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71. gOhrgarr-. H 4L« Frettag, S. GEptemdrr 1827 Gegründet 1858 Dralitanickrttv Slacketchten Dresden i?«rnwrecher-Lammelnummer ^ L41 Nur »ilr NaldiacwrLche: LOO11 »»in > d»» w Seplbr. WL de tdaUch „vennaUaei äustellun» ne» .tzaus I.SUML vr-evu^l Bostbeiuasvrei- Illr Mona» Levlember I Marli adne tio»t,u»tellunasacbübr. Etnrelnummer to vtennia Ne Anzeigen werden nack cSoldmarl» berechne! die einwaltiae « mm breile .samilienan,eiaen und LteUenaeiuchc otinc « mm breile Neklamcreile ÄiO -Via. A»«w >l»!!rüa-' aeaen Baransbembla KInioieion-Ksivoisl»' ^ile »Pta., >>ir auswärts <c>-L»a. Familie Anzeigen» preue. -'ßnbaN lb 'Via,, aukerbalb « -Via.. die « 'uberbnlk SNPIa. i^fterienaekübr DVIa. >In Schriiiieiiuna und chauvloeichSilsstelle! Martenlrrake Druck u. Berlaa von Uieviich » Sieichard« in Dresden Boltickeck-Konlo >OSKi Dresden Nachdnich NUI m»> dcullichei Oueiicnnnandc .Dre»d»e> Nachr. »Iläiäa Unnerianale -chriiiltüchr werden Nich^ anikewabrt. I^ole! Vellevue d-tscrinmltlsg-Tss mit Korrrsrt. d/Illtsg- unct /^dscici-Tsts» im Tseessssci-Sssl sei cksr Lids. Sssisririts vo^risdms 1°stsimusi><. ker<rS»s üna iron»«r«nnimmvr. Zs^sli lVIittwocli -^bsn6 Polen iiberreicht einen neuen Pattentwurf. Deutshland und England lehnen ab. — Neue Leralungen -er Jurislen. Beamlenverlreler bei Dr. Köhler. - Auch „Sir John Carling" verloren. — Dieses Jahr keine -eulschen Ozeanjlüge mehr, Aul Schleichwegen zum Ost-Loearno. Genf, 8. Sept. Die polnische Delegation hat heute nach mittag um S Uhr der deutschen, der englischen und der fran zösischen Delegation einen neuen Resolutions- Vorschlag cingereicht. Die Delegationen sind sofort zur Priisung des neuen Vorschlages zusammengetretcn. Alle bis herigen Entwürfe sind insolgedessen bereits als überholt anzu- sehcn. Der neue polnische Vorschlag hat folgenden Wortlaut: Die Vollversammlung, ausgehend von dem Gedanken der Solidarität der Nationen untereinander, nnd bewegt von dem Willen, den Frieden für die Zukunft zu sichern, ist der Uebcr- zcugung, daß Angriffskriege niemals ein Mittel zur Regelung von Streitigkeiten zwischen den Staaten sein dürfen. Tic Bundesmitgliedcr gebe» ihrer Ucberzeugung dahin Aus druck, daß ein Angriffskrieg ein internationales Verbrechen darstcllt. Indem sie diesem ihrem Willen Ausdruck verleihen, wollen sie eine neue Atmosphäre schaffen, die der weiteren Durchführung des Abrüstungs- gedankens günst'g ist. Ans diesem Gedanken heraus erklärt die Vollversammlung des Völkerbundes folgendes: 1. Jede» Angriffskrieg ist und bleibt verboten. 2. Zur Beilegung internationaler Streitigkeiten sind aus schließlich friedliche Mittel anzuwcndcn. 3. Die Mitalicdstaaten übernehmen die Verpflichtung, sich zu den oben angeführten Grnndsäkcn zu bekennen und ihre gegenseitigen vertraglichen Beziehungen aus den Grundsätzen dieser Erklärung anszubauen. Die Beratungen über die Resolution und die eventuelle Annahme oder Ablehnung des neuen polnischen Antrages gehe» vorwiegend zwischen de» Juristen der beteiligte» Mächte weiter. Vor morgen nachmittag dürste ein Abschlnst bzm. die Bekanntgabe in der Versammlung nnd damit die vorgesehenen Reben, u. a. von Briand und Strcsemann, nicht zu erwarten sein. Dieser unerwartete Verlaus der Dinge hat natürlich zu den mannigfachste» Kombinationen Anlaß ge geben, die jedoch darin übereinstimmcn, daß sic Anspruch auf Zuverlässigkeit in keinem Falle erheben können. Für morgen vormittag ist als Hauptredner der Generaldebatte der bel gische Anhenministcr Vandcrvcldc vorgesehen. Von italienischer Seite wird heute hervor- gchoben, daß der Versailler Vertrag sowie der Locarno-Pakt alle notwendigen Sicherheitsgarantien im Osten wie im Weilen enthalten und deohalb keinerlei Veranlassung vvr- liege, Verhandlungen über Schaffung neuer Garantien aufzu nehmen. Heute nachmittag hat eine längere Aussprache zwischen Briand nnd der polnischen Delegation stattgesnn- den. Anschließend fand dann eine Unterredung zwischen Briand und C h a m b e r l at n statt. (TU.) Ein polnischer Iusahankrag. Genf, 8. Scpt. Im Laufe des heutigen Abends ist der deutschen Delegation ei» Abänderungsantrag zu der neuen polnische» Resolution zur Vcrpönung des Krieges übcrmittslt morden. Der wesentliche Punkt, in dem die polnische Dele gation eine Abänderung will, ist die Einfügung einer Empfehlung von Richtangrissspakten, d. h. ein Znrückkommcn aus den Grundgedanken der ursprünglichen polnischen Initiative. Die deutsche Delegation lehnt ab. Genf, 8. Scpt. Von seiten der deutschen Delegation wird heute abend mitgetcilt, das, der neue polnische Vorschlag ihre Zustimmung nicht finde» könne, da er die Locarno-Verträge entwerten würde. Die Außenminister der drei Locarno- Mächte hätten nacheinander ausdrücklich sestgcstcllt, dab der Locarno-Pakt auch für den Osten jede notwendige Siche rung enthalte. Die heute cingcleitcteu Verhandlungen der Delegationen über den neuen polnischen Vorschlag werden morgen fort gesetzt werden. Es besteht immer noch die Hoffnung, das, eine Einigung zustande kommen wird. Wie heute abend weiter verlautet, hat anch die englische Delegation in gleicher Weise wie die deutsche den neuen polnischen Vorschlag abgclchnt. In Genf geht jeder seinen Weg. Genf, 8. Sept. Wie verlautet, hat die polnische Delega tion ähnlich der holländischen die Absicht, ihre Resolution un abhängig von der Haltung der übrigen Mächte in der Voll versammlung zur Diskussion zu stellen. Wie weiter ver lautet, beabsichtigt die Delegation von Kanada zu erklären, daß sie. abweichend von der Haltung der übrigen Dominien, den holländischen Antrag unterstützen werde. Der Genfer Pazisiskenskandal. Wenn die deutsche Oeffcntlichkeit wegen jeder Kund gebung, in der sich der nationale und geistige Stnmpssinn einer gewissen Sorte von Pazifisten offenbart, Lärm schlagen wollte, so käme sie aus dem Alarmzustand gar nicht heraus. Es ist daher gegenüber den üblichen Tagesleistungen dieser Elemente eine Gewöhnung eiugetreten, die das Schweigen der Verachtung gegenüber dem in der pazifistischen Presse verzapften Kitsch bedeutet. Dabet bleibt allerdings der bittere Niederschlag des für unser nationales Empfinden schwer drückenden Bewusstseins zurück, datz Deutschland den Vorzug gcniesst, solche verstiegene Ideologen zu besitzen, die im schroffen Gegensatz zu den stramm nationalen fremden Pazifisten fernab von allen Rücksichten auf deutsche Würde, Ehre und Lebcnsinteresscn immer nur ihr pazifistisches Steckenpferd auf der dürren Gebankenweide ihres „Anti militarismus" tummeln und in das deutsche Auge mit Ge walt einen Splitter hineintrctben, um den Balken im fremden Auge übersehen zu können. Immerhin, mögen sic sich blamieren, so viel und so gründlich sie wollen: das soll ihnen unbenommen bleiben. Wenn aber die Raserei dieser Leute so weit geht, daß sie unter völliger Verleugnung ihres Deutschtums und ihrer vaterländischen Pflichten im Angesichte des Auslandes und zur Unterstützung fremder falscher An schuldigungen einen planmäßig von langer Hand in Szene ge setzten Angriff gegen das eigene Land unternehmen nnd dessen kleine Wehrmacht, die kaum zur Aufrechterhaltnng der Ord nung in der Heimat ausrcicht, der geheimen Anzettelung eines neuen Krieges bezichtigen, dann allerdings hat die Ge duld der deutschen öffentlichen Meinung ein Ende. Dann muß von den verantwortlichen Stellen mit allem Ernst und Nachdruck gefordert werden, daß sic ein so schmachvolles Treibe», soweit dabei beutfche Hände im Spiele sind, mit den schärfsten Mitteln unterbinden. An diesem Punkte sind wir jetzt angelangt, nachdem der sattsam bekannte Professor Dr. Friedrich Wilhelm Foerster sein ganzes unaualifizier- bares Verhalte» gegen die eigene Nation durch die Ver breitung der Genfer Hetzschrift gegen Deutschland gekrönt hat. Professor Foerster Ist eine Persönlichkeit, die ihr deutsches Bewußtsein so völlig verloren hat. daß ihr der deutschfeind liche Denkprozcß unserer ehemaligen Kriegsgegner zur zweiten Natur geworden ist. Die Versailler Kricgsschnldlüge gilt diesem Manne als unumstößliches Dogma, und er ist mit fanatischem Elser bestrebt, der französischen Militärpakte! immer neues „Material" zuznführen, ans dem das angebliche Wiedcrcrwacheu des dcutfchcn Militarismus mit dem Ziele der Enlfachung eines Nevanchckrieges hcrvorgchcn soll. Professor Foerster lebt in Wiesbaden unter dem Schutze der fremden Besatzung und gibt dort ein ultrapazisistischcs Organ heraus, das sich „Die Menschheit" nennt. Vor einigen Woche» erregte er unliebsames Aufsehen durch eine einem polnischen Pressevertreter gewährte Unterredung, in der er die gegenwärtige deutsch-polnische Grenze als eine „Wieder gutmachung der Ungerechtigkeiten" bezeichnet»:, die Polen früher von Deutschland zu erdulden gehabt habe. In dem selben Gespräch behauptete er. daß die Reichswehr insgeheim darauf hinarbcitc, Polen zu überfallen: wer das Gegenteil erkläre, sei ein Lügner oder ein Schivachkopf. Das war der Vorläufer der Bombe, die er am 13. Jahrestage des Kriegs- ausbrliches platzen ließ. Zu diesem Gedenktage veröffent lichte er nämlich ein, wie er es nannte, „Programm der maßgebendsten militärischen Kreise Deutschlands für die Vor bereitung und Entfesselung einer neuen europäischen Kata strophe". mit dem Hinzufllgen, baß die Mitteilungen wörtlich dem Geheimbericht entnommen seien, aus Grund dessen der belgische Krtcgsminister seine Angriffe gegen die Reichswehr gerichtet hatte. Das waren aber der traurigen Lorbeeren für den „pazifistischen Ehrgeiz" Professor Foersters noch nicht genug, sondern diese „Beweisstücke" wurden auch noch zum Gegenstand einer in französischer Sprache abgcfaßten Bro schüre gemacht, die Foerster mit einem Vorwort versah. Er betont darin „die unbedingt sichere Quelle" seiner In formationen und „stellt fest", daß die deutschen Autoritäten weder ihre Geistesverfassung noch ihre Methoden geändert hätten. Foerster schließt mit der Mahnung an alle Nachbarn Deutschlands, alle ihre Energie auf ihre Verteidigung gegen die deutschen Revanchepläne zu konzentrieren ober, wie er es kürzlich in seiner „Menschheit" ausdrückte, zu rüsten, so- Deutschland Mitglied der Mandatskommission. Sitzung des Völkerbundsraies. Die Danzigcr Frage wieder vertagt. Gens, 8. Sept. Heute nachmittag trat der Völkerbunds- rat zum erstenmal in dieser Woche zu einer Sitzung zu sammen, die zwei deutsche Interesse» berührende Fragen aus der Tagesordnung hatte. Unter dem Publikum be merkte man auch den hessischen Staatspräsidenten Ulrich. Zunächst wurde nach dem umfangreichen Bericht des hol ländischen Ratsmitgliedes Bcclacrtö van Biokland über die ständige Mandatskommission die Erhöhung der Mitglicdcrzahl dieses Ausschusses von neun anf zehn ge nehmigt. womit der für daS deutsche Mitglied vorgesehene Sitz im MandatsanSschnß geschossen ist. Weiter mar an dem Bericht dcS holländischen Natsmitglicdcö von grundsätzlichem Interesse eine Darlegung über die Ncchtsbcziehnngcn zwischen einem Mandatsgebiet und dem Mandatsinhabcr. Südafrika hatte bereits früher Fragen der Souveränität mit Bezug auf Südwcstafrika angeschnitten und der Rat hatte im März entschieden, daß er „keine Meinung über den schmierigen Punkt abgcben könne, bei wem die Sou veränität über ein Mandatsgebiet liegt" Eine Erklärung des holländischen Berichterstatters, die aus Anlaß eines neuen SpezialsallcS seinem heutigen Bericht ctnvcrleibt ist, stellt zu der Frage immerhin mit bemerkenswerter Deutlich keit fest daß die Anwendung der hergebrachten Terminologie anf die völlig nencn RcchtSbcziehnngen von Mandatsgebieten innerhalb des internationalen Rechtes mitnnter ««an gebracht ist. In einer späteren geheimen Sitzung wird der Bölkcr- bnndsrat entsprechend seinem Beschluß ans der Iuni-Tagnng die Wahl des neuen bentschcn Mitgliedes der Mandats kommission vornehmen. Der zweite Punkt der Tagesordnung, der den polnischen Anlegehascn in Danzig betrifft, kam insofern im polnischen Sinne zur Entscheidung, als Polen mit seinem Wunsche dnrchbrang, die Frage in dieser Ratstagung nicht zn verhandeln. Indessen forderte der Berichterstatter Villcgas eine Vorbereitung der Frage bis zur Dczembcrtagnng, so das, sic dann endgültig ent schiede» werden kann Es wurde nach einer etwas zu- gcspitzten Debatte, in die neben dem Danzigcr Senatsprä- sidcnten Dr. Sahm und dem polnischen Delegierten Straß burger Rcichsminister Dr. Strcsemann wiederholt eingriff, beschlossen, daß Polen bis zum 18. Oktober seinen Stand punkt rechtlich darzulcgen habe, daß bis zum 15. Novem ber direkte Et nigungsver Handlungen zwischen den beiden Parteien in Danzig dnrchznführcn seien, und daß. wenn diese nicht zum Ziele führen, der Marine - Unteraus schuß des Völkerbundes noch vor der Dezembertagnng fest- zustcllen habe, ob der Hafen von Gdingen im Sinne der Danzigcr Erklärung soweit vollendet ist, daß das Provisorium des AnlcgchafenS für polnische Kriegsschiffe entsprechend dem Danzigcr Antrag beendet werden kann. Einigkeit bestand darüber, daß Polen anch dann jederzeit Gelegenheit haben würde, seine Kriegsschiffe unter Be obachtung der internationalen Regeln auf Danzigcr Werften reparieren zn lassen. lW. T. B.) Lloyd George anerkenn! eine Revision -er Friedensoerlrüge. London, 8. September. „Daily Mail" veröffentlicht heute ein Schreiben, das Lloyd George vor kurzem an den ungarischen Korrespondenten Focldiak gerichtet hat, nnd daö das Blatt „ein StaatSdoknment von äußerster Bedeutung" nennt. Es heißt darin: Die britische Ocfsentlichkcit erkenne voll an. daß weder das ungarische Volk noch sein Premier- minister für die Katastrophe des Jahres 1S14 verantwortlich waren. Lloyd George erklärte dann nachdrücklich, daß die Urheber aller Verträge von ISIö/20 niemals für diese einen solchen Grad der Vollkommenheit beansprucht hätten, daß sie sie für unabänderlich ansähen.