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Ersatz. „Na, leb' wohl, Iustel, schicke bald was Ge>chriebenes —" „„Aber, Karle, Dir weißt dock, mit meinem Schreiben geht's langsam!"" „Na, dann schicke was Gebratenes!" Sprüctze mit Einwendungen. „Ich kann Sie nicht ernähren!" — sagte inaliliös eine Schöne, als ihr ein Zerr versicherte, daß er ohne sie nicht leben könne. „Mir sind die Stützen der Gesellschaft!" — sagten die Nachtwächter, da führten sie eine Gesellschaft betrunkener Zecher nach Zause. „Das ist eine flüchtige Bekanntschaft!" — sagte ein Fräulein, da hatte es ein Verhältnis mit einem durchgebrannten Kassierer. „Ford're niemand, mein Schicksal zu hören!" — seufzte in Gesellschaft ein Gatte, da wurde er gebeten, seine Gattin zu veranlassen, ein Lied zu singen. beweis. Sarah: „Ihren Brief mit dem Beiratsantrag Hobe ich erbalten. Zerr § Eobn. aber — sagen Sie einmal aufrichtig — war das ivirklick Ihr Ernst?" ! Lob»: ..Mie könne» Sie daran zweifeln, wo ich Hab' dock bcigelegt j 's Retourporto!" Aurzer EZesland. Sie: „Du kommst schon wieder nach Zause? Da scheint die Gründung Eures Vereins ja ziemlich schnell von statten gegangen zu sein!" Er: „Ja, sehr schnell ging's. Als wir laut Präsenzliste unserer zwölf waren, wurde gelost, wer Vorstand sein sollte, und da das Los mich traf, so traten die andern elf, die auf diesen Posten ebenfalls spekuliert hatten, sofort aus!" I,n Lxainen Professor: „Zerr Kandidat, können Sic mir sagen, was ein lvechsel ist?" Kandidat: „Der Mecksel ist ein Dokument, durch welches der Gläubiger sich verpflichtet, bis zu der darin festgesetzten Frist seinen Schuldner ungeschoren zu lasten!" selbstbewußt. Mirt: „Münsche wohl geruht zu haben, Zerr Leutnant! Uebrigens wird es Zerrn Leutnant interessieren, zu erfahren, daß Zerr Leutnant in demselben Zimmer geschlafen haben, wo vor hundert Jahren Goethe über nachtet hat!" Leutnant: „Aeh, was Sie sagen l — Zätte der sich auch nicht träumen lasten!" Mit Vorbehalt. Zerr (zu einem kleinen Jungen;: „Mie beißt denn Dein Vater, mein Sohn?" Junge: „Der verstorbene hieß Müller und der neue heißt pietsch — wenn noch was draus wird, hat die Mutter gesagt!" Neue Lesart. Emma: „Ich habe von meinem Schatz eine Karte bekommen, da drauf steht ganz unten in der Ecke: U. A. w. g. Was soll denn das heißen?" Minna: „Das weißt Du nicht? Das heißt: Um Ansichtskarten wird gebeten!" Schnell resolviert. Rechtsanwalt: „Lieber Freund, da ist gar nichts zu machen. Sie müssen sich schon drein ergeben, denn das Testament Ihrer verstorbenen Tante können Sie absolut nicht anscchten!" Studiosus: „Na, dann fecht ich halt die Erben anl" Am Fenster Fips, der Schneider, Näht ohne Rast und Ruh, Und sein geliebtes Ganzes Pfeift ihm ei» Lied dazu. Da knarrt die erste Silbe, Mit einem Fuß versehn, Und Fips sieht die Baronin voll Zornes vor sich stehn. „Sie haben diese Letzte, Gibt mau ihr einen Fuß, So häßlich ausgeheftct, Daß ich mich wundern muß. Das muß geändert werden," Sprickt sie mit scharfer Stimm'. Fips denkt: ,Ich mach's wic's Ganze Und pfeif' auf ihren Grimm." Auslösung des Rätsels in Nr. s77: Bade, Bode, Baude, Beide. ?Wklit jün Zu Nr. 184. Sonnabend, den 7. Juli. 1»««. Lin kleiner Irrtum. Zerr Sickinger hatte nur mit Mühe und Not und unter Ueberwindung zahlreicher Sckwierig- keiten sein Iunggesclleuheim erreicht. Nun aber war'; geschehen. Er stand in seinem Zimmer, auf dem Nachttisch brannte das Licht — ein Licht, wenn auch Zerr Sickinger darauf geschworen hätte, daß es deren mehrere sind. Wie er die Zaustür aufgesperrt hat, wie er dann die Treppe heranf- gckommen war. das blieb ihm wohl für immer ein Rätsel. Aber er hatte bei der ganzen Sach lage gar keine Lust, dieses Rätsel zu lösen; denn er war mit seinen ihm noch zur Verfügung stehen den Sinnen einzig darauf bedacht, seinen Frack auszuziehen und sich seiner Lackstiefel zu entledigen. Dabei surrten ihm tausenderlei Gedanken wie kleine Kobolde durch seinen schweren Kopf. „Donner wetter, das war einmal ein stdeler Abend," über legte er. während er sich vergeblich bemühte, seine weiße Weste aufzuknöpfen. „Diese lieben, netten Dominos, wie freundlich sie doch zu einem Jung gesellen von annehmbarem Aeußeren sind besonders der eine mit dem gelbseidenen, rauschen den Domino und dem breitrandigen, federnge- sckmücktcu Zut.... hei, die batte Temperament!" Leise pfiff er den Fledermaus-Walzer vor sich hin. die Füße im Takt bewegend, ein Unternehmen bei seinem Zustand, das ihm beinahe die unangenehme Bekanntschaft niit einer Tischccke verschafft hätte. „Wie interessant sie zu plaudern wußte, die Un- bekannte.... diese geistreichen Wendungen! Wenn das nicht eine Gräfin oder gar noch etwas Zöheres war. dann soll mich dieser und jener holen!" Dann fiel ihm ein, wie er diesen reizenden Domino zum Souper eingeladen hatte, wie er Ehampagner kommen ließ — er konnte sich so etwas leisten — wie er dann .... verflixt, von da ad wußte er nichts mehr, garnichts mehr. Zier hatte seine Erinnerung ein großes, schwarzes Loch. So sehr er sein Ge- däcktnis auch anstrcngte, er kam über diese Leere seines Gehirns nicht hinweg. Zum Kuckuck mit dem Ehampagner; wie oft hatte er gesckworeu, nickt mehr so viel zu trinken, und immer wieder.... Mittlerweile hatte Zerr Sickinger sich seiner Kleider so weit entledigt, daß er daran denken konnte, mit der nötigen Vorsicht in das Bett zu steigen. Mit einer geschickten Wendung gelang es ihm auch, einen Bettpfostcn z» fasten, an den er sich vorläufig fcstankcrte, um neue Kräfte für sein Beginnen zu sammeln. „Verdammter Ehampagner", mulmclte Zerr Sickinger. „Wenn ich nur schon in meinem Bett läge." Ein neuer Anlauf und sein nach einer durchwachten Redoutennacht be- greislicher Wunsch war erfüllt. Sebr bald bewies das laute Schnarche», daß Zerr Sickinger, von holden Träumen umgaukelt, den Schlaf der Ge rechten schlief. Wie lange er so gelegen hatte, wußte er nickt; aber ein unbestimmtes Etwas hatte ihn aufgeweckt. Es war stockfinster im Zimmer und nickt möglich, die Zand vor dem Gesicht zu sehen. Richtig, seine Zände.... das war es, was ihn ans dem Schlaf geweckt hatte. Er fühlte es ganz deutlich, an seinen Zändeu war irgend etwas nicht in Grdnung. Er griff niit der Linken nach der Reckten und mit der Rechten nack der Linkeil, kein Zweifel: seine Zände fühlten sich ganz pelzig an, sic halten das Gefühl verloren. Ihm schien er. als hätte sich über seine Zände eine neue Zautschicht gebildet. „Teufel, was soll denn das heißen?" dachte er. „Sollte ich auf meinen Zändeu gelegen sein, daß sie sich infolge der dadurch entstandenen Blutleere so merkwürdig ansühlcn?" Er rieb sie energisch, um das Blut zurückznsühren. vergeblich, er merkte deutlich, daß zwischen seinen Zänden etwas Un bekanntes sich befindet, das er nicht wegzubringen vermag. Da überkam ihn mit einem Male die Angst. Er erinnerte sich der verderblichen Wirkung zu großen Alkoholgennsses, der schon so oft einen Schlag anfall herbeigeführt hat. Ls bestand kein Zweifel, Neio aebarniscl'tc Sonetten jetzigen Renndier Mei-zgcn in Dräsen. I0!»7. Dreifuh. Noch eemal äaucht er aut aus äer Verrenkung Der aläe vreiturs. balbvergerrcn schon; ?ier Hochverrat bekam er einst äen Lok», Ilnä seine Ireibeet war bloss gnaäenschenkung. Nu nimmt «lie Sache eene kiehne Schwenkung; Der iederrchiääet einst mit hass unä Holm vreiluss, äer ganr unä gar verlorne Sobn. Schäebl wieäer auf nack jahrelanger Kränkung. 2war äie krkenntnis brauchte viele (jabre. kk' sie in äie ?ranrosenköbbe ärang Unä äort äie Liege unä äen hass berwang. Der vreituss kriegte viele graue haare, kevor äer Schäaalsanwall äem Volk unä Heer krklärt: heen kngel is so rcen, wie er! cs hatte ihn ein Schlag getrosten.... die Tast- ncrven seiner Zände waren bereits gelähmt. Kalte Schweißtropfen traten auf seine Stirne, ein Zsitter» überfiel ihn. Er vermochte sich im Bett nicht zu bewegen; nickt einmal um Zilse schreien konutc er. so war ihm die Kehle zngeschnürt. Angesichts des nahen Todes, den er über sich schweben fühlte, kam ihm sein lustiges Leben in den Sinn, das er als Junggeselle geführt hat; cs fiel ihm ein, wie manche Flasche er im Kreise fröhlicher Kollegen geleert hatte.... und jetzt.... jetzt hatte er die Bescherung, jetzt rächte sich seine Natur, auf die er blindlings gesündigt hatte. Wieder griff er abwechselnd mit der einen Zand nach der andern — immer dieselbe Erscheinung: Gefühllosigkeit, Unempfindlichkeit. Alles Zwicken half nichts; er hatte immer nur die tote Zaut seiner Zand zwischen den Fingern. Er hätte am liebsten weinen mögen. „Wie gern hätte ich noch einige Jahre gelebt," überlegte er, mit fiebernder Zast seine Zände aneinander reibend. „Ich würde mich gewiß bessern, niemals mehr Ehampagner trinke». Ich schwöre cs, nur dieses Mal noch Gnade!.... Gnade!" Zerr Sickinger wartete, schwer keuchend, auf sein Ende, aber sein Zustand änderte sich nicht wesentlich, nur die Zände.... die blieben, wie sie waren, pelzig, trocken, glatt, wie mit Pergament überzogen. Jetzt raffte er sich endlich auf. Er erhob sich vorsichtig, tappte aus dem Nachttisch umher nach den Zündhölzern. Endlich, da waren sie, er strich ein Zolz an.... o weh, keine Kerze im Leuchter, sie war vollständig abgebrannt. Entschlossen sprang er aus dem Bett und zündete die Petroleumlampe an. — Li» furchtbares Lachen erschütterte seinen Körper, als er jetzt seine Zände besah. Nun wußte ers! In seinem Dvsel hatte er vergessen, seine weißen Glacehandschuhe auszuziehen. Nun war ihm alles klar.... Na. dieser Ehampagner! Eine Viertelstunde später schlief Zerr Sickinger ohne Glacehandschuhe wieder friedlich, seine jetzt gefühlvollen Zände über der Brust siekreuzt, während ein zufriedenes Schmunzeln seine Gcsichts- züge umspielte. Aameradsctzaft. Studiosus A.: „Ihr habt jetzt zu dreien eine Bude? Zoffentlich vertragt Ihr Luch!" Studiosus B.: „Ach, mit dem vertragen hat es keine Not, aber sonst geht bei uns alles drunter und drüber, daß man sich gar nicht mehr auskcnnt. Zeute habe ich sogar einen Schneider rausge- sckmiffcn und erst hinterher gemerkt, daß es gar nicht der meinige war!" Moderne Fixigkeit. Sie sin der Zeitung lesend): „Zu dumm, heute früh bin ich nicht zum Lesen gekommen und nun finde ick jetzt erst in der Morgenausgabe der „Dresdner Nachrichten", daß sich Fräulein Zulda Schnipp verlobt hat. Da hätte man doch bereits aratnliercn können!" Er (ebenfalls lesend): „Beruhige Dich, hier in der Abendausgabe steht bereits die Auflösung der j Verlobung I"