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S7. Jahrgang, 315. Donnerstag, 14. Rovemver 1S12. Pet»n«-«ekühr «iHchi»«!. stk »«. «,» b«I ÜPich ,«t. moU«» Zutr«iun,<an gönn- »od Montagen mir einmal) I,»0 M, dar-»u»>»ijrttaekon>. «IM-nir« di»«.«,M. «ei «inmollger Zu- t ttellu», durch di« Holt tvI.<odne«eit-II,«N>>. Dt» den Ürseri» von Dresden u. Umgebung «m I«g» oorder pl< mftelli,» «drnd-«»»- llben erhalten dt« au»- «irltgen «e,ie»er mit d«r tü-rgen-iluegoli» mionmen p>g,««I». Nachdruck nur mit deut. Ucher Ouellenangab« i.Dreid. Nachr.'» »u- Wg. — Unoerlangi« Vianuskrt»«« werden nicht aul»««ahrt. Telegramm-Adresse: Ngchrichteu Dre«»«U Fernsprecher: 11 » 2098 « 8601. 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IS6S. l-ampsn: chs lnslallLlion kür «II« l.IeN1»kt«n. tür Las unck slotctrincti. Miai'Iiei'.WlIlIlI'.oil'WlMW 2 pslrolsum, QLSLiükliclil. slsklnscli. :: MrsvIlM.MMl'oLVl. Uünlgt. Ssaiis. iiofliofarantan vl-egäen-L., 8en-e8trs88e 5/7 goganilber itor Ortuiirsnirsntlssss. Lage. IS6S. tzsrnrui: 3160 uns 17426. Lage. IS6S. Vvinlekol», VersUdom, Venxoläen, Vermessioxeli, Verkuplvr» ete. «»er AvtAllMxvnMmI« Ofsscinsr Vsi-niekslunss-^nslall O7"rv ^alksns^asss I^Io. 1—3, t-iofAsbäucis. I'slspiwn l^o. 7359. sUigs ^lsssv. Muturaßliche Witterung: Bedeckt, mild, Nieder schlag. Die sächsischen Handelskammern werden am 1. und ». Dezember das Fest ihres fünfzigjährigen Be stehens feiern, wozu der König sein Erscheinen in Aus sicht gestellt hat. Der Bundesrat wird noch in dieser Woche einen Teil des Reichshaus haltsetats für 1013 und im Laufe der nächsten Woche den ganzen Etat verabschieden. Die Präsidentenwahl im Reichstage wird am 27. November vorgenommen werben. Tie Meldung der „Boss. Ztg." über die Mobilisie rung der österreichisch-ungarischen Kriegs marine und der Donauflottille wird von Wien aus dementiert. In Petersburg rechnet man auf Len Abschluß eines Kompromisses zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien. Die militärische Lage vor Skutari hat sich für die Montenegriner ungünstig gestaltet. Die serbischen Truppen haben unter den Nrnauterr gräßliche Massakers veranstaltet. Im Prozesse gegen Schrank, der am 14. Oktober aus Roosevelt einen Anschlag verübte, wurde der An geklagte für schuldig befunden, doch soll er erst noch auf seinen Geisteszustand untersucht werden. Der Gesetzgebende Rat der vereinigten Malanischen Staaten beschloß, der britischen Reichsrcgiernng ein Panzerschiff erster Klasse anzubicten. Tic britische Regierung nahm dieses Anerbieten an. Nliekntsvamiuim der internationale« Lage. Die Haltung Rußlands gegenüber der orien talischen Krise und die Möglichkeit einer Veruneini gung des Balkanvierbundes sind zwei Punkte, die in Len gegenwärtigen Wirrnissen besondere Beachtung verdienen. In welchem Sinne sich die Petersburger Tiplomatte schließlich entscheiden wird, ist eine heute noch nicht sicher zu beantwortende Frage. Nur soviel steht fest, daß das Zarenreich das Zünglein an der Wage bildet, und daß die Gefahr eines europäischen Krieges in eben dem Augenblick als beschworen gelten muß, wo Rußland end gültig mit allen Zweideutigkeiten seiner Stellungnahme alifräumt und statt zum Schwerte zum Oelzweige greift. Die Meinungen darüber, nach welcher Seite das Hundert millionenreich den Ausschlag geben wirb, sind im jetzigen Augenblick sehr geteilt. Vielfach wird in dem Umstande, daß Rußland die Wirren im nahen Osten und die dadurch bedingte Ablenkung der allgemeinen Aufmerksamkeit von anderen politischen Problemen dazu benutzt hat, um im fernen Osten einen großen Lchachzug zu tun, ein Beweis dafür erblickt, daß in Petersburg an ein weitreichendes Engagement auf dem Balkan zurzeit nicht gedacht werde. In der Tat erscheint die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß trotz aller gegenteiligen Anzeichen die russische Politik in Wirklichkeit wieder scharf nach dem fernen Osten hin orientiert werden soll. Die Verwirklichung der mongoli schen Pläne Rußlands wird aller Voraussicht nach sehr bald einen Zugriff Japans ans die Mandschurei zur Folge haben, wie man annehmen darf, auf Grund einer Verein barung. die Herr Katsura in seinen vielbcmerkten Peters burger Konferenzen mit den leitenden russischen Kreisen getroffen hat. Dann werden aber auch England und Frank reich nicht zögern, mit ihren Ansprüchen hervorzntretcn und ihre Hand aus Tibet bczw. auf die Mnan-Provinz zu legen. Mit einem Schlage kann so der Stein ins Rollen kommen, und wir erleben vielleicht in ebenso überraschen der Weise die Liquidation Chinas, wie wir jetzt vor unseren erstaunten Augen die Auslösung der Türkei sich vollziehen sehen. > > . Möglich, wie gesagt, daß die russische Diplomatie mit ihrem für vstasiatischc Dinge durch die Erfahrungen deS japanischen Krieges geschärften Blicke diese Lage im fernen Osten als dringlich genug einschäht, um etwaige kriegerische Gelüste für den nahen Osten rechtzeitig zu dämpfen. Wesent lich unterstützt wird diese Ansicht durch die Wiener Mel dung, wonach Herr Ssasonom in Belgrad hat missen lassen. Laß die Hafen frage eine österreichisch- serbische Angelegenheit sei, die zwischen diesen beiden Staaten allein ausgctragen werden müsse: Ruß land werde Serbien lediglich freundschaftlich unterstützen, aber jede weitere Zuspitzung der Lage vermeiden. Be stätigt sich diese Meldung vollinhaltlich und gibt die rus sische Diplomatie ihren Worten entsprechende Tatbewcise ihres Friedenswillens, dann allerdings würde man von einer wirklichen Entspannung der internatio nalen Lage reden können. Sobald Serbien einmal weiß, daß es lediglich seine eigene Haut in einem Kriege mit Oesterreich zu Markte tragen muh, wird es schon rechtzeitig zur Vernunft kommen. Die weitere Entwicklung wird nun davon abhängen, ob cs Herrn Ssasonow gelingt, mit dem Panslawismus und den englischen Einflüssen am Hose fertig zu werden, die beide emsig bemüht sind, den Zaren im kriegerischen Sinne umzustimmen. Zugunsten der friedlichen Aussichten fällt weiter ins Gewicht, daß Serbien mit seiner Feindseligkeit gegen Oesterreich allem Anscheine nach allein steht und nicht etwa den Vierbuud geschlossen auf seiner Seite hat. Vor allem ist es Bulgarien, das gerade jetzt die besten Be ziehungen zu Oesterreich-Ungarn unterhält und ihnen in so gewissermaßen ostentativer Weise Ausdruck verleiht, daß der Gegensatz zu Serbien darin unverkennbar in die Er scheinung tritt. Es würde auch ganz und gar der klugen und überlegten Politik, die König Ferdinand stets betrieben hat, zuwiderlanfen. wenn Bulgarien sich jetzt plötzlich für eine serbische Tesperadopolitik einsetzen und mit den Bel grader Heißspornen durch dick und dünn gehen wollte. Ter bulgarische Herrscher weiß sehr genau, daß der Balkanvier- bund auf die Sympathien der Großmächte angewiesen ist, wenn er imstande sein soll, die in ihm enthaltenen srucht- barcu Kräfte in ruhiger, zicibewuhter Arbeit zu ent falten. und König Ferdinand wird sich daher hüten, einen Weg einzuschlagcn, der sein Land in unabsehbare Aben teuer stürzen und die gesamten Errungenschaften einer 25jährigen erfolgreichen Negierung auf das schwerste ge fährden würde. Da Bulgarien die führende Rolle im Balkanvierbunde spielt, so ist es immerhin ein nicht zu unterschätzendes beruhigendes Moment, daß gerade dieser Staat von besonnenen politischen Erwägungen geleitet wird, die unter Umständen dahin führen können, daß zwischen Sosig und Wien gegen etwaige serbisch-russische Vereinbarungen ei» engeres Einverständnis hergestellt wird. Tie nationale öffentliche Meinung Rußlands sieht schon jetzt ziemlich scheel auf die Bulgaren, weil der Panslawismus durchaus nicht damit zufrieden ist, daß die bulgarischen Heerscharen in Konstantinopel einziehen und von bulgarischer Hand das Kreuz auf der Hagia Sophia ausgepflanzt wird: nach panslawistischer Auf fassung ist diese Erfüllung des „Testaments Peters des Großen" eine spezifisch russische Aufgabe. Auch «vollen die Russen ein von ihnen abhängiges Bulgarien, während König Ferdinand die volle Selbständigkeit seines Landes erstrebt. Es besteht also in Wahrheit ein gewisser natür licher Interessengegensatz zwischen Rußland und Bul garien, während die Unabhängigkeit des bulgarischen Staates bei Oesterreich einen zuverlässigen Rückhalt findet, der um so deutlicher zum Ausdruck kommen muß, je fester Bulgarien serbisch-russische Treibereien zurückwcist und da durch die Wiener Politik zu Gegenleistungen verpflichtet. Sollte es trotz aller Bemühungen zur gütlichen Bei legung des serbisch-österreichischen Adriazwisicö zu einem bewassnelcn Zusammenstöße zwischen den beide» Staaten kommen, so fragt cs sich, welche Rückwirkung ein solches Ereignis auf Deutschland ans Grund deS Bündnis vertrages habe» würde. Nach dem Wortlaute des Ver trages liegt der eigentliche Kriegsfall nur dann vor, wenn eines der beiden verbündeten Reiche von Rn ßland angegriffen wird: in diesem Falle sind die Kontrahenten verpflichtet, einander mit ihrer gesamten Heeresmacht beizustchen und den Frieden nur gemeinsam zu schlichen. Wenn dagegen einer der Kontrahenten von einer anderen Macht als Rußland angcgrisscn wird, so hat der andere Verbündete zunächst weiter keine Ver pflichtung, als sich einer wohlwollenden Haltung gegen den Bundesgenossen zu befleißigen, und erst, wenn die an greifende Macht von Rußland irgendwie unterstützt wird, tritt die Verpflichtung zur Hecresfvlge in Kraft. Hieraus erhellt, daß, wenn zwischen Serbien und Oesterreich der Krieg ausbräche und ohne rnssi'chc Unterstützung aus seinen Herd beschränkt bliebe, eine deutsche militärische Beihilfe für Oesterreich überhaupt nicht in Frage käme. Wir schließen an die vorstehenden Ausführungen fol gende beruhigende Meldung aus Petersburg: Die offiziöse „Rossija" bezeichnet die Gerüchte über Konflikte zwischen verschiedenen Mächten wegen der Balkanfrage als törichtes Geschwätz und crllürt, sie seien ohne jede Begründung. Das Blatt schreibt die Gerüchte de^ Erfindungsgabe von Sensationsblättcrn und Börsenspekulanten zu, die ihren Vorteil suchten, in dem sie das Publikum kopflos machten. Das Blatt ist be sonders über Blätter entrüstet, die glaubten, zur Lösung internationaler Probleme bcizutragen und in Wirklichkeit doch nur die Werkzeuge oder Opfer der niedrigsten Sveln lation seien. — sDie „Rossija" trägt zu stark auf: Konilikie sind schon vorhanden. Es kann sich nur darum handeln, sie im Interesse des europäischen Friedens gütlich ans- zugleichen. Red.) l Der Krieg auf dem Balkan. Ein bulgarischer Offizier über die deutsche militärische Tüchtigkeit. Das Versagen der türkischen Heeresmachi hat bekannt lich im Auslanoe vielfach zu dem irrigen Glauben geführt, das militärische Fiasko der Türkei sei gleichbedeutend mit einer Niederlage der deutschen Kriegskunst. Die tiefere Einreihung dieses Wahnes könnte unter Umständen dem Frieden gefährlich werden, soweit er auf der Achtung vor unserer Wassenmacht beruht. Um so mehr ist es zu be grüßen. daß von einem höheren Militär des im Balkan- bnndc führenden Staates diese gefährliche Legende ener gisch zerpflückt wird. Ein augenblicklich in besonderer Mission ans der Durchreise in Berlin weilender höherer Offizier der bulgarischen Armee sagte dem Mit arbeiter des „Lokalanzeigers": „Mit wachsendem Erstaunen gewahre ich die sich immer mehr'verbreitende, besonders vom Auslände genährte Auf fassung, als bedeute der Zusammenbruch der türkt- chen Heeresmachi zugleich eine Niederlage der deutschen Strategie. Eine größere Ungerechtigkeit ist kaum denkbar. Ich spreche cs unumwunden aus: Die deutsche Strategie und deutsche Taktik sind die eigentlichen Sieger, natürlich nicht ans der türkischen, aber auf der bulgarischen Sette. Die ganze Art. in der wir diesen Feldzug führen, spiegelt den deutschen Geist wieder, den Geist der Offensive. Sie bildet a die Grnndlchre Ihres Moltke. und diese machten wir. wie jener Schlachtbcricht Ihres Korrespon denten beweist, uns ganz und gar zu eigen. Nicht warten auf das, was der Gegner tut. sonder» ihm das Gesetz seines Handelns vorschrcibcn. Das predigen die Operationen der Bulgaren vom ersten Tage an. Ebenso unverständlich und ungerecht sind die mehr oder weniger versteckten Angriffe gegen den Mann, der an erster Stelle das osmaiiische Heer deutsche Militärwissenschaft lehrte. Wir in Sofia haben, als im Frühjahr vorigen Jahres in einer Militärzeitschrisk ans der Feder des Fcldmarschalls Freiherr« v. d. Goltz seine Erinnerungen an die im Jahre lOIN enisalteten türki schen Manöver erschienen, deutlich hcransgclescn, daß dieser Lehrmeister acr Strategie sich keiner Täuschung über die bei seinen Schülern erzielten Ergebnisse hingab. Und geradezu prophetisch sind die Worte, mit denen er den be treffenden Artikel schrieb und davor warnt, mit den türki schen Soldaten irgendwelche auf Manövrierfähigkeit hinauslaiisciidc Uiiteriiehninngtil zu wagen. Man müsse die türkischen Soldaten als komoalic Masse fest in der Hand zu halten suchen, nur dann könne man Erfolge crhvssen. Es wird einer späteren Zeit Vorbehalten sein, weiter nach- ziiweisen, wie sehr wir Schüler deutscher Kriegskunst gewesen sind. Und nun diese An griffe uns tnis Gcschützmaicrial der Türkei und die Lucht, seinen Wert zu verkleinern! Z» mtincr Freude hnbc ich ersehen, dgß »mn in Sofia nicht dnz» geschwiegen, sondern bereits eine Erklärung ab gegeben Hai, wie sie vor allem dem Gerechtigkeitssinn eines Kriegers entsprechen muß. Ich will aber nun ei» Wort noch hillzufügcn: Nach unserem Heeresgcsctze ist cS selbst verständlich, daß jeder frühere Zögling einer höheren Schule, sobald er seiner Dienstpflicht zu ge nügen Hai, bei der Artillerie seiner Dienstpflicht ge nügt. So ist diese Sammelstättc für die höchste Intelligenz des Landes. Und damit vergleiche man nnu den ans einem Dorfe Asiens h e r b c i g e s ch l c p p t c n T ü r ken, der sich plötzlich vor ein modernes Gc ^ tpnijsoxspun^