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Hieraus ergiebt sich, dass eine grundsätzlich un richtige Perspective für die Photographie eine unbedingte Unmöglichkeit ist; ihre Bilder entstehen genau nach der Begriffsbestimmung der Central-Projection, können also schlechterdings nicht wirklich falsch sein. Bei dem Zeichner ist mit einer solchen Möglichkeit immerhin zu rechnen. Es ist durch nichts verhütet oder ausgeschlossen, dass in einer Zeichnung das Dach eines Hauses sich gegen den Hintergrund zu allmählich immer mehr vom Fussboden entfernt, während es nach richtiger Perspective sich ihm nähern muss. Derartige Fehler kann man z. B. in den decorativen Wandmalereien von Pompeji massenhaft finden. Wenn aber so grobe Ver- stösse heute auch vielleicht recht selten noch Vorkommen mögen, so genügt zu einer vollkommen falschen Perspective auch schon, wemi das Dach sich dem Fuss boden auch nur zu wenig oder zu viel nähert. Von solchen Sachen wimmeln unsere Bilder, selbst diejenigen namhafter Künstler, weil sehr selten die Perspective wirklich gewissenhaft construirt wird und das blosse „Gefühl“ ein sehr unsicherer Leitstern ist. Da werden dann Studien, die unabhängig von einander entstanden sind, und jede für sich ein leidlich richtiges per- spectivisch.es Bild enthalten, mit einander verbunden, oder Aehnliches, vielleicht durch einen Zusatz oder eine Aenderung „aus dem Kopfe“, gesündigt, — und der schwere perspectivische Fehler ist fertig. Derartiges kann in der Photographie nicht Vor kommen, wenigstens nicht bei directen Aufnahmen; werden freilich die Ergebnisse verschiedener Aufnahmen, wie z. B. häufig bei grösseren Figurengruppen, zusammencopirt, dann kann so etwas, wie zuletzt aus dem Gebiete des Malers geschildert, ganz leicht entstehen. Da heisst es also: nicht blos mit der Hand, sondern mit dem Kopfe arbeiten! Es giebt aber doch noch andere Unrichtigkeiten der Zeichnung, die man. von den falschen perspectivischen Oonstructionen unterscheiden muss. Ganz streng ge nommen giebt es allerdings keinen Fehler der Zeichnung, der nicht auch ein Fehler der Perspective wäre. Aber in der Praxis liegt die Sache etwas abweichend. Die gewissenhafteste Construction sucht nicht die Lage jedes Punktes im Gegenstände auf der Bildebene auf, sondern es werden Merkpunkte in genügender Zahl festgelegt und deren Verbindung untereinander der Ausführung aus freier Hand überlassen; ganz ebenso, wie es beim „Punktiren“ einer Statue geschieht, da werden auch nur so viele „Punkte“ gesetzt, dass keine Form mehr an eine ganz falsche Stelle im Raume kommen kann; die verbindenden, oft recht complicirten und ausdrucksvollen Flächen aber zwischen den Punkten werden ohne weitere Sicherung durch „Construction“ frei ausgeführt. Dabei kann aber doch recht viel passiren! Eine gerade Linie zwischen zwei ganz richtig im Bilde liegenden Punkten kann ja krumm ausfallen, eine irgend wie gekrümmte Linie nicht die genaue ihr zukommende Krümmung er halten. Man wird solches „Verzeichnen“ doch von den eigentlichen „perspectivischen Fehlern“ besser unter scheiden, namentlich für den Gebrauch der technischen Ausdrücke in der Photographie. Denn diese ist gegen die letztere Art von Fehlern leider durchaus nicht gefeit. Es ist vorher ohne weiteres angenommen w r orden, dass die Entstehung des photographischen Bildes der theoretischen des perspectivischen Bildes entspricht. Das ist aber doch nur bedingterweise der Fall. Denn, ausser bei der Loch-Camera, ist die genaue Identität der Richtung der einander entsprechenden Strahlen - Enden diesseits und jenseits des Mittelpunktes der Construction dadurch gefährdet, dass die Strahlen nicht frei durch den „Mittelpunkt“ hindurchgehen, sondern in seiner Nähe Glas linsen zu durchlaufen haben und durch diese — Brechungs erscheinungen erleiden, und zwar an jeder einzelnen Linsenfläche, an der ein Uebergang des Lichtstrahles in ein anderes Medium, sei es Luft oder Glas, stattfindet. Wie weit nun unsere Objective der Forderung entsprechen, dass jeder beliebige auf sie fallende Licht strahl nach Durchdringung sämmtlicher Glaskörper in einer Richtung von der letzten Linsenfläche zur licht empfindlichen Platte eilt, die derjenigen des vor dem Objective liegenden Theiles desselben Strahles aller- strengstens parallel im Raume liegt, — das lässt sich im Allgemeinen schon durch die Rechnung feststellen — mit einem nicht übermässig erfreulichen Ergebnisse: Bei einfachen Objectiven — die Zusammensetzung des optischen Systemes aus zwei oder selbst mehr verkitteten oder nicht verkitteten einzelnen Linsen kommt hier wie später nicht in Betracht; also auch die Zeiss’schen Anastigmat-Satz-Linsen fallen unter die jetzt besprochene Kategorie! — wird diese Bedingung ganz ungenügend erfüllt, bei unsymmetrischen Doppel-Objectiven und Triplets nur mehr oder minder annähernd, und nur bei den symmetrischen Doppel-Objectiv-Typen so vollkommen, wie es nicht durch die kleinen Unvollkommenheiten selbst der raffinirtesten und gewissenhaftesten Präcisions-Technik, die eben nicht im Stande ist, zwei mathematisch genau identische Linsen oder gar. Linsen-Complexe herzustellen, verhindert wird. Man kann sich aber auf die Ergebnisse der Rechnung — schon der Material-Tücken wegen — nicht ganz ver lassen, und kann einem fertigen Objective gegenüber zu den nothwendigen Daten für die Rechnung nur schwierig in genügender Genauigkeit gelangen. So muss also der Versuch bei jedem einzelnen Objective die Entscheidung über den Grad seiner Freiheit von „Verzeichnung“ geben. Da bedarf man also der passenden Test-Objecte. Die Perspective verzerrt die Formen. Flächen- Gebilde werden nur unter der schwer, ganz streng er füllbaren Bedingung unverändert wiedergegeben, wenn sie eben sind und mit der „Bildebene“ parallel stehen. Alle körperlichen Gebilde aber, wenn ihre Tiefen-Dimension irgend zur Anschauung gelangt, was fast ausnahmslos geschieht, — es müsste sich denn ein Körper hinter einer seiner ebenen Flächen völlig verbergen, und diese der „Bildebene“ genau parallel stehen, — können gar nicht anders als entstellt wiedergegeben werden, selbst die Objectn irre füh: „Verzefi der Brä vorausg« nicht vc mit leie an den liehe Ar Unterscl selbst g Hat sic griechisc der Wal der griei von man< einfach f. Nun Welt al „fälschen gesproch die beste] Doppel-0