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Dresdner Nachrichten : 19.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189906195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990619
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-19
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.06.1899
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«e,u,»,«ouvr «rrlklMrlich Mk r °o. dm» d» «0s» Akk. Ü.7S. DK >»»»»»» »«> »nk»>»»,m,mn Nr die nächft« Nummn «riolat t» der MwtmIMltLstelle. Marinilü. ss.». K denNedenannadmclielle» v Vmm vbids unrNachm. Sonntag« nur «imieuttr. L» v. u-'/,l UbrMIttaliz. Anzeigentarif. DK llvallige Lrundteil« Ira » Tilbeni ?s «s..«ntundi,un,e„ aut der Bnvat - teile««!«roPs tDovvelzeile..unlcrm naelaiwv ->o Dt. Grund- ge od«rnach Selitaaen iniliennachrimten ic.s. 30 PI. — «uswartiae Slnttrage nur aeaen «orauübcrabliina. ' gblLtter wert. in. WVs berechnet, Rückgabe «tnaetaudler Schriit- ftucke leine Verbindlichleit. Sernlvrechantchluh: »«nt I Nr. 11 u. Nr. LÖSS. Die Dnthncr Nachrichten ericheinur täglich Morgen«. 44. Jahrgang. vk,-.8Srop^.L"." Nslttüerstr. 28, I.. xox. 8psc»»IitLt: 8öIl!886oLiimsnpIEvL ^'ornLprvckglvUo Ar. 87V, ^.mk 1. k'inrvlvo ««ick-unkl Vrüctcvu»rdsit0ll. klomvlraogsu. kedwsrrlnsa ^LkuopvrLtilillva »te. Nachriä Dresden, LS allst« a««v LSI. Vaptvrre. ' VI» vitkÄdrtlL ^UIM LOM 1. 8. kadrikation lsinstsr l'rärisioas- iLsedvaudrso nur erster lZuasit-lt mit Ltern- «srlen-LsguIisruatz'. IiiclniMfeii. lesger Iwektsiuor doutsvdsr und onxlisokor oieMNtvr Larux-, Losen- und kaiototstvllo in allen modernen b'arbvo und krima-tzualitätvn ru billixstvn kreisen. Hermann pöreokvl, Zotieifslelr. iS. ^vtSel L «aamana's »ilmszcliinen ktnav«««« ans« v, ruviledst der kra^erstr, I Lvi8v-^vo1kvkvll in «»edxomdsser ^usammollstvllunx und dnraliler Ausstattung rum kreise von S 91. SS I*». bl« LS 91. mit (IvbiauehMnivoisung. promplsr Ver8snllt nsek su8v,Lrl8. ?i-o8pvk1e. Idrvsilvii, Vtv«rAv»tI»«r. Nr. 168. KviM: Neueste Fernichreib- und Fecnsprcch Sächsisches Gaukegeln. ^Berichte. Hofncichrichtcn. Fronimholds Abschied, LberlandesgcnchtS-Urtheil. .... ... ho Verein städtischer Beamten. Gerichtsverhandlungen. Brieskaste». Montag, 19. Juni 1899. Kernschreib- und Kerusprech-Berichte vom 18. Juni. Brunsbüttel. Aus die Ansprache Dir . des Bürgermeisters Dr. Mönckeberg bei dem Diner auf dem „Fürst Bismarck" er widerte der Kaiser ». A. folgendes: In zündender Rede, mit schwungvollen Worten bat Seine Magiiisücnz, Ihr verehrter Herr Bürgermeister soeben im Name» aller Verhimmelten Mich begrübt. Ich danke Ihnen von Herzen für diesen srenndlichen Empfang. Es ist durchaus keine Schmeichelei, wenn Ich erkläre, dnb der Tag der Elbregatta für Mich immer ein Tag der Freude ist, dem Ich mit Ungeduld eiitgcgcnschc, denn er bedeutet für Blich immer einen Feiertag »ach schwerem Bemühen. Das Zusammensein mit Herren, die gleichen Zielen entgegenstreben, mit Männern von Kops und beseelt von dem Geist, der über die Welt dahinschwebt. und die schon Manches gesehen und erlebt haben, ist für Mich ein Labsal und regt auch Mich zu neuen Gedanken, zu frischem Thun an. Sie haben soeben gehört, und Ich bin es Ihnen dankbar, datz Sie mit Freuden und Anerkennung unserer Politik folgte». Es ist Mein Grundsatz, überall, wo Ich kann, neue Punkte zu finden, an denen wir entsetzen könne», an denen in späteren Zeiten unsere Kinder und Enkel sich ausbaucn und das zu Nutzen machen können, was wir ihnen erworben habe». Langlam nur hat das Verständnis; iür Wasser- und Seewesen, für die Wichtig keit des Meeres und seiner Beherrschung bei unseren Landsleuten Platz gegriffen: aber das Versländnib ist erwacht, und wen» ein mal beim Deutschen eine Idee, ein Gedanke Funken gefangen hat, so wird selbiger auch bald zu lodernder Flamme. So wird es auch bier sein. Das deutsche Volk ist wie cm edles Vollblutpferd, cs duldet nicht, dab ihm Einer an die Gurten herankommt, sondern will seinen Platz vorn behaupte», und das ist Mein Wunsch: Mögen wir mit unseren sämmtlichcu Bestrebungen und möge» Sie in Hamburg niit Ihren Gedanken und Ihren vorwärts gehenden Bestrebungen a» der Spitze marschiren wie bisher, daraus leere Ich mein Glas! Nach dem Diner blieb der Kaiser in lebhafter Unterhaltung bis 1 Uhr auf Deck und kehrte dann auf die „Hohenzollern" zurück. Stettin. Das Gerücht, das; der Kapitän Ehrte vom Dampfer „Pölitz" verhaftet worden sei, bestätigt sich nicht. Anlas; zu demselben war der Umstand, das; der Kapitän einem läugcrcu Verhör unterzogen wurde. München. Bei dem Rennen stürzte Herzog Siegfried i» Badern. Er wurde bewusstlos vom Platze getragen: die Aerzte kanstatirteu eine Gehirnerschütterung, welche indes; zu Besorgnissen leinen Anlatz giebt. München. Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich tras heute Vormittag von Wien hier em. acr Dampfer „Artushvs' dag Frederikshavn. Der Danztgi wurde von dein englischen Dampfer „Mauritius" angerannt und ist gesunken. Zehn Mann der Besatzung ertranken, die übrigen acht, darunter der Kapitän, wurden von dem „Mauritius" aus genommen. Kaiserslautern. I» der Grube Nmdseld ging gestern Abend ein Sprengschutz verspätet loS. Zwei Bergleute wurden sofort getödtet, ein Bergmann ist lebensgefährlich, zwei Bergleute sind leichter verletzt worden. Kehl. Bei der Einweihung eines Kriegerdenkmals im Torfe Kehl erwiderte der Grotzherzog aus die Festrede mit einer An sprache. in welcher cs heißt, daß das Denkmal auch die Erinnerung an Kaiser Wilhelm den Grotzen in sich schliche; ihm sei z» ver danken. was die Armee geleistet hat, denn seit er ihr oberster Führer war, habe ihm immer nur daran gelegen, die Armee zu stärken »nd so auszubilden, datz sic im istande sei. für die Krast und die Macht Deutschlands cinzutreteii. Ihm verdanke man die vortreff liche Organisation der Armee, ihm verdanke man den Geist, welcher die Armee erfülle, ihm verdanke man Alles, was die Führung des Heeres angehe. Insofern sei cs besondeis werthvoll, seiner zu ge denken, denn ohne Heer würde das, was wir erreicht habe», nicht zu Stande gekommen sei». Nur der Sieg der Waffen habe das geschaffen, datz wir heute Alle das Deutsche Kaiserreich feiern könnten. Der Grotzherzog schloss mit einem Appell an die Jugend, sich von demselben Geist tragen zu lasse», wie die Geucräliou von 1870. W i e n. Heute Vormittag landen hier55 sozialdemokratische Protestversammlunge» gegen die Genirindewahlordniiiig statt. Die selben verliefen ohne besonderen Zwischenfall. Zeh» Verhaftungen wurden vorgcnommeii. Paris. Präsident Lvubct empsing Vormittags Casimir- Psrier und besprach mit ihm die politische Lage. Dem Vernehmen nach ist das wichtigste Zugeständuitz. welches Waldcck Rouiscau für die Kadinetsbildung zu erreichen suchen soll, das, dah Casimir- Pörier das Portefeuille des Krieges übernimmt. Paris. Casimir Psrier lehnte definitiv de» Eintritt in das Kabinct Waldeck-Ronsscan ab: dieser wird nunmehr versuche», ein Kabinet der republikanischen Vereinigung zu bilden. Nizza. Wie es heitzt. übergab der Kommandeur der 29. Di vision der StoatSanwaltschast einen Bericht, der durchaus ungün stig gegen General Giletta lautet. Gerüchtweise verlautet, in seinen Effekten sei eine Patrone neuesten Modells gefunden worden. Madrid. Die Kommission der Tcputirtentammer erstattete heute ihre« Bericht über die Abtretung der Karolinen-, Palan- und Mariancn-Jnseln. DerZöericht spricht sich für die Vorlage entschlossen seien, diesen neuen Vorschlag als Grundlage der Unter handlungen anzunehmen Haag. Die katholischen Abgeordneten haben die Einladung zu dem den Tclegirtcn zur Friedenskonferenz von der Regierung gegebenen Feste abgelehnt. um dadurch erneut gegen den Ausschluß des Papstes von der Konferenz zu protestirc». Londo n. Das „Rcuterschc Bureau" meldet aus Hongkong, einer Nachricht ans Futschau zufolge seien der Missionar Phillips, seine Frau und eine andere Dame, lowie sieben christliche Chinesen in Kicil-ning-su ermordet worden K v n st äntiiiopc l Im Aufträge des Grasen Goluchvwski machte die hiesige österreichisch-ungarische Botschaft bei der Pforte freundschaftliche Vorstellungen betreffend de» Vorfall an der Grenze bei Iablanitza. Dasselbe geschab seitens der österreichssch- niigarischcn Gesandtschaft in Belgrad. — Als Antwort aus die Note der Pforte über die Greiizvorfällc bei Iablanitza richtete die serbische Negierung heute abermals eine Note an die Pforte, in welcher an die zahlreichen serbischen Note» der letzten Zeit, sowie an die fortdauernde» Gewaltthaten im Bilaict Kvssowv erinnert und erklärt wird, der Einbruch an der Grenze vom II. d Bl. sei viel ernsterer Natur gewesen, da sich auch Soldaten bethci- ligten. Ferner wird betont, die serbische Regierung habe wirksame Massnahmen zu treffen beschlossen, um die Ordnung auf recht zu erhalten: sie hoffe, die Pforte werde durch energische Maßnahmen dem Zustande ein Ende bereite», der mit den zwischen den beiden Staaten bestehenden srcnndschastlichen Beziehungen nicht zu vereinbaren sei. von der Kammer angenommen werden dürste. . . .. sic. egentin wird am Dienstag dem Abkommen die . rger Die Königin-Rem Bestätigung crtheilen. Haag. Ter deutsche Delegirte Prof. Dr. Zorn hat sich nach einer längeren Besprechung mit dem Grafen Münster nach Berlin begeben. ES verlautet, er werde dort über die Stellung der Kon ferenz zum Schiedsgericht einen mündlichen Bericht erstatten. In dieser Frage ist in den letzten Tagen der Versuch gemacht worden, die Möglichkeit einer Verständigung durch einen neuen Vorschlag zu finden, der dahin geht, im Haag ein Bureau mit beschränkten Befugnissen einzurichten, welches nicht die Autorität der eigent lichen Vertreter der Mächte besitzt. Dieses Bureau würde im Falle eines Konflikts zwischen zwei Mächten und aus Wunsch dieser Mächte verpflichtet sein, ein Schiedsgericht zur Aburtheiluna der Streitigkeiten zu berufen. ES würde also kein ständiges Schieds gericht bestehen. ' " inneaehalten werde: aerichtM bilden, ftin. ES sei aller Grund zu der Annahme' Vorhanden, daß die übrigen Mächte, wenn die Antwort Deutschlands günstig laute, Oertliches und Sächsisches. — Ucbcr das Befinden Ihrer Majestät der Königs n sind dem Königl. Oberhvsmarschallamt gestern aus Sibnllcnort folgende Meldungen zugMiigen: Ihre Majestät die Königin haben vergangene Nacht lzum Sonntag) gut geschlafen. Das Befinden ist ein vollkommen zufriedenstellendes Allechöchstdieielbe ver bringt den grotzen Theil des Tages autzer Bett. Fieber ist nicht eingetreten. — Die „Dan;. Allg. Ztg." meldet: Sc. Majestät der König A lbcrt von Sachsen nebst seiner erlauchten Gemahlin und Ge folge, letzteres ans l!> Personen bestehend, treffen am 25. ds. M. Abends 1l Uhr >15 Min., über Heriiisisdors von Stettin kommend, hier ein. Die. Herrschaften werden mit dem Gefolge im „Danziger Hoff loairen und sind dort die iiothwendigen Zimmer, etwa 20 an der Zahl, dazu bereits durch das Königl. Sächi. Hofmarichallamt bestellt worden. Am 27. ds. M. Abends werden die Majestäten sodann, nachdem sie die Stadt und deren Umgebung in Augen schein genommen haben, Danzig wieder verlassen. — In der festlich geschmückten und bis an die Grenzen der Möglichkeit gefüllten Aiincnkirche verabschiedete sich gestern der seitherige Pfarrer derselben. HcrrDr. Ottv E mit Fro m m - hold, von seiner Gemeinde. Er ist am ll. Juni 1841 mNcichcii- bach i. V. als Psarrerssohn geboren, studirte von Michaelis 1859 bis Ostern 1868 in Leipzig, war dort bis Ende Januar 1866 als Lehrer an der 3. Bürgerschule thätig, und winde am 11. Februar desselben Jahres i» seiner Vaterstadt als Diakonus zu St. Petri und Pauli cingewiesen. Die fortwährenden Tr>wpendilrch;üae während des 66er Krieges und die durch die aus Bauern ziirückkehrenden Mecklenburger eingeschteppte Cholera erhielten die Gemeinde in steter Aufregung. Gerade dadurch aber bot sich dem imigcii Seelsorger Gelegenheit, seiner Gemeinde besonders nahe zu treten. Aehnlich erging es ihm an der zweite» Stätte seiner Wirksamkeit, in Chemnitz, wo er im Lazarett, den Krieg von 1870/7l in seiner ernstesten Be deutung keime» lernte. Unzählige Franzose» und Deutsche sind von ihm während dieser Zeit begraben worden. Die Rekonvales zenten galt es zu stärken und zu ermiithtgeii, in der Gemeinde aber war der Geistliche^ in jener Zeit io recht der Tröster, der durch den Verlust geliebter Sohne, Gatten, Väter in Trauer versetzte» Familien. Im Jahre 1874 an die Aniieiikirche als Archidiaköiius berufen und 1884 in v Pfarramt befördert, hat er über 25 Jahre in beiden Stellungen mit grobem Segen gewirkt. Es waren Jricdensjahre, aber es galt während derselbe», wie er in seiner gestrigen Abschicdsvredigt aussiihrte, manchen guten Kampf zu kämpten, vor Allem den Kampf des Glaubens wider die zerstören de» Mächte des Unglaubens und die alles Glück der Menschen untergrabenden Mächte der Unzufriedenheit, der Mitzgunst, des Neides, des Hasses, der Auslösung und der Verneinung. Und er hat diesen Kampf, fest auf dem Boden des Äottes- wvrtes stehend, redlich gekämpft und ist, wie er selbst eS betonte, während dieser Kämpfe und durch sie mächtig im Glauben gewachsen „Jesus Christus, gestern und heute und derielbige auch ui Ewigkeit" — dieser Text seiner Abichiedspredigt ist auch der Grund und Inhalt seines Lebens gewesen. Dr. Frommhold hat nicht allein der Annciigemeinde angchört: seine Gemeinde war in der ganzen Stadt verzweigt. An unzähligen Gräbern hervor ragender Männer hat er das Wort des Trostes gespendet und sich dabei bemüht, neben dem heiligen Ernst sich vor Allem die Milde seines göttlichen Meisters zu eigen zu machen. Viele Freunde hat er in den künstlerischen Kreisen, denen ihn seine ideale Welt anschauung nahe brachte. Daneben hat er 25 Jahre lang als Seelsorger und Hausgeistlicher an der Königl. Blindenanstalt ge wirkt. Hierfür wurde ihm bereits im Jahre 1895 durch die Huld seines Königs das Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrechtsoidcn zu Theil. Schwere Schicksalsichlüge, der Verlust zweier erwachsener Töchter und zuletzt mancherlei Beschwerden am eigenen Leibe, haben den Achtundfüiifzigjährigen veranlaßt, früher als es sonst wohl geschehen wäre, sein Amt nach über :i!ljährigcr Wirksamkeit nicder- zuleaen. Nach den ergreifenden Abschiedswvrten, die der scheidende Geistliche gestern an seine Gemeinde richtete und die, aus tiefem Herzen gucllend, ein lebendiges Echo in den Herzen der Ver sammelten fanden, trat der Ephorus der Dresdner Kirchen, Herr Oberkonsistorialrath Sup. ü. Dibelius, an die Stufen des Altars, um dem treuen Seelsorger der Annengemeinde etnen warmen Ab- schiedsgrutz zuzurufen. Anknüpfend an das Evangelium des gestrigen Sonntags vom verlorenen Schaf und Groschen pries er insbesondere.des Scheidenden Begabung für die Gewinnung solcher Seelen» die der Kirche fernstandem und seine Treue in deni Suchen der Verlorenen. Zum letzten Male spendete sodann der Ab- ehende seiner Gemeinde den Segen, worauf die offizielle AbschiedS- eier in der Kirche ihren Abschluß fand. — Nach dem Gottesdienste, er durch den würdigen Vortrag des Choraesanaes mit Solo- Quartett: „Herr sende deinen Engel" von Pfretzschncr eine beson dere Weihe erhielt» versammelte sich in der Kirchenexpedition der vollzählige Kirchenvorstand der Annenkirche. um den verehrten und geliebten Geistlichen, um seinerseits Abschied zu nehmen und seine Wünsche sür einen gesegneten Lebensabend zum Ausdruck zu bringen. Unter herzliche» Worten überreichte im Namen des Kirchenvorstands Herr Rektor Pros. Tr. Ocrtcl dem Scheidenden eine Votiviascl und als douerndes Andenken un das innige Band, das den Pfarrer mit seinem Kirchenvvrstande ein Vicrteliahrhundcrt hindurch verknüpfte. eine goldene Uhrtrtn . Der Gefeierte, der an die ihm widerfahrene Ehrung herzliche Worte des Tankes knüpfte, siedelt nach Bonn üvcr, wo ihm in der Nähe seiner einzig übrig gebliebenen, dort verhenathclcn Tochter ein schöner Lebensabend beschieden sein möge! — Gestern Vormittag halb 10 Uhr fand in der evangelischen Hof- und Sophicnkirche die feierliche Einweisung des designirtcn zweiten H v s p rcd i g ers Dr. Phil. Friedrich, bisher Pastor in Frciberg, durch Herrn Oberhofprcdiger v. Ackermann, Vice- präsivciitc» des evangelisch-lutherischen LandeskonsistoriumS. statt in Gegenwart der in sviMMlieis beauftragten Herren StaatSministcr und anderer hohen Würdenträger. In seiner von innigen Wün schen für das Wirken des neuen Amtsbruders getragenen Rede wies der Herr Oberhofprediger den Eingewiesenen darauf hin, datz er hier iii'Dresdeii nicht die enge Gemeinde wie an seiner siühc- rcn segensreichen Wirkungsstätte vorfinde. Aber, wenn cs auch i» der großen Stadt mit ihrem rasch dahiiifliithenden Leben Viele gäbe, die achtlos, ja mit Spott andern Gotteshauje vorübergingen, so würde seine Predigt, wenn sie unr im rechten Sinne gehalten und von tiefem Glaube» getragen wäre, ein Echo in tausend heils- verlniigenden Seelen sinden. Nicht hoher Weisheit und Redekunst bedürfe es da, sondern das eilisache, schlichte, zu Herzen gehende Wort sei der wahre Herzenskündiger. Er wünsche — und hierin fühle er sich eins mit der gesammten anwesenden Gemeinde — datz er sein Amt z» deren reichstem Segen erfüllen möge. Nachdem Herr Dr. ' ' ' ^ abgelegt Luk. 15, Herr Tr. Friedrich noch vor versammelter Gemeinde das Gelübde hatte, hielt er seine Antrittspredigt über die Bibelstelle Gleichnitz vom verlorenen Sohn. — „53 Jahre Zuchthaus". Unter dieser Ueberschrift brachte der „Vorwärts" einen Leitartikel, in welchem das Urlheil des Dresdner Schwurgerichts in dem Löbtau er Landsriede ns- b r u ch - Pr v z esse tntisirt wurde Die erkannten Strafen wur den als ungeheuerlich bezeichnet und die politischen Verhätnisse in Sachsen, sowie das dort übliche Vorgehen der herrschenden Klasse gegenüber der Sozialdemokratie scharf beleuchtet. Sachsen, so wurde unter Anderem ansgcführt. sei der klassische Boden für den Kamps zwischen Proletariat und Reaktion: kein Hauch eines sreigesimiten Bürgcrllmms sei dort zu spüren, die herrschende Klasse führe das Regiment mit Brutalität und Tücke, die unter äußerer höflicher Form verborgen werde und dann heißt cs weiter: „und wohl be kannt ist die Sprnchpraxis des höchsten sächsischen Gerichtshofes, der oft ohne Umschweife die Angehörigen der Arbeiterklaffe als niederen Rechts erklärt habe, al-s andere Staatsbürger". — In diesen Ausführungen erblickte die Staatsanwaltichast den Vorwurf der wissentlichen Rechtsbeugung und Parteilichkeit und erhob gegen den Redakteur August Jacoben Anklage aus Grund der 88 185 und 186 St.-G.-B. Im Termin vor der IV. Strafkammer des Berliner Landgerichts 1 unter Vorsitz des LandgerichtsdircktmS Denso stellte der Vertheidiger Reichstags-Abgeordneter Heine den Antrag, ans dem Zeitraum der letzten zehn Jahre eine Anzahl er gangener Erkenntnisse des Oberlandesgerichts Dresden zu verlesen, da daraus llivv und klar hervorgehe, datz die Schl»! bemerkmig des beanstandeten Artikels begründet und gerechtfertigt sei. Staatswaiiwalt Plaschke widersprach dem Antrag, da ein recht lich vielleicht anfechtbares Urthcil noch keineswegs gegen dcn guicn Glauben des Richters spreche. Der Gerichtshof bcichlotz indessen dem Anträge des VertheidigcrS stattzngeben. Es gelangte daran; eine Anzahl Urtheile des Oberlandesgerichts zu Dresden zur Ver lesung, welche sozialdemokratische Angeklagte betrasen. In einem der Erkenntnisse war zum Ausdruck gebracht, das; alle Sammlungen zu sozialdemokratischen Zwecken als gemeingefährlich anzuschen seien. Hieran knüpfte der Vertheidiger die Ausführung, daß die Ansichten und Bestrebungen aller politischen Parteien, soweit sie nicht gesetzwidrig seien, als gleicbwerthia anznsehen seien, während Staatsanwalt Plaschke sür die Unanfechtbarkeit der Dresdner Er kenntnisse eintrat. Die Erkenntnisse des Oberlandesgerichts — io behauptete der Staatsanwalt — zeigten ganz klar, das; die be treffenden Personen nicht bestrast worden, weil sie Sozialdcmvkvi- tcn seien, sondern weil die Umstände des konkreten Einzelfalles die Strafbarkeit der unter Anklage gestellten Handlungen ergaben. Der Staatsanwalt trat in jedem einzelnen Punkte der Beweisführ ung des VertheidigcrS als unzutreffend entgegen und beantragte schließlich die Vciiirthcilung dcö Angeklagten. Es handle sich niebt nur um den einen Passus, sondern um den gesammten Artitcl, der nur die Auslegung zulasse, daß auch das OderlandeSgcricht i» Dresden zu den Faktoren gerechnet werden solle, mit denen die Reaktion und die herrschende Klasse in Sachsen ihre angebliche» Brutalitäten und Tücken auSübc. Dem obersten sächsischen Ge richtshöfe werde der Vorwurf gemacht, bewußt parteiisch gehandelt und bewußt einer den Arbeitern ungünstigen Rechtsanschauung ge huldigt zu habe», während die Erkeimtnisie gerade von außerordciic sicher Sachlichkeit und juristischer Schürfe zeugen. Wegen der Schwere der Beleidigungen beantrage er 6 Monate Gefängnis: Rechtsanwalt .Heine bestritt die Richtigkeit der staatsanwaltscyart- lichcn Auslegung des Artikels. Da dem Angeklagten der 8 193 zur Seite stehe, so beantrage er dessen Freisprechung, eventuell aber nur eine ganz geringe Geldstrafe. Der Gerichtshof las aus den, Artikel nicht heraus, daß die Rechtsprechung des sächsischen Ober- landesgerichls in unmittelbarer Verbindung mit den Maßnahmen der Reaktion gebracht werden sollte. Es könne sich daher nur uni den (oben mitgetheilten) Schlutzpassus handeln. Der Ange klagte habe nun de» Wubrheitsbeweis durch Vorlegung einer An zahl von Urtheilen des Oberlundesgerü " und nach Ansicht des Gerichts sei dreier Urtheile gelungen; in dem einen die Vecurthcillmg eines sozialdemokratischen Flugblattes» in dem zweiten um die Boycottirung eines Wirthes seitens der Sozial demokraten, in dem dritten nm eine Sammlung zu sozialdemokra tischen Zwecken. Angesichts dieses gelungenen Wahrhettsdeweises mußte die Freisprechung des Angeklagten erfolgen. — Drittes Sächsisches Gaukegeln zu Dresden, jur Einleitung der für dasselbe geplanten Festlichkeiten fand am onnabend ein Con certabend bei Helbig's statt, der von den ieflgen und auswärtigen Keglern nebst Damen sehr zahlreichen -esiichS sich,erfreute. Die Ausführung aller während des Gcm- 2 «-» rs Dr L kegelnS in Aussicht genommenen concertalen Veranstaltungen ist der Gardereiter-Kapelle anvertraut, deren Dirigent, Stabstrompeter verlanget» sie üverau
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