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7 — mittlere und höhere Mädchenschule, ein städtisches Lehrerinnenseminar, zwei Privattöchterschulen, ein mit der Nervenheilanstalt von Dr. Kahlbaum verbundenes Pädagogium, eine Handelsschule des kaufmännischen Vereins, eine landwirtschaftliche Winterschule, mehrere Privatschulen ffir Knaben und die evangelische und katholische Gemeindeschule mit mehr als hun dert Klassen, eine Handfertigkeitsschule, welche als Muster für die meisten deutschen Institute dieser Art gedient hat, Fortbildungsschulen für Lehr linge, Kindergärten und Kinderbewahranstalten befriedigen alle Bedürfnisse auf diesem wichtigen Gebiete in ausgiebigster Weise. Für wissenschaftliche Anregung sorgen die Oberlausitzische Gesell schaft der Wissenschaften, deren eigenes Haus eine Bibliothek von etwa 60,000 Bänden, sowie reiohe Mineralien-, Alterthums-, Münzen-, Kupfer stich- und Aquarellen-Sammlungen enthält, und die „Naturforschende Ge sellschaft a mit etwa 500 Mitgliedern, deren Museumsgebäude reichhaltige, vorzüglich geordnete und sorgfältig gehaltene Sammlungen aus dem Ge biete der Naturwissenschaften aufweist, welche sehr viele Universitäts- Sammlungen an Umfang übertreffen, ausserdem der Zweigverein der Ge sellschaft für Verbreitung von Volksbildung, der Verein junger Kauf leute und der Handwerkerverein durch regelmässige Veranstaltung von populärwissenschaftlichen Vorträgen, während der Kaufmännische Verein, der Gewerbeverein, der Technische Verein, der pädagogische, zwei Steno graphenvereine und der hühnerologische Verein u. a. sich die Förderung bestimmter Fachinteressen zur Hauptaufgabe gesetzt haben. Der Kunstverein für die Oberlausitz veranstaltet zweijährig eine Ge mäldeausstellung. Im Besitze der Stadt befindet sich eine reiche Samm lung von photographischen Nachbildungen berühmter Gemälde, und im städtischen Alterthumsmuseum eine Fülle kunstgewerblicher Gegenstände der Vorzeit. Durch Aufstellung von Denkmälern (Demianidenkmal von Johannes Schilling, dem Schöpfer des Niederwalddenkmals, auf dem Marien platze, Kriegerdenkmal von 1871 mit dem Siemering'sehen Fries am Kaisertrutze und Büsten Schillers nach Dannecker, A. v. Humboldts und des Afrikareisenden H. Steudner von Lürssen im Parke), Zierbrunnen (auf dem Postplatze von Toberentz, auf dem Nicolaigraben nach Schinkel, auf dem Wilhelmsplatze und vor dem Blockhause von Drake) und Bildsäulen (Diana Gabii und Flora im Park) in der Stadt und im Parke ist in den letzten Jahrzehnten viel zur Anregung des Schönheitssinns gethan worden. Die Errichtung eines städtisohen Kunstmuseums ist im Werke. Die Musik wird in Görlitz mit Vorliebe gepflegt. Die grossen schle sischen Musikfeste finden dort abwechselnd mit Breslau statt, und der Verein der Musikfreunde, der in seinen Konzerten seinen Mitgliedern die Bekanntschaft mit den hervorragendsten musikalischen Kräften vermittelt, sowie zwanzig Musik- und Gesangvereine und zahlreiche Musikinstitute und Musikalienhandlungen fördern den musikalischen Sinn der Bewohner, der auch in den guten Kirchenchören zu Tage tritt. Auch an theatralischen Genüssen fehlt es nicht. Das von der Stadt subventionirte Stadttheater, in welchem Bieben Monate gespielt wird, und meist auch das Sommertheater im „Kaisergarten“ leisten — das erstere vorzugsweise auf dem Gebiete des Schau- und Lustspiels, und in einer Nachsaison auch der Oper, das letztere besonders auf dem der Operette — Gutes.