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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 14.03.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010314025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901031402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901031402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-03
- Tag 1901-03-14
-
Monat
1901-03
-
Jahr
1901
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Lies«» Blatt wird de« Leser» von Dresden »nd Umgebung am Tage vorher bereit« als öerugsgebüdr: Abend-Ausgabe -«gestellt, während Morgen in einer , «tertelltwrli« , Mk. « Vk«.: dm» I di- «°s, , «r Die -Dresdner Naikrtcblen' erscheinen «it»»ch Mor„u1: die veiieker in Dresden »nd der nächsten Umsebun«. wo die Ziitraiun» durch eigene Boten oder Nomniliiionärr ertolgt. erkalten da« Blatt an Wochentage», di« nicht aut Sonn- oder üetertage ioigen, m twet Lbeiiaudgadcn «den»» und »t,r,»n« tugeltellt. 8ür Miitlaabe einaeiandter Lchritt- itticke keine Verbindlichkeit. vernivrechanichlub: ««kt «r. U und Rr. LOS«. releoramm-Ldreii«: Machrichten Dr»»d«„. eS die Post-Monnenten a« Gesammtan-gabe erhalten. -Inreigen-Lassf. KsgvürrSst 18S« Verlas von Kiepfrtz ^ Retet-ardt. Die Annabm« von Likündigiingen erlolat inderSauvtaeichättslielle und den Ncbcnannakmeitellen in Dresden d>« Nachmittag« »UKr Lun» und iielertag« nur Marienitrabc 38 von u bid'/il Ukr. Die l Wollige Grund >.eile tco. s Silben) 20 D>» . S». liindigungen aui derPrivatieite Zeile 2» Big : die Livaltige Zeile als .Lmge'andt' oder aut Leltieite bo Dt». In Nummern noch Tonn. und geier. ragen I dcz. rwaitige Gumdtteiien So. 40 dez i» »nd 80 Pig. nach besonderem Dans. Auiwiiriige Auitrage nur gegen riorauedeiadlung. Belegbiälter werden mit lo P'g. berechnet. SloodMLllll L vo. Iiiiil vep»8ittz«IiWk tler Vvul8ekvu SLllK^sxMtnlMe 2. lÄE- kl8te lililmliscliei' ülltien-kxplil'tliiei'-LsSllei'Li virilen, l. mAÜOsAII (Mnelwvr Lrt). >>06li-K r «D< i« in nn,«-in. -E- >». in?, -z», Nr. 73. ZpMl: Sleueste Drahtberichte. >dosiinchrichten. Priv. Bogentchütze». Allgeni. Handwerkerverein, Geschworenenliste, Militärgericht. Londoner Slraßenmnsikanten. Donnerstag, 14. Mürz 1W1. Neueste Dralstmeldnnqett vom 13. März. Berlin. (Priv.-Tel.j Dem Nnndesrath ist der an gekündigte Gesetzentwurf, betr. die Ilebernabmc einer Zinsgaranlic des Reiches für das Anlagekapital einer Eisenbahn vvn Dar-es-Snlciam nach Mrogoro zngegangcn. Der Entwurf lautet: 8 1. Behufs Ausführung de? Baues und deS Betriebes einer Eisenbahn von Dar-es-Salaain nach Mrogoro durch die auf Grund der beigedruckten Bau- und Betriebs ^onrelswuen utid Satzungen zu bildende Ostafrilanische Ebenbahngesellichast mit den Antheileignern der genannten Eiscnbahngcselltchast garantirt das Reich für a) eine Verzinsung des in diesem Unternehmen anzu legenden Kapitals bis zur Höhe von 24 Mill. Ml. mit 3 Prozent voni Tage der Einzahlung an: b> die Zahlung des um 20 Proz. erhöhten Nennbetrags lür die jeweilig geloosten und als solche ab- ziistempelnden Antvellscheine nach näherer Maßgabe der vor- nezeichneten Konzession. 8 2. Der Reichskanzler ist mit der Aus führung dieses Gesetzes beanstragt. Berlin. (Priv.-Tel.) In der B ud g e t k o m m is s i on des Reichstags wnrde heute die Bernlhung des Ertraordinariiims des Etats des ReichSamtes des Innern fortgesetzt. Zur Förderung der Herstellung geeigneter kleiner Wohnungen für Arbeiter und niedriger besoldete Beamte in den Betrieben und Verwaltungen des Reiches durch Gewährung von Beihilfe on Private, sowie an gemeinnützige Unternehmungen (Banvereine. Baugenossenschaften. Baugeselllchasten u. A.) wurden 2 Mill. Alk. bewilligt, gleichzeitig 'aber die Erwartung ausgesprochen, daß die bewilligten Sninmen nur verwendet werden, wenn die Festsetzung der Miethpreise der mit Hilfe des Reiches errichteten Wohnungen nur die landesübliche Verzinsung und Amortisation des zum Bon der Häuser aus- gcwendeten Kapitals, sowie die Kosten der Verwaltung und In standhaltung in Anrechnung gebracht werden, und daß die Häuser späterhin keinem anderen Zwecke dienen dürfen. Nach längerer Debatte wurden die als erste Rate des Beitrags des Reiches zu den Kosten des Ausbaues der HohkönigSburg geforderten 150OM Ml. mit 15 gegen 9 (freisinnige, sozialdemokratische und einige Eentmniö-) Stimmen bewilligt. Staatssekretär Graf Pola- dowskn erklärte, die Keianimtkosten der Wiederherstellung seien aus 1 439 OM Mk. veranschlagt. Dieser Anschlag sei reichlich bemessen. Bremen. Der Untersuchungsrichter Tonand hat alle Personen anfgefordert. sich zu melden, die am 6. März die so genannte Verbindunaslasche. die der Arbeiter Weiland als Wurf stück gegen den Kaller benutzte, in der Nähe des Teichmann- Brnnncns haben liegen sehen oder die ein solches Eisenstuck ver missen. Posen. TaS endgiltinc Resultat der Reichstags- eriatzwabl ist folgendes: Oberbürgermeister Witting (deutscher Kandidat) 9584 Stimmen, RecManwnlt Ebrzanowsli (Pole) 15149 Stimmen u »d Kaspcrznk (Soz.) 419 Stimmen. 92 Stimmen waren zersplittert. Gumbinnen. Unterossizier Merten, der sich unter dem Verdacht, den Mord an dem Rittmeister v. Kroiigk begangen zu baben. in Untersuchunasbast befindet, ist gestern Abend ent wichen. Merten hatte mehrere Gefangenenaufseher in seine Zelle gerufen unter dem Vorgeben. das Fenster seiner Zelle schließe nicht. Als die Beamten sich dem Fenster zuwandten, stieß Merten sie zur Seite, eilte zur Thür hinaus und schlug dieselbe hinter sich zu. sodaß die Aufseher in der Zelle eingeschlossen waren. Obgleich unverzüglich Patrouillen zu Fuß und zu Pferde die Stadt durch streiften und auch verschiedene Haussuchungen vorgenommen wurden, ist Merten bisher noch nicht wieder ergriffen worden. Wien. Ein zur Berathung des Baues von Wasser straßen eingesetzter Unterausschuß dos IndustrieratbeS und des BciratheS des Handelsministeriums beschloß, vorzuschlagen. der Jndustrierath möge die Regierung dringend «suchen, dem Reichs- rathe noch in dieser Session eine Gesetzesvorlage, betr. die Sicher stellung des Baues eines Donau-Moldou-Elbe-Kanals. sowie betr. die Verbindung des Donau-Oder-Kanals mit der Weichsel und Elbe und der Save mit dem Dniester zn unterbreiten, zur Durch führung des Baues eine besondere Kommission für die Herstellung der Wasserstraßen einzusetzen mit der Ermächtigung zur Aufnahme eines öffentlichen Anlehens und zur Enteignung. Behufs der, Finanzirung sei zwischen den Regierungen der detbeiligtcn Länder - und Gemeinden ein Nebereinkommen wegen der Leistungen von Beiträgen abzuschließen. Illach der Vollendung soll der Staat die Wasserstraßen verwalten. Die Uebertragung des Betriebes an vrivalc Unternehmungen solle der gesetzlichen Genehmigung bedürfen. Wien. Ans Villach, Klagensnrt und Bad Gastei» wird ge meldet, daß dort im Laufe der letzten Nacht neuer Schnee in rother Färbung gefallen lei. Paris. Die Gesellschaft „Messaaeries Maritimes" beschloß, ihre Schiffe während der Dauer des Marseiller Nusstandes in Genua anlcgen zu lassen, um dort die Ladung zu löschen. London. Unterhaus. Es entspinnt sich eine lebhafte Debatte über die Absetzung des Generals Colville. Mehrere Redner führen aus. daß ein Grund für eine Untersuchung vorhanden sei. Balsour bekämvst den Antrag Donglas auf Unter suchung in der nachdrücklichsten Weise. Der Antrag verlange, daß das Unterhaus sich als Geschworenengericht über strategische er klärt. das Haus babe einfach zu entscheiden, ob es das oberste Tribunal für militärische Ernennungen werden wolle. Das Haus müsse die Verantwortlichkeit Denen überlassen, welche die Offiziere bei der Arbeit gesehen haben. Colville sei vorgeworfen. bei zwei kritischen Gelegenheiten sich unfähig zur Erfüllung seiner Pflicht gefunden zn haben. Der Antrag stelle das Prinzip auf, daß jede erfolgende Ernennung vom Hause revidirt werde. Asauith erklärt, er unterstütze den Antrag DouglaS. Cbamberlain führt aus. nicht der Charakter Colville's stehe auf dem Spiele, sondern die Inkompetenz oder der Charakter Roberts' stehe auf dem Spiele, der bezichtigt werde, daß er den Fall nachträglich durch die Erinnerung an Saimasvost ausznbauschen versucht habe. Weder Roberts noch die Regierung würden sich einem derartigen Be schlüsse gegen sie unterwerfen. Der Antrag Douglas wird mit 262 gegen 148 Stimmen verworfen. London. Eine von der ''Admiralität zur Berathung der Frage, welche Dampfkessel für die Marine zu verwenden leien, eingesetzte Kommission verwarf in ihrem Berichte fast ein stimmig die Belleville-Kessel und enrpfahl eine andere Form von Culüider-Kcsselu. Petersburg. Die Großfürstin Olga Alerandrowna, eine Schwester des Kaisers, hat sich heute mit dem Prinzen Peter von Oldenburg verlobt. H aag. Der Minister des Aeußercn empfing in Gegenwart des niederländischen Gesandten in London die Delegirten der Vereine zur Wahrung der Interessen der niederländischen Aktionäre der südafrikanischen Eisenbahn. Die Delegirten er suchten den Minister, der englischen Regierung von der Gründung und Wirksamkeit der Vereine Kenntniß zu geben, damit die nieder ländischen Aktionäre mit den anderen gleichgestellt würden. Ter Minister erklärte sich dazu bereit. K o nsta n t i n op el. Die aus Bomba» gemeldeten Nach richten von der Nicderlagc deSEmirS von Nedjid. Iben Raschid, und die Absetzung des Schecks von Koweit be stätigen sich nicht. Im Mdiz-Palais sind keine diesbezüglichen Nachrichten eingelausen. Zwischen dem Scheck von Koweit und seinen in Bomba» lebenden Verwandten herrschen persönliche Miß- Helligkeiten. Letztere hatten sich an Jbe» Raschid mit der Bitte gewandt, beim Sultan wegen der zwischen dem Scheck und ihnen bestehenden Feindschaft zu interveniren. Nach Meldungen aus englischer Quelle ist es zu unbedeutenden Kämpfen zwilchen den Leuten des Scheck und denen Iben Raschid's gekommen, doch scheinen di« Reibereien im Abnedmen begriffe». Nach dem türki schen Blatte „Ikdam" bat sich General Knisim-Pascha vom Bagdad« Armeekorps bebuss Beilegung des Zwistes an Ort und Stelle begeben. New - No r k. Noch Meldungen aus Rio de Janeiro nimmt dort die monarchistilche Bewegung einen hochernsten Cha rakter an. Der größte Therl der Landarmee »nd der Marine bat sich auf die Seite der monarchistischen Führer gestellt. Die Ab senkung eines amerikanischen Geschwaders nach den brasilianischen Gewässern steht bevor. New - Nork. In Calamba wurde der Präsident Quirimbing nebst 49 Gennnungsgenossen ermordet. Eine Maffenoerhnstung der Verschwör« erfolgte. Peking. Gras Walffcrsce thei'te dem Lseneral Chats« niit, wie über die unter seinem Beschl stehenden Truppen für die Sommermonate verfügt wordkn sei. 1000 Engländer sollen den Soinmervalast. eine kleine Abtheilung den Iagdpark und 20"" Mann die Umgebung der Ortschaften Danchou uird Peitoho besetzen. Deutschland sendet die Truppen, die jetzt in Peking liegen, nach einem Dorfe nordwestlich des Sommcrvalastes m den Bergen, während die deutschen Truppen in Paotüiasn nach den Bergen im Westen der Stadt dislocirt werden. Die Japaner und Oesterreicher bleiben in Peking. Graf Waldersce sagte diese Vertheilung der Truppen werde Unruhen Vorbeugen. - In Tientsin sind zwischen den Engländern und Russen Reibungen wegen eines Landstücks entstanden, das seit Jahren der Eisenbahn gehört, von den Russen aber als ein Theil ihrer neuen Konzession ui Anspruch genommen wird. Der Betriebsleiter der Eisenbahn geicllschast begann hier eine Ausweichstelle anzulegen, wurde aber daran von der russischen Behörde verhindert. Daraus wandte er sich an die englische Oberleitung in Peking, die ibm erwiderte, ec solle mit dem Bau sortfahren und. wenn nöthlg, bewaffnete Macht gebrauchen. Der russische General Wogack erhob Einspruch hiergegen und sagte, dies wäre nicht geschehen, wem, die Russen dieselbe Truvvenzahl zur Stelle hätten wie die Engländer. Ec wandte sich daraus an den russischen Gesandten in Peking. Shanghai. Die britischen und amerikanischen China Vereine haben ihre Institute in London und Washington tele- aravhisch dringend ersucht, gegen den russisch-chinesischen Mandschurei-Vertrag zu protestiren. ^ OertlicheS nud Sächsisches. r- Dresden, 13. März. —* Nächsten Sonntag, Mittags 12 Uhr 95 Min. wird der Grost-Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach zum Besuche unteres Köniasvaares in Dresden «»treffen und im Königlichen Residenzschlosse Wohnung nehmen. Bei seiner Ankunst findet am Hauptbahnhos großer militärischer Empfang statt. I» Begleitung des Großherzogs wecken sich befinden: General- adiutant Generalleutnant v. Paläzinir-Falconnet. Flüaeladjutant Oberleutnant v. Hirschseld und der Ordonnanzoffizier Oberleutnant Graf v. Schlieffen. —* Prinz Friedrich von Schönburg-Waldenburg besuchte heute Mittag das Uhrengeschäft des Herrn Wilhelm Peters lin Firma Fritz Müller Nachf.) in der Pragerstraße. —* Die Priv. Bogcnschützen-Gescllschaft beschloß die Reihe ihrer Wintervergnügungen mit einem Konventball, der gestern Abend im Gewerbebaussaale abgehalten wnrde. DaS Fest wurde mit einem solennen Souper eröffnet, dessen materieller Theil dank der Sorgfalt des Herrn Traiteur Arlt nichts zu wünschen übrig ließ. Die Tafel wurde durch eine Reihe inhaltvoller Trink sprkche gewürzt. Herr Vorsteher Steinbrnchsbesrtzer Schulze wart zunächst ein«« Rückblick auf die durchlebte Saison, deren hock gelungenen Verlaus er mit Befriedigung konstatiren konnte, legte als sorgsam« Hausvater den Mitgliedern die Hebung der Bogen schützen-Tugenden wiederholt an's Herz und forderte dieselben ans, treue Bogenschützen zu bleiben zum dnnernden Segen und Stolze der Gesellschaft. Sr leerte sein GlaS ans das Wohl deS dies jährigen SchlltzenkoniaSvaarer. Da der König selbst, Herr Zimmer meist« Fuchs, durch Krankheit am Erscheinen behindert war. so war für diesen Abend Herr Hotelier Herold wieder in seine Rechte eingesetzt worden und hatte mit der Würde zugleich die schwere Bürde deS KönigSgchänae? zu tragen gern übernommen. Herr Herold dankte dem Vorsteher zugleich tm Namen der Königin. Iran Hänisch, mit einem Hoch aui die Gilde. Herr Dekorations maler Schlenkrich hatte eS sich nicht nehmen lassen, wiederum den PegasilS zu besteigen und zum behaglichen Ergötzen seiner Hörer in launiger Weise dieses Mal der Frauen zu gedenken, der er schienenen. wie der zu Haus gebliebenen, den«. Allen er ein bc redteS Loblied sang. Den nunmehr angeschlagenen poetischen Ton setzte in wohlgelungener Weise Herr Dr. Pollack fort. Er nahm Londoner Gtrasienmufikanten. London ist die Stadt der Gegensätze; neben dem jämmer lichsten Elend macht sich der glänzendste Lurus breit; enge, 'schmutzige Gäßchen mit wackligen Hütten münden in drecke Straßen ein, m denen die Häuser zu Palästen werden, und in der .Nachbarschaft der dichtest bewohnten Quartiere liegen die welt- ' läufigen ParkS. In diesem Babel ist für alle Unterhaltung, für olle Schauspiele, für alle Genüsse, von den einfachsten dis zu den raffinirtesten. Platz: und selbst was dem einfachsten dient, wird .wegen der Gckße des Schauplatzes zur großartigsten Industrie. So auch die Straßenmusik. Gegen neun Uhr früh, die Zeit, in 'welcher die Menschenfluch sich durch die Straßen verbreitet, rückt die große Armee von SpitalssieldS. Leacher-Lane. Holborn, jWapping und Clcrkenwell nach den Regionen des Westends aus, und man kann dann vor den Thoren der großen Theater. Covent Garden oder Drurp Lane, irgend einen weißköpffgen Paganini sehen, der seit einem halben Jahrhundert dieselbe Melodie aus der selben Saite spielt, den meisten Ohren freilich mehr zur Qual als züm Vergnügen. Dafür hat die Musik den Vorzug, zu beliebigem Preise Jedem zugänglich zn sein und wird dadurch zum Concert und zur Oper der Armen. Der Geig« ist häufig auch Sänger " ^ ' ' ' »schlichen Herzens mit iroßmütler- NepntoirS: «ES war einmal rin Schuhflicker, der wohnte in seinem Laden", »DaS Gespenst von Coklane". .Die verirrten Kind« iin Walde", i^grabara Allen" und ähnliche, rührende Liebesgeschichten, Schauergcmälde und Humoresken rufen in den Herzen d« Straßenbevölknung dieselben Empfindungen des Grausens wach, me der vornehme Mann in d« großen Oper in dem Finale zum Don Inan oder in den Schaunscenen Robert deS Teufels sucht. And«« Lied« sind Klänge aus der Leimath und mfen dem Hoch- ländtt oder dem Waliser die phantastischen Nebelbilder seines Hoch gebirges, dem Irländer die sonnigen Seen und heiteren Gelände seine- schönen Erin in die Ennneruna zurück. Noch andere Liren an den Patriotismus und den Heroenkultus des Volkes Lted« wie »Der Tod Nelsons", .Britannia. Du Stolz d«S Meeres", .DaS Banner mit dem rochen Kreuze' den immer ei» zahWlchzS Publikum herbei- Repntoir wechselt auch nach der Lokalität, in welcher der Sänger austritt, und die Liebeslieder und Romanzen, die er in Westend vorzieht, wo Dienstboten das zahlende Publikum bilden, werden im Osten der Stadt in den Quartieren an der Themie zu Matrosenliedem. Auch die von Irländem bewohnten Quartiere baben ihre eigenen Melodien aus dem reichen Schatz der beimathlichen Gesänge. An dem kosmovolirischen Charakter, den London als Weltstadt trägt, nimmt die Musik natürlich eben falls theil. Braune Indier in weißem Turban und weißem baum wollenem Talar klappern vor Frost in den, unwirthlichen Klima und singen ein unmelodisches Lied in der Hindusprache, das sie mit den melancholischen Klängen des Tamtam begleiten. Gelbe Chinesen mit glatt geschorenem Kopf, langem geschlitzten Augen kratzen auf den Saiten ein« Art ZM und schief ck Mandoline und wie der Text, den Frack mit dem v! entlockten ihr Töne, die fast so seltsam klingen, sie dazu sing«,. Neger in langem, blauen Schwalbenschwanz, einem Hemdenkragen, der fast vaS Gesicht ver deckt, einem großen Lorgnon auf der Brust und in den Ohren Ringe, die fast noch großer sind als daS Lorgnon. Wielen das Tambourin »nd den Banjo, haben auch zuweilen vom Neger nichts als die Farbe, welche aus Fett und Lampenruß besteht, denn ihr Gewerbe ist eine gute Spekulation und lockt Mitbewerb« aus anderen Gebiet«, heran. Der Vortrag der Niggerlieder, die fast kleine burleske Dramen zu nennen sind, beansprucht übrigens viel komisches Talent, und eS giebt Schauspieler, die sich dieses Fach zur Spezialität gemacht baben und denen eS eine reiche Ernte bringt. Auch^öhmische Spielleute in halb bergmännischer Trachtz Spitz- giebt eS nick« der bunten Schaar der Straßenmusikanten, welche einen Industriezweig ^bilden, der Men" bis Q „ v - - Keine geringeren Leute als vie alten Minstrels sind die Aknen der gegenwärtigen Straßenmusikanten. Diese Minstrels waren selbst noch mehrere Jahrhunderte nach der Eroberung in England lauter Normannen. Sie waren sehr geachtet >md im Besitz ansehnlicher Vorrechte. Sie batten ebenso wie Herolde oder Gesandte z» jeder 'eit sielen Zutritt zu den Schlössern und den reichen Abteien, i« wurden lehr gut bezahlt «nd dieser Umstand sockle Müßiggänger rßenmusikanten, welche einen Industriezweig bilden, der viel rschen ernährt, »nd dessen Ursprung englische SllterthumSforscher in die ältesten Zeiten zurückgefühn haben. und lockere Bruder in ihre Reiben, welche das Gewerbe der Minstrels bald in Verruf brachten. In den Schlössern und Klöstern, wohin sie bei gewissen Festlichkeiten in Schaaren strömten, begnügten sie sich nicht immer mit dem, was ihnen die Freigebig keit ihrer Wirthe darbot. sondern behandelten Keller. Speisekammer und das ganze HauS als nobeites Land. Diese Mißbräuche ver anlaßt«, Eduard II. und Eduard IV., strenge Edikte gegen die Brüder muo seien«« zn erlassen, und die frühere Ächtung vor der einst so blühenden Kunst der Minstrels sank mit jedem Jahrhundert tiefer. Unter d« Regierung Elisabeths kam noch eine andere Ursache des Verfalles Hinz», die Trouvsres blieben der Entwickelung der Littrratur fremd, welche damals in den höheren Kreisen der englischen Gesellschaft sich vollzog, und so mißachtet war bereits das Gewerbe, daß man in einen, Pönalstatut der Königin Elisabeth die Minstrels in eine Klasse mit den Landstreichern und den Bell lem gesetzt findet. Unter Cromwcll's Protektorat wurde» diese „gemeinhin Geigenspieler od« Menestrels genannten Leute" nii; gleicher Verachtung und gleicher Strenge behandelt. Aber trotz der Straferlässe hielt sich die Industrie der Minstrels, nur daß sie ihren Sitz aus dem Eoelschloß in die Schänke oder auf die Gasse verlegen mußte. So sehen wir sie noch heute in den Straßen Londons als Schatten cineS tobten Glückes und einer erloschenen Große bernmwandeln. denn die Straßensänger und Musikanten sind, wie sich gar nicht bezweifeln läßt, die Reste ein« herunter gekommenen, aber ehemals mächtigen und angesehenen Korporation. Der Minstrel unser« Tage ist ebenso däusig wie der des Mittelalters, zugleich Dichter, Sänger und Musiker: aber noch öfter sind die verschiedenen Zweige seiner Kunst vvn einander getrennt. Die Dicht«, welche für die Straßenlitterotnr arbeiten, bilden «ne Klaffe für sich, ,md die zwei Dichtungsgattungen, die sic mit den, meist«, Erfolg bearbeiten, sind dir Balladen und die Klage. »orrovINl lamentaM«,. Der Straßemmtor — streot-zutkor — er hält einen Schilling für ickrS Gedicht; aber wenn der Verleger mit den Versen oder mit den, Erlös auS de« Verkant derselben sehr zufrieden ist. so legt er in seiner Großmut!» wohl nnch einige Penee zu. Vor einigen Jahren war die Straßenballadc für die englischen Verleg« und Druck« noch eine sehr gewinnreichr Spekulation: jetzt ist diese Industrie im Verfall begriffen. Die Straßenmusikantcn Londons, spielen meistens die Harfe, die Flöte, das Klapphorn und verschiedene andere Blechinstrumente.
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