— 14 — hatte erkannt, dass der grosse Grundbesitz der Stadt bei ver ständiger Verwaltung reiche Erträge bringen müsse, welche die Mittel zu einer durchgreifenden Reform der gesammten städtischen Verwaltung gewährten. Es gibt keinen Zweig der städtischen Thätigkeit, den er nicht sorglich gepflegt und reich befruchtet hätte, hauptsächlich aber verdankt ihm Görlitz seinen wichtigen Platz im norddeutschen Eisenbahnnetze und seinen Park. Die Benennung eines Platzes nach seinem Namen, der ihm auf dem städtischen (confessionslosen) Friedhofe gesetzte mächtige Granitwürfel und das ihm auf dem Marienplatze 1862 errichtete eherne Standbild sind Beweise der Dankbarkeit, mit welcher die Bürgerschaft des in seiner Art einzigen Mannes gedenkt. Seit jener Zeit ist Görlitz der Knotenpunkt von vier Bahnen geworden, der Sächsisch-Schlesischen, Nieder schlesisch-Märkischen, Berlin-Görlitzer und Schlesischen Gebirgs bahn, und hat einen regen Verkehr aufzuweisen, wie er der Stadt als dem Sitze eines Landgerichts, eines grossen Amts gerichts, eines Eisenbahnbetriebsamts, dreier Postämter und zweier Telegraphenämter, eines Fernsprechamts, einer umfang reichen ständischen und städtischen Verwaltung, einer Reichs bankstelle, einer Handelskammer, sowie des Stabs und zweier Bataillone des 19. Infanterieregiments zukommt. In die grossen Geschicke des Vaterlandes enger verflochten ist die Stadt neuerdings noch einmal im Hochsommer 1866, als Prinz Friedrich Karl von Preussen mit seiner Armee von dort aus nach Böhmen einrückte und der heimkehrende Sieger, König Wilhelm I., dort die ersten Begrüssungen seiner Unter- thanen entgegennahm. Aus dem Kriege 1870/71 besitzt die Stadt die ihr vom Kaiser Wilhelm geschenkte, im Gefecht bei Weissenburg von den „Görlitzer Jägern“, dem 5. Jägerbataillon eroberte Kanone „Le Douai“, das erste im Kriege gegen Frank reich eroberte Geschütz. An geschichtlichen Urkunden ist das städtische Archiv ungewöhnlich reich. Sie reichen bis zum Jahre 1282 zurück und sind vielfach wegen der angehängten Siegel, wahren Meisterwerken der Stempelscbneidekunst, und der aufgemalten Wappen auch von künstlerischem Werthe. Es befinden