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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 14.03.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010314025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901031402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901031402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-03
- Tag 1901-03-14
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Monat
1901-03
-
Jahr
1901
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j-il > 5^ in zierlich gecetzten Reimen seine Dichteraenossen aus der Gesell schaft auf'S Kam, um ihnen wohlwollend« Komplimente zu mach«,. Seine Beile klanacn schließlich in ein Hoch aus aus den Vorstand und die Deputirten. Herr PrivatuS Adam widmete seinen Trink» ipruch ausschließlich der Presse, welcher er eine Fülle von Liebens würdigkeiten sagte und selten gehörte Anerkennung in überreich lichem Maße spendete. Herr Oberpostselrrlär Haie toastete aus die Künstler, welche den Abend verschönt halte», und schließlich dankte noch Herr Vorsteher Stadtrath Weigand dem VergnüaungSausschuß und den Dichtern des Abends, sowie allen Denienige», die uch während der Winterperiode für Belebung der Geselligkeit in der Gilde auf geopsert hatten In die Dichter deS AbendS war auch der V« msser des Taselliedes mit eingelchlossrn. welches wiederum den grauen galt. Die künstlerischen Darbietungen waren sehr reich haltige. Herr Schildbach aus Leipzig, ein ,unaer Künstler, der zu den besten Hoffnmiaen nickt nur berechtigt, sondern sie zum guten Theile bereits erfüllt, brachte unter Begleitung deS Orchesters des Hauie? den Sah aus den, L-woll-Coiicnt für Violoncello von Popper, sowie das Larghetto von Mozart zum Vortrag und ließ dabei seine sickere und ausgeglichene Bogenführung bewundern, l ie Berceuse für Violine von Godard und ein Scherzo von Aimes bekam man von einer 12säbrigen Schülerin des König! Konser vatoriums (Klasse Eismann) Irl. Lewi aus Teras zu hören, eine interessante Leistung, um so mehr als die technische Wiedergabe als einwandfrei zu bezeichnen war. Den Gesang vertrat die König!. Hon chauipielerin Frl. Paula Müller, begleitet von Herrn Pianisten PreNsch. Frl. Müller lang mit einer ingendsrohen, lieblich hervor- auellenden Sopranstünme. in welche sie eine Fälle von Empfindungen hineinzulkgeii verstand, „Der Engel Lied" von Bragrr und das stets gern gehörte „Frühlingslied" von Becker, mußte sich aber m Folge de? rauschenden Beisaus, welche» sie fand, zu einer Zugabe verstehen, zn welcher sie das neckische „Niemand hal s aciehn" von Löwe ausersah. Ter sich an die Tate! anschließende Ball fand seinen Höhepunkt in einem reichhaltig ausgrstatteten Kotillon, der eine Fülle praktischer und wertkvoller Geschenke bot und sich auf dem reizvollen Relief einer Jogdicene aus dem tri. Jahrhundert mit eingelegtem Reigen abspielte, dessen Zusammen stellung und Ausgestaltung Herrn Balletmeister Friedrich zu ver danken war. Zum Ausbruch rüsteten sich die Gäste erst zu später Stunde. —' Die wundlicke Reifeprüfung an der A » nensckule fand am I I. und >2. MSn fielt unter Vorsitz des zum Königl. Kommissar ernannten berrn Rektor« Oderlchulratb Pros. Dr. Oerltl. LSmmtlick« SS Prüflinge bestanden die Pnisung. Da« Ergebnis; ist folgendes: in Kenntnissen «r- bielten 1:1. 4 : Id. S : II». » : II. S : IIV. 7 : III», 7 : III: m, Be- tragen SS I. 4 , Id. Von den Adgebenden gedenken 5 Chemie. 4 Ma- ickinendau, S Iurieonidenz, 3 Jngmteurnusensckaften, 2 neuere Philologie ,u ftudtren, 2 zur Marine zu gehen, je t sich der KeodSsie, der Architektur, ben Naturwissenschaften. der Medizin, der Elektrotechnik, der Aorsiwifsen- 'chaft. den Siaatswifsenschaslen, der Technik, dem Bankfacb, den Bergwiffen- ckafien. der Detrrmanneduin, dem Hochbau und dem Hüttenwesen zu wid- men. einer wird Fabrikant. —* Aus den amtlichen Bekanntmachungen. Die mit einem Johresgedalt von 3500 Mk-, von 1 zu 4 Jahren an steigend bis aus 4600 Mk.. 160 Mk. Belleidungsgeld. Dienst wohnung und Pensionsberechtigung auSgestattete Stelle eines ersten Brandmeisters und Stellvertreters des Brand- direktors der städtischen Berussseuerwehr soll anderweit beseht werden. Bewerber, welche bei entsprechender, insbesondere auch 'mutechnsscher Vorbildung ausreichende praktische Erfahrung an! sein Gebiete des Feuerlöichwesens Nachweisen können, wollen sich dis zum 30. März bei dem Feuerwedramt. Stadlbaus. Am Ser Nr 2 2 . melden. — Unter den Rindern des hiesigen Schlacht- und Viehhoies ist am 11. d M. die Maul- und Klauen seuche ausgebrochen —* Im .Tivoli" fand gestern der letzte dieswinterliche Familienabend des Allgemeinen Handwerkerveretns statt, bei dem die Winter-Iymion'sche Sängergesellichail mit einem aioßrn humonstsichen Concert erfreute und reichen Beifall erntete. Nicht minder gefielen die mehrstimmigen Gesänge wie die Einzel- vorträoe der Possenreißer Herren Lange und Freyer. sowie des nesflichen Dcunendarstcllers Henri S v. Günther. Ein Chaiakler- Brrwandlungsduett der Herren Direktor Winter und v. Günther behandelte dre vier Jahreszeiten der Liebe. Nach einem urkomischen Militär-Ensemble von Wintrr-Tvmtan. das geschickt und flott zur Darstellung gelange, zeigte sich die Gesellschaft mit dem Sviel einiger Marsche als gute Musiker. Dem Eoncert folgte ein Ball. — Nächsten Sonntag findet in der Großen Wirthlchast des Großen Gartens für die Mitglieder des Vereins und deren Am gehörige ein aeiellig« Abend statt. —* Poltzeibertcht, 13. März. Ein von der Berliner Kriminalpolizei wegen verschiedener raisinirter Erpressungen gesuchter Kellner, welcher mit Vorliebe in Jrauenklcidnng mit theils blonder, theils schwarzer Perrücke austrat. ist gestern durch hiesige Kriminalbeamte vier srslgrnommen worden. — In der 'Nähe des Pieschener Bahnhofs stieß vorgestern Abend ein Güterzug gegen einen Prellbock. Dadurch wurde ein Bremser von einem der Wagen herabgeschleudert. Uebcrdies entgleisten zwei Wagen. —* Am 11. d. M. ist im hiesigen Schlackt- und Viehhose ein anS Schlesien eingeiührteS Landschwein schwach mit Trichinen durchsetzt befunden worden. Es ist dies bereits das vierte trichinöse Schwein in diesem Jahre. —* Auf der Striesen« Straße brannte es gestern Mittag in einem zu ebener Erde gelegenen Geschäftslokal. Für mehrere Hunde« Mark künstlicher Blumen und der zur Anfertigung von solchen nöthigen Besrandtheile gingen verloren. Mit einem gleich dazu gerufenen Herrn gelang es. das Feuer zu ersticken, ehe cs weiter um sich greifen konnte. - * Aus einer Baustelle an der Eisenacherstraße wurde gestern ein Waarenautomat oufg eiunden. der erst die Nacht vorher dorthin gebracht sein konnte. Ter Automat war gewaltsam ge öffnet. der Geldbehälter fehlte —* Der landwirthschaftliche Verein .Dresdner Elbthal" hält am Freitag Nachmittag 4 Uhr in den »Drei Raben" eine Versammlung ab. —* In der Gemeinderathssitzung zu Mickten am 12. d. M. wurde über die Frage der Einverleibung des OrteS in die Stodt- aemeind« Dresden, als einzigen Punkt der Tagesordnung, ver handelt. Nach eingehender Behandlung dies« wichtigen Frage, welch« seil Jahren schon doS weitestgehende Interesse aller Orts bewohner entgegengebracht wurde, beschloß der Gemeinderath in Oresven wegen ziinveriervung Nclaten» in nie Ttadkgememde tn Verhandlung zu treten. Dieser Beschluß ruft tn allen Schichten der Bkvölk«n»g deS Orte» große Befriedigung hervor. —» Durch ein gestern Abend in der 10. Stund« auf dem Dachboden des neunbauten, dem Bäckermeister Ncubert gehörigen Wohngebäude» in M ockritz auSgedrochenes Schadenfeuer wurde der Dachstuhl de» HauIeS vollständig zerstört. Die OrtS- wehr. mehrere au» Nachbarorten eingetroffene Wehren und auch eiue Abtbetluna der Dresdner Feuenvehr waren längere Zeit mit vier Schlauchleitungen thätig. konnten ad«, da da» Feu« schon große Ausdehnung angenommen hotte, nicht verhindern, daß dieses die Decke» dn Dachwohnungen zerstörte und in diesem eine An. zahl Möbel rc. beschädigte Erst tn diesem Stockwerk war »S möa- lick, dem Feu« Einhalt zu thun. Ueba dt« EntstrhungSuriache des Brandes war nichts zu ermitteln. Die Mannschaften dn Dresdner Feuerwehr waren gegen drei Stunden am Brandplatze in voller Tkätigkett und konnten «st gegen V«2 Uhr Morgen- wieder abrücken. —* Die Sprnchliste dn Hauvtgeschworene» hat seit der am 5. Februar erfolgten AuSlookung verschiedene Abänderungen «sabren. Sie enthält nunmehr folgend, Namen: Ritterqutsixichter Tbeuerkaus in Jrauenhain. Rentner Oekonomieroth Winkler in Blaiewitz, Rittergutspacht« Graf Münster in Linz. HandelSaärtnn Rülckrr in Dresden, Privat»» Freiherr v. Ledebur in Kleinzschach witz, Fabrikant Leinbrock in Copitz a. d. Elbe, Rentner Dr. Roennefarth in Dresden. Rittergutsdesitz« Däweritz in Zschauitz, Major z. D. v. Einsiedel in Dresden. Lausmann Heinzmann in Krsselsdorf, Rentner Schreiber-Bischofs In Dresden, Rentner Wen»,an i» Dresden, Fabrikbesitzer Böhm« in Dresden. König!. Forstmeister Brrllsrld in Rrbeseld. König!. Hoftiichle, Ndlust tn Dresden. Kaulman» und Fabrikbesitzer Notzold tn Brleßnitz. Fabrikbesitzer Sputh in Dresden. Rentner Grimme tn Blastwitz. Gutsbesitzer Sommer in Stauda, prtv. Hossckuhmachrrmrisl« Müller in DirSbc», Gemeindevorstand Meyer in Niederprstrrwitz. PrivatuS Heide in Alttannedng. Kaufmann Nicolai in Meißen, Gutsbesitzer Apcl in Baßlitz. Rentner PraetoriuS in Dresden Kaulmann Knodloch in Rodrberg. Kaufmann Roderwald in Weiß« Hirsch. Stadtgutsbesitzer Petzow in Stadt Bäremietn, Banner Dr. Lüder in Dresden. Rentner Braune in Blasewitz. —* Militärgericht. Vor dem Kriegsgericht d« 3. Divi sion Nr 32 hat sich d« Zimmermann und Nnterossizier der Land wehr 2. Ansgebols des Infanterie-Regiments Nr. 102 in Zittau Ernst Reinhold Lucke zu verantworten. Lucke ist am 19. September und l. Dezember von den Schöffengerichten Dres den bezw- Ptrna wegen Betrug» und Urttrrichlaauna zu 2 Monaten l4 Tagen Geiängniß und 15 Mark Geldstrafe bezw weiteren 3 Tagen Grsängniß vrrurtheilt worden Aus Antrag deS Gericht-Herrn wurde da- Degradation-vnsabrrn gegen Lucke ein- geleitet. Nach dem Ergebniß d« Beweisaufnahme hält der Gericht-Hai den Angeklagten nicht mehr für würdig, die Charge eines Unteroffiziers zu bekleiden und «kennt aus Degradation. Gegen dicieS Urtbeil will Lucke Berufung einiegen. — Von dem selben Gericht erhält der Fabier de» 2 Feld Arlilleiie-ReoimentS Nr 29. Wilhelm Aildur Hommel aus Bautzen, eine Grsängniß- straie von 7 Monaten unter Verletzung in die 2 Klasse deS SoldcitenstandeS. Durch die Beweisaufnahme, welche mit Rück sicht aus den krankhaften Zustand deS Hammel im Bibliothek,immer des Ganiffonlcncircrhs stattiand. wurde H. für schuldig erachtet, am 6. Januar d. I zu Pirna den Produktenhändl« Krumdholz um 2 Pkund Aepfrl im Werthe von 30 Pfennigen betrogen zu haben. Hommel ist mehrfach wegen Betrugs vorbestraft — Eine Geld strafe von 30 Mk. oder 4 Tage Grsängniß verwirkte der Grenadier der 10. Kompagnie des 1. Leib-RegimentS Nr. 100 Otto Emil Schubert dadurch, daß er am 4. September v. I. bevor er zur Truppe kam. aus einem Neubau in Plauen r. V «Inen BrnisS- genossen in Gemeinschaft mit Anderen durchprügelte. Tie Mit- thäler sind vom Schöffengericht Plauen abgrnrtheilt worden. —' Wenerdrrtch« der Hamburger «erwarte vom IS. Mär,, -ober gleichmäßig verweilter Lustdruck ist über Centrotenropa ausgebrettet, ein Minimum unter 742 Mm. befindet ficki Uber den Lofoten. In Deutsch land berffchl ruhiges Detter, die Temperatur bat fich wenig verändert, im Binnenland und Lslen ist es heiter. — «ahrfchrinlleh ist wenig Aendrrung der Wetterlage. raffeSqeschichte. X Deutsches Reich. lieb« die Münchener Fest tage ist noch zu beuchten: Gestern Mittag fand zu Ehren deS Prinz-Regenten Familieittasel statt, an welcher außer iämmtlicken bayerischen Prinzen und Prinzessinnen Kail« Franz Joies und der deutiche Kronprinz tbcilnahmen. Während der Tafel brachte Kaiser Franz Io!« einen Tiinkipruch aus den Prinz-Regenten aus. welchen der Prinz-Regent mit einem herzlichen Trinkjvrnch auf seine hohen Gäste beantwortete. — Den Abschluß bildete eine festliche Beleuchtung d« Stadt, wie sie München noch nicht geleben hat. Der Prinz-Regent fuhr im offenen Wagen mit dem deutschen Kronprinzen, gefolgt von den Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses, durch die Hauptstraßen und wurde überall mit stürmischen, sich immer erneuenden Judclrufen begrüßt. Nach beendet« Rundfahrt folgte der deutsche Kronprinz einer Einladung des Prinzen Ludwig zur Abrndtasel. x Bei dem Festessen der litterarischen Vereinigungen M ünchens hielt Dr. Hirth eine Festrede, die auch außerhalb der blauweißen Grenzviähle mit Interesse gelesen werden kann und lehrreich zu wirken vermag Sie lautete in ihren Hauptstellen: Wir nennen uns „Soldaten der Feder", und wenn wir nicht schon den Drackentödter St. Georg zu unserem Schutzpatron ernannt hatten, io würden wir wohl die heilige Barbara küren, die Eckutz- potronin des schweren Geschützes, der ultimo nttio rezrnm. welch« unser allverehrter Regent von Jugend aus seine militärische Lauf bahn gewidmet hat Freilich stehen wir nicht in Reib' und Glied, das bringt nun einmal das Metier so mit sich, denn wir haben ja immer Krieg untereinander: ja wir gehören nicht einmal zu ein« Hofrangklasse und die Sterne sind — Gottlob mochte ich sagen — aeräblt auf uns«« Soldotenbrust. Aber beule sind wir ohne Unterschied der Waffen und der KriegSzieie hier in frohest« Runde versammelt und ick darf es aussprechen: ES ist nickt blo» rein menschliche, allgemein staats bürgerliche und patriotische Verehrung, die uns heule beseelt, es ist auch unseres Standes Dankbarkeit Allerdings leben wir in inem Lande der. gesetzlichen «reßsteihest und « -idiaonawr unseren Regenten. w«in wir ihm, lieblich «in Schotten d« «sten deutschen verfass« eine Ekrtnaschätzunajene» Grundrechte» Mtrau«?wollten „wischen dn äußeren Achtung eine» Rechte» und der »et». lichsten Werthschätzung seines Geistes «st, wie wir Alle wiffen. noch ein groß« Unterschied. Go darf ick wohl sagen: die größt, Auszeichnung, die der Stand der Journalisten und Schriftsteller, dn .Soldaten dn Feder", seiten» de» Regent«, «sabren konnte, ist der Umstand, dag e» dem Justizministerium beim besten Wille» nicht möglich war. die JubiläumSamnestie auch auf politische P«BUnhold« auSzudehnen. und zwar au» dem einfachen Grund, weil man keine ans Lager hatte. Und warum? Nicht etwa bloS wegen unentwttten Aohlverhalten» dn Presse alln Schattirunge». sondern vor Allem, weil sich der Geist der FreiheitSachtung. des ^ZugutehaltrnS" der Freiheit von der höchsten Stelle wie «tn balsamische« Fluidum über alle ausführenden Organe, von den Schwurgerichten gar nickt zu reden, ergossen hat. E» ist im Grunde der Geist der Versöhnung, der Gerechtigkeit. dÄ Wohl wollens. deS Vertrauen» in die guten Instinkte des Volkes. eS m mit einem Worte d« Seist, der vom brsckränllen Unterthanen- verstand vergangen« Zeiten nicht» «ebr wissen will. So feiern wir in unserem StaatSoberhauvte zuletzt summ» oow I»uäs dr» Friedensfürsten, dem da» öffentliche Wohl noch höh« steht, als sein königlich« Wille." x Unter dem Stichwort ,.8»lus pudlioa" schreiben die „Münch. N. R": »Der Prinz-Regent hat jedem der Minist« sein Porträt zum Geschenke gemacht. Jedes Bild trägt die eigenhändige Unterschrift deS Regenten und die Devise: Kalos public» summa lsr sst." Unter den schweren Ausgaben, die einem Monarchen seine Stellung nufnlegt. ist diese, das scheinbar. Zurückdrängen der eigenen Individualität, gewiß die schwerste. Längst aber ist die Anschauung Gemeingut geworden, daß die Höhe einer Stellung, die Würde eines Berufes nicht durch den äußere» Glanz, nicht durch eine mystische Weihe bedingt wird, sondern durch die Größe und Schwere d« zu «füllenden Pflichten. Und so wird denen iae Fürst dem Ansehen seiner Dynastie, ja. der monarchischen Einrichtungen überhaupt, den böchsten Dienst er weisen. der den Muth der Entsagung, die Weisheit d« Srlbst- beschränkung sich errungen hat und allezeit bethütigt. Ihm ist dann nicht allein seine fürstliche Pflicht vorgrzeichnet. sondern auch lein königlicher Lohn verbeißen in dem Wort: „DeS Volkes Wohl das oberste Gesetz." Denn nach den Namen ihr« Fürsten nennen sich die Tage in dem langen Jahre der Völker: an diese Namen bleibt die Erinnerung ihrer Geschicke geknüpft, dn blühenden und segensreichen, wie der traurigen uno unheilvollen. Und den Herrschern ist ein schöne» Wetterleben im Gedenken d« Nachwe» gesichert, die stets und ausschließlich die sslus public» als das oberste Gesetz erkannten und ehrten — ol« daS Gesetz, vor dem das alte Wort „rsi er Ises" auch den letzten Rest sein« einstmaligen Giltigkeit verliert. Jur die Gegenwart ab« bedeutet den ruhendrn Pol tm Treiben und Ringen de» Tage», eine Bürgschaft für den inneren Frieden des Volkes und für sein äußeres Ansehen das stille, besonnene, gleichmäßige Walten eines Fürsten, dem sich die Summe sein« politischen Erfahrungen seines königlichen Pflicht- getüdlS und seiner staatsbürgerlichen Einsicht zujammenfatzt in die Worte:8»>us public» snmws. Ivr est. x Oesterreich. Im Abaeordnetenhause führte LandeS- vertheldigiingsniinistn Gras WelwiSlieinib aus. das österreichische Wkhrsyitem vertrage kein Herabgehen. bedürfe vielmehr der Fortentwickelung. Ein mächtig« Monarch habe die Initiative zum Studium der Abrüstung-träge «griffen, ab« geschehen sei bisher nichts. Alles rüste in's Unendliche, und wn seine Inter essen wahren wolle, müsse mitrüsten. Die Milrtärlast sei in Oester reich zwar nicht wenig fühlbar, ab« andere Staaten stellten an die Bevölkerung noch größere Anforderungen. Nickt der Militaris mus. sondern andere Verhältnisse lähmten Oesterreichs Entfaltung. Der Minist« wies sodann die Mängel de» Milizivstems nach und auf England hin, das nach den Erfahrungen des EudafrikakriegeS nun sein stehendes Heer verstärke. Die österreichischen Soldaten ge hörten. wie alle Gegner anerkennten, z» den besten der Welt - ober bei den Verschiedenheiten tn vielen Punkten bedürfe eS langer Arbeit, um die unnläkliche Homogenität zu erreichen, weshalb eine Herabsetzung der Dienstdauer unzulässig sei. Der Minist« erklärte. eS iei der Wille dn Kammer, daß in d« Arm« Ordnung herrsche. Die Armee, in deren Interesse eS liege, geistig, moralisch »nd physisch entwickelte Soldaten zn bekommen, wünsche der Arbeiterschaft daS Beste und habe auch keinen Grund, der Sozial demokratie feindlich aegenüberzusteben. wenn diese sich im Rahmen der Gesetze halte. Der Wunich nach Pflege der Nationalität sei auch in der Armee berechtigt, doch müsse die Armee ein Schutzhaus gegen nationale Stürme und Auswüchse der nationalen Kampfe ouden. Schließlich erklärte der Minist« sich bereit, zu einer wirk samen Abhilfe in b« Duellfrage beizutragen. Kramarcz führte aus. die Czechen wünschten nichts anderes, als daß sie ezechiich und die Deutschen deutsch blieben. Die Czechen hätten gegen das Bündniß mit Deutschland, soweit eS den Frieden schütze, nichts einzuwendeii. durch die von den Alldeutschen geforderte staatsrechtliche Jnkorporir- urig des Bündnisses aber würde Oesterreich auf die Stufe von Bayern und Sachsen berabsinken. sZahlreiche Zwischenrufe bei den Alldeutschen.) Kramarcz citirte, durch heftige Zwischenrufe unterbrochen. Stellen aus der Broschüre „Oesterreichs Zusammen bnich und Wiederaufbau" und «klärte, die Czechen hätten die Ausgabe, gegen die Vereinigung de» Deutschen Reiche- mit den sogenannten deutsche» Gebieten iy csterreichs zu wirken. Durch eine solche Vereinigung würde nicht blos Oesterreich zertrümmert, sondern auch vaS Gleichgewicht Europas gestört. Deutschland würde die erste Weltmacht werden. (Dn Alldeutsche Stein rief ZHas muß es auch werdrn!") Kramarcz fuhr fort, dann würde Deutschland nicht blos Herr von Mitteleuropa, sondern auch vom Balkan und Kleinasien fein. Die Pflicht d« Czechen sei eS. aus diese Geiahr aufmerksam zu machen. (Stein rief: .Da» ist Heuchelei I") Kramarcz erklärte, die Czechen seien keine Deutichen- ftesser und wünschten rin einiges Zusammenleben beider Stämme. Auf Zwischenrufe reagirend, wies Redner auf die Behandlung dn Polen in Preußen hin und sagte, die Czechen wollten nur die Freiheit der Entwickelung für Deutsche und Czechen. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen bei den Czechen.) Nachdem die Ezechisch-Radikalen Lärmicenen hervorgerusen, wurde die Rekrutir- ungsvorloge sammt Resolutionen in zweiter und dritter Lesung angenommen. Tie Drrhorgelspiel« sind selten Engländer, sondern vorwiegend Zavoyarden. Manche Musikanten durchwandern aus eigene Jaust die Stadt und die Umgebung, andere bilden förmliche, ziemlich zahlreiche Chöre, die aus Deutschen oder Engländern bestehen. Die wandernden Musikanten, die von Stadt zu Stadt durch ganz England ziehen, sind mit diesen nicht zu verwechseln. Der wahre Straßenmusikant vnläßt London fast nie und dann nur im Sommn, um Ausflüge nach den nächsten Seebädern zn machen, wohin er aber auch blos seinem gewöhnlichen Publikum, den Lon doner«. folgt. Ein eigenthümllch« Eharakterzua in dem Leben dies« nomavisirenden Künstler ist die Regelmäßigkeit, mit der sie ihr« Beschäftigung nachgehen. Sie haben die ganze Stadt Lon don distriktweise unter sich vertheilt und dulden selten, daß ein Chor dem Revier des anderen Abbruch thut. So sind ihre Wander ungen nicht nur eingegrenzt, sondern auch geregelt, sie haben ihre festen Straßen und gewissermaßen ihre bestimmten Stunden für lÄe Tageszeit. Niemand ist jo bekannt wie sie mit allen Schlupf winkeln der Stadt od« wenigstens mit denen ihres Viertels. Die einträglichste Zeit für die Straßenmusikanten ist die der WaitS. die Zeit dn heiligen Wochen, die vierzehn Tage vor Weihnachten beginnen und mit diesem Feste schließen. Als dann nimmt die Straßenmusik wirklich einen poetischen Charakter an. ES ist Mitternacht! Die ganze Riesenstadt ruht, soweit sie üoerhauvt ruhen kann, und Musikbanden durchziehen die Straßen, ursprünglich, um die WeihnachtSlied« zu singen, mit welche» die Engel d« Hirten die Geburt de» Heilande» verkünde» ten, gegenwärtig ab«, um ziemlich profane Musik zu spielen. Da» Orchest« besteht meisten» an» rin« Harfe, einem oder zwei ioloncell». einem Baß »nd ein« Clarinette. und di« Ausführung ist nur mittelmäßig; ab« die Ttmd«. die keit »ud da» ich» vartrt, de» 7 die Ntst tteser Master» und „ten und ein dn London« G und d« wandernd« die Ausdehnung ihrer Exkursionen machte vor einigen Jahren war von gut« Familie und von gut« Erziehung; aber im Verdruß üb« eine unglücklich abgelaufene Herzensangelegenheit kam er aus den Einsall. zur Zerstreuung als wandernder Minstrel umherzuziehcn. Ec sprach sehr gut spanisch, und dieser Umstand bestimmte ihn bei der Wahl seine MaSke. Von sein« Familie nahm er Abschied, um eine Reise nach dem Festland zn machen, begab sich ab« nach London zu einem Trödler, kaufte sich einen Mantel, eine sammetne Jacke und ein Paar Beinkleider iin kastilianischcn Schnitt, legte sich den Namen Senor Juan de Dega bei und trat, ansgestattet mit ein« eng lischen Ballade, die ihm einer seiner Freunde eigens zu diesem Zweck gedichtet hatte — sie hieß .der spanische Flücytling" — muthia seine Reise an. Die spanischen Flüchtlinge standen damals in hoher Gunst in England, und der improvisirte Minstrel glaubte nicht schlecht zu rechnen, wenn er sich als ein Opfer des Bürger krieges darstellte. Sein AeußereS unterstützte ben Roman, at» dessen Held er auftrat! Er hatte schwarze Augen und schwarzen Schnurrbart, eine etwas gebräunte Gesichtsfarbe und eine stolze Haltung. Sein Hauptzweck war. unter dies« Verkleidung Eng land zu sehen, und die Landschaften, die Sitten und die ver schiedenen Klassen der Gesellschaft kennen zu lernen. Er schlug erst die Straße nach Röchest« etn und durchwanderte dort von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf mit sein« Guitarre di« ganze Grafschaft -ent. Seine Jugend, seine Stimme, sein Aufzug und sein unglückliche» Schicksal «regten überall Theilnahm«. und zuweilen sammelte er bi» zu acht Schillinge in ein paar Stunden ein. Aber auch schlimme Tage waren zu bestehen und Zelten d« Noth wechselten mit den Tagen de» UednflusseS ab. Durch Hilfe ^ «'Leben in der Pro Hidatgo »»t« ihr in den mehr seiner Verkleidung fand der jung« A Schänken. Gasthäusern und zuweilen au, als eine von dem rinfsi Dame winkt« den spa VN» den fremdartigen Auch Liebesadente»« man sH vohl denkeu kann, ab« «» war«« die LieLeSabimteu« ickt« Manschette» ob« ante Andenken, die « MoLte' datti ^n Auni d. Bya' lu dies« wmanE Me verlebt und wShr«w dies« Zeit einen Thell England», sowie Irland und Schottland durchwandert, und es war Zeit, sich wieder an ein geordnetes Leben zu gewöhnen. Der spanische Flüchtling wurde wieder, was er von Geburt war. Mr. Charles Cochrane. aber doch nickt, ohne im Anfang die Tracht und das Leben des wandernden Minstrel- schmerzlich zu vermissen. Die Halsbinde und die neumodischen Kleider wurden ihm zur Last. Juan de Vega hatte auf seiner Reise durch Großbritannien und Irland 56 Pfund Sterling eingenommen, die er dem Uiiteistübnnas- komitee für die Wanischen Flüchtlinge überschickte: die beste Weise, die Täuschung wieder gut zu machen, die er sich gegen das Publi kum erlaubt hatte. 'Noch etwas Besseres als Gold brachte übrigens Mr. Cochrane von seiner abenteuerlichen Reise mit nach Lause: er hatte gelernt, Theilnahme für die sozialen Nothstände zu fühlen, die er bis dahin nicht gekannt hatte und die man nur kennen lernen kann, wenn man selbst in Armuth und Notb lebt. Die Lehre ging ihm nicht verloren: er heirathete eine reiche Frau und wurde «in eifriger Förderer aller Pläne, welche die Hebung der materiellen und sittlichen Zustände d« nothleidenden Klassen im Auge haben. V. > R^ezitttifchleK. * Königin Helene von Italien, die einem freudigen Fannlienereianiß entaegensieht, hat hundert Witten sammt voll ständig«. prächtig« Kinderwäsche als Geschenk für solche Sind« rmn italienisch« Eltern bestellt, die am selben Tage zur Welt ' " mische» ' arm« kommen wie der zukünftige Sprößling de» italte»! paare». Königs- Ernst-^ laiSmknt! ««KNÄL v«1affen Wunen, sie * Begnadig«« - - an k. umari in Gotha ist a»f Tvon^« dvl'lign) , «» L K
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