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l. Jahrgang, 103 Monkag- 7. April 1V24 ««chrtchl»» «»«»»«». N»rnl»k»ch»r- Samm»Inumm«' 2S Lai. «« sür Aachtgespckich«! 20 011. Dezugs.Gebühr Dl» Anz«lq»n «o«rd»n nach Soldmark verrchnrl: dl» »mtvaUia» ZU MIN ur«,I« »ZU Pia., für ouowiir » LPtg, Yamilirnonirigen und SI»lI»n9»I»ch» vdn» VPlo,. aubrrkald «Pia.. ^ " d M PIg. Oller »na«dUl>r II Anzeigen-Preise: L„ aul>»rdald I „ aeluch» vdn» d>» vu mm dreit» P»t>>am«z»ll» >ü«> Plq., 10 PIg. Au,«. Aullräg» a«a»n Porausd»,ad>. »» «tl d«»U>ch»r Ou»ll»nanaad, <.Di—dn»r Ilochr.»» «Uälkg. — Unverlangl, SchrillNUch« w»rd»n nichl auldewahrl. SchrtfiI»ttlM« und «au»la»s»!Ifl,Il»ll«' Mari«nftral>» SS/ao. u. D«rl»> v»n lllrplch <- Prlchardt in Dreodan. Doitlchech-Konio 100S Dr»»d«r. /^uxusl ^ökslek k^lllsel u PZsnos llumiiW lÄM lÄ.> - Imil«. sil»I»«Ii«nik I lk»»M?il»ie> Kunstsplsl-sslllgol unä Pianos in köekstsi' VollsnclunF, SIS vsi-sinigsn ansrksnnts 1°onsekünksI1 mit unvsr>KUst!lekor LollclitLl Ae untragbare Last der Mimmvertröge. Das Deutsche Reich vermag die Finanzierung -er Er-rosselungsverlr8ge nicht zu übernehmen. Die Berliner Tagung -er vaterlün-ischen DerbSn-e. — lieber 5000 Teilnehmer an -er Beisetzung Dreyers. Eine bemerkenswerte Rede Dr. Stresemanns in Kiel. Siel. n. April. BolkSpartei sprach In einer Versammlung der Deutschen Autzenmlnisker Dr. Skrefemann über die politische Lage. In seinen Ausführungen be rührte der Minister die gegenwärtigen auhenpoliti- schen Verhandlungen und führte dazu folgendes auS: Der Verlcht der Sachverständigenkommission soll in der nächsten Woche erscheinen, kommt also noch vor dem Ab lauf der M i c » m v e r t r ä g c an die Oesscntlichteit. Am Dienstag sollen die Verhandlungen zwischen der Micum und den deutschen Industriellen stattsindcn. L» ist vor aller Wett klar, daß das Deutsche Reich nicht in der Lage ist. eine Finanzierung für die Fortführung der RUcumvertrLge zu übernehmen. Das gleiche gilt auch für die deutschen Industriellen. Gegenüber den französisch«« Mitteilungen, wonach die deutsche» Industriellen sich bcr.it erklärt hätten, die Mckum- vertrLge zu verlängern, kann ich versichern, das; die masi- grbende» Vertreter der deutschen Industrie das stir ganz unmöglich erklärt haben. Grobe englische Banken haben testen Kredit an deutsche Unternehmungen adgel hnt, solange dte Micnmoerträge beständen, da sic diese Verträge als ErdrosselungsvertrLge ansehen, die die NrutabiNtät, ja, aus die Dauer jede Existenz der deutschen Untcrnehmungcu vernichten. Unter solchen Umständen hätte cs nahcgclegen, den Versuch zu machen, an der Hand der Snchverständthengutachten das darin enthaltene Prinzip der Sachleistungen während des Moratoriums, falls e» von den Mächten anerkannt werden sollte, zu prüfen und eine provisorische Lösung der Finanzierung auch der Micum- verträge ebenso zu suchen, wie für die deutschen Sachleistungen während des Moratoriums, deren Finanzierung von austen stchergestcllt werden must. Gewiß kann dem entgcgengehalten werden, dah das Sachverständigengutachten so lange keine Kraft besähe, als eS nicht von den Mächten angenommen wäre. Aber schlicstlich könnte auch über diese Frage aus ein provisorisches Abkommen zugekommen werden, wenn man den Willen hat. zu einer Gesamtverständigung zu kommen. Pressemeldungen englischer Blätter ans Paris jagen, daß man von einer Wicderausnahme de« passive« W.derstandcs durch die deutsche Industrie iu Frankreich rede. Wir mliffen uns gauz eutschiede« dagegen verwahren, dab di« Unmöglichkeit von Leistungen seitens des Deutlchen Slciches, die der sranzösische Ministerprä sident früher selbst anerkannt ha«, jetzt znm Ausgangs punkte einer neuen Konstruktion des passiven Widerstandes gemacht wird. Unter dem Vorwände, datz der passive Widerstand noch fvrtdanre, ist im »origen Herbste jede verständige Aus sprache über das Neparationsproblem zwischen Frankreich und Deutschland von französischer Seite vereitelt worden. Soll seht, wo das Gutachten der Sachverständigen die grobe Diskussion Uber die Endiösung der Rcparativnssrage in die Wege leitet, dasselbe Spiel wieder beginnen? Line Reparationslösung ist nur möglich, wenn an der Ruhr Frieden und Arbeit herrschen. Beginnt aber eine neue Aera von Zwangsmotz. nahmen. so ist nicht nur die Atmosphäre für eine Verständigung, sondern auch die wirtschaftlich« Grundlage dafür gefährdet. Deutschland hat durch Wunsch direkter Verhand lungen von Staat zu Staat zu erkennen gegeben, wie sehr ihm daran liegt, die Grundlage einer Verständigung nicht zu zerstören. Die Verantwortung sür ein Scheitern dieser Be strebungen würde bei denjenigen liegen, die eine solche Ver ständigung unmöglich machten. Der „Temps" hat kürzlich die Politik des französischen Ministerpräsidenten gepriesen, der ge sagt habe, beginnen mühten wir damit, gute Franzosen zu sein, um gute Europäer zu werden, der als einzigen Wunsch Frankreichs hingestellt habe: den Respekt vor den bestehenden Verträge». Herr PoincarS hat sür seine Politik gute Reden ge funden, aber man darf wohl fragen, durch welche internatio nale Abmachungen die Miciimvcrträge Bestandteile bestehen-' der internattona'er Verträge geworden sind, und welche alli ierten Nationen bei diesen Verträgen mitgesprochen haben? Man darf weiter fragen, ob Herr Polncarv glaubt, dab > Europa, auf das er in seinen Erklärungen besonders hin-' weist. Vorteile davon haben wird, n»c»n in diesem reichen «uropälklix» Wirtschaftsgebiete Kämpfe und Erbitte rung statt Ruhe und Frieden herrschen. Unter Bezugnahme aus Aeusterungen des kranzösiichen Ministerpräsidenten in der französischen Kammer erklärte der RelchSazrhenmtntster ferner, der französische Ministerpräsident habe sich über die Reden deutscher Minister beschwert und steadSeiuZeiche» der in Deutschland berrtch««- den Stimmung gekennzeichnet. Dabei ist Herr PvincarS anscheinend von irrigen oder tendenziösen Berichten auoge- gangen. So ist es eine freie Erfindung, wenn be hauptet ^ird, dab der deutsche Auheuministcr aus »as Urteil des Münchner Volksgerichls cingewlrkt. Ludendorss verherrlicht und seine Frei sprechung gefordert habe. Die Achtung «ud Wertschätzung dce- Feldherrn Lndcudorss wird keine Kritik einer auswärtiges Macht einem deutschen Minister verwehre» können. Der Politiker Ludendorss must sich die Kritik gefallen lassen, die ieder ertrage» must, der im öfsentlichcn Leben steht und an dem pvlitischen Ludendorss lmbe ich in meiner Rede in Han nover herbe Kritik geübt. Von einer Beeinflussung des Münchner Gerichtes dnrck. die RejchSregleriing zu sprechen, zeugt vv» einem vollkommenen Mii'vcrstcbcn der deutschen Verbä^-ille. Man will weiter in Frankreich die Aufmerk samkeit der Wett auf angebliche deutsche Nüsiungen lenken, indem man den Bcgrilf „Vaterländische Ver bände" sür aleichbedcutend erk'ärt mit bewaffneten Orga nisationen. Auch gegen dlese Irreführung must ich mich verwahren, Tie vaterländischen Organist"' ,en. namentlich auch solche der Fugend, sind bekanntlich in Deiitschland zahl reich. Ebenso ist es bekannt, das, sie nichts mit Pntschiften- adsichten nach inner« oder mit geheimer Acwassnung nacht aukcn z« iun haben. Gegen die Führer von Organisationen, die mit solchen Gedanken spielen, habe ich mich mit Ent schiedenheit gewandt und ihre Verantwortungs losigkeit gcgeistclt. Man gibt sich schlicstlich im Auslände und nicht nur in Frankreich grober Sorge darüber hin, ob dle deutsche Rejchsvcrsasinug gegen Erschüttern,,acn im Innern gesichert sei. Die Bcr- iassnng des Deutsche» Reiches ist eine deutsche Augelegenhci«. Sam-it das Ausland an ihr interessiert ist. mag ihm aber das eine gesagt sein, das, einmal auch diejenigen Parteien, bis programmatisch nicht aus die republikanische Verfassung ein gestellt sind, gentigcnd Bcrantivortlichkeitsqefühl bcsitte», um das Deutsche Reich in seinen schweren Leiden nicht der Vclastungsprobe dieser Kämpfe auszusctzen. Der Wiederaufbau Deutschlands, so bat die Deutsche Volksportei vor zwei Jahren in einer Erklärung ihres Ncichsaiisschulles zum Ausdruck gebracht, kann nur aus der Grundlage der heutigen Staatssorm erfolgen, weil jeder Ver such ihrer Aenderuna Erschütterungen im Gcsvlge haben würde, die diesen Ausbau selbst zerstört. Die Deutsche BolkS partei steht aus dem Bo^n der Verfassung, das heistt. sie will Aenderungen der Verfassung nur auf versassungS- mästigem Wege erstreben. Wen» aber das Wirken der verfassungstreuen Parteien i» Deutschland nickt immer wieder anis neue erschüttert werden soll, dann ist cs vor allem nötig, dab man einer vernünftigen Reparationslüsnng zu» strebt, Deutschland die Grundlagen wirtschaltlichcr Entwick lung und politischer Selbständigkeit gewährleistet und cs vor fortgesetzten nationalen Demütigungen und Beleidigungen, wie sie kürzlich erst von seiten des sran iMckcn Krie^sminisicrs ersolgi sind, bewahrt nnd damit die Ursachen beseitigt, die am meisten zur Entwicklung der Extreme iu Deutschland miigcwirkt haben. d'c weit wcniqcr das Produkt dentscher Auffassung, als das Produkt der geacn Deutschland seit dem Friedeusichluk be-< trlcbencn Politik sind. Dab Deutschland den guten Willen besitzt, bei erträglichen Leistungen zum endgültigen Frieden zu kommen, hat auch der Führer der Deuischnationalen Erz. e r g t aus dem dcutschnalioualen Parteitag !m Hamburg betont, als er erklärte. eS gibt niemand in unserer Partei, der nicht in Würdigung des übermächtiaen Druckes, unter dem wir stehen, wüstte. dast es schwere Opfer zu bringen gilt. Es gibt auch niemand, der nicht sür eine wirklich erträg liche Eudlösimg Vorbringen wollte, was sich wirklich aus der freien Arbeit eines arbeitSsreudigen Volkes erübrigen lalle. Der Minister erntete für seine Ausführungen stürmi schen Beifall der Versammlung, die unter dem Absingen des Deutschland-Liedes auScinaudcrgina. Der Kanzler znm Gutachten der Sachverständigen. Die Regierung wird nur solche Lasten ans sich nehmen, dle vom deulschen Volke wirklich gelrage« werden können. Eine Re-e des Reichskanzlers in Barmen. Barmen, 6. April. Reichskanzler Marx sprach heute hier In der Aula des Gymnasiums in einer öffentlichen Versamm lung. die von der ZcntrumSpartci der Stadt Barmen veran staltet worden war und zu der etwa 15M Personen, auch Angehörige anderer Parteien, erschienen waren. Bei seinem Erscheine» wurde der Reichskanzler äusicrst herz lich begrübt. Nach einem kurzen Rückblick auf die Zeit, die er in seiner früheren richterlichen Tätigkeit im Wuppertale ver lebt hat. führte der NeichSkgnzler etwg folgendes aus: Die Neichsregicrung sieht es als einen Ersvlg ihrer all das, was wir in den letzte» Fahre« erlebt habe». Wir Dcntsche habe» eine Geschichte, die vns mit tiefsten. Stolze erfüllen mub, — wir haben im Welt kriege eine Zeit nationaler Erhebung erlebt, die keiner von uns missen möchte. Wir wären nicht des Lebens wert, wenn wir vergeben nnd verkleinern wollten, was unser Volk geleistet hat. Ein unseliges Verhängnis ist's, das« unsere Gegner immer und immer wieder das heilige nationale Feuer im deutschen Herzen auslöschcn wollen — sie erreichen dadurch nur, daß unverantwortliche Brandstifter ihr böses Wesen mit Gerade weil wir uns in tiefster hältnissen Deutschlands eine gewisse Beruhigung Platz > ^ gegriffen hat. Auch auftenpvlitisch sind wir vor schweren Er- L'ppcn tragen, darum muh iiuincr wieder betont werden, schütterungen bewahrt geblieben. Vs scheint jedoch, als ob wir jetzt wieder .vor ernsten und für unser Volk entscheidenden Ereignissen stehen. Ti« Gutachten der ausländische» Sach verständigen werden in wenigen Tagen bekannt sei» und in de» nächsten Wochen dürste nuch die Entscheidung der Re- parationskommission über die Sachverständige» - Gutgchtcn sollen. Die Negierung wird nach Bckanntwerden der Gut achten mit aller Gewissenhaftigkeit und Gründlichkeit prüfen, ob die darin niedergclcgtcn Folgerungen nnd Urteile stir das deutsch« Volk tragbar und die crrcchnctcn Leistungen richtig bemessen nnd erträglich sind. Sie wird ihre Zustimmung nur zur Uebernahme von Leistungen geben, die unter Anspannung oller nationalen und wirtschaftlichen Kräfte vom deutschen Volke auch wirklich getragen werden können. Die trüben Erfahrungen der letzten Zeit werben wohl auch dem kurzsichtigsten dentichen Staatsbürger die Angen darüber geöffnet haben, dah unser Handel» ln erster Linie sich nach der A u b e n p o l i t i k z» richten hat und dadurch be stimmt wird. Die Anhcnpvlitik selbst verlaust nahezu zwangsmähig, da wir mehr das Objekt der Politik fremder Mächte sind, als dah wir selbst in ihre Gestaltung cinzugrcifen vermöchten. Diese Tatsache ist gewih Niederdrücken- und schmerzlich für uns, es ist aber notwendig, sic als gegeben an- zuerkenncn. Diese Erkenntnis und Einsicht bedeutet keine stumpfe Ergebenheit in llnabänderlicheS: sie soll Ver nunft und Klugheit wecken und uns zu Taten ermutigen, die uns in Besonnenheit frei machen. " Ich verstehe wohl, dah ein von starkem vaterländische« Gefühl erfülltes Herz fichautbäumeumutz gcge» das, Politik nicht eine Sache des Herzens, sondern Sache ruhiger Ucberlcgung und kalter Vernunft ist. Es muh aber einmal mit aller Entschiedenheit sestgestellt »»erden, das, kaum etwas mehr den Bestrebungen national Mischer Phaniastc» Vorschub oeleistet bnl. als das unser nationales Empfin.dcn häufig so stark verletzende Verhalten der Ententemächte, namentlich Frank reichs und Belgiens. Seit Jahren gibt sich Deutschland red lichste Mühe, zn einer Verständigung mit der Entente über die von «ns zu tragenden Lasten z» gelange», aber immer sind weitere Bedrückungen die Antwort ans unser Bemühen ge wesen. Herr Poincarö wiederhol« bei jeder Gelcacnheit nur immer wieder dieselbe Formel: Das Rnhrgcbiet wird »ich« freigcgcben, bevor nicht volle Zahlung geleistet ist. Wenn tatsächlich in Deutschland die nationalistische Welle stärker an- acschwollcn ist. denn !e. wenn vielfach die Befürchtung gehegt wird, dah der kommende Reichstag durch die Zunahme der extremen Parteien nicht arbeitsfähig sein wird, so wird daran die hemmungslose Bedrückung Deutschlands dnrch Frankreich einen grvhcn Teil der Schuld tragen. Oder will man gar Deutschland in diesen Zustand hincintreiben? Manchmal könnte ma» es fast glauben, wenn in der französischen Prelle iedcS Wort, das den berechtigten nationalen Empfin dungen des deutschen Volkes Rechnung trägt, zu einem nationalistischen Erzes, und zu reaktionärem Geschrei verdreht wird. Okne Achtung vor dem deutschen Rationalgefühl wird die internationale Atmosphäre nie entspann! und entgiftet werden. Die Versammlung spendete den Ausführungen de» Kanzlers äustcrst lebhaften Beifall und fchloh mit einem srcndla anfgenomm-'ncn Hock, ans daS deutftb« Vaterland m»h Len Reichskanzler Mar»-