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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.07.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030723027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903072302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903072302
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-23
-
Monat
1903-07
-
Jahr
1903
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zugestellt, während «S die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. Diese» Blatt wird de« Leser» von Dresden ^6 und Umgebung am Tage vorher bereit» al» Mreigen-caM. Annahme von Ankünd>s»»or» dir »«ulimitiaak 3 Uln Sonn und linnwsi nur Maricnslrasik W von rr die V»>Utn Tie rivstliseGnmd »eile «ca. « Silben» so Pts. Äiv kündisunskn ani der PrivalleiieZnle 2S Pis: die rlvallioe Zeile als .(!>». „klandt" oder aul Trriieitk so Pis I» Nummern nach Ton»- und »eier lasen > dev rivallise Gru»d»cilen so. «o de» so und so Lla »ach de- londerem Taril, Auswärlise Aul' tras« nur scaen l!Zorau»be»al>iuna. BeleodUiller werden »ül io Pis. berechne!. Fernlvrechanlchlub» Amt l Nr. U und Rr. UVV« 8in<4 8lo I ink I> 8io ISutvr Vnlinntittvr ltnstvvHveil» <8ii»48lieU). » >/, b'Ia«-ckc, Llarlc 1.2-5 vrel. 0Ia8. a--- /m bnbon in nllvn bvssvren llvloninliv-uon-, 1)ol>lcnto88ell- unä Ilro^on-Ilnnälnnsseu. ßieucste Drahtberichle. Hosnachrichten. Kaiinnermiisikus Rüdiger 1°, Slraßrnbah» durch die Fürstcustraße, Bezirksovstbauvcrein, Gerichtsverhandlungen. „P«rslor Hansen". T er Slreittag. ! Donnerstnq, 23. Juli 1W3. Neueste Drahtmeldunnen vom 22. Juli. Hamburg. Wie die „Hamb. Börsenhalle" erfährt, ist es bei der gestrigen Konferenz des Syndikats deutscher Zucker raffinerien noch nicht zur Auslösung des Zuckerkartclls ge kommen. 'Die Entscheidung fällt ur der Generalversammlung am 15. August. Posen. Der Höchststand der Warthe scheint jetzt erreicht zu sein und beträgt 4.92 Meter. Seit 4 Uhr früh steht das Wasser in Schrimm 3,54 Meter hoch. Budapest. Gegenüber verschiedene» Gerüchten ist fcstzu- tellen. daß die Ungarische Sec- und Flußschiffahrts-Gesellschaft ich mit dem Plane einer Organisation sür die überseeische Auswanderung von Fiume nach Nordamerika besaht. Ein formeller Antrag an die Negierung wurde bisher nicht gestellt. Budapest. Nach Anuia, wo die Zahl der Ausständigen seit gestern aus 3000 angeimrchsen ist, sind 2 Kompagnien Infan terie abgegangcn. Paris. Das Zuchtpolizcigericht hat den nationalistischen Deputierten Syveton, der kürzlich den bei seiner Wahl aus gestellten Gegenkandidaten überfallen und tätlich angegriffen hatte, zu 100 Francs Geldstrafe verurteilt. Paris. Die französische Republik wird sich beim Leichen- beoängnis des Papstes von ihrem Botschafter beim Vatikan, Nisard, vertreten lassen. Präsident Lonbe« wird zu seiner persön lichen Vertretung zwei Offiziere dcS militärischen Hofstaates nach Rom schicken. Rom. Die Leiche des Papstes ist nunmehr im Dhron saale unter einem Baldachin ausgestellt. Sic ist bekleidet mit einer weihen Soubane, rotem Schultermäntelchcn^ roten Schuhen und rotem Käppchen. Ein kleiner Altar befinde! sich im Saal. Nobel- garden halten die Ehrenwache. Das diplomatische Korps beim päpstlichen Stuhl, sowie der Adel und die Würdenträger des päpstlichen Hofes werden heute Zutritt zur Babrc erhalten. Wie die „Voce dclla Bcrsta" meldet, wurde die Urne mst den Präkor- dien des Papstes gestern nacht i/.>12 Uhr aus dem geheimen Bor- »immer in einem Wagen, in dem die Kardinale Mazzoni und Angesi Platz genommen hatten, nach der Kircl>e St. Vincent und St. Anastasius gebracht, wo sie vom Pfarrer und einigen Geist- liehen empfangen wurde, um in einer Mauernische zur Rechte» des Hochaltars beigesetzt zu werden. Ehristiania. Die mit Vertretern deutscher Bankhäuser geführten Verhandlungen über eine Anleihe sind heute abge schlossenworden. Das Anleibckonsortnim hat 16 Millionen Kronen fest übernommen. Hiervon sollen 2 Millionen zur teilweise» Kon vertierung der vierprozcntigcn Anleihe vom Jahre 1894 ver wendet werden. Caracas. Regierungstruppcn haben nach einem blutigen Straßenkampf, der drei Tage dauerte, Ciudad Bolivar wieder besetzt. Mehr als 1000 Menschen wurden im Kampfe getötet. Oertliches «nd Sächsisches. Dresden. 22. Juli. —* Se. Königl. Hoheit der Kronprinz traf mit seinen beiden ältesten Söhnen gestern nachmittag von Sibyllcnort über Görlitz um 2 Uhr 45 Minuten in Rußdorf ein, um sich von der Bahnstation nach dem Kloster Marienthal zu begeben. Später fuhren die Herrschaften mit Geschirr durch das Ncihctal bis Rosenthal, von wo die Abfahrt nach Zittau mit dem nächsten sahr- planmähigen Zuge erfolgte, oer um 5 Uhr 20 Minuten in Zittau eintrifst. Von der Bahnstation Zittau subr der Kronprinz mit seinen Söhnen mit Geschirr direkt nach Oybin, wo die Herr schaften im Hotel Engelinann Wohnung nahmen. —* Die Kön i g in-W i t wc wird morgen, Donnerstag, nach mehrwöchigem Aufenthalte Sibyllcnort wieder verlassen und abends in der König!. Villa zu Strehlen cintrcfsen —* Eine zahlreiche Trauergcmeindc hatte sich heute mittag 12 Uhr auf dem Trinitatissriedhose cingesundcn. um dem ver dienten zweiten Vorstande der Kömgl. Musikalischen Kapelle und Verwalter der Witwen- und Waisenkasse derselben, .Herrn Kammer musikus Erdmann Rüdiger, die letzte Ehre zu erweisen. Im Aufträge der Königl. Generaldirekiion nahm Herr Dr. Zeih an der Feier teil. Ferner waren anwesend viele Mitglieder der Königl. Kapelle mit deren Vorstände, Herrn Kainmerinnnlus Schubert, a» der Spitze. 'Desgleichen ehrten ihr Mitglied der Tonkünsiler- verein, die Gesellschaft für Literatur und Kunst und der Allge meine Dresdner Musikcrvercm nicht nur durch Begleitung zur letzten Ruhestätte, sondern auch durch Widmung kostbarer Lorbeer kränze mit Schleifen. Nachdem der FriedhosSchor die Feier mit dem l2t. Psalm eröffnet halte, hielt .Heist Pastor Ucblgau die Gedächtnisrede unter Anschluß an das Schriftwort: „Ei du frommer und getreuer Knecht, du ölst über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen, gehe ein zu deines Herrn Freude". Im Aufträge der Gesellschaft für Literatur und Kunst sprach Herr Dr. Ocrtel einen herzlichen Nachruf, sür die Gencrcildlrcktioii der Königl. Musikalischen Kapelle und der Hoslhcater legte Herr Tr. Zeih einen Lorbccrkrcmz nni anerkennenden Worten, sür die Wilwen- und Waiscnkasse der Königl. Kapelle »nd sür den Ton- küiisllerverein Herr Kammer,nnsikns Schubert prächtige Kränze unter ehrender Anerkennung der großen Verdienste des Verewigten am Sarge nieder. Unter den Klängen des Ehopinichen Traner- marjches, ausgesührt vom Allgemeinen Mnsikervcrein, bewegte sich der Zug nach dem Grabe. Nach dem Segen trugen die Posaunisten der Hoskapelle das Lied: „Wie sie so sanft ruh n" vor und »ach einem Gesänge stimmie der Allgemeine Mnsikerverci», einem Wunsche des Heimgegangenen folgend, das Lied: „Das ist der Tag des Herrn", an, womit die Feier ihren Abschluß fand. —* Gegen die Pläne für Herstellung einer Straßcnbahn- Ergänzungs strecke in der Fürstenslraße, zwischen der Dürer- und der Pso tcnhaucr-Straße, sind von An liegern Widersprüche erhoben worden, zu denen der Rot in einer Eingabe an die Krcishanptmannschcist u. a. folgendes cms- gesührt Hai: „Mit der Ausdehnung des Stadtgebietes und der Zu nahme der Bevölkerung hat sich auch ein gesteigertes Bedürfnis nach neuen Verbindungen der einzelnen Stadtteile durch Straßen bahnen fühlbar gemacht. Diese Bahnen sind bestimmt, den Minder bemittelten, dem Geschäftsmann und dem von seiner Arbeitsstelle enlscrnl Wohnenden eine rasche und billige Fahrgelegenheit zu kielen. Es bedarf daher kaum der Erwähnung, daß die Straßen bahnen bei dem heutigen Geschäfts- und Erwerbsleben unentbehrlich geworden sind. Daraus folgt, daß bei Anlage neuer Straßen bahnen die Interessen der Allgemeinheit denen einzelner vorzu gehen haben. Be» der hier i» Frage kommenden Ergänzungs- strecke handelt es sich um Einführung einer direkten Verbindung zwischen dem Hauptbahnbof und der Psotcnhauer-Straße, die von den Bewohnern der Iohannstadt seit Jahren angestrcbt worden ist. Für die Benutzer der geplanten Strecke kommt nicht nur das lästige llmsteigcn am Stübel-Platz in Wegfall, sondern sie er langen hierdurch auch den Vorteil des Zehn-Pfennig-Tariss. Das Nichtznslandckominen der fraglichen Strecke würde also eine wesentliche Schädigung der Interessen der Bewohner der Johann- siadt bedeuten. Endlich bemerken wir, daß mit Rücksicht aus die Breite der Fürstenstraße, der offenen Bauweise daselbst auf der Südseite und der geraden Linienführung von dein Straßcnvcchn- vcrkehr an der fraglichen Stelle bei dem heutigen Stande der Technik erhebliche Geräuichbclüsiigungcn. wie sie in den Widcr- iprüchen hervorgchvbcn werden, keinesfalls zu erwarten stehen. Nach alledem und da den Beschwerdeführern keine anderen Gründe zur Seite stehen, als sie von den Bewohnern in allen anderen Straßen mit Slraßenbahnbetrieb hätten geltend gemacht werden könne», bitten wir, die erhobenen Widersprüche als nicht beachtlich zu verwerfen." Daraus bat das Ministerium des Innern der Krcishaiiptinannschaft. die d'e Raiseingabe weiter gegeben hatte, folgende grundsätzlich wichtige Entscheidung zu- gchcn lassen: „Das Ministerium des Innern hat nach Vernehmen mit dem Finanzministerium beschlossen, die von mehreren An liegern an der Fürsteiistrnße zu Dresden gegen die Errichtung einer neuen Betriebst»»«: der elektrischen Straßenbahn aus dieser Straße, zwischen der Dürer- und der Vlasewitzer Straße, er- bobcucn Widersprüche ans den vom Stadtrat zu Dresden an geführten zntrcfseude» Gründe» zurückzuivcisen. Die Anlegung von elektrischen Straßenbahnen gehört heutzutage derart zur Ent wicklung des großstädtischen Verkehrswesens, daß jeder Anlieger an einer städtischen Straße hiermit besonders dann zu rechnen hat, wenn, wie >»> vorliegenden Falle, eine Straße sich in jeder .Hinsicht so dazu eignet, wie die Fürstenslraßc in Dresden. Ein W>dcr- sprnchsrccht gegen solche im öffentlichen Interesse liegende Bcr- rehrseinrlchinngen kann den Slraßenanliegern — denen übrigens auch die Vorteile davon zu gute kommen — schon deshalb nicht cingeränint werden, weil die öffentlichen Straßen ihrer Zweck- bcstimmung nach in erster Linie dem allgemeinen Verkehre zu dienen »nd zu diesem Zwecke auch jedes neue Verkehrsmittel ansznnehmen haben, welches der fortschreitenden Entwicklung des Verkehrswesens und dem gesteigerten Verkchrsbedürsnisie entspricht. Uebcrdies lehrt die Erfahrung, daß Werlbccmträchlignngen städtischer Grund stücke infolge der Porbeisülirnng von Straßenbahnen nur in icl- lencn. besonders gcarlcten Fällen, jedenfalls aber nicht unter Ver hältnissen cliitrclcn, wie sie an der Fürstcnstraße in Dresden bestehen." —* Die Angestellten der beiden hiesigen Straßenbahn, gesc lisch asten veranstalten heute, in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag, eine Massenversammlung im großen Drianoiiinale. Herr O. Richter wird über das Thema „Was wir fordern" Bericht erstatten: sodann soll eine Kommission,zur Ans- arbcilung der Forderungen gewählt werden. Die Versammlung beginnt nachts 2 llhr: der staatliche Inspektor sür Straßenbahnen ist zur Teilnahme «ungeladen worden. Da, wie die Tagesordnung besagt, erst in dieser Versammlung die Wünsche und Forderungen der Strahenbcihnangesiclllcn sormuliert werden, so wäre cs ver früht, die Gefahr eines allgemeinen Streikes als unmittelbar drohend hinzuslcllen. Erst dann, tuen» die Forderungen der An gestellten den Direktionen beider Linien ordnungsgemäß vor- gctrcrgen worden sind, was bisher nicht der Fall war, und die Direktionen sich dazu geäußert haben, wird nian, je nach dem Ausfälle der beiderseitigen Verhandlungen, den ausgebrochencn Konflikt als mehr oder weniger ernst auszufassen haben. —* Der Dresdner BezirkSob st bau Verein unter nahm am 18. d. M. wieder eine Exlurswn. welche zunächst die Obstplantage des Herrn Hering in Kleinzschachwitz, Elb straße 8 lObergärtncr Koppatich), znm Ziel halte. Es handelt sich hier um eine mit große» Mitteln und nach modernen Grundsätzen gclchassene und systematisch durchgesichrte Züchtcrei der edelsten Sorte» des Kern- und Steinobstes. Daneben interessierten die Beerensträucher, die in großer Sortenzahl als Zwischen- und Nebenkultur gepflegt werden, sowie die sehr ertragreiche Erdbeer- kultur. Von da führte das Dampsichisi die Teilnehmer nach Loichwitz, wo der auf halber Bergeshöhe über dem Losckwitzer Wasserwerk gelegene Garten des Herrn Rentiers Otto Weiser, Carotastraße 21. besucht wurde. Im Gegensatz zu den in Klein zschachwitz gelebencn künstlichen Baumsormen handelt es sich bei Herrn Weiser, der als einer der größten Spezialzüchter gilt in allem, was Pflaume heißt, um eine ausgedehnte Anpflanzung von säst durchweg hochstämmigen, natürlich gewachsenen Bäumen, vor wiegend Steinobst selwa 1000 Bäume in ungefähr 70 Sorten) und darunter besonders die edelste» Pstanmeniorten (Reineclauden. Mirabellen, Neklarincn uiw.). Linker Steinobst sind auch Wintcr- virnen und Weintrauben mit reichem Behang vorhanden; viel bewundert wurde auch eine kleine, mit herrlichen Winterhärten Kultur-Nymphäen und Nclumbien i» Blüte besetzte Teichanlagc. —* Ter Bundestag deutscher Gastwirte in Mainz wählte Steher-Leipzig wieder auf drei Jahre zum Vorsitzenden und bestimmte Dresden als nächstjährigen Beratungsort. —* Ein Tausend Mark Belohnung werden durch eine im Anzeigenteile enthaltene Bekanntmachung für Auffindung »nd Namcnsfestsicllung des am 20. d. M. ans seiner Wohnung in Laubegast verschwundenen Gärtiicrgehülsc» Christian Weber aus- gcsctzl. Telegraphische Nachricht ist zu richten an Herrn Gc- incindevorslaiio Lcisincr in Laubcgast. —* Zn der Aufsehen erregende» Kindes mordaffäre in der Dcssaucr-Straße in Berlin wird weiter mitgctcili, das; die Kriminalpolizei durch die eigenen Angehörigen aus die Spur der Täterin gelenkt worden ist. Dieselben glauben mit Bestimm!- beit nach der rn den Zeitungen veröffentlichten Beschreibung der Kindcsmördcrin, daß diese die mit ihrem Manne in Ehescheidung begriffene Hauptmannsfr.a» sei. Ter Geliebte der unseligen Frau Kttnst «nd Wissenschaft. s* Nesidenzthcater. Wenn man zu zwei Dritteilcn des. Jahres Abend sür Abend die kritische Polizeiwache beziehen muß, da ge wöhnt man sich das Fürchten wie das Aergcrn im Theater reich- sich ab. Es muß also — wie gestern abend aus der Circnsstraße — schon einmal „knüppeldick" kommen, soll von dieser Lcbensrcgc! eine Ausnahme gemacht werde». Erst ließ sich der Abend »och leidlich an: „Pastor Hansen" hieß das Stück. Ernst Möller der Autor: wer wittert da schwarzen Verrat?! Zwar das Milieu war gleich herzlich wenig originell: viel „Glück im Winkel", etwas „Jugend und sonst allerhand schlechte Anklänge, dabei die Sprache gerade im Munde der einfachsten Leute furchtbar ge schraubt: aber die Czcncnsühruna verriet anfangs wenigstens cmc gewisse gefällige Routine, ein sicheres Kennen des auf der Bühne äußerlich Wirffamen und half zunächst über manche Banalität hin weg. Aber bald sollte die Sache übel, sehr übel werden. 'Die dänischen Herrschaften, namentlich der arme Pastor, dem die Iran mit einem Pscudo-Röcknitz durchbrennt, und der auch noch die gute Pfarre verliert, sowie sein samofer Kollege Erdmann, reden immer reichlichere Feuilletons, ihre Psychologie wird immer verlogener, die Handlung von Szene zu Szene unwahrscheinlicher, und die falsche Sentimentalität, die das Publikum leider zum größeren Teil für echtes Ge fühl zu halten schien, von Akt zu Akt unerträglicher. Ein Glück, daß das Schauspiel nur drei Aufzüge bat, von denen der letzt« der dürftigste ist. Er bringt nach bewährtem Roman rezept dos »Ende gut — alles gttt"- Der Scheidungsprozeß hat endlich als Resultat die völlige Schuldlosigkeit des guten Pastors Hansen ergeben, aber nun verweigert der böse Probst Iörgcnsen dem Rehabilitierten die Mederanstellung. Darob Entrüstung in der ganzen Gemeinde, die ihren Pastor nicht ziehen lassen will und chm mit Zuhilfenahme des Geldes der fabelhaft guten „Frau Baronin" — der Gemahlin des junkerhasten Gutsherrn von Ols- trotz — den Bau eines eigenen Dethauscs zusichert. Zum Danke dafür besinnt sich der Gefeierte noch rasch ans den Schluß des „Pfarrers von Kircbseld" und hält eine Predigt über die obligate ^Religion der Menschlichkeit": wozu dabei als Finale feste Burg ist unser Gott" — natürlich so falsch wie möglich — gesungen und geblasen werden muß, weiß der Autor wohl selbst nicht. „Schaudervoll, höchst schaudervoll!" — Die Aufführung des Drei akters war nur leidlich. Die spielenden Herrschaften hatten näm lich samt und sonders nicht gut gelernt und schwammen munter von Szene zu Szene. Die relativ beste darstellerische Leistung bot Herr Opel, der die Titelrolle mit großer Wärme, Mi den ver meintlichen Höhepunkte» des Schauspiels sogar mit Kraft und Schwung gab Neben ihm boten die Herren Friese sPastor Erd- manift, Witt sBaron von Olstrupj und Ianda lProbsl Iorgensen), die Damen Elsinger lAntomej und Münchhcim fBertcft in be- trächlsichcrcn Rollen Annehmbares. Daß Herr Sydviv, der sich unbedingt mehr Disziplin in Gcbcrde. Haltung und Ton an- gewöhnen muß, wenn er weiter als Darsteller ernst genommen sein will, aus dem Ekel von Dr. jur. Bang nichts zu machen wußte, sei ihm nicht nachgetragen: die Rolle dieses Pscndo-Röcknitz ist zu einfältig. — Das Publikum nahm die zum Teil recht stimmungsvoll inszenierte Novität mit liebenswürdiger Nachsicht auf und dankte an den Aktschlüssen mst frcnndlichcur Applaus den Darstellern für ihre Mühe. >V. f* Die Beisetzung der Königl. Hosopernsängerin a. D. Frl. Minna Nanitz findet morgen, Donnerstag, nachmittags >/r3 Uhr aus dem Friedhofe zu Ubyst am Taucher bei Bischofs werda statt. Dort befindet sich das Erbbegräbnis des Ritterguts besitzers Hustig. dessen Gattin die Schwester der Verblichenen ist. Alljährlich seit ihren. Scheiden von der Bühne weilte Frl. Nanltz ans dem fernab vom Treiben und Hasten der Welt idyllisch ge legenen Ritterguts Neustädtel bei Uhyst. Tie biederen Bewohner des außer dem Rittergule nur wenige Häuser zählenden Dorfes freute» sich stets auf das Wicderkvmmcn der liebenswürdigen alle» Dame, die sür jeden ein freundliches Wort, sür die Armen und Kranken unter ihnen aber allezeit ei» warmes Herz und eine offene Hand hatte. Dort wird treue Liebe das Grab der Künstlerin hüten. Der Ttreittag. <Zum 22. Juli.j - Von den ältesten Zeiten her bildete die Freiberger Knappschaft einen besonderen Stand mit eigener Verfassung, Freiheiten, Tracht, zum Teil auch Sitten und Sprache. Alle ansahrenden Bergleute heißen Bergleute vom Leder lwcgen des Bergledersj; die Pochcr, Schmelzer, Amalgamierer Bergleute vom Feuer oder Hüttenleute, alle in der Verwaltung Beschäftigten Bergleute von der Feder. Die Berg- und Hüttcnlertte eines Reyiers bilden die Knappschaft, wie auch ursprünglich der Berg mann Knappe genannt wurde. Von allen sächsischen Berg- städtcn, Jreiberg, Annaberg, Schnccbcvg usw., ist es wohl nur »och die ersiere, die Wiege oes Bergbaues, in welcher daS berg männische Wesen noch frisch pulsiert, und wenn auch der Berg- kittcl bei weitem nicht mehr so allgemein getragen wird, wie vor Jahrzehnten — leider möchlc ich fast sagen —, wenn auch der uralte Titel eines Obcrbcrghautstmanns, den der 1838 verstorbene von Herder, ein Sohn des Weimarer Dichters, zu so hohen Ehren brachte, dem moderneren eines Bcrgamts-Dircktors hat weichen müssen, so erhält man doch aus Schritt und Tritt vre Erinnerung, daß man in einer Bevgstadt sei. DaS Berg- oder Silberglöckchcn. welches in den Morgen-, Mittags, und Abendstunden die Zeit des Einfahrens verkündet, große Halden tauben Gesterns inmitten oder in nächster Nähe der Stadt, eine stattliche Anzahl von Schächten, denen die Sprache der Bergleute aus uralter Zeit bisweilen recht eigen tümliche Namen gegeben hat, wie „Hinimelsfürst", „Abraham". „Oberes neues Geschrei",, „Junge hohe Birke",, „Unverhofft Glück" usw., und welche die Stadt umschließen wie FortS eine Festung, die eintönigen, den gleichmäßigen Gang der Wasse» haltungsmaschinen weidenden Signalglockcn. die zur Grube gehenden oder von der Grube koinmcndcn Bergleute mit ihrem „Glück Aus!", dem so einfachen, aber doch so bcdeutungSreichen Gruß und Gcgengrnß, machen auf den Besucher von Frcibcrg einen eigentümlichen, interessanten Eindnick. Einmal aber im Jahre ruht auch an Wcrkeltagcn znm größten Teile die Arbeit des Bergmannes, da legt er Fäustel und Bergeisen beiseite, da steigt er nicht hinab zu den Schätzen in der Tiefe der Erde, sonder» bleibt oben im goldenen Sonnen licht des Tages und zieht im Festgcwandc »nd in feierlicher Kirchcnparadc mit der ganzen Belegschaft des Frcibcrger Reviers hin zum altchrwürdigcn Dom, um dort die Bergpredigt zu hören und in gemcinschafilichcm Gesang und Gebet den Segen des obersten Bcrghcrrn im Himmel für das Bergwerk zu erflehen, — das ist am 22. Juli, am Tage Maria Magdalena, den man gewöhnlich „Streit tag' nennt. Die Bedeutung des Namens „Slreittag" ist folgende: In der Zeit vor der Reformation batte der religiöse, kirchliche Sinn der Bergleute in allen Bergsladten besondere Gottesdienste für die Bergknappschastcil bervorgcrnscn. teils durch Begründung be sonderer Bergkirchen, teils durch Stiftung eigener Altäre, teils auch nur durch solche besonderer Messen. Als mit und nach der Reformation jene Stiftungen «ungezogen und anderweit ver wendet wurden, stiftete man in den meisten Bcrgstädten an deren Stelle Bergpredigten, deren gewöhnlich drei: zur Fastnacht, zu Maria Magdalena und zur Kirchwcihe, gehalten wurden. Nur in Freiberg unterblieb eine solche Einrichtung längere Zelt hin- durch, bis die Drangscilc des 30jährigen Krieges uno der dadurch hcrvoroebrachtc Verfall des Bergbaues Veranlassung gaben, an
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