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Vorabend-Blak SS. Jahrgang. ^ S»1 Dienstag. 22. August 1922 GegrSn-el 18SS Lradlanschrisü ».chrichl« »-«»««. V-rnspr-ck-r»«amm«lnumm»r 2» 241. vur sür «achlg»svrl«4; 20011. SchrPl.lkuna »Md Hau»tg«sckIP»K«ö«» WM-»rUs»-<UO WN/ckO» Druck u. Verla- von Meysch ck «elchardl l» Drud« Voftk»eck.ck»n1o 1V«S »r—»«^ Hochdruck nur mU deutlicher Vu«ll«nan,ade (»Dre^ner vachr.") »ulilsst^ — Unoerlau,t» SchrtftfUck» ««de» ulchl auldewadr«. RichMnien für Bradburys Berliner Mission. Meiamorphose -er produktiven Psiinder. London. 22. Ang. Die «Dimes- meldet ans Paris: I« Berlin «erde« «. a. etwa folgende Idee« ent» wickelt »»erde«: 1. I« Wirklichkeit würde De«tschla«d kei« Moratorinm gewährt »erde«, aber Belgien würde statt Bargeld sechsmonatige Wechsel nehme«, die von Deutschland a«s die sogenannte« V-Banke« gezogen seien. ES sei jedoch zweifelhaft, ob die V-Banke« sür diese« Plan z« haben sei« würde«. 2. Die Goldreserve des Reiches müsse von der Reichsbank «ach dem besetzte« Gebiet gebracht und von den Alliierte« als Psand angesehe« »erde«. Da sie eine Milliarde Goldmark betrage, würde sie ei« ebenso wertvolles Pfand darstelle«, wie die Bergwerke und Wälder. 8. Eine Art Kontrolle von Be-rgwerke« «nd Wälde r «. wie sie Frankreich ans der Londoner Konserenz vorgeschlage« hat. würde vielleicht von der ReparationS, kommissio« immer «och ,«gestanden werde«. voranSgesetzt, das» der PoincarLsche Plan genügend abgeänbert würde, »m diese« Plan sür die deutsche Regierung annebmbar zu mache«. Eine umfassende Regelung würde, wenn sich die Gelegenheil daz« biete, von Bradbnry mit der dentkche« Regierung erörtert «erde«. Dies würde de« augenblick lich gestellte« Forderungen nach produktive« Pfänder« eine untergeordnete »edentnng gebe«, sw. D. B.s Dra-bury» Annüherung an Mauclere. Berlin, 21. Aug. Ueber die Pläne der beiden Mit» Glieder der ReparativnSkommission erfährt die „Dcna", daß es sich nicht darum handeln wird, das gesamte Ncpara- tionsprvblem aufzurollen. Die Kommission habe lediglich die Aufgab festzustellen, welche Garantien die deutsche Negierung für das ncugeforberte Moratorium zu geben in der Lage ist. Die Kommission unterscheidet dabei sehr sorg fältig zwischen den Garantien, die das Garantiekomttee für das auf Grund des Bradbury-Abkommens bewilligte Märzmoratortum erlangt hat, und zwischen dn Garantien, die Deutschland für das neue Moratorium bieten kann. Man habe deshalb auch den Franzosen Mauclere zu den Be ratungen hinzugezogen, weil er gleichzeitig Mitglied dcS Garantiekvmitees ist. Man hofft aber, im Laufe der Ver handlungen eine Basis für das neue Moratorium zu finden. Wie die «Reue Berliner Ztg." hierzu mitteilt, werde Mancler« im Einverständnis mit Bradbnry sehr scharfe Bedingungen «orleqen. Diese Bedingungen dürsten sich in der Hauptsache auf die produktive« Pfänder beziehe«. ManclereS persönliche Stellung sei zndem keine der mildere« Tonart günstige. Er stamme aus dem französischen Finanz ministerium, sei öffentlich zwar mit iner persönlichen Ans« fassnng noch nicht hervorgetrete», habe aber in ihre« Kreisen wiederholt eine sehr scharfe Anfsassnng gegen Deutschland zum Ansdruck gebracht. Bei de» Garantieverhandlnngen sei ihm der Standpunkt der übrigen Delegierten wiederholt nicht weit genug gegangen. Man glaube, hast die deutsche Negierung die Bedingungen Man- cleres kaum werde akzeptieren könne«. Be sonders verschärft wird di« Situation «och dadurch, daß die englische Negierung in Einzelheiten inzwischen wieder dem französischen Standpunkt gegenüber eingelcnkt «nd Brab- bnrq angewiesen habe, sich der Stellungnahme ManclereS soweit wie möglich anznpassen. — Hente nach mittag «m ö Uhr tritt das Reichskabinett z« < zusammen. einer Sitzung Der Empfang durch de« Reichskanzler. Berlin, 21. Aug. Die beiden Vertreter der Repara- ttonskvmmission Bradbury und Mauclere, die gestern abend aus Paris hter eingetrossen sind, wurden heute mittag vom Reichskanzler empfangen. Vorher fand um 11 Uhr noch eine Ressortbesprechung der an den Verhandlungen be teiligten Ministerten statt. An den bevorstehenden Be- ratungen nehmen außer Dr. Hermes Vertreter beS Aus- wärtigen Amte-, deS NetchSwtrtschaftSmjnisteriums und des WtrberaufbauministeriumS teil. Die unaufhörliche Setze PoincarLs. Paris. 21. Aug. PoincarS weilte am Sonntag nach mittag in Thtaucourt zur Einweihung eine- Krtegerdenk- mals zum Andenken an die tm Kriege gefallenen Soldaten und Zivilpersonen des gleichnamigen Kantons. Er hielt bei dieser Gelegenheit eine Ansprache, in der er die deutsche Kriegführung in außerordentlich heftigen Worten ver urteilte. Er erklärte, die Dentschen hätten sich wie Bar baren. Mörder und Brand st ister ausgespielt. Die Haager Konvention, die versucht habe, den Krieg human zu gestalten, sei schon vor dem Kriege von den Deutschen systematisch obstruiert worden, und sie hätten im Gegenteil mährend des Krieges immer neue Mittel gesucht, wie z. B. den Gaskrieg, um die Kriegführung möglichst schreck- ltch zu gestalten. Es könne Frankreich nicht genügen, wen« nachträglich einige Deutsche diese Berwüstungsmittel tadel te«. Während des Krieges seien diese Prozeduren vom ge samten dentschen Volk einstimmig gutgehcißen worden. Frankreich fordere darum, daß auch alle Deutsche« für die Reparationen gemeinschaftlich verantwortlich z« mache« seien, «nd Frankreich «erd« diese Reparationen anch z« erlange» willen. LschNscherln gegen de« franzvstschen Imperialismus. London, 22. August. „OSserver" veröffentlicht einen ArtlEel TschitscherinS, in dem eS heißt: Der Hauptirrtum, den die westlichen Regierungen begangen haben, sei der Ge danke gewesen, daß Rußland auf den Knien liege. Ruß land bedürfe einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den anderen Nationen. ES könne sich jedoch ge statt e n. z u w a r t e n. Der allgemeine Eindruck in Ruß land sei, baß das System der Konferenzen Mr den Augen blick versagt habe. DaS Hauptziel der russischen Politik, die Entwicklung der Produktion, zwinge Rußland, dauernde wirtschaftliche Beziehungen mit andere« Länder« z« suche» und daher aus eine allgemeine Friedensregelnng hinzu wirken. Rußland leide ebenso wie die gesamten Inter essenten unter der aggressive« Politik des fran zösische« Imperialismus. W.T.B.) Eine ernste englische Frage an Frankreich. London. 22. Ang. Bezugnehmend ans die vom «Temps" aufgeworfen« Frage, ob «ach britischer Ansicht d i e französische« Unterseeboot« gegen Groß britannien gebaut würden, schreibt «Daily Chro nic l«- in einem Leitartikel: Wir haben keinerlei derartige Mutmaßungen, aber cS ist an Frankreich, nicht an «ns. z« sage«, gegen wen sie gebaut werden. Die Unterseeboote sind jedoch nur «in einziges Beispiel, z« dem wir «och Flng- zenge. Besatzungshccre und eine Politik Hinzunehmcn können, die aus die dauernde Notwendigkeit von Rüstungen begründet ist. Das Blatt schließt: Wir «olle« eine Polt, tik des enropäische» Friedens «nd Wieder au s b a « S. «nd sür eine solche Politik würde« wir bereit sein, z» zahlen. Aber weshalb sollte« wir, bevor Frankreich be reit ist. etwas tn«. um uns nach dieser Richtung z« unter stütze«. eine Schuld erlallen, die auch Frankreich bezahlen seine Politik «eniger kostspielig wäre? svbt.j könnte, wen« Die letzte Phase des Konflikts mit Bayern. Die Rückreise -er bayrischen Minister. lBon unserem Sonderberichterstatter.) München, 21. August. Die bayr ische« Unterhändler, Minister Dr. Schwcyer und Minister Gttrtner. sind hente vormittag in München von ihrer Berliner Mission zurück- gekehrt. Die Angelegenheit kan« sich jetzt schnell abwickel«, da die Minister sür die Berliner Beratungen ein Mi« deft- programm mitgenommen hatten. Ist dies in Berlin zustande gekommen, so ist nicht mehr viel z« reden. Die gesamte Staatsregiernng und bi« Fraktionen werden dann einfach von der erfolgte« Einigung Kenntnis nehmen, «nd die bayrische Gonberverordnnng wird «nverzüg, lich ansgehoben «erde« können. Anders wen« man in München mit de« Abmachungen, die neuerdings in Berlin getroffen worden sind, nicht einverstanden sein sollte; daß dann nochmals verhandelt werden sollte, ist auögeschlossen. Dan« würde wohl der Rücktritt der Negierung mit nachfolgender Landtagsauflösnng nnd Neu wahlen nicht mehr z« umgehe« sei«. Nach allem was man hört, scheint aber doch in Berlin bei den nenerlichen Ver handlungen die gemeinsame BerftändigungsbastS gesunde« worden,«sein. Die Aniwori Bayerns. Berlin, 21. Aug. Zwischen der ReichSregierung und der bayrischen Abordnung, die gestern Berlin verließ, ist vereinbart worden, vorläufig über die neuen Abmachungen nichts Näheres bekanntzugeben» ehe nicht der bayrische Mtntstcrrat seine Stellungnahme dazu mitgetetlt hat. In Berliner RegterungSkretsen erwartet man die Antwort Bayerns beute nachmittag ober spätesten« morgen vormittag. Die Reise -es österreichischen Bun-es- kanzlers. Vorbeugungsmaßnahme« gegen gewisie politische Pläne der Alliierte«. Wie«, 21. August. Bon hiesiger unterrichteter Sette wird zur Reise Seipels mitgetetlt, den Anstoß dazu habe der Beschluß der Londoner Konferenz gegeben, das österreichische Problem vor den Völkerbund zu verweise»!. Sollte die öster reichische Frage bet der nächsten BölkerbunbStagung zur Sprache kommen, so bestände die Möglichkeit, daß von anderer Sette Lösungsformen vorgeschlage« würden, die mit den Zielen der österreichischen Politik, und der Existenz und Der Sin-enburglag in München. München, 21. August. Scho« gestern abend ist Hinbenbnrg in München eingetrossen. Er hat bei de« frühere« bayrischen Ministerpräsidenten «nd jetzigen Regie rungspräsidenten Dr. v. Kahr Wohnnng genommen. München hat heute seine« Hindenbnrgtag. Es herrscht eine begeisterte und begeisternde Stimm«««. Die Ansrisse der sozialistische« Fahne« «« _ . li- e« Berbänbe «nd Vereine «nd marschierte» in Reih und Glied «ach dem Hofgarte«. Borher hatte Hinbenbnrg dieHnldignngderMSnchnerStndentenschast entgegengemomme«, war dann z« seinem Nachfolger in der Leitung des östliche« Kriegsschanplatzeö. dem Prinzen Leopold, gefahren» hatte die Parade der bayrische« Reichswehr abgenomme» «nd sodann de« WillkommenS- arnß Münchens vor und i« Armeemnsen« empfangen. Diese Feier findet i« Augenblick statt, wo dieser kurz« Vorbericht telephoniert wird. Für die Generalität deS alte» Heeres spricht Generaloberst Gras Both « er, der die kaiserlich« Tüdarmee von Sieg ,« Sieg geführt hat »nd in der Geschichte deS Weltkrieges als Bezwinger des ZwininS sKarpathe«) sür alle Zeiten verewigt ist. Wahrscheinlich ist das Verbot der Teilnahme an den Hindenburg-Feierlichkeiten, das nach unserer Meldung vom Sonntag an die Reichswehr in München telegraphisch er gangen war, von Reichs wegen wieder zuvückgenommen worden. Frage als eine politische von anderer Seite , müßte die österreichische Regierung da, »e«. datz^le selbst die politischen Möglich. bs :d ^ sie ellte. Es müßte verhindert »erden. ansgerollt würde, durch zuvorkomme«» daß von außen her Pläne geschmiedet würden, ans deren Gestaltung Deutsch-Oesterreich keine« Einfluß habe. ES sei daher auch nicht ausgeschlossen, daß Bundeskanzler Seipel nach Prag, Berlin und anschließend daran wahrscheinlich auch nach Rom mit konkreten Absichten reist. Der Hauptzweck der Reise dürfte informatorischer Art sein, bet der aus der Aussprache über die verschiedenen Möglich, ketten die Umriße einer notwendigen Rettungsaktion von selbst sich ergeben würden. Neben die Notwendigkeit, di« Welt darauf aufmerksam zu machen, daß daS politische Zu kunftsziel Deutsch-Oesterreichs ausschließlich auf der deutschen Linie liege, trete auch die Rücksicht auf die groß- deutschen Koalitionsgenossen tn der Negierung, die Len früheren christlich-sozialen und sozialdemokratischen Kanz lern es zum schweren Vorwurf gemacht haben, daß sie nie mals bet ihren Auslandsreisen den Weg nach Berliq gefunden hatten. Die Prager Verhandlungen. Prag. 21. Aug. Bundeskanzler Dr. Seipel ist heute früh 8 Uhr tn Prag eingetrossen. Der dem Präsidenten und dem Außenministerium nahestehende „Czas" meldet dazuu, es handele sich für Oesterreich in wirtschaftlicher Hinsicht um eine zweite öOO-Millionen-Anleihe. Oesterreich will einen Teil dieser Anleihe zur Regulierung der unerfreulichen Ber- hältnissc auf dem Valutamarkte verwenden. Der Rest soll zur Deckung der tschecho-slowakischen Lieferungen an Kohle und Zucker im Winter dienen. Auch will Seipel aktuelle politische Fragen zur Sprache bringen. Die Skeiklage im Kreise Oberbarnim. Berlin, 21. Aug. Nach den am Sonntag an zustän diger Berliner Stelle eingegangenen Berichten arbeiten gegenwärtig von den 38 bestreikten Gütern des Ober- oarnimcr Kreises 17 mit angemessener Belegschaft. Eine Belegschaft ist am Sonntag morgen erneut t« den Streik getreten. Wenn die Lage auch etwas gebessert ist, so läßt sich über den Ausgang deS Streiks doch nichts sagen. Am 22. d. M. wird die Arbeitsgemeinschaft, der ber Arbeitgeberverband, ber Deutsche Landarbeiterverband und der Zentralverband angehören, über die Lohnfrage beraten. Diese Regelung dürfte kaum Schwierigkeiten bereiten. Diese liegen vielmehr in ber Forderung, die kommunistisch« Union als tartffähtg anzuerkennen. Da der Tarifvertrag aber den Arbeitgebern nicht gestattet, mit einer anderen Gewerkschaft als den Vertragsparteien zu arbeiten, so ist ein erhebliches Hindernis für den Arbeitsfrteden gegeben. Der frühere Geschäftsführer des LandarbeiterverbandeS, der Landtagsabgeordnete Banmann, der gegenwärtige Leiter des kommunistischen Streiks, setzt alles daran, um die An erkennung der kommunistischen Gruppe als Gewerkschaft burchzusehen. Ebenso beharrlich werden seine Forderungen von ber Gegenseite abgelehnt. Unter den weiblichen Helfern befindet sich ein starker Prozentsatz Berliner Kon- 8 ehl und sonstigen Lebensmitteln nicht. Auf den bestreikten Gütern sieht eS noch immer recht traurig auS. DaS noch nicht etngebrachte Getreide ist auf dem Acker bereit« völlig verfault und auch tn der Viehhaltung macht sich jetzt Li« schon über eine Woche fehlende Pflege auf das nachteiligste bemerkbar. Die Schmierigkeiten -er Karkeffelversorgnng für die kommenden Monate haben Oldenburg und Braunschwetg veranlaßt, beim ReichSrat anzuregen, die Zwangswirtschaft für Kartoffeln wieder einznführen, oder die Länder zu ermächtigen. Mr Deckung ihres Bedarfs Zwangsmaßnahmen ergreifen^u dürfen. Der ReichSrat wird nr treten. im September diesem Anträge näher- I vollsf (Hmlllek): 1170 I Die Aussichken für -ie Wetternke. Stockholm, 21. Aug. DaS „SvenbSka Dagblad" bringt die Nachricht, daß Deutschland infolge -es katastrophalen Marksturzes genötigt sei, seine früher getätigten Weizen- käufe in Nord- und Südamerika zu annullte- ren, da die hierfür vorgesehene« Devisen für Zahlungen an die Entente bringend gebraucht würben. Fm Zusammen hang damit warnt bas Blatt davor, die Hoffnung auf eine angebliche Weltrekorbernte »u hoch zu spannen. Die Aussichten tn Europa, auch in Nordamerika seien durch- auSnichtgünsttg. Die Niederschläge der letzten Wochen und Monate hätten teilweise eine Vernichtung -er Ernte herbetgeführt. Die offizielle Berechnung der amerikanische« Ernte bedeutet nicht einmal für Amerika eine Rekordernte da sie ». T. wett hinter der Ernte von 1018 zurückbletbt. Artikel -er russischen Äeimin-ustrie sür -ie Leipziger Wesse. Moskau» 21. August. Mit dem letzten nach Deutschland abgehenden Dampfer sind Mr die Leipziger Messe größer« Mengen von Erzeugnissen ber russischen Hetmi» st r i r «-gegangen.