— 24 — Werbung 1383 genannt wird. Das sie umgebende kunstvolle Gehäuse mit Schnitzwerk und Gemälden wird Hans Olmützer, einem mährischen oder schlesischen Meister, zugeschrieben. der als Maler wie als Bildschnitzer zu den Tüchtigsten seiner Zeit gehört haben muss. Auf der Görlitzer Gewerbe- und Industrie-Ausstellung 1885 bildete der Flügelaltar der „gol denen Marie“, obwohl er nur theilweise hatte ausgestellt wer den können, einen Glanzpunkt der Kunst- und Alterthums- Ausstellung. Bemerkenswerth ist die Aehnlichkeit der Maria auf den von Olmützer hergestellten geschnitzten Bildwerken mit der mindestens hundert Jahre ältern Hauptfigur. Es liegt darin eine Anerkennung der Schönheit des ältern Bildwerks seitens des hochbegabten Künstlers, der in der „Grablegung“ bewiesen hat, dass er selbständig zu schaffen verstand. Der Kirche gegenüber an der Nordseite steht ein mit Stuck im Zopfstyl überladenes Haus mit Balkon. Hier haben die fremden Monarchen meist ihr Quartier gehabt, wenn sie in Görlitz längere oder kürzere Zeit verweilten, so Alexander III., Friedrich Wilhelm IH., Napoleon während des Krieges von 1813. Von dem Obermarkte führt die Brüderstrasse, in welche die Schwarze Gasse, die Plattnergasse, und hinter dem Rath hause das Apothekergässchen münden, nach dem Untermarkte, der mit seinen steinernen Lauben ein altertümliches Bild bietet. Hier steht das Rathhaus mit dem 1509—1516 er bauten Thurme, von dessen oberem Umgange aus man einen ausgezeichnet schönen Umblick hat. Auch Kaiser Ferdi nand I. hat ihn 1538 bestiegen und dabei seinen Unwillen darüber, dass die Stadt rings mit Bergen umgeben sei, unter Fluchen, „das man sonst bei ihm nie gehört,“ geäussert. An der Ostseite des Thurmes sind zwei Zifferblätter der Rathsuhr mit italienischer und deutscher (seit 1584 eingeführter) Zeit angabe. An dem letztem ist ein Gesicht angebracht, dessen Augen durch die Bewegungen des Pendels nach links und rechts gekehrt werden. Oben in einer Nische liegt ein stei nerner Löwe, der bei Eintritt des Neumonds so grässlich brüllte, dass er mit Rücksicht auf die Kranken und Nerven-