l.^,«,»p,>ltilgl>,lt - b»l i>I»»cii«<»s plHi»>»»riliii»ii -
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)