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Dresdner Nachrichten : 12.08.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189608121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960812
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960812
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-12
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.08.1896
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Gianallaternen gehabt ptunsbainS" haben mehr > van Laack, Schmitz und kehr von einem A »Siffig e .... . . . 1 Fehlen der Laternen bekundet. Die Leute haben am Vorderste»«» des Dampfers gesessen, wollen de» Vorgang genau beobachtet haben und behaupten, daß den Führer de» Motor» ganz allein die Schuld treffe. Andere wieder wollen doch Signallaternen auf der .Tont" gesehen haben: e» ist aber nicht unmöglich, daß sie sich durch die anderen bunten Lichter deS Motors haben täuschen lassen. Was den Kurs der „Tont" betrifft, so scheint diese auf dem RummelSburaer See selbst die Mitte gehalten zu haben, dann aber, in der Fortsetzung dieser Linie, am linken statt am rechten Spreeufer gefahren zu sei». Kapitän Kluge vom „NeptunShatn" sah den Motor, glaubte aber, weil er keine Signallaternen wahrnahm, daß er. wir er selbst, strom abwärts fahre. Janrckr, der Führer der .Toni", suchte gerade im unglücklichsten Augenblicke, als er merkte, daß der Dampfer nicht am EierhauS anlegte, sondern auf das rechte Ufer kerüberkam, daS ihm vorgeschriebene linke User zu gewinnen. Ware er gegen die Vorschrift weiter gefahren, so hätte er das Unglück vermieden. Ungünstig wirkte für den Motor ein Zufall Als Kapitän Kluge iah. daß die „Tont" seinen Kurs kreuzen wollte, und dieser »stopp, voll rückwärt-!" kommandirte. griff der Maschinist zufällig um einen Augenblick früher Steuerbord als Backbord, daher machte der „Neptuiisyatn" eine kleine Schwenkung backbordwärtS, und nun konnte die »Toni" erst recht nicht mehr vorüberkommcn. Daß vier Personen ertrunken sind, ist wohl nur der Dunkelheit zuzuschreiben. Unmittelbar nach dem Zusammenstöße waren an der Uiiglücksstelle nicht weniger alS vier Dampfer bereit: der »Neptunshain", der „Hewald", .Berlin" und ein Sterndampfer. ES war aber so dunkel, daß z B- die Mannschaft des »Neptunshains" nicht ein mal die vier Personen, die sich an's Land gerettet haben, schwimmen sah. Kapitän Kluge wird als umsichtiger und besonnener Mann geschildert. Er ist feit 14 Jahren Schiffsführer auf der Oberjpree und batte bisher noch keinen Unfall. Der Kapitän ist nicht jus- pendirt, sondern fährt weiter. In Sachen des „Iltis" erhält die »Deutsche Ztg." folgende Zuschrift: „Der »Iltis" war ein g mz untaugliches, morsches Fahr zeug, auf dem zu fahren, wie einmal einer der letzt untcrgcgangenrn Offiziere an seine Angehörigen schrieb, schon bet ruhiger See ein „lebensgefährliches Vergnügen" war. „Der alte Kasten" drohte bei seiner Baufälligkeit und geringen Maschinenstärke, die ihn nur zu einer Höchstgeschwindigkeit von 9 Knoten in der Stunde be fähigte idle viel kleineren Torpedoboote laufen 22 und darüber!), schon bei geringem Seegang aus den Ingen zu gehen. Deshalb hieß es auch in diesem Frühjahr, der „Iltis" würde bereits jetzt znrückkehren und außer Dienst gestellt werden. Leider ist es aus Mangel an Ersatz nicht geschehen. Nach den Berichten haben Offiziere und Mannschaft stundenlang heldenmüthig gekämpft, um von der verderblichen Küste loszukommen. Vergebens I Die Maschine war zu schwach, das Schiff gehorchte nicht mehr den, Steuer, ohnmächtig mußten sich die Tapferen auf den Felsen schleudern lassen! Auch sie sind den Heldentod für das Vaterland gestorben, und wie sie starben, das wird ihr Andenken ewig unver geßlich machen. Aber das Gefühl: sie wären gerettet worden, wenn sie ein seetüchtiges Schiff unter sich gehabt hätten — macht den Schmerz in den Herzen der Hinterbliebenen doppelt tief und herb. Unsere Marineverwaltung trifft kein Vorwurf: sie muß mit unzureichenden Mitteln Deutschlands Ansehen im Anslande wahren. Und das ihr das noch iinnicr gelingt, haben wir unseren wackeren Seeleuten zu danken, die, wie ihre Kameraden zu Lande, auf der See die besten Soldaten der Welt sind. Wohl aber mögen sich Tieienigen den Untergang des „Iltis" zu Herzen nehmen, die mit dem Schlagwort „uferlose Flottenpläne" m vaterlandsloser Ver bissenheit oder in kritiklosem Unversländniß nicht allein eine Ver größerung, sondern auch icbe »othwendige Ergänzung nuferer Flotte bekämpfen! Schon vor Jahren äußerte sich ein Marineoffizier zu uns mit berechtigter Bitterkeit über die Art und Weise, wie die Marinevorlagen im Reichstag behandelt werden. »Die Leute sollten mal auf solchem alten Ding einen kleinen Sturm mit- machen — sie würden anders urtheilen!" Auch er gehört zu Denen, die mit einem heldenhaften Hurrah aus Kaiser und Vaterland am 23. Juli in den Tod gegangen sind. Tie Geschichte eines elf Wochen unschuldig in Untersuchungs- Hast gehaltenen Elektrotechnikers erzählt die „Mannh. Volksslimme" nach einer an das Justizministerium gerichteten Beschwcrbeschrist. Aus Veranlassung eines Karlsruher FahrradhändlecS wurde ein in St. Ludwig wohnender Elektrotechniker unter dem Verdacht der Urkundenfälschung und des Diebstahls verhaftet. Entgegen den gesetzlichen Bestimmungen erfolgte das erste Verhör erst nach 52 Stunden, nach sechswöchcntltchcr Hast kam er das erste Mal vor den UntersuchnngSrirbkcr, woraus aus Grund seiner Angaben die Klage wegen Diebstahls fallen gelassen wurde. Dagegen wurde eine Klage wegen Anstiftung zum Diebstahl eines Fahrrades erhoben, aus Grund von drei Briefen, als deren Schreiber der Sachverständige den Elektrotechniker bezeichnete Der Antrag des Beschuldigten, die Briefe einem zweiten Sachverständigen zu unter breiten, wurde abgelehnt. Nach llwöchentlicher Haft kam die Sache vor die Karlsruher Strafkammer, die den Angeklagten freisprach und zwar wiederum auf Grund der Auslage des Sachverständigen, die dem früher abgegebenen Gutachten entgegengesetzt lautete. Inzwischen ist die Familie des Mannes in bitterste Noch geratlien, hat das Nothwendigste verlausen müssen und der Man» stand rristenzlos auf der Straße. Die Tochter war bei einer dortigen Familie als Erzieherin angcstcllt: man hatte sie als die Tochter eines Diebes entlassen. Nicht einmal der Arbeitslohn für die un freiwillige llwöchentliche Gcfängnißarbeit war ihm ausbezahlt worden, dieser war dem Verein zur Füriorge für entlassene Sträf linge überwiesen worden. — Der Fall zeigt von Neuem die NothwendiMit der Entschädigung für unschuldig erlittene Unter suchungshaft. In Arnstadt (Thür.l erregt großes Aufsehen die Amts enthebung des Polizeikommissors Wendt. Dieser Tage gab der Schutzmann Bnchmann, dem zum 1. September vom Magistrat gekündigt worden ist, au Magistcatsstelle die Anzeige zu Protokoll, daß der Polizeikommissar Wendt während des Schonbrunn-Vogel- schießens ein Mädchen zweifelhaften Rufes, das wegen Verdachts gewerbsmäßiger Unzucht in Haft genommen war. aus der Haft entlassen und für den Nachmittag in seine Wohnung bestellt habe. Das jetzt in Erfurt weilende Mädchen hat dem Schutzmann gegen über selbst diese Angaben gemacht und auch die weiteren Vochänge im Hause des Kommissars eingehend geschildert. Kommissar Wendt ist verheirathet. Der 13. deutsche Tiichlcrtaa in Potsdam har solgendc Reso lution angenommen: „Der 13. deutsche Tischlertag beauftragt seinen Vorstand, dafür an maßgebender Stelle^ zu sorgen, daß seitens der hohen Slaatsregiemn wird, zur . Handwerkerstandes!" Auf dem internationalen Schachturnier in Nürnberg gewann den ersten Preis von 3000 Mark und die Ehrengabe des Prinz- Menten Lasker mit 13'/-Points, den zweiten Preis zu Mark Marorzy mit I2'/r Points. Tie Wiener Antisemitenführer Dr. Lueger und Abgeordneter Schneider sind in München cingetroffen. Sie wurden von einem Komitee von Parteigenossen mit Damen unter Hochrusen und unter Uebcrreichung prächtiger Blumensträuße begrüßt. Aus Weimar wird gcnieldet: Zahlreiche Vereine und Kor porationen rüsten sich in Thüringen, um der Einweihung eines neuen Vismarckthulincs anzuwohne», der in der Provinz «Sachsen bei Suhl aus dem hohen Domberg errichtet worden ist. Nie Feier ist aus den 2. September festgesetzt. Laut Kostenanschlag wird der Thurm auf 12.900 Mark sich stellen. Die Aussicht ist herrlich: der Thurm steht auf einer Höbe von 669 Meter Aus Wilhelmshaven wird gemeldet: Die Ucbungsslotte hat bei prächtigem Wetter den Hafen verlassen und ist nach Helgoland in See gegangen. Ein großer Brillanteudiebstahl ist am Sonntag Nachmittag in Groß-Lichterfelde bet Berlin verübt worden. Dem Kapitän z. S. a. D. Freiherrn von Rössing hat man zwischen vier und neben Uhr aus seinem Landhauie in der Jägerstraße Nr. 4 Brillanten und Schinucksachen anderer Art im Weiche von mindestens 10,000 Mark gestohlen. Die Diebe haben die Thür des zur genannten Zeit menschenleeren Landhauses wahrscheinlich mit einem Nachschlüssel geöffnet. Ihre Beute nahmen sie a»S» schließlich aus dem Schlafzimmer, in den anderen Zimmern ließen sie Alles unberührt, obgleich sich auch hier Werthsachen befanden. Bon den Tbätern hat man bis letzt keine Spnr gefunden. Beim Trabrennen in Bohrenield bei Hamburg wurden.ver» fchiedene gewerbsmäßige Buchmacher, darunter zwei Bermer, verhaftet. Auf der Fahrt von Neiße nach Ziegenhols stürzte der praktische Ur»t De. Brtrgrr vo« Fahrrad und blieb sofort todt. ieruna mit etwas mehr Dampf gearbeitet feseitlgnng des Bauschwindels und zum Schutze des In Düsseldorf wurde die erste ö Isfreie Lesehalle, die der dortige Bildung-Verein ^errichtet hat. öffentliche, für Jedermann ein .Bildung-Verein errichtet hat Mitbürger hatte 15.000 Mark für sie imoer reine Äviouinon. iLtne ,n gemiimier «Lye tisch er Kindererzichung lebende katholische Frau, we zugehört hatte, zog die richtige Folgerung aus wenn sie ihrem Manne klagte: „Jetzt bin ich schi tritisfrele Lesehalle, die feierlich eröffnet. Ein geschenkt. Der erste Pflegling für die Llon'sche Kinderbrut-Anstalt in der Berliner Gewerbe-Ausstellung ist am Sonntag Nachmittag in dem dazu bestimmten Pavillon abgeliesert worden. Es ist dies ein am 5. d. M. in der Charitee geborenes Kind. daS von der noch jugendlichen Mutter mit 7V« Monaten zur Weit gebracht wurde. Es wog bei der Geburt nicht ganz 2 Kilogramm, während das Normalgcwicht eines Neugeborenen aus 3,5(0 Kilogramm an genommen wird. Die ihm vom Arzt verordnete Temperatur von W Grad Neaumur im fein säuberlichen Brutkasten soll Ihm nun daS ersetzen, was ihm am „Normalen" fehlt. Vorläufig wird daS Kind (ein Junge) mit verdünnter Kuhmilch ernährt, bis die Mutter selbst Io weit ist, dem Kinde die Nahrung zu geben. Die Eröffnung des Pavillons erfolgte alsbald »ach Einlicferung des Kindes. Das Kerlchen beißt Walther Ernst Bruno K. Bis Abends 9 Uhr hatte der Pavillon etwa 900 Besucher. Von einem Radfahrer erschossen wurde auf offener Land straße der 27>ährige Sohn Otto des Chausseeauffehers Ganz in Verglast aus Rügen. Gelegentlich eines in der Gänzlichen Familie statlsindcndcn Geburtstagsfestes ergingen sich die dazu geladenen Gäste auf „der Chaussee", während der innge Ganz es sich im Cbausseegraben bequem machte. Plötzlich kam rin Radfahrer daher gefahren, der ohne >ede Veranlassung auf den nichtsahuenven Ganz einen Revolverschuß abscuerte, von dem derselbe am Kopse tödtlich verletzt wurde. Der Schwerverletzte wurde sofort nach der Univer sitätsklinik in Greifswald gebracht, wo er bald daraus verstorben ist. Ob der Radfahrer sich bedroht glaubte, oder ob Unvorsichtig keit vorliegt, konnte bisher nicht aufgeklärt werden, doch ist fest gestellt worden, daß der Radfahrer schon einmal vor dem Unglücks- salle einen Schuß abgegeben hat. Wie verlautet, soll sich der un glückliche Schütze bereits freiwillig der Polizei gestellt haben. In Schwandors (Bayern) verflieg sich ein Kapuziner bei einer vor Frauen gehaltenen sogen. Standespredigt zu folgender — mehrmals wiederholten — empörenden Aeußerung: „Wenn eine Mutter ihr Kind mordet — hier kann sie Vergebung der Sünden erlangen: wenn ein Kind Vater oder Mutter vergiftet, kann ihm die Sünde vergeben werden: wer aber in gemilchter Ehe lebt, findet keine Absolution." Eine in gemischter Ehe mit Protestan- lebcnde katholische Frau, welche der Predigt us dielen Worten, schlechter als eine Kindesmvrdelin." In Zenwclburg (Wcstpreußen) wurden mehrere jüdische Kaufleute wegen des Verdachts des Meineids verhaftet: andere Verdächtige, deren Verhaltung ebenfalls bevorstand, halten sich verborgen und es ist der Polizei trotz eitrigster Recherchen bisher nicht gelungen, deren Verbleib zu ermitteln. Die Untersuchung erstreck! sich angeb lich auf eine Wucher- bezw. Erpreffungsafsaire, in der die Be- theiligten vor Gericht falsche Aussagen gemacht haben sollen. Oesterreich. Tie Ankunft des russischen Kaiserpaares in Wien wird offiziell für den 27. d. M. nach 10 Uhr Vormittags cmgezcigt. Tie Tauer des Aufenthalts ist auf zwei Tage fest gestellt. Der Fürst Lobanoff wird sich im Gefolge des Kaisers befinden. Der Ehes des Gcneralstabes, Feldzeugmeister Frhr. v. Beck, der seinen erst in einigen Tagen zu Ende gehenden Urlaub unterbrach, begiebt sich auf kaiserliche Berufung nach Ischl, wo er bis zum l7. d M. verbleibt. Auch der Kriegsministcr weilt gegenwärtig in Ischl. In Wien wurden zwei Arbeiter-Versammlungen, in welchen einzelne Redner sich in Angriffen auf den Ezaren ergingen, von dem Regstnmgsverlrcter ausgelöst. Frankreich. Das „Journ.desTebats" begrüßt die Nachricht von dem devornchenden Ansenrhalt des Kallers von Rußland in Paris mit besonderer Freude in der Ueberzeugung, daß diese Reise der von Rußland und Frankreich besoigien friedlichen Politik förderlich sein werde. Der „Temps" ist der Ansicht, daß alle Franzosen etn- müthig den Kaiser von Rußland bewillkommnen werden, er hofft ledoch, das; sie sich in ihrem Enthusiasmus aller peinlichen (malsa- coutrvu8e8) Kundgebungen enthalten und in ihrer Begeisterung die Würde bewahren würden, für welche die hohen Gäste sicherlich cmpsänglich seien Der „Figaro" fordert zu Subskriptionen auf. um dem Czar einen Ebrendegen und der Czarin eine Wiege z» schenken für das Kind, das sie unter dem Herzen trägt. An der letzteren Sammlung sollen sich nur franzvsijche Frauen bctheiligen. Aus Versailles wird gemeldet: Die Hausbesitzerin Blancheteau und ihr Schwager, der Gemeinderath Gonssct, wurden wegen Be- sitzstreitcs in den Juslizpalast berufen Als beide nach erregter Diskussion das Zimmer des Civilrichters verließen, zog die Frau plötzlich einen Revvivee hervor und schoß den Schwager nieder. Derselbe brach mit vier Kugeln im Leibe auf der Treppe zu sammen- Sein Zustand ist gefährlich. Italien. Ten Blättern zufolge weiß man bisher noch nicht, ob der an Bord des gekaperten holländischen Schiffes „Doelwyk" befindliche Passagier Franzoie ist oder einer anderen Nationalität angchört. Die Waffenscndung. welche der „Doelwyk" mit sich sührte, besteht nur 30,000 umgeänderlen Gras-Gewehren und der dazu gehörigen Munition. Die italienischen Kiegsschisfe im Rolhcn Meere setzen ihre Kreuzung fort, weil man Verdacht Hatz daß der .Doeiwyk" nicht das einzige für Abessinien bestimmte Schiff sei. Holland. In der Cigarrenmaiiniaktur zu Alphen brachen in Folge eines Arbeiterstreils ernste Ruhestörungen ans. Eine Eskadron Humren ist zur Herstellung der Ordnung von Amster dam uvgegangen. Belgien. In Brüssel überfuhr aus dem Boulevard Anspach ein Radfahrer eine alte Dame, welche sofort todt war. Eine erregte Volksmenge wollte den Radfahrer lynchen: nur der Intervention der Polizei verdankte er seine Rettung. Der Radfahrer wurde verhaltet. England. Im Unterhause fragte Oswald die Regierung, ob sie dem Hause die in ihrem Besitze befindlichen Schriftstücke, Informationen und den Schrittwechsel vctreffend die Hinrichtung Stokes und die Wegnahme seines Eigcnthums und die Verhand lungen in Boma und Brüssel vorlegcn werden und ob die Re gierung des Kongo-Staates geneigt ici, den Wünschen der briti schen Regierung bezüglich des Prozesses gegen Lolhaire nachzu- lommen. ParlamcntS-Uniersckretär Eurzon erwiderte^ der zweite Prozeß gegen Lolhaire sei eben erst beendet. Es iei für ihn etwas schwer, die Anfragen zu beantworten, che die Negierung selbst einen Bericht über die gelammten Verhandlungen erhallen habe oder völlig über die Vorgänge unterrichtet sei. Sobald die Re gierung diese Kenntniß besitzen weide, stehe nichts im Wrae, die betreffenden Schriftstücke dem Parlamente vorzutcgcn, obwohl deren bedeutender Umfang und ihre Uebersctzung einige Verzögerung verursachen dürsten. Redner führte ferner aus, es wäre möglich, daß England die Konsulargerichtsbarkeit im Kongostaal? zucnck- verlange, die Aushebung derselben sei nicht für alle Zeilen erfolgt: allein die Frage sei nicht von der Art, daß er sie, ohne Andere konsultirt zu haben, beantworten könne. Dieselbe müsse von Eng lands Macht und Verantwortlichkeit aus, daneven aber auch von dem Vorgehen anderer Mächte, sowie von allgemeinen poliliichen Rücksichten aus entschieden werden. Russland. Von „liest insormirter" Seite erhält das „B. T. die Mittheilung. daß der Generaigouverneur von Warschau, Graf Schuwalow, der kürzlich einen sechsmonatigen Urlaub erhalten hat, nach Ablauf dieses Urlaubs nicht mehr aus seinen Posten zurück kehren wird. Die Gründe des bevorstehenden Rücktritts des Grasen Schuwalow seien mehr persönlicher als politischer Natur Es scheine, daß einige einflußreiche Gegner des Grafen bei diesen Vorgängen ihre Hand im Spiele haben. Als Nachfolger des Grasen Schuwalow werde der Gouverneur von Transkaspicn. Generalleutnant Knropalkin, genannt. Türkei. Der Generaigouverneur von Brussa Zuhdi-Pascha ist in einer außerordentlichen Mission nach Kreta abgercist. Der französische Subuntornchmer sür den Bau der Eisenbahn von Smyrna nach Kassava. Valigorski. ist von einer Bande ge fangen worden, welche ein Löiegeld von 4000 Piunk verlangt. Die Bandirektion hat diese Summe angewiesen. Der französiiche Botschafter hat bei der Psorte Schritte in dieser Angelegenheit gethan. Griechenland. Der KriegSmlnIster bat die Befehlshaber der athenischen Truppentheile zu sich vernsen und denselben anf'S Neue eingescharst. die Abreise von Militärpersonen nach Kreta zu ver hindern. Die Küsten werden streng bewacht. In Athen tritt mit Bestimmtheit das Gerücht ans, die revolu tionäre Versammlung in der Provinz Apokvrona auf Kreta habe die Vereinigung mit Griechenland proklamirt und eine provisorische Regierung habe sich unter dem Vorsitze von KostaroS. einem anen kretischen Anführer, gebildet. Amerika. Dle intensive Hitze verursachte in New-Nork 20 Todesfälle infolge von Sonnenstich und Hitzschlag in einem Zeiträume von 5 Tagen. Am Montag ereigneten sich in New- Yvrk 26 Todesfälle. Regiesimg Den . ernannt. en .Times" wird Reformkomitee habe sich auS Kanea aus Kreta gemeldet, das aufgelöst und eine neue revolutionäre Kunst und Wissenschaft. -s Residenztheater. Der gute, alte Eugen Scribe. der feine Poet des „vvrrv ä'eau", das noch immer eines unierer besten Jntriauenstücke ist. die die Weltlitleratur überhaupt kennt, trotz des Gekläffs einiger „Barbiergeiellei, der Kritik", wie Schopen hauer die Nörgler nennen würde, die das neuerdings auS littc- rarischrr Modefezerei bestreiken wollen — besagter Scribe also hat das schöne, viclcitirte Wort fallen lassen, daß auf der Bühne jedes Genre erlaubt iei. nur das langweilige nicht: nicht minder zutreffend, wenn auch weniger bekannt, ist sein Dictum, daß Einem In erster Linie etwas Lustiges einkallcn müsse, wenn man ein Lustspiel schreiben wolle. Warum unsere modernen Lustspieldtchter — brummige Kritiker behaupten, diese Spezies wäre überhaupt ausgestorben — diele beiden, eigentlich ganz ielbstverstänolichen Forderungen so oit vollständig ignoriren, ist unerfindlich: die Stücke dichtenden, nach Eriolg trachtenden Herren scheinen allen Einstes nicht mehr zu wissen, was langweilig, und was lustig ist, und in ihrem grundlosen Optimismus ledeS sadenschetniae.abgelrageneFabelgewebc mit einigen an den Haaren herbeigezoaenen. mühselig eingewirktcn Witzen sür ein meisterliches Lustwicl zu halten. Daß besonders das Letztere ein snndamentaler Jrrthum ist, hat einmal wieder »Harakiri", Lustspiel — eine böse Falschmeldung! — in vier Akten von Mar Kempner-Horhslädt vorgestern Abend im Residenztheater nur allzu deutlich bewiese». Der erste Akt hat einen komischen Einsall — die Lebensrettung Leonies, eines reizenden — Hundeiräuleins als originelles Anknüpsungsmoment für zwei Liebende —, der leider nicht ausreicht, die Melancholie der Langenweile zu verscheuchen, die der Dichter eßlöffelweise den, Publikum verabfolgt, und nebenbei noch die fatale Eigenschaft besitzt, mitder Hauptintrigue, die übrigens in ihren Prämissen alles Andere aber nicht lnslig ist. nur ganz lose und nebensächlich zusammenznhängen. Im zweiten Akt kommt der Autor langsam, recht langsam zur Sache und besinnt sich aus die Jabel seines Stückes: du lieber Himmel, die Jabel! „Er", ein innger, flotter Berliner Referendar, hat Schulden und muß Heimchen; „sie" ist eine ihm und seiner geheimräthlichen Familie unbekannte, entfernte Cousine, eine reiche Gutsherrin und „alte Schachtel", wie sie höchst respektwidrig immer genannt wird. Er reist ab in die traurige Provinz, findet statt einer alten Cousine zwei entzückende junge Verwandte, eine deutsch-amerikanische, etwas beschränkte Jungfrau und eine verführerische Wittwe. Nun beginnt mit allerhand komischen und komisch sein sollenden Jntermezzis das Nasführen des Mit- gfftritters. Die beiden Damen verfallen dabei aus allerhand recht merkwürdiger Ideen, die äv kaeto ebenso wenig wahrscheinlich, wie glaublich selbst für ein harmloses Publikum scheinen müssen und auch in ihrer Verwendung recht antiguirt anmulhen. Natürlich bekommt am Schluß der verschuldete Referendar, der im Verlauf der beiden letzten Akte noch recht schnell moralisch und arbeitsam wird, die ersehnte reiche Gutsherrin von Ellerbrunn, die ihre Rolle, um den Geliebten irre zu führen, mit der ziemlich farblosen Wittwe vcrtauicht hat, die immer Geist „iprühen" soll, aber eigentlich entsetzlich „sab" ist, wieder Wiener sagen würde. Dic letzten beiden Akte stehen wegen ihrer leidlich lebhaften Entwickelung trotz ihrer sorcirten Unwahcicheinlichkeiten über den beiden ersten Auszügen, die im schwerfälligsten Trauermarschtenipo htnschleichen, obgleich, namentlich im ersten Akte, der Autor seine Figuren immer aus- und abtreten läßt, ganz nach Wunsch und Belieben, und sich abmüht, Fluß in die Bewegung zu bringen. Alle diese Fehler in technischer und dramatisch dichterischer Hinsicht könnte der Verfasser vielleicht sür einen leichten Unierhaltungsabend, bei einer aus gesprochenen Begabung für den SituationS- und Dialogwitz ver gessen machen: leider fehlt die gerade dem Autor ganz und gar. und io kommt für Den. der die letzten Jahrgänge der „Fliegenden" oder »Lustigen Blätter" noch halbwegs lm Gedächtniß hat, eigentlich herzlich wenig Amüiantes bei der ganzen Sache heraus. Undamüsiren will man sich doch schließlich in einem Lustspiele; diese Forderung dürsken selbst bescheidene Dichter nicht unbillig finden! — Zum Un glück für den Amor hatte das Ensemble des Residenztheaters keinen glücklichen Tag: man war auf der Bühne nicht ganz sattelfest im Text, konnte das rechte Tempo im Spiel nicht gleich finden und verstand den Souffleur auffällig schlecht. Selbst der Humor eines Friese (Ober inspektor Friese) und Witt (Referendar Pauk von Geister) war nicht echt und wollte nur schwer verfangen. Die Damen waren noch weniger erfolgreich in ihren Bemühungen, die Komödie über Wasser zu halten: der Nolle der schönen Ellen war Frl. Fürst gar nicht gewachten, ganz abgesehen davon, daß sie einen geradezu unmöglichen Dialekt radebrechte. Frl. Krona gab vor, eine junge, pikante Wittwe zu spielen, traf aber weder die Jugend, noch die Pikanterie ihrer Nolle. Dem Zuiammenspiel fehlte diesmal der letzte Schliff: hier und da fand man sich auf der Scene noch nicht io ganz zurecht und wußte nichts mit den Spielpausen anzusangen. Das Publikum mar im Anfang kühl bis an's Herz hinan: später siegte das Mitleid für den Dichter, und man Hörle hier und da auf offener Scene lachen und am Schluß auch klatschen. Aber Beides schien nicht von Herzen zu kommen: es klang nicht frisch und fröhlich genug und unser großer Kollege Jules Lemaitrc, der die Fähigkeit besitzen soll, daraus die Lebensdauer eines Stückes zu prophezeien, würde .Harakiri" darnach kaum die sogenannten Anstandsaufführungen zugestehen, die freilich — auch in diesem Falle — die Ehre des Hauses, aber nicht die Ehre des Dichters retten können. L. Wollt. s- Heule Abend findet in der Königl. Hofoper eine Aufführ ung von Lortzing's »Ezar nud Zimmccmann" statt, in der Herr Gretstr vom König!. Theater in Kassel den van Belt singen wird. Die Nolle des Czaren hat Herr Scheidemantei inne, die dcs Pcier Iwanow Herr Hosmüllcr: als Marie wird sich Irl. Wuschke hören lasse». Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr. s Aus Wunsch des Vorstandes vom „Deutschen Apoihckec- verein", welche in dee nächsten Woche hier seine 20. Generalver sammlung abhält, hat oie Generaldirektion der König!. Hoilycatec für nächsten Mittwoch in derK ö n i g l. H o f ov er eine Auffahrung der Oper .Mignon" von Thomas angesetzt. Infolgedessen hat sich sür nächsten Sonntag eine Veränderung im Spielplan d.chin nöthig gemacht, daß nunmehr ^Die Regimenlstochiec" mit Fit. Wedekino in der Titelrolle und ein Ballettdiveltissement, accangirt von den, neuen Balletmeistec Herrn Otto Thieme, zur Aufführung kommen werden. s- In, Residenztheater wird heute Abend das Lustspiel .Harakiri" von Kampner-Hochstädt wiederholt. f Im Königl. Kunstgewerbemu > cuin sind seit einigen Tagen die vortrefflichen Metallbeschläge ausgestellt, dic das Hauplportal der kürzlich abgebrochenen Jnfantcliekaieciie zu 'Dres den-Neustadt zierte». Dieselben bestehen aus zwei Reiicsiöwcnköpsca in Eisenguß und mehreren Schlüiseffchildern und Drückern in Bronceguß. Das an und für sich leichhaffige Museum, das immer auf's Neue dem Bestick der gebildeten Laien empfohlen werden kann, ist dnrch diese Obiekle um eine Sehenswürdigkeit reicher ge worden. fCosima Wagner in Bayreuth erhielt vom König von Württemberg die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft am Bande des Württembergischen KconenordenS verliehen f Ein bedenffainer Förderer unserer trcindländijchcii Inter essen: Herr Dr. med. et. phil. I. Häntzsche, ein Dresdner, der länger als zehn Jahre im Orient thättg war, ist ans weitere drei Jahre als Mitglied der Prüfungskommission sür persiiche «spräche am Orientalische» Seminar der König!. Universität in Berlin vom König!. Kultusministerium bestätigt worden. s- Der andauernd gute Besuch, besten sich dicHöritzer Öfter st, i e l e im Böhmerwald in diesem Jahre erfreuen dürfen, hat die Direktion zu dem Entschluß gebracht, ausnahmsweise anßer nächstcn Sonntag auch Sonnabend eine Vorstellung stattsinden zu lassen. Aus diesem Anlaß werden übrigens Sonderzüge mit be schleunigter Jahrzci« von Budweis und Salnau hin und zurück verkehren. * Eine Skandal-Asfaire hält seit einigen Tagen die Bewohner des Vromberger Vorortes Prinzenthal in Aufregung. Es ist ein dortiger Lehrer verhaftet worden, weil von den Eikern angezelgt worden war, daß er sich in der Schule an ihren Kindern vergangen habe. Es handelt sich um den Lehrer Labiszewski, einen 6ö>ähriaen Man». BiS jetzt sind nicht weniger als nahezu 50 Fälle konstalirt. Angesichts der durch die Geständnisse der Kinder enthüllten Einzel heiten der Handlungsweise Labiszewski'S kann man nur annehiurn, daß derselbe geistig nicht mehr intakt gewesen ist. Labiszewski wurde verhaltet: er ist verheirathet. aber kinderlos. * Neuer Heirathsantrag. »Gnädiges Fräulein, bars ich Sie vielleicht zu meiner Hochzeitsreise einlaben r D*e»0ire* Nachrichten. Nr. 222. «eiK ». Mittwoch. 12. August 18»»
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