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- 8V6 - UUerlei für die Krauenwelr. G»ft«l Laag birg. Bon Mari« Herme» von Baer. llltachdruck ver- dotenl Gustel Lon-berg schlendert« als Letzter au» der Klassentür. Zcnsurver- teilung hatte statlgefuuden und er «oar mit einer stattlichen 1 in der Biblischen Ge- schichte hervorgegangen. Diese l Halle ihn swlz gemacht, denn es war die erste, die er in seiner kurzen Schulzeit ausweijen konnte. Männlich war er bemüht, durch nichts daö ein wenig erschütterte Gleichgewicht seines Innern zu verraten. Als die anderen Knaben davoneiltrn, hatte er noch gemach, lich sein Pennal geordnet, hatte dann ebenso gemächlich den Manzen aus den Mücken ge- nommen, die Mütze aus den Kops gesetzt »nd stadst« nun bedächtig und nachdrücklich aus dem grauen, feuchten Trottoir nach Hause. Wotan, der Hund seines Onkels, kam ihm majestätisch entgegengeschrittcn, — nur hin und wieder eine kurze Inspektion vermittelst seines GeruchsinneS längs der Häuserfront ausübend. Gustel hielt viel von Wotan und ein freudiges Erröten färbte die runden Knabenwangen einen Schein dunkler. Wotan hatte seinerseits ein Anerkennungs- wodeln kür den Messen seines Gebieters. Gustel Langberg beschloß sofort, die Ab geschlossenheit aufzugeben und den letzten Rest des Weges in Wotans Gesellschaft zurückzuleaen. Er kostete alle Vorfreuden des Herrscheranites: denn das tvar ausge macht: parieren mußte ihm der Hund auss Wort! Ein kleines Weilchen schritten sic auch friedlich nebeneinander, doch das Un glück schreitet schneller! Der Bernhardiner batte vor einem gegenüberliegenden Fleischerladen in Gestalt eines Rivalen einen Gourmand entdeckt, — und in einigen schlanken Sätzen eilte er hinüber, »in eine alle Rechnung in Ordnung zu bringen. Gustel, der Wotan am Halsbande geführt, hatte wohl ein volltönendes: ,.Hierbleiben!" kom mandiert, — lag aber schon im nächsten Augenblick auf dem Straßenpslaster. Als er sich von dem Falle und seinem Erstaunen erholt hatte, besah er mit sachlichem Aus druck leine Hände, die mit bräunlichem Straßenschinutz bedeckt waren. Würdig ries er dem Hunde zu: „Lauf' nur eben ein bißchen voraus, ich komme gleich nach," — spuckte erst in die linke, dann in die rechte Handfläche und bearbeitete sic daraus ein dringlich mit dem Taschentuche, das, dank der heutigen Nutzanwendung aus der Schul- bank, eine isabellensarbige Tönung halte. Gustels Bemühungen waren von Erfolg ge- krönt, denn schon schimmerte die Haut an einigen Stellen siegreich durch die Truste rosig hervor. Gemessen ging er, den kleinen Acrger tapfer hinunterschluckcnd. weiter. Stürmisch, fast gebieterisch, ritz er an der Klingel der heimischen Äohnungstür, So gleich wurde ihm geössnet und die Mutter begrüßte ihren Verzug mit einem Lächeln. ES lag weniger aus ihrem Munde, als in ihren grauen, seelenvollen Augen: „Riem Jung', bist Tu endlich da. - wie war's denn?" — Gustel »ahm gleichmütig den Ranzen von de» Schultern und psisf durch die Zähne. Er hatte diesen Miss erst vor drei Tagen glücklich einem Klassenkameraden abgclaulcht. Daraus bcgauu er: „Beracr hat in Religion 'ne 1, Hermann hat l, Röß ler hat 'ne 1 . . „Nun und Tu?" sragie Frau Langberg gespannt. „Du hast gewiß eine 4 oder tz? „Wart'S nur ab." sagte Gustel mit der Miene eines Prälaten und fuhr unbeirrt fort: „Gemeiner hat ne I. Pietsch hat 'ne 1 und Langberg hat ne 1," Jetzt lachte auch Frau Langberas Mund, gerührt schloß sie ihren Jungen in die Arme: „Warum sagst Du das nicht gleich?" Ten Papa müssen wir aber raten lassen, wenn er nach Hause kommt! Und, mein Liebling, wenn ich heute nach Tisch Zeit habe, erzähle ich Dir zur Belohnung eine Geschichte!" «Fortsetzung folgt.) B a t e r l i e b e. Von M n 1 t e rl i e b e 'hat gar oft gesungen Die Dichterwelt mit abertausend Zungen! Vom Mutterherzen, von der MuUertreue Sich häufen LobeÄicder stets auss neue: Doch von der Vaterliebe, meist gleich groß und heiß, Hört selten man ein Lied zu Ehr' und Preis! — Und ist's der Vater nicht, aus dem die Sorgen Für Weib und Kind heut' lasten so wie morgen? Mit Geist und Hand schasst emsig er tag täglich, Damit das Los des Hausstands wcrd' er träglich! — Und daß den Seinen es an nichts gebricht, Gehorcht er willig strengster Tienstespslicht! Gleich wie die Mutter beugt er sich voll Liebe, Strahlend im Glück, im Leid das Auge trübe. Wenn heimgekehrt, auss Veilchen seiner Kleinen: Und ist eins krank, sicht man ihn wohl gar weine». Da wird das Batcrherz in Sorg' und Kummer weich, Die Vaterlieb' der MuUerlieb' kommt gleich! Trum künde du. mein Lied, zu dieier stunde, Was mich erfüllt im ticsstcu Herzensgründe: Dem längst dcihiugeschied'ne» Valer jür die Liebe Zu zollen Dank und Preis in heißem Triebe! Was er an Lieb' mir stets ließ augedeih'n. Dafür will ich ihm dieses Denkmal weih'n! Oscar Hahn. Erschein» tLgttel M«. LL4 Dienstast. den 2<r. September. IVOS Sybold von Cck. Roman von Ursula Zöge von Manteussel. <8. Fortsetzung.) «Nachdruck verboten.) Frau Elisens Gatte, Herr Claus Hannes von Eck, saß cbensalls mürrisch da. Wenn leine Frau eine Jammerbase war, jo galt er sür eine» Nörgler, der jeiiL knarrende Stimme im Familienräte säst nur erhob, um Opposition zu machen. Ein ganz anderes Paar waren der herzogliche Hosmarschall von Eck und seine Gemahlin Katharina geborene Gräfin Dieterslein. Imposante, von Selbstbewußtseui getragene Erscheinungen. Nicht der Umstand, daß Katharina eine Gräfin war — die Ecks däuchten sich vornehmer als die TietersieinS — verlieh ihr Ansehen in der Ver wandtschaft, sonder» die Tatsache, daß sie die Glatter von vier Söhnen geworden. Söhne waren immer selten gewesen in den verschiedenen Häusern Eck und waren es jetzt »och mehr als früher Ter Jusstzrat von Eck und der General Hallen der erstere gar leinen, der letztere einen Sohn, ebenso der Burgmühler Herr Elans Jobst von Eck, ebenso Her» Elaus Hannes und noch einige. In der Stammlinie Eck-Wildcck Halle cs nie mehr wie zwei Brüder gegeben. Unter all diesen hier versammelien Ehepaaren bemerkte man die robuste Gestalt eines Jünglings, der einen Ehciraklerkops aus breiten Schaltern trug, jonnverbeanut. eckige Züge, ein kraftvolles Kinn, ernslhajle Augen, über denen sich, weit vorjpringend, breite, schwarze Brauen wölbten. Die ganze Erscheinung atmete körperliche und geistige Kraft. Es war nicht Sitte, daß junge Leute hier erschienen, es sei denn, daß ihre Väter daran verhindert waren, selber zu erscheine». „Wer ist denn der Bursche?" sragtc der alte Herr Juslizrat zweifelnd. „Elaus Joachim, der Sohn aus Bnrgmülüe. Ter Maller har den Mühlknapven geschickt," versetzte der HosmarjchaU mit einci» herablassenden Lächeln. In der Tat trug die Besitzung Bürgmühle den Na neu nicht uwionsi, da sic sich Hauptlast sch durch das an der Wilde gelegene grvße Mahlwerk renuertc. Der Hosmarschall wollte sich noch weiter gnädig scherzend über dies Thema ver- breite». als sich die Tür öffnete uno der junge Majvraisherr, die große grüne Leder- mappe unter dem Arm. einlrcn und sich hinter den» Tisch postierte, von dein aus er die Vei'mmweüeu übersehe» konnte. Er legre die Mappe vor sich auf den Tisch, stützte beid Hände aus und sah sehr ernst und >» sichtlicher Bewegung über die Versammelten hin. Man sah, es wurde ihm nicht leicht, zu beginnen. Wie er so üastaud, bot er ein Bild schöner, schlichter Männlichkeit — ein junger Germane, un Schmuck blonder Haarfülle und eines gekrausten blonden Vollbaries, der dem wohlgeformlen Gesicht gut stand, wenn er auch nicht den Zweck erfüllte, den Träger älter erscheinen zu lassen, wie er tvar. Endlich sprach er, und seine volle, markige Stimme klang gedämpft durch den Saal. „Liebe Herren Vettern, verehrte Frauen! Es liegt mir ob, Euch von zwe, beklagenswerten Bembenheiteu in Kenntnis zu setzen, die durch wunderbare Fügung eng miteinander verknüpft sind und sür uns alle in ihren Folgen so bedeutsam Wersen können, daß sie eine gemeinsame Beratung svrdern. Vorerst habe ich Euch von dem Ableben meines Vetters Elans Erich von Eck-Wildeck in Kenntnis zu setzen." Es folgte eine kurze Pause. Unwillkürlich hatten »ich die Männer von ihren Sitzen erhoben, aber sie sahen sich an, als wollten sic sagen: Wer ist denn das -' Der Majeratshcrr entnahm der Mappe ein Depeschenformular, entfaltete cs und las: hat Gott gefallen, meinen teuren Gatten, den Rittmeister a. D. und fürstlichen Stallmeister Elaus Erich von Eck-Witdest nach schwerem Unfall heute durch den Tod abzurufen. LmmeUne von Eck. geb. von Ranpach. Schloß Frauenlob, in der Rheni- Pfalz. am 2l. September 1884." Als der Vorleser geendet, ging eine Bewcguna durch die Zuhörer. Frauengewänder knisterten. „Der?" — „Ja, der." „Der Man» von der Frau!" „Jawohl, von ver Frau!" Das wurde geflüstert, mit manchem scheuen Blicke auswärts, nach vem Porträt des „alten Herrn". Solch Geflüster hätte sic!, zu seiner Zeit nie erheben dürfen, das wußten sie. Der alt- Justi-rat sprach zuerst, indem er sich die Stirn rieb: „Ich habe das gar nicht gewußt. Seit wann war denn Claus Krasfts Sohn, Erich, fürstlicher Stal, meister? Und bei wem denn?" - Der so fragte, war erst seit einigen Jahren aus eltful ZMiksls NILÄ «Xttklv NLVvlLrTNI8vlL« ZLorist» Ilktioil- VVLlir»It!IL8iriri88IK ILLVÄriKV 418 kvrvoiragvntlv kporirMUUon »vuiilen ompkolilvn: Vpvru8lL8vr, Ksi8v-, ^L§ä-, MMLr- uinr IkLrivo-rvrspvkUvv. 0OO0O0O0OOOOOO 81180« ooooOovOOoexxx) Lrtrs. lsÜLS Oxiik! 5o1iäe io eivkricligr bis slo^ruiiestsr rxrooooorxxroooo c !»>«» nut 8VSV kuln ilttdlle li. lttlclil« fsttitti« io einem 8tliolc ^opocwon. LIr»ro KUilvr. 1 1 ndi lleninrliv. 1 kroiso: ULK. LOOO kr« LSOOO. QOOOOV0OOO2OOV krkmL - Vivoelos imü Monoelo8. 41)18 12m»Il8v Vor'8» v8801'Ull8. kroiso: Alk. 40,00 kr« LSSOO. Lu derlekso ckurck ckia optiseken Oeseklitte, «okein ln Ulosen »tekrt e-nliiiltlic li, «-iDolre« tu, c nur) niilivro Lni80l»ni>k nneli Vv» «aa«I illi eltt «l» k'nve tli. Kstslogs gi-stis uiui fisnko rur Vsi fiigung. — Voi>>vl>nl1r>, nel^liv «»sei«; k'nln ilial«» vniirillzp lealtku, noxlvn aui wnelikinx«» xvin l»vlennn< L«»8ol»«n. 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