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"» Albrecht Schult«. Letzte Wort« «ine» Verurteilten. O Mensch! Du undankbares Pumvgenie — Me glücklich warst Du, wo Du mich besessen! War ich Dir nicht greifbare Poesie'? Nun willst Du mich vernichten und vergessen? Du hattest mich doch arm und ivarst mir hold, Du hieltest warm mich wie das Kind die Puppe! Und hattest Du genug, war Dir das Gold Samt sonstigen Paplerchen furchtbar schnuppe! Und war ich einmal auSgeganac» Dir — O Gott, da hört' ich weinen Dich und klagen! Wie hast Du sehnend da verlangt nach mir — Hab' ich doch Dich mehr, als Du mich getragen! Wie oft hat mich versteckt die Sparsamkeit — 2m sichern Winkel lag ich still verborgen! Nun zieht ans Lickt mich die moderne Zeit, Dem Ruf: «Zum Feuertod" muh ich gehorchen! Dem Bettelmann war ich ein Kapital. Ein Nichts und doch sein olles vst dem Prahler! Mich wünschte jeder viele tausend Mal — Mn scheid ich bald von Euch — als letzter Taler! Ob mich auch schmückt der höchsten Fürsten Bild, Man will, daß >ch bald eingeschmolzen werde! Verzichten auf das Daseins Ekrenschrld — Dos ist das Los der Besten aus der Erde! O heil'ger Joachim vom Böhmerland, Der Du mir Leben gabst, wirst Du das dulden? Wie ging ich helfend gern von Hand zu Hand Um ouszugleichen Menschcnschuld — und Schulden! Du undankbare Welt, fällt Dir'S nicht schwer, Abschied von solchem alten Freund zu nehmen? Hast Du noch Herz und — Haft Tu mich nicht mehr, Wirst Du erst schätzen mich und — wirst Dich schämen! ...!" — Sehr hübsch, indes: Des Talers Klage ist — gottlob — verfrüht, Noch wird der alte Freund »ns rocht entrissen. Er scheint, daß ihm ein weit'res Dasein blüht Bis 1915, nicht zu wissen. """ T reu e A b v n n c n t i n. l50 Mg.) „Wie must man seine Ausgaben einrichten. um wirklich rationell uns maktilch z„ wirtschaften in seinem Hausstände? Mein Mann ist Beani'cr und hat ein G kalt von 4000 Mk. Für die Zukunft ist für die Familie neiorgt. alio kann die Summe onigelien. Wie viel rechnet man bei diesem Einkommen für Wohnung? Wieoiel Wirtichasisaeid. wenn 3 Kinder von 15. 13. 11 Jahren, sowie ein Dienstmädchen da sind? Wie viel rechnet man iür Kleidung una wnitiie Aus gaben. wenn man einiach, aber standesgemäß ieben will? Wir wahnen in einem Vororte und braucht mein Mann, ww e 2 Kin der Fahrkarten der Straßenbahn. Gehört zum W'r ickailsgelo Beleuchtung, Wäsche und kleine Nebenausgabea? Ich bin der Ansicht nicht!" - Ihre Anfrage nimm« mich Wunder, den», wenn ein Ehevaar 16 Jakre verheiratet ist. mühte cs doch eigentlich über die Brrreiiung reines Einkommens im klaren lein. Ich würde an- nrbmen. das; nachilekende Einteilung annähernd das rechle iil. Bet größeren Einkommen n'inmt man de» 6. Dell iür die Woh nung. ir geringer das'elbe ist. desto größer iir der Prozentsatz. den man dafür anietzen muß. Wohnung 700 M'k.. Wirtschastsgeld (Wäsche. Beleuchtung, kleinere Reparaturen inbegriffen) monatlich 150 Mk. - jährlich 1800 Mk.. Heizung 120 Mk.. Fahrkarten 120 Mk., Stenern. Feuerversicherung. Zeitungen. Porto zusammen 200 Mk. Schulgeld 120 Mk.. Dienstmädchen, inkl Weiturachieu, 180 Mk.. Schulbücher sür die Kinder 60 Mt.. Kieidimg sirr 2 Er wachsene je 100 Mk., kür jedes Kind 50 Mk. --- 350 Mk.. An schaffungen in der Wirtschaft 5st Mk.. Arzt und Avoiveke 30 Mk.. iür unvorhergesehene Fälle 50 Mk.. die« macht zusammen 3780Mk.. bleiben Ihnen mithin 220 Mk. als Taschengeld und i.rr Ver gnügungen. Aber wenn nun die Kinder älter werden und etwas lernen sollen? Da w>rd es wohl gut sein, a» den ein,e uer, Posten noch etwas abzmwacken. Vielleicht wohnen Sie „nch billiger, io daß Sie diesen Neberichuß für die Ausbildung der Kinder zurück- legen können. Jcden'nllS bin ich jetzt aui eine Flut von Zrr- schriiten ans Hausfrnucnkieisen gefaßt, die mit vortteliendcr Aus stellung nicht einverstanden sind Diele wirtichaiiliche Frage hat schon vor Jahre» einmal im Briefkasten Staat gemacht und da vlatztcn die verschiedenen Ansichten der lieben vraktrschen Haus frauen so hart aufeinander, daß es nur so klatschte. Hoffentlich gebt auch diesmal das Gewitter wieder vorüber, ohne ernsten Schoden anzurichten. *** Ein Zugezogener. „Es ist mehrfach die Wahr nehmung gemacht worden, daß Herren sozulagcn mit ge- schmatzten Händen von den feinsten Hcrren-Klubs ausgenommen werden, dagegen haben dieselben Leute mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen, sobald es sich um Eintritt in bessere Ball-Gesellschasten bandelt. Ist bas Familienhaupt würdig, feine Herren-Gesellschasten zu frequentieren, so wird es in den weitaus meisten Fällen auch die Familie sein, aber sobald die Unterröcke in Frage kommen, so heißt cs: „Bist Du kein alteingesessener Dresdner, so mußt Du Paten haben! Viele, viele Zugezogene beklagen sich hierüber und es ist an der Zeit, daß über diele Dresdner Gemütlichkeit einmal öffentlich berichtet und vor Zuzug in das gemütliche Dresden gewarnt wird!" — Etwas dunkel zwar — doch es klingt recht wunderbar. Uebrigens wird einer Gesellschaft kaum das Recht zu bestreiten sein, ihre Ausnahmen ganz nach eigenem Ermessen zu gestalten. Doch auch hier gilt der Satz: Hochmut kommt vor dem Fall! "** L., Am ali e nst ra ß e. „Im vorigen Briefkasten schreibt „Nesse Karl", daß er seit längerer Zeit durch Stimmband- schwcllrmg oder Lähmung am Sprechen vcchindert sti. Alles, was Sie emvsehlen und die Ratschläge von vier Aerztcn halsen mir nicht. Aber ein Hausmittel ist unfehlbar und das kostet nichts. In drei Wochen ist Karlchen hergcstellt; er soll sich an mich wenden." — Mn, ich werde nicht verfehlen, Karlckcn Ihre Adresse mitzuteilen, sobald er mir seine eigene bekannt gibt. Ein facher wäre cs freilich gewesen, wenn Sie zu Nutz und Frommen aller Stimmband-Palienten mir gleich verraten hätten, worin das unfehlbare Hausmittel besteht. *** Gärtner Tb- L. Antwort: Sie fragen nach der im Gebirge gebauten Archcmgeliea oder Engelwurz. Diese Dolden genießen großen Ruf. namentlich die >n Bockau, Jöh- stabt usw. angebauten Archangclica. die noch heute in Gebirgen, bei Königsbrück lSchloß LäuSnitz), bei Suhl usw wild vorkommt, und als magenstärkend und vor Ansteckung wahrend gilt. Die ofncinelle Archangclica wird im Spätsommer gesät; im 2lprrl und Mai nächsten Jahres werden die jungen Pflänzchen aus- gehoben und in Beete gepflanzt, wozu das Pflanzholz die Löcher vorbohrte. Im Sommer wird dur/ ' ' " ^ — Beet rein gehaltU, herausoezogen. M die Fasern zopfartig zusammen und trocknet olles auf Gestellen am Ofen. Dann hebt man die Wurzeln in frostsreien Räumen bis zum Versand aus. In Fässern, immer das dicke Ende nach unten gekehrt, wird diese vrclbegehrte Engelwurz versandt und in der Heilkunde. Likörfabrikation asw. benutzt. Der in den frischen Wurzeln^noch^gelbe Säst macht später einem schwammigen Zentner dieser Wurzel über 70 Mk. >eete gepjlanzt. wozu vas Psianzyoiz sie r:oa,cr Sommer wird durch mehrmaliges Jäten das l, die Pflanze behäufelt und endlich im Oktober tan wäscht die Wurzeln im Bache rein, dreht richrg wage . . . * Einer im Namen vieler. „In Ihrem geschätzten Blatte bringen Sie emcn Artikel: ,,lieber Frauen als technische Zeichnerinnen", entnommen der „Köln. Volksztg.", welcher aus Jngemeurkreisen geschrieben sein soll. Daß derselbe nicht aus diesen Kreisen stammen kann, ist klar. Denn cs kann keinem Ingenieur ernst sein, zu wünschen, daß sich das Proletariat auch noch in die technischen Kreise ziehe. Jede Zeitung sündigt, wenn sie dazu beiträgt, die deutsche Frau noch mehr ihrem Berufe zu entziehen Wollen Sie nicht auch dann, bitte, dahin agitieren, daß die Männer sich in häuslichen Frauenarbeiten ausbilden? 'DoS würde doch die natürliche Folge sein, oder wer soll denn sonst dies« Arbeiten machen? Wo soll das hinführen? Ein ein' zu riacrmaßen brauchbares Dienstmädchen ist schon jetzt nicht mehr bekommen. Dabei entstehen alle Jabi:e neue technisch« den dem Vaierlande einen großen Dienst erweisen, wollten Sie dahin wirken, daß die der Schule entwachsenen Mädchen nur zu häuslichen Arbeiten herangezogen würden, um später nützliche Hausfrauen zu werden." — So ist's recht, nur immer frei von der Lever hcruntergesvrochen, das schasst Erleichterung, auch wenn man damit den Lauf der Dinge nicht ändert. Recht habe» Sie ja. wenn Sie im Namen vieler sprechen, denn die Zahl derer, die Ihnen bcipslichten und alles, was Weib heißt, nur im l'äcislrchen Kreise schalten und wallen sehen möchte», ist sicher lich nicht gering. Aber: tt-mpnra inurrcistur sagt der Lateiner — die Zeiten ändern sich und so liegen leider auch jene idealen, patriarchalischen Verhältnisse bereits weit hinter uns, die Schiller so herrlich in seinem „Lied von der Glocke'^ schildert: „Ter Mann muß hinaus — Jus feindliche Leben. — Muß wirken und streben — Und pflanzen und schaffen, — Erlisten, erlasse», — Muß wetten und wagen. — Dos Glück zu erjagen. - Ta strömet herbei die unendliche Gabe. - Es füllt sich der Speicher mit köst licher Habe. — D:e Räume wachsen, es dehnt sich das Haus. — Und drinnen waltet — Tie züchtige Haussra». — Die Mutter der Kinder, - Und herrschet weise - Im häuslichen Kreise, — Und lehret die Mädchen, — Und wehret den Knaben, — Und reget ohn' Ende - Tie fleißigen Hände, — Und mehrt den Gewinn — Mit ordnendem Sinn, — Und füllet mit Schätzen die duftenden Loden. — Und dreht um die schnurrende Sprudel den Faden, — Und sammelt im reinlich geglätteten Schrein — De schimmernde Wolle, den schnceichlen Lew, — Und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer, — Und ruhet nunmer." Ja. lieber Freund, das Los e.ner solchen züchtigen Hausfrau würde auch heute noch manches junge Mädchen jcdeni anderen vorziehen und lieber im häuslichen Kreise ohne Ende die Hände regen, als sich sein Brot im T.ensle anderer mit Arbeiten ver diene», die sonst nur von Männern verrichtet wurdcn. Ihm fehlt eben der Mann, der hinausstürmt ins feindliche Leben, um sür sie mit zu wirken und zu streben. Tie heute sehr peE schärften Kämpfe ums Dase n brargerr es mit sich, daß so mancher junge Mann eine Frau nicht ernähren kann, oder bc den Ausbrüchen, die er für seine eigene liebe Person an das Leben stellt, nicht ernäliren zu können fürchtet, und so kommt cs, baß jeder mit besonderen Glücksgntern nicht gesegnete Vater dar aus sehen muh, daß seine Töchter für den Fall, daß sie sich nicht verheiraten, aus eigenen Füßen zu stehen vermöge». Was sollen diese Mädchen nun beginnen? Dienstmädchen können sie doch nicht alle sein! Sollen sie, ui» dem männlichen Geschlecht keine Konkurrenz zu machen, sich nur mit weibliche» Handarbe.ten be schäftigen? Du, lieber Himmel, das besorgen ja heute die Maschinen viel bester, bill gcr und schneller, und was im Arrs- lwhmefalle eine noch so fleißige Hand allenfalls damit verdienen kann, ist zum Leben zu wenig und zum Verhungern — vielleicht noch nicht einmal zu viel. Daß unter solchen Umständen das weib liche Geschlecht das Gebiet seiner Erwerbslätigkest immer mehr zu erwestcrn suchen und dabei dem männlichen Gesckflccht ins Gehege kommen muß. liegt aus der Hand. De einmal ins Rollen gekommene Kugel wird schwerlich noch auszuhaiten fein, man muh den Dingen ihren Lauf lassen und es der Zukunst anheim- stellen, ob sie die alten, schönen Ze.ten, wo die züchtige Hausfrau mit ihren Töchtern nur in des Hauses Räumen schaltete und waltete, wieder auflebcn lassen will. Vielleicht gesch.eht's. denn — tvmnoi a urutarrtur. **" E. H., Zitta u. „Muß ich bei der Kavallerie 1 Jahre dienen, wenn ich mich mit 19 Jahren freiwillig stelle?" — 4 lährig Freiwillige werden bei der Kavallerie stets bevorzugt. Tie gesetzliche Dienstzeit als eingestellter Rekrut ist eine drei- jährige. *** N esse S- Antwort: Das von Ihnen erwähnte Laster ist allerdings im stände, die Gesundheit vollständig zu unter graben. Ihr Bekannter mag sich nur, ehe cs zu spät wird, einem Arzte anocrtrauen. Geheimmittel zur Verhütung oder Be- ieitigung der Folgen gibt es nicht und ein Buch, das sich mit der Heilung der bctr. Krankheit beschäftigt, zu empfehlen, hat keinen Zweck. *** Willy. (50 Pfg.j „Eine bekannte Dame hatte einst einer Freundin, welche in Not geraten und zu stolz war, ein Tar- lehcn anzunehmen, vorgejpiegcll, daß sie für sich und die betr. Freundin gemeinschaftlich ein Los gespielt und einen Gewinn ge macht hätte. Dieser Gewinnbetrag wurde der Freundin ge bracht und von dieser angenommen, wenn auch mit leisem Zweifel Nachdem die Verhältnisse der Gcldempsänacrir, sich wieder gü' regelt hatten, teilte ihr die Dame den Sachverhalt mit und bat, ihr die auf diese Weise gewährte Summe zurück zu erstatten. Tics wurde abgelebtst unter der Angabe, daß das in dieser Art gegebene Geld eur Geschenk bedeute. Ich bitte höslichst um Ihre Meinung in bezug aus die juristische Pflicht zur Rückzahlung. Die moralische steht wohl außer Zweifel." — Eine, in der von Jlmen bezeichnetcn Weise gemachte Zuwendung ist'zweifelsohne selbst dann als Schenkung >m Sinne des § 516 B. G.-B. anzu sehen, wenn die Empfängerin das Märchen von dein Lottcrie- gewinne geglaubt haben tollte. Liegt aber eine Schenkung im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuches vor, dann ist auch eine Rückforderung des Geichenkcs mir aus dem in § 528 bezeichnetcn Grunde, nämlich wegen Verarmung des Schenkers nach der Vollziehung der Schenkung möglich. Aber selbst dieser Grund schlägt nicht durch, wenn der Schenker seine Bedürftigkeit vor- sätzlich oder durch grobe Fahrlässigkeit herbeigesiihrt hat oder wenn zur Zeit des Eintritts der Bedürftigkeit seil der Leistung des getchenklen Gegenstandes 10 Jahre verstrichen sind. Im übrigen kommt nur noch in Frage, ob der Schenker etwa nach 8 530 B. G.-B. seine Schenkung widerrusen kann. Dies würde dann der Fall sein, wenn der Beschenkte sich durch eine schwere Verfehlung gegen den Schenker oder einen nahen «Angehörigen des Schenkers groben Undankes schuldig gemacht hätte. Unter dieser Voraussetzung könnte die Herausgabe des Geschenkes nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung verlangt werden. Wenn diese Bedingungen des Rücksorderungsanspruchs nicht gegeben sind, bleibt allerdings nichts weiter übrig, als die Empfängerin daran zu erinnern, daß es moralische Pflichten gibt, die weiter gehen als rechtliche. Es berührt nicht gerade sympathisch, daß die Beschenkte, die früher angeblich z» stolz war, ein Darlehen anzunchmen, sich letzt, nachdem sich ihre Verhältnisse gebessert haben, aus einen weniger vornehmen Standpunkt stellt. *** B. F (24 Pfg.j „Ich habe eine 30 Jahre alte Nichte bei mir, die früher sehr lustig war, jetzt aber immer zum Weinen geneigt ist. Ich nehme nun an, daß es Krankheit be, ihr ist und bin deshalb schon bei verschiedenen Aerztcn mit ihr gewesen, welche mir in meiner Annahme auch zustimmen, mir aber lauter kostspielige Sachen raten, wozu mein Taschengeld nicht ausrcicht. Bekannte sagen, ich soll sie oft in Gcsclstchast führen; da aber auch diese Anfälle dann kommen, kann ich mir das nicht wagen ihren Ideen zu sehr nachgege Freilich, wenn sie ganz und fü "" Sic Jk " ' ^cben wird. Zureden hilft oft viel ür immer wieder lustig werden soll, dann müssen Sic Ihre Zittlucht schon zu einem Hausmittel nehmen, das in solchen Fällen selten versagt, aber leider nicht immer gleich bei der Hand ist, d. h., Sie müssen Ihrer Nichte einen Mann verschaffen, zu gut deutsch: Auguste! — Heiraten mußte. *" O- K.. Stallstraße. (3 Mk.) „Ich sende Ihnen wieder 3 Mark zur Speisung armer Schulkinder und bitte, wie andere Jahre, das Geld dahin zu schicken, wo cs dafür angenom men wiid. Dann habe ich noch eine Bitte. In Ihrem geschätz ten Blatte machten Sie seinerzeit bekannt, daß in Remtenglün ein schreckliches Feuer gewesen war. wobei auch 5 Kinver ver brannt waten, »nd sprachen die Hofsniina aus, daß sich vielleicht Leute finden würden, die de» armen Menschen etwa« -»kommen ließen. Ich schickte Ihnen 5 Mark, da Sic versicherten, gern die Vermittlung übeincbmrn zu wollen. Ich habe damals noch von 1 Mark und 3 Marl gelcien und möchte nun gern wissen, ob die armen Meirichen außerdem noch etwas erhalten haben." — Besten Dank kür die neue Spende im Interesse der der Speisung bedürf tigen Schulkinder. Für die Kalamitosen in Reintengstin sind bei unserer Geschäftsstelle seinerzeit insgesamt 101.20 Mark ein gegangen und ist der Betrag am 2. Oktober dem Oltsvorstand in Nemtengiüii übermittelt worden. ""Franz. „Ich bin Anfänger und habe mir in Berlin Verschiedenes bestellt und zwar nach einer Preisliste, die Ick mir vorder kommen ließ. In dieser Liste steht, wie auch auf den Rechnungen. Erfüllungsort Berlin. Ich bin nun mit der be treffenden Finna in Differenzen gekommen und in Berlin verklagt worden. Ist dies angängig oder kann ich aus Klagkabweisung be stehen?" — Nach 8 38 der E -P -O wird ein an sich unzustän diges Gericht eillcr Instanz du,ch ansdrücktiche oder sist.schwerge»de Veretnba>una de, Parteien zuständig. Eine wirke stillschweigende Ve»ei»barung ist in der Regel daran- allein, daß der Vesta,,scr am Kopse seiner Rechnungen eine Klausel stehen Kar. durch welche er seinen Wohnort als den Elsüüuiwsvrt bezeichnet, nicht zu ent nehmen. Anders liegt aber der Fall, wenn die Klausel in dem Bestellschein emhalten ist In diesem Falle sagt der Besteller durch seine Unteischrist, daß er mit allen in dem Bestellscheine enthaltene» Bedingungen einverstanden rit. Ganz analog ist Ihr Fall zu beurteilen. Wenn Sie sich eine Preisliste schicken laßen, die ktne Klausel über die Aenderung des gesetzlichen Ersüllungs ories enthält, und wenn Sie aus Grund dieser Liste bestellen, ohne gegen diese Bedingung Widerspruch zu erbeben, dann mm, daraus Ihr Einverständnis gefolgert werden. Sic werden alio wohl oder übel Ihr Recht bet dem König!. Amtsgericht Ben», suchen müssen *** Alte Abonnentin in Bla > ewi tz. „Im Brief kasten gaben Sie kürzlich auf eine Anfrage die Antwort, dap eine Schenkung einer gerichtliche» oder notariellen Beglaubigung bedürfe, wenn sie rechtsgültig iciu soll. Nun ist doch aber schm, wiederholt in Ihrem Briefkasten gesagt worden, daß jetzt ein Testament ohne gerichtliche ober notarielle Beglaubigung, so'ern es nur mit vollem Namen unterschriebe» »nd Ort und Datum ausweist, gültig ist. Warum ist das bei einer Schenkung nun nicht auch der Fall? Ta meine Kinder tot und, diese auch keine Kinder hinterlassen haben und nur die Frau des verstorbenen Sohnes noch lebt, so habe ich einer Verwandten, die mich scii Jahren liebevoll pflegt, schon jetzt bei Lebzeiten meine Ecu richlung geschenkt und ihr darüber eine eigenhändig, mit vollem Namen, Ort und Datum versehene Schenkungsurkunde ausoc stellt »nd glaubte, das genügte," — Sic können wegen der Gültigkeit der von Ihnen bereits vollzogenen Schenkung völlig beruhigt sein. Eine Schenkung bedarf als solche keiner Forn. Es wäre also i» Ihrem Falle nicht einmal die Ausstellung einer Schenkungsurkunde erforderlich gewesen, wenngleich dieselbe später einmal zum Zwecke des Beweises bedeutsam werden kann. Was Sic gelesen haben, betras die Gültigkeit eines SchenkungS Versprechens. Das Versprechen, jemand später einmal eine Schenkung machen zu wollen, bedarf allerdings, um vec kindlich zu sein, der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung. Für die Schenkung ist sonach keine, für das SchenkungSoersprechcn eine strengere Form vorgeschrieben, als sür das nach 8 Ziffer 2 B. G.-B. errichtete privatschriftlichc Testament, zu deiß n Gültigkeit eine von dem Erblasser unter Angabe des Ortes nno Tages eigenhändig geschriebene und uistcrschrichene Erklärung genügt. "" Ncsse Karl. (20 Pfg.) „Ich wünsche gründlich gut Deutsch zu lernen: kannst Du mir ein Werk zum Selbstunterricht emvsehlen?" — Für Deinen Zweck eignet sich M. Ubeiacker, R chlig Deutsch durch Selbst-Unterricht oder Große deutsche Sprach lehre, enthaltend: Cvrachlehrc(Grami»atik>. mit besonderer Rücksicht au» die Schimerigkestcn beim dritten uno vierten Fall (mir oder mich«. Rechtjchrechlehre. Zeichensetzung und Verzeichnis von Wörtern, deren Schreibweise besonders zu merken ist. Alles mit eiklärrnee» Beispielen, vielen Hebungen n»d Auslösungen. Preis kart. 3 50 Mark. Wohlmeinender Kritikus. „In der Zweiten Ständekammer hallt es nur so wider von Ersvarriisscn, Erhöhung der Einnahmen ohne neue Steuern »iw., und man kann nur wünschen, daß die durch die Not gebotenen Erwägunge» und Be schlüsse de» gewünschten Erfo'a zeitigen. Gestatten Sie dabei einem im übrigen durchaus lopal gesiniiren. komcrvativen Staats bürger. auf erne» Punkt aufmerksam zu machen, wo nicht nur leicht, sondern auch recht viel geivart werden könnte, ohne daß damit eine Ungereckstigleik verknüpft wäre. Ich meine die Berech nung der Reste- »nd Tagegelder sür Beamte. Niemand wird ver langen, daß ein Beamter anch nur einen Teilseiner Auslagen iür Dienstierien ans seiner Tarche trägt, es grenzt aber geradezu an Unfug, wenn vorgeschrieben wird, daß ein Amtsrichter. Zoll beamter oder dergl. 4 mal pro Reise Beträge sür den Ab- und Zugang zum Bahnhof, Damvsschiss :c.. sowie den Preis für zwei einlache Fahrkarten zu berechnen hat, während er natürlich die ostmalS wenigen paar Schritte zu Fuß zum Bahnbos geht und eine Rlickrahlkcirte nimmt. Ben,itzt er außerdem Droschke oder Straßenbahn, wenn es erforderlich ist, gut. so möge das bezahlt werden, einen Betrag von 1 Mark oder mehr für jede Bemühung zur Bahn zu zahlen, ist einfach lächerlich, gellt nur einzelnen Be amten zu gute und verkühlt bloß zu recht öfteren Retieanlässen. denn die Wege würde» ganz anders ziisammengenomnien werden, wenn kein besonderer Prosit dabei heransipränge." — Der Verlauf der allgemeinen Ekatberaiung in der sa ganz dieselben Gedanken ausgesprochen wurden, dürste Ihnen manche Aufklärung auch hierüber gebracht haben. Junger Witwer. „Muß ich für meine Wirtschafterin, welche mir den Haushalt ielbständig führt, Krankengeld an die Ortsknste bezahlen und bin ich. wenn ich es unterlassen bade, strafbar? Ans dem Stenerzettcl ist die Rubrik „Krankenkasse" stets behördlicherseits ausacilrichen." — Krankenversichcrungspflichtig sind nur Stejeiriacn Personen, dir in Gewerbebetrieben arbeiten und. da dies ichr wahrscheinlich sür Ihre Wirtschafterin nicht zu- trifst. so besteht zwar eine Verpflichtung zur Meldung bet der Orts-Krankenkasse bezüglich der Jnbniidenvcrsicheruitg, nicht aber ruc Krairkenvcrsichcrung. Hoffentlich ist die „Wirtschafterin" aber kein Dienstmädchen, das nur aus übel angebrachter Eitelkeit auf ein Dienstbuch verzichten zu können glaubt, den» es baden schon viele zu spät beklagt, nicht Beiträge zur Tirnstboten-Krankenlassc geleistet zu haben. ""Alter Abonnent seit 1875- „Wie viel staatliche Grundsteuer, vrv Einheit 4 Pfennige gerechnet, zahlt letzt ein HaiiSgmildstück in Dresden im Werre von :X>0 000 Mark? Ein Landgut dieses Wertes hat ca. 170 bis 180 Mark Grundsteuer jährlich zu entrichten." — Für ein Dresdner Hailsgrundstück in diesem Werte sind, falls nicht durch besondere Umstände ausnahms- wene eine größere oder geringere Leistung bedingt wird, etwa 150 bis 200 Mark an staatlicher Grundsteuer zu zahlen. *** Nichte Gretchen. „Wenn Sic mir zur Erlangung des Romans „Erlkönigin", den Sie vor vielen Jahren irr der Sonntagsbeilage Ihrer Zeitung zum Abdruck brachten, behilflich wären, würden Sie mich zu grösstem Tanke verpflichten. Bitte mir mitzutcilcn, ob sich „Erlkönigin" in Ihrer Redaktion noch irgendwo „versteckt" hält und zu haben ist. Ich bcdcrrrre recht leb haft, nun nicht mehr die Rciseheschrcibungen des Herrn Hans Walter Klink lesen zu können, da derselbe leider verschiede» ist. Es war mir und vielen anderen stets ein Genuß, im Gerste an diesen Reisen teilzuirehmen!" — Ter gewünschte Roman „Die Erjkönigrn", erschienen vom 15. August bis 26. September 1897, hat sich als „letzter der Mohikaner" noch im Archiv vorgefunden und liegt zum Abholcn bereit. Ihr Bedauern, daß unser lang jähriger Mitarbeiter Herr Hans Walter Klink nicht mehr unter oen Lebenden weilt, kann niemand lebhafter teilen als wir selbst. *** S. „Sic brachten kürzlich unter „Oertliches und Säch sisches" eine Notiz über Einkommen-Deklaration. Ich kann aber im Einkommensteuergesetz die gedachte Bestimmung nicht finden. Könnte ich darnach, da ich zwei Kinder zwischen 6 bis 14 Jahren und unter 3100 Mk. E nkommcir habe. 100 Mk. in Abzug bringen?" — Das erst am 1. Januar 1904 in Kraft tretende Gesetz vom 1. Juli 1902. dessen § 12, Abs. 3 sich ans Ihre Frage bezieht, finden Sic im Gesetz- und Bcrordnungsblattc vom Jahre 1902, Seite 257/259. "" M. B „Wie ick, erfahre, werden bei der Sächsisckrerr Staatsbahn a»eb weibliche Diäkisten aiigeslcllt und ich würde Dir nun sehr dankbar >ci», men» Du hierüber mir Näheres Mitteilen wolltest rc." — Ans Tcine einzelnen Fragen jetzt näher ein zilgeken, hat keinen Zweck, da zur Zeit keine Neueinstellunaen von Diätisiinnen bei der Sächsischen Staatsbahn erfolgen. "* M oritz. (30 Psg.) Antwort: ReichSbeanrtcr ist der jeniae. welcher infolge seiner Ausnahme in de» Relchedlenst den, Kaiser und Reiche Treue und Gehorsam schuldig, sowie zur Wahr nehmung dcS ihm übertragenen Amtes verpflichtet ist. Sämtliche Beamte der Post- und Telegraph,„Verwaltung sind verpflichtet, den kaiserlichen Anordnungen Folge zu leisten. Zu unterscheiden sind nach 8 1 des Geietzes vom 3. März 1873 betreffend die Rechtsverhältnisse der Reichsbeannen .»»mittelbare Ncichsbeamte" und „mittelbare NeichSbcamte." (Bergt, auch KautionKgesetz vom 2. Juni 18690 „Unmittelbare" RelchSbcamte sind die Beamten, welche vom Kaiser oder in seinem Namen oder Austrage ernannt sind, die „kaiserlichen" Beamten. „Mittelbare" Reichsbeamte sind dieienigen von den Negierungen der einzelnen Bundesstaaten er nannten Beamten, welche ihre Besoldung ans Reichsmitteln er halten und nach den Vorschriften der RetchSverfasinng den Anord- Nachr ichten. Fir. 338. Lerte 3. Montag. 7. Dezember tv«»3