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Dresdner Nachrichten : 24.07.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192607242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19260724
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19260724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-07
- Tag 1926-07-24
-
Monat
1926-07
-
Jahr
1926
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.07.1926
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Nr. 34Z Seile 5 Dre^ner Nachrichten* Im neuen Frankreich. Bon LteSbet Dill. Mer >>at nur die Sage aufgebracht. Paris sei billig? Man ln käme die Kleider dort geschenkt, man könne fabelhafte Meniis dm haben für lächerliche Preise, das Leben sei dort einfach glänzend und dabei säst alle- umsonst zu haben? Ich nehme an. das, niemand rein zu seinem Vergnügen dorthin fährt — „och nicht, die Stimmung, die uns dort empfängt, ist eine so eiskalte, feindliche, daß man sich saaen muh. eS ist dazu noch zu früh . - ko in auch eine Sage, das, Paris von Deutschen über schwemmt lei. Zch habe nur Amerikaner dort gesehen. Eng länder und Piusen. Der Krieg. der. wie neulich ein Ameri kaner bericlneie. die Zahl der amerikanischen Millionäre sehr erhobt bat. war iür Amerika ein gutes Geschäft, und cs ist selbstverständlich, dass die Amerikaner heriiberkommen. um von ihrem Dollar billig zu lebe», und sie leben gut in Paris. Die andere» aber, die deutsches t"Kld mitbringen. werden grobe Eliltäiucl'n»' ni ans diesem «Sebiet erleben. Eine Mansarde in einem lleinen zeniralgelegenen Hotel kostet fünfzig bis Hunden Zanke», ei» Parkclipliatz in einem kleinen Theater snnsniidseclnia ,Oranten, ein mageres Mittagessen in einem Restaurant etwa zwanzig Fronte». »nd dabet stoben Zn- bereilnni und Zniamineittieüiing dieses PtenüS weit hinter dem zurück was wir zu finden aenelui! nud. Plan nennt »ns dm ..die b i iuis". i>on den denuchen Loldaien lier, die ivahr- sclieii ti b in vre.nlr . icb 2-eizleiä>e mit ihrer Heimat anstellten, die nicht '.ic Front reicl's '"'»nsteii aiissielen. Ritt den sabelba'tm Ptenüs der einii >'o berüliinten Pa- rise: siaurauis tt, es '.n Ende. »In 'einen WZ n lokale» wird man bedi.ni nie „b-i n»s". in grobe», guten Hotels, wo die Hösli.'oteil be: ird. nn> alles omnglich zubereitet wird, ianber. ele.'vil. tmlie.- korrekt, diskret, muh mau Preise zalilen . . . nie bei uns lind gel'i man in Abintlernngs- lokale, die »ns ans dem Meze liegen, die vor dem cirieg berühmt waren wegen ihrer pttonten Vmpctte» und billigen Dcli- kakejsen. den Lpeziolgerichten und reichen l,-»^ >I'»>>iivro--. so findet man inuner dasselbe langioeilige. nachlässig bereitete und gleichgültig zusanimeugesiellle Pten>>. das dem Pariser kt och gerade gut genug erscheint für die fremden, die sein Land überschwemmen. Ter Franzose liedt keine Ileberichwemmniigen. nicht ein- uiM zur Zeii der Znilottvii, oder vielleicht gerade dann nicht. Diese Herden von Fremde». die jetzt Restaurants nud Antv- kars. Tlieotei logen und "Vars füllen, betrachtet er als 2chieber bände und mactit darin taum lluterschiede . . . Er selbst hat jetzt kein Ekeld, er vericittvindet von der Bildfläche, und das heutige Stroßenbüd von Paris bietet keine aiißergewöhnlicheii Bilder mehr, es ist kaum noch ciraraktcristiich. Die eleganten Pariserinnen. die »uS einst mit ihrer Eleganz, dem Eachet ihrer Toilette, ihrer Grazie »nd Licl'enSwürdigkeit entzückten, sind ausaeitorheu. Plan iielit nur alte Engländerinnen in ver stauchen Reisemäutelu. dicke Amerikaner mit "Brillen und dem geschäslsmäüigeu Gesicht. kurz, -ch re in de im Reisekleid, die hier sind. UNI einziltansen, sich zu amüsieren und Geld anszngeben, gleichoiel iür ivelchen i'leints! . . . Mer die einstige Höflichkeit suchen wollte, mit der sich der Franzose die ganze Mclt erobert hatte, wird sehr enttäuscht sein Slnin-Iente. üelluer und Angestellte sind kurz angebunden, meist sogar ziemlich ungezogen, besonders, wenn man sie mit fragen aii'hält. . . Zn Frankreich herrscht ArbeitSüberslusz, an alten ilniergrnndbalnien hat man weibliche Schaffiieriiinen, an den Balmhösen sjndet man iveibüche Kassiererinnen, hinter den Post'chalieru Poslheamlinnen, die sich wahrhaftig nicht durch Höslichteit aus zeichnen und nnS daS Geld Hinwersen, wie einem Hund die Knochen . . . Alle Arbeiter hab»n, wenn sic wollen. Arbeit, aber Arbeiter und Handwerker, die ihr Handwerk Neben, habe ich nicht viel gesunden, im Gegenteil, sie wollen bald Rentner werden, bald in Ruhe angeln können und ihr Gärtchen bestehen, sie sterben nicht in den Sielen wie die Deutschen, die sich ein Leben ohne Arbeit gar nicht verstehen können . . . Die haben andere Ziele, andere Begriffe von Glück wie wir. Die sind genügsamer, bescheidener, für Komfort ist wenig Dinn vorhanden, nur haben sie plötzlich den Engländern zuliebe überall fließendes Mauer hingebracht. jedes kleinste Hotel, jede Mansarde Hai heißes Mauer auch nachls, hat Bade zimmer in Fülle. ein grober Fortschritt. Mit der Kochkunst gibt man sich keine Mühe mehr. Wer von Ort zu Ort reist. kann täglich dasselbe Menü erleben. ,I'inn>vro<, bestellend an-S ein paar Radischen, einer harten Knoblauchwurst, Oliven und Kartoffelsalat, dann kommt der i» cheli gebackene Di ch ohne Doste oder Zubehör, ein sehr trockener Gennst. dann der unvermeidliche Gigot mit Haricvts verts. ein Denen, das in einer aus-getrockneten Drange, einer mehligen 'Banane und .Keks besteht, und frommagc, der un vermeidliche Eamcnbert. Daiür bezahlt man etwa 17, bis 28 Franke». De» Rvtwei» mnst man extra bezahlen, er ist das einzige, was- wirklich sehr billig ist. Und wenn der Wirt nnS auch kü oder -'0 Prozent daransrcchnet für Service. wenn wir einen Stempel bezahlt haben, für, ich weist nicht was, hält der Garcon sehr bemerkbar seine Trinkgcldhand ans, und wenn man ihm nur tt> Prozent gibt, ist er empört. Die Amerikaner kehren sich nicht an Gefühle von Garevn-S, sie geben lü Prozent, "bei groben Rechnungen nicht einmal soviel und stecken kalt blütig ihren Geldhentel ein, aber wir sind dann zu gefühlvoll. Wir zerbreche» »nS den Kopf, weshalb der Garcon hinter nnS herinnrinelt. oder das Geld hokmlacheiid ans dem Tisch liegen lägt. Man kann geben, was man will, es ist nie genug . . . Wir empfinden die Gefühle anderer, wir suhlen die Not des Landes, das seine Werte InliloS sinken sieht, das Ausverkauf hält und nicht weist, wie die Dache enden wird. Xokro Sit-nat-ion cst grave, jcös, tcönc mävc. sagt Briand mit Grabes stimme in ein" politischen Posse. Man lacht darüber, aber man weist nick wie cs „auSgeht". „Bei uns" hat man die Mark stabilisier:, aber „bei uns", envidern die Franzosen, kann man das nicht, denn, dast wir unsere Dchnldcn nicht bezahlen, dast die Dtädte einfach den Rentnern ihr Vermögen nicht znrückgeben, ist niideiiN'ar. dann gäbe es in Frankreich Re volution . . . Es ist das Land der Rentner, cs leben znvielc Menschen dort von ihren bleuten, vielleicht io viele wie bei uns. aber man ist dort nicht io geduldig . . . wenn es an daS Geldverlieren gebt . . . man irägt nicht still für eine groste «Dache, inan macht Revolution . . . Dieie leise Diedchiize, die eben dort zu spüren ist macht den Aufenthalt für Fremde un gemütlich ... In der Prvvinz ist dies alles »och deutlicher zu fühlen. A»' meiner Reise fand ich in Paris nur eine einzige beut- sche Zeitung, die jeden Morgen ungeöffnet im Papier- korb meines Hotels lag, aber englische und amerikanische Blätter lagen massenbast überall . . . Die ReiseburcanS geben nur englische Führer ans. Wofür französische? sagt der Guide, es fahren ja »ie Franzose» mit . . . Diese TagcSausflügc zu 78 und 280 Franken sind ihnen zu teuer . . . Tamenklcidcr. die eleaant und modern sind, fangen bei zweitausend Franken an. Dafür bekommt man bei uns auch elegante Sachen. Hüte und Handschuhe, auch Schirme sind billiger als bei uns. die Strümpfe nicht, die Schuhe kaum, die Kleider in den Warenhäusern sehen genau aus wie unsere Warenhanskleider und kosten ebensoviel, und men» sie billiger sind, möchte man sie nicht geschenkt haben. Die Mode »nd die Unhöflichkeii im Berkehr sind interngtional geworden, man sieht nichts Neues, nichts, was man „bei uns" nicht schon ge sehen hätte, »nd die ritterlichen Kavaliere sind am Anssterben, wie „bei uns" . . . Die gnterzogenen Menschen sind böslich, wie „bei uns", die anderen kommen ohne die Höflichkeit ans, wie „bei uns" auch . . . Wer sein Französisch anffrischcn möchte, hat eben dazu in Frankreich wenig Gelegenheit, alles spricht jetzt englisch, sogar die .Hausknechte antworte» nes, nes. die Amerikaner und Eng länder kommen durch Frankreich io gut wie durch Deutschland, ohne fremde Sprachen zu sprechen. Alle Führer sprechen eng lisch. ein deutsches Wort wird von niemand gesprochen, noch verstanden, nur tzn Elsaß verstanden sie kein Französisch, dort Sonnabenl». 24. 2«N 1-2- spricht man jetzt deutsch. In Straßburg sand ich erst wieder eine sauberaekebrte Stadt, tadellose Wäsche tm Hotel, mit der eS in der Provinz nicht immer gut bestellt war ... dt« alte, feine, französische, gute Kttche .. . Mid große, preußisch blaue Briefkästen, die, wie vergessen von Mn Deutschen, noch an den Mauern hängen geblieben sind... Vermischtes. Schweres Unwetter in Lrier. Im Hochwald und HunSrück gingen erneut schwere Gewitter mit Hagelschlag nieder. DaS Wasser schwemmte viel fach ln Gärten und Feldern Muttererde mit Getreide und Kartoffeln fvrt. Der Hagel schlug daS Getreide zusammen und daS Laub und das Obst von de» Miuinen. Besonders schwer wurde» die Orte N e > v I h »nd Deuselbach, sowie die Gegenden M vrba ch und ThaIsgng heimgesucht. Fm Kreise Zell wurde in den Orten Tellig. Scheu re», Wal Hause n »nd R e i st e n I> a n s c n im Forst Hestweiler die Ernte veruickitet. Die Getreidehalme liegen auf der Erde, als wenn eine Walze darüber gefahren wäre. Bet Hestweiler wurden a» der Wetterseite sämtliche Fensterscheil'en vom Hagel zertrümmert. Fm Walde von Blankenrath brach der Sturm zahlreiche Bäume um. fahre» von eine» Gewehrkugel durch-phrt worden sei- Etz heißt, daß e» sich um die Unachtsamkeit eines Arbeiter« handelt, der zurückgebliebene« Kriegsmaterial suchte. Ei» Attentat oder ein Mord sei auSgeschlolle». ** Schmuggel mit Schweizer U-re«. Die Zollbehörde i» Srlbach an der Grenze des Gaargebtete« deckte einen groß, anaelegten Schmuggel mit Schweizer Uhren auf. I« einem mit vier Personen besetzten Kraftwagen wurde« tu kech« Be» hältern S21, Schweizer Uhren beschlagnahmt- ** Schweres Autounglück l« der Schweiz. Wie aul Stau- gemeldet wird, subr oberhalb der Station Stau bet einer Straßenkreuzung ein mit Neben Personen besetzte« Anto in einen Wagen der SngelSberababn hinein. Der Benzinbehälter deS Auto» explodierte, der Wagen geriet in Strand. Bei dem Znsammenvrall wurden die Insassen des Autos herausgeschlendert und vier von ihnen schwer verletzt. Man brachte die Bernnglückten »äch Luzern. Zwei von Ihnen sind bereits gestorben, darunter auch der Münchner Fabrik, direktor Hvelger ** Ein „Südtkroler Platz" in Salzburg. Der Gemeinde- rat in Salzburg beschloß einstimmig. de» Platz vor dem Bahn hof „S tt b t i r v l e r Platz" z» benennen »m dadurch die Zusammengehörigkeit mit den Deutschen Südttrols offen zu bekunden. , Koehwnkser der Donau in Serbien. Die Zeitung „Novosti" meldet, daß im Laufe der Nacht zu'!» Donnerstag die Donau plötzlich stark zu steigen be gann, so daß eine neue Hochwasserkatastrophc in der Wojivodina droht. D c r D a m ,» b e i K a r a v n kovv w n r d e d n r ch - b r v ch e n n n d s ü n s D ö r f e r ü b e r s ch iv e in m t. Auch die niedriger gelegene Hälfte der Stadt Bukvvar steht unter Wasser. Zn der^Stadt K r u s e v a e sind infolge von Molken- brüchcn mehrere Hauser und eine Seisensabrik cingestnrzt. Die Kitze in 'Amerika. In vielen Städten der Dststaaten hat man eine Hitze von mehr als 100 Grad Fahrenheit letwa 40 Grad Eelsinsj fest- gestellt. Meist wurde die Hitze von Gcivittcrstürineii abgelöst, die großen Schaden dadurch verursachten, daß sie zahlreiche Dächer abdeckten, Bäume und Dralitleitniigen uniwgrsen. Die Zahl der von Hitzschlag Betroffenen ist sehr groß, ebenso die Zahl der durch die Stürme Bernnglücktc». Zn der Nähe von Renvork stürzcc ein Autobus durch den Sturm vom Straßen- danini, wobei zehn Fronen und Kinder getötet und über so Menschen schwer verletzt wurden. «e- Den Liebhaber seiner Frau erschollen. Der Groß, industrielle Laneel. gegen de» drei Tage lang vvr de» Pariser Geschworenen neihandelt wurde, weil er de» Lieb haber scinerMran, de» Fliegerlentnant M arge, in fln-rrnntl erta"vt und mcdergeschol' "> hatte, wurde f r c i g c s v r o:h c n. * Der Hellseher. Der Goiivcrnrnr von Diiang Nun be absichtigte. einen Hellseher und Kgrtenschlager ans seine Fertigkeit z» prüfen. Es erschienen viele Fronen, gleich ge- ivaiidet und getrachtet, und »nn sollte der Hellseher die Frau des GvnvernenrS bezeichnen. Er übcrleate nicht lange »nd sagte: ..lieber dein Koos der edle» Dnme ist ei» gelber Hauch." Da liob die Schar der Frauen die Blicke z» der edlen Gvnvcr» ncurin. Und der Befragte sggtc: „Dos tsi sie." ffroschplage in Amerika. F» de» Lgndstädten New FersenS herrscht nach Berichten aincrikanischer Blätter eine außerordentlich lästige Frosch- plage. Die Frösche treten zu vielen Tausenden ans und be decken Strafte» »nd Plätze der Städte, sv daß der Verkehr äußerst erschwert ist. In Point Plcasant führte die Frosch plage sogar zu einem Unfall eines Automobils, daS ins Schleudern geriet und mehrere Personen verletzte. Schweres Eisenbahnunglück in Marokko Aus Rabat wird berichtet, daß Mittwoch vormittag zwischen Meines n»d Fes ^in Personenzu» entgleiste. Sieben Tote wurden unter den Trümmern der Magen gefunden. Die Zahl der Verwundeten beträgt 20. tT.-U.j ** Schwerer AntobnSunsall in Berlin. Zn der Friedrich straße in Berlin fuhr ein Autobus zu dicht an einem n» der Hgllesteile bereits haltenden anderen Diniiibiis vorbei. Drei Frauen wurden zwischen die beiden Magen gequetscht und innßteil mit schweren Verletzungen in die Universitäts klinik gebracht werden. Der Führer des ersten Omnibusses wurde sestgenvmmen, da er angeblich vorschriftswidrig ge fahren kst. c» Gold aus Sand ans elektrischem Wege! — Der Schwindel eines Betrügers. Das Münchener Gericht hatte am Mittwoch gegen die ans Berlin stammende» Kauslenre N ii r u h und K r n s c n b a n m , die eine Reihe Personen um Beträge bis zu 3.',t>00 Mark geschädigt hatten, das Urteil ge fällt. Unruh hatte die Geschädigten durch ein Schwindel manöver in den Glauben versetzt, daß er Gold aus Sand an? elektrischem Wege h c r st e l l c n könne. Er war geständig und wurde wegen fortgesetzten Betrugs zu vier Zabrcn acht Mviiatc» Gefängnis und fünf Jahren Ehren- rcchtsverlust verurteilt. Kritte»bäum, der anga-b, in gutem Glauben gebandelt zu haben, wurde frcigcsprocheii. <-* Einstellung deS Betriebes in der Magdeburger Fliegerschule. Die Magdeburger Fliegerschule, die zurzeit 40 Schiller hat, wird in den nächsten Tagen geschlossen. Die Wetterführung des Betriebes in Magdeburg ist auS finanziellen Gründe» nicht mehr möglich, da nach den neuen Pariser Veretubarnngen solche Schulen nicht mehr vom Staate unterstützt werden dürfen. Bereits am nächsten Sonntag werden sich Schüler und Lehrer mit einem großen Schanflicgcn von Magdeburg verabschieden und zum Teil nach Staaken bei Berlin übersiedcln- ** Frank doch der Ainzer Zuwelcndieb. Wie das Stettiner Polizeipräsidium mitteilt, entbehrt die Meldung, daß der Seemann Frank als Binzer Juwclendicb nicht in Frage komme, jeder Grundlage. Der Gang der bisherigen Untersuchung hat zweifelsfrei ergeben, daß Frank als Täter in der Binzer Raubafsüre in Betracht kommt. Inzwischen lmt die Stettiner Kriminalpolizei in dieser Sache weitere Ver haftungen norgeiiommen, sv die Freundin des Frank, Fra» Knhlmnnii aus Stettin, bet der ». a. — auch eine Flasche Ehloroform gesunden wurde. ** Schwere Betriebsunfälle. Auf der Gewerkschaft "Wintershall in Hceringen ereignete sich anscheinend durch Kvhlcnstaubentzündung eine Explosion im Kvhlentcnder und im Kesselhausc. Ein Arbeiter wurde getötet, ein anderer schwer verletzt. Ans der ebenfalls zum Winterhalls- konzern gehörenden Gewerkschaft Katierroda explodierte ans der Schachtanlagc I ein Ammoiiiakkvmprcssor. Durch daS Unglück wurde ein O b e r i n g c n i e u r und ein Maschinenmeister getötet, ein Arbeiter verletzt. ** Sechs Gcsangcne auS dem Rochumer Gefängnis anö- gcbrochcn. I» der Nacht zum 22. Juli brachen sechs Ge säusene ans dem Zentralgesängnis anS. Fünf von ihnen entkamen, der sechste stellte sich selbst wieder. ** Großscncr in einer Dcxtilsabrik. In den unteren Räumen der Textilfabrik von Kühner in Potsdam am Freitag Großfcner ans, das in den Tertilvorrätcn reiche Nahrung fand. Die Feuerwehren von Potsdam. Nowames und Neubabelsberg wurden alarmiert. Der Maschinen- und der Naobthalinraum konnten gesichert werden. ** Großsener in Wandsbek. Zn der Nacht zum 23. b. M. geriet in Wandsbek auf dem Gelände der Ncichardt-Werkc der rechte Flügel eines großen vierstöckige» Gebäudes in Brand. Zn diesem Gebäude befindet sich eine Nährmittel fabrik. die zu'' eit aber stilliegt. Die Bkkämvsnng des Feuers wurde außerordentlich durch Wassermanael erschwert. Die Badebassins der Kakaowcrkc von Rcichardt wurden leer- gepnmpt. Zu diesem Zwecke mußten über das Babnalcis hin weg weit über 100 Meter Schläuche gelegt werden. Der Wind tagte ungeheuren Funkenslng über das Gelände und bedrohte stark die übrigen Gebäude, insbesondere die Stallungen. Es gelang schließlich, den Brand in der Hcniot- sache ans den rechten Flügel des Gebäudes zu beschränken R's tu die frühe» Morgenstunden waren die Wehren tätig. Dos Feuer selbst war eins der größten der letzten Fahre in Hamburg und Umgebung. ** Unterschlagungen bei der Sparkalle i« Falkenberg. Der Kassierer der Gemeindesparkalle in Falkcnberg <Bez. Licbeniverdai. Kurt Werner, hat. wie letzt sestgestellt wnrde, große Unterschlagungen begangen. Er hat sich tm Lause eines ZghrcS etwa SO000 Mk. durch Fälschungen von Unter schriften nn» durch Diebstahl angecignct. Der Täter tsi flüchtig. Er hat das Geld auf Rennplätzen und am Totalisator verloren. ** Sin deutscher Radfahrer s« Trient erschollen. N»N Trient berichtet der „Labor» d'Ztglla", daß ein -rutlchcr Rad». Gewaltige Bewegungen am Meeresgründe Unerhört große Bewegungen des Meeresbodens sind durch die Vermessungen der japanischen Marine im Japanischen Meer sestgestellt worden. Es handelt sich nach einem Bericht der „Naturwissenschaften" offenbar um Begleiterscheinungen der Erdbebenkatastrophe vom September 1923. Für die Wissen schaft ist es von unschätzbarem Wert, daß die Bcrändcrunzcn sich in einem Gebiete zngetragcn haben, das vorher gut ver messen war. Man hat also die Tiefenzahlen der alten und der neuen Lotungen nebeneinander. Zn der Sagani-Vat, südwestlich Zokvhama, wo das Epizentrum des großen Erd bebens lag. hat sich ein Gebiet von 7l>0 Quadratkilometer ge senkt, dicht dabei eins von 240 Quadratkilometer gehoben. Da bei betrug die größte Senkung nicht weniger als 720 Meter, die grösste Hebung 318 Meter. Ein Abhang von 18 Grad Neigung führt von der nenentstandenen höchsten Erhebung zu dem Sciikiingsgcbiet hinab. Bisher waren »ie größten Ver schiebungen im Fclsgcrttst der Erde, die Menschen beobachtet haben, bei dem Erdbeben von Alaska 18M sestgestellt worden. Es bandelte sich »m Senkungen von 14 Meter, über die man angesichts der bisher bekannten Tatsachen sehr erstaunt war. An der Küste derselben Bai sind auch ausgedehnte Verschieb»», gen der Küstenlinie vorgekommen, aber hier erreicht die Ab wärtsbewegung nur 2,8, die Nufwärtsbcwegung nur einen halben Meter. Die durch das Erdbeben bervorgerittcne Flut» welle war verhältnismäßig klein: sie erreichte „nur" die Höhr von 7 Meter, bedeutete aber doch eine so schwere Katastrophe für die Küstenbcvölkernng. Die Erde hat lange gebraucht, nach dem großen Stoß wieder zur Ruhe zu kommen. Am ersten Tage zählte man in Tokio 213 Nachstöße, am zweiten 177, am dritten 108: faß genau 24 Stunden später erfolgte ein fast ebenso starkes Beben. Die Ereignisse im Japanischen Meer lehren, daß man die Bewegungen der Erdkruste doch nicht so rnbig gnschc» kann, wie man es heute im allgemeinen bei den Geologen annimmt. Don Fuan als DerlaqsbuchhSndler. Eine Pariser tzkrichtSsensation. Herr Maurice Leblc-, zurzeit Nntcrsuchnngsgesängnis Paris, ist ein glänzender Psncholvgc — mindestens was den weiblichen Teil der Mcinchheit betrifft. Er annoncierte eines TageS im „Zvnrnal" »nd im „Petit Parisien", daß er Litera- iiirmüzcn sei und als Besitzer einer Druckerei Nomanc, No vellen, Gedichte ausschließlich weiblicher Herkunft zu ver- öffentlichen gedenke. Es meldeten sich so ungefähr 2000 bisher niederträchtig verkannte Dichterinnen jedes Standes und Alters. Maurice hatte sich ein Hotelzimmer gemietet, da seine Druckerei in einer Vorstadt läge und der Besuch dort siir die Damen zn unbequem sei, und empfing hier die druckwütigen Damen einzeln. Er nahm an. was sie brachten, und war von bestrickendster Liebenswürdigkeit. Bvn der Mehrzahl der Dichterinnen verlangte er einen bescheidenen Druckkostcn- vorschuß, der ausnahmslos gewährt wurde und je nach dem Stande der Berfasscrin sich zwischen 300 und 10 000 Franken bewegte. Von einer kleinen Anzahl seiner Besucherinnen aber nahm er kein Geld, sondern verabredete einen Nbcndspazier- gang Bet diesem geschah es dann regelmäßig, daß er sich mit der Dame verlobte. Er erklärte, sehr glücklich zu sein »nd bat nur um allerstrcngstc Diskretion, da die Autorinnen er- sahrniigöinäßig einem Junggesellen günstigere Geschäsis- bedingiingcn cinräumten als einem Bräutigam. Die Braut war natürlich zur sinanzicllcn Unterstützung seines Unter nehmens geradezu vervslichtet und gab was sie konnte: eine Schulvvrsteherin verließ ihre Stellung und brachte 20 000 Franke»: eine ältere Zungsran, die di« Hvsfnung auf die Haube bereits anfgegcbcn hatte, lieferte ihr gesamtes Ver- mögen, 180 000 Franken, glatt ab. Aus diese Welse hat der kluge Maurice in zwei Monaten sage »nd schreibe achtund- zivanzig Bräute angcschgfst! Das Geschäft war auf seinem Höiievlinlt und stand kurz vvr der Liquidation — oder weniger vornehm auSgedrttckt. Maurice war gerade dabet, tnS Ausland zu „verduften" — als des Himmels Rache Wer ihn hercinbrach. Zn der Hitze des Gefechts hatte er nämlich über sehen, daß unter den achtundzwanzlg Bräuten zwei gleichen Namens waren — und das waren Schwestern, beide „litera risch" tätig, die gegen einander nicht hatten reinen Mund halten können. Der Prozeß bvt Paris In diesen heißen Tagen viel E» hciterung. „Ich schwamm in Manuskripten und Geld," er klärte Maurice dem Richter. ,Hch gebe zu. daß ich gerade dabei war, mir ein Schluß in Spanien zu kaufen und die Druckerei effektiv zu eröffnen. Schade, daß mir dieser Lapsus passieren mußte." Die geschädigten Damen -waren gar nicht auf Mau rice, sondern — auf einander als Konkurrentinnen böse; eine bestand darauf, eine Maurice gewidmete Qde an den künftige» Geliebten vorznlcscn, was der entsetzte Richter mit Mühe ver hinderte. Maurice kam mit einer verhältnismäßig geringen Gesängiiisslrgsc davon. Um seine Znknnst braucht er sich keine Sorge» z» mache», denn vv» den 28 Bräuten ist mindestens die Hälfte bereit, ihn, wenn er wieder herauskommt, zu heiraten. Wenn aber nicht — in anderen großen Städten findet sich für ein solches psnchologlschev Genie wie Maurice immer noch ein schönes BetätigiinaSsel», , !: .
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