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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.09.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270909010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927090901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927090901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-09
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.09.1927
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Nr. 42« Seite 2 »vreedner Nachrichten" Freitag. ». September 1S27 viel sie nur können, um durch ihren Militarismus daS deutsche Vvlk »von dem Wahnsinn seines eigenen Militari- muS zu erlösen". Diese Hetzschrift ist tu Genf verteilt worden. Man schüttelt sich bei dem Gedanken, daß so etwa- unter »deutschem' Name» geht. Und dabei kan» das deutsche Natto nalempfinden sich nicht einmal des Bewußtseins getröstrn. dah es sich wenigstens nur um eine ganz vereinzelte Ent artungSerscheinnng handle. Leider habe» wir es mit einem b e muhte n E n t m a n n u n g S s y st e m zu tun. Davon zeugt B. die Verfügung des demokratischen Oberpräsidentcn von Pommern, weiche die Teilnahme von Schillern höherer Lehranstalten an den Manövern auf ihren Wandertagen verbietet, aus angeblichen »erziehlichen" und »gesundhett. licben" Gründen, in Wirklichkeit natürlich, weil dadurch bei den jungen Leuten die Freude am militärischen Wesen auSgelöst weiden könnte. Der Bevölkerung hat sich infolge diese- Er. laileS eine begreifliche Erregung bemächtigt. In diesem Zusammenhänge verdient auch Erwähnung, wie die denn», kratische pazifistische Presse gegen ihren eigenen Partei- genossen, den Kasseler Regierungspräsidenten Dr. Friedens, bürg, vom Leder zieht, weil er nicht gezögert hat, den Nieder, wöllwicher Wahnsinnigen zur Strecke zu bringen. Die Pazifisten erklären das energische Vorgehen Dr. Friedens- bürge- für eine „Unmenschlichkett". Das, der Irre die ganze Nachbarschaft in ihrem Leben bedrohte, spielt bei diesen Herr, schaste» keine Nolle. Um des Himmels willen nur ja kein Lebe» irgendeines Unholds vernichten, und wenn es selbst hundertsach nach normalen menschlichen Begriffen verwirkt ist! Dr. FriedcnSbnrg hat sich dadurch, dah er einem Blatte auS politischen Gründen den AmtScharakter entzog, scharfe Kritiken in der Rechtspresse zngezogen, aber in diesem Falle muh man doch sagen, dah er männlich und verantwortiingö- beiouht gehandelt hat. ES zeugt von der völlig verguerten Denkweise demokratischer pazisjsrischer Gemüter, dah sie trotz- dem mit seiner Handlungsweise nicht zufrieden sind, sondern ihn der „Grausamkeit" bezichtigen. Anders als sonst tn Menschenköpfen malt sich in solchen Köpfen die Welt! Bezeichnend ist ferner, das, die demokratische Zeitschrift „Die Hilfe", das Organ des Abgeordneten Erkelenz, trotz dem scharfen Dementi des ReichSwehrministeriumS die Foersicnchen „Dokumente" als echt bewertet und dafür ein offizielles Lob des Pariser Regierungsblattes „TempS" ge. erntet hat. Plan darf gespannt darauf sein, ob die ver. nnnftigen Demokraten den Mut finden werden, sich gegen die Entgleisungen ihres „unentwegt pazifistischen" Flügels euer» gisch zur Wehr zu setzen. Die Vorgänge auf dem Würz burger Internationalen Friedenskongreß beweisen ebenfalls. daß der von Professor Foerster gezüchtete Pazlsistenbaztllu» noch über wettere Reinkulturen verfügt. Ein ganzes Bündel von Beschuldigungen wurde da gegen Deutschland ge. schleudert: Schwarze Reichswehr, dunkle Posten im Reichs. Haushalt, geheime KrteaSrüstungen, Herstellung von Gift- gasen. Abschluß von lichtscheuen Militärverträgen. Der An schluß Oesterreich« an Deutschland müsse dauernd verhindert werden, da Oesterreich sonst »verpreußt" und »militarisiert" würde. Den Vogel an der Stange gehässigen Unsinn» schoß ein Professor aus Aachen ab. indem er sich ganz aus den Boden der »Enthüllungen" tn der »Menschheit" stellte und erklärte, der Träger des neuen deutschen Militarismus sei der preußische Großgrundbesitz, der auch dt« Offiziere der Reichswehr stelle. Es sei unmöglich, dt« Reichswehr zu reformieren, weil ihre Führer ganz auf die Gewalt schwüren. Deshalb bliebe nur ein radikaler Ausweg, die Zer» schlagung deS Großgrundbesitzes und die Ab- tchafsung der Reichswehr. Zur Ehre des deutschen Namen« kann aber wenigstens festgestellt werden, daß doch nicht alle in Würzburg ver. sammelten deutschen Vertreter tn dem gleichen pazifistischen Sumpfe herumplätscherten. Einer Dame, D r. Clara Maria Faßbender aus Saarbrücken, blieb eS in erster Linie Vorbehalten, ihren männlichen pazifistischen Genossen den Star zu stechen. Die Redncrtn warnte vor einem zu großen Vertrauen gegenüber Frankreich, dessen Hinterhältig, keil die deutschen Pazifisten gebührend an den Pranger stellen müßten. Sie würdigte ferner sachlich das Verhalten des deutschen Nationalismus und hielt den Pazifisten eine Lektion über nationale Würde. Die Deutschen dürften nicht vor einem internationalen Publikum ihre Fehler unterstreichen, während die Vertreter anderer Nationen über alle für sie peinlichen Fragen schwiegen: jeder deutsche Redner auf einem solchen Kongreß müsse sich die Wirkung seiner Worte auf die Ausländer vor Augen halten. Nach Frau Dr. Faß. bender traten noch weitere Redner gegen die Foerster. Gruppe auf den Plan, indem sie die Foersterschen „Ent> hüllungcn" als »ungeheuerliche Verleumdungen" zuriickiviesen und gegen die ewige Hetze von Deutschen gegen Deutschland tellnng nahmen. Hoffentlich finden sich auch tn der für Sonntag in Dresden anbcraumten pazifistischen V-rkamm lung mutige und charaktervolle deutsche Männer und Frauen, die den Ultrapazifisten wegen ihrer antinationalen Gesinnung und Handlungsweise gehörig die Leviten leien. Wann wird endlich die Zeit kommen, wo Deutschland von diesem Krebs- schaden an seinem Leibe durch eine allgemeine Erstarkung des nationalen Ehrgefühls gänzlich befreit sein wird? Die Kritik der kleinen Staaten. Eine scharfe Rede -es Grafen Apponqi. Gens. 8. Sept. Am Schluß der heutigen VormittagSsitzung -eS Völkerbundes ließ sich der griechische Außen- m i ii i st e r Politis über die Wechselbeziehungen zwischen Frieden und Gerechtigkeit aus. Die Te- siiiition des Krieges als eines gerechten oder ungerechten sei, so sagte er. eine Vorstufe zu seiner Verdammung, d. h. zum Fortschritt auf dem Wege zu internationaler Gerechtigkeit gewesen. Das Entstehe» des Völkerbundes und seine Praxis habe diese Arbeit überstürzt, und es iei eigentlich nur noch eine Lücke zu schließen, die des Artikels 15, der Konflikte poli tischen Charakters nicht unter die Schiedsgerichtsbarkeit oder die Jurisdiktion des Bundes stelle. Aus dem Ehrgeiz, diese Lücke zu schließen, sei die Krise des Genfer Protokolls ent standen. „Der Dag wird kommen." so rief Polilis auS. »wo die Prinzipien des Protokolls das Gesetz der Menschheit sein werden!" In diesem Zusammenhänge ging er aus die Vor schläge des holländischen Delegierten ein und krili» sierte sie. Schiedsgerichtsbarkeit ohne Sanktionen sei unfaßbar. (Hier wurde der Redner durch den Applaus der fran zösischen Delegation unterbrochen.) Der polnische Vorschlag stelle dagegen eine Er klärung dar, die weder einen Hinweis aus die Sanktionen, noch auf obligatorisches ScbiedSgerichtSwesen enthalte. Eine solche Erklärung würde in der gegenwärtigen Form auf eine rein formale Erklärung hinanSlausen. ähnlich der Erklärung der Menschenrechte zu Anfang der französischen Revolution. Praktisch würde der polnische Vorschlag in keiner Weise zu einer Sicherung des Friedens beitragen. ES erscheine ihm daher weit zweckmäßiger, abzuwarien, bis der allgemeine Friede gesichert sei. Das Genfer Protokoll könne auf das Reifen der öffentlichen Meinung warten und werde nicht stückweise verwirklicht werden. Politis, der als einer der Mitverfasser deS Genfer Protokolls die aktuellen Fragen stark unter den Schatten dieses Protokolls gestellt hatte, fand bei Schluß seiner fast einstündigen Ausführungen den lebhaftesten Beifall. »Wartet!" so schloß er seine Rede, die im Hause vielfach als Unterstreichung seiner Kandidatur für einen Rats sitz aufgefaßt wurde. In der Nachmittagssitzung der Völkcrbundsversammlung hielt der erste ungarische Delegierte. Gras Apponyi, eine von der Versammlung mit gespannter Aufmerksamkeit aufgcnommene Rede, der langanhaltender Beifall folgte. Briand stand aus und drückte dem Redner die Hand. Gras Apponni leitete seine Rede mit dem Hinweis darauf ein, daß es bisher in der Völkerbundsatmosphäre zwischen den Ver tretern der einzelnen Staaten üblich gewesen sei, gegenseitig Höflichkcitsbezeugungen auszutauschen. Das könne nicht als ein Anzeichen für dao Wachsen des Völkerbundes ausgesaht werden. Wenn jetzt zum ersten Male die Stimme der Kritik laut geworden sei. so sei das vielleicht ein Zeichen, baß der Völkerbund noch lebensfähig ist. Der Redner zog dann eine Bilanz der Völkerbundstätigkeit in den letzten Jahren. Ter Bund weise zweifellos umfangreiche Aktiva aus, denn der Locarnopakt könne als Folgeerschei nung der Wirkungen des Völkerbundes gewertet werden. Der Locarnopakt trage seine Bedeutung nicht in dem Wortlaut der Bestimmungen, sondern in der Tatsache, daß er den Beginn einer Annäherung zwischen zwei Völkern darstellte, deren Feindschaft die größte Katastrophe des letzten Jahrhunderts in Europa gewesen sei. Aber auch die Passivseite des Völker bundes sei sehr umfangreich. In dieser Beziehung müsse vor allem aus die Minderhcitenpolitik des Bundes hingewiesen werden. Trotz der vom Völkerbund übernommenen Berpflich. tungen gebe es zurzeit keinen Schutz für die Minderheiten. Der zweite Passivposten sei die langsame, wenn nicht auSsicht». lose Entwicklung des Abrüstungsgedankens. Vielfach sei man der Auffassung, daß die Abrüstung eine Folge der all gemein eingegangenen Sicherheitsgarantien sein müsse. Die Sicherheit zwischen den Großmächten sei bereits durch den Lo carnopakt und die übrigen internationalen Vereinbarungen garantiert. Wenn eS in Mitteleuropa eine Nation gebe, die der Sicherheit bedürfe, so sei es Ungarn, das sich völlig ent- wassnet inmitten bis an die Zähne bewaffneter Staaten be> finde. Ungarn fordere keinerlei nene Sicherheiisaarantien. sondern nur die Abrüstung der übrigen Staaten. Der Bericht der Vorbereitenden Abrüstungßkommission habe aus ihn, so fuhr Graf Apponyi fort, einen äußerst traurigen Eindruck ge macht. Der Völkerbund werde einen Bankrott erleben, wenn der Abrüstungsgedanke nicht durchgeführt werde. Noch schwe rere Bedenken habe bei ihm di« Tatsache bervorgernfe». daß nach dem Bericht der Vorbereitenden AbrAsinngSkommifflou der gegenwärtige Zustand der restlosen Abrüstung der be siegte» Staaten verewigt werde» soll, währen» die allgemeine Abrüstung trotz der im Versailler Vertrag vorgesehenen Ver pflichtungen keineswegs durchgeführt werde. Gras Apponyi wies sodann auf die Erklärung des belgi schen Delegierten der Abrüstungskommission hin, nach der die Verteidigung eine nationale Ehrenpflicht einer jeden Natioy darstelle. Diese anerkannte Ehren pflicht der nationalen Verteidigung bürse nicht aus der Ehr losigkeit anderer Staaten ausgebant sein, denen dnrch die Friedcnsverträgc eine Verteidigung ihres Lande« unmöglich gemacht werde. Das Bestreben, den ungleichen Zustand zwischen den europäischen Staaten ausrcchtzuerhalten, bedeutet tatsächlich eine Verewigung deS Kriegszustandes. , Solange die Kricgtzmentalität der Siegel st aaten weiter bestehe, werde niemals der europäische Fried« gesichert sein. Wenn der Völkerbund Friede nnd Sicherheit suche, so könne dies nur in dem unvergänglichen Prinzip der Menschenrechte und in der Gleichheit aller Nationen in dem Reckt ans Verteidigung ihrer nationalen Interessen gesunden werden. Graf Apponyi schloß seine bedeutungsvollen Ausführun gen mit den Worten: „Einer der heutigen Redner hat uns als Summe unserer Politik empfohlen, zu warten. Wenn Warten sich vorbereiten beißt zu einer neuen Entwick- lung, dann sind wir bereit, zu warten. Wir werden warten! Aber wir werden auch den Mut haben, zu hoffen, daß ein Tag kommen wird, wo alle Nationen nicht nur im Völkerbund, sondern auch im Leben der Völker untereinander auf gleicher Stufe stehen werden." Nach der Rede des Grafen Apponyi wurde die Sitzung geschlossen. Scharfe holländische Stimmen gegen England. Amsterdam, 8. Sept. Der ..Nieuwe Rotterdamschc Evurant" wendet sich heute energisch gegen die englische Zu mutung, daß Holland vor der Einbringung seines Antrages in Gens die Mitglieder deS Völkerbundes vor seinen Absichten hätte unterrichten lullen. Ein solches Verlangen sei eine unpassende Anmaßung und würde eine Degradierung der unabhängigen Politik Hollands bedeuten. Anders stünde cs dagegen mit Polen, das einer gewissen Staatengruppe angchöre und sich dieser fügen müsse. Polen habe England non seinem Vorhaben in Kenntnis gesetzt und habe sich große Aendcrungen seines Vorschlages gefallen lassen müssen. Mit Befriedigung vermerkt das Blatt, daß man daS mutige Auf treten des holländischen Außenministers auch in Deutschland anerkenne, obwohl sein Antraa Polen aünstig sei. Der Ber liner Korrespondent desselben Blattes sagt, der schlechte Ein druck. den der holländische Antrag im allgemeinen gemacht habe, sei hauptsächlich auf den ungünstig gewählten Augen blick, gleichzeitig mit dem polnischen Borstoß, zurückzusühren. Die Auffassung, daß der holländische Schritt mit Polen und Frankreich in Einklang zu bringen sei. könne in holländischen Kreisen kaum ernst genommen werden. Paul Doncour über die Abrüstung. Paris, 8. Sept. Paul Bvncour erklärte einem Vertreter des „Jntransigeant" in Gens, daß nach seiner Uebcrzeugung die Lösung der Abrüstungsfrage in den letzten Tagen erheblich weiter gekommen sei. Die Konfe« renz über die Abrüstung zur See habe nur deshalb kein Er gebnis gezeitigt, weil sie lediglich nur eine Teilabrüstung erreichen sollte und weil nur wenige Staaten, die ihrerseits wieder starke Sonderinteressen hatten, an ihr tetlnahmen. Das Resultat wäre ein ganz anderes gewesen, wenn nicht drei, son dern 53 Völker vertreten gewesen wären. Boncour erklärte bann weiter, baß die Abrüstung Land. Meer und Luft gleich zeitig betressen müsse, wie die Grundsätze deS Völkerbundes es verlangten Die verschiedenen Projekte, über die jetzt beraten werde, und für die sich die große Mehrheit der kleinen Völker stark interessiere, beweisen nach seiner An schauung. daß der Gedanke der allgemeinen Abrüstung fort« schreite, und daß die Lösung noch niemals so nahe gewesen sei wie setzt. Diese Ausführungen BoncourS wird niemand mehr ernsthaft nehmen können, denn er weiß am allerbesten, baß Frankreich nicht daran denkt, auch nur eine einzige Säbel scheide dem Abrüstungsgedanken zu opfern. Boncour hat freilich leicht reden, nachdem er wacker mitgeholfen hat, Frank reich zur stärksten Militärmacht der Welt zu machen. So sicht eS auS, alS wolle er sich über die lustig machen, die da glau ben, der AbrüstungSgedanke lebe noch. Explosionen in Lhtkago. London, 8. Sept. Wie an« Ehikag» gemeldet wirb, er eignete« sich heut« t» südlichen Tsll« der Stadt drei Explosionen, dnrch dt« mehrere Säv'-- zerstört wnrden. Drei Personen wnrden getötet, zwei schwer verletzt. Die Ursache der Explosionen wird geheimgehalten. Sine amerikanische Stimme zur Kriegs- schul-irage. Für uns Deutsche ist e« besonder» interessant in einer Zeit, wo wir mit der größten Energie gegen di« Kriegsschuld- lüge und den Versailler Vertrag ankämpfeu müssen, Stimmen au» dem AuSlande zu hören, die dazu bettragen können, die vorgefaßte Meinung der uns feindlich gegenüberstehenden Länder zu korrigieren und un» im Kampfe gegen da» Völker, rechtswidrige Unrecht, da» wir erlitten und noch jeden Tag erdulden müssen, zu stärken. SS wäre nur zu wünschen, daß sich da» ganz« deutsch« Bvlk tn allen seinen Vartetschattie- rungcn der großen Wichtigkeit dieser Aufgabe bewußt wäre. Unter diesem Gesichtspunkt« ist ein Aufsatz von wesentlichem Interesse, der unter dem Titel „Die moralischen Verluste deS Kriege»" in der angesehene» Neuyorker politischen Wochen- schrist „The Natlo n" erschienen ist. Auf die Ursachen deS Kriege» eingehend, wirb hier aus ein neues Buch deS amerikanischen Richter» vauSmann „Ficing Europe" hingcwiesen, in welchem der Verfasser sagt: „Es wäre kühn, zu behaupten, daß. wenn die Bereinigten Staaten im Jahre 1917 über die Ursachen deS Krieges und die Ziele der Alliierten gewußt hätten, was wir jetzt wissen, wir dann jemals tn den Krieg cingctreten wäre». Mit andern Worten: Hätten wir gewußt, daß die Ursachen deS Krieges in erster Linie aus russischer und sranzösischer Seite lagen, und nicht ans der deutschen, nnd daß da» Ziel der Alliierten nicht war. die Zivilisation zu retten und der Demokratie tn der Welt sichere Bah» zu verschaffen, sondern aus Kosten der Mittelmächte ihre eigenen tmverialistischcn Interessen zu fördern, so hätte» wir u»S aller Wahrscheinlichkeit nach an dem Streite nicht beteiligt. Noch zweifelhafter ist. daß wir 1917 in den Krieg gezogen wären, hatten wir voraussehen können, was unö der Kampf an Menschen, Geld und moralischen Opfern kosten sollte. Kein Verlust wäre vielleicht zu beklagen, wenn der europäische Konflikt dav gewesen wäre, al» was man ihn hinstellte, oder wenn er in den groben Werken der Demokratie und deS Friedens zum Abschluß gekommen wäre, die als Lohn des Opfers in Aussicht gestellt wurden. Aber wenn wir entdecken, wie wir es letzt entdeckt haben, baß der Krieg von Anfang an unehrlich war. und daß wir burcki trüge rische Losungsworte in den Streit hincingczogeu wurden, zu dem Ende, daß mir sowobl nnS selbst als die Menschheit ver. rieten, so mag man mit Reckt die Frage aufwerfe», wa» wir denn für unseren Tuppentops bezahlt habe»? Zum Schluß wird auSgesührt, daß der Krieg, der iu Amerika als „Heiliger Kreuzzug" gepredigt worden wäre, zum Abschluß eines „sadistischen FriedenSvertragcs" geführt hätte. Der Präsident und dciS amerikanische Volk seien durch den Vertrag von Versailles verraten worben, aber leider hätten viele diese Tatsache noch immer nicht erfaßt. Sicher lei jedoch, daß lediglich die amerikanische Intervention den un. geheucrlichen Versailler Vertrag und seine schauerlichen Folgen möglich gemacht habe! Freiherr v. Rheinbaben über Grundfragen -er Dölkerbun-spolittk. Gens, 8. Sept. Im Rahmen eines Vortrages hielt heut, abend daS deutsche DelegationSmitglied Frhr. v. Rhein, baben einen Vortrag über Grundfragen der Völkerbund», entwickln»!,. In der Behandlung der Genfer Probleme: „Sicherheit, Schiedsverträge nnd Abrüstung" wieS der Redner auf die in Vorbereitung befindliche Resolution hin und er- klärte, daß man. auch wenn man sich an der einen oder anderen Seite von diesem Manisest nicht befriedigt zeigen sollte, gerade als ehrlicher Anhänger deS Völkerbundes an der Frage nicht Vorbeigehen könnte, ob eS nicht eine Ent wertung derartiger Aktionen des Völkerbundes und schließlich vielleicht deS Völkerbundes selbst bedeute, wenn immer wieder Zweifel an der Ehrlichkeit und Bedeutung der bereits be< stehenden Verträge erhoben würben. Biel wichtiger als diese Sickicrhcitsverträqe, Resolutionen nnd Deklarationen würde cs sein, wenn die Politik der sich bedroht fühlenden Länder eine solche werden würbe, daß sie eine srenndfchaftliche und ansrichtige Zusammenarbeit im gegenseitigen Interesse zu« Ziele hat. Allen Staaten, die eine solche Politik nicht sühre», würden alle Resolutionen und Verträge kein Mehr au wirk licher Sicherheit bringen können. In der Sl b r ü st u n g S f r a g e gab v. Rhetnbaben der großen Enttäuschung des deutschen VvlkeS über daS Ergebnis der bisherigen Verhandlungen Ausdruck und erklärte, die deutsche Theke habe sich als richtig erwiesen, daß eS ohne vor hergehende Abrüstung bis zu einem gewissen allgemeinen Rüsinngsaiiögleich keine wirkliche Sicherheit geben könne. Der Völkerbund selbst könne überhaupt nicht funktionieren, wenn dieser RüstungSausglcich nicht hergestellt werden würde, da sonst große nnd starke Nationen den Entscheidungen des Völkerbundes auszuweichen in der Lage wären. Der D. O. B. zur Franlllireur-Unlersuchuug. Berlin, 8. Sept. Der Deutsche Offtzter-Bund hat an den Retchswehrminister Dr. Gehler folgende» Schreiben gerichtet: Zeitungsnachrichten zufolg« sind Be- strcbungen im Gange, zu einer Veretnbaru n g zwischen Deutschland und Belgien zu gelangen, um Meinungs verschiedenheiten in bezug auf die EinscHung einer Unter st! chungskom Mission über den Frankttreurkrtcg und die angeblichen deutschen KrtegSgrcncl zu beseitigen. Der Deutsche Ossizier-Vund legt den größten Wert darauf. baß bei der geplanten Vereinbarung unter keinen Umständen die von der belgischen Regierung für die Ablehnung der Unter suchung vorgcbrachte Begründung anerkanut wirb. alS ob durch eine solche Untersuchung die Verhetzung verstärkt würde. DaS Gegenteil ist der Fall. Die Verhetzung iss anfs nene entfacht worden durch die unwahre deutsche KrtegSgreuel darstellenden Kriegerdenkmäler in Tirkcniont und Dinant und die dabei gehaltenen Hetzrede« offizieller Persönlichkeiten. Der Deutsche Osfizicr-Bund steht nach wie vor auf dem Standpunkte, dah hiergegen mit aller Energie cingcschrittcn werden muß, und bittet den RcichSwehrmtntster, sich gegen Vcreinbgriingcn zu wenden. In denen die Ehre der gstcn Armee nicht im vollen Umfange gewahrt wird. Scharfe Angriffe Mac-onal-s gegen -ie britische Regierung. London, 8. Sept. Ramsey Macdonald hielt heute aus dem englischen Gewerkschaftskongreß eine Rede, in der er die Negierung wegen des GcwcrkkchaftSgesehrS heftig kritisierte. Das Gesetz stelle eine Beschränkung deS Streik- rechtes dar. Die Forderung der Gegenseite nach unpoliti- schcn Gewerkschaften sei ungerecht, wenn man berücksichtige, daß die Arbeitgeber im Parlament säßen. Im vergangene« Jahre hätten die Arbeitgeber die Regierung tn die Tasche ge steckt, die darauf jetzt eine Maßnahme durchaesetzt habe, ote die Freiheit der Arbeiter beschränke. Die Regierung wisse sehr wohl, daß sie bei den nächsten Wahlen unterliegen werde und beabsichtige nun, die Verfassung zu ihren Gunsten zu ändern. Sie versuche damit eine Art Htndenburg- Linie aufzubauen, auf die sie sich zurückztehen könne, wenn eine andere Regierung anS Ruder käme, die nicht mit den deen der ToryS sympathisiere. ES sei zu erwarten, daß die icglerung diese Absicht innerhalb der nächsten zwölf Monate in die Tat umznsetzen versuchen werde. Die englischen Arbeiter würben sich jedoch eine Verstümmelung der britischen Verfassung nicht gefallen lassen. Macdonald kam im weiteren Verlaufe seiner Rede auch auf die Außenpolitik zu sprechen und erklärte, die Arbeiterbewegung werde nur bann «rsolgretch sein, wenn der internationale Friede hergestellt sei. DaS Sauptbestreben der Arbeiterbewegung müsse darauf gerichtet sein, dem Völker« bund grobe moralisch« und politische Autorität »« geben.
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