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«rseb. tSgl Morg. 7 U Inserat«, » kpaltzeile »Pf., werde, b.Xb.7 (Sonnt, biS » U.) angen»»»«« in der «hpedition: Johannitaller nnd WatsenhanSstraße « Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drvdlsch. Abonn. vierteljährlich ro Ngr. bet unentgeldl. Lieferung in« Ha«».' Lurch die k. Po- vierteljährlich rr Ngr. Einzelne Nnm«ern 1 Ngr. Nr. 201. Sonnabend, den 20. Jnli 1861. Dresden, de» 20. Juli. — Mit Genehmigung Sr. Maj. des Königs wird nächsten Sonntag beim LormittagSgotteSdienste in allen hiesigen Kirchen au- Anlaß der glücklichen Errettung Sr. Maj. des König- von Preußen ein Iv veum mit Lankgebet gehalten werden. — Se. k. k Hoh. der Erzherzog Carl Ludwig ist gestern Nachmittag von Wien im Hoflager zu Pillnitz eingrtroffen. — Die Erste Kammer hat gestern die Berathung der auf die Wahlresorm bezüglichen Vorlagen beendigt und, nachdem in der sprciellen Berathung die vorgeschlagene Verstärkung der Ersten Kammer durch 3 neue, von der Krone zu ernennende Mitglieder mit 2S gegen 11 Stimmen abgelehnt worden war, bei der Schluß, abstimmung dieselben — im Wesentlichen in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer — einhellig angenommen. — veffentltchr Gerichtsverhandlungen, vorgestern standen zwei Jnculpaten vor Gericht, der nur erst 18jährige, je- doch wegen Betrug« und Diebstahls schon zweimal mit Gefäng- niß bestraft« C. Glücklich au« Weißenberg und der Maurer C. F. Schaffer aus Zinnwald. Beide waren angeklagt, in der Nacht vom S. bis 10. Juni d. I. aus einem Neubau in Tharand dem Maurerpolier Schneider und dem Lehrling Wenzel au- einem un« verschlossenen Kasten mehrere« Handwerkszeug, und au- dem da. runter befindlichen Keller 2 Pinsel, zwei Hammer und «ine Kelle entwendet zu haben. Glücklich suchte sich au-zuredrn, indem er angab, er habe Schaffern in Tharandt begegnet, und da beide arbeitslos gewesen, so hätten sie beschlossen, selbander nach Opitz zu gehen, um dort Arbeit zu suchen. Unterweg- aber sei ihnen die Bodenlofigkeit ihrer Stiefeln ausgefallen, da hätten sie fich ge« schämt und seien wieder umgekehrt. In Tharandt angekommen, sei nun Schaffer in den nahen Busch gegangen, indem er ihm ge- sagt, er habe sein Handwerkszeug, das er vorm Jahre gebraucht, au- seiner ehemaligen Wohnung einstweilen dorthin verborgen, und solche« herzugeholt. Zwar gab er zu, mit Schaffern einig« Rächte in dem Neubau zug,bracht zu haben, leugnete aber auf da- Be« stimmtest«, in Gemeinschaft mit jenem dort etwa« gestohlen zu ha« ben. Schaffer hinwiederum wollte die Pinsel im Walde gefunden und zuerst «inen davon seinem Eompagnon gegeben haben, damit er ihn verkauft. Dieß sei jenem auch gelungen; er habe ihn auf dem Schulbau für 6 Ngr. verkauft, und beide hätten nun diese Errungenschaft in einem solennen Frühstück aufgehen lassen. Spä- ter habe er Glücklichen mit dem zweiten Pinsel entsendet, womit dieser jedoch nicht so glücklich gewesen. Zwar habe er ihn für 3 Ngr. an den Mann gebracht, allein die rächende Nemesis sei ihm in Gestalt eine« Lehrburschen nachgerannt und Hab« ihm die Wet- sung gegeben, gleich einmal zum Polter zu kommen. Denn die- sem war jndeß der geschehene Diebstahl zu Ohren gekommen und die Sache hatte ihm, als er den Verkauf sofort erfahren, verdäch tig erschienen. Auf Befragen, wo er di« verkauften Pinsel her habe, wieß ihn Glücklich an Schaffern, der seiner an der Brück« zu warten versprochen habe. Sofort wird jetzt nach dem Gens« d'arm geschickt, der beide Cumpane arretirt, da sie fich gegen ihn über den redlichen Erwerb der Pinsel nicht auSzuweisen vermochten. Obgleich fir auch in der Hauptvrrhandlung da« Vergehen leugne ten, io hielt Herr Staatsanwalt Held dennoch seinen Strafantrag aufrecht, vorzugsweise au- dem Grunde, weil beide gerade in der selben Nacht auf dem Bau zugebracht hätten, wo am Morgen darauf di« Gegenstände sofort vermißt worden seien. Schaffer wollte zwar «inen Versuch machen, sein slibi zu behaupten, indem er angab, er sei in jener Nacht in Großnaundorf gewesen. Al« er aber unter der Hinweisung, daß alsdann die Hauptvrrhandlung vertagt werden müsse, aufgefordert wurde, Zeugen anzugeben, die seinen Verbleib daselbst bestätigen könnten, lehnte er dieß unter der Ausflucht ab, „er wisse nicht, ob die Leut« dort fich noch auf ihn besinnen würden". Beide wurden daher de- ihnen beigemeffenen Vergehen« für schuldig erkannt, und Schaffer zu 3 Monaten und 2 Lagen Gefängniß wegen Diebstahls, Glücklich aber wegen Par« tirerei zu 3 Tagen dergl. verurtheilt, welche letztere Straf« jedoch als bereit- verbüßt zu erachten sein solle. — Angekündigtr Gerichtsverhandlungen: Heute Sonnabend den 20. d. M. Vormittag« S Uhr Hauptvrrhandlung wider Johann Karl Robert Geißler und Earoline Auguste verehel. Geißler wegen Falschmünzer,« bez. Lheilnahme hieran, vorfitzen der r GerichtSrath Groß. — Mit Reise- und Sangeslust im Herzen versammelten fick gestern Mittag nach 1 Uhr die für bas große Nürnber ger Grsangfest sich vereinigte» Mitglieder der Dresdner »Lieder tafel* und de« „Orpheus" auf dem Leipziger Bahnhof«. Jeg liche« Antlitz war ein Festtag, Jeder fühlte in seiner hoch klopfenden Brust die Bedeutung de« Feste«, dm schönen Zweck, dem er entgegenging. Man sah, wie Jeder di« Sorgen de« Alltagsleben« von fich abstreift«, froh« Begrüßung, Handschlag, «S wechselte von Minute zu Minute, bi« gegen halb 2 Uhr 86 Sänger und an 200 Mitreisende versammelt waren, umgeben von Freunden und Angehörigen. Schon schnaubte die mit Blu men und Eichenkränzen geschmückt« Lokomotive; in ihren Leder- Hüllen brachte man di« Fahnen der zwei Sängergesellschaften, und es formte fich in d«r Bahnhofshalle «in Kreis, denn man wollte mit einem Sange von Dresden scheiden. Im Ru und mit voller Begeisterung erhob fich di« Macht de« Gesänge«; «< ertönte aus »oller Brust da« Lied von MendelSsohn-Bartholdh: »Wem Gott.will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die' sveitk Welt', dem fich dann Zöllner'- bekannte« Lied; »Da«