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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.02.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050202018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905020201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905020201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-02
- Tag 1905-02-02
-
Monat
1905-02
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.02.1905
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wo man sich aus historischem Boden au» Nass,scher Zeit de- findet Nachdem Redner die Denkwürdigkeiten au« jener Zeit deriihrt, wurde di« Reise nach der romantisch liegenden Stadt Lurembura fortgesetzt, womit sie ihr Ende erreichte. — Reicher Bttsall lohnte dem Redner. . . — Eine gewaltige Menschenmenge füllte gestern Nachmittag trotz de« schlechten Wetter« den Annenfrlrdhof an der Kessrls- doriklstrake bet dem Braiäbni« der am Sonnabend früh au» Eifer- lucht dahtngeinoldeten Elsa Vogl. Zur Aufrrchtrrhaliuua der Ordnung war eine gröbere Anzahl Manulchasten der SicherheitS- und Wobl!ab>t»pollzei aufgcboten worden. Die Trauerrede an dem mit Blumen reich geschmückten Sarge hielt Herr Pastor Robberg — der seinerzeit auch die Ermordete konsumiert batte — unter Zu- arundelegung des Worte«: »Herr, wo sollen wir htngehen, du hast Worte de- ewige» Leben»", und suchte den schwergeprüften Ellern Worte de« Trotte« z» spenden, indem er zugleich der Verblichenen ein hohe-Ehrenzeugnis auSstellte und den Verleumdungen und dem Klatsch eutgegentrat, die. wie leider satt überall, so auch hier da« Andenken tzkr Toten in de» Staub zu ziehen trachteten. Ein stilles Vaterunser am Grade endete dir ergreifende Feier. — Im Odeum iEarnSttrake) rindet morgen abend ei» Vor trag de« Herrn E Zninnermann, Berlin, Diakon« der christlich allgrmelnen apr-slolnchen Kirche i» Zion, statt über da« Thema: .Dt« soziale Frage, zum Teil gelöst in der ZtonS- sta d t." — Im Verlage von C. Heinrich, Dresden-N., erschien soeben da» „P er s o n ci l v e rz e i ch n i s der Rönigl. Sachs. S taa t s f o r st v e rtv a l t u » g auf das Jahr 1905". Preis 75 Pfennige. — Oberkrieasaericht. Ter 1877 zu Altenburg ge borene Sergeant Ernst Albert Naumann von der 4. Kompagnie des Grenadier-Regiments dir. 101 l-alte sich eine Anklage wegen Mißhandlung und Beleidigung eines Untergebenen in je drei Fällen dadurch zngezogen, das; er im Frühjahr 1904 während der Kompagnicschule beim Fußexerzicrcn den zu seiner Nekrutcn- Korporalschaft gehörigen Soldaten Bartel, der seinem Bor- gesetzten wegen seiner Ungeschicklichkeit viel Schwierigkeiten be reitete, bei verschiedenen Gelegenheiten als geistig anormal oder geistig gestört bezcichnete und ihm absichtlich auf den Fuß getreten oder gegen das Schienbein gestoßen haben sollte, wodurch der Mang blaue Flecken davvntrug. Die Sache ist dadurch heraus- gekommen, daß B. in einem au seinen Bater gerichteten Briefe sich über seinen Korporalschastssührer beschwerte, das Schreiben aber dem Regimentskommandeur übermittelt wurde. Von sei nem Koutpagniechcf wird der Angeklagte, der im 10. Dienstjahre steht und noch unbestraft ist, vorzüglich beurteilt. In erster In- stanz wurde N., der jeden Uebergriss entschieden in Abrede stellte, von der Anklage der Beleidigung freigcsprvchen, weil es nicht sestgestellt werden konnte, in welchem Zusammenhänge die Aeuße- rungcn gefallen waren, dagegen wegen der drei Mißhaiidlungs- sälle zu 18 Lagen gelindem Arrest verurteilt. Ter Augeklagtc be ruhigte sich hierbei jedoch nicht, sondern legte Berufung ein. Tie Beweisaufnahme vor der zweiten Instanz gestaltet sich recht um fänglich, da bei der Länge der inzwischen verstrichenen Zeit die Zeugen sich nicht melir mit Bestimmtheit aus die Vorgänge ent sinnen können, der Gcmißhandclte aber als ein wenig ivohr- heitsliebender Mensch geschildert wird, der auch vom Kriegs- gericht für unglaubwürdig gehalten worden ist. Im wesentlichen wird jedoch Bartels Tarstellung durch mehrere andere Zeugen bestätigt, dagegen hält es der Kompagnieches für ziemlich aus geschlossen. daß sich Vorgänge, wie die unter Anklage stel-ende», unter seiner Aussicht hätten abspielen können, ohne daß er cs beinerkt hätje. Tas Oberkriegsqericht hält den Angeklagten auf Grund des Weweisergebnisscs nur der vorschriftswidrigen Be handlung in zwei Fällen für schuldig und erkennt unter Auf hebung des angetochlenen Urteils aus 4 Tage gelinden Arrest, im übrigen erfolgt Freisprechung. — Militärgericht. Wegen Fahnenflucht, militärisch ausgezeichneter Unterschlagung und Preisgabe von Dienst- gegenständen hat sich vor dem Kriegsgericht der 23. Division der 24 Jahre alte Soldat Ernst Ehristian Fcrnschild von der 2. Kompagnie des Leib-Grenadier-Ncaimeiils zu verantworten. Der Angeklagte, der im Mai 1904 als unsicherer Dienstpflich tiger eingestellt worden ist, erhielt am Abend des 25. Oktober von einem Unteroffizier 22 Mark, wofür er für diesen und mehrere Kameraden verschiedene Gegenstände einkauscn sollte. Diesen Auftrag führte F. jedoch nicht aus, kaufte sich vielmehr für das Geld Zivilklcider und fuhr darauf, nachdem er, offen bar um den Anschein zu ertvecken, als habe er sich das Leben genommen, Uniform, Seitengewehr und Helm in ein Paket ge wickelt und unter einem Strauche einer Elbwiese versteckt hatte, vom Neustädter Bahnhofe über Görlitz nach Scidenberg, von ivo er zu Fuß über die österreichische Grenze ging. Von dort wanderte er über Reichenberg, Prag und Wien, bis er schließlich Anfang Dezember in einem Orte an der ungarischen Grenze sestaenommen wurde. Als Grund der Fahnenflucht führt der Angeklagte, der früher in der französischen Fremden legion gedient hat, schlechte Behandlung und mangelhafte Kost an, doch erweisen sich diese Beschuldigungen als gänzlich halt los. In Wahrheit dürste es der Hang zum »nstäten und un gebundenen Leben sein, der den Angeklagten hindert, sich an militärische Zucht und Ordnung zu gewöhnen: denn er ist vor dem Eintritt in die Fremdenlegion vielfach wegen Land streichens und Bettclns bestraft worden. Das Urteil lautet, entsprechend dem Anträge des Vertreters der Anklage, aus 10 Monate Gefängnis und Versetzung in die 2. Klasse des Soldatcnstandes. Der Ausstand im Rnhrgebiet. In der Sitzung des Zentral Vorstandes der nationalliberalen Partei am Sonntag in Berlin wurde auch die Stellungnahme der notionalliberalen Partei zu den Verstaatlichungen im Bergbau des rheinisch-west fälischen Industriegebiets und die durch den Bergarbcitcr- auüstand dort geschaffene Lage berührt. In der ersteren Frage billigte man das Verhalten der Fraktion im Abgeordnetenkiause, die einmütig eine Gcsaintverstaatlichiing des westfälischen Berg- baucs abgelehnt hat. Ein solches Verfahren wurde denn auch im Laufe der Debatte geradezu als ein nationales Unglück erklärt. Der Privatbetrieb müsse die Grundlage auch beim Bergbau bleiben. Di« Verstaatlichung des einzelnen Bergwerks der Hibernia könne man hmnehmen. Beklagenswert sei, daß in der Frage «der Arbeiterorganisationen die Politik eine io große Nolle spiele. Dadurch neben dem Koiitraklbruch würden auch die Verhandlungen zwischen den beiden Par teien so sehr erschwert. Denn die Arbeitgeber ständen i» der sogenannten Siebener-Kommission, mit der sic die Verhandlung abgelehnt haben, nicht ihren Arbeiterbclepschasten gegenüber, sondern vier pmitijclfen Parteien: den Sozialdemokraten, den christlichen Gewerkfchasten. den Polen und der Hirsch-Dunckcr- schcn Vereinigung. Daß sie mit diesen nicht verhandeln wollten, könne man ihnen nicht übel nehmen. Dagegen müsse man hoffen, daß die vermittelnde Hand der Regierung bald angenom men werde. Der Versuch, im gegenwärtigen Augenblick durch eine Novelle zum Berggesetz Hellen zu wollen, sei nicht ohne große Bedenken, ivic icvc Gesetzgebung nd irato. Aber selbstverständlich müsse in die Prüfung des zu erwartenden Ge setzes ohne jede Voreingenommenheit eingetreten werden. Zehn Millionen für die streikenden Bergarbeiter fordern die Sozialdemokraten vom Reichstag. In einer sozialdemokratischen Volksversammlung in dem Berliner Vorort Wilmersdorf wurde nach einem Vorträge des Reichstagsabgcord- neten .Zubeil beschlossen, bei der sozialdemokratischen Fraktion den Antrag zu stellen, die Regierung zu veranlassen, im Etat außerordentliche Mittel für den Bcrgarbeiterausstand in Höhe von 10 Millionen Mark zur Verfügung zu stelle». Davon sollen bis auf weiteres wöchentlich zwei Millionen den Ausständigen im Ruhrrevier überwiesen werden. — Dem Abgeordneten Zubeil, meint dazu die „Freie Deutsche Presse" trocken, müßte die sozial demokratische Reichstagsfraklion ernsthaft zu Gemüte führen, daß sie für solche „Scherze" nicht zu hoben ist. Was würde Herr Zubeil sagen, wenn während eines Streiks eine Unterstützung aus öffentlichen Mitteln sür die durch den Ausstand schwer ge schädigten Unternehmer gefordert worden wäre. In einer Bergarbeiter-Versammlung in Essen erklärte der sozialdemokratische Rcichstagsabgeordnete Huö sehr hoffnungssreudig. im Prinzip sei der Ausstand schon aewon- nen. Wir ständen an der Wende der sozialpolitischen Gesetz- aebung. Was zehn Jahre des Parlamentarismus nicht erreichen konnten, das Hab« der vicrzehntägige Ausstand der Bergarbeiter zustande gebracht. Die angekündigt« Brrggeietzaebung sei rin Erfolg der Streikenden. Es könne kommen, wi« c« wolle, der Ausstand sei gewonnen. Eine Resolution, die Arbeit wieder auszunchmen. wenn der Bergbanverein garantiere, daß niemand gemaßregelt weroe, wurde fast einstimmig obgelehnt. Einstimmig angenommen wurde eine Resolution, daß die Berg- arbciter unverändert weiter streike» und die Arbeit nicht eher wieder ausnchinen sollte», bis der Bergbauoerein alle Forde runaeil der Streikenden bewilligt habe. Den Berliner Blättern zufolge gedenkt sich der Minister des Innern heute ins Streikgebiet zu begeben, um die dort getroffenen Sicherheitsmaßregeln zu inspizieren, und zwar mit dem Oberpräsidenten der Provinzen Rheinland und Westfalen, sowie mit den Landräten und den Bürgermeistern der vom Streik betroffenen Kreise und Städte. Die Bernarbeitervereinigung von North-Humberland hat ihren Mitgliedern von einer Zuschrift des Führers der west säliicben Bergarbeiter, Sachse, die um Unterstützung der west säliichen Ausständigen ersucht, Kenntnis gegeben. Die Vereins- leitung fordert die Mitglieder nachdrücklich aus. diese Unter stütz» na zu bieten, und schlägt vor. 500 Litr. sofort und während der Dauer des Ausstandcs wöchentlich 100 Lstr. abzu lenden. In der belgischen Kammer fragt der liberale Abgcord nete von Lüttich. Tcalenter, nach den Maßregeln sür die Be sörderuiig belgischer Kohlen nach Deutschland. An Stelle des verhinderten Eisenbabnininisters Licbaert erklärt der Ackerbaumiiiistcr Ban de» Brnggeii: Infolge des Ausstandcs ini Ruhr-Kvhlcngebiet sei die Beförderung belgischer Kohle nach Deutschland nach und nach in einem Maße gestiegen, daß, um den gewöhnlichen Personen- und Wagenverkehr zu schützen, Be schränkungen hätten eingcführt werden müssen. So sei am 24. Januar eine Mehrleistung von 2000 Waggons zu bewältige» gewesen, was auf Hin- und Rückrichtuua >60 Züge auf belgischen Linien ausmache. Der Minister versichert, daß die belgische Berwaltung in Uebereiiistimmung mit den sremden Bahnverwal- tungen alles aufbiete, um.die unbeschränkte Wiederaufnahme des Betriebes zu erinöolichen. In acwöhnlicher Zeit genügen über Blevberg und Wclkenrath 300 Wagen, gegenwärtig 850. Der Berkehr habe sich also verdreifacht, lieber Rosendal sollten 1äg> lich 5 Züge mehr zugelassen werden und von morgen ab solle in Haumont Nachtverkehr cingeführt werden. Zur Lage in Rnstlaud. Uel>« die Verhaftung Mario, Gorkis wird der „Boss Ztg " auS Riga »och folgendes berichtet: .Es wurde in der Wohnung Gorkis, noch ehe er eintcas. Haussuchung gehalten. Wie es ihm am Bahnhof geglückt ist. unbehelligt dulchzukommen. kann man nur vermuten: jedenfalls veranlaßte ibn die Sehnsucht, seine schwer erkrankt in einer Klinik liegende Freundin, eine bekannte Schauspielerin, zu leben, zu leder Vor sicht. Alle Welt weiß hier, daß er sich von seiner jetzigen Frau scheiden lasse» imll, um die Schauspielerin zu heiraten, und .gerade deshalb wirkte es besonders eibcktrrnd" st), daß er durch die Gefangennahme verhindert wurde, ihr in der schweren Krank heit nahe zu sein. Er wurde »ach der Gefangennahme in einem beionderen Waggon und mit einer besonderen Lokomotive etliche Stationen weit von hier geführt und dort erst wurde sein Wagen an den Petersburger Schnellzug angehängt." Ter Vorstand der norwegischen Sclniststellervcreinignng beschloß, ebenfalls Unterschriften für eine Adresse zu sammeln, in welcher nottvegische Gelehrte, Schriltiteller und Künstler die russische Regierung bitten, Maxim Gorki auf freien Fuß zu setzen. Großfürst Wladimir. Der Kvrrrspondent des .Newvork Journal" hatte ein Inter view mit dem Großfürsten Wladimir im Winterpalast. Der Großfürst saate, noch der Bekundung deS Kvrrcspondenten, kein Staat der Welt dürfe Straßenrevolten znlasscn. „Tie Auslands preise macht mich verantmoillich für die Sonntagsassäre. Ich und der Kommandant der Truppen in Petersburg beabsichtigten, nicht zu schießen. Es geschah schließlich »ach den, Gesetz, als die Polizei sich machtlos riwies, die Prozession austuhalten. Es ist falich, daß die Arbeiter nicht zuvor gewarnt wurden. Die vor schriftsmäßigen drei Trompetensignale wurden gegeben, und die Aufruhrakte wurde verlesen. Das Russenvolk sei ungeeignet, die Kanstilution schon jetzt zu erhalten. Ter Zar sei entschlossen, kcine Verfassu » g zu geben. Ter Zar bedauere das Blut vergießen, aber sehe die Notwendigkeit ein. daß Gewalt angewen det wird, und werde alle revolutionären Verlangen abweisen und geeignete Reformen nach eigenem Willen einfübren." Großfürst Wladimir tadelte schäifslens die Führer der Revolution, die den Niob unter Mißbrauch des Namens des Zaren veisührten. Ge fragt. ob Gavon arretiert sei. antwortete der Großfürst, er glaube, Gapon sei inS Ausland über Finnland entflohen. Aus die Frage, ob die Truppen sich geweigert haben. Feuer auf das Volk zu neben, ries Wladimir aus : „Tas ist eine Luge!" Die Sonntags assäre habe ihn keineswegs zum Tiktakor gemacht: er wäre nur Kommandant der Truppen Er habe keinen politischen Einstuß auf die Zivilmacht. Der Zeit für Reformen müsse zunächst eine Zeit der Rübe vvransgeken. Der Großfürst zeigte eine Anzahl Drohbriefe, in welchen er gewarnt wird, daß die Arbeiter sei» Leben wallen. Er iagte dazu: .Das wird ihnen mißlingen, da bin Ich zu vorsichtig." Wie amtlich bekannt gegeben wird, sind nachträglichen Mel dungen zufolge am 22 Januar während der Siraßenuurnken in Petersburg 96 Personen getötet worden. Von M Verwun deten sind bis letzt 32 gettorben und k7 bereits aus den Kranken häusern entlassen. In den Kraukcnhänsern befinden sich noch 231: 33 werden außerhalb der Krankenhäuser behandelt Mehrere Privatfabriken haben den Betrieb wieder ausgenommen. Die Meldungen auswärtiger Blätter, daß die Besitzung des Groß fürsten Sergius in der Umgegend van MvSkan vollständig verwüstet und daß der Großfürst deshalb in den Kreml übcr- gesicdelt sei, beruhen ans Erfindung. Die Polizei überraschte in Hömel eine Versammlung ausständiger Handwerker. Die Polizeimannschast gab Feuer. Dabei wurde ein Mädchen getötet und vier Personen verwundet. Der AuSstand dauert fort. In Warschau läßt die Erregung letzt im allgemeinen nach. In Lodz dauert der allgemeine Ausstand fort. Die Ordnung wird aufrecht erhallen. I» JekutertnoSlaw sind die Druckereiarbciter tn den Ausstand getreten, die Zeitungen erscheinen nicht. Die eingehenden Telegramm« werden durch die Regierungsdruckerei veröffentlicht. Nach offiziellen Mitteilungen kehrt inWarschaudie Ord nung wieder. Die Arbeiter beginnen, die Arbeit wieder auszu nehmen. Die Person, die durch einen Säbelhieb im Gesicht leicht verwundet wurde, ist ein russischer Untertan, der als englischer Vizekonsul fungiert und sich ohne ein äußeres Abzeichen seiner Stellung unter der N-enge befand. Taaesaeschichte. Zu den Handelsverträgen. In der Presse tritt, soweit sie nicht ganz einseitig aus den äußersten linken oder äußersten rechten Standpunkt eingeschworen ist, durchgehends die Anerkennung hervor, daß Graf Bülow er- reicht hat, was nach Lage der Sache überhaupt zu erreiche» war. Wenn dabei dieses Mal die Industrie gegenüber der Landwirtschaft mehrfach bat zurückstehen niüssen, so muß dies als ein Ausgleich für die früheren Verträge hingenommen werden, bei denen das umgekehrte Verhältnis stattiand, und zwar in un gleich höherem Grade zu unguiisten der Landwirtschaft. Selbst das ,,Berl. Tagebl." befleißigt sich in einem Anfluge von besserer Einsicht zu einer gewissen Mäßigung im Urteil, indem es schreibt: „Leider kann kein Zweifel darüber vorhanden sein, daß die Opfer, die von der Industrie zu gunsten der Landwirtschaft erheischt werden, sehr groß sind, und daß die in der amtlichen Publikation an verschiedene» Stellen cuisaesprochcne Versicherung, die Verträge würden es auch unserer Industrie ermöglichen, sich „in befriedigender Wciie cinzurichten", ein Trost ist. der sich nicht erfüllen wird. Einrichten muß sich die Industrie natürlich, schlimmstenfalls dadurch, daß sie auf den Wettbewerb mit aus ländischen Märkten verzichtet, aber eine befriedigende Einrichtung wird dies nimmermehr sein." Die „Hamb. Nachr." erklären: „Dos bis setzt publizierte Material bestätigt, daß die Landwirt schaft auf Kosten der Industrie erhöhten Zollschutz erlangt hat, wie es in der Absicht der Negierung lag. Die ganze zoll- und handelspolitische Aktion, die ihren Abschluß in den neuen Handels- tarife» gefunden hat, batte das Ziel, den deutschen Zollschiitz für landwirtschaftliche Produkte zu erhöhen, und dies Ziel war nur zu erreichen, wenn auf industriellem Gebiete anderen Landern Zugeständnisse gemacht wurden, und deshalb wird niemand von der Tatsache, daß die Industrie bei de» Haudelsverträyen hat „bluten" »Men, überrascht sein. Einzelne Industriezweige sind natürlich mehr mitgenommen als andere. Man wird erst bei eingehendem Studium genau herciusrechnen können, wie sich die Verhältnisse in den einzelne» Ländern gestalten werden, ober daß das allgemeine Ergebnis der neue» Handelsverlräge in der angegebenen Richtung liegt, ist sicher Daiür pal die deutsche Landwirlichast große Zugeständnisse seitens deS Auslandes er- halten." Tie ultramoiitane „Köln. VolkSztg." äußert: „Es ha> keinen prakliichen Zweck, die Einzelheiten der 'gierträge einer Kritik zu unterziehe». Hier heißt es nur annehmen oder at>- lehnen. Daß die Verträge vom Reichstage abgelehnt werden, wird wohl nicht leicht jemand glauben. Also kommt cs auch gar nicht daraus a». ob man mit diesem oder jenem Zollsätze uu- zufriede» ist. Mau kann die Vertrage nur als Ganzes beuacki- te» und muß sie darauf aniehe», ob sie eine nennenswerte Ver besserung gegenüber dem gellenden Zustande bringen. Das zu leugnen wird aber auch dem exireuisleu Lanüwirlsbüirdler im Ernst nicht cinsallcn. Es ist ja sehr leicht gesagt, die deutsche Negierung hatte nur fest bleibe» sollen, sie wäre dann schon zum Ziele gekommen. Als ob die anderen Negierungen sich nicht auf denselben Slandvniikl stellen konnten! Handelsverträge, die dem einen Teile alle Vorteile, dem anderen alle Nachteile bringen, sind etwas Unmögliches. Beide müssen Zugeständnisse machen. Es Hilst min einmal nichts. Wenn man von agrarischer Seile klage» will, daß für innere Landivirtichast nicht acin.ig erreicht worden sei. so klagen umgekehrt die Industriellen, daß die Verträge durch und durctr agrarstck seien und die Jnduslric die .Kosten tragen müsse. Nachdem irüher die Landwirtschait es hat tun müssen, wird man kein Unrecht darin finden, daß jetzt die Laudtvirlschait im Vergleich zur Industrie besser sortkommt: aber daß tatsächlich die Industrie ungünstiger gestellt wird, ist un bestreitbar. Lind Presse und Wortführer des Bundes der Landwirte mit de» Verträgen unzufrieden, so versteht sich das ganz vo» selbst. Verträge, die ihre» Beifall hätten, wird über- hauvt keine Regierung zustande bringen können. Aus ihre Meinung komm! es aber auch gar nicht an. Wie beim Zoll tarif. wird man auch bei den Handelsverträgen über sie zur Tagesordnung übergehen. Und wenn man die Landwirte fragen wollte, ob sie lieber gar keine neuen Verträge oder dicie haben wollten, io würden sic gerade io wie beim Zolltarii in ihrer großen Mehrheit erklären: wir sind ivenigstens froh, daß wir w viel erreicht haben, wenn wir auch gern mehr hätten. Alle Wünsche zu bc'riedigen, ist unmöglich. Wir sind überzeug!, daß die deutsche Regierung getan bat, was möglich war. Würden die neuen Verträge verworfen, ia erhielten wir keine besseren, sondern es bliebe cutwercr bei dem jetzigen, für die Landwirl ichast ungünstigen Zustande, oder wir gerieten mit aller Welt in einen Zvllkrieg, der sür nuscr ganzes Erwerbsleben verhäng nisvoll werden müßte und schwerlich mit einem Friedensichlnß enden würde, der uns mehr böte, als die neuen Verträge. Deutsches Reich. Andren, White verösseullicht im „Eentmn Magazine" Bciliner Erinnerungen, besonders ..Jmvresflonc» vom Denstcken Kauer". Danach bat Kaiser Wilhelm II. sich eines TageS auch gegenüber deni Bolschatter Wbite über seine Reisen ausgelvrocheu Der Kaiser äußerte: „Blanche Lcitte machen mir einen Voiwurs daraus, daß ich sv viel reise: aber das isi ein Teil meines Annes. Ich suche, mein Reich und mein Volk kennen zu lernen: zu 'eben, was not tur und was ge'chieht. Ebcuio ist eS meine Pflicht, Mensche» und Länder außerhalb meines Reiches kennen zu lernen. Ick bin nicht wie" dabei nannle er de» Namen eines in der Geschickte wohlbekannten Herrschers — „der niemals ans seinem Palast sich herausnikrle. während er Kälte Helten können, und Menschen und Dinge so gehen ließ, wie es ihnen gefiel." Die Jsterrrnnhwe an Zöllen und Verbrauchs steuern während der ersten drei Viertel des lausenden Finanz jahres hat 598,5 Millionen oder 5.9 Millionen Mark mehr als im gleichen Zeiträume des Vorjahres ausgemacht. Bon dem Melir entfallen 15,2 Millionen aus die Zuaersteuer. 3.6 Mil lionen aus die Mastchbottichslcuer. 1,l Million auf die Brenn- steuer. etwa je eine halbe Million aus die Bramiiweinverbrcnictzs- abgabe und die Schanmiveinflcuer und 0,4 Millionen ans die Brausteuer. Weniger babcn erbracht: Sic Zölle 15 Millionen und die Tabaksteuer 0,3 Millionen Mark. Zieht man einen Ver gleich des Ergebnisses der ersten drei Viertel, des lausenden Finanzjahres mit dem E t a t s a » i ch l a g, so findet man, daß hinter dem anteiligen Etalsaistcblag die bisherigen Erträge z u rü ckbl e i b c n bei den Zöllen um nicht weniger als 33.1 Millionen, bei der Tabaktteuer um 0,3 Millionen, bei der Salzsteuer um 1,3 Millionen, bei der Maischbottichsteuer um 8.1 Millionen und bei der Brausteuer um 0,4,Millionen. Da gegen haben den Etatsanschlag überschritten die Zuckersleiier mit 5,7 Millionen, die Branntweinverbrauchsabgabe mit 4,9 Millionen und die Schaummeinsteuer mit 0,2 Millionen Mark. Tas Weniger, das sich daraus für die Zölle und Verbrauchssteuern während der ersten drei Viertel des laufenden Finanzjahres gegenüber dem EtatL-anschlag ergibt, würde sich aus nahezu 32,5 Millionen Mark belaufen. Auch die Reichs- st c m p e l a bg a b c n haben insgesamt gegenüber dem Etats- anschlag ein Weniger zu verzeichnen. Es kommt ganz auf Rech nung der Lottericlose. Die Börsenstcuer hat ein ganz ansehn liches Plus abgeworfeu. Während sic für die ersten drei Viertel nach dem EtatSaistchlag 22.5 Millionen Mark erbringen sollte, hat sie tatsächlich 26.4 Millionen oder 3,9 Millionen Mark mehr ergebe». An dem Mehr sind der Stempel auf Wertpapiere und der auf Kaufgeschäfte nahezu gleich beteiligt. Was die Losesteuer betrifft, so hätte sie nach dem Etatsanichlag 33,3 Millionen Mark verzeichnen müsse», sie bat aber nur 25,6 Millionen Mark oder ein Weniger von 7,7 Millionen abgcworsen. Die Lose für Privatlottcrien haben ein Mehr von 0,2 Millionen, dagegen die sür Ttaatslottcrien ein Weniger von 7,9 Millionen outzuweiien. Der Sckiiflsfrachturkundciistcmpel hat bisher ein Plus von 0,1 Million abiverfcn können. Insgesamt sind aus den den E i n z c l st a a t e ii zu überweisenden Reichsstemvelabgabcn wäbrend der ersten drei Viertel des laufenden Finanzjahres 52.7 Millionen Mark oder 3,7 Millionen weniger, als im Etat vorgesehen war. vereinnahmt. Die großen Reichs- b e t r i c b S v e r w a l t u ii g e ii. die Rcichspost- und die Rcichs- eisenbahnoerivaltnng. haben beide bisher ein erfreuliches Er- aebnis gehabt. Bei beiden läßt sich gegenüber den anteiligen Etalsanschlägen ein Mehr von je 3.7 Millionen Mark verzeich nen, sodaß zuinminen aus diesen beiden Verwaltungen ein Mehr von 7,4 Million:» sestgestellt werden kann. Zieht man den Schluß aus den bisher veröffentlichten Nachweisen über die Rcichsciiiiiahnicn während der crsicii drei Viertel des lausenden FinanzsalireS. so kommt man bei den Zöllen, Verbrauchsabgaben. Rcichsstempelabgaben und den Einnahmen der beiden hauptsäch lichsten Betriebsverwaltungen aus ein Minus von rund 29 Millionen Mark aegeiiüber dem Etatsanschlag. Zu er wähnen ist noch, daß die Zuckcrfteuer auch im Dezember wieder ein beträchtliches Mehr gegenüber dein gleichen Monat des Vor iahres abgcworsen Kai. Es beziffert sich auf 2,8 Millionen. Auch die Branittwcinverbraucbsabgabe Kat ein solches, und zwar von 0.7 Millionen aufzuwciscn gehabt. Dagegen hat der Rück- gang in den Z o I l c i n n a h in e n keine Unterbrechung er fahren. Er belief sich im Dezember 1904 auf 1,3 Millionen gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres. Ter frühere Redrkteur Brctz und der Redakteur Lehnen aus Reiinkirchen waren seinerzeit wegen verleumderischer Be leidigung der ii a t i o n a l l i be r a l e n Partei leitung auf Grund des tz 187 des Strafgesetzbuches zu vier Wochen Gefängnis bezw. 200 Ml. Geldstrafe verurteilt worden. Die Beleidigung wurde in der Behauptung der Dasback Presse gesunden, daß die Groschen, die die Arbeiter in die Kosten der iiativiialliberaleii Wahlvereine legten, dazu benutzt würden, um die Sektbatterien bei den iiatioualliberalcii Wahlsiegessesteu zu bezablen. Tas Reichsgericht bgt dieses Urteil, weil das Gericht seinerzeit die Vernehmung eines Zeugen abgelehnt hatte, aufgehoben und zur nochmaligen , Verhandlung an die lÄrai kammcr Saarbrücken zurückverwiesen. Die Strafkammer schloß sich dem Urteil der ersten Instanz an und sprach dieselbe Strafe aus. Es bleibt also bei vier Wochen GeiängniS bezw. 200 Mk Geldstrafe. Zum Fall des P o st o rs O. Fische r, dem bekanntlich vom brandenburgiichen Konsistorium trotz feiner Eiaeii'chast als Doktoi der Theologie Ii. <-. mangelnde Reste des theologischen Urteils vorgcworfen worden ist, veröffentlicht jetzt die theologstckx Fakultät der Königsberger Universität folgende Er- klärnng: 1. .Herr Pastor v. Fischer lBerlin. Markuskirchef ist anläßlich deS Kant-Jubiläums un Winter 1904 von uas IN
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