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7ß. Sahrgaug. 41 Abenö-Ausgave Monkag» 28. Januar 1S2S Drablanlchrisl: «»«richl»» Dr«»d«». Frmlpr«ck«r»8a»im»lnummer: 28 241. Nur lür Dachlgelprüch» ^ 20 011. Gegründet 18SK °om 16. »>« II.Januar IV2V o»> täglich.Mximaüaer Zustellung ,r«i Flaus l^NMark. L)eAUZ5'WLVUl)t Polidezugspreu- >ür Monat Januar ! Mar» SInL«t»»»«e, I« Vtenntg. Dt« Anzeigen worden nach Soldinar» oerochnei: ot» elntpalka» KI mm drrtte Anzetgen-Preise: 'Ukertiatd 20v Pia OffortonqedUkr w Pta Ausw AuNrüar negon vorau.bo.rant. Echrtttleitung und K<ttu>lgelchä!lsllelle'. Martonltra i» 26/42. Druck u. Vertag von Utoplch ck Aetch.rdI in Dresden. PMcheck-Konto >086 Dresden. Nachdruck nur mit deulltcher Quellenanaad» »Dresdner Nachr" nUätlia. Unverlanatr Sckrtttltllcke werden nickt autdewadrl. SSchfische Landwirtschaftliche Woche IM Die deutsche Handelsbilanz im Dezember zum ersten Male seit 1914 aktiv. Besitz von Thealersäbeln bei -en Südiirolern mit Kerker bestraft. - Die geplante Neuregelung -es französischen KeereswesensL Beginn -er „Grünen Woche". Zum sechsten Mule halt in diesen Taaen Sachsens Nähr- stand seine große alliäkirliche Heerschau in Dresden ab. Der Andrang zu der „Grünen Woche" ist bener wieder aewaltia. Dt« Notzeit, die unsere Landwirtschaft jetzt durchwachen muß, bat das Solidarttäksgelühl. daö von ieber in diesen Kreisen stark entwiikelt mar. nur noch acsteiaert. Ruch diesmal stellt wieder ein u.usanarcicher Fragenkomplcr zur Verhandlung, und die Fülle der Fachvvrträgc zeigt. wie scbr sich Sachsens Landwirtschaft tbrcr hoben Aufgabe bewubt ist, die Volks- ernährung sicherzustetten. Die Eröffnungsversammlung sab den groben Saal des Vereinshauses ans der Zinzendors- straße dicht besetzt. Unter den Elirenaästcn bemerkte man WirtschastSminister Müller mit verschiedenen ftj,,cr Dezer nenten. so die Ministerialräte Gras Vitzthum v. Eckstädt. Dr. v. Wenckstcrn. Dr. Edelmann. Oberrcnierunasrat v. Gebe, ferner Präsident Schieck vom StaatSrechnnnashos, Ober- reaierunasrat Nrui'ch von der .KrciSbanvtmannschast. den Bor- sitzenden der Fachkammer für Forstwirtschaft. Gras SolmS. den Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Kreditvereins. Ge- beimrät Mebnert. und Stadtrat Moven. D«r Präsident der Landwirtschaftskammer AiNeraulsbesiyer Vogelfang, Ebersbach, eröffnet« die sechste Sächsische Landwirtschaftliche Woche und hieb die Versammlung herzlich willkommen, wobei er dem Wunsche Ausdruck gab. dass trotz der schweren Not der Zeit daS Grün der Hoffnung auch den diesjährigen Bcranstaltnngen Las Gepräge geben möge. Der Redner begrübt« dann die grobe Reihe von Gästen und dankte ihnen für ihr Erscheinen. Besonders begritbte er den Senior unserer sächsischen Landwirt schaft. Gehriinrat Ockonomicrat Dr. Steiger. Lenteivitz, dessen hervorragend« Verdienste um die heimische und deutsche Land wirtschaft »Nlvcrgesscn bleiben ivürdcn. Präsident Vogelsang entwarf dann in großen Zügen ein Bild von der Lage -er -eulschen Landwirlschafl. Er führte dabei etwa folgendes aus: Wir vergessen immer wieder, das, die katastrophale Lage unserer Landwirtschaft als eine Folgeerscheinung des ver lorenen Krieges zu betrachten ist. Sie ist zuritckzusübren ans das Diktat von Versailles und auf die groben Belastungen, die das DameS-Gutachten indirekt auch der Landwirtschaft aus erlegt. Solange wir mit unserer Außenpolitik diesen schwer wiegenden Tatsachen nicht in höherem Maße Rechnung tragen als bisher, werden wir mit inneren Maßnahmen günstigen falls Symptome beseitigen, ohne dem Uebcl wirklich auf den Grund gelten zu können. Sv ist auch das bisherige Kre-dit- wesen vergleichbar mit einem Narkotikum, mit der wir zwar wirtschaftliche Kopfschmerzen beseitigen können, das aber bei häufiger Anwendung unbedingt eine Erschlaffung des Herzens, ein verstärktes Auftreten des Leidens, und schließlich eine Zerrüttung des ganzen Organismus zur Folge haben muß. Die Kredite, die man uns bisher bewilligt hat, sind wie Stroh halme. nach denen der Ertrinkende greift. Wenn cs nicht ge lingt. durch Herabsetzung der Zinssätze und Verlängerung der Fristen Reituirgsgerät daraus zu machen, dann ist cs bester, wir folgen dem Rate des Pommerschcn und Rrandenburgischen LandbundcS, der seinen Milgliedern empfiehlt, nur gegen bar zu kaufen. Das Wechsclwescn oder bester Wechsclnuwesen muß unbedingt wieder heraus aus der Land wirtschaft. denn es bleibt ilir etwas Wesensfremdes, und wenn ReichSbankpräsidcnt Dr. Schacht uns auch für rück ständige Bauern hält, so ist uns wichtiger als dieser Vorwurf die Mahnung unserer Eltern: „Hütet euch vor Wcchsrlschuldcu." Lieber wollen wir wieder zu den frühere» Gepslvgcnheftrn zurückkehren und den Sack Dünger nicht eher kaufen, bevor rvir das v>cld dazu nicht in der Tasche haben. Di« wichtigste und größte Sorge ist zurzeit, unsere Einzel betrieb« erst einmal wieder rentabel zu gestalten, denn ein Kredit hat nur dann Sin», wenn daS Geschäft vorwärtsgelst. Rentabel wird unser WirtichastSbctrieb erst dann, wenn wir nicht mehr nötia habe», lür die steuerliche» Aufwendungen in Reich. Staat und Gemeinde die Substanz in Angriss zu nehmen. Mit einem balancierenden Staatshaushaltsplan allein ist »nö noch nicht gedient: so lange die Ausbringung der Aktivposten gleichbedeutend Ist mit dem Tobe der Wirtschaft, kann er dem Staate nur znm Unheil gereichen. Die Regie rung aber möge endlich erkennen, daß sie sozialpolitische und ähnliche Ausgaben nur in dem Umfange auSsühren kann, in dem die LebcnSkäblakcit der Wirtschaft cS gestattet. Wir aber kragen unS. wie lange will die Regierung noch tatenlos zu- sebcn, wenn ein Unternehmen nach dem anderen die Pforte» schließt und die Zahl der Erwerbslose» Ins Ungemcstcnc steigt. Auch die Landwirtschaft die es bisher als eine Ehren pflicht betrachtete, auch den Winter hindurch ibrc Leute z» be schäftige«. sicht nch gezwungen, Entlassungen in größerem Nm sänge v o r z u n e h m e n. Vin« große Zahl von Gütern ist verkäuflich, eine Ze dierung folgt der anderen, nnd wenn wir noch lange so weiter wirtschaften, daun wird es zuletzt nur »och Staatsbeamte nnd Erwerbslose gebe». Glaubt die Neichsrcgicrung denn wirklich an einen Erfolg ihres Reinigungsprvzestes? Glaubt sie wirklich, daß durch die rücksichtslose Krcdttcntzichuiig nur die überflüssigen Elemente ans der Wirtschaft ansgeschaltet werden? In der Landwirt schaft müssen wir leider die betrübliche Feststellung machen, daß es gerade die intensivsten und b e st g e l e i t e i st e n Betriebe sind, die, am E n d e t h r e r K u n st angekvmmcn, den wirtschaftlichen Zusammenbruch vor Augen sehen. Tie Verabschiedung der Zvllvorlage hat der Landwirt schaft eine bittere Enttäuschung gebracht, denn an Stelle der erhofften Pretsbesestigung für unsere Erzeugnisse erleben wir nun schon seit Monaten, daß wir den für unsere VolkSgemnd- heit so bedeutungsvollen deutschen Roggen verschleudern und dafür, dem verweichlichten Geschmack unserer Bevölkerung Rechnung tragend, in Millionen von Zentern, im Werte von löst Millionen Reichsmark amerikanisches Weizenmehl cinstthren. Wir erkennen scheinbar immer noch nicht, was cs bedeutet, unsere deutsche Ernte in unverantwortlicher Weise zu ver wirtschaften nnd damit die letzte Lebcnsmöglichkcit und den wichtigsten Trumps aus der Hand zu geben. Nur die Renta bilität der Wirtschaft führt zu einer Steiger«»« der Pro duktion. Die so oft erörterte. Fpage, .ob wir extensiv oder intensiv wirtschaften sollen, wird gegenstandslos durch die wichtigste Sorge, rentabel zu wirtschaften. Wenn Graf Kanitz non kurzem darauf htnwics. daß wir im Vorjahre zwei Millionen Tonnen Brotgetreide mehr cingeführt, in diesem Jahre zmeictnyalb Millionen Tonnen mehr geerntet haben, so bedeutet das einen neuen Beweis dafür, daß wir durchaus in der Lage sind, unser deutsches Volk aus eigener Scholle zu ernähren. Es kann unmöglich zn einer Gesundung unserer Jnnenwirtschast kommen, wenn die deutsche Landwirtschaft als Käufer von Jndustriecrzeugnissen und Düngemitteln aus scheidet. Nnd so erheben wir auch heute unsere warnende Stimme, die Regicruna möge nichts unterlassen, was dazu angetan ist, unsere Wtrtschastsbctricbc zur Gesundiing zu bringen. Das Streben unserer Landwirtschaft muß sein, an Stelle des im Noriahre geschaffenen sogenannten Zolltarifes einen wirklich lückenlosen Tarif zu er halten, der in der Lage ist, die den einzelnen landwirtschaftlichen Be triebszweigen eigenen Mängel und Schädigungen zu be seitigen und der eine gleichmäßige Behandlung der landwirt schaftlichen und der gewerblichen Produktion deutlich er kennen läßt. Die Retchsrcgicrnng hat alle Veranlassung, ihr Angeir- merk auf das immer deutlicher werdende Bestreben des Aus landes zu richten, sowohl in der Landwirtschaft, als auch in der Industrie die Rohstoffe im Lande zu erhalten und uns mit Fcrtigfabrikaten zu überschütten. Das gilt namentlich von unierer Milcherzeugung, die ich aus dem großen Sorgenkomplex der Landwirtschaft heransnehmen werde, um etwas näher darauf cinzngchen. Dänemark und Holland haben in Friedenszciten in England ihr Hanptabsatzgebiet gehabt. Sie sind hier aber im Laufe der letzten Jahre durch Australien, Neuseeland und Kanada verdrängt worden, so daß sie heute mehr denn je eifrig bestrebt sind, ihren Absatz auf dem deutschen Markte zu suchen. Wenn die dänische Butter im Jahre 1913 nux 4 v. H. der Gesamteinfuhr betrug, so macht sie heute 49 v. H. ans. Wenn wir bedenken, welches Ereignis eine amerikanische IM-Millionen-Anleihc darstellt, so müssen wir uns wundern, woher wir den Mut nehmen. im Jahre 1SS4 S7r,8 Millionen Mark für Butter und Käse an das Ausland zu zahlen. Für einen Bruchteil dieser gewaltigen Summe hätten wir die für die in Frage kommende» Molkerciprodukte er forderlichen Rohstoffe, in Form von Krastsuttcrmittcln kaufen können, um so de» Veredlnngsprozeß in D-cuischla-nd selbst vorznnehmen. Wenn wir uns vor Augen führen, daß wir die Nährwerteinheit in Form von frischer Milch um drci- bls viermal preiswerter kaufen, als in Form von bestem Fleisch, dann nmndcrn wir uns, daß man in Schulen, Warenhäusern, Fabriken die frische Milch fast unbeachtet läßt, während Schokolade und Apfelsinen die Hauptnahrung bilden. Während bis vor kurzem die Milcherzeugung den ein- zigcn landwirtschaftlichen Betriebszweig darstclltc, der uns wirtschaftlich über Wasser hielt, müsse» wir heute erkennen, daß die Milch nur noch mit Verlust hcrziistellcn ist. Wen» es nun seit Jahrzehnten kaum einen Betriebszweig gibt, in dem volkswirtschaftliche Ausgaben und prftiatwirlschaftlichc Er- svlgc in so hohem Maße anscinandcrgehen. wie in der Rinder zucht, so ist daS auf eine Reihe von Umständen znrückznführe»: daS scnchcnhaftc Verkalken, die Maul- und Klauenseuche, die Schwcizcrsragc nftv. Das alles sind Dinge, die cs verständ lich erscheinen lassen, wenn die sächsische Landwirtschaft der Rinderzucht leine allzu große Liebe cntgcgenbrachtc. nnd wenn nun eine Maßnahme wie das Ninderzuchigesetz zeitlich mit einer absoluten Unwtrtschastlichkett der Milch, produktiv» einerseits. anderseits aber mit einer ansgcsproche- ne» Vcrzweislnngsstimninng unserer Landwirtschaft zusam mensällt, dann ist es psychologisch durchaus zn verstehen, wen» der größte Teil unserer Landwirtschaft mit aller Ener gie sich gegen das Gesetz sträub! und na» seiner Einführung nichts wissen will, während ein anderer großer Teil au» der sofortigen Einführung des Gesetzes besteht. Wenn cs sich darum handelte, daß das Gesetz lwuie neu- geschaffen werden sollte, dann würde, in voller Würdigung der Zeitverhältnisse, weder der Landesknliurrat, »och die Landwirtschaftskammcr es ans sich nehmen, der Regierung die sofortige Jnangrissnahme des Gesetzes z» empfehlen. DaS Gesetz ist inzwischen durch parlamentarischen Beschluß rechts kräftig geworden, woraus sich für die Landwirischaftskammer die selbstverständliche Pflicht ergibt, mit alle» ihren Organen sich für seine Durchführung einzusctzcn. Als nun aber di« Verhältnisse sich immer schwieriger gestalteten, glaubte die Landwirtschaftskammer, die Verantwortung nicht mehr über- nehmen zn können, nnd ist bei der Regierung dahin vorstellig geworden, die Durchführung -cs Gesetzes hinaus- z u s ch i c b e n. Während der wochenlangcn Verhandlungen hat nun leider die Politik geglaubt, sich des Gesetzes be mächtigen zu müssen, und so stehen wir heute vor der bedauere lichen Tat'ache, daß das Rinderznclftgcsetz zu einem Zank apfel der politischen Parteien geworden ist. Noch' bedauerlicher ist es aber, daß dadurch die Einmütigkeit und Einheitlichkeit in der Landwirtichast ernstlich gefährdet er scheint. Die Landwirischaftskammer kann und wird sich in keiner Weise in ihrer Stellungnahme beeinflussen lassen, weder von der Regierung, noch von den verschiedenen Strömungen in der Landwirtschaft: sie wird, ohne rechts und links zu blicken, ihren Weg gehen. Aus dieser sachlichen Erwägung heraus wendet sie sich an ihre Berufsgenosscn, uud zwar zunächst azi den das Gesetz bejahenden Teil, mit der Bitte, sich zu gedulden und Rücksicht zu nehmen auf die große Erregung, die weite Kreise der Landwirtschaft ergriffen hat. Sie wendet sich an den das Gesetz ablehnenden Teil der Lawd-wirtschift mit der Bitte, nicht zu vergessen, daß es dem Gesetzgeber ferngelegen hat, der Landwirtschaft neue Fesseln aufzuerlegen, sondern daß er bestrebt gewesen ist, ihr einen Dienst zu er weisen. Sie wendet sich aber auch an die Regierung mit den» Hinweise darauf, daß ein Gesetz, wie das Ninderzuchigesetz. seinem ganzen Wesen nach sich nicht mit einsacl>en Ddachtmitteln durchführen läßt. Wenn mir auch Teilaufgaben lösen müssen, so dürfen wir unsere Kräfte doch nicht in der Äsung dieser Aufgaben erschöpfen, sondern müssen sic ausdchncn auf die ganze Wirt schaft, denn in Ermangelung eines Heeres und in Ermange lung jeglicher Voraussetzung für eine machtvolle Außenpolitik müssen wir unserer Volkswirtschaft eine wesentlich höhere staatspolitische Bedeutung belmesscn, als wir es von früher her gewohnt sind. Daraus ergibt sich aber, daß eine zielbewusste nationale Wirtschaftspolitik im Vordergründe unserer Bestrebungen stehen muß. Was tun wir aber? Wir glauben, so anmaßend und unvernünftig sein zu dürfen, unsere Volkswirtschaft znm Spielball unserer politischen Parteien und Fraktionen zu machen, statt daß wir in ihr eins der heiligsten Güter unserer ganzen Nation er blicken. Wie die Landwirtschaft einen organischen Bestandteil unserer ganzen Wirtschaft darstcllt, so bedeutet die landwirt schaftliche Krisis nur einen Teil des volkswirtschaftlichen Ge samtproblems, nur einen Teil der Not unseres ganzen deut schen Volkes. — Möchte die Schicksalsgemeinschast aller Berufs stände ihren Ausdruck finden in einem gegenseitigen Sichvcr- stehen, in einer gegenseitigen Rücksichtnahme und Duldsamkeit! Möchte aus dieser gemeinsamen Not unseres Volkes der Geist einer wirklichen Volksgemeinschaft geboren werden, der alle deutschen Brüder erfülle» möge mit dem Gedanken: Ein Herz, ein Volk, ein Vaterland! Hierauf ergriff Mirlschaftsminisler Müller das Wort und versicherte, daß auch die sächsische Regierung die wirtschaftlichen 'Vorgänge aufmcrsam vcrsolat. und daß sie bestrebt sei, alles zu tun. was in ihrer Macht licae. um die schwere Not der Landwirtschaft zn lindern. Mas das Ninderzuchigesetz anlange, so sei ein großer Teil der Aufregung dadurch entstanden, daß weder daö Gesetz noch di« mildere Handbabnng in gewissen Fällen allcntbalbcn be kanntacworden sei. Die Regierung werde die Anträge der Landwirtscliaftskammer ans Bewilligung von Mitteln gern befürwortend an das Finanzministerium weiterleiten. Die große Zahl der volkswirtschaftlichen nnd sachliche» Vorträge eröffnet« Pros. Dr. Ernst Schnitze, Direktor beS Weltwirtschafts-Instituts der Handelshochschule Leipzig, mit der Behandlung des Themas: Dauerkrisis und Dawes-Lafl. Wir ständen heute unter vollkommen anormalen Ver hältnissen, von denen ein Teil ans den Versailler Vertrag, ein anderer Teil ans die Fehler unserer eigenen Wirtschafts politik zurückzusühren sei. Der Redner untersuchte zunächst die indirekten Wirkungen der TawcS-Last. An ihrer Spitze siche der R c t ch s s i s k a l i s m n s. der im letzten Jahre l2 Milliarden ans dem Volke hcraußgcpretzt habe; unter diesen Umständen ici eine K a p i t a l n e » b i l d u n g heute in der dcntschen Volkswirtschaft ganz auSgeschlos- s c n. WaS das für die Landwirtichast bedeute, brauche in diesem Kreise nicht erst ausgcsühn zu werde». Dieser FiSkaliSmnS habe aber noch eine ganz besonders verhäiig- niSvvlle Sette, da den Städten jede Möglichkeit der Er- Hebung tragbarer Steuer» genommen morden sei. Es herrsche hier direkt kommunistische Wirtschaft, da keine Stadt mit ihren Einnalyncn anskommen könne, ja dürfe, wolle sie sich nicht jeder künftigen Unterstützung dnrch das Rcichsfinanzministcrium entziehe». Alle Sladtverwaltungen