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— 11 — salen reichen Leben Luxemburg an Philipp den Guten von Burgund ab trat, und als Elisabeth von Görlitz in Trier 1451 starb, -wo ihr Denkmal noch steht. Görlitz selbst aber fiel 1896 an König Wenzel und 1419 an dessen Bruder Sigismund. In dem Hussitenkriege stand die Stadt fest zu Sigismund, gelangte durch Erbschaft an den Habsburger Albrecht II. und schloss sich nach Ladislaus’ Tode an Matthias Corvinus von Ungarn an, unter dem die Oberlausitz zur Markgrafschaft erhoben wurde. Seit 1490 wieder mit Böhmen vereinigt, ist Görlitz mit diesem 1526 durch Erbschaft abermals unter die Herrschaft der Habsburger gekommen und bis 1635 bei diesen verblieben. Wie in die Luxemburger Periode die Blüthe- und Glanzzeit der zu grossem Reichthum und bedeutender Macht gelangten Stadt, so fällt in die der Habsburger die schwerste Leidenszeit von Gör litz. Die reiche Stadt, die mit starker Hand alle Angriffe von aussen ab gewehrt und wiederholt Unruhen im Innern — wie zahlreiche Aufstände der Zünfte, namentlich aber den gefährlichen Tuchmacheraufruhr von 1527 — mit furchtbarer Strenge unterdrückt, namentlich aber den Raub rittern sich furchtbar gemacht hatte, verlor jetzt unter dem ersten Habs burger 1547 mit einem Schlage alles, was sie an Rechten und Freiheiten und ausserhalb des Weichbildes gelegenen Gütern und Waldungen besass. Die seit 1523 protestantisch gesinnte Bürgerschaft musste im sogenannten „Pönfalle“ es schwer büssen, dass die Oberlausitzer Städte ihre dem Kö nig Ferdinand gestellten Truppen im schmalkaldischen Kriege zu früh zurückgezogen hatten. Die Auslieferung aller Privilegien, Ordnungen und Satzungen des Rathes wie der Zünfte, die Uebergabe aller Geschütze nebst Pulver und Zubehör, die Ueberlassung aller Stadt-, Lehen und Land güter an den Landesherrn, die Verpflichtung zur Zahlung einer ewigen Biersteuer, die Auslieferung aller Kirchenkleinodien und der darauf be züglichen Urkunden, sowie die Zahlung eines Strafgeldes von 100,000 Reichsgulden waren die mehr als harten, für die Sechsstädte geradezu ruinösen Forderungen des Königs, die noch durch die Habgier seiner Räthe versohärft wurden. Mit den schwersten finanziellen Opfern hat sich die Stadt ihr Eigenthum wieder zurückgekauft, aber die Schuldenlast, welche sie desshalb auf sich lud, machte auf lange Zeit eine gedeihliche Weiterentwickelung unmöglich. Die hohe Blüthe des materiellen Lebens, welche die durch Gewerbe und Handel mächtige Stadt erreichte, hatte auch günstig auf die geistigen Bestrebungen eingewirkt. Im XV. Jahr hundert wurde die Peterskirche, eine der grössten und sohönsten Kirchen Norddeutschlands, ausgebaut, die Stadt mit Kanälen und Wasser leitung versorgt, das vor der Reformation von Hunderttausenden von Wallfahrern besuchte heilige Grab vom „König von Görlitzdem reichen Bürgermeister Georg Emmerich, nach den in Palästina genommenen Maassen errichtet, und in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts entstanden nach dem einen grossen Theil der Stadt vernichtenden Brande von 1525 die zahlreichen Renaissancebauten, die dem kunstsinnigen Kupferstecher