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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.06.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000609018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900060901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900060901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-06
- Tag 1900-06-09
-
Monat
1900-06
-
Jahr
1900
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.06.1900
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der Strafe auf 2 Tage Gesängniß. Gunsten deS Anaellagtcn an, daß habe, die fortgcvrachtc» Sache» DaS höhere Gericht nahm zu er nicht die Absicht gehabt der Versteigerung zu be- Jriseur ist und vo» der veseinbarten Provision nicht 100 Mt. einNagte. — A »>.t sgericht. Bis sie eine „bessere" Stellung in einem besseren vanshalt gesunden, wollte die 26 Jahre alte, ans Radcbcrg gebürtige Dienstperson Carola Ncnmann bei der ver- witlweten Bäckereibesitzerin Pech in Cossebaude verbleiben, wo sie !m Oktober v. I. in uneigennntzigster Welle Anlnahnic gesunden hatte. Die Reumann, die ein höchst liebenswürdiges Wesen zur Schau trug, fand bald das Vertrauen der sie bcwirlhcnden Familie; so erhielt sic Zugang zum Geichnslsladen und zu allen Wohnuiigsräunien. Aus Dankbartcit dafür hatte sic sich von Oktober v. I. bis Februar I960 fortgesetzt aus der Lndenkasse tlcinere Beträge allgeeigriet; nach urrd »ach ging sie zu gröberen Kumme» über. Gegen Weihnachten entnahm ne dem Sekretär 5 Thalerstücke und inr Februar aus der Kommode einen Hundert markschein. Es besteht dringender Bcidacht, bah sie diese Be hältnisse mit einem Rachschlüsiel oder Dietrich geöffnet hat, obgleich sie behauptet. die inanchnial daliegenden Schlüssel benutzt zu haben bezw. datz die Kommode unverschlossen war. Mit deni gestohlenen Gclde bezahlte die Reumann eine Kleiderrrchnung und machte ihrem Geliebten mehrere Geschenke. Da es ihr ans diese Weise gut ging, hatte sic es um eine Stellung nicht eilig, schliesslich verzog sie doch und hliitcrlieb eine falsche Adresse. Sie wurde aber ausfindig gemacht und zunächst vom Schöffengericht Bcrll» rcklamirt, wo sie im vorigen Jahre einen Geldsicbstnhl aussührlc, für den sie inzwischen zu 6 Monaten Gefänglich verurtlieilt wurde. I» der Verhandlung erklärt sic, sich kurz fassen und Alles gestehen zu wolle». Von selbst thcilt sie jedoch nichts mit über die Aus sührung ihrer Diebstähle, sonder» hüllt sich auf die Frage» deS Wischenden in tieseS Schweige»; mehliualS versucht sic, vo» ihrcr» bei der Vernehmung bereits genebene» Gestänbuiß zurück zu trete». Dadurch machte sich die Veriichlnuug zweier Zeugen nvtlwcndig. Das Unheil lautet auf weitere 7 Monate Gesängiiis!. — Der Slrabcubahuschassucr Wer«»der Cngclhart Gövscrt erzielt mit dem Einspruch gegen eine» ihm ziigegaiigciieu Strafbefehl über 8 Mk. Freisprechung, da der Zeuge, der die Anzeige erstattet bat, sich über die aus den Plattformen der Stras;eiibah»wagcii zulässige Persvnenzahl im JrNhui» befunden hat.— Der 1870 in Schmölln geborene vorbeslrasle Sciscnsicdergehilse Bruno Hermann Gcrlh stahl aus dem Keller des von ihm als Hausmann vcrwallclc» Hauses Kleidungsstücke ini Welche von 80 Mt. Er verwirkte dadurch 1 Monat Gefängnis!. — Am 18. Avril ries der 88 Jahre alte Ingenieur Ludwig Heinrich Bahlscu beim Verlange» eines Anschlußes der Fernsprechbeanitiir beleidigende Aeuberungen zu. Unter Berücksichtigung der Erregung, in der er sich befand, und seiner bisherigen Unbescholtenheit erkennt das Gericht aus 80 Mk. Geldstrafe. — Von einem Abendessen kommend, belästigte i» der Nacht zum 22. März der in dem Geschäft seiner Fra» beschäftigte Marlhelfer Ernst Bernhard Ritsche ans der Schandaucr Straffe zwei Straßeiibahiischaffncr. In seiner Weinlanne setzte R. die Beleidigungen fort, io das; cS später zu ThälUchkeitc» kam. bei denen er dem einen Schaffner einen derben Schlag mit seinem Svazierslork über den Kops versetzte. N. erhält wegen tchwerer Körperverletzung 50 Ml. Geldstrafe oder 10 Tage Gcsängnib. — Der 1880 in Mülieii-St. Jacob geborene Glaseinträgcr Emil Louis Äicnold betrat am 26. Mal das »eben dem lcinigcn be legen«: Zimmer des Arbeiters Fischer und cnlwendclc ans dessen Jacht etwa 9 Mk. Er hat dafür 2 Wochen Gesängniß zu ver büßen. — Der 26 Jahre alle, ans Freiberg gebürtige Schneider Hermann Otto Glöckner behielt Geld, das er im Aufträge seiner Arbeitgeber cinkassirt Halle — zusammen etwa lt Mk. -- für sich. Er erhält dafür 1 Woche Gefängnis!. — Wegen gefährlicher Körperverletzung verwirkte der ietzt ermittelte Arbeiter Friedrich Emil Oscar Knobloch. der in der 'Rächt zum 22. Dezember mit dem bereits abgeurthcilten Bierausgebcr Gorlt und dem Arbeiter Ulbrich seine Slubcngcnvsscn Scholz und Kategora schwer miß handelte, 2 Wochen Gefängnis;. Deutsches de Tnsiesgeschichte. Reich. Vom Kaiser 23ilHelm ist ani t>. Juni an den Koittrcadmiial und Chef der schwedischen Flotten- slation in Stockholm folgendes 'Annvvrttclcgramin ans eine Huldignngsdepesche beim Feste für die deutschen Seeoffiziere ein- aetroffcn: „Es gereicht Mir zur großen Freude, zu vernehmen, das; Meine Offiziere der ersten Tvrpevohvotswitcklc in treuer Kamerad schaft vereint sind mit den 'Rachlammen der alten Wikinger. In dem Ich die Erwartung ansspreche. daß die im hohen Norden gc- knüvsten Bande ans deutschem Boden häufig wieder ansgcsrischl werden mögen, bitte Ich Euer Hochwohlgeborcn, den Kameraden der König!, schwedischen Marine Meine besten Wünsche sür die weitere Entwickelung ihrer alten, in Krieg und Frieden bewährten Waffen auszniprechen. Wilhelm." Ter älteste Sohn des dculschcn Botschafters Freiherr» Marschall v. Bieberstein ist in Konslantinvpel nach längerem Leide» gestorben. Vom Ecntrnm fehlte bei der Abstimmung über dieFlotlcn- verstärkung am Mittwoch fast die Hälfte der Mitglieder, darunter kehlte Bayern, bis aus vier. Zur Abhilfe der Leutenoth in der Landwirlhschast war an geregt worden. Versuche mit italienischen Arbeitern zu machen. Die schlesische Landwirthschnstskainnicr hatte bereits eine» An sang gemacht, und von deutscher Seite wurden neuerdings die Agrarverhältnisse in Italien eingehend studirt, um die weisere Heranziehung der paffenden Elemente vorznberriten. Tieiein Versuche scheint sich indessen ein unerwartetes Hinderniß in den Weg zu stellen. 'Ans Rom erfahren verschiedene Blätter, der Minister des 'Auswärtigen habe durch einen Erlaß vor der Aus wanderung nach Preußen gewarnt. Den italienischen Arbciler» würde durch die Preußischen Großgrundbesitzer eine Lage bereitet, die elender sei als die in Italien. Ter Erlaß bewegt sich nach den vorliegenden Berichten in sehr stgrken Ausdrücken und übcr- t:eibenden Verallgemeinerungen. Im weiteren Verlaufe der Berliner Schul konfcrenz wurde die Frage des gemeinsamen Unterbaues erörtert. Dabei wurden von verschiedenen Theilnehnicr» der Konferenz sowohl die Vorzüge dieses Systems, als die Bedenken, welche einer Ver allgemeinerung desselben, sei es überhaupt oder wenigstens zur Zeit entgegenstehen, eingehend besprochen. Zugleich sandcn die in Altona und Frankfurt am Main gemachten Versuche vielfache Würdigung, und es bestand ziemliche Uebcreinslimmung darüber, daß eine Fortsetzung und sachgemäße Erweiterung dieser Versuche Förderung verdrene. Ferner wurden im engste» Anschluß an die Berathungen der 1890er Schulkonscrenz mehrere Fragen behandelt, die sich aus den Lehrplan der Gymnasien und Realgymnasien be zogen. wobei sich ein lebhaftes Interesse sür die unverminderte Ausrechterhaltuna des ariechlichcn Unterrichts ini Gymnasium und sür dessen methodische Verbesserung kundgab. Im preußischen Abgeordnctenhausc wird die Einbringung einer Interpellation in Sachen des Konitzer Mordes geplant. Zur KonitzcrMvrdasfairc ergreift nunmehr auch die „Kons. Korr." das Wort, indem sic schreibt: „Immer allgemeiner und heftiger wird die Erregtheit über das aeheimnißvolle Dunkel, in welches noch immer die Konitzer Mordaffaire gehüllt ist und über den Mangel an Umsicht und Takt, init welchem angeblich in der Untersuchung vorgegangcn wird. Daß diese Erregtheit, von welcher zahllose Zuschriften in den verschiedensten politischen und „unpolitischen" Blättern Zeugnis gebe», von Antisemiten künstlich angcsacht sei, ist eine alberne Behauptung. Wenn etwas dazu beigelragen hat. die Erregung zu steigern »nd am letzten Ende einen allgemeinen antisemitischen Zug hinciiizubringcn, so liegt das ausschließlich an der Haltung der von der Judenschast beein flußten Presse und an dem Benehmen der Judenschast selbst. Das Mißtrauen gegen südliche Gedeimvorschristen und fanatische isiaeliiifche Sekten ist nun einmal in sehr weiten Kreisen der christlichen Bevölkerung aller Welt vorhanden: durch die Ergebniß- losigkrit früherer Untersuchungen bei ähnlichen Mordthatcn ist dieses Mißtrauen gesteigert worden. Es würde also im Interesse gerade der Judenschast liegen, alle Mittel zu ergreifen, um durch Aufhellung des Konitzer Falles den Verdacht, der jetzt wieder neue Nahrung findet, ein sür allemal zu beseitigen. Wenn aber die Judenpresie — der sich hierbei bezeichnender Weise die sozialdeir Irakischen Blätter wie auf Kommando angeschlossen haben — von vornherein die Möglichkeit, daß der Konitzer Mord von Juden ansgeübt sein könnte, kurzweg leugnet und Jeden, der einen solchen Verdacht ausspricht, beschimpft, so ist das doppelt der» dächtig. Ganz besonders aber wollen wir daraus Hinweisen, daß es der Judenschast, die eS sich durch eigene Emissäre und mannig fache Denunziationen angelegen sein läßt, die Schuld an der« Ermordung Winter s einem Christen zuzuschreiben, nicht gelungen ist, auch nur eine schwache Spur dafür zu entdecken. Wir nieinen, einer solchen Thätigkeit würde es ohne Zweifel gelungen sein, Licht in dre Sache zu bringe,>. wenn der Thäter wirklich unter den Christen zu suche» wäre. So weit wir von der Meinung entfernt sind, daß die Judeiischaft als solche sür die Konitzer Mordthat verantwortlich zu machen sei, so meinen wir, daß mau sich nicht absichtlich in de» Verdacht bringen sollte, als sei die Judenschast in il-rcr Gesammtheit an der Verschleierung des Sach- vcrhalts intelessirt. während sic doch thayächlich das größte Inter esse daran hat. Licht in die Affaire z» bringen" Unter der Ueberschriit „Gewitterwolken im Weste n" schreibt die „Münch. Mg. Ztg." Von Zeit zu Zeit tritt bei unS in Deutschland eine gewisse Neigung hervor, das Zustandekommen einer deutsch-sranMscheii Verständigung sür leichter zu halte», als cs den Thnllache» entspricht. Dieser 'Neigung gegenüber ist schon vielfach daraus hingewiesen worden, in welchem Maße Fürst Bismarck rS sich angelegen -ein ließ, die Franzosen in ihrem eigenen Interesse auf politische Bahnen zu verweisen, aus denen sie zu einem leidlich feste», friedlichen Verhältnis! zu Deutschland gelangen konnte». Mehr als einer ihrcr prominentrsten Staats männer syiiipcithisirte mit diesen Bestrebungen, die „Bolks- slimmuna" aber war dagegen und in Folge dessen mußten die betreffenden Staatsmänner von ihrem Platze weichen oder sie brachten das bewußte Opser ihrer Ucverzengnng ans dem Altar des Vaterlandes dar. 'Auch heule kommt eS auf die Friedensliebe einzelner Persönlichkeiten nicht an, sonder» ans die besagte VotkS- stimmiing. lind diele geht viel mehr, als weite Kreise bei uns zu glaube» scheinen, ans eine Beseitigung der dritten Republik aus. Was aber eine solche Umwälzung für das Verhältnis; Frankreichs zu Deutschland möglicher Weise inr Folgen nach sich ziehen würde, das lehrt ei» Rückblick ans die sranzosische Geschichte des 19. Jahr hunderts zur Genüge. Tie Art, wie die Mehrheit, weiche das Knbinct Waldcck-Nvnsiccin bis jetzt gesunden hat, zu diesem sieht beweist deutlich, daß sic sich sür verpflichtet erachtet, die dritte Republik bis znin Aciißerslc» zu vcrlheidige». Sie rechnet damit, daß die Nationalisten noch leine Sicherheit dafür besitze», daß ihnen ei» Handstreich gelinge. Immerhin ist nicht zu verkenne», daß der Bvnapartismuö eine große Rührigkeit zeigt uns anscheinend auch über nicht geringe Geldmittel verfügt. Daß der eine Napoleon lein Hanplgnartler von Brüssel »ach London verlegt, mag bedeutsam erscheinen. Es siebt aber nicht wenige Politiker, die mehr Gewicht daraus lege» zu müsse» glauben, das; ein anderer Ncivoleonide. der nebenbei russischer Generalmajor ist. seine vielleicht auch ehrgeizige» Pläne bis ietzt gut zu vcrhecgen ver standen hat und vor Allem de» korrekten russischen Garde-Offizier zu svielen sich Mühe gicbt. . . Die AuSichifsung Gallisset's wiegt nicht so schwer wie vielfach geglaubt wird. Dieser ist ganz gesund und wurde einem Napoleon,Sen sofort sich zur Verfügung stellen, wenn er den Ncvanchcfcldzug vroklamirte. Der Alldeutsche Verbandst gg hat in Mainz mit einer Sitzung des geichäftsführende» Ausschusses und dcn Begrüß- iiiigSscierlichleitcn begonnen. 'Anwesend waren u. A. die öster reichischen Reichsraths-'Abgeordiielen Wots und Mnhlwerth, Pastor Jacvvscii-Schcrrchcck, Baron v. Zicgeiar-Brnsscl sür die Vlämen. und ferner Vertreter von Siebenbürgen und Nicderland. Karl Prvll übcuniltelle die Grüße des Deutschen Schnlvereins und leierte den Alldeutsche» Berband und seine 'Bestrebungen. Professor Tr. Liescgang sprach als Vertreter des Ostmarken-Vereins dem Alldeutschen Verband den tiesslen Dank aus sür seine entschiedene Stellung in dcr Pvlensrage: beide große nationale Vereine müßten in Znkunst wie bisher Schulter an Schulter kämpfen; ans diese Kampsgenoffenschast brachte er ein begeistert cinsgenvimnencs Hvch anS. Dcr 1 l. evangelisch-soziale Kongreß tagt zur Seit in Karlsruhe. NaincnS dcr großhcrzvglichen Regierung begrüßte den Kongreß Ministerialdirektor Hehl. Znm Ehrenpräsidenten des Kongresses wurde Gelicimrath Adolf Wagner-Äcrlm, zum Vor sitzenden neben Landcsökoiivmicralh Noppe. Tr. v. Braun-Stutt gart gewählt. Der erste VerhandlnngSgcgensiand lautet: „Was muß geschehen, um unsere, der Volksschule entwachsene männliche Jugend stärker als bisher ans die religiösen, nationalen und wirth- schasttichen Ausgaben unseres Volkslebens vorzubereiten?" 'Rach einer längeren Debatte wurde folgende Resolution angenommen: 1. Ter evangelisch-soziale Koiigres; erblickt in dcr Entfremdung der schulentlassenen männlichen Vvlksjugcnd gegenüber dem religiösen und nationalen GcmcinschastSlcben eine Erscheinung, die znm er heblichen Thcil auf natürlichen Trieben des erwachenden Sclbst- ständigleitS- und GntlungSbewusstscins der Jugend beruht und darum zu pessimistischen Auffassungen an sich leinen Anlaß bietet. 2. Eine Äcffcrung ist durch planmäßige Fortführung bestehender und Anknüpfung inner Verbindungen der schulentlassenen Jugend mit den sozialen Bildungen, in dcr sich das Vvlksganze gliedert und organisirt, zu erwarten. Bevorzugte Mittel dasür werden sein die den Kirchengemeiirden möglichst eng giizuglicdcrnden Jüna- lliigsvercine, sowie die obligatorische und dcr Jugend das Bewußt sein deS Schülcrstandes erhaltende Fortbildungsichuie. 3. Ohne eine stärkere Bcthälignng dcr Kircheiigemeinden an der Vvlkscrzich- nng und ohne Fortführung einer die Gesinnung dcr Erwachsenen bremstnssendcn stetigen sozialen Reiormpolitik wird jede Bemühung, die Heranwachsende Arbeiterjugend den zersetzenden sozialdemo kratischen Einflüssen allmählich zu entziehen, vergeblich sein. Auf Veranlassung der Banner Handelskammer versammelten sich in Köln die Vertreter dcr Handelskammern des Rhcinlandcs uns Westfalens zur Berathung über die Kohlenvers orgung der Industrie. Rach langer Debatte wurde die von der Kölnischen Handelskammer vorgeschiagcne Resolution angenommen, welche schränkte Unabhängigkeit einer Verwaltung der Kronkolonie vor ziehen. Ruffland. Die sibirische Bahn hat bis jetzt schon ick . r 50oMillionen Rubel 11080 Mill. Mk.) gekostet. Wieviel von diel.» Summe in die wellen Taschen vieler Ingenieure geflossen ist. laßt sich auch nicht annähernd sage». Jedenfalls vielmehr als man dculi. In letzter Zeit ist man in Petersburg endlich mißtrauisch geworden und hat den wahrscheinlich nicht mehr io geschickt wir früher aus gestellten Rechnungen und Kostenanschlägen der Ingenieure an gemerkt, daß der Fiskus über Gebühr als inelkende Kuh von ihnen angesehen und behandelt wird. Die Regierung hat daher kürzlich beschlossen, sich ein klares Bild von den enormen Unter schleife» zu verschaffen und eine Kommission ernannt, der Ver trctec aller Ministerien angeboren. Diese Kommission ist beani tragt, „die Gründe sür die beim Bau der ganzen sibirischen Bahn und der Perni-Kotlaser Eisenbahn gemachten überflüssigen Au: gaben sestznstellen", wie es im amtlichen Stil heißt. Der Ehe« der Verwaltung der sibirischen Bahn. Ingenieur Michailowski. ist Präsident dieser UntersuchungskvmmWon. Er gilt als ein unbestech sicher, anständiger Mann, aus dessen Vergangenheit kein Makel hastet. Der Schah von Persien ist in Warschau angekommen: bei seiner Fahrt znm Residenzschloß bildete die gesammte Garnison in den Straßen Spalier. Transvaal. Der Marschall L ord Roberts macht, seiner Gewohnheit gemäß, auch auf der Staffel Pretoria Halt und organisirt sich, ehe er weitere Bewegungen veranlaßt. Der Schlag, der ver Division Warre» bei Lindley ausgetheilt ist, wird ihn auch veranlaffe». dem rechten der rückwärtigen Flügel seine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Wie nöthig solche Habe sür den Vormarsch der britischen Armee sind, bezeugt ein der „Kreurztg." zur Einsicht vorliegender Brief, in welchem ein Gymnasiallehrer aus Bloenifontein die Ein »ahme dieser Stad! durch die Briten beschreibt. Ans dieser Dar slellnng erlernst inan die an Zahl der Krieger geradezu übe, wältigendr Uebcrlegenheit der britischen Truppen gegenüber den kleinen Abtheilungen dcr Buren; andererseits aber auch das frische 'Aussehen der Buren gegenüber den sich mühsam lnnschlcppeiidcn britische» Soldaten, die bald die Lazarcthe und alle dazu verstell Haren Gchäudc stillten; gegenüber den aogemagerten Pferden, die tbeils mstcr der Last zusnininenzubrechen drohten, theils von ihre» Reitern am Zügel geführt werde» mußten. Einen ebein'o janimcr vollen Eindruck machten die sür ihre Tragkraft überladenen armen Maulthiere. Und doch waren keine Schlachten außer dem Kamps am Paardeberae vorhe.acgnngen. Ob cs den Buren gelingen wird, aus dielen Zuständen Vvrthcil zu ziehen, ist eine andere Frage. Tic Meldung, daß der englische Oberst Plnmcr Zcerust besetzt bat, stammt nicht aus Peking, wie in unserer letzten 'Abend ausgabe irsthümsich angegeben ist, sondern aus Masektng. Die „Times" melde» anS Lonren^o Maraues: An Bord des holländischen Kreuzers „Frieslcmd" haben etwa hundert holländische F! üchtIi» ge Aufnahme gesunden. Aus 'Anlaß des neuesten Siegesjubels in London berichtet der dortige Korrespondent der „Franks. Ztg.": Während des ganzen Krieges hat man den Gegner in einer Weise karikirt, die ver vst gerühmten englischen „kairooss" direkt widerspricht. In Eng land versteht man den Namen dcr Buren nicht in seiner Bedeut img. und während dcr Deutsche selbstverständlich dabei an „Bauer" denkt, bringt der Engländer das Wort „Bocr" mit „bosr", welches Wildschwein oder Eber bedeutet, in Verbindung und nicht mit dem gut englischen Worte „haar". Bauer. Tos „Daily Chronicle" war als Wildschweine vielleicht das erste Blatt, welches die Buren darslellte. 'Nachdem dieses Blatt seine dem Kriege feindliche , Politik mit dcr gewöhnlichen Jingo-Politik vertauscht hatte, ließ i cs, um sich dem Publikum theils neu anznpreisen, theils zu seiner Rel-ahilitining, überall riesige Plakate anschlagen, aus denen in buistem Farbendruck dargesteüt ist, wie ein Löwe zwei Eber todt- beißt. Das Bild wäre weniger unrichtig gewesen, wenn daraus mehrere Lowe» gleichzeitig an einem Eber ihr Gebiß versucht hätten.- Diese Karrikatnr dcr Buren übertrug sich dann aus andere Gebiete, rmd man machte ein einfaches Schwein daraus, welches aus einer Gunnniblase verfertigt ist, die man aufblasen kann und die dann, wenn die Lust entweicht, langsam zuiammenfällt. Dieses geist reiche Spielzeug nannte mau den „sterbenden Buren". Aus dem selben Stofs vcrseriigtc man auch Nachbildungen des Präsidenten Krüger mit Chlindcrhiit und Bart, und diese Gummifigur, sie viel Absatz fand, konnte inan dann auch ausblasen und nachher „sterben" lassen. Leider ist aber die Verhöhnung des Gegners noch weiter gegangen: ein Geschäftsmann in Bradford amwncirte sein Geschäft damit, daß er ans einem Bilde Krüger in einem Sarge liegend darslellt, und dieser Sarg wird von englischen Soldaten getragen, und englische Offiziere schreiten ihm voran. Daß das Publikum von Bradford gegen diese Geschmacklosigkeit irgendwie eingeschritten wäre, davon weis; man nichts. In diesen Karikaturen zeigt sich die allgemeine Stimmung m den breiteren Schichten des Volkes. Die englische Regierung wird sich voraussichtlich bald einer ganz mg dem l»" ' Ausschuß besteht anS den Vertreter» der Handelskammern in Köln, Barme», Bicleseld, Münster, Gladbach. Hagen, Lennep, Altena, Eupen. Oesterreich. Bei de» allgemeinen Audienzen in Wien wurde der Landeshauptmann von Oberosterreich. Dr. Ebenhoch, vom Kaiser empfangen. Ter Kaiser ging in seinem Gespräch aus die politische Lage über und bemerkte: Wenn es nur im Rcichsrathc ebenso gut ginge wie im tvberösterrcichischen) Landtage! Es sei nicht richtig, daß den Ezeche» etwas zu Leide geschehe. Diese An schuldigung sei ganz ungerecht. Bei allseitigem guten Wille» würde eS schon gehen. Frankreich. Die Burcaux der Deputirtenkammer wählten die Mitglieder der B u d g c t k v mm i ss i v n zur Vorberathuna des Budgets sür das Jahr 190t. Die bei Weitem größere Anzahl der Gewählten ist sür den Neaierungsciilwurf. macht indessei einige Vorbehalte hinsichtlich der Einfügung einer Reform der Erb schaftssteuer in das Budget. Die Zahl der Besucher der Weltausstellung am Pfingstsonntag, die nach den offiziellen Mittheilungen 515,700 betrug, ist am zweiten Feiertage zweifellos noch übertrvffcn worden, da nicht mehr, wie Tags zuvor, das große Hindemißrcnnen in Anteni! und der Älumeistorio rm Bois de Boulogne der Ausstellung Konkurrenz machten. Seit der Eröffnung der Ausstellung ist dicic von mehr als 8 Millionen Personen besticht worden und die Zahl der bisher abgegebenen Tickets betragt lohne den Pfingstmontag! 5,218,811. Aus die beiden Pffngsltage allein entfällt rund 1 Million Tickets. Falls bis znm Schluß der 'Ausstellung durchschnittlich nur 150.000 Tickets per Tag abgegeben würden, dann würde von den aus- gegebene» 65 Millionen kaum die Hälfte benutzt werden: allein man kann mit einiger Bestimmtheit annchme», tns; die Zahl der Besucher mit dem Herannahcn der Ferien nnansgesetzt wachsen wird, jo daß schließlich kaum 10 Millionen Tickets unbenutzt bleiben dürsten. Die Verwaltung dcr Ausstellung trifft gegen wärtig Vorkehrungen, um den Verkehr innerhalb des AuSstclluiigs- gcländes für den Massenbesuch zu erleichtern: nicht minder dring- d den vollkommen »»znlängtichcn Verkehr nach und von der Ausstellung zu verbessern. Italien. Dr. Lappvni, dcr Leibarzt des Papstes, erklärte, der Papst sei nicht unwohl, sondern nur ermüdet in Folge des 2>/i-stündigcn Empfanges der spanischen Pilger. Dcr Papst hütet vorsichtshalber das Äett. England. Campbell Bannerinan hielt in Glasgow eine Rede, in der er u. A. bemerkte, die endgiltiae Regelung der süd afrikanischen Frage müsse ans dem besonnenen Unheil beider Arten von — ^ --- --- ---- holländischen. Frage ... , aber nach der festen Begründung der Rcichsgewcckt müsse England eine Veisöhnung anstrcden und Ihnen sobald als möglich die Rechte der Autonomie verleihen, deren sich die übrigen Kolonien erfreuten. Diese Unabhängigkeit werde notvwcndigcr Weise stark beschnitten werde» und' eigentlich wcrthlok sein, aber er würde selbst eine be- anderen Haltung besiegten Gegner gegenüber befleißigen, l?) Kunst und Wissenschaft. ' -ff Die König!. Hvsoper giebt heute „Die Meistersinger, vo» Nürnberg". Anfang 6 Uhr. Im König!. Schauspielhauie geht das Lustspiel „Die Kinder der Cxcellenz" in Scene. Anfang halb 8 Uhr. 1 Zum Beste» der Pensionskasse des König!. Opernchores ge langt am Montag im König!. Hosopernhause unter Leitung des Herrn Generalmusikdirektors v. Schuch „Ern ani" zur Ans sührung. Die Elvira wird Frau Wedekind singen. 1 Der Bestattungsfeier des König!. Hoffchauspiclers a. T Heim Paul Zink ans dem Annensriedhofc wohnten zahlreiche Mitglieder der Königl. Hostheater rmd verschiedene Abordnungen hiesiger Vereine bei. Tie Parentation hielt Herr Pastor Göhlcr. Er legte seiner Trauerrede die biblischen Worte ru Grunde: „Die Wege des Heim sind eitel Güte und Wahrheit Denen, die seine«, Bund und Zeugniß halten." In warmen, ergreifenden Worten und ehrenden Nachrufen legten Lorbeer- und Ehrenkränze am Sarge nieder: im Aufträge der Königl. Generaldirektion Herr Hosrcckh Dr. Meher, Namens der Mitglieder des Königl. Hoi theatcrs Herr Oberregisseur Lewinaer, ;m Aufträge des Lokal Verbandes der deutschen Vühnengeiwsseiischaft Herr Hosschauspieler Bauer, im Aufträge der Loge deren Meister vom Stuhl Heu Oberlehrer Spalteholz. -ff Residenzthcater. Der Schwank „Platz den Frauen" wird nur »och bis einschließlich Sonntag gegeben. Herr Wilhelm Wiihclmy vom Stadtthcaier in Hamburg beginnt am Montag sein Gastspiel in dem Schwank „Die Goldgrube" von Laufs und Jacvby. Die Besetzung des Schwankes ist folgende: Eduard Timmendors—Hr. Wilbeliny als Gast : Minna—Fr. Hermann Bencdix: Betty-Irl. Maitana ; Paula—Frl. Blanden: Robert Keßler—tzr. Reiter; Äieekonsnl Hcllwig—Hr. Funk: Ernst- Hr. Althanscr; Therese—Ir. Hansel; Brvmmel—Hr. Witt; Krug —Hr. Janda: Psannmüller—Hr. Bayer: Lotte—Fr. Kronthal. PSonnabendvesocr in derSophienkirck«. Nach mittags 2 Ul>r: 1. Toccata siir Orgel (I-'-ck»e) von Job. Seb. Bach, gespic» von Lcrrn Orgunisl Richard Schmidt, welcher auch die Begleitung der Solo vortrage übernehmen wird. 2. Jwc, llcine Motetten: s> „Kamm, yeil'gc« Geilt" sür Clwr, Solostimmen vo» Mvrib Hanptmann <I7:«2—I8K8- « >0 ,,Ve»i knrnelo sniritns" vo» C. G. Reiniger <1798—I8',!Z>. 3. .Mein gläubige-- Lene, ircmlocte. sing', schene", Arie mit obligatem Violoncello ans der Psingst Camale von Job. Scd. Bach, vorgelraaen von dcr Concerl sängcrin und Geianglebreri» Fräulein Margar. Weibbach. Das Violon cello Solo wird Herr AriburStenz, Königl. Kammermusitus, geialügst übe« nelnnen. 4. „Nn Deine Liebe ivill ich denken", geistliches Lico für Sovrau <>n>. 124, Nr. 1. zunr ersten Mal) von Oökar Wermaim. e>. Largo für Violoncello von D. van Svens ttmn ersten Mal», vorgclmgen von Herrn Arthur Stenz. 6. „Der Du bist Drei in Einigkeit", Trinitaüsscit-Motclte sür mehrstimmigen Ebor und 8 Solostimmen von Gustav Jarrssrir <geb. >817 in Dortmund, z. Z. Musikdirektor i» Verden». 1 Motette i» der Frauenkirche. Heute. Nachmittag-. 4 Uhr : Adagio K-clue sür Orgel von Gusl. Merkel; „Predigt. Ihr Brüder, mlt neuen Zungen", Ebor von Wild. Detsbardt: „Gott ist die Liebe", geist liches Lied von Job. Köbschke, gesungen von Fräulein Rosa Seidel. ü Die a »icriln »ischc Kapelle unter Letttma des amerikanischen Kompvnisten Sonja wird, wie nunmehr definitiv bestimmt ist, vom 14. bis 17. ds. M. aus dem Bergkeller concertirc». Die deutsche Tournee der rühmlichst bekannte» Kavclle wurde nur dadurch ermöglicht, daß das Orchester als offizielle amcrikaniiche Kapelle aus die Pariser Weltausstellung de rufen ist und die Kosten dcr Reise von dieser Seite »um grüßten Theile gedeckt sind. In Berlin haben die amerikanischen Gäste anßerordentllch gefallen. Sousa, der Komponist der populären „Washington-Post" und anderer allgemein bekannt gewordener Märsche und Tänze, wurde, gleich seinen 65 vortreffliche» Musikern, mrt Beifall förmlich überschüttet. Das Programm wird auch, hier ein besonders sorgfältig gewähltes sein und namentlich viele Rovi- Dresdner Nachrichten. 18«. Seite ». Sonnabend. K. Juni 19««
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