Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.06.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050609018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905060901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905060901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-06
- Tag 1905-06-09
-
Monat
1905-06
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.06.1905
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«ewerd« folgend« lusammrnfaffende Darstellung: .Da» unbot- mäßige voraeben ver oraanisierten Gehilsenschaft in Liehe», Hamburg, Nürnberg und Straßburg wurde seitens deS Allgemei nen Deutsche» Arbeitgeber-Verbände» bekanntlich uiit der Genecal- ouSkperruua aller Oraanisierten über das Reich beantwortet. Die minimale Forderung der Arbeitgeber: „Wiederaufnahme der Ar beit in den genannten vier Mützen' wurde nicht erfüllt. Dah seiten» des Arbeitgeber-VerbaudeS alles getan worden ist. wa- zur Erledigung de» ganzen Kainvfe» in friedlicher Weise zu tun möglich war, mögen Tatsachen beweisen. Alles, was geschehen der Gesanithei Der deS fft, basiert auf einmütigen . Generalaussperrnng ging voraus eine hochbedentsame Tagung bei Beratung-ausschnsseü de» Allgemeinen Deutsche» Arbeitgeber Verbände» in Leipzig, an der die Vorsitzenden von «N Ortsgruppe» teilnaknnrn. und dort ist folgender Beschluß gesagt worden: „Die Vorsitzenden der Ortsgruppe Gieße» berufen den Vertreter der organisierten Gehilfe» zu sich, um nochmals den Versuch zu machen, den Streik in Güte beizulegen. Um Entgegenkommen zu zriaen, soll der erhöhte Tarifvertrag festgelegt werden Falls diese» Anerbieten von den Gehilfen abgrlrhut wird, soll der Aentralvorstnnd alle notwendigen Maßnahmen alsbald zur Durch führung bringen.'^ Die Gehilfenschaft lehnte auf Weisung der Zentrallettung in Berlin alle- ab. Man versuchte Einigung vor dem Gewrrbegericht. Die Frist, bis zu welcher vor diesem iu Verhandlungen eingetrcten werden sollte, liehen sie ihrerseits ver streichen. Man wollte ja keine Einigkeit, man wollte auch gar nicht im Interesse der Giehencr Arbeiter einen höhere» Tarif, sondern wollte nichts anderes, als d e n d ire k t cu Ka m p s gegen die festgefügte Organisation der Arbeitgeber. Man müßte sich wundern, warum sich die Gehilfen-Orgnnisation gerade auf den kleinen Platz Gieße» mit aller straft und Macht geworfen hat, wenn man nicht die felsenfeste Ueberzeugung Hütte, daß damit nur die Opcrattonsfühigkeit des Arbeitgeber-Verbandes aus die Probe gestellt werden sollte. Dah aber die Giehener Ar beiter selbst Frieden wünschen, belegt folgendes: Dn Arbeiter führer Diehl-GIeßen erbat telegraphisch beim Arbeitgeber-Verband die Wiederaufnahme von Verhandlungen. Aus diesem Anlaß sandte der Zentralnusschuh desselben a» den Vorsitzenden der Ge- Hilfen-Organisation Stühmer-Berlin folgende Anfrage: „Diehl- Gießen frua gestern, ob wir unserer Ortsgruppe gestatten, mit ihm dort über Beilegung zu verhandeln: wir antworteten zu sagend, wenn Diehl von Ihnen ermächtigt ist, nach Feststellung des Tarifvertrages die Aufhebung der von Ihne» verhängten Streik» zu erklären. Hat nun Diehl von Ihne» diesbezügliche Vollmachten erhalten?" Darauf die Antwort: „Wir erteilen Gieße« keine Vollmacht.' Die Möglichkeit, in Gießen selbst zu verhandeln, bestand nun nicht mehr, vielmehr muhte jetzt alle- direkt zwischen München und Berlin geführt werden. Die Taktik der Gehilfen war nun klar zu ersehen. Am 27 Mai (Sonnabends kamen nun von allen Arbeiterführern aus den einzelne» Platzen in wenigen Stunden über 50 Telegramme in München an, die folgenden Inhalts waren: „Sie wollen sofort Ihre Ortsgruppe Gießen anwesten, mit den Arbeitern über Beendigung deS Streiks in Unterhandlung zu treten und den Revers in allen Orten zurück- ziehen. Ist beide- bis Montag früh nicht geschehen, dann Streik bei sämtlichen Verbandsfirmen. Drahtantwort." Angesichts der erwähnten Tatsachen, einerseits der Unmöglichkeit, ohne Vollmacht de- Gehilfenvertreters mit diesem abzuschiichcn und ohne ent sprechende Erklärung der Gehilfen-Organisation über Beendigung der Hamburger, Nürnberger nsw. Streiks die Aussperrung anfzu- beben, andererseits der Drohung, dah der Generalstreik von den Gehilfen am Montag verhängt werde, konnte nichts andere-- er folgen. als den Dingen Lauf zu lassen und den Generalstreik zu erwarte«. Mit diesem letzten Mittel muhten sic sich selbst anf- reiben, namentlich wurde die Kasse immens geleert. Offiziell wurde der Generalstreik wohl proklamiert, aber recht zur Geltung ist er überhaupt nickt gekommen, da Arbeitswillige genügend noch vorhanden und sich die Arbeitgeber gegenseitig mit Arbeit unter stützten. Lange konnte dieser belle Kampf »u» nicht dauern. In sinnlos frivoler Weise schrie die Gehilfenschaft vom „Angriff ans das Koalitionsrecht". Jenes Recht, dah sie für sich in vollem Maße beanspruchte, will man den Arbeitgebern streitig machen! Nachdem über 200000 Mk. geopfert worden sind, seitens der Gc- bilfen-Organisation, sah man doch die Zwecklosigkeit weiteren Sturmes auf den Arbeitgeber-Verband ein, man fuhr nach Mün chen, um nun doch auf Grnnddes wochenlang ab ge lehnten Arbeitgeber-Tarifs mit der Zentrnl- leitunazu verhandeln. Diese Fahrt der ersten Leiter der Arbeiter-Organisation ist der Knnvssagnng derselben, er bedeutet das Ende ihrer Kraft. Nach vierstündiger Konferenz mit dem Zentralvorstande des Arbeitgeber-Verba ude-Z ist die Streitaxt for mell begraben worden. Die Gehilsen-OrganisationSleitmig hat den Befehl ergehen lassen müssen, allerorts sofort die Arbeit auf- znnehme», dafür wird auch die Sperrung anfgckobcn und die Arbeiter könnten wieder an ihren alten Plätzen Nachfragen. Frei lich sieht jetzt das Bild trüber aus, da die beste Saison vorüber ist, und mancher wird seinen Platz besetzt finden oder aus Mangel an Arbeit nicht ankommen können. Die 20 Psg. Erhöhung in zwei Punkten und die 5 Pfa. Erhöhung im dritten Punkte des Gießener Tarifs hätten die Gicßcner Arbeiter längst haben können, aber die Berliner Leitung wollte eS nicht, das steht unverrückbar fest durch die aufgcführten Tatsachen. Znm erstenmal ist hier ein Kampf über das ganze Reich geführt worden zum Segen der Arbeitgeberschaft, wie er härter kaum denkbar ist und der aufs neue bekundet, daß Mut und Entschlossenheit, Einheit und Kraft zum sicheren Erfolge führen. Der Allgemeine oeber-Verband für das Schneidergewerbe hat bestanden und sich als das erwiesen, was er sein soll: Ein uner schütterliches Bollwerk, niemals znm Angriff, aber stets bereit zur Abwehr und zum Schutze aller derer, die sich um sein Panier scharen.' — Di« Steinsetzer-Innung zu Dresden und deshalb begonnen habe, weil von den Jnnungsmcistcrn die- jenigcn Gezellen von der Arbeit ausgesperrt worden seien, die seinerzeit eine Eingabe an den Rat der Stadt Dresden, die Vergebung städtischer Pflasterungs-Arbeiten an die Jnnungs- merster betreffend, mit unterschrieben lzaben. Diese Eingabe «vor geeignet, das durch die Einverleibung einer Anzahl Vororte Dresdens schon beeinträchtigte Gewerbe der Innung noch weiter zu schädigen, und die Meister waren deshalb auch berechtigt, hiergegen ei«zuschreiten. Der von den Steinsetzergesellen an gegebene Grund über den Streik war ober nur das Mittel zum Zweck, denn es soll versucht werden, höhere Löhne zu ichen, die aber nicht znaestanden werden konnter erreio tun des M, an fahrkartenver- resdcn . . die aber nicht zngestanben werden konnten, weil die »ach den gegenwärtigen Erwerbs-Verhältnissen bisher gewährten Löhne einen Streik nicht rechtfertigen." — Pfingstsonderzüge. Während des Pfingstfestes werden auf den hier einmündcnden oder m der Umgebung Dres dens befindlichen Eisenbahnlinien folgende Sonderzüge ab- gelassen: 1. P f i nast s o n n a b e nd: a> zu ermäßigten Preisen! nachm. 4 Uhr 40 Min. ab Dresden L>a»Plbahnhof nach Berlin mit Anschluß nach Hamburg usw. — kaufS Freitag, den S. Juni, abends abends 6 Uhr 3 Min. Führung deS nachm. Z> " ser nai 3 Uhr von Meißen nach CoSwig, nachm. 1 Uhr 53 Min. von Coswig nach Meißen; 2. Pfingstsonntag und Pfing st- montaa: alle im Fahrplan« aufgeführten, mit O bczeichneten Züge, außerdem am Pfingstsonntag: ab Radebeul vorm. 7 Uhr 49 Min. nach Radeburg: am Pfingstmontag: ab Radebura abends 8,25 Uhr nach Radebeul: 3. Pf', ngstdicnstag: Führung des nachm. 4 Uhr 56 Min. von Dresden Hbf. nach Zwickau verkehrenden PersonenzugcsbisReichenbachi.V.,fernerSondcrzüge nachm. 1 Uhr 2 Min. und 3 Uhr 10 Mm. von Hainsberg nach Kipsdorf, nachm. 5 Uhr 40 Min. und abends 8 Uhr 35 Min. von Kipsdorf nach Hainsberg, abends 9 Uhr 29 Min. von 9 Uhr 52 Min. von Pirna nach Schandau, nachm. 3 Uhr 5 Min. von Dresden Hbf. nach Schandau, nachm. 5 Uhr 15 Min. von Dresden Hbf. nach Pirna, abends 7 Uhr 5 Min. von Schöna nach Dresden Hbf-, abends 8 Uhr 26 Min. und 11 Uhr 20 Min. von Bodeubach «ach Dresden Hbf. Zu allen Zügen am ersten, zweiten und dritten Pfingslseiertage gelten gewöhn- iiche Fahrkarten. — Der Bezirk-Verein der WilSdr»ffer-Bor- stadt und Friedrich st adt hält nächsten Mittwoch ii» .Loburger Hos , Mcixstrnhe 7. seine .Hauptversammlung ab. — Die Freiberger Domlia „frage, die vor zwei Zähren durch die Freiberger Festsviele ihren ersten Anstoß erhielt, kommt wieder i» Fluh. DaS Bestreben, sür den alte», durch sein whcs Schieserdach und seine steilen Giebel weithin sichtbare» Don, Türme zu erbauen, die bekanntlich nach dem Brande nicht wieder anfgelührt worden sind, nimmt jetzt festere Gestalt an. Ein vom Dombauverein nicdergcsetztcr Ausschuß hat nun ein generelles Programm über die vorzunehmendk» Bauten entworfen. Es sind folgende Gesichtspunkte ausgestellt: ES sollen beide Türme aus der bestehenden Grundlage wieder ausgesührt werden, und zwar Ver eine als untergeordneter Treppentncm und der andere als durch seine Höhe dvmiiiierender Gwckcnlnrm. Es kann aber auch ein Entwurf sür einen oder zwei gleichmäßig nuszugestalteude Türme Berücksichtigung finden. Ferner sollen Veränderungen bcz. archi tektonische Belebungen an dem Hauptportal, an den äußeren Strebepfeilern und an dem östlichen Giebel vorgenommen werden. Auch sollen einige Anbauten beseitigt werden. — Herr August Rüdiger. Schneidermeister, hier, Gütcrbahn- bofftrahe 4. 3., feiert morgen mit seiner Gattin die go ldene Hochzeit. ' — I» Anwesenheit der Herren Gendarmerie-Oberst v Heygcn- dorsf und der Amtshauptlcute v. Eckinaniisdorss-Kaniciiz und v. Kirchbach-Bnutzen fand am Dienstag i» Kamenz das dies jährige Gendarmerie-Scharfschießen der Amtshaupt- maunschaften Käme»; und Bautzen statt. — Die Gemeindevertretungen von Briesnitz und Kemnitz haben beschlossen, in Verhandlungen darüber ein zutreten, daß sich Kemnitz mit Briesnitz vereinige, Briesnitz hat etwa 3000, Kemnitz etwa 1200 Einwohner. Kemnitz gehört nach Briesnitz in die Kirche, in die Schule, in das Standes amt, ist mit Briesnitz glcichinteressicrt im Wegeverbande Briesnitz-Keinnitz-Sictzsch und am Äerbands-Elektrizitätswerke Eibtal. Briesnitz ist teilweise nach Kemnitz beschleust und wird sehr wahrscheinlich nach dem unmittelbar bevorstehenden An schlüsse an das Wasserpumpwcrk zur Ortsversorgung Wasser an Kemnitz abgcben. Hieraus ist zu ersehen, daß ein sehr enges Band die beiden Gemeinden verknüpft und es beachtlich er- scheinen läßt, dah ein einheitliches Gemeinwesen herbeiznsühren angestrebt wird. — In der äußeren Weberstraße in Zittau war am 7. d. M. die Drahtleitung des elektrischen Feuermelders gerissen, hatte sich über die Starkstromlcitu » g der Straßenbahn gelegt und berührte an mehreren Stellen die Fahrstraße. Die Pferde zweier Wagen, die gleich darauf die Straße passierten, traten ans die Drähte und erhielten in demselben Moment einen heftigen elek trische» Schlag. Zwei der Tiere stürzten zu Boden, fielen auf die Drähte und erlitten tiefgehende Brandwunden. Die armen Tiere schlugen infolge der Schmerzen hlci" <--- wie wild um sich. Erst als es ui war, die Drähte nbzuschneidcn, konnten die ihr» furchtbaren Lage befreit wecken. Ein Arbeiter, der sich ohne Fachleuten beiden Pferde aus nrvc — vis ihm Herr Nouvier in den Arm fiel und seinen Rücktritt erzwang. Bis die Entscheidung über die Konferenz rsolat, zu welcher der Sultan von Marokko die Signalarmächtc er Madrider Konferenz von 1880 eingeladen bat, wird wohl " igc Zeit vergeben. Zunächst ist zu erwarten, dah unter leladenen Machten selbst ein Meinungsaustausch Sicherbeitsvorrichtung mit der Schere dem Draht näherte, erlitt an einer Hand Brandwunden. Mehrere andere Personen, die unversehens auf die dünnen Feuermeldedrühte getreten waren, bckanien heftige elektrische Schläge. Marokko. Der „Südd. Reichskorr." wird aus Berlin geschrieben: „Die letzten Leitartikel Frage zeigen Punktes, von dem ... , „ will. Man bleibt dabei, daß früher oder später Marokko fran zösisch werden, d. h. aufhören muh, ein der gleichberechtigten wirtschaftlichen Betätigung aller interessierten Länder offen- slehendes Gebiet zu sei», lieber die vertragsmäßigen Rechte dieser liichtfranzösischen Regierungen und ihrer Schutzbefohlenen aus der Konvention von 1880 mochte man mit der Bemerkung hinwegschlüpfen, es handle sich jetzt in Marokko um andere wichtigere Dinge, als um die Ausübung von Schutzrechten. Die Frage ist aber gerade, ob die Signatarmächtc sich die ihnen ,n der Konvention emgeräumten Schutzbejugnisse allmählich entwinden lassen sollen, damit an Stelle der durch Artikel 17 gewährleisteten Gleichberechtigung ein französisches Protektorat festen Fuß fassen könne. Diese Schwierigkeit ist auch damit nicht aus der Welt zu schaffen, daß man sich in Pariser und Londoner Zeitungsartikeln wechselseitig ermuntert, auf der etwa zuiaminentretende» Konferenz die deutsche Sondcrpolilik nicder- zustimmen. Wo gibt es denn eine deutsche Sonderpolitik? Wirt- ichaftliche Gleichberechtigung für alle in, einem selbständigen Marokko oder Einverleibung des Sherisischen Reiches in den Kolonialbesitz der Franzosen — das rst der Gegensatz, der von Anfang an bestand und mit unvermindertem Ernst fortdauert. Als em Wechsel auf ungewisse Zukunft muh die Versicherung bezeichnet werden, Frankreichs Uebergewicht werde in Marokko Ruhe und Ordnung bringen. Bisher haben die französischen Anläufe gegen Marokkos völkerrechtliche Unabhängigkeit nur ver- mehrte Gärung und Unsicherheit zur Folge gehabt, und eine leise Besserung ist erst eingetreten, seitdem die Marokkaner wissen, dah die AnnexionSgelüste der Pariser Diplomatie an der Neu- belcbung des internationalen Interesses sür das Schicksal Marokkos ein Gegengewicht finden werden." Der Wortlaut der marokkanischen ablehnenden Antwort au die Vorschläge des französischen Gesandten wird den „Times aus Tanger solaendcrnicinen telegraphiert: „Die marokkanische Regierung hat Euerer Exzellenz bereits mitgeteilt, daß die Bevölkerung von Marokko die Annahme von Milltärresormen davon abhängig macht, daß a l l e S i g n a t a r - mächte der Madrider Konvention an den Beratungen dar über teilnehmcn. Wir haben Seiner Sherisischen Majestät die von der französischen Regierung ergangene Antwort unter breitet, und aus unserer Erwiderung sollte diese ersehen haben, dah sie mit Unrecht behauptete, wir hätten bei Anregung des Gedankens, eine dritte Macht solle bei Durchführung der Reformen als Vermittler fungieren, eine Veränderung der frcundnachbarlichen Beziehungen zwischen Marokko und Frankreich bcziveckt. Wir haben trotzdem Seiner Sherisischen Majestät Euerer Exzellenz Forderung einer Revision der an geblich von einem Mangel an Vertrauen zu der französischen Regierung diklicrt gewesenen Entscheidung des Maghzen vor gelegt. Noch reiflicher Uederlegung befiehlt mir der Sultan, daraus zu erwidern: Er habe nie vergessen, daß zum Beispiel auch Algier ein Nachbarland ist, dah er jedoch wie seine Vor fahren in Frieden und Freundschaft mit den Franzosen zu leben und ihre Rechte zu respektieren wünscht. Als indessen Euerer Exzellenz Vorschläge der maurischen N ota b l c n-Ver sammlung vorgelcgt wurden, erklärte diese mit aller Ent- schiedenheit. sie würde ohne voraängige Erörterung aus einer internationalen Konferenz unter Teilnahme sämtlicher Madrider Signatarmächtc keine zivile oder militärische Reform icitenS irgend einer einzeincn Macht durchgehen lassen. Die Konferenz , « > —- - "'esc "" - - - stspipn ,mk rm/iv mit! Ist. - - - - seines Volkes zu handeln, zumal in Fragen von so vitaler Be deutung. Der Wunsch nach Reformen in Marokko, womit die Vertragsrechtc so eng verbunden sind, ist auf seiten frenider Mächte oft zutage getreten. Der Beschluß der Notabel» braucht die französisch-marokkanische Freundschaft mitnichten zu stören. Der Sultan hat deshalb an die Signatarmächte eine Einladung zu einer Konferenz mit dem Maghzen ergehen lassen. Abdul Karim den Sliman." Daß Herr Dclcassö beim Empfange dieses sehr deutlichen Schriftstückes sein Gleichgewicht verloren und sich zu irgend einer Unbesonnenheit hat hinrcißen lassen, gehört allerdings nicht gerade zu den unwnyrschcinlichsten Dingen. Er sah sich jetzt vor die Wahl gestellt, es auf eine weitere Verschärfung des Konflikts ankommen zu lassen oder klein bciziigebcn. Dclcassö ließ keinen Ztveifel darüber, daß er eine friedliche Lösung der Schwierigkeiten nicht als eine unbedingte Notwendigkeit emp finde — bis ihm Herr Rouvier in den Arm fiel und seinen Rückt"'" —" ° --- -- ^ crsolc der s noch einige Zeit vergeben. Zunächst ist "zu erwarten, daß unter den eingel ' Nachkliinge zur Kronprtrizen-Hschzeit. Wie die „Krenzzta" meldet, lieh der Sultan durch den Botschafter Tulkhan-Pascha als Hochzeitsgeschenk den, Kronpiinzen eine mit Edelsteinen verzierte goldene Kassette und der Kronprinzessin eine goldene Diamantbrosche im Werte von AXIOM Mark überreichen. Der „Norddeutschen" zusolge überreichte Kardinal O Kopp in der vorgestrigen Audienz dem Kaiser ei» eigenhändiges Glück wunschschreiben des Papstes. DaS VeuiläylinigSgcschcnk des Papstes, welches Kacdinal Kopp der Herzogiubraut überreichte, ist eine Mosaikdarstellung der Aurora von Guido Reni aus der päpstlichen Mosaikfablik. Bei dieser Audienz hielt Kardinal Kopv eine Ansprache, in der er sagte, er überbriiige im Anstrag dcs Papstcs den Ausdruck jener innigen Gesühie der liebevollsten Teil nähme, mit der der Papst heute des Kaiierhauses gedenke »nd für die hohe Braut bete. Der Hinblick auf Millionen katholischer Untertanen, die in treuer Liebe zu dem Kaiser als einem gütigen und gerechten Landcsvater empmblicke», die erhabene Stellung deS Kaisers, dessen Einfluß von einem Pole znm anderen sich gel tend mache und der mit ftster aber auch sanfter Hn»d den Verkehr der Völker aus die ewigen Grimdjätze christlicher Ordnung zurückzu- führcu bestrebt sei, das Band der persönlichen und vertrauens volle» Beziehungen, die der Kaiser in seiner Würdigung der segensvolle» Bedeutung des kirchlichen Friedens zu dem frühere» wie zu dem jetzigen Papste pflege, alles dies dränge den Papst zu der innigen Teilnahme an der heutigen Feier. Kardinal Kopp fuhr fort, er überbriiige auch die Glückwünsche deS preußischen Episkopates und der zu dem Fuldaer BoiiisacinS-Jubilnui» ver sammelten deutschen Bischöfe, Siebte und Prälaten, die betend des hohen Biantpaares gedenken. Zn der Herzogin-Braut gewendet, sagte Kardinal Kopp: .Hiniiiielslicht und Hnmnclsscgen möge nach dem Wunsche des Papstes ihrer Lausbahn voraneile» wie die Morgenröte den, Tagesgestirn ans Rems Bild, und gleich dem Beispiele der Kaiserin »nd ihrer beide» Vorgängerinnen mögen die Hände der Braut Rose» streue» aus den Lebensweg ihres Ge mahls und in die Herzen deS dciitschcii Volkes. In der Wcihc- gabe wolle der Papst sein Ideal der künftigen Königin und Kaise rin veisiinibildlichen, welches die Braut mit Gottes Gnade und Beistand verwirklichen wecke. — Der Kaiser dankte mit warmen und gnatzigen Worten, indem er seine Freude über die Aufmerk samkeit des Papstes und seine Verehrung für die Person deS Papstes aiissprach. Er dankte zugleich herzlich für die Glückwünsche des preußischen Episkopates und der deutschen Bischöse, Aebte und Prälaten. Auch die .Herzogin-Braut dankte für vie Freude, die der Papst ihr bereitet habe. In, großen Saale der Brauerei Friedrichshain hatte am Dienstag abend die Studentenschaft der Berliner Universität niiiählich der Vermahlung des kronpringlichen Paares einen Festkommcrs veranstaltet. Etwa 90 sarbentragendc Verbindungen mit fast 2000 Studenten hatten sich eingesmide» An der Längsseite des Festsaales zog sich hinter dem Podium ein Hain von Lorbeerbäumen und Blattpflanzen, die wohlgetroffenen Büsten des Kronprinzen und der »»nmehrigen Kronprinzessin Eecilie ciilschlichcnd. Vor ihm sahen die Vertreter des Festnns- nsses, die Mitglieder von 15 Korporationen. Gegen >/«10 Uhr eröffnet? Sind. Phil. Buch den Kommers. Die Schläger blitzten und es ertönte daS gemeinsame Lied: „Komm Bruder, trinke froh mit mir." Dann brachte Sind. phil. Buch das Hoch ans den Kaiser an?. Nach dem Liede „Der Gott, der Eisen wachsen lieh" erhob sich Cand. thevl. Lorcntzen zur eigentlichen Festrede, in der er aiisführte, dah die Jugend nicht der Partei, sonder» deni Vaterlande und dem Herrscherhaus«: gehört. Nach einem Sala mander dem Thronfolger nutz seiner Braut sang die Versammlung zuni Schlich des offiziellen Teiles die Nationalhymne. Die Hochzeitsgabe des Kronprinzen, die er seiner jungen Gemahlin überreichte, besteht aus einem Diadem. DaS ganz aus Brillanten bestehende Kleinod ist im griechischen Stil »ach besonderen Entwürfen angcfertigt mid aus dem Atelier der Hvsjnwelicre Gcbr. Jricdläudcr herporgegangen. Oben und unten sind Bänder ä ia Ocacqu« und in der Mitte große Brillanten ailgcbracht. Der Wert des Sch»nickslückes beträgt 30000 Mk. TageSgeWchle. König Alsonso in London. Bei dem Frühstück in der Guildjhall gedachte König Alfons in seiner Anthwrt auf die Rede des Lordinayors der Sympathien zwischen England und Spanien, welche Jahrhunderte hindurch in engem Verkehr gestanden und in vielen Schlackten Seite an/Seitc gekämpft hätten und dadurch von jenen Gefühlen der gegenseitigen Achtung und Bewunderung erfüllt seien, aus Grund welcher sie ernstlich beabsichtigten, jetzt ein friedliches, vollständiges, immerwährendes Einverneh men herbeizusührcn, verbunden mit den politischen und kommer ziellen Vorteilen, welche am meisten geeignet sind, die alten, überlieferten Freundschaftsbande zwischen den zwei Völkern noch enger zu kiuipfcn. Der König von England ernannte den König von Spanien zum Chef des 16. Lanzenreiter-RegimentS. Schweden und Norwegen. Im norwegischen StaatsratezuChristianiaistfestgesetzt worden, dah die Abteilung für ausländlscheAngelegen- beiten vom Handclsdepartcment als eigenes Departement abge schieden wecken soll. Zum Minister des Aeuhcre» wurde Staats- iiiiiiifter Lörland cmannt. Durch eine Resolution wurde be schlossen, das U n i o nsz e ich rn in der KriegSflaggc zu streichen. Das Landesverteidigungs-Departement richtete einen Erlah c> n dieArmce, i» dem der Beschluß des Storthing über die Uebernahme der Landesleitnng durch de» Staatsrat bc kanntgcgeben wurde. Der russisch-japanische Krieg. Dem russischen Botschafter in Washington, Grafen Cassini, ist vorgestern eine lange Kabcldepesche zugegangeu, die, wie von maß gebender Seite mitgeteilt wird, in Beziehung zu den, von ihm in der letzten Woche an die russische Negierung gesandten Kabeltelc araiiiiiic stellt, in dem er diese von den Ansichten des Präsidenten Rooseveit bezüglich des Friedensschlusses »iiterrichtctc. Der japanische Gesandte Takahira, der vorgestern abend »ach 9 Uhr im Weihe» Hause vorsprach, hatte dort eine 20 Minuten dauernde Unterredung mit dem Präsidenten. Nach seiner Rückkehr in das Gesandtschastsgebäiide sandte er eine lange Depesche an seine Regierung. Gegenüber ZcitungSkorrespondcute» äußerte er, die Sachlage sei zu heikel, als daß er etwas Mitteilen könne, was zur Veröffentlichung geeignet sei. Präsident Noosevclt ist bemüht, durch Vermittlung Takahiras ein bestimmtes Bild der lapanische» Friedensbedingiinge» zu erlangen. Präsident Rooseveit sagte zu einem Berichterstatter, er nehme an, daß der amerikanische Bot schastcr i» Petersburg v. Lengerle - Meier in Zarskojc Selo vom russischen Kaiser empfange» wecke und fügte hinzu, die Weisungen, die v. Lengerkc-Meicr erhalten habe, sehe» nicht ein formelles An erbieten der guten Dienste der Vereinigten Staaten vor, seine Aufgabe sei, beim russischen Kaiser in Erfahrung zu dringe», ivaS die Regierung der Vereinigten Staate» dazu tun könne, einen baldige» Jricdcnsschliih zu cruivglichcn. L.'? » «>o« r» L - 2 L. Deutsche- Reich. Der Kaiser traf gestern um 8Vs Ubr von Berlin im Automobil auf dem Truppenubung-Iplatze Döberitz ein »nd besichtigte das Gardc-Kürassicr-Regnilent und das 2. Gacke-Ulaiicn-Ncgiiiicnt, woraus eine Gefechtsübung folgte lmtcr Hinznzichniig niidcrcr Truppenteile. Der Ilebuna wohnten dieselbe» fremdländischen Herren wie vorgestern bei. Mittags ritt der Kaiser in das Barackenlager, neben ihm iu lebhaftem Gespräch der französische General Laeroix und die anderen Herren der fran zösischen Mission. Im Kasino des LagcrS fand ein Frühstück statt. Die militärischen Mitglieder der französischen Sondergesondtschaft nahmen vorgestern, einer Ein ladung des Kaisers folgend, ebenso die ständig in Berlin weilenden fremdherrlichen Offiziere und einige andere ausländische Militärs an der Besichtigung der Regimenter der 2. ,Gardc-Kavallcric-Briaadc in Döberitz teil. Während der Kaiser im Automobil nach Döberitz gefahren war, hatten sich die französischen Offiziere mit der Bahn dorthin begeben. Der Kaiser, der die Herren im Feldlager sehr sreiindlich begrüßte, begab sich nach der Rcgimciiisübung mit ihnen nachdem Lager- Kasino, wo das Frühstück eingenommen wurde. Später kehrte er dann mit den französischen Offizieren, im Automobil nach Berlin turück. Bisher war das Verhalle« de» Kaisers a«l»Mber - -ff s e ' M ' *r 4» ' U Wz «e z i".< - TW TA s s'§
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)