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Okkitklnt tlgkl« tt». 7 »yr m drr Spedition »»arlkMlrahe I». »ldon- n,»en«»pr»i« ,t«rteli,li>r. Ilch üMarl ^LPsge.,durch tt, V»!t S Mu,I »> ^ ^r. Gt-izkl Nummk-Ni -' r. «ufiogk 2700k tkr»l Fllr dir Riiikgudr cm»,. iondirr Manulcripic machi sich dir Nidaiit»» nicht verbludltch, Infrriitrn-Innadme aud- wurl«. s»»«u tch» uuck V«,i«r in Hamburg, Brr- >ju, Wien. Lrtdjtg. Basti, vrr»Iau, Frautft-» a M. — 8uL dl°,«a tu GrrUn, Leipzig, Wtriu Hamburg, grauisuri M., MUn. chcn. — Vaud« d 0o. in Arapifurl a. M. — b'r, Vaigi in lliirmnig.— II». Nalliar ch 6». in Pari«. Tageblatt für Politik, Unterhaltung n. Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Llepsch L Netchardt in Dresden. Niger«« werden «»rwn. Liradr lu angrnomme» dt» »Id. » Uiir. Sonntag» dt» Mittag« t!i Udr. I» Iteutlad»: grotzr »>»>>« gaa« d dt» Nachm. 4 Udr — Drr Kaum einer rin lVaitiqen Prltijetle tollet >ä Psg . Lingrsandt dig Zette 4a Pjgc. Eine iLaranlie tiir dad Nächtitiigige irrtchet- »«» der Jnterate nur» nicht gegeden. gtutwarttge »Innonren- giujtrbge von UN» unbi» kaniiic» Firmen »». Pkl. soncu interiren wir nur gcqcn P r a n u IN k r a » do st aliiuna durch Brt-i marken oder Poticinjul,» jung. Neun Siiden iojtin Ib Ptae. Iniirale lur die Montags» Nummer »der nach emem Aetllag« die PeMjeite i!S P>ge. Nr. 117. Zwanzigster Jahrgang. MItredacleur: vr. Lm«I »1«»»^. Für baö Feuilleton: I-nÄvlz Dresden, Dienstag, 27. April 187». Für die Monate Mai und Fimi werde» Abonnements uns die „Dresdner Nirckirichtcn" in der Expedition, Martenstratze Nr. I», zu ü Mark Pfa, sowie für auswärts bet den Postämtern zu L Mart 7 V Pfg. angenommen. Politisches. „Ungarn ist ein Nationalstaat, und kein Nationalitätenstaat", so ries vor einigen Tagen Koloman TiSza i,n Abgeordnetenhaus« unter dem wildesten Juoel sämmtltcher Magyaren Ungarn ein Nationalstaat — und das Angesichts der Thaljache, daß im Gebiete der Stephanskrone mehr Menschen nicht magyarischer Zunge als Magyaren leben. Allein der ehemalige Führer der Linken zeigt sich so wenig Willens wie das ganze Cabinet, dessen Seele er ist, mit diesen Thatsachen zu rechnen, daß man jenen, Ausruf eine ganz andere Bedeutung, als er auf den ersten Blick zu haben scheint, beilegen muß. Ungarn soll ein Nationalstaat werden, das ist der wahre Sinn des kecken Wortes, das Ziel und der Zweck aller Be strebungen ungarischer Ministerien seit dem Jahre des Ausgleichs. Schlimmer als dieser Ausfluß eines mißverstandenen oder ver zückten Patriotismus ist die Thatiache, daß das Vorgehen des Com munications Minister» zunächst durch die Agitation magyarischer Eisenbahnbeamten selbst angeregt worden ist. Brodneid, gemeinster Brodneid ist die Triebfeder dieser einzig und allein zur Vertreibung der verhaßten Deutschen ausgedachlen Maßregel, welche der Genosse Tisza's als einen Ausdruck „patriotischen Geistes" bezeichnet. Den gewichtigsten Einwand, nämlich daß die magyarische Sprache gar nicht einmal die technischen Ausdrücke des Eisenbahnwesens besitze, sucht der Minister damit niederzuschlagen, daß er den Eisenbahnvcr waltungen zugleich init seinem Ukas ein „durch die ungarische Akademie der Wissenschaften überprüftes technisches Lexikon" übersendet. Nun, die Beamten deutscher Zunge werden, so weit sie aus der Hand in den Mund leben, nothdürftig die fremde Sprache erlernen, das gegen seitige Mißtrauen wird in unerträglicher Weise wachsen und der Dienst wird ein gut Theil schlechter werden, als er es bereits ist Wenn cs den Magyaren paßt, ihre Gliedmaßen der Ungeschicklichkeit der eigenen Landsleute Preis zu geben, so können wir nichts dagegen einwenden, es kommt hier nur darauf an, den Geist zu charakterisiren, welcher die neue Verwaltung beseelt. Man hatte geglaubt, die Jugendthorheit der ungarischen Staatsmänner, welche in den ersten Jahren des Ausgleichs Bäume ausrissen, weil sie von Deutschen ge pflanzt waren, gegen deutsche Speisezettel und Fiunatafcln wie gegen harmlose Cylindcrhüte in gleicher Weise unbarmherzig rasten, sei verwunden — umsonst, die Jugendthorheit erwacht in viel gefähr licherer Weise, denn vor zehn Jahren hatten die Magyaren noch volle, durch die verhaßten Deutschen gefüllte Kassen, heute aber, da die frühere Kinderkrankheit mit neuer Gewalt wieder ausbricht, sind nicht nur die Kasten leer, sondern der Staat ist schon mit unerträglichen Schulden überlastet. Man müßte schließlich an dem Verstände der herrschenden Klasse zweifeln, wie man ihre Gerechtigkeitsliebe längst bezweifelt, wenn man in dem wiedererwachten Chauvinismus Selbstzweck und nicht nur ein vorübergehendes nothwcndiges Mittel ru anderen, nicht eindestandenen Zwecken sehen müßte. Die zur Vertreibung der Deutschen aus dem Eisenbahndienst ersonnene Maßregel ist nicht bloS eine Brutalität, ausgeführt im Dienste des Nationalitäts-Gehen, sie ist ein Eingriff in die Privat rechte der Eisenbahngcsellschasten, eine offenbare Verletzung der per sönlichen Rechte der Beamten. Die Staats- und Thcißbahn haben dies bereits früher ungeschminkt dargelegt. Die Beamten selbst sind in den Dienst getreten, ohne daß man ihnen die Kenntniß der magyarischen Sprache zur Bedingung machte, Tausende von ihnen sind im Dienst ergraut und sind heute nicht mehr im Stande der unvernünftigen Forderung Genüge zu thun, selbst wenn sie wollten. Und weshalb alles das? Es ist unglaublich aber wahr, nicht ein mal die russische Regierung hat den wenigen Deutschen ihrer Ostsee provinzen das Recht, in den eigenen, inneren Angelegenheiten in ihrer Sprache zu verhandeln, genommen und wo die fremde Sprache im Eisenbahndienst eingeführt worden, sind die Folgen so trostlose gewesen, daß man stillschweigend auf ihre weitere Einführung ver zichtet. Mag mm auch der Magyare noch so stolz sein aus die kriegerischen Thaten seine» Volkes, was er an Cultur je besessen, verdankte er und verdankt er noch den Deutschen. Eine Praxis, vie sie die klugen Schweizer für sich ersonnen, wird in dem viel- 'prachigen Ungarn kaum durchzuführen sein, darum soll allerdings ür den Verkehr mit den Centralbehörden eine Sprache herrschen, wenn eS nun einmal nicht anders sein kann, die magyarische. Was aber darüber hinausliegt, ist nicht Sache der Regierung, sondern regelt sich nach den Bedürfnisten des wirklichen Lebens, der Bildung. Man braucht gerade kein schlechter CommunicationS-Minister zu sein, wenn man außer seiner Muttersprache nur ein klein wenig Deutsch, sonst aber weiter keine Sprache des gebildeten Europa kennt, allein inan zeigt eine beispiellose Beschränktheit, wenn man zur Richt schnur eines vielsprachigen bunten Volküverkehrs ein „durch die ungarische Akademie der Wissenschaften überprüftes Lexikon" macht. Nicht nur die „N. fr. Pr", das „N. W. Tgbl." und die her vorragendsten österreichischen Blätter gehen gegen den ungarischen Großmachtsdünkcl einmüthig vor, sondern auch jene deutschen Zei tungen, welche 1866 auf ein gegebenes Signal sowohl die böhmischen wie die ungarischen Länder gegen Oesterreich hetzten und in ihrem Dünlcl bestärkt haben, finden in den neuen Vorgängen in Trans- leithanien, nur Lächerlichkeit und Anmaßung. Die „Frlf. Ztg.", der wir einige der obigen Ausführungen entnehmen, sagt ganz rich tig, die erste Bedingung eines Großstaate» sei, seine Schulden zu bezahlen. Das ist freilich eine bittere Pille für die Machthaber in Budapest. Während es iin übrige,» Europien leidlich ruhig auüsieht, Bis marck'» Schnupfen normal verläuft und Kaiser Wilhelm die milde Lenzluft in Wiesbaden athmet, reist der Kaiser Franz Josef im Schweiße seines Angesichtes durch Dalmatien. In diesem stark ver nachlässigten Lande hört die übliche Täuschung des reffenden Mo narchen auf; trotz aller Zivios, Triumphbogen und Illuminationen fällt der kaiserliche Blick aus Noth und Elend und erschreckende Un bildung, so daß vielleicht selten eine Fürstenreise wahrhaft frucht barer sein wird, als diese dalmatinische des gutherzigen Kaisers Franz Josef. Die „Preußischen Jahrbücher", die im Ausplaudern, wie im Combiniren schon Großes geleistet haben, bringen eine Beleuchtung der belgischen Astaire, die, weil hochossicws und ungemein pikant, der lingekürzlen Mittheilung verlohnt. Es handelt sich nach dieser Quelle weder um eine Bedrohung der Selbstständigkeit, noch um eine Gefährdung der Neutralität Belgiens „Belgien" (so sagen die „Pr. Jahrb") „verdankt den deutschen Waffen, daß es überhaupt noch cxistirt. Am 24. Juli 1870 veröffentlichten die „Times" jenen berüchtigten Allianz-Entwurf, welcher Preußen den deutschen Süden übcrluß, wenn dasselbe Frankreich die Erwerbung Luxemburgs und die Eroberung Belgiens zulassen wollte. Die diplomatischen Ent hüllungen, welche der französische Krieg hervorries, offenbarten der erstaunten Welt, wie ruhelos die französische Politik an der Ver nichtung des Grenzstaatcs gearbeitet hatte und wie wenig seine Neutralität ihn geschützt haben würde, wenn der hohe Sinn des preußischen Staatsmannes cine Regelung der deutschen Angelegen heiter, im Bunde mit Frankreich und um solchen Preis zugelassen hätte. Führte das Glück der Waffen die französische Armee nach Berlin, statt die deutsche nach Paris, so fiel Belgien trotz der papier- nen Proteste Englands dem Sieger zuin Opfer. Wir rechnen in der Politik nicht aus Dankbarkeit, aber wir fordern von der Regierung eines Landes, welches so ohne sein Verdienst dem Untergange ent ronnen ist, daß sie wenigstens einige kluge Rücksicht denen gegenüber nehme, die als willige Werkzeuge der Vorsehung es gerettet haben. Man kann doch nicht wissen, ob diese Willigkeit nicht auch später noch von Nutzen sein wird. Denn der Gedanke, für den Ver- lustvonElsaß-Lothringen eine Entschädigung in Bel gien zu suchen, liegt den französischen Politikern aus begreiflichen Gründensehr nahe. Es würde uns nicht wundern, wenn man von Paris aus versuchte, vor dem Ausbruche eines zweiten Krieges oder im Verlaufe desselben in dieser Richtung uns Ausgleichungsvorschläge zu machen." Nun, an Deutlich keit laßt diese Berliner Warnung nichts zu wünschen übrig. Locales und LiichsischeS. — König Albert hat an seinem Geburtstage drei in Wald- Heim zu Verbüßung ihrer, wegen im letzten Kriege begangener Ver gehen, zu-rkannten Strafen detinirte ehemalige Soldaten-: Groß, Uhle und Plöthner, begnadigt. — Auch in Straßburg wurde der Geburtstag Sr. Maj des Königs von Sachsen von der dasigen Garnison feier lich begangen Die militärischen Gebäude, die Festungswerke und das Fort Kronprinz von Sachsen hatten geflaggt. Am Vormittag fand Gottesdienst in den Kirchen beider Eonfessionen statt; am 'Mittag war große Paroleausgabe des gcsammtcn Osficiercorps der Garnison auf dem Brcglieplatze Das Festdmer fand am Nach mittag in den Räumen des Ossicicr-Easinos statt; die Mannschaft des sächsischen Infanterieregiments Nr. 105 wurde in der Kaserne festlich gespeist. — Die neuen stählernen Ring-Kanonen kamen hier bei der letzten KöniaSparade in zwölf Batterien zum erstenmale insgesammt zur Vorführung. — Wie wir nachträglich erfahren, haben mehrere Compagnie chefs hiesiger Infanterie am KönigSgeburtslagc sich bewogen gefühlt, ihren Mannschaften in verschiedenen Localen Abends durch freien Tanz und fünf Glas ff. Lagerbier pro Mann (Damenwelt war der freundlichen Aufforderung zum Balle schleunigst gefolgt) nach den bei Tage ausgestandinen Strapazen einen fröhlichen Abschluß zu geben Daß die jetzt zum Lernen cingezogenen Beurlaubten und Reservisten zu dieser Föte bei jeder Compagnie mit eingeladen wur den, hat bei Letzteren einen sehr guten kameradschaftlichen Eindruck hinterlasse». — Berichtigend ist zu erwähnen, daß der mit dem Albrcchts- Orden geschmückte Än'reas Hoppe nicht Arbeiter der Pulverfabrik zu Bautzen, sondern seit 60 Jahren in dasiger Fischer'schcn, jetzt vereinigten Bautzner Papierfabriken thätig ist. — Die gerichtsärztliche Obduction und Sektion des nach un serer gestrigen Mitthcilung am Sonnabend Abend in der Haide hinter den neuen Militär-Häuten aufgcfundcnen Leichnams des Schlossers Käßncr aus Hirschberg hat ergeben, daß Letzterer nicht, wie nian nach den ersten Eindrücken des Befundes — die Leiche wurde auf dem Bauche und dem Gesichte liegend gefunden und letzteres war nebst der Vorderseite des Kopfes durch Blut und Schmutz unkenntlich — anzunehmen berechtigt gewesen ist, erschla gen worden ist, sondern in Folge eines LungenblutschlagcS sein Le ben eingebüßt hat. K. war 30 Jahre alt, unverheirathet, hielt sich seit einigen Jahren hier auf und war als Gehilfe in hiesigen größe ren Schlossereien beschäftigt gewesen. Seit mehreren Wochen war er, aus eigener Verschuldung, weil er dem Trünke in hohem Grade ergeben war, ohne Logis und Arbeit, scheint die Nächte im Freien und wahrscheinlich in der Nähe der neuen Militärbauten zugebracht zu haben, wo ein Theil der fremden Arbeiter überhaupt ein reines Nomadenleben zu führen pflegt, und ist an jener Stelle, wo man ihn gefunden dem Schlagflusse erlegen. — Die Kirchennachrichten letzter Woche zeigten 146 Geborene, 95 Paar Getraute und 126 Begräbnisse an. — Die die Tharandter- mit der Bauhofstraße verbindende, entlang des Eisenbabndammes führende Straße kann nian jetzt nicht mehr Straße, sondern man muh sie einen ziemlich gefährlichen Bauplatz nennen. Die sonst rechts und links der Straß« befind-> liehen Fußwege sind mit Steinen übersäet und nehmen letztere auch noch den größten Theil tcr Straße ein, so daß zur Noth ein Wäger dazwischen hinfahren kann. Tie Zweifüßler sind also genölhigt sich mit den Vierfüßlern bezüglich Inanspruchnahme des Weges z, verständigen, uuo ivenn es diesen einmal nicht paffen sollte, einfach über den Hausen rennen zu lassen, was Demjenigen unbedingt zu stoßen muß, welcher mcht die Geschicklichkeit besitzt, sich durch schnet auszuführende Voltige auf und über die Steine aus der Lebensgc fahr zu retten. Greisen, Krüppeln und Kindern dürfte dies unte, Umstanden doch wohl sehr schwer werden. Abends darf man sich erst recht nicht in diese „hohle Gaffe" «vagen, da die Beleuchtung ein, so mangelhafte ist, daß es Jedem passiren kann, in einen Sand- odei Kallhauien zu lausen und zu versinken, oder auch sonstwie durci einen Sturz zu verunglücken! Und wie prächtig wird sich dies Alles erst bei schlechtem, regnerischen Wetter, bei der bekannten Bo- denlosigkeit qu. Straße gestalten'/ — Von der Passage unterhalt der Elsenbahnbrucke auf der Tharanolerstraße möchte man vor Un willen fast gar nicht mehr sprechen, cs ist vielmehr Jedem anheimzu geben, sich von der Wahrheit der geschilderten trostlosen Zustände zv üb-rzeugen. Trotz vieler Klagen um Abhilfe von competentcv Seiten, rmrch Wiederherstellung einer Passage für Fußgänger mehren sich im Gegentheil die Rücksichtslosigkeiten dem Publikum gegenüber und den Betheiligten bleibt nichts Anderes übrig, als an die Oeffentlichkeit zu appelliren. Vielleicht hilft dies recht bald! — Obgleich der vorgestrige Sonntag durchaus noch kein Mai- lüsterl wehen ließ, so hatten doch nahe an zweitausend Residenzbe wohner die Lößnitz besucht, und kehrten Abends viele derselben in der heitersten Laune mit dem bekannten Grauen nach der Stadt zurück. — In der zweiten Morgenstunde des gestrigen Tages ver nahmen drei von Loschwitz hereinkommende junge Herren in der Gegend der Saloppe vor sich ein Hülferufen vom Ufer der Elbe her. Sie eilten schnell darauf zu und fanden unterhalb des Elysiums eine Frauensperson, welche halb im Wasser lag und aus Kraft losigkeit sich nicht vollständig ans Trockene zu bringen vermochte. Sie zogen dieselbe heraus und schafften sie nach der Antonstädtcr Polizeiwache, von wo sie nach der Diaconiffen-Anstalt befördert wurde Es war eine alleinstehende ledige Person, die aus Noth uird Verzweiflung über eine verlorene Tugend sich selbst den Tod zu geben verflicht hatte. — Ein von hier gebürtiger Handlungscommis ist gestern früh wegen angeblicher Selbstvergiftung durch Blcizucker zur Cur ins StadtkrankenhauZ geschafft morden. Sein Logiswirth hatte gestern früh, als Jener nichts von sich hören ließ, sein Zimmer betreten und darin eine Karre auf dem Tische gefunden, worauf die Absicht, sich zu vergiften, von dem jungen 'Manne oeutlich ausgesprochen stand. Letzterer wurde dann in der Kammer ächzend und stöhnend im Bett vorgesunden und nachdem er aus Befragen witgethcilt hatte, mit was er sich zu vergiften versucht habe, ins Krankenhaus transportirt Der Betreffende soll ein leichtsinniger junger Mensch sein. — Eine Dienstperson aus Medingen, welche sich im schwängern Zustande befand, hatte gestern Abend eine Besuchsreise unternom men und kam Abends gegen zehn Uhr mit der schlesischen Bahn hier an. Kurz nach dem Aussteigen überkam sie ein Unwohlsein, welches ihre vorläufige Unterbringung im nahegelegenen Bahnwärterhause nöthig machte und wo sie alsbald mit einem kleinen, anschemlich tvdten Knäblcin darniederkam. Nachdem ihr hier bereitwilligst die nöthige Hilfe zu Theil geworden war und sie nach Aussage einer hinzugezogenen Hebamme für transportfähig erklärt worden war, wurde sie bchiffs der weiteren nöthigen Pflege mittelst Siechkorbcs nach der Entbindungsanstalt in Friedrichstadt transportirt. — Bekanntlich ist der Mörder des Restaurateurs Israel in Löbau trotz aller Bemühungen der Behörden zur Zeit noch nicht ent deckt. DaS Sradtrerordnctencollegium von Löbau hat nunmehr für Entdeckung desselben einen Preis von 300 Mark ausgesctzt. — Die Rctaction deö „Lcipz. Tagcbl." weilt eine», einer ihr zugcgaiigciicn Rümmer tcö in Mailand cliä einenden Blattes „N Pavul»" vom l<>. April entnommenen Artikel, welckmr au> tie Stimmung, tie dort gegen die römisck'-katbolii.Be Geistlictttci: benscht, sclül ßcn läßt, in kolaendcr wörtlicher U>Versetzung mit: EineBekehrun^in dcrHerberge der,,b'Ltv-bone- t> atolli" iwahlthcitlge Brüter». Es hat sich vier eine bemer- kenswcrthe Tdatiache zuaekragcn, welche nicht nur die in Mailand lebende deutsche Eolonie, sondern auch tie hiesige Einwohncr ct'air. soweit üe zur Kenntniß davon gekommen jsi, in große Aufregung versetzt hat. Zu Anfang voriger Woche suhlte lick: ei» junger Dcuiicher, evangelischer Religion, Eduard Gabler auö c u fellerhaujen bei Leipzig, seit einiger Zeit in Folge einer Bruslkrankhcit io hinfällig, daß er aezwungcn war ärztlichen Beistand -u suchen. Seine Freunde vermittelten seine Ausnahme in das Hospital der „Wohlthäiigen Brüter"; doch nahm die Krankheit so rapid zu, daß er von deu Aerztcn bald alS rettungs los au'gegebc» werke» mußte. Seine großen Schmerzen raubten Ihm oit die Besinnung und gönnten ihm keinen Augenblick Ruhe. Die ernsten Stunden, welche tcr nahende Tod mit sich führt, hielte» nun die „wobltbätigen Brüder" für geeignet, den Ster benden von seinem Glauben abzubringcn. Anfangs suchten sic einen katholischen Freund Gablers zu bereden, dieses fromme Werk zu übernehmen; alS dieser aber erklärte, er iühlc sieb nick t berufen, dein Freund die letzten Augenblicke durch derartige Be stürmungen zu erschweren, nahmen die ehrwürdige» Wärter die Sactw selbst in die Hand. An ieinem Sterdclagei begannen sie die Belagerung, bis Gabler, grillig und kör: erlich gebrochen, nach langem Widerstande dem Drängen nacbgav und sich zum Katholiciömnö bekannte. Gleich nachher sagte er zu dem ihn besuchenden Freund: „Cie haben mich zum Katholiken gemacht, toa> Nutzen vringt'ö ihnen nicht. Ich aber kann jetzt wenigsienS ruhig sterben." Zwei Tage später war Gäbier todt. - llcbcr- laffen wir den kreisinnigen und vernünftige» Angehörigen aller christlichen Glaubensbekenntnisse baö llrtbcil über dao Betragen Ver „wohlthätigen Brüder." Wie wir wissen, besieht Ihre Aus gabe nicht darin, kranke und sterbende Nlchtkatlwlikeii zu Prose» kvten zu machen, sondern nur, alle Leidende, die bei ihnen Auf nahme finden, zu pflegen und sie in ihre» Schmerze» und in ihrer TodeSnoth zu trösten. - Silo Gädkerö Freunde vernahmen, daß er mit Gewalt ,um Uebertrttt bewogen worden und sein Herz unerschütterlich den Grundsätzen und Lehren der Kirche, in