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87. Jahrgang. ^ 1V7. veiu,«-6tetü-r oterMllhrt. sür Die»- k«n bet tlgltch zwit. m«Ii,«r Zuira-un, <„ S»nn- un» Monloa», nur einmal» 2.bN M., durchauewürtt»» ttom. mWonLre dt» SM M. »et «tnmattger Zu- Itellung durch die Post SM <»bn«Bestellgeld». Stu »Iand: Oester- retch-Ungarn b,<» jtr., Schweiz »,«L ffrt»., Italien 7,17 Lire. — Nachdruck nur mit drutlicher Quelle«- anaad» < Dre»dner Naqr.")zull!lstg. - Un oerlangte Manustripte «erb.ntchtausbewahrt. Telegranim-Adresse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: 11 . LOW . »001. Sonnabend, IS. Juli 1913. Druck und Verlag von tiepsch Reich ardt in Dresden. Qöcks Ml Wilsclruttsr Slrssss 16 Swin§u1 ^I'islLlI Anzeigeu-Tarif Annahme von Ankun- diflungen dir nacdin 8 Uhr. Svnnlag'» nur Morienslrahe :t-i von N dir >.z) Uhr 2 »e einspallige Zeüe (eiwa k Silben- :iü Pi.. tue »weispaliig, Zeile auf 2e/lse„e 7tt Pi. b,e zmeifpalt. 9iek!onie,kile I N» M. .Zamtlien Nachrichten ails Dreh« den die emjpalt. Zc,le Lü Pi. - In ^nni. mern nach Sonn und Feiertagen eihöh,er Tarif. — AnLwörtrge Aufträge nur gegen Vorausbezahlung Jeder» VelegblaitlvPf Hauptgesch 8 ftsstelle: Marienstrasje »8 10. Die „vrsscinsr dlLOdricdlsn" kv/ielit m:m in liStrslliilliiill'llüs WsNlilllI rrsongsns »iick sderrUs ciurcl, LM'I flNZWl-, IVlLilillKl- 81^06 10 0. 1SS2 Oserünckot 7. NSdlio Ilmileli-ii.. üsmmgi'2? n :: l>?eilleii-ä.. liWileniiIslr iiliil kilimkj'sSk. Qi-olZss ^3§6i- ulüILkikei'liWii MiireictuiW. brautmödel erkrLzo ^-5eser7. Mutmaßliche Witterunst: Siidwestwinde, wech selnde Bewölkung, wärmer, trocken. Bei der R e i ch s t a g s e r s a tz w a h l in Weilheim wurde Emminger sZentr.) gewühlt. Dr. Mai' M a u r e n b r e ch e r ist aus der sozialöemo- kratischen Partei ausgetreten. Nach einer Londoner Meldung steht ein Besuch des deutschen Kaiscrpaares in England im nächsten Frühjahr bevor. Ferner wird die Königin von England mit ihrer Tochter Mary nach einer Lon doner Zeitungsmeldung am 12. August nach Deutsch land reisen. Die Stim m ung im bnlgari s chcn Bolle ist so bedrohlich, dast die Sofioter Gesandten im Interesse des Lebens der Ausländer König Earol ersuchten, von einer Besetzung Sofias abzusehen. In Petersburg wird offiziös erklärt, dast an gesichts der neuen Lage ans dem Balkan die Möglichkeit be stehe, dast der Gegensatz zwischen Rußland und Oesterreich v -> r s ch w i n d c. Frankreich hat zu erkennen gegeben, dast es eine Herabsetzung der Würde Bulgariens nicht z u g e b e n könne. Auch Rußland wünscht keine zu große Schwächung Bulgariens. England hat die Anregung gegeben, Frankreich und Italien mit der Durchführung einer Flottcn- d e in o n st r a t i o n gegen die Türkei zu betrauen, falls diese den Borstellungen der Mächte nicht nachgibt. Die albanischen RegicrungSkreise konstatieren eine Verletzung der Beschlüsse der Botschaslerkonscrenz durch die Serben, die zum Teil albanisches Ge biet besetzt hätten. Eine hochersreuiiche nationale Kunde bedeutet die bereits an anderer Stelle mitgcteilte Neuste, ruiig des bayrischen ZentrumSsührers Pichler zur Wclfen- sragc, wonach die Vorbesprechungen im .Kreise der Bundes- ratsmitglieder das Ergebnis gehabt haben, dast die bis herigen Erklärungen des Prinzen Ernst August von Cnm- bcrland über seine Stellungnahme gegenüber den melsischcn Ansprüchen auf Hannover nicht für genügend angesehen werden und ein voller zweifelsfreier Bcrzicht auf Hanno ver als unumgänglich bezeichnet wird: Bayern habe nach dieser Richtung die Anregung gegeben. Der Dompropst Pichler gehört nicht zu den Leuten, die blost von ungefähr die Glocke läuten hören, sondern man darf ihn kraft seiner persön lichen Beziehungen zu hohen und höchsten amtlichen Stellen zu den Eingeweihten und Wissenden rechnen, und so ist denn zu hoffen, dast die aufrichtige Freude aller deutschen Patrioten an diese Verlautbarung nicht durch ein hochoffi- ziöses Dementi ans der Wilhclmstraste getrübt wird. Eine Auslassung der „Banr. Staatsztg." bestreitet lediglich die angebliche bayrische Anregung, aber nicht die sonstigen Einzelheiten der Pichlerschcn Information. Ferner will eine manchmal zu offiziösen Zwecken benutzte Korrespon denz wissen, dast „in Berliner politischen Kreisen" die Mitteilungen des Herrn Pichler als unzutreffend angesehen würden. Das will aber um so weniger besagen, als gleich zeitig hinzugcfttgt wird, daß „eine durchaus befriedigende Lösung der vorhandenen Schwierigkeiten seitens deö Prinzen Ernst August von Eumberland in sicherer Aussicht stehe". Dieser Hinweis führt geradezu a»f die Schluß folgerung, dast die bisherigen Einwirkungen auf den Prinzen im Sinne einer bedingungslosen Berzichtleistnng auf Hannover von Erfolg gekrönt worden sind. Jedenfalls innst im Zusammenhang hiermit nochmals klar und un zweideutig fcstgeslellt werden, daß eine „befriedigende Lösung" der Welfenfrage im nationalen Sinne schlechter-, dings nicht anders denkbar ist, als auf der bezcichneten Grundlage. Jede andere Art -er Lösung wäre im höchsten Grade unbefriedigend. Die bedingungslose Berzichtleistnng deö Prinzen Ernst August von Eumberland aus Hannover sowohl für sich selbst wie für seine gesamte Nachkommenschaft bildet unzweifelhaft das Mindestmaß von nationalen Anforderungen, das für den Fall einer wclfi- schen Thronbesteigung in Braunschweig erhoben werden must und von dem auch nicht ein Tüttelchen preisgegeben werden darf, wenn nicht das Reich in Gefahr geraten und in seiner festen Grundlage erschüttert werden soll. Wenn der Bundcsrat sich mit einem so umgrenzten Verzichte zu frieden gibt und den Herzog von Eumberland außer Be tracht läßt, so liegt schon hierin ein weites Entgegen kommen, wie ans einem Rückblicke auf den Werdeprozcst der bundeSrätlichen Haltung in der Welfenfrage erhellt. Der BundcSratsbcschlust vom Jahre >885 erklärte blost, „daß die Regierung des Herzogs von Eumberland in Braun schweig, da derselbe sich in einem, dem verfassungsmäßig gewährleisteten Frieden unter den Nnndesgliedcrn wider streitenden Verhältnisse zu dem Bundesstaate Preußen be findet und im Hinblick auf die von ihm geltend gemachten Ansprüche aus Gebietsteile dieses Bundesstaates, mit den Grundprinzipien der Bundesverträgc und der Reichsver- fassung nicht vereinbar sei". Diese Fassung wurde aber noch erweitert, als nach dem Tode des Regenten im Jahre 1M7 der Regentschastsrat den Antrag an den Bundcsrat gelangen ließ, den jüngeren Sohn des Herzogs von Eum- bcrland, den Prinzen Ernst August, zur Thronfolge in Braunschwcig zuzulasscn. falls dieser für sich und seine gesamte Nachkommenschaft den vorbehaltlosen Bcrzicht aus Hannover erkläre, während der Herzog für sich und seinen ältesten Sohn an Hannover kcsthaltcn wollte. Der Vun- dcsrat antwortete aiE diesen Antrag damit, dast er die Ausschlnstformcl nicht, wie bis dahin, aus den Herzog von Eumberland beschränkte, sondern sic in dem Sinne verall gemeinerte, wie er sich aus dem Geiste der ganzen Be stimmung heraus notwendig ergab. Es wurde ausdrück lich festgestellt, und zwar auf Antrag des sächsischen Bundes- ratsbevollmächtigten, der damals das Referat in der Sache führte, «daß. solange irgendein Mitglied des Hauses Rraunschweig-Lüneburg Ansprüche auf preußische Gebiets teile erhebe, auch die Thronbesteigung eines anderen Mit gliedes dieser Familie in Brannschweig, selbst wenn es für sich und seine Nachkommen ans alle solche Ansprüche ver zichte. unzulässig sei". Inzwischen haben sich die Verhältnisse insoweit ge ändert, als nach dem Tode des ältesten Sohnes des Her zogs von Eumberland nur noch der Herzog selbst, dem nach menschlicher Voraussicht kein Leibeserbe mehr bc- schicden sein wird, und der Prinz Ernst August in Frage stehen. Für den letzteren müßte die Verschwägerung mit dem Kaiscrhause, wie man annchmen sollte, den Verzicht auf Hannover, den er schon 1SU7 auszusprechcn bereit war, gegenwärtig noch erleichtern. Wenn dann der alte Herzog auch ferner bis an sein Lebensende mit seinen Ansprüchen auf Hannover grollend abseits stehen bleiben sollte und der BundeSrat ihm gegenüber die Vcrzichterklärung prcis- zugeben geneigt wäre, so könnte sich das patriotische Ge wissen damit allenfalls absinden. Niemals aber ist eine weitere Nachgiebigkeit möglich: niemals kann der Bnndes- rat, ohne allerschwerste Schädigung seiner eigenen Autori tät und ohne ernste Gefährdung des Friedens unter den Bundesglicdern und der Wohlfahrt deö Reiches, von der Forderung abwcichcn, dast der Prinz Ernst August bc- dingungs- und vorbehaltlos für sich und alle seine Nach kommen ans Hannover verzichten muß, wenn er den Thron in Braunschwcig besteigen will. Das Deutsche Reich muß die zuverlässige Gewähr haben, daß nur eine tadellose nationale Dynastie in dem ehemaligen Welseuslaate Braun schweig waltet. Das nationale Prinzip steht höher als eine vergilbte Legitimität, die sich mit dem lebendigen vaterländischen Bedürfnis, mit der höheren Wohlfahrt des großen Ganzen in Widerspruch setzt und von dem klein lichcn Geiste dynastisch-persönlicher, dem mächtigen Wechsel ströme der Zeitgeschichte entfremdeter Interessen be herrscht wird. DaS Vorgehen des Bnudesrats gegen eine welsische, nicht von dem Verzicht aus Hannover begleitete Thronfolge in Braunichweig hat von Anfang an die Hobe grundsätzliche Bedeutung gehabt, daß cs die reine erbrecht liche Betrachtung »nd Würdigung fürstlicher Thronfolge rechte in dem heutigen Deutschen Reiche, das mit allen Fasern ein modernes Ttaatswesen ist, ml führt und der Berücksichtigung der nationalen Momente aus diesem Gebiete den gebührenden Vorrang anwcist. Wenn jetzt gerade Sachsen und die süddeutschen Staaten in treuer Gemeinschaft, und unterstützt von dem obersten ver antwortlichen Beamten des Reichs, für den allein dem Reichs- intercsse entsprechenden Standpunkt in der Welscnsrage mit Nachdruck cintreten, so ist das ein neuerlicher Beweis dafür, wie sehr gerade d i c b u n d c S st a a t l i ch e Orga nisation der gedeihlichen Entwicklnng deS N c i ch s g c d a » k e n s zugute kommt. Der IInitaris mus bringt, abgesehen von allen anderen Nachteilen, die er im Gefolge hat. auch die große Gefahr mit sich, daß die Gliedstaaten nicht mehr imstande sind, ihren heilsamen poli tischen Einfluß an der Zentralstelle im Sinne einer die Reichswohlsahrt fördernden Einwirkung zur Geltung zu bringen. Je mehr aber das föderative Prinzip gepflegt, je sorgfältiger die bundesstaatliche verfassungsmäßige Grundlage des Reiches geachtet wird, desto sicherer ist auch das Reich vor Schädigungen und Führlichkciten, wie sic eine zu straffe Zentralisation gerade für eine io eigenartig entwickelte Ration wie die deutsche herauszubeschivöreu droht. Diese Lehre wird den deutschen patriotischen Kreisen durch die sächsisch-süddeutsche Haltung in der Welfenfrage aufs neue eindringlich zum Bewußtsein gebracht. * Die „Köln. Ztg." meldet ans Berlin zu der Nachricht der „Donauztg.", nach der neue Verhandlungen mit dem Prinzen Ernst August von Eumberland über eine end gültige Vcrzichtleistung aus Hannover cingeleitet worden seien: „Eine Klärung kann erst erfolgen, wenn der Bundesrat wieder Zusammentritt und zu dem neuen An trage in der braunschweigischen Frage Stellung genommen haben wird. Vor dem Fericnantrittc hat der Bundesrat in dieser Frage irgend etwas neues weder beschlossen noch erörtert." Bulgarische Hoffnungen. Bulgariens Ende ist noch nicht so nahe gerückt, wie cS zeitweise erscheinen mochte. In Sofia dürfte man wieder Mut gewonnen haben, nachdem, wie im Abendblatt ausführ lich gemeldet. Oesterreich sich des bulgarischen hilfesuchenden Staates angenommen und die übrigen Mächte, so auch Frankreich, durchblicken ließen, daß Bulgarien nicht völlig zertrümmert werden dürfe. Mit Rumänien hat Bulgarien bekanntlich Verhandlungen bereits angcknüpst, Serbien hat seine Ansprüche schon etwas gemäßigt, die Türkei soll von den Großmächten, eventuell durch eine Flottcndemonstration, gezwungen werden, über die Linie Cnos—Midia nicht hinauSzugehcn, Montenegro wird nicht viel gefragt, nur Griechen land zeigt sich noch sehr widerhaarig. Aber die griechischen Wünsche sollen ja, eventuell auch durch eine Flottcndeinvn- stration etwas hcrabgemindert werden. Zwar mißt nie mand einer solchen Demonstration irgendwelche Bedeutung bei, zumal die großen „Erfolge" der Demonstration gegen Montenegro noch in „bester" Erinnerung sind. Doch alles Grund genug, um in Sofia aufzuatmen, wo eine neue Re gierung die unzähligen Fehler des Herrn Tanew wieder gutmachcn soll. In türkischen Kreisen scheint man über das, was eigentlich werden soll, nicht so recht im klaren zu sein. Die offiziellen Kreise würden viel zu gern bis nach Adrianopel marschieren, zumal Armcckreisc darauf dringen, und die Stellung der Regierung unzweifclhast eine bessere werden würde. Slbcr man scheut in Stambnl doch die Mächte und hat auch vor allem kein Geld. So ist es nur ! eine unzulängliche Militärmacht, die unbeirrt ihren Marsch ! nach Adrianopel sortsetzt, die aber im Ernstfälle laum die Regierung hinter sich haben dürste. Denn das GroS der eigentlichen Armee hat auf der Linie Envs—Midia Halt gemacht, die nach dem Londoner FriedenSvertrage für die Türkei die offizielle Grenze geworden ist. So dürste aller Wahrscheinlichkeit nach der Vormarsch aus Adrianopel ein Schlag ins Wasser werden. Doch ist man ja gewöhnt, daß auf dem Balkan in der Regel alles anders kommt, als mau vermutet. » Znversicht in Sofia. Aus Sofia wird gemeldet: In politischen Kreisen herrscht wieder große Zuversicht, nachdem bekannt wurde, daß der französische G csandtc im Namen PoincaröS dort mitgctcilt habe, Frankreich würde eine Herabsetzung der Würde Bulgariens nicht zü gelten und mit den anderen Mächten deö Dreiverbandes für die Schonung des bulgarischen Nationalgcsuhls ein treten. Die Politik des neuen bulgarischen Kabinetts. In Berliner Baltankreiscn glaubt man, daß das bulgarische Kabinett die Verständigung mit Ru mänien a n st r e b c n und den Krieg gegen Serbien und Griechenland sortsctzen werde. Insbesondere wird von Genadicw, der Mazedonier und in Monastir geboren ist, angenommen, daß er Monastir nicht kampflos werde preis geben wollen. Ta die gegenwärtige bulgarische Svbranje in ihrer Mehrheit russophil ist, so ist die Möglichkeit einer