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»9347 50263 515IZ 52305 52753 53791 54336 56612 566S5 5S770 5.7574 61144 63638 688V8 72523. 1V» Lblr. Nr. 4L 490 1055 1024 2514 3616 3534 4959 6920 6.21 7023 7733 8577 8921 8594 8748 9309 9798 11366 1,427 22487 13759 15606 15014 16735 16362 16288 17267 17343 1'751 17965 18009 18260 18378 1S407 22048 22002 22618 23794 21051 24723 24026 24599 26217 27821 28567 29234 30753 30156 31731 32855 33059 35880 3683t 36146 37915 37861 39468 42748 42004 43403 43634 44187 45277 45208 4.358 47117 48165 49025 51078 50317 51469 52533 533V 5-1714 55002 55148 56532 56932 59014 59707 60280 60457 6I52I 61352 61804 M32 62156 61922 61558 66605 67372 6.7676 67562 68615 68908 69390 7-1840 70274 71848 72303 7L-1I8 72838 73393 75724 75166 75032 77928.' TageSgefchichte. Berlin, Freitag, 11. October, Nachmittags. Gerücht weise verlautet, der Reichstag werde, wenn er bis zum 25. d. M. mit seinen Arbeiten nicht fertig werden sollte, auf einige Zeit vertagt werden. (Dr. I.) Berlin, 10. Ortober. Gegenüber den sabelrasselnden Aufschneidereien der letzten Tage tönt jetzt plötzlich aus Paris eine eminent friedliche Sprache. Der Kaiser, erzählt man, sei durch den schnellen Aufschwung des patriotischen Geistes in Italien aufs Neue daran gemahnt, daß sein Wille für die Ge schicke anderer Völker nicht maßgebend sein könne, und daß eine für Deutschland oder Italien berechnete neue Edition des mrxi- canischen Dramas leicht noch viel tragischer wie dort ablaufen könnte. Deshalb habe die Kriegspartei in Biarritz eine ent schiedene Niederlage erlitten, deshalb habe'Napoleon so schleunig seine Hand gänzlich vom Papste zurückgezogen, und in nächster Zeit werde auch Deutschland vor jeder Einmischung Frankreichs in sein Einigungswerk beruhigt sein. Mit Befriedigung neh men wir von diesem Umschwung Kenntniß und wünschen ihm large Dauer. — Die Rusfificirung Polens geht mit Sturm schritten vorwärts, eine Spur der ehemaligen Selbstständigkeit des Königreichs wird nach der anderen verwischt. So beab sichtigt dem Vernehmen nach die russische Negierung die Ein ziehung sämmtlichcr Generalconsulate, welche die fremden Mächte bisher noch in Warschau unterhielten, zu veranlassen, um jeden Gedanken an das polnische Gouvernement zu verwischen. In den Ostsee-Provinzen geht derselbe Prozeß unaufhaltsam vor wärts. Wien, 10. October. Durch den Domdcchant Kästner wurde gn dm hiesigen Seelsorger-Elcrus und an die Decanate am Lande eine Adresse zur Unterschrift hinausgegeben, worin dem Episkopate, namentlich dem Cardinal Rauscher der wärmste Dank, die vollste Anerkennung und der unbedingte Beifall aus gesprochen wird für die durch das Eoncordat der Kirche ge währleistete Stellung in Oesterreich. Die Adresse enthält das Gelöbniß des Elerus, unter Hinweisung auf den bei der Or dination geleisteten Eid des Gehorsams, nach denselben Prin cipien und in dem Geiste, wie der Episkopat in der Adresse an den Kaiser, zu handeln. Dr. I., Paris, 10. Octobdr. Nach Telegrammen aus Florenz vom gestrigen Tage behauptet sich die Jnsurrection an verschie denen Orten des päpstlichen Gebietes. Anscheinend versuchen jetzt die einzelnen Jnsurgentenschaaren, sich zu vereinigen. Die zuletzt in Florenz eingeUoffencn römischen Zeitungen enthalten nichts Neues von Belang. Florenz, 9. October. Die Jnsurgentm habm Aquapen- dente wieder genommen. Die Emzelnheiten sind noch unbe kannt. Das Gerücht von einer dritten Verhaftung Garibaldis ist unbegründet. Königliches Hoftbeater. Donnerstag, am 10. October. Der schwarze Domino. Oper in 3 Aufzügen von Scribe, Musik von Auber. Neu einstudirt. ..Seid doch gescheiter! Tretet mchl unmer denselben Fleck, So gehl doch weiter." Dieses Sprüchlein von Göthe scheint die Opernregie des Hosrheaters zu beherzigen, indem sie sich bestrebt, entweder neue Werke oder ältere neu einstudirt in Scene gehen zu lassen. In diesem Wettrennen mst Hindernissen ist sie der Schau'riel- rezie drei Taktstocklängen voraus, und so lü'tcte sie auch vor gestern den schwarten Domino, um zu sehen, ob er rach jahre langer Ruhe im Licht der neuen Zeit ncch Farbe halte. Die Firma: Scribe und Auber sind bekannte Namen: ein Wechsel dieser alten Häuser wurde immer acceptirt und nicht mit Protest zurückgescndlt. Betrachtet man diesen schwar zen Tommo näher, besonders den Text, so ist nie hinweg zu leugnen, daß sich Scribe doch Etwas im Zuschnitt versehen, von dem bleichen, faserigen Stoff gar nicht zu reden. Das Ganze ist eigentlich ein Schauspiel mit Musik-, es ist keine ko mische Oper, dafür ist sie zu ernst und als ernste Oper hat sie wieder zu viel Lazzi; eS ist ein Mittelding, ihr Hauptfehler liegt in dem durchaus stö renden Abwechseln der Musik und der Rede, was die Italiener mit ihrem natürlichen Sinn für alles Musikalische fast immer vermeiden. Nun erst ein solcher Dialog, auf dessen Bahn Weiser stehen, die Meilen künden, welche, wie der Volkston sagt, der Fuchs gemessen und den Schwanz zu gegeben Hst. Jede Oper empfängt dadurch etwas Unnatür liches, darin stimmen gewiß Diejenigen überein, welche diese Abwechselung für nöthig halten, damit das angegriffene Ge- müth und Ohr etwas ausruhen könne. Aber eben di-seL Aus - rahenwollen ist nur eia durch die bisherige Gewohnheit noth- wendig gewordenes Aedürsniß, es ist dieser Wechsel zwischen Gesang und Sprechen einigermaßen dem beim Shakespeare häufig überdacht vorlommenden Wechsel zwischen Prosa und ge- bundener Rede zu vergleichen. Aber bei ihm, den immer ein natürlich richtiges Gefühl leitete, sind die in Prosa und im Nhyimus redenden Personen fast immer re ich» den. Von dem Augenblick, wo eine edclere Gestalt hercintritt, hört die Prosa auf Weit fühlbarer ist dies in der Mvsil. „Der höchste Sprech en", sagt irgendwo Jean Paul, „sieht immer tiefe , als der tiefste Sington", versteht sich, bei derselben Person. Wie oft aber haben wir den Kummer, daß Jemand, der der) seinen Gesang uns wahrhaft entzückte, daun lu-ch sein Sprechen alle Illusion störte, wie dies neulich im „Oberon" der Fall war. Der Haupinochtheil, den das Sprechen und Smgen derselben Per son mit sich bringt, ist die übertriebene Accentuation, Gefticu- lation, die aus "dem darstellenden Gesang in die darstellende Rede hiaübergezogen wird und eine« höchst affeetirten, unleid lichen Eindruck macht. Die heftigere Bewegung, die wir in der erregten höheren Stimmung der Musik bei selbst unbedeuten deren Aeußerungen erträglich und natürlich finden, ist wider lich, wenn sie nachher in der nüchternen Rede aus einem Ameisenworte ein Elephantengeschrei macht. — Die Franzosen sind geborene Schauspieler und so kann der Textdichter dm Sängern seines Landes schon etwas mehr aufbürden, als in Deutschland, wo noch dazu die Uebersetzung, der deutsche Text, den armen Sängern oft wahrhaft Kieselsteine in den Mund legt Es ist allerdings schwierig, einer fremden, im Accent verschie denen Sprache, wenn die Musik so bestimmte Formm vorge schrieben, zumal da sie immer über die Worte freier schalten muß, einen Text unterzulegen. Deshalb blieben Mißgriffe nicht aus, von denen auch die Uebersetzung des schwarzen Do mino nicht frei ist. Die Sprache der Garamanten in Afrika klang nach Herodot (4. Cap. 1831 wie Geschwirr der Fleder mäuse; so auch in diesem Textbuch, das gleich von zwei vor nehmen Damen im Palast der Königin von Spanim niit den Gesäuges warten beginnt: „Hast Du Alles besorgt?" „Genau besorgt, wie's ausgemacht!" — Ob der spätere, sehr umfang reiche Dialog von Etlichen der bctheiligten Sänger der Sprache der Garamanten geglichen, wollen wir nicht weiter untersuchen, dies mögen Sprachforscher thun. Die Details der Oper sind von einer Feinheit und einem Geschmack, die des Urhebers so mancher Meisterwerke vollkom men würdig sind. Vielfach ist den» Nationalen vollkommene Rechnung getragen und so manche prckelnde, zündende Melodie wurde in neuerer Zeit für Possen und Ballete anncctirt. Was die Stoffausbeute anbelangt, so hat Scribe gerade keinen glück lichen Tag gehabt; der Zuschauer wird nicht recht warm, er weiß nicht, für wen er sich interessiren soll, wenn nicht An gela den ihr angewiesenen Kreis erweiterte, der nur durch fertiges Spiel und Gesang auSgefüllt werden kann. Das Kirch liche »nit der Bühne verbunden, ist Sache der heroischen Oper, nach Mackenballspäßen, Vermummungen und Coupletvorträgen aber ist cs ain Unrechten Orte und wirkt gegentheilig auf das Geinüth, abgesehen von der Länge und Breite in Arie unv Gebet zwischen Massarena und Angela. Was die Oper als Vollkommenheit bietet, vereinigt sich in der Parthie der Angela. Gemüthvolle Grazie, schäkernder Sinn eines munteren, unbefangenen Mädchens, Zartheit des Gefühls, selige Hingebung an das Glück, dies Alles brachte das Talent der Frau Jauner-Krall zur Geltung. Die Romanze im ersten Act: „Wer bin ich ? — Eine Fee in Ge fahren', sodann im zweiten Aufzug das arragonische Lied: „Ines so schön", vorzüglich aber Recitativ, Couplet und Ca- vatine im dritten Act, brachten ihr reichen und verdienten Beifall. Zu dem Bath-Orden auf der rothen Uniform des Lord Elfort muß das Marschallamt der Kritik ihm heute »roch die goldene Verdienst-Medaille beifügen, denn Herr Eichberger hat darauf in Anbetracht seines Spieles und Gesanges ein vollkommenes Anrecht. Er verdient eigentlich noch die Ret tungsmedaille, indem er eine Parthie über Wasser hielt, die andere Darsteller so oft gänzlich sinken lassen. Nicht einem jeden Sänger dürfte die Lösung der Aufgabe so wacker gelingen wie Herrn Dettmer mit dem Zurechtksm- men des Grafen Juliano, indem hier der Dialog dem Ge sang so zu sagen immer einige Pointe vorgiebt, was Herrn Rudolf (Massarena schon schwieriger wurde, indem er mit Dem zu kämpfen hatte, was wir im Eingang dieser Bespre chung näher zu beleuchten gesucht haben. Herr S cfaria, Gil-Perez, Oeconom des königl. Damen- stistes Wenn die Ausgaben für das Stift und die Verwal tung sich eben so üppig zeigen, wie seine forcirte Komik, dann leiden die Rooizen keinen Hunger. Etwas mehr Occonomie, verehrter Herr Pe.ez, auch in diesem Punkte, mehr nach dem Schnitt Ihres Mantels gemessen, damit später der kraftvolle schöne Gesang in Harmonie steht. Selbiger ist stets zu hero- risch, er entbehrt der eigentlichen Komik, die doch auch hier übergctragcn sein will. Wir können uns nicht von dem Ge danken trennen, daß der Ueberzang zum Baßbuffo dieses sonst so trefflichen Sängers für ihn und die Kunst kstn Gewinn ist. Bleibe er uns erhalten für den Sarastro und andere meister hafte Leistungen in diesem mit Glück betretenem Gebiete. Sich selbst erkennen, ist nicht nur eine Forderung des Menschen überhaupt, aber ganz besonders des Künstlers. Spätere Tage werden vielleicht Licht schaffen und sollte von wohlgemeinter Seite eine Irrung stattgefundcn haben, so sollte der Siez dop pelt erfreuen. — Höchst wacker wirkten noch Frau Krebs- Michalesi als Claudia und Fräulein Baldamus, als Bri gitte, wie denn die Oper unter Leitung des Herrn Kapellmei ster Rietz bis auf einige Kleinigkeiten in der Nebenbesetzung der erwartcten Aufführung entsprach. Auf dem Repertoir aber wird sie sich nicht halten. Theodor Drobisch. Eine Unterredung mit dem Graf Bi-marck. Der Special-Correspondent des „Daily Telegraph" stattet aus Berlin einen langen Bericht über eine Unterredung mit dein Grafen Bismarck ab, der ihm zur Veröffentlichung seine besondere Erlaubniß gegeben hat. Dieser Bericht lautet nach dsr „Englischen Korrespondenz" folgendermaßen: Da die allge meine Aufmerksamkeit auf den Grad der Wahrscheinlichkeit eines europäischen Krieges gerichtet ist, war cs natürlich, daß ich den Grafen um seine Ansicht über diesen Punkt befragte. Er er widerte, daß er fast unbedingt an Frieden glaube. „Preußen", sagte er, „wird nie Frankreich angrcifen, und wenn Frankreich sich von sei-cr Ueberraschung über die Aussicht auf die Voll endung der deutschen Einheit erholt hat, wird cs cinsehen, daß dieses Ziel, selbst im weitesten Umfange erreicht, in keiner Weise seinen Nationalstolz noch seine Machtstellung aus den» Continente bedroht. In der Zwischenzeit ist unsere Haltung eine passive, wir drohen Niemanden, wir zwingen Niemanden, ja, wir über reden selbst Niemanden Wenn Süddeutschland sich uns zuneigt, so seien Sie überzeugt, die Neigung ist eine natürliche und keineswegs durch Manöoer von unserer Seite veranlaßt. Wir werden unsere Brüder, wenn sie uns mit offenen Armen ent- gegenkommen, nicht zurückweisen, aber eS gelüstet uns nicht nach fremdem Eigenthum und wir können zehn oder selbst zwanzig Jahre bleiben wa» wir find, wenn Deutschland e» nicht ander» will. Wir haben sogar da, wo wir beschleunigen konnten, selbst die Vereinigung aufgehalten, wir sind zufrieden, zu bleiben, wie wir sind. Der Druck muß von denen kommen, die nach einer Veränderung verlangen." Ich fragte — fährt der- Correspon- dent fort — »Hlchen Eindruck die Salzburger Zusammenkunft auf den Minister-Präsidenten gemacht und ob die Andeutungen und Erfindungen einer aufgeregten Presse irgendwie von Ein fluß auf ihn gewesen. „Durchaus nicht," antwortete er, „wa« ich von dem Salzburger Besuche gedacht habe und noch denke, verkörpert sich in meinem Rundschreiben vom 7. September, und weder ich, noch sonst irgend ein vernünftiger Mann, glaubte an die praktische Möglichkeit einer österreichisch französischen Allianz oder fürchtete für den Fall ihrer Existenz davon Folgen für Preußen. Oesterreich kann nicht Frankreichs Bundesgenosse gegm Deutschland sein. Das deutsche Element ist der bindende Kitt, der das große österreichische Staatsgebäude zusammenhält. Wir wünschen Oesterreich alles Gute und hoffen, daß es seine Macht und einen intelligenten freien deutschen Kern wieder ausbauen möge Ich »»einerseits verlange für Preußen nichts Besseres, als eine feste Allianz mit einen» konstitutionellen Könige von Ungarn, der als Kaiser von Oesterreich in den übrigen Pro vinzen dein deutschen Elemente vollen Spielraum gönnt. Wenn Salzburg eine französische 'Niederlage geivesen wäre, wie es böswillige Leute nun einmal darzustellen belieben, so hätte es uns nicht beunruhigen tonnen; als das, was es wirklich war, bildet es für uns keinen Gegenstand von politischer Bedeutung." In Betreff cines Krieges rin Orient sagte Se. Excellenz mit Bestimmtheit: „Ich glaube nicht daran Im Publikum kennt inan Rußlands wirkliche Lage nicht. Ich kenne sie. Rußland hat orientalische Gelüste und möchte sie auch vielleicht gern gelt.md machen, aber cs kann dies nur im großen Schle thun. Seine Position macht ihn» halbe 'Maßregeln unmöglich, und es ist faktisch nicht im Stande, einen langen, kostspieligen Krieg zu beginnen. Rußland hat eine große Zukunft vor sich, es besitzt die Anlage zu einer Stärke, die der jedes anderen Kö nig- oder Kaiserreiches überlegen ist Es ist unbezwingbar, leidet aber wie einZstarker, gesunder Mann an Indisposition. Wenn ein solcher Mann sich nur drei Tage niedcrlegen und sich ruhig Hallen wollte, so würde die ursprüngliche Kraft sei ner Constitution über seine Krankheit triumphiren und er ge sund in voller Stärke von seinem Lagec erstehen. Wenn er aber hartnäckig ausgehen, uinhergehen und da draußen seine Geschäfte besorgen will, als ob er »vohl wäre, so wird wahr scheinlich die Krankheit ihn stärker ergreifen und ihn in ernste Ungelegcnheiten bringen. Zwei oder drei Tage in dem Leben eines Menschen sind zwanzig oder dreißig Jahre in dem Leben einer Nation." Was die Verschmelzung der neuen Provinzen mit Preußen und ihre schließlich« Aussöhnung »nit ihrer neuen Lage anbelangt, so schien Graf Bismarck nicht nur hoffnungs voll, sondern zuversichtlich einem glücklichen Erfolge entgegen zu sehen. „In Hannover", bemerkte er, „machen wir so gute Fortschritte, als wir nur wünschen können. Die intelligenten und commerciellen Elemente der Provinz sind auf unserer Seite, nur die Ritterschaft und die Anhänger des früheren Hofes sind gegen uns. Der König hat ihnen einen tüchtigen, ehrlichen Mann vcn Grafm Stolbergl zum Gouverneur ge sandt, und der Prooinzial-Landtag, dessen Majorität Preußen geneigt, ist eben eröffnet worden. Frankfurt ist aus mehr als einem Grunde etivas v.rnachlässigt worden, aber ich habe dm Frankfurtern mein Wort gegeben, daß sie auf den richtigen Fuß kommen sollen, und ich werde es halten. Preußen hat viel vor der Hand zu erledigen, aber als Erbe der gesetzlich einzezanzenen Verpflichtungen jüngst annectirter Prooinzm und Städte wirv es ehrenhaft seinen Verbindlichkeiten gerecht werden." * Bauthütigkeit in Paris. Im Jahre 1866 wur den in Paris 3614 Häuser 'also um 263 mehr als im Vor jahr ausgebaut, dagegen 2256 Gebäude ganz oder theilweise niedecgerisien, was einem Mehr der Neubauten von 1358 ent spricht. Es wurden durch jene Bauten 20,311 neue Wohn ungen geschaffen, durch die Dcmolirungen aber 16,513 zerstört, was einen Gewinn von 3796 Wohnungen giebt. Dieser Zu wachs steht im richtigen Verhältnisse zur Volkszunahme in der französischen Hauptstadt; in den letzten fünf Jahren waren dort 55,127 Wohnungm zugewachsen, während die BevölkerungS» Zunahme in derselbm Zeit mit 132,139 sich beziffert. Da aber nach den angestellten Erhebungen im Durchschnitt 2,5 Ein wohner auf die Wohnung kommen, ergiebt sich dort ein bezüg licher Bedarf von 52,855 Quartieren, wo der Nest von 2273 für commerciclle und industrielle Zwecke verwendet wird. Man zählte übrigens iin Jahre 1866 641,165 als Wohnungm dienende Quartiere in Parts. * Die alte Geschichte. Ein Russe schreibt der „Süddl Pr.": Was Europa in Paris von uns zu sehen bekommen hat, ist ein idcalisirtes Rußland — nicht das wirkliche, wie eS ist^ Im ganzen russischen Reich findet man die Bauernhäuser nicht, roelchc im Marsfeldc ausgestellt sind. Die russischen Bauern schlafen auf Brettern, welche unter dm Decken der Stuben hin laufen, im Sommer in den Höfen in den Kleidern, welche sie am Tage tragen. Auf der Ausstellung in Paris dagegen sieht man ein reinliches Bett, wi; es höchstens etwa im Jroslawischm bei reichen Bauern zu finden ist, die auch wohl ihren Frauen in Moskau Hüte zu 20 Rubel kaufen. * Mainz. Zwei hiesige Juden nahmm am 21. Sep tember in ihrem gemeinsamen Schlascabinet zwei Pistolen von der Wand, legten Knallpapicr auf die Zündstifte und drückten im Spaß gegen einander los; die Pistolen waren obec geladm und so geschah eS, daß sie sich gegenseitig niederschossen. * Notograph. Die „Voss. Ztg." schreibt aus Berlin: Herr Eduard Schmcil aus Magdeburg hat im AvmiralNtS» Garten einen Apparat zur Ansicht ausgestellt, der die Beach tung aller Musiker nnd Musikfreunde verdient. Dieser Apparat, Notogr >ph genannt, der an jedem Clavicr befestigt werden kann, HK den Zweck, das aus dem Clavicr Gespielte sofort wahrend des Spielcns in 'Notenschrift aus da« Papier zu übertragen. Die Notenschrift ist nicht die gewöhnliche, aber der Art, daß sic sich si'cht entziffern läßt.