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Dresdner Nachrichten : 18.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189606189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960618
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960618
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-18
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.06.1896
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fkankMlr.as ^ Bonn.s-31. llag». Uurwört/ae nunraar... vorauSb-raoluna. UMndjaunak» «klinikn iSmmtticb, namkalie Simoncknbunaur an veleablaiter wrrbkn mit U> Dia. verschütt. - W'K-'ÄSL^ Frrrrs»»r»tt,N»U» D-r. 11. 41. Jahrgang. V«^«Z-^V2ÜSS, ^Leksts, Ls'uLlsiäsr, sockorlvlalil, Icrampkrel, »nsekocllt» 8vI»I«1roolL-FLv^vr, ssi'Lusn8ttL88v V. Dresden, 1896. Isssl- Lüfs-Vasvl Losvkli'i'o ö.V.iciingne«' VsIsindsussl-e.Z ?o>'rs>lsn,6ls8^ Steingut. 1. fltzitli'A, ffilktziiliWMr. 34. Oro8808 langer von rlsudottoll oloerwt eerulrlsr Vsmvudüls. RssssImLssjxs, uoä iloässtnciisu in arsSuIieks Linkttnss Isrlin, u»ä IVisn. I litr- unä 5I«»Ievaai «rnliaiin v. Heinrieli kartlivl tteiiirlii 'LSN I»M>« I'om8>>r. Soiwollseliirm 1>B» 14»^ ^tltFNds' Enthüllung des Khffhäuser-Denkmals. Hosiiachrichten, Prinz Georg-Jubiläum. Protestversammlung! Muthmußliche Witterung:! 1 AVtkgkl. des Nechtsschutzvereins für grauen, Maurerstreik. „Wettrennen", Eduard Strauß-Concert. I Unsicher, Gewitterneigung.!VN»»jf »G?» ^N»»N» in KrÄsstSr ^kliiliiif3>)iil( v. kvlsekks, v. U«8!8K ^ 4LIMMI Hünlsllsvsr NoeUslsrnnr vrösst«, LpscialzssedLIt kür »vidi. lliu>L>rds1tm. Z ZsvRLlrvUv» k il ^ »Ii»»u!>,) kl»,,»,,,«!'.!' virntrt« Nr»>>t»I»»tn lu allen NrelülnU«». "» Neicdit« 4u»W»l>l »Iler 1 »i>I»»«rIe-IN»««rI»N«». IIsÄruLIvrstr IT. An die geehrten Leser! Bei der bedeutenden Anfluge der „Dresdner Nachrichten" ist es nothwcndig, die Bestellungen auf das dritte Vierteljahr 1886 bei dem betreffenden Postamte sofort bewirken zu wollen, da andernfalls auf ungestörte Fortlieserung bez. rechtzeitige Nculieserung des Blattes nicht gerechnet werden könnte. Die Bezugsgebühr betrügt bei den Kaiser!. Poftanstalten in, Reichsgebiet vierteljährlich 2 Mark 75 Pf., in Oesterreich-Ungarn 2 Fl. 55 Kr. »nd im Auslande 2 Mark 75 Pf. mit entsprechendem Pvstzuschlage. Alle Pustanstalten im Deutschen Reiche, in Oesterreich-Ungarn und im AuSlande nehmen Bestellungen auf unser Blatt an. Für Dresden nimmt die Unterzeichnete Geschäftsstelle während der Dienslslunden Bestellungen zum Preise von 2 Mark 5V Pf. (einschließ lich Bringcrlobn) entgegen. Neu- und Abbestellungen, sowie die Anzeigen über erfolgte Woh- »liiigsvcriindcruiiae» in Dresden, wolle man entweder persönlich anbringcn oder schriftlich — nicht durch Fernsprecher — an die Geschäfts stelle gelangen lassen. Geschäftsstelle der »Dresdner Nachrichten". Marienftrasze 58, Vrdgeschotz. Politisches. Heute, km Jubeljahre der Wiedererrichtung deS deutschen Kaiserthums, am 18. Juni, an den ruhmreichen Schlachttagen von Fehrbellin und Belle-Alliance. wird in Gegenwart unseres Kaisers und der Vertreter der geeinten deutschen Stämme die Hülle von dem gewaltigen KyffhSusez-Denkmal fallen, welches die im .Deut schen Kriegerbund" vereinten alten Krieger von 187071 aus frei willigen Beiträgen errichtet haben „zur Erinnerung an die größte That Kaiser Wilhelm'S, die Einigung Deutschlands". Den Kaiser- traum des deutschen Volkes und seine Erfüllung soll dieses größte Rationaldenkmal Deutschlands im ehernen Bilde feiern. Kein besserer Standort konnte sür dieses Denkmal gewählt werden als der Khffhäuser, der ragende Wodansberg unserer Urväter, der poetisch verklärte Kaiserberg des Mittelalters, der Hort der Bar- barossasage, in welcher das Sehnen des Volkes nach einer Er neuerung der alten deutschen Kaiserherrlichkcit einen poetischen Ausdruck gefunden hat. In Gestalt der Bnrbarossasage, welche das Volksgemüth In den schweren Zeiten der Reformation, in den schrecklichen Tagen des dreißigjährigen Krieges, in der Periode des tiefste» Niederganges des deutschen Ansehens während der Raub kriege Ludwig's XIV. in rührender Anhänglichkeit ausgebaut und ausgcschmückt hatte, lebte der Kaisertraum im deutschen Volke fort. Tie Kvffhäuscrsage, die der ganzen Wehmuth der Nation um die entschwundene heilige Macht der mittelalterlichen Kaiser, der ganzen Sehnsucht nach einem großen, unter einem starken Scepter geeinten Deutschland so anmuthigen Ausdruck verlieh, hat wie blutiges Morgenroth den Kämpen der Freiheitskriege und den Patrioten der deutschen Einheitsbewegung vorangeleuchtet. Auf Frankreichs blutgetränkten Gefilden ist der Zauber der alten Barbarossasage erfüllt worden: der Kvffhäuserberg hat sich aufgethan, die versunkene deutsche Kaiserherrlichkeit ist wiedererstanden, wieder herrscht vom FelS zum Meer das Scepter eines deutschen Kaisers. Das Kyffhäuser-Denkmal soll das neue deutsche Kaiserthum in der Persönlichkeit Kaiser Wilhelm'S 1. und das alte in der sagenumwobenen Heldengestalt Barbarossa's verkörpern. ES soll sich dem Charakter des Kyffhäuserberges und seiner alten Ruinen anpassen. eS soll auch die Seele des Volkes berücksichtigen, die einen reichen Kranz von Sagen um die altehnvürdige Kappe des KhffhäuserS geschlungen hat. Das Denkmal mußte in voller Wucht zur Geltung kommen, es mußte in großartigen Dimensionen ge halten werden, da es weit, weit hinausschauen sollte in die Lande. Es sollte auch den Charakter Kaiser Wilhelm'S wiederspiegeln, seine ernste Größe, seine stille Erhabenheit und Einfachheit. An dem Germania-Denkmal auf dem Niederwald sah man. wie un endlich schwer es war. mit den Mitteln des Bildhauers allein in einer großen Natur zu wirken: das Hermann-Denkmal im Teuto burger Walde lehrte, daß zu einem solchen Denkmal ein architekto nischer Unterbau gehört, der das Denkmal selbst über die es um gebende und erdrückende Natur hinweghebt. Die Hauptaufgabe mußte mithin der Baukunst, der Architektur zufallen, der sich die Bildhauerkunst unterzuordnen hatte. ES handelte sich nur darum, die richtige architektonische Form zu finden. Der Baukünstler durste sich nicht im Kleinen verlieren, er mußte mit großen Massen ar beiten. mußte weise Klarheit der Form gewinnen, damit sich das Denkmal, aus der Ferne gesehen, einfach und klar verständlich vom Himmel abhebt. Bändel, der Schöpfer deS Hermann - Denk mals im Teutoburger Walde, hat sein Ziel mit den einfachsten Mitteln erreicht. Aber konnte man für den sagenhaften germa. Nischen Helden Hermann, den Cheruskerfürsten aus den dunklen Wäldern und Bergen der Wesergegend, die Kolossalfigur eines ge waltigen Recken wählen, paßte zu dem finsteren, dunklen Forst des Teutoburger Waldes der einfache, rauhe und nur durch die Ge walt der Massen wirkende Unterbau, so mußte hier auf dem Kyff- häuser, inmitten der lachenden Flur der Goldenen Aue, inmitten der freundlichen Berge Thüringens, bet der Darstellung eines neuzeitlichen Fürsten eine andere, heiterere, gefälligere Form ge wonnen werden. Eine Kolossalfigur Kaiser Wilhelm'S allein würde wohl von Weit«« grsehm Eindruck gemacht haben» in der Nähe jedoch dem Charakter des Landes und des Kaisers selbst wenig entsprochen haben. Bei der Wahl des Entwurfes des bekannten Berliner Architekten Bruno Schmiß waren diese Gedanken die maßgebenden. Eine gewaltige halbkreisförmige Ningterrasse, die als Festplatz dienen soll, nimmt nach einer Schilderung der „Magd. Ztg." den Bejucher des Denkmals zunächst auf. Von hier vermag man einen Totaleindruck zu gewinnen. Drei Porialbogen öffnen den Blick in einen Felseiihof, von dem ans man herrliche Ausblicke ans die in blauer Ferne dalicgende Landschaft der Goldenen Aue genießt. Diese Portalbogen leiten zu der geschlossenen, aus dem Felsen aufrageiiden Hauptstimwand hinüber, wo unter einem reich mit Ornamciitcil geschmückten Bogen der alte Kaiser Barbarossa ans seinem Throne sitzend dacgestellt ist, das bart- »nd haarum wallte Haupt mit der Kaiserkrone geschmückt, die reckcnhasie Ge stalt von dem Kcönnngsmantel umgeben, in der Hand das Reichs- schivert ballend. Um ihn herum liegt sein Gefolge. Reisige, Schloßwächter und Zwerge. Rosse und Hunde, noch im tiefen Schlni versunken. Der Kaiser der alten Sage ist im Erwachen dargcstellt: er sieht in die Feme nach den Naben, ob sie noch um den Berg flattern, und versucht aujzustehen und sich von den Fels- massen, rn die er hineingewachsen ist. zu befreien. Rechts und links der Eingangshalle des Jelsenschloßhofcs führen breite Frei treppen zu den Terrassen empor, auf der sich das Reiterstandbild Kaiser Wilhelm'S und der Thurm, das Hauptwerk des Ganzen, erheben. Dieser Thurm bildet den Abschluß des gleichsam aus dem Bergesinnem heraufgesticgenen Fellenichlosses des allen Bar barossa, zu dem man in verschiedenen Terrassen und Absätzen auf- steigt. Am Sockel ist er mit den Zeichen des Kampfes und des Sieges geschmückt, in leinen oberen Theilen mit dem Reichsadler und den Namen der Bundesstaaten und freien Städte, und die zinnenbewebrte Kuppel krönt als Vollendung des Baues die mäch- Userkr tige deutsche Kaiserkrone, weit hinausschimmemd in das Land. des deutschen Volkes darstellender markiger Germane, zu seiner Linken reicht die Geschichte, eine prächtige weibliche Gestalt, dem Kaiser den Lorbeerkranz. Der Kaiser sitzt in einfach sicherer Halt ung auf dem ruhig dahinichreitcnden Pferde. Der Mantel hängt ihm in reichen Falten von den Schultern, die linke Hand hält die Zügel, die rechte hängt in ungezwungener Haltung an der Seite herunter. Der Blick schweift ernst und sinnend in die Ferne. So haben ihn Tauiende und Abertausende Krieger über die Schlacht felder von Frankreich reiten iehcn, so lebt er in dem Gedächtniß seiner Soldaten. Kein Sicgesengcl, kein Lorbeerkranz, kein Fcld- »iMschallstab — einfach und groß reitet er ans dem alten Barba- rossaschlos; hervor, wie er in der Erinnerung seiner alten Soldaten sortlebcn wird. Das Barbarossaschloß selbst ist Prächtig geschmückt, mit Terrassen, Freitreppen, Bogengängen und Hallcngewölbcn. das Reiterstandbild selbst ist in einfachen, an sich groß und tief wirkenden Formen gehalten. Die geiammte Anlage hat eine Längcnnusdehnuna von 131 Meiern, eine Breitenansdehnung von 00 Metern. Die Ningterrasse bildet einen Halbkreis von 00 Metern Durchmesser und fällt an der Nvrdieite. der steilsten, 12 Meter ab. Bis zur Fundcimentivhle ist sie 20 Meter hoch. Tie Geiammt- massen des Monuments betragen 25,030 Kubikmeter, sein Geiammt- ewicht 6.',5 Millionen Kilogramm oder 1'/» Millionen Centner. Kan könnte mit den Steinen des Monuments eine Stadt für 5030 Einwohner bauen. Die Gesammtböhe des Denkmals von dem untersten Punkte der Ringterrasse bis zur Thurmspike beträgt 81 Nieter oder 250 Fuß, von der Ningterrasse bis zur Thurmipitze 09 Meter oder 208 Fuß. Das Reiterstandbild wiegt 16,800 Kilo ramm oder 396 Centner. Die Höhe des Reiters von den Pferde- ufen bis zur Helmspike beträgt 8,76 Meter, die Höhe des Kaiser- kopfeS mit Helm 1,30 Meter. Möge dieses mächtige Denkmal lm Herzen Alldeuticklands allezeit auf uns und unsere Nachkommen ergebend und begeisternd wirken als ein unvergängliches Zeugniß der einmüthigen nationalen lasse^ Gesinnung, aus welcher die deutsche Kaiserherrlichkeit wiedecgeboren worden ist! So lange diese Gesinnung der deutschen Treue und Einigkeit, von welcher das Kvffhauser-Denkmal Kunde giebt und welche das Standbild geschaffen hat, tu Deutschlands Gauen, im Norden wie im Süden, fortlebt, wird keine Macht der Erde das deutsche Kaiserreich mehr trennen und der Kaisertraum der letzten Jahrhunderte wird Wirklichkeit bleiben. Darum möge das Karser- Wilhclm-Denkmal auf dem Khffhäuser zugleich eine ernste Mahn ung an alle deutschen Stämme sein, zusammenzustehen in brüder licher Eintracht im Krieg wie im Frieden und die Kräfte lebendig zu erhalten, welche den deutschen Kaisertraum zur Erfüllung ge bracht haben! Aer,«schreib- und Fcrusprech-Berichte vom 17. Juni. "London. Eine Llovd-Depesche aus Quessant vom 17 d. M.. 3 Uhr 13 Min. Nachm, meldet, daß ein Dampfer, vermuthlich der „Drnmmond Castle" aus der Fahrt von Kapstadt nach Plhmoiith. m der Nähe von Quessant gesunken ist. 35«) Personen befanden sich an Bord. 2 Männer wurden von Fischern ausgenommen. * London. 7 Nhr 10 Min. Abends. Der Dampser „Drum mond Eastle" stieß um Mitternacht bei Quessant mit einem un bekannten Dampfer zusammen. Der „Drnmmond" sank fast augen blicklich. Auf dem hiesigen Bureau der Castle-Linie wird bestimmt gehofft, daß eine Anzahl Personen durch die Boote gerettet sind. Als der »Drummond Las Palmas verließ, hatte er 113 Passagiere sowie 103 Offiziere und Mannschaften an Bord. "Petersburg. 16. Juni. (Verspätet eingetroffen.) Die Arbeiter zahlreicher erster Jabriketablissements befinden sich im Ausstand. Sie verlangen Lohnerhöhung, verhalten sich jedoch ruhig. Um etwaigen Unruhestiftungen vorzubeugen, werden in den Arbeitervierteln Truppendetachements. Gendarmerie. Polizei und JeuerwehrkommandoS In Bereitschaft gehalten. Berlin. Reichstag. Aus der Tagesordnung steht zu nächst die Interpellation Hompesch: I. Ist ein Beschluß des BundeSrathS. die Angelegenheit der Aufhebung des Jeiuitcngesctzcs betreffend, auch heule noch nicht erfolgt? 2. Aus welchen Gründen hat der BundeSrath die Entschließung über den vom 20. Februar 1895 verzögert '/ 3. Gedenkt der Rei «Ine solche Entschließung nunmehr nach Ablauf von 16 Monaten und jedenfalls noch vor Beenviauna'der gegenwärtigen Session herbeizuführen ? Abg. Graf Hompesch (Centr.) begründet die Inter pellation : lieber einen Beschluß des BundeSrathS zu dem ReichS- tagsbeschluß vom Februar 1895 ist noch nicht da» Mindeste bekannt geworden, da ist wohl die Frage berechtigt: weshalb diese Ver zögerung. Es entspricht nicht der Gerechtigkeit mcd der Billigkeit, daß ein Ausnahmegesetz gegen uns aufrecht erhalte» wird, während ein Ausnahmegesetz gegen eine andere Partei längst aufgehoben ist. Jeder Anarchist darf sich in Deutschland frei bewegen, ein Jeluit dagegen nicht. Wie aber die Antwort des Reichskanzlers auch aiisfallen möge, unsere Stellung zum Bürgeciachen Gesetzbuch wird dadurch, wie ich im Gegensatz zu gewissen Zeitungsmeldnngen noch ausdrücklich hervorheben muß, in keiner Weile aiterirt werden. (Beifall im Centrum.) — Reichskanzler Fürst Hohenlohe: Ein Beschluß des Bundesraths ist bis letzt noch nicht erfolgt. Ter Bnndesralh hat davon absehen zu können geglaubt, von Neuem zu der Frage Stellung zu nehmen, weil er noch kurze Zeit vorher die Frage einer eingehenden Berathung unterzogen hatte und cin- müthig zu der Ueberzengung gelangt war, daß ec der Aushebung des betreffenden Gesetzes nicht znstimmen könne. Seit seuer Zeit sind keine Umstände eingctreten. welche den Bundesrath zu einer veränderten Stellungnahme veranlassen könnten. Eine Verzögerung ist auch deshalb eingetreten, weil es in der Absicht liegt, in eine weitere Prüfung darüber einzutreten, ob außer dem durch den Bundesrathsbeschluß vom 9. Juli 1891 von der Anwendung des Gesetzes ans die Kongregation der Redemptoristen und Brüder voni Heiligen Geist noch die eine oder andere Genossenschaft, welche bisher noch den Wirkungen desselben unterstellt gewesen ist, von diesen Wirkungen ebenfalls ausgenommen werden kann. Die Prüfung ist noch nicht beendet und cs empfiehlt sich, den Abschluß der Erörterungen abzuwarten, um wenigstens ioweit den auf Zu lassung der geistlichen Orden gerichteten Wünschen entgegenkommen zu können, als dies nach Auffassung der verbündeten Regierungen irgend thunlich erscheint. Inzwischen bin ich bereit, ans eine neue Beschlußfassung des Bundesratkes hinzuwirken. — Äbg. Dr. Lieber (Centr.): Herr Graf Hompesch ist bescheiden genug gewesen, nur von seinen Freunden und dem katholischen Volk zu sprechen, ob gleich es doch gerechtfertigt gewesen wäre, nachdem ein einheitlicher Beschluß des Reichstages seit 16 Monaten Vortag, davon zu sprechen, daß eine Geringschätzung des Reichstags darin liege, wenn der Bundesrath zu einem solchen Beschlüsse noch immer nicht Stellung genommen hat. (Lebhafte Zustimmung^ Dieses Zögern scheint desto merkwürdiger, wenn man die Schnelligkeit be denkt, mit der der Bundesrath zu manch' anderen Dingen, be sonders in ablehnender Weise, Stellung zu nehmen weiß. Durch das unerhörte Gesetz werden nicht nur deutsche Männer, sondern auch deutsche Frauen und Jungfrauen verbannt. Wann wird der bundesräthliche Landsturm in seinem langsamen Normarsch bis zu der Entdeckung gelangt sein, daß wenigstens die Ordcnsfahnen vom heiligen Herzen Jesu als Nicht-Jeffnten anerkannt werden. <Sehr gut!) Ich halte es als eine Schmach für das Deutsche Reich, deutsche Frauen auch nur darum ans dem Valerlandc zu verbannen und in der Verbannung zu erhalten, weil der Bundes rath sie iür jeiuiten-vcrwandt hält. (Lebhafter Beifall im Ccntrnm.) Dieser Schandfleck muß endlich von der deutschen Nation ab- zewaschen werden. Ich will nur noch daran erinnern, daß in dem elben Augenblick, wo wir cinmülhig entschlossen sind, das Bürgerliche Gesetzbuch und zwar möglichst bald zu verabschieden, um dadurch deittsche Rechtsernlicit herznstellcn, so himmelschreiende politische Rechtsungieichheiten ansrechtcrhalten werden. — Aög. Gras Limburg (kons.) ist der Meinung, im Interesse deS religiösen Friedens sei es nicht möglich, das Gesetz in seiner Gesammtheit aui- zuheben. 8 1 könne nicht aufgehoben werden, wohl aber 8 2. wo nach Ausländer ausgcwiesen und Inländern Aufenthaltsbeschränk ungen auferlegt werden. In ieinem ersten Theil sei dieser Paragraph überflüssig, denn das betreffende Recht stehe den Regierungen ohnehin schon zu. Ein Theit seiner Freunde sei jedenfalls brrcit, auch 8 2 oufzuheben. Er stelle daher dem Centrum anheim, zwei Anträge einzubringen, einen auf Aufhebung des ganzen Gesetzes und einen aus Aufhebung nur des 8 2. — Abg. Schall id.-kons.) erklärt sich gegen die Aushebung des Gesetzes und zwar deshalb, weil er den konfessionellen Frieden wolle und der Jesuitenorden ein Kampforden sei. Es würden, wenn man den Orden wieder zn- lasse, die Kuitlikampf-Zuständc wieder erscheinen. Abg. Rickert (freis. Ver.) giebt den Verbündeten Regierungen zu erwägen, ob sie nicht ihr Augenmerk wenigstens aus Aufhebung des 8 2 richten wollen, da die darin enthaltenen Bestimmungen unbillige seien. — Abg. Bebel (Soz.) tritt entschiede» für Aufhebung des ganzen Gesetzes ein. Bismarck sei in der Beurtheiliiiig gcistigcr Strömungen der jammervollste Stümper gewesen. (Lachen rechts und bei den Nativnalliberalen.) — Abg. Fürst Radztwill (Pole) tritt für Aufhebung des Jesnitenaesetzes ein. — Abg. v. Bennigsen nl.) erwiedert Bebel, die Stellung BiSmarck's in der Geschichte tehe so fest, daß sie durch Bebel s Kritik nicht beeintiächtigt werde. Was die Sache anlange, so seien seine Freunde bereit, diejenigen Vorschriften des Jesnitenaesetzes beseitigen zn helfen, welche sich n 20jähriger Hebung als unpraktisch erwiesen hätten. — Abg. Hodenberg Melse) unterschreibt für seine Person Alles, was Bebel gesagt hat. — Abg. Bebel erwiedert Bennigsen, die Ge- chichtsfälschcr allerdings bestätigten dessen Ansicht über Bismarck, die Zukunft dagegen werde ihm. dem Redner Recht geben. — Abg. Licbermann v. Sonnenberg tRef.): Seine Freunde hätten in dieser Gewffsensfragc freie Hand. Er persönlich ici für die Aufhebung des Jesuitengesetzes, denn er fürchte die Jesuiten nicht. Unerhört sei der Angriff Bebel's ans Bismarck, am sammervollsten stümper haftesten und taktlosesten sei ober das Verhalten des Präsidiums "orsitz). welches einen solchen Bewegung im Hanse.) . . , . „ .icbermann v. Sonnenberg zur Ordnung, weil er die Würde des Hanies verletzt habe, wie es »r dieser Weise wohl noch nie vorgekommcn sei. — Abu. Dr. Lieber erklärt, seine Freunde würden, wenn ein Mehrcres nicht gelinge, natürlich bereit sein, an der Ausbebimg de§ 8 2 mitzuwirken. — Damit rst die Besprechung der Interpellation beendet. Zur Bc- rathung steht dann der Gesetzentwurf, betreffend das Vereins- und Bersammlungswesen. Ein von allen Parteien mit Ausnahme der Konservativen gestellter Antrag Bassermann snl.) geht Stelle des in zweiter Lesung beschlossenen Entwurfs beschließen: Inländische Vereine jeder A Verbindung treten. Entgeacnstebeiide landcsgcsetzliche Bestimm ungen sind aufgehoben. — Abg. Meister (Soz.> verbreitet sich über die gegenwärtige Handhabung der Bercinsrechte, namentlich auch aus Hannover hinweisend, wo der Oberpräsident Gewerk-, Gesang vereine rc. als politische behandle. — Abg. v. Bennigsen konstatitt, daher als Oberpräsident nicht eine allgemeineBcrfügnng erlasse» habe, sondem daß er seine Entscheidung nur immer für den einzelnen Fall abaebe. — Abg. Rickert (freis. Ver.): ElnRccht für Vereine scheint es in Preußen kaum noch zu geben. Ziickerfabrikantenvereine dürften, (nl.) geht dahin, an Entwurfs lediglich zu Art dürfen mit einander in PfmiS's NN «indermilch. LL IMS«» »«Idrrti 8«br. Psmid. r»,tzn,rSr. 7».
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