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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.04.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240407019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924040701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924040701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-04
- Tag 1924-04-07
-
Monat
1924-04
-
Jahr
1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.04.1924
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Montag. 7. April 1824 Oertliches un- Sächsisches. Wiederkehr des alle« Pollzeijyste«s in Sachsen. Wir brachte« kürzlich die MitteUnna, daß di« Negier«»» de» absichtlge. de« seinerzeit vo« We-ekreisromwando seiner Stellung ««thobene» PolizeinterA Schllsiinger wieder einzustellcn. ES erfolgte «i« »r»«»>»s Dementi der Nachrichtenstelle der SiaatStanzlet. U»d doch ist es a» de«. Sicherem Vernehme« «ach »erde« allernLchftenS «icht ««r der genannte, sonder« auch die «ege» ihrer «inselttge« Politische» Haltung seinerzeit oo« Wehrkr«t-k»««a»d» edenfaüd an» dem Poltzeldienst entfernte« Polizeimasor Kmetzfch »«d der Polizeihauptlente Holser ««d Raltzei so« wie die aus der Rera Zeigner—Liebmann—Menke in besonder» — Dresdner Ttachrlchlev — Nr. 103 S-»- Z Wiederverwendung dieser «ad anderer Hüter der dfsöntllchen Ordnung eine der von der jetzige» sächsische» Koa litionsregierung ausdrücklich angenommene« Be» dingunge« gewesen ist, «nter denen die ReichSregle» rnng sich dazu verstanden hatte, de« Ausnahme» znstand auch sür de« Freist,at Lachs«, ans, z u h e b e n. Weiterhin ist ans demsckden Wege eine Verfügung auf Auslösung der HilsSpolizci ergangen. Diese sieht vor, das, vo« der Hilsöpolizei LUV Mann in die Landespolizci übernommen werden, jedoch ohne Rücksicht ans de« jetzige« Dienstgrad in dem untersten Grad. Alle übrigen Angehörigen der Hilsopolizei werden entlassen. Polizciossiziere werde» «nr übernommen, wenn sic vorher brr LanbeSpollzel angchörte». Mau darf gespannt sein, welche Stellung die Neichöregie» rnng zu diesem Borhabcn der sächsische« Koalitionsregierung eiuuehmen wird, wie glauben insbesondere die bürgerliche« Mitglieder des sächsische« Kabinetts diese Brüskier»»« des Bürgertums durch ihren sozialdemokratische« Kollege», den Innenminister Müller, verantworte» zu können? Ist shnen nicht bekannt, wclckv Rolle bei den bevorstehende« MrLcreiustelluugcn in den Polizeidienst der sozialdemokratische Landtagoabgcordnctc l! aftan. setzt NcgierungSrat im Mini sterium des Innern, und der Leiter des BerbandeS sächsischer Polizeibeamtcr Hanisch gespielt habe«? Und wissen sie nicht, das, die Mitwirluug dieser Männer an der Personal» Politik der Polizcivcrwaltung die Wiederanflebnng eines Systems bedeutet, dessen verheerende Wir» kungcn noch in frischer Erinuernng sind; nnd das der den Verhältnissen ferner stehende Staatsbürger durch das tatkräftige Vorgehen deS Wehrkreiskommandos mit einem Seufzer der Erleichterung bereits beseitigt glaubte? Gln UmfaN oes Zeugen Möbius. Dem Lachs. Zeitungsdlcnst wird aus Leipzig gemeldet: Möbius lxu jetzt ebenfalls Revision eingelegt und vor dem Untersuchungsrichter alles widerrufen, was er in der Ha uplvcr Handlung angegeben hat. Er hat jetzt zu Protokoll gegeben, das, er seinerzeit in der Voruntersuchung, tu der er Tr. Zcigncr schwer belastet hat. die volle Wahrheit ge sagt habe. 'Möbius hat weiter angegeben, Zetgner habe weder im Falle Brandt die GanS, noch im Falle Schwerter den Pelz wieder zurückgcgebcn. Wetter habe Dr. Zrigner ihn, Möbius, zu Trümmer geschickt mit dem Bemerken, dort sei etwas zu machen. Die Frau Dr. ZeigncrS habe ihn bei einem Besuch vor dem Prozcs? so beeinfluss, daß er seine in der Vorunter suchung gemachten Angaben tm Prozeß zugunsten Zeiguers widerrufe» habe. Die Amlseinweisung des Oderstubleudlreklor» Prof. O. Neumann am Sonnabend vormittag in der Aula der NeastSdter Höheren Mädchenschule und Studienanstalt wurde zu einer Stunde festlicher Weihe und Erhebung. Nach dem geinciiisaiiic» Gesänge von »Lobe den Herrn" warf Stadt- rat Dr. Ma t t h c ö einen Blick rückwärts aus die SS jährige Entwicklung der Neustädte! Mädchenschule zu einer bis zur UntnersitätSrcife vorbereitenden Anstalt und dankte dem bis vor einem halben Jahre seines Amtes als Schulleiter walten den Oberstudicndircktor Dr. Döhler. sowie auch dem tu -er Zwischenzeit tätig gewesenen Stellvertreter in der Leitung. Studiendirektor Seidel, im Namen des Rate- für ihre treue, ersprießliche Führcrtätigkeit. Unter Hinweis aus die mannigfachen Aufgaben die einem künftigen Leiter der An stalt gerade in der Gegenwart erwachsen, wo der höheren Schule allerlei Anfeindungen zntrtl werden und wo die Neichögcscbgcbung wohl mancherlei Umgestaltungen von ihr fordern werdr, ivIeS er den neuen Rektor tn sein Amt ein. Tie bisherige außergewöhnliche Bewährung deS gewählten Schulleiters während seiner fünsiährigcn Tätigkeit an der Allßädtcr Schwcstcranstalt und seine frühere hervorragende Tätigkeit als Mädchcnschulleiicr uud SeriSschulinspcktor im gezeichnete Erzteherpraxt» tn den wetbltchen Jugend stellen werd freudtgen Glück aus zum Weit« ihrem neuen Letter Baltenland« leien «tue Gewähr dafür, baß er auch tm neuen Amt« mit bestem Ersolge sein reiche» Wilsen und sein« au». teuft der Schule und der werbe. Mlt einem -osfnunqs- Weiterausfttea der Schule unter oß Dr. Matthe» seine Ansprache, an die sich «tn Gesang de« Schulchor» unter Ltudlenrat Hallig t»Gott grübe dich"» schloß. Im Namen de» Lehrkörper» begrübte un» beglückwünschte hierauf OberstudtenmK Professor Dr. Neubert den Ein- gewiesene» und gelobte treue Mitarbeit am Werke der Jugeildbttdung und -erztchung tm Sinne de» Konischen Imperativ»: Alle» Handeln tn der Schule solle von der Rück sicht aus bas Wohl der Gesamtheit geleitet werden. Wetter begrübt«« mit herzlichen, wohlgefetzten Worten der Vor sitzende de» Eltcrnbetrat», Oberstleutnant Auerbach, und tm Namen der Schülertunenschast die Unlcrprimanerin Hanna Jungfer den neuen Schulleiter, worauf Oberstudtendtrektvr Neuwann seine Antrtttsredr hielt. Worte de» Danke» gegen Gott, gegen den Rat zu Dresden, die Lehrer- und Schülerschaft leiteten die gehaltvolle, von tiefer Bewegtheit zeugende Rede ein, die ein Bckenntntb zu dem Grundsätze: ,5»Ius »cknlae buprem» lex" barstcllte. Unter Hinweis auf FlchtcS Reden an die deutsch« Nation führte er aus, daß auch aus dem Elend unserer Zeit nur ein» herauSvclsen könne: die Aendcrung der Gesinnung de» deutschen PolkeS di« bei der Jugenderziehung beginnen müsse. Bei aller Wahrung und Pflege des persönlichen JchS schon beim Kinde müsse doch vor allem der opferbereite Gemeinschaftssinn, da» Aufgehcn der Persönlichkeit im Wöhle der Volksgemeinschaft der Heran wachsenden Jugend, gerade auch der wetbltchen, ancrzoaen werden. Dankbarkeit für da» tn der deutschen Volksgemeinschaft von den Vätern Erworbene, tapfere Pflichttreue den Auf gaben der Gegenwart gegenüber und gläubige Zuversicht im Hinblick aus die deutsche Zukunft — diese» Drcigcsttrn solle als Ziel aller Erziehcrarbclt an der ihm anvcrtrauten Schule thm und seinen Mitarbeiter» vvraiilelichte». Mit dem Gesang bcö Mozartschen „VunöcSliedS" klang die eindrucksvolle Feier harmonisch aus. In der Karwoche I»eine Wahlversammlungen. Zu der unter dieser Ueberschrift in unserer Nummer Sll vom 4. Avril gebrachten Notiz bittet uns die Landes leitung Sachsen der Deutkchsoztalen Partei um Veröffentlichung nachstehender Mitteilung: „ES ist nicht richtig, dasi die Teutscksvzialen auf den Vor schlag der Deutschen Volkspartei, in der Karwoche tn Sachsen keine öffcnllichen Wahlversammlungen abzuhalten, nicht zurückgckommcn sind. Nichtig Ist vielmehr, dast die Deutsche VolkSvartct llbcrhanpt keinen derartigen Vorschlag an die Tenllchlozialr Partei hat gelangen lasten und dast die Deutsch- soziale Partei von sich auS länast beschlossen hat. in der Karwoche keine öffentlichen Wahlversamm- lungen abzuhaltcn. Von diesem Beschlüsse wird ste in keiner Weise abweichcn und von sich auS die Still« der Oster woche nicht stören." ——. 4. Dlsmarrkvorlrag vo» Dr. Wildgrub». Noch stärker besucht alv alle vorhergehenden war Dr. WildgrubcS vierter Vortrag im VerctnShause am Donners tag über BiSmarckS grohe Politik. Der Redner behandelte diesmal jene gewaltige Zeit auS Deutschlands Geschichte, wo die internationalen Verwicklungen gerade das zentral liegende Deutschland täglich in furchtbare Kriege hinctnreibcn konnten und hincingerisscn hätten, wen» nicht der getreue Kanzler wie ein Erzengel Gabriel vor der Pforte de» Reiches gestanden und mit seinem divinatorischen Seher- blick Menschen »nd Verhältnisse so durchschaut hätte, dab da» Werden der damaligen Geschichte sich aus der von ihm vor- gczeichnctcn Linie des Friedens vollzog. Die Gcdankengäuge deS Vortragenden nahmen etwa folgenden Verlaus: Das Bündnis zwischen Deutschland und Oesterreich war defensiv» «S sollte beide Länder lediglich gegen einen An griff Rußlands sichern. Wenn aber Oesterreich aggressiv werden und seinen Balkanaspirationen entsprechend vor- gehen wollte, so mußte e» das aus eigene Gefahr tun. Dielen Dcscnsivchaiakicr bclnelt das Bündnis auch bet. als cS 1883 ablief und sofort ans 5 Jahre erneuert wurde. Die Wohl taten. die Oesterreich aus dem Bündnis erwuchsen, wurden aber von diesem nie erkannt und durch tolle, kriegerische Politik leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Trotzdem wollte Bis marck Oesterreich gegen Rußland so stark wie möglich machen, deshalb nahm er im gleichen Jahre noch Rumänien tn den Bund aus. Auch da» unter stärkster Betonung der defen siven Erhaltung des Friedens. Der Kanzler traute in prophetischer Besorgnis schon damals nicht der französischen ilmsturzpartri in Rumänien. Tie Geschichte hat thm 1SI4 recht gcgrben. Das Jahr 1884 brachte dann den Ablauf des Dreibundes. Rußland erhob gegen die Erneuerung Ein spruch. da der berüchtigte Saburosf nicht müde ward, an die Newa zu berichten, Deutschland lauere nur aus den Augen blick, das neue Frankreich mit seinen monarchischen Sehn süchten anzugreifcn. Mit erbarmungsloser Schärfe zerriß Bismarck dir Intrige. Baron Gieho». Rußlands Bol- schaster tn Berlin, suchte mtt Erfolg Bismarck» Vertrauen wtederzugewtnnen, indem er thm berichtete, der Zar verachte das republtkanttche, gegen Deutschland hetzende Frankreich Und e» gelang der Gentalität des Kanzlers, den Dreibund trotz de» Mißtrauens Rußland» gegen Oesterreich und'trotz der sranzöstschen Wühlereien zu verlängern. Die Erneuerung deS Bündnisses führte zui» Zusammen treffen der dret Kaiser in Skierntewice. Tort verständigte man sich tm Beisein BiSmarckS über alle Konseauenze». die das Bündnis tn Rücksicht aus die österreichische und russische Baitänpolttik haben könne. Als nun die welthistorische bin garische Frage ausgerollt wurde, fand man Bismarck gerüstet. Der .Kanzler sah ein. dast die Haltung des Fürsten Alexander von Bulgarien, des Bailenbergeis, eine starke Provokation Rußlands sei. Dabei mar Oesterreichs Pvlitii bei der Einigung beider Bulgarien und in Serbien undeui lich »nd unaufrichtig, oft geradezu hinterhältig. Bismarck warnt Oesterreich. Seine Mahnungen hinsichtlich Serbiens sind Wahrsagungen, deren Nichtigkeit zum Erstaune,, der Well sich 1ül4 erwies. Als es zum Kriege zwischen Bulgarien und Serbien kommt, begeht Oesterreich gegen Rußland Fehle, Über Fehler — und nur Bismarcks staatsmännischer Wis heit ist cS zu danken, daß der Krieg zwischen Rußland und Oesterreich vermieden wird. Trotzdem fischt Oesterreich weiter tm trüben. Es macht seine 'Völker glaube». Deutsch land sei aus Grund dcS geheimen Bündnisses verpflichtet, thm bet kriegerischen Verwicklungen auf dem Balkan militärisch Gefolgschaft zu leisten. Da Bismarck nicht erreichen kann, daß Oesterreich seine Völker ausktärt. tat er es selbst in seiner berühmten Rede im deutschen Reichstage, am lt. Januar 1887. Daher Rußlands Ausscheiden ans dem Dreibnnde alten Stiles, und an dessen Stelle neben dem sortbcstrhcnden Bündnisse zwischen Deutschland und Oester reich der deutsch-russische Rückversichern»,iSvertrag. In be wnndcrnSwertcr Vorausahnung kommender Ereignisse setzte BiSmarck als Hauptpunkt des RückvcrsicherungsvertragS die Bestimmung durch, daß Deutschland sich zu wohlwollender Neutralität verpflichtet lohne militärische Unterstützung!», falls Rußland Hand auf die Meerengen lege» würde. In tiefster Erschütterung schließt der Redner mit dein Hinweis, dast so der Frieden Deutschlands wieder ans lange Zeit ge sichert war, daß aber, als später unter Ansschlust von Bis marcks providenticllcr Persönlichkeit der Nückocrsiche- runaövertrag nicht mehr erneuert wurde. Rußland jenes verhängnisvolle Bündnis mtt Frankreich schloß, welches uns — dem toten ViSmarck kei's geklagt — den grauen haftesten Untergang brachte. In schweigender Ergriffenheit hörte man den Schluß der Rede, bis sich die Spannung ln tosendem Beifall Lust machte. Tagung der sächsischen Indufkrie. Auf vielfache Anfragen teilt der Verband Säch fisch er Industrieller mit, daß zu der am 8. April b. I. im VerctnShause zu Dresden. Zinzcndorfstraßc 17. statt, findenden diesjährigen Hauptversammlung deS vorgenannten Verbandes, soweit die um 12 Uhr bcaiiincnde Allgemeine Versammlung in Betracht kommt, auch Nicht mit glteder Zutritt haben, wenn sic durch Mitglieder ein geführt sind ober Eintrittskarten unter Ausweis ihrer Per sünkichkeit von der Geschäftsstelle des BerbandeS Sächsischer Industrieller DreSden-A.. Bürgcrwiesc 24. 1., sich haben auShändigcn lasten. Tie Tagung des BerbandeS iclbb wird tn der Form vor sich geben, daß in der um Ili Ukr beginnen den Mitgliederversammlung zunächst die Erledigung geschält sicher Angelegenheiten erfolgt, und daß alsdann die allste meine Versammlung um 12 Uhr beginnt nnter AnwZenlicl »on Vertretern der Reichs- nnd LandcSbehörden. Für diese sind zwei außerordentlich wichtige Referate vorgesehen, und zwar spricht Neichsbankprästdent Dr. SMacht über: „Die aegenwärtigc wirtschaftliche Lage" und Dr August Weber über das Thema „Staat und Wirt schast". Die in diesen Vorträgen zu behandelnden Fragen sind im gegenwärtigen Augenblick, wo das Gutachten der Sachverständigen vor der Tür steht und gerade auf außen politischem Gebiete außerordentlich wichtige Entscheidungen hcranreilen. vo» auser'"-'""''!chom Jnicrene. Erhöbt wird die Bedeutung der Vorträge noch durch die Persönlichkeiten der Referenten, denn Dr. Weber ist ein seit Jahrzehnten Vo»s«I» rnpnvn - K «NS Ntncrt««rot« «L I sK«»« »on«» »»»»»>»»«>»«» Wilhelm von Kaulbach. Zur 5b. Wiederkehr seines Todestage» am 7. April. Nichts belehrt gründlicher über den Umschwung, der sich im künstlerischen Geschmack der Zeit vollzogen hat. als die Rückschau auf das Werk Wilhelm v. K a u l b a ch S, der sich im -weilen Drittel des vorigen Jahrhundert» als der ge feiertste deutsch Künstler klassischen Ansehens erfreute. Unö ist der bei seinen Lebzeiten überschätzte Maler nur noch der historische Vertreter einer konventionellen Richtung, die längst überwunden ist. Mit einem starken Sinn sür da» sinnfällig Schone bedacht, trat bet Kaulbach diese auf Kosten der Charak teristik gepflegte Aeußcrlichkeit immer mehr in den Vorder grund, bis sie schließlich Selbstzweck wurde und sich in die leere Schablone einer spielerischen Grazie verlor. Seine philosophisch-historische Komposition, der die 'Neigung zun, Syinbolischcn einen lehrhaften Zug gibt, steht ebenso wie seine aus blendende koloristische Essckic bedachte Art zu malen, in schärfstem G.'gensatz zu der tief innerlichen Auffassung und dem herben Ernst seines Lehrers Pcicr von Cornelius, der uns im Gegensatz zu Kaulbach auch heute noch als eine der bedeutend sten Persönlichkeiten der neueren deutschen Kunst gilt. Unter seiner Leitung hatte der am 15. Oktober 18M in Arolsen ge borene Kaulbach an der Düsseldorfer Akademie seine malerische Ausbildung erhalten, und mit dem zum Direktor der Münch ner Akademie berufenen Lehrer siedelte der in ärmlichen Ver hält!,istcn lebende Schüler 1835 auch nach der bayrischen Haupt stadt über, wo er durch die Schönheit, die seinen Bildern den bestechenden Reiz gab. bald die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. An Bestellungen fehlte cs dem jungen Maler denn auch nicht, und vor allem war cs die effektvolle „Hunncnschlacht", die er sür die Berliner Galerie de» Grasen Racznnski malte, mit der er seinen Rus begründete. Da» schwungvolle, zu Kaulbachs besten Schöpfungen gehörende Werk gab dann die Anregung zu dem Zyklus von Kolvstalgcmälden im Treppenhaus des Neuen Museums in Berlin mit den sechs großen kullnrhistorischen Darstellungen a»S der Geschichte der Menschheit tZerstöriilig des babnlonijchen TurmeS. Die Blüte Griechenlands, Zer störung Jerusalems. Hunncnschlacht. Kreuzzüge. Nrsörmativni. Das Seitcnstück zu diesem großen, mit allegorischem Bei werk reich verbrämten Zyklus bildet die monumentale Folge von Frcskogemälden an de» Außenwänden der Neuen Pina kothck in München, die die Entwicklung der neueren Kunst seit dem Wiedcraufblühe» zu Anfang deS IN. Joiirhunderts behau delt. Hier drängt sich schon ein stilsremder Sarkasmus in den Vordergrund, der dem Maler Kaulbach fast znr zweiten Natur wurde. Zum satirischen Humor ist dieser SarkaSmus i» den Zeichnungen zu Goethes „Relncckc FuchS" abgekämpft, die die sozialen, politischen und kirchlichen Verkehrtheiten der Zeit »nm Gegenstand einer treffsicheren Satire wachen, und die den Illustrator Kaulbach von seiner liebenswürdigen Seite zeigen. Sie stehen jedenfalls turmhoch über den weitverbreiteten charakterlosen Sammlungen der Goethe-, Schiller- und Shakespeare-Galerien, die seinerzeit aus dem Salontisch keine» besseren Bürgerlmuscs fehlen dursten, und die heute von der anspruchslosen Kunstfordcrung der guten, alten Zeit so un rühmliches Zeugnis 'blegcn. Im Jahre 1837 w,."de Kaulbach zum König!. Bayerischen Hofmaler ernannt. Sr folgte im Jahre 1848 seinem Lehrer Cornelius alS Direktor der Münchner Akademie. In den erb lichcn Ädelstanü erhoben und mit Anerkennungen und Ehren überhäuft, starb der gefeiertste Maler seiner Zeit am 7. April 1374 in München an der Cholera. Kunst und Wissenschaft. s Dresdner Theatcrspiclplan sür heute. Opernhaus: Volksliühiienvorstelliuig: Schauspielhaus: „Judith" s7>: Ncnstüdker Schauspielhaus: „Professor Bernhardi" R c s i d e n z - T l> e a i e r : „Prinz To» Juan" jZ'8>; Neues Theater: Geschlossene Vorstellung. k Mitteilung d«o Rcsiüenz-Ttieatero. Wege« Erkrankung ve>- schtcsciiei Milgltedcr umft „P rinz D o u Ina n" ,'itr einige Tage abgesetzt werde», daillr gctn heute. Montag, und morgen mit Georg Lgürtg« und Dora Hagen als Gast und der Prcmierenbckcvung „Er »u d seine Schwege r". Potte mtt Gesang und Tanz tn vier Bildern »ou Bernhard Buchdinder. Musil non Juliu« Sini'döhofer und Max Schmidt, zur 'Iluslührung. i- Rrueü Theater. Die Erstausilihrung de- «»dreiewtche» Werkes „Die Tag« des Lebens" Endet Donnerstag, den 1». Avril, abends °-L8 Uhr statt. Spietlettiing: Otto Bernstein als «stakt. Bühnenbild: Evnstantin u. MUschke-Eottande. Hauptrolle»: Helene stkoriiian. Trude Spalte und Frma Zeistig, Felir Biestart, Richard E'lticiiaä. Kranz .Intima»». r>tut Leumann, Theodor Nochoü und Cnrt Trepte. Musikalische Leitung: 8. ck. G. Bultinölier. -j- Beranftaltnngeu. Ocnte Uhr. Palniengarten. Konzeit » n » tzs ch und Lrü » r ner : nstnstterliaus: Liederabend Stein Herr: '.'lusstellung: Müiiii.-rgesaiigperein A r i v n : Gcweivehaus: Männe' -ekongpe'ein T a n n h ä » I e r. 7 Btthnenvvttstmnd. ,1-Iir Mitglieder, die noch tüctständige Bor stestu.i,e.> ,iu .-.ei stdcuer Lcha»,p>cioa»a z» besuche» habe», btctei „Ter Sprung in die Ehe" TvnnerStaa, den ist. Äprit. Gelegenheit, diese versäumte» 'Vorstellungen »ächz,Molen. GeschüitSzett t bi» 7 Mir. P Renstädie» Lchai'svielhans. B e r n a r d L l, a w s Lust spiel „ P n g m a l i v n " habe» wir im Ltaatstheater tn so guter Aunülnnng >»i> .lünstleriniien wie Herinine Körner und Melitta Leithncr gehabt, daß nicht das geringste Bedürf nis bestand, es nun auch in einer nvtivcndigerweise schlech teren Ausführung ..zur,! eine» Mate" im Rcnstädter Hause zu sehen. Direktor Willis bcsondeier Ehrgeiz ist aber, zu zeigen, daß cr's auch und anders kann. Anders schon, aber wie! Seine Entdeckung ist, das; „Pngmalion" eine Groteske set. Er verweck,feste ShawS satirisch-ironische Geistigkeit und spöttelnde Gesellschaftskritik mlt Wedekindö Exzentriklauuc und moralisierender Zcrrspiegcltechnik und machte auS den ersten Alten eine gellende und springende Clownerie. Pro- scssor HigginS, der mit Mciischcnkchlen »nd -scelcn experi incnticrt, wurde aus einem von seiner Idee besessenen Ge lehrten, der die konventionellen Formen der Gesellschaft miß achtet. zu einem rüpelhaften Jungen, der a»S Langcrwetle einen rohen Streich begeht, Liza, das Blumcnmädcl. das er zum Benehmen einer Herzogin drillt, anfangs zu einem un leidlich quäkende» und schreienden gemeinen Frauenzimmer. Damit war die letzte Grazie ans Shaws geistvoll-übermütiger Idee rersiüchtigt und ein Poiienspaß blieb übrig. Verhäng nisvoll sür das lcichtgczimmcrte Stück, besten dünnes Grund gcrüst infolge dieser nnseinen Entkleidung von Geist und Witz ernüchternd zutage trat. Der dritte Akt, in dem Liza ihre neuen cingelernlen Künste in Gesellschaft zeigt, war in seinem Sinne überhaupt nicht erfaßt. Wenn sich alle über sie amüsieren und sich selber ganz nnlvnvcntivncll benehmen tPrvscssvr -Hiagins, der mlt Vorliebe ans dem Sofa stand, talpte einer Dame aus den Hullj, so verstellt natürlich kein Mensch, was los ist. Aergcr konnte Shaws Meinung gar nicht verkannt werden. Der Schluß, wo Seelisches nnd tra gische Möglichkclicn durchklingeu miisten, scheiterte daran, daß Higgins aus seiner Flegelhastialcit nicht mehr über zeugend in menschliche Erfühle rinlenken konnte. Die Hauch darstcller, Annemarie Freu und Johannes Sie, „er, sind kaum sür die Siindcn des Spielleiters haftbar z» machen. Fräulein Fren war in der zweiten Hälfte der Nolle recht sein nnd verständig. In Nebenrollen gaben A Seltne Rosmer nnd Richard Beuden Gutes. Albert Willi fand für den Vater Daolittle. der so was wie ein in englischen „c-nin" gesteigerter Engstrand ist. trotz reichlichem Beinüben nicht die reckte Form. Ein Versuch, das spezifisch Englische der GescllschaftSsatire hera»vzuarbeitcn, war »ick« gemacht, obwohl diese Färbung für Sbam unerläßlich ist. Dafür gab e» ein paar Zimmer, die viel gekostet habe» mögen, "'ist Toiletten, über deren Herkunft der Theaterzettel genaue Mitteilungen macht. Ucvcr die possenhafte Hälfte des Spiels «reute sich das Publikum sehr: die letzten, feineren Akte »er sagten demgemäßt. st. 2. P Intendant Heydecker vom Stadttheatrr Nordhausen ist gestorben. Er war der erste Letter des neuen Sraöi- theaterS in Nordhausen im Jahre 1N17: er stand dieser Vülme bis U»2a vor. Cr hatte den Ruf eines feinsinnigen Theater fachmanns »nd sehr energischen Regisseurs. r Eine Anton-Ohorn-Feier. In Chemnitz fand zu Ehren Anton Ohorns anläßlich seines öojährigcn Schrtftstelleriubi läiitns eine Feier statt, deren Höhepunkt die Urausführnna des fünfaktigen Schauspiel- »Gel- so- tzhrc" pv» Tntov Ohorn dULeke, " ^
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