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Politisches. Be! der Neubildung des englischen Ministeriums hat sich Ben jamin DiSraeli außer der Premierjchast den Posten des Finanz ministers ausgesucht. Scheinbar eine wahre Goldonkelstellung, bietet diese- Amt Schwierigkeiten verschiedenster Art dar. Zunächst hat DiSraeli mit dem Andenken Gladstone's zu kämpfen, der bei seinen Landsleuten als ein Finanzgenie ersten Ranges gilt. Ihn auSzu- stechen, wird sicherlich der bohrende Ehrgeiz DiSraeli's sein. Letzterer Übernimmt sein Amt mit dem beneidenswcrthen Inventar von Ver waltungsüberschüssen im Betrage von 35 Millionen Thalern. Aber von allen Seiten melden sich die Bewerber um diese ivcrthvollstc der Gladstone'schen Hinterlassenschaften. Gladstone selbst wollte be kanntlich die Einkommensteuer gänzlich abschaffen. Nein! entgegnete bei den Wahlen DiSraeli, man ermäßige lieber die schwerdrückenden Localtaxen (Gemeindesteuern)! Die Gegner der Einkommensteuer aber, besonders die von ihr scharf herangezogcneu Millionäre, wollen die sichere Aussicht auf die Beseitigung dieser Steuer nicht so leichten Kaufs fallen lassen. Ebenso melden sich bereits die Eisenbahn- Directionen mit dem Anträge: die ihnen besonders lästige Passagier steuer abzuschaffen. Lord-Siegelbewahrer (Justizminister- wird Lord Malmesbury, einst der treue und vertraute Freund Napoleon's lll., dem heute freilich, gewiß zum großen Bedauern der Familie von Ehiselhurst, ein Einfluß auf auswärtige Angelegenheiten nicht mehr zusteht. Diese wurden Lord Derby aufbehalten und man darf an nehmen, daß nun die starre Nichtintcrvcntion, wie sie Gladstone und Granvill« vertraten, in den contincntalen Händeln aushören werde. Nicht als ob Derby ein zweiter Lord-Feuerbrand ä la Palmerston zu sein dm Ehrgeiz hätte, dazu ist er zu nüchtern und abgeklärt. Ader das Wort Englands wird wieder zu Gehör kommen und wenn man auch nicht an Thaten denken mag, an Noten und diplomatischer Theilnahme wird man es jetzt nicht mehr fehlen lassen. Derby, wie DiSraeli, der ja in frühester Jugend schon getauft worden, sind eifrige Glieder der staatlichen Hochlirche und energische Vertreter ihrer Privilegien; der krypto-katholische Zug Gladstone's fehlt ihnen gänzlich. Der jüngste Roman DiSraeli's, „Lothair", erst vor wenig Jahren erschienen, ist eine scharfe Satyrc auf die Herrschsucht der römischen Hierarchie und behandelt die Ränke und Jntriguen, mit telst deren der reichste Erbe Englands, der jugendliche Lord Bute, in dm Schooß der alleinseligmachenden Kirche gelockt wurde. Im Batican mag man daher am wenigsten Ursache haben, mit dem Sy stemwechsel zufrieden sein und es gehört die ganze Unkenntniß der fxanzösisch-ultramontanen Presse dazu, um, wie sie dies thut, den Regierungsantritt DiSraeli's und seiner Freunde als ein glückliches Ereigniß für ihre Sache zu preisen. In Indien, dem durch so schwere Hungersnoth bedrängten Lande, wird der treffliche Lord Salisbury, ein genauer Kenner jener Eolonie und trefflicher Orga nisator, alle Hände voll zu thun haben. Die Freiheit Englands selbst verliert nichts, wenn ihre Güter auch von den conservativen Händen der Firma DiSraeli und Comp, verwahrt werden. Oesterreichs Herrscher hat die Heinireise von der Kaiserstadt an Ser Newa nach der an der Donau angetreten. Die nach den ver schiedensten Richtungen schweifenden Eonjecturen über Bündnisse aller Art sind mit dem Ende der glänzenden Festlichkeiten nicht zur Ruhe gekommen. Einen Gesichtspunkt, den wir unter einer Un zahl von Betrachtungen aus einem Berliner Blatte hcrauShcbcn, theilen wir gern und vollständig: Rußland ist, die europäische Politik mag eine Gestalt, welche immer, annehmen, in der nächsten Zeit von einem thätigen Eingreifen abgehalten. Rußland müßte nicht nur seine Heeresorganisation unterbrechen, sondern sähe wahrscheinlich, bei der geringsten Niederlage im Westen, seine Stellung in Ccntral- Asien für immer erschüttert. Es gehört französische Unklarheit und Rache-Tollheit dazu, um diese Sachlage zu verkennen, um nicht ein zusehen, daß Rußland mit dem Vordringen nach Ehiiva, Samarkand und Bokhara seiner Politik eine verhängnißvolle Richtung gegeben hat, die es nicht ungestraft mehr verlassen kann. Alexander der Macedonier und die Römer im Alterthum, die Engländer seit einem Jahrhundert sind Beispiele dafür, was es heißt und kostet, in Asien den Pfad der Eroberungen zu betreten. Die große Frage des Augenblicks ist: Wie weit hat die Partei der Ultramontanen Aussicht, zu einem Frieden mit der preußischen Regierung zu kommen? Sie legen es hohen Orts ziemlich nahe, daß Frieden mit ihnen wohl — einen EultuSminister wcrth sei. Der ihnen tief verhaßte vr. Falk mit seinem imitirten Christuskopfe, sei nen kirchenpolitischen Maigesctzen, seinen gesperrten Pfarren, aus gepfändeten Bischöfen und eingespundetem Ledochowski, wäre der erste Stein des Anstoßes, den sie aus dem Wege geräumt sehen möchten. Aber die Trauben scheinen ihnen doch zur Zeit noch zu hoch zu hängen. Nach Reinecke-Art erklärt die „Germania": die Elcricalen würden schon noch zur richtigen Zeit Stellung zum Mili tärgesetze nehmen; daß Bischof Näß die Unterordnung der elsaß lothringischen Katholiken unter den Frankfurter Frieden verkündet, sei nach den Sätzen der katholischen Kirche ganz in der Ordnung, da dieselbe jeden von weltlichen Fürsten gesetzlich bewirkten Fricdens- schluß anerkenne, bei dem weltliches Gebiet abgetreten werde. Ob wohl sich die Clericalen somit ziemlich reservirt und die Thüren für weiteres Handeln ganz offen halten, so fällt es doch auf, daßWindt- horst bei dem famosen Reichöprcßkncbelgesetze im Reichstage gänzlich fehlte, nachdem er im preußischen Landtage die Corruption der öf fentlichen Meinung durch das Berliner Prcßburcau so schonungslos gegeißelt hatte. Es füllt ferner auf, daß zwölf preußische Bischöfe (nur die von Br-slau, Erm- land, Mainz und Köln schlossen sich aus) ein Sendschreiben an ihre Glaubensgenossen erlaffen, das die Ver haftung Ledochowski's äußerst mild beurthcilt und auffallend zahm und unterwürfig zu Ehrerbietung und Gehorsam gegen die Obrig keit, zum Gebete für den Lo-.deSherrn, für König und Vaterland auffordcrt. „Wir sind", heißt es, ,keine stolzen Kirchcnfürsten, son dern zu jeder erlaubten Nachgiebigkeit bereit." Bisher Donner nird Blitz gegen Vaterland und Fürst — jetzt mildes Frühlingssäuseln? Hm, hm! An eine Commission hat der deutsche Reichstag die 'Novelle zum Gewerbegesetze verwiesen, welche Schiedsgerichte und Einig ungsämter bieten und den Contractbruch criminell bestrafen will. Elftere Einrichtungen werden von der Socialdemokratie mit absolu tem Hohne zurückgewiesen und verachtet. Das soll uns aber nicht abhalten, einen redlich gemeinten Schritt zu thun, der auf Erzielung gewerblichen Friedens gerichtet ist. Im Reichstage begegnete dieser Theil des Gesetzvorschlags auch nicht solchen Bedenken, wie der Theil pon dex criminellen Bestrafung des Contractbruchs. Seltsam, — Viele, die vor wenigen Monaten noch gesprochen haben: „Auch der Arbeiter soll sein Wort halten und für muthwilligen Wortbruch be straft werden", haben sich mittlerweile anders besonnen und wollen heute von Strafandrohungen gegen Vertragsbruch nichts wissen. Besonders die Juristen wurden, wie die „N.-Ztg." ausführt, nicht müde nachzuwcisen, wie gefährlich solche Vermischung deö bürger lichen und des Strafrechts sei. Nach der Meinung dieser Juristen ist es ein Unglück, wenn die Rechtswissenschaft nicht in ihren herge brachten Gleisen verbleibt. Sie können aber doch unmöglich ver langen, daß zu Ehren der überlieferten Begriffe und Lehren der Rechtswissenschaft ein unläugbar vorhandener Nothstand, wieder leichtsinnige und bösliche Bruch cingegangener Verpflichtungen ist, länger ertragen werden solle. Höchster Zweck der Rechtswissenschaft — das setzt die „N.-Ztg." überz irgend auseinander — ist Erhalt ung staatlicher und gesellschaftlicher Ordnung und die Pflege der gemeinen Wohlfahrt. Langt das Civilrecht nicht dazu aus, so ist das Gebiet des Strafrechts zur Abhilfe zu durchforschen. Mit geeig neten Mitteln ist der schwindende Sinn für Recht und Ordnung, für Rechtssicherheit zu stärken, zu erziehen. Zugegeben, daß Streiks von Zehntausendcn von Grubenarbeitern und allgemeine Streiks durch ganz Deutschland mit genauer Beobachtung der Kündigungsfristen jnnegehalten wurden; aber der Kleingewerbebetrieb, der Mittelstand hat auf's Schwerste unter dem frivolen Bruche des Arbeitsvertrags gelitten. Die Streiks sollen auch nicht abgeschnitten werden, sie sind oft das einzige Mittel, daß die Arbeiter ihren Lohn in ein rich tiges Verhältnis zum Preise der Lebensmittel setzen können. Aber es ist nur in der Ordnung, dgß eingcgangene Verträge nur mit Be obachtung 'der Kündigungsfristen gelöst werden, und wenn man nicht jeden Bruch eines Arbeitsertrags bestrafen kann, safoll man wenigstens durch Strafandrohungen die Menschen von derartigen ungerechten.Handlungen abhalten, zu welchen sie leicht verführt wer den können oder sich leicht Hinreißen lasten. Die Militärcommission des Reichstags hat es abgelehnt, die Militärpersone» außerhalb der Gemeinde zu stellen und sie von der Comnrunalsteuer zu befreien. Freilich hat man kein einheitliches System ausgestellt, sondern nur gesagt, daß Militärs von den Com- munalabgaben nur insoweit befreit sein sollen, als es nach den Par- ticulargesehen auch die Staatsbeamten sind. In Preußen sind da her die Militärs, wie die Staatsbeamten, nicht beitragspflichtig zu den Ccnnmunalabgabcn, in Sachsen werden die Herren Offiziere in Zukunft ebenfalls wieder ihre Miethzinsgroschen zu zahlen haben. Locales «ud Sächsisches. — Die RcgierungSrüthe im Ministerium des Innern vr. Meßner und Jäppclt sind zu Geheimen Regierungsräthen ernannt worden. — Der Geheime Hofrath Professor I)r. Schlömilch zu Dresden hat das verliehene Ritterkreuz des St. Stanislaus-Ordens II. Elaste, der Inhaber des zu Leipzig bestehenden Magazins für Reise-, Jagd-, Reit- und Fahr Utensilien, Kaufmann Pfitzmann, das Prädicat „Königlicher Hoflieferant" erhalten. — Der offizielle preußische „St.-A." schreibt: Das Publikum ist in jüngster Zeit rücksichtlich der Geltung der im Umlauf befind lichen vcutschcn Münzen nichtprcußischcn Gepräges von einer völlig grundlosen Beunruhigung ergriffen worden. Eine AußcrcourS- setzung von Münzen deutschen Gepräges darf erst eintretcn, wenn eine Frist von mindestens vierWochen festgesetzt und mindestens drei Monate vor ihrem Ablauf bekannt gemacht ist, während welcher diese Münzen zu ihrem vollen Nennwerth von den Staatskassen eingelöst werden. Bis zur Außercourssetzung bleiben alle Münzen deutschen Gepräges gesetzliche Zahlungsmittel. Die deutschen Landesscheide münzen, welche nicht in das Marksystem passen, sollen spätestens mit dem Eintritt der Ncichswährung, welcher durch eine, drei Monate vorher zu veröffentlichende kaiserliche Verordnung bestimmt werden wird, außer Cours gesetzt werden. Allen übrigen Münzen deutschen Gepräges ist dieBcstimmung desZcitpunktesihrcrAußercourssetzung den« Vundesrathe überlassen (Artikel 8); dieselben bleiben auch nach dem Eintritt der Ncichswährung bis zu ihrer Außercourssctzung gc- setzlicheZahlungsmittel dergestalt, daß sie an Stelle der Reichsmünzcn zu den im Artikel 16 desMünzgesetzes fixirtcn, ihrem gegenwärtigen Ncnnwerthe entsprechenden Welchen in Zahlung genommen werden müssen. Zu den Münzen deutschen Gepräges, welche auch nach dem Eintritt der Ncichswährung gesetzlichen Umlauf behalten, gehören unter Anderen auch die Braunschwcig-Lüneburgischen >/,z-Thalcr- Stücke (mit dem springenden Pferde), welche als Scheidemünze für das gesammte Thalergcbiet zu 25 Reichsmark-Pfennigen (--- 2'/, Sgr.) tarifirt sind. — In Betreff der kürzlichen Notiz, daß der hiesige Stadtrath sich Vorbehalten habe, Mittel zur rascheren Verabschiedung deSHaus- haltplnncs in nähere Erwägung zu ziehen, ist erläuterungsweisc zu bemerken, daß die in dieser Richtung etwa zu machenden Vorschläge sich lediglich auf die geschäftliche Behandlung des Haushaltplancs in Mitte des Stadtverordnctcn-Collcgiums beziehen werden. Der Rath hat den vorjährigen Haushaltplan rechtzeitig und vor Beginn des Jahres 1873 vorgelegt und die in diesem Blatte kurz erwähntcVer- ordnung der, k. Krcisdircction spricht sich nur mißbilligend darüber aus, daß der Stadtrach die verzögerte Erledigung der Vorlage durch die Stadtverordneten nicht auf geeignete Weise gerügt hah^ oder nötigenfalls mit Beschwerdcführung bei der Regierungsbehörde vorgegangen sei. So wenig sich nun auch die nahezu znMmonat liche Verzögerung des endlichen Abschlusses des HaushattplamS. im Allgemeinen rechtfertigen läßt, so ist doch nicht zu verkennen, daß die Stadtverordneten im Laufe des vorigen Jahres durch die damit im engsten Zusammenhänge stehende Erledigung des Normalbesol dungsetats für die NathSbeamtcn in ihren Berathungen wesentlich gehemmt worden sind und daß hauptsächlich hierdurch jener ver zögerte Abschluß herbeigeführt worden ist. Auch würde es wohl kaum zu billigen sein, wenn der Rath ohne jedwede Berücksichtigung der ihm bekannten wahren Sachlage und überhaupt ohne die drin gendste Nothwendigkeit den Beschwerdeweg den Stadtverordneten gegenüber betreten wollte; denn ein solches Vorgehen würde dem geschäftlichen Verkehre zwischen beiden städtischen Collegien wenig förderlich sein. Im klebrigen darf man sich wohl darüber wundern, daß die k. Kreisdirection, welcher doch die Verhandlungen des Raths und der Gemeindevertreter nicht unbekannt sein können, fast ein ganzes Jahr lang gewartet hat, ehe sie ihrer „Mißbilligung" Aus druck gegeben. — Der Rath macht bekannt, daß der von ihm unter Zustim mung der Gemeindevertreter gefaßte Beschluß: die Dauer der hiesigen Jahrmärkte auf zwei Tage zu beschränken, die Bestätigung des kgl. Ministerium des Innern erhalten hat. — Dresden hat nach dem bestehenden Servistarif für die Leistungen während des Krieges gegen Frankreich zu beanspruchen gehabt 110,000 Thlr., eS hat aber baar aufgewcndet einen Mehrbe trag von 290,000 Thlr.; Leipzig erhielt 10,000 Thlr. und eS wendete baar nichr auf, 12,000 Thlr. Die Ansprüche, welche auf Grund des neuen Reichs-Gesetzentwurf zu erwarten sind, werden für beide auf ungefähr 480,000 Thlr. veranschlagt. — Der letzte statistische Kirchcnwochenbericht hiesiger Stadt liefert wiederum den Beweis, in welchem erfreulichen Gesundheits zustand Dresden sich befindet. Der Gebornen und Getauften waren 172 und der Beerdigten nur 104 angczeigt. Obgleich früher die Sterbezahl in Dresden normal nur 85—95 war, so überstieg dl« Zahl der Gebornen selten die Höhe von 150 Fällen. Nimmt »yan nun die täglich sich mehr und mehr nach Dresden wendenden, hier Domicil nehmenden von auswärts kommenden Fremden an, so ist die Differenz von früher zurn-B«H«l.ii» jetzt vollständig aus» geglichen. — Das „Dresdner Journal" bestätigt, baß der erst kürzlich an die Leipziger Universität berufene Professor Vr. Mommsen in Berlin sich an das Cultuöministerium mit der Bitte gewendet habe, ihn noch vor Antritt seines neuen Amtes desselben zu ent binden. I)r. Mommscn ist nämlich an Stelle des verstorbenen 1)r. Haupt zum ständigen Sccretär der Akademie der Wisscn- schaitc» in Berlin ernannt worden. Das CuItuSminIstcrlum hat dem Ersuchen Mommscn's willfabren müssen. Das Bedauern über den Verlust einer so tüchtigen Kraft wird in Sachsen all seitig getheilt werden. — Herr Stadtrath Flach schreibt unö: In Nummer 52 der Dresdner Nachrichten Ist ein Artikel, „Ingen. C. Pieper" unter, zeichnet, ausgenommen worden, worin verschiedene Beschuldigun gen gegen das Benehmen derjenigen städtischen Aufsichtsbeamten ausgesprochen werten, die bei Gelegenheit des am 17. d. M. auf der Wcttinerstraße Nr. 25 vorgekommencn Unglückssalles amtlich thätig gewesen sind. Seiten der Behörde sind sofort die deshalb eriordcrllchcn näheren Erörterungen angestellt worden und soll tos Resultat dieser Erörterungen sobald als möglich veröffentlicht werden; koch kann schon setzt daraus hingcwiesen werten, daß nach den Aussagen der betreffenden Beamten die ausgesprochenen Be schuldigungen als unbegründet sich darstellcn. Zur völligen Fest stellung der Sachlage soll noch der Einsender deö frgglichen Ar- tikclö befragt werden. — Wie man Seitens der „Anhalter Eisenbahn-Ge scllschaft" mit dem Publikum umspringt, ist schon oft an anderer Stelle gerügt worden, originell aber ist, was uns gestern von achtungS- wcriher Seite glaubwürdig mitgcthcilt wird. Am Sonnabend früh 61/2 Uhr will sich unser Gewährsmann ein Billet in Roslau nach Magdeburg lösen und legt dem betreffenden Eaffenbeamten 2 harte sächs.Thaler mit dem Bildniß des Königs J ohann hin, die er zu seinem größten Erstaunen sofort wieder zurückcrhält. „Laut Verordnung der Direction — wird ihm gesagt — dürfe fremdes Courant nicht angenommen werden; nur preußisch Courant oder dergl. Cassenan Weisungen oder Reichsmünze sei anzunehmen." Was soll man dazu sagen? Wenn es uns nicht von so achtbarer Seite mitgetheilt würde, wir möchten cs sicker nicht glauben. Die Direction der sogenannten Unglücksbahn muß sehr zum Witzemachen aufgelegt sein! — — Die hiesige freiwillige Turner-Feuerwehr hielt am Sonn tag den 22. ds. eine Gesammtübung auf dem Turnplatz des Neu- städtcr Vereins ab und zeigte wiederum, welcher gute Geist-und Liebe zur Sache die braven jungen Männer, welche freiwillig zu einem schweren Beruf auszubilden sich bemühen, beseelt. Unangenehm berührte es aber, einen Schulknaben in vollständiger fr. T.-F.-Uni form mit Führerhclm und Abzeichen beim Abrücken sich heran drängen und die Mannschaften begleiten zu sehen. Sollte man vom Cominando diese Kinderspielerei bei Hebungen, Ausmärschen re. nicht fernhalten können im Interesse des Instituts. — In Leipziger studentischen Kreisen erregte die am 19. d, erfolgte Verhaftung eines Studircndcn mit hochadeligem Namen großes Aufsehen. Es soll sich derselbe bei einer Versammlung in der Centralhalle einer argen Beleidigung des deutschen Kaiser- schuldig gemacht haben. — Jener junge Mann, welcher vor einigen Tagen im großen Garten vom Pferde gestürzt, im Steigbügel hängen ge blieben und eine große Strecke geschleift worden war, ist auffälliger Weise, wie uns neuerdings mitgetheilt ward, nicht so gefährlich verletzt als es anfangs schien, er hat sich auch nicht nach dem Krankcnd«il- schaffen lassen, wohin man ihn von der Conditorci im großen!Nn"cr ans bringen lasten wollte, sondern läßt sich in seiner Wohnun,. ärzt lich behandeln. Auch hat sich herautzgestellt, wie uns ivciter be richtet wird, daß derselbe nicht ein braunschwciger Artillerie-Offizie'