schwachen stumm gemacht werden musste. Yon besonderer Schönheit ist der in die einsprängende Ecke zwischen dem Thurm und dem Seitenflügel an der Brüderstrasse verlegte Aufgang von 1527, eine in gewundenem Laufe zum Haupt portal emporführende Freitreppe, die Lübke mit dem dazu gehörigen Balkone und der Bildsäule der Gerechtigkeit als »ein Ganzes von unübertroffener Pracht, Originalität und Frische der Konzeption“ bezeichnet. In fast dieselbe Zeit fällt der Ausbau des kleinen Hofs im Rathhause mit ita lienischer Bogengallerie auf Pfeilern, — auf dem die Sprüche des im Erker sitzenden Blutgerichts vollzogen wurden —, und von der innern Ausstattung eine herrliche Holzdecke von 1568 mit köstlich gearbeiteten Intarsien. Sie ziert das Zimmer für das Standesamt, das ehemalige Prsetorium, und hat seiner zeit 9000 Mark gekostet. Lange Zeit durch eine darunter angebrachte Gypsdecke versteckt und so der Zerstörung ent zogen, ist sie erst 1872, bei der Restauration des Rathhauses, von dem damaligen Stadtbaurath Marx wieder entdeckt wor den, der dies Prachtstück im Westdeutschen Gewerbeblatte Nr. 6 von 1884 abgebildet und beschrieben hat. Bei dem Stadtarchivar erbetene Erlaubniss verschafft auch Fremden die Gelegenheit, die Schätze des städtischen Archivs, die bis in das XIII. Jahrhundert zurückreichen, zu besichtigen. Es sind sehr interessante Urkunden darin enthalten. Einen Besuch verdient auch der Sitzungssaal des Ma gistrats mit schöner Holzdecke und reicher Thür- und Wand bekleidung. Im Vorzimmer sind Bilder böhmischer Könige und sächsischer Kurfürsten aufgehängt, ebenso ist der Sitzungs saal des Magistrats und der Stadtverordneten mit Portraits (letzterer u. a. auch mit dem des berühmten theosophischen Schusters Jakob Böhme) geziert. In dem dorthin führenden Gange hängen polierte Querdurchschnitte mächtiger Bäume aus der städtischen Heide. Unten im Rathskeller ist eine Restauration, von C. Wallrath, in welcher der Magistrat sich während langer Sitzungen zu erfrischen pflegt, welche aber auch vom Publikum zahlreich besucht wird.