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Dresdner Nachrichten : 07.09.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190309079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-07
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.09.1903
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ging aus der Wahlurne Herr Hoßsclde»Leipzig und als Kassierer Herr Zöphel-Leipzig hervor. Unter ..Verschiedenes" brachten die Herren Zöphel-Lelpzig und Dr. Scheven verschiedene Anrsgnngen .,ur besseren Ausgestaltung des Verbandsorgans vor, über die sich die Redaktion mit der Verbandsleitung in nähere Fühlung ieyen wird — Den Hauptvortrag hielt Herr Dr. v. Mangoldt über die städtische Bodens raue Der Redner zog dabei zunächst intereffante Vergleiche »der die Bodenwertpreise in ein zelnen Lagen Berlins und Eharlottenburgs von den Jahren 1880 und heute und führt- Wahlen an, deren Differenz Millionen be trug Aus dem Lande, das gleich nach dein. Kriege von 1870,71 noch unbebaut war und beute bebaut ist, sei eine Summe von vielen Milliarden an Grundwert herausrechnen, In ausblühenden Orten steigen vor allem das Bauland, die Baustelle» und biesenigen bebauten Grundstücke in hervorragender Geschäftslage. Dakin- gegen erscheine es zweifelhaft, ob die Grundstücke in den Vor- Naotsgegenden hinsichtlich des Wertes, den sie bei ihren. Entstehen batte», in absehbarer Zeit n>esentllch über ihren Preis binaus- geken werden. Jni allgemeinen lasse sich sage», dai> der Boden- iind Grundslückswert nicht ununterbrochen steige; ,s kommen Rück schläge und wieder neues Erheben. Gewöhnlich führe man als Grund einer Steigerung des Bvdenwcrtes die Zunahme der Be völkerung an; das sei auch nicht ganz abzuleugnen. Den Haupt ausichlatz aber dürfte die Monovolstellung der Bauland- und Bau nellenbesitzer geben, wobei allerdings zu unterscheiden iei zwischen Urbesttzern >Baucrn, Gärtnern usw.j und Spkulanten. Dazu komme' das; in den Städten immer nur ein schmaler Rand an deren Peripherie zur Bebauung vertüglmr sei. Weiter entsernt liegendes Land zu bebauen, erschwere sich durch die Anlage kost spieliger Straften. So werde das eigentliche zur Bebauung ge eignete Land teuer. Redner kam sodann aus die Tcrrainipern- lanten und die Folgen, die das Bauspekulantenwesen gezeitigt hat und noch zeitigt. Redner schrieb dem letzteren vor allem das Entstehen der vielen abscheulichen und gesundheitsschädlichen Mietskasernen zu: denn der teuer erworbene Boden müsse aus- aeiliitzt werden. Weiter hänge der heutige Banschwindel mit dem Bodenwucher zusammen, und das habe bedenklich« moralische folgen. Ws Abhilfe gegen diese unsauberen Zustände gelle es vor allem, Aufklärung zu schaffen, imt der Fackel der Statistik imieinzuleilchtcn in den bestehenden Sumpf. Es sei deshalb vor illem die Schaffung einer Statistik der Grundstücksprcis- und 'tlieterbewegung, und vor allem des Baustellenmarkles nötig. >er»er sei die Einkührung einer Zuwachsstener von dem Gewinn, >er beim Verkauf eines Grundstückes wirklich erzielt wird, zu er- neben Endlich gelte es, dem Zuge der Zeit zu folgen und den luiichlus; an das Land wieder zu gewinnen zu suchen. D«r Au ra a sei damit schon gemacht durch das »inausverlegen der sabnken in die Vororte. Nur durch eine durchgreifende Dezen- traliiation der großen Städte und eine gesunde Bauordnung, die ledem ein Stuck Gartenland an 'einem Hause lasse, werde man zu einer richtigen Bodenreform kommen. Der mit lebhaftem Bei all mitgenommene Vortrag rief eine ebenso lebhafte Debatte her vor In seinem Schlußworte teilte der Referent noch mit, daß im nächsten Frühjahr der Verein „Reichs-Wohnungsgesey" einen große» Wohnungs-Kongreß abhalte» und eine energische Tätigkeit "»sichtlich der Wohnungsfrage entfalten wird. Hierauf wurde der von 28 Städten beschickte 4. Verbandslag deutscher Mieter- Vereine geschloffen. — In der Deutschen Städten n Sstellung trat am Sonnabend abend im roten Saale des Ausstellungspalgsles der P r e i s ge r > ch t s a u s i ch u ß zum ersten Mal m einer Sitzung zusammen, in der in Vertretung des Herrn Oberbürgermeisters Beutler Herr Ltadtrat Weigandt den Vorsitz führte. Es wurde in Aussicht genommen, daß die Veröffentlichung der Ergebnisse der PreiSverteilung nächsten Sonnabend erfolgen toll. — Im nächsten Winter werden drei militärärztliche Fortbildungskurse in der Garnison Dresden abge- halten und zwar: vom 9. bis mit 28. November ein allgemeiner FortbUdungskursuS für Oberärzte des Beurlaiibtcnffandes. vom 23. November bis mit 19. Dezember ein speziell bygienisch- bakteriologrscher Forkb'ldnngskursus für Oberstabsärzte und Stabsärzte, vom 7. Januar bis nnt 3, Fe'-ruar NX» ein allyc- meiner Fortbildungskursus für Ober- und Assistenzärzte deS Frieden sstandes, — In Einsiedel bei Chemnitz fand am 29. und ,30. v. M. die Jahresversammlung der Vereinigung von Bür germeistern mit der Städteordiiuiig für mittlere und kleinere Städte, sowie berufsmäßigen Gcmeindevorständen statt. Nachdem der Vorsitzende, Herr Bürgermeister Goldammer- GeriligSwalde, den Jahresbericht erstattet batte, hielt u, a. Herr Genieiiidevorslaiid Sevdcl-Einsiedel einen Vortrag über die Be fuginsse und die Znsländigkcit der Bürgermeister in mittleren und kleineren Städten und der Gemeindevorstände, sowie über die Ausdehnung dieser Befugnisse. Nach längerer Debatte wurde ein Antrag des Herrn Gemeindevoiilandes Wcincr-Rgdcbcul ange nommen' „Tie König!. Staaisregicrnng zu bitten, die Bürger meister und Gemeindevorstände mit welkeren Befugnissen ;n be trauen, sobald und soweit darum nachgesiicht wird". Besondere Erwähnung fanden das Paßwesen und die Erlaubiiiserteiluug zu öffentliche» Umzügen, sowie die bauvolizeilichen Angelegenheiten. Als nächster Versammlungsort der Vereinigung wurde Cosse baude bestimmt. Ter bisherige Vorstand wurde auf die nächste» zwei Jahre wiedergewählt. — Dem 102. Infanterie-Regiment in Zittau ist von dem am 24. Mar d. I, verstorbenen Generalmajor a. D. o. Sandersleben letztwillia der Betrag von 1000 Mk. zu ge wendet worden. Die Zinsen dieses Kapitals sollen zur Ge währung von Unterstützungen an bedürftige und verdiente Unter- offrzrere oder Mannschaften des Regiments oder deren Hinter bliebene verwendet werden. — Tie Vertretung des Zentralverbandes der Handels-, Trans port- und Verleb,sarbeiter »i Leivzig hatte für die Nacht zum Sonnabend eine Versammlung der im S t r a ß en b a h n b e t r i e b b e i ch ä s t i a t e n P e rs o n e » lFahrverional und Streckenarbeiter) mrch der „Ooerlchänke" i» Leipzig-Gohlis eiiiberusen, und auf die Tagesordnung die Beratung über Arbeitszeit, Entlohnung und Behandlung der Straßenbahner gesetzt. Da sich aber nur gegen zehn Perwncn, und zwar nur Streckenarbeiter, eingefundeii hatten, >o wurde die Versammlung nicht abgchallcn, — Der VereEt Dresdner Gastwiric begeht nächsten Mittwoch das 2 9. S t i s t u u gSse ff verbunden mit D iplomiernng 2'aähriger Geschäfts-Jubilarc, sowie Prämiier»»» treiidiencnder Geschästszehilsen beim Kollegen Müller 'Große Wirtschaft'. Be ginn des Konzertes nachmittags 1 Uhr. des Dit'lomiernngs- und Prämiierungs-Aktes >-8 Uhr, Ter musikati'che Teil wird von der Kapelle des Hauses A Wenlicher' ansgefnhrt: den gesanglichen Teil hat wieder der „Tamihäuscr", unter Leitung seines Dirigenten Herrn Straußk», übernommen. Es liegen über 40 Anträge zur Prämiierung von trendienendem Gesckäftsverional vor. ferner werde» 2 Mitglieder für 2'nähr, Geschäftstätigkeit diplomiert. — E r> m m i t i ch a u. 7. September. Die Zahl der Strei kenden hat sich seit Sonnabend noch um ca. 175 Mann erhöht, da von diesem Tage ab noch die Arbeiter der zwei Fabriken. wo die Kündignngszcit l! Tage später abltes, ansiländig geworden sind. Die Ortsgruppe Erimmiischa» des Verbandes der Arbeitgeber der sächsische» Tertilindiistric zu Chemnitz giedt in einer öffent lichen Erklärung bekannt, daß, abgesehen von alle» andere» schwe len Schädigungen und Störungen, welche sich als Folge des Streiks einstellcii und schon eingestellt habe», beute schon scstftehe, daß besonders die Weber bei weitem nicht alle wieder eingestellt werde» können, wenn der Streik zu Ende sein wird: keine der Webereien wird in der Lage sein, den Betrieb wieder voll aus- zimehmen — Tie auch von uns gebrachte Mitteilung, daß 75, Berg leute aus dem Lelsniher Revier w urmkrauk »ach Zwickau gebracht worden seien, entspricht, wie der „Zw, Ztg," von authenti scher Seite versichert wird, nicht den Tbattachen, Tie bisher vor- gcnommenen Untersuchungen haben das Vorkommen der Wu»»- krankheit im Zwickaucr und im Lelsnitzer Revier noch nicht ergeben. — Oesientlich« Versteigerungen in den König I. Amlggerichien. Mittwoch, den 9, Sevtemder. Dregden: Valtwitt Ernst Gustav Ovi»' Gninditück Gasihos „Wilder Mann" <1 Hektar 15.7 Ar) in Dresden-Wilder Man». Döbelner Straße ISN. RI2 898 M., Inventar "758 M Da« Grundstück ist dauernd »um Gafthot- und Tamsaalbelriede »mgertchtet. Chemnitz Georg Emil Hessel« Wohnbau« mu Bäckerei- Anlage. sowie Hofr-mm <1.7 Ar) daselbst. Annaberae, Straße 2, 72 32ZM,, wovon 829 M. auf das Bäckerei-Inventar entsagen. Leipzig: Anna Vauline verehel. Dchönselv geb. ffannack« Dorderwohngebiude mit Kontor und Lagerhaus. Schloffereigebäude mit Anbau und Walchhau« <5.1 Ar) in Leipzig-Lindenau, Demmeringsirah« «I. «7 (XX) M. Glauchau: Bäcker Hermann Emil Müllers SchankwtnschastSarundsiück „Stadl Weitin" <».5 Ar» dalelbü, Fnedrichsttaße »1. »7 910 M. - Donnerstag, den 10, September. Dresden: jischlelmeoter Fron, Wilhelm Winkler« Bauland <15,1 Ar) in Laubeaast. Straß« VII, 10 010 M. Mciben : WUdelmin« Augusle verebel. Dankalla geb. Müller« Landbau« mit Loffuum und Garten <7,8 Ar) in W- indödla. Drrtdner Straße 5«. >« 100 M. Siersteigerung t« Hcrtngschen Galt dose zu Weinböhla. Meißen: Franz OSwin Wols« Grundstück <ö.« >,) in Weinböbla. >782 M. Versteigerung im Lermgüben Gastdvs- »u Weinböbla. Zwickau: Seiebr ch Hermann Wagner« Borde,- «ch Nebenaedäude <2.6 «r> dasridst, Leipziger Straße <7. 7S00 M. Leipzig: Broduklcnbändirr Friedrich «loeri Schnetdce« Srkwobnhau« mü Wasch- und Echiachigebüude <1.8 »r> in Leipzig-Kleinzschocher, «auaiannstraße 1«. 8gtX» «. Amtliche Bekanntmachuttgen. Nach Beciidjglliia der zwilchen der hiesigen AugustuS» und der Marielibrücke im Iah,Wasser ausgesührten Baggerung ist die Beschränkung des SchissahrtSvcrkchlS durch diese Brücken wieder aufgehoben. Von heute ab wird die M ünzg a ise. zwischen der Töpser- ftraße und Terrassenaasse, wegen größerer Pflafterreparatur aus die Dauer der Arbeiten für de» Fahr- und Reilverkchr gesperrt. Ter Plan über die Errichtung einer oberirdische» Tele graphenlinie an der Riesacr- und Kaiioiienslniße in Dresden liegt bei dem Postainle 22 in Dresden - Dl. und dem Telegraphen amte in Dresden-A. aus. Tli«ieSs,eschichtc. Drutschcs Reich. Redakteur Leid vom „Vorwärts", der in Sache» de» betannleii K a i s e r i»j e l a s fä re verhaftet worden war, ist am Sonnabend aus der U n t c rs u ch u n gS k a s t entlassen worben. Die dem „Borwärts" zugeffellte Ankiage- schrist richtet sich geaen „Leid und Genossen". Das Verfahren gegen Leid wegen Majestätsbelcidigung und groben Unfugs ist verbunden mit der Klage gegen Kaliski wegen Beleidigung des Herr» v Trotha. Bebel veröffentlicht in der „Leipziger Volksztg." zwei vom „Vorwärts" adgelehnte Erklärungen zur Vizepräsidenten- frage und richtet die heftigsten Anklagen gegen den „Vorwärts". Auer nnd Gerisch. Man habe ihn mundtot machen wollen. Bebel slellt sur de» Dresdner Paneilcig eine gewaltige Generalabrechnung in Aussicht. Ungarn. Der ungarische Kinanzministcr LukacS hat, wie gemeldet, den Auftrag L»r Bildung eines Kabinetts ab gelehnt: er legte dem Kaiser die Gründe, die ihn zu seiner Weige rung veranlaßt haben, dar, die von dem Monarchen gebilligt wur den. Es würde Lukacs auch kaum gelungen sein, den schweren Konflikt zwischen Krone inio parlamcntari'cher Opposition zu bebeben. Diele Erkenntnis wird ihn zur Ablehnung der Kabinetts bildung veranlaßt haben Die einzige Konzessivn. die Lukacs bieten könnte, ist die, daß in den ungarischen Miütärschulen einzelne Gegenstände ln nngarischer Sprache vorgetragen werden. Man zweifelt daran, ov hiermit der .Trieden hergcstellt und die Obstruk tion beendigt werden könnte. Die Obstruklwmslen hielten nachts eine vertrauliche Versammlung ab. worin eine sehr kampflustige Stimmung herrschte. Man beschloß, zivar eine abwartendc Stellung emznnehmcn, jedoch, falls die ungarische Kominaiidv- spraci-e nicht bewilligt werde, die Obstruktion unnachiichtllch fort- zusetzen. Eme andere Wirkling der Ernennung Lukaes' würde ein, daß Graf Appvnyt die Prösidenlenlvürde im Abgevrd- nelenhaute nicdcrlegen und sich von der Politik zurückziehe» würde. Ebenso würde sich 'ein Anhang, die frühere Natwnal- partei, von der liberalen Partei absondcrn. Im Klub der liberalen Partei herrscht große Bestürzung, Das Ebaos hat mit der Weigerung Lukacs', die ihm angebotene Kabinettsbildung anzu nehmen, tcincn Höhepunkt erreicht, und niemand weiß, was die nächsten Tage bringen werden Türkei. Man spricht in Konstantmopel «rnstlich von einem unmittelbar bevorstehenden Krieg mit Bulgarien, Türkische Truppen hätten schon, so wird erzählt, die Grenze bei Mustafa Paicha überschritten, nnd zwar ohne vorherige Kriegserklänmg, die einem Vasaltenjkaate aegenüber nicht erforderlich sei. Tat sache i'I, daß die r.'hernnlitarkoinni>ision die ganze Nacht über im Midizvaiais versammelt war nnd Edhem Pascha zum Ober- besclMiaber designiert wurde. Tie gesamte türkische Presse bringt Hctzartikel gegen Bulgarien. — Einstweilen darf man annehmen, daß diese Gerüchte über das Ziel hlnausschießen. Daß aber die Lage rechr kritisch ist. ist nicht zu verkennen. Die Tatsache, daß man cs für nötig hielt, die Obermilitärkommission noch zur 'Nacht zu- sammenzubcrusen und sie die ganze Nacht beraten zu lasse;«, läßt erkennen, daß inan in den leitenden türkische» Kreisen sich tür alle Eventualitäten gerüstet hält. Auch die scharfe Sprache der unter dem Kommando der Pforte stehenden türkischen Preise er weist, daß die Türkei ein psötziiches LoLschlaaen nicht als aus geschlossen betrachtet. Tiefe Auslassung wirb bestätigt ditrch 'vigende weitere Meldung: Der OberkricgSrat empfahl dem Sultan ei» Ultimatum an Bulgarien. Dieser aber entschied stelz, nvch einige Tage zu warten Serbien. Einer Sonderausgabe der „Beogradske Novine" zufolge sind der Generalstabshanptmonn Novakomowitsch und der Jnfanlerichanptmann Thodorowitsch die Urheber der neuen Verschwörung. Bei ihnen wurde ein Ausruf an das Offizier korps zzesunden des Inhalts, daß gerade die Offiziere die der Lffiziersehre durch die Ermordung des Königs Alexander angetane Schmach nicht dulden dürsten. Alle ehrenhaften Offiziere sollten verlangen, daß jene Verschwörer, die an de" Ermordung des Königs beteiligt waren, aus dem Offizierkorps ausgestoßen würden. Wenn dies nicht erfolge, so müßten sie gewaltsam ent fernt werden. Die 25 Offiziere, die den Ausruf unterschrieben hatten, wurden Donnerstag abend in Nisch verhaftet. Haupt mann Lazarewilsch, der den Aufruf der Garnison von Negotin überbrachte, wurde bei 'einer Rückkehr in Golubovac verhaftet und nach Nisch transportiert. Bei ihm wurde ebenfalls ein Exemplar des Ausrufs vorgefunden. In Belgrad selbst soll keine Verhaftung erfolgt sein. — Der ,Voss. Ztg." wirb gemeldet: Trotzdem über die Nischer Affäre noch nichts Authentisches bekannt ist, steht fest, daß die Offiziere nicht wegen eines Kom plotts. sondern nur wegen der Unterzeichnung des an den König gerichteten Memorandums verhaftet wurden. In diesem Memo randum wird der Königsmord als ein Schandfleck für die serbische Armee bezeichnet und die Entfernung, sowie die eventuelle Be strafung der an der Verschwörung beteiligten Offiziere, die namentlich ansgesührt werden, verlangt. Von den in Nisch ver hafteten Offizieren sollen bloß zwei den aus die Bestrafung bezüg lichen Passus unterzeichnet haben, die übrigen begnügten sich mit der .Forderung der Entfernung der Verschwörer aus der Armee. Es verlautet, die verhafteten Offiziere seien freigelafsen worden und es sei dem Prinzen Arsen bei einem Lffiziermahl. dem guch der König beiwohnte, gelungen, alle Offiziere zu versöhnen. Diele Nachricht verdient ober wenig Glauben, vielmehr ist wahrschein lich, daß die Offiziere wegen Vergehens gegen die Disziplin be straft werden, schon uni die übrigen Offiziere obzuschrecken. Bulgarien. Der bulgarische Ainanjminlster ist im Schwarzen Meere ertrunken. Jmanzminiitcr Manuschew war in dem Orte Euxinograd emgetroffen und nahm bald nach seiger 'Ankunft gemeinschaftlich mir dem Hofintcndanten Zlctarskh an der Landringsstcllc der Schisse ein Bad im Meere, das etwas un ruhig war. Wahrscheinlich wurde Manuschew beim Schwimmen von Krämpfen befallen, denn er rief plötzlich um Hilfe und war in Gefahr, unterzusinken. Zlatnrsky kam ihm sofort zu Hilfe, aber eine Welle riß beide weiter ins Meer hmaus. Nun sprang der Palais-Inspektor Ankow, der bisher am Ufer gestanden hatte, den 'Verunglückten nach. Es gelang ihm. Zlntarskt, zu retten. Manuschew jedoch verschwand in den Fluten: wenige Minuten später wurde seine Leiche von den Wogen ans den Strand ge worfen. Die Beisetzung des Verstorbenen findet in Warna statt. Kunst und Wissenschaft. 4 In der König!. Hosoper gelangt heilte Abend 7 Uhr MeverbcerS große Oper „Die Hugenotten" zur Aufführung. — Im König!. Hosschauspiel geht Hebbels „Ghaes und sein Ring" mit Herr» Christians lGygeS) vom Königs. Schau spielhaus zu Berlin a. G. in Szene. Beginn der Vorstellung halb 8 Ukr. s-JmResidenztheater kommt heute abend Paul HehseS Drania „M aria vonMagdala" zum dritten Male -ur Auf führung. Das Stück wild auch morgen und übermorgen wiederholt. t 'DaS Königliche Hosschauspiel hatte gestern einen Meininger-Tag erster Ordnung: es lieh -ur Eröffnung der neuen "Spielzeit in völliger Neueinstudierung und Neuausstattung Schiller- «Jungirau von Orleans" m G»ene geh«. U war ein «Sieg auf allen Linien", ein glänzender Erfolg, tzn stürmischen Widerhall fand in der begeisterte» Aufnahme ßj, jedem einzelnen Aufzuge, jeder neuen S-en« von dem enchubasnsch gestimmten Hause bereitet wurde. Kostüme wie Dekorationen Inszenierung wie Darstellung, — alle« war außerordentlich ^ lungen. echt und schön zugleich: die ganze Vorstellung, die nur hier und da auf einen zu lauten Ton gestimmt war, und die in den Massenszenen bei Wiederholungen noch mehr Geschlossenheit wird anstreben müssen, bedeutet eins hohe künstlerisch« Tat. die dir neue Saison verheißungsvoll eiagelcitet, «inen »stimmenden Mord" von großer harmonischer Schönheit. Dm Höhepunkt der dekorativen und kostümellen Neuschöpsung machte der pompöse Krönungszug und die wunderbar lebendige Szene vor dem Dome zu Reims auS. die allein die Neueinstudierung zu einer Sehens- Würdigkeit allerersten Ranges machen würde. Morgen sollen Namen genannt, Einzelheiten registriert werden. Nur so viel für heute: Am Schluß des letzten Auszuges kam eS zu einer förmlichen Beifallshuldignng für Frl. Pölitz, die in der Titelrolle die inter- essanteste darstellerische Leistung des Abends bot. Schließlich wurden auchdieHerren Rieck und Fanto mit lebhaftem Applaus vor die Gardine gefordert, während Herr Oberregisseur Lewinger. unablässig stürmisch gerufen, erst an der Rampe er- schien, nachdem sich der Vorhang zum zehnten oder zwölften Male gehoben hatte. — Alles in allem ein großer Abend, über den sich manches noch wird sagen lassen. IV 4 Marto vonMagdala, die Heldin deS gleichnamigen Dramas von Paul Hew'e das vorgestern abend im Reitdenz- thrnter zum erstenmal über die Bühne ging nnd trotz deS zu verlässig am besten disponierten zweiten Aufzuges, noch dem sich ei» wirklicher Erfolg konstatieren ließ, im ganzen und großen wegen seiner geringen dramatischen wie künstlerischen Qualitäten ziemlich kühl ließ, ist den Dresdner Kunstfreunden keine Fremde. Den HabitusS unserer Königl. Gemäldegalerie wird sie lowohl von Pomveo DattvniS großer Leinwand im östlichen Kalerieilüacl. wie von dem kleinen Knpserbilde her bekannt sein, daß die Tradi tio» früherer Zelte» keinrm Geringeren als dem großen Farben- künstler von Parma, dem in Dresden io unveraleichlich vertretenen Correggio zuschrieb. Aber wie die moderne Kunftiorichung vieles Bildchen nur als eine späte Kopie von wenig berühmter Hand anerkannte. !o bat auch die strengere Evangrlienkritlk die Persön lichkeit der Maria Magdalena ans dem ChaoS legendarischer ttebenviichening erlöst, und sowohl ihr der orientalischen Ueber- lieierung. die sie zu Ei'heftis im Kreise deS Apostels Johannes ihr Dasein beschließen läßt, entgegenstekendesBüßerleben in derHöhle bei dem provcnralffchen St. Baume am Berge Mion als einen von falscher römisch-katholischer Exegese verschuldeten Mißgriff der Kunst erwiesen, wie überhaupt ihre Gleichstellung mit zwei namen loien Dirnen der evangelffchen Berichte als eine unberechtigte Willkür früherer Interpreten gebrandmarkt, die ihre irreführende Wirkung leider ft'gar bi« in die innere Mission der evangelischen Kirche ausgeübt hat. Denn weder darf die Maria ans dem aali- läiichen Magdala mit ihrer Namensverwandten aus dem iudäiichen Be'hanie». der Schwester des Lazarus, die in Marthas Hause dem Heiland zu Füßen laß, irgendwie verwechselt werden, noch mit der Sünderin", die »ach Lucas. Kapitel 7. im Hause des Pharisäers iinio» dem Herr» die Füße salbte und dasirr Vergebung ihrer -linden empfing, oder gar mit ihrer Genossin, die laut Johannes. Kapitel 8. durch Jesu Eingrelken von der Strafe der Steinigung bewahrt btieb. Von der eigentlichen Maria von Magdala berichte» die Evangelien »ur — Lucas. Kavitel 8. und die Schlußkapliel des Johannis, sowie der Sünopliker —. daß JesuS sieben Teusel von ihr aiiSgetrleben. sie also von einem schweren Nervenleiden gebellt habe, daß sic zum Danke dafür von dieier Stunde an bis ziim Stamme des Kren,eS im stete» Gefolge des Meisters gewesen, und daß ihr der Aitterstandene zuerst erschienen sei. — Diese histonenkniische» Reminiszenzen waren nötig, um die hatten Worte zu versiebe», mit denen man, bei aller Anerkennung der Grundtendenz des Hchseichen Dramas, mit etbrichcr Beweisfüh rung die überlegene Kraft deS neuen Evangeliums in dramatiichcr Belebung vorzusübren. die perivnlichen Grundlagen der Jabel an greisen muß. weil die konfuse Darstellung des Dichters eine neue tänickende Verwischung klarer biblischer Berichte bedeutet. Darin ist eine weit schwerer wiegende Ueberschreituna der poetischen Lieenz zu sehen, als leibst in der durch die biblische Neberlieferung kaum motivierten Zusnmniensühruna der Magdalena mit dem Manne von Karivlb, der bei Hopse eine der seit den Tagen desRationaM m»s oft beliebte» „Rettniigen" erführt, und überdies noch - warum ? — dem Kreise der Wechsler zuaewiesen wird, die der tzm aus dem Vorkose des Heiligtums mit Geißelschlägen trieb, durch dns römische Element, die weltliche Negicrunasgewalt. ist in der Person des Anlus Flavins, eines 'Neffen des Statthalters Pontius Pilatus, mit der Handlung in etwas heikle Verknüpfung gebracht, »in so ci» gewichtiges Moment im Einschlag des dramatlschcn Gewebes z» biiden. daS die erschütternde Katastrophe in ein wenig ersrenlichcs Licht rückt, weil sie das Schicksal des Größten der Großen eigentlich vom „Ja" oder „Nein" eines Weibes abhängig macht, deren Bekehrung znm Herrn, die doch das dramntische Agens des Stückes lein soll, obendrein weder überzeugend zum Ausdruck kommt, noch ties genug Pshchologisch motiviert ist. Schlimmer als das alles ist aber das Fehlen jedweder großtügigen Behandlung des Stoffes, dem nur mit ganz außeiordentttchen Mitteln beizu kommen war. wenn nicht ein Mißverhältnis zwischen Wolle» und Können von vornherein klar zu Tage treten sollte. Nirgends weiß der Dichter, der doch r» mancher seine» Novelle, in manchem kurzen Liede in die Seele zu greisen verstanden hat. in den sünl redseligen Akten stärker zu vackc», — alles bleibt äußerlich, auch in der Sprache, der der echte Schwung fehlt, da? heiße Tempera ment, das Ort und Zeit allenthalben erfordern. Sehr geschickt ist nur eins an dem Drania: die strikte Befolgung der seit Lessinas Tagen erprobten Bübnenregel, die Gellalt des «piritus. rector tn diesem Falle den göttlichen Weltheiland. nur tn ihrer Wirkung ans die Träger der Handlung, ober nicht in Person in Erscheinung treten zu lassen ; ja. Hehse erstell mit diesem Kunstarlff ohne Frage den größten Effekt in seinem Stück, zumal er — sehr geschickt nach einer langen Kunstpause — ein einziges Mal, am Schluffe des zweiten Aufzuges, hinter der Szene sogar die tönenden Worte des Heilandes laut werden läßt. — Für die Aufführung bietet der Fünfakter manches Anziehende, Der Regie wie Darstellung werden allerdings 'Aufgaben gestellt, deren restlose Lösung die Kräfte des Residenztheotcrs weit übelsteigrn, dem alle, die eS mit ihm ehrlich gut meinen, nur raten können, von sogenannten litera rischen Experimenten fern zu bleiben. Relativ am besten war vor gestern Herr Opel als Judas Jicharioth. Der fleißige und streb- ia»ie Künstler veisiichte wcniastens, meist auch mit schönem Erfolge, die Figur menichlichem Empfinden nahe zu bringen, wählend eS daran recht empfindlich sowohl Frl. Betke als Maria, wie Herrn Svdow als AuluS Flavins fehlen ließen. Dieser verdarb sich alles durch eine ganz unmögliche Sprechweise — hier droht dem hübschen Talent des Kniisttcrs eine ernste Gefahr —, jene fand sich nur langsam aus den Höhen verstiegenen Pathos in Haltung nnd Sprache zu einfacher, glaubhafter Darstellung zurück, rnn gegen Schluß des Slückes hin sogar einige überzurgenve und ein drucksvolle Momente zu haben. Alle übrigen Rouen find nur von eviivdffcher Bedeutung: sie waren mehr oder weniger angemessen besetzt. Schade, daß sich Frl, Münchhelm, die sonst die dankbare Episode der Mirjam recht gut angelegt hatte, durch viel zu lauten Stimmnuskrag vorgestern beinahe unleidlich machte. — Der Inszenierung des Werkes durch Herrn Regisseur Jeßner wird man bei Berücksichtigung der Bühnenverbältnisse deS Rcfidenz- theatcrS. die ein genügendes Vorschieben des Statlsten-MateriarS iveder nach der Tiefe, noch nach der Breite der Bühne zulassen, nnd bei dem beschränkten dekorativen, wir szenischen Apparat einige 'Anerkennung nicht vertagen können. — Die Aufnahme des Werkes war, wie iebon in kurzer Vorkritik gesagt, im ganzen und großen ziemlich kühl: nur nach dem zweiten Akte war'S ein wirklicher Er folg. der stark genug war. um die Herren Direktor Witt und gissenr Jeßncr vor dtc Gardine zu fordern. Im vierten Auf zuge hob sich da»» flüchtig noch einmal die Stimmung, nm aber Im letzte» Akte rasch wieder abzuflauen. Eins Ist sicher: In seinem religiösen Gesühi hat daS Stuck vorgestern ganz gewiß niemanden verletzt, aber ebenso wenig hat eS irgendwie künstlerisch interessiert oder gar seelisch ergriffen. P. A. Wolfs. 4 Der in Görlitz lebende achtiindsiebzlgiährige Lustipieldichter Gustav von Moser ist in Warmbrunn, wo er augenblicklich zur Kur wellt, nicht unbedenklich erkrankt. Svort-Nachrichten. g« Radrennen «« de» Frtedenaner Soltztzokal wurde Erster Nodl mit 138,Kilometern. Zweiter Käser mit 183.,«» Dritter Tangla-Pariö, Vierter Dickentmann. Görnemann hatte infolge MotordesektS ausgegebrn. Robl drückte säst sämtliche deutsch« Welt» fahrtrekorde.
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