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Dies«» Blatt wird de« Laser» von DreSdea und Umgebung cm Lag« vorher bereit» al» Abend-Ausgabe zugestellt, während es die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugsgedilhr: I^Zmmcdd«: uxLtieo UM, . Ortatn-P. nKbc«L'. urvtHiwsst MquaUnv« wild«, nicht amdewatm. Lelearamm.Adrette: «echrlchte» » ,«d in. Hog^ünöeL 18SV Verlag von LiepsUi L Ueirliardt. Anreizen-Lan!. Tunabme von L»tll»r>l,uns-u t>:L nachmit»»,» L Mr. Lomc uau SeikrtL,« nur ManenincNie ae von U bis >/,l Mn Die I ivalüae Brum .eil« sta. 8 Silben» Pi-.. An ki!»?>i,mi,eu auk der Piivatieile L»> e ss Pi» : die rivaitiae Zeile als Ln, -eilmdt" oder an» Tert'etie so V« In Nummern »ach Sonu- »nd i^erer rasen > de«, urvaltise (Ärundzeile r ». »a ve». so und «2 Li- uael, Pc ionderem Tarn. Äuswänisc Lu' lräae nur ne-en Lorausbezo»«»: Belegvliitter «erde» mir r»P^ irrechner äernivrechanrchiub: «m» l «r. N und «r, »UV« Nvuäv L laudrled x l KlI Kgl lliil ll « ^ IVai8vnkau88lrL88v 27. LS» Zilm Prozeß des Kronprinzenpacircs. Neueste Trahtberichte Hosnachrichte». L TfflkßN. Geiellschast. Einer-Prozeß „Bajgzzo", .Siziliaugche Baurruch>e". ladtvecordiietensitzung. Koloniul- Babel und Bibel. Toilllilbetid, 21. Februar 1W3. Zum Prozeh deö Kronprinzenpaares. Da» Mrntßeniu« de» Sgl. Hauses gibt dem „Lreed». Ioern." cme Mittaluug. daß i« dir Pr-zrhsach« Sr. Sgl. Höhnt dc» Kro». »riuze« gegen seine Frau Gemahlin wegen Scheidung der Ehe in dieje« lagen da» Urteil dem Vertreter der vormalige» Frau Iroadrmjclsin übergebe» worden ist. Eine Bcrösscntlichung »er Begründung diese» Urteil» wird sicherem Bernehmen nach an» dem Grunde unterbleiben, weil da» Bersahrcu lei» efsenlliche» war und der Bertreirr der vormaligen Frau »rv«. »nnzesst« ausdrücklich Widersprach gegen die Berüssenilichuag er- sieben hat. — Eine ähnlich lautende Mitteilung, die wir bereits durch ein Extrablatt betauntgeben konnten, brachte auch die heute nuögegtbeae .,Leipziger Zeitung". Neueste Dralitmeldnnfterr vom 20 Februar Plauen i. B. Ziemlich heftige Erders chüttcrun gen und. wie der „Logt!. Anz," meldet, in den letzten Tagen im oberen Vogtlande. so in Brambach, Untertachscnberg und Graslitz beob achtet worden. München. Der Prinzregent verlich dem Ltaalsmunster Grafen Crailsheim sein Reliefporträt in Bronze von Professor Hildebrand. Heute mittag empfing der Prinzregent den Grad Crailsheim in Ic' längerer Audienz. en Stolpi. Pom. Wie die „Zeitung für Hinterpomwern" meldet, hat Regierungspräsident von Depper. LaSki sein Abschieds gesuch euigereicht. Warnemünde. Die neue Verbindung des Flußlauses der unteren Warnow mit dem Seehafen, die mit Rücksicht aus den im Herbst d. I. in Betrieb tretenden Da-mpffährenoerkchr Warne- munde—Giedser angelegt worden ist, wurde heute feierlich dem Verkehr übergeben. Prag. Böswillig verbreitete Gerüchte über die böhmische Lparkasl« hoben beute einen Andrang zu den .Hassen dieser Sparkasse hervoraerutcn. An diesen Gerüchten ist auch nicht ein mobres Wort. ES hatten sich an den Hassen der böhmischen Sparkasse etwa 600 Einleger mit ihren Einlagebück,er» crnge- 'linden, um ihr Guthaben abzulieben. Es wurde jeder Betrag » w-rg ohne Rücksicht aus die Höhe und ohne Kündigung o»S- gezahl». Bis mittag waren etwa 100 000 Kronen abgehoben. Paris. Der Marineministcr hak die Kommandanten der beiden Panzerschiffe .Bouvet" und „Gaulois", die kürzlich bei einem Scbiffrmanövcr in der Rahe von Toulon zusammcngestoßen waren, ihrer Kommandos enthoben. Ferner hat der Marineminister angeordiiet. daß der Komniandaist des Torpedo- agers „ESvingole" vor ein Kriegsgericht gestellt werde. Madrid. Nach einer Depesche deS „Globo" aus Tanger rhält sich dort daS Gerücht, wonach einer der fremden Geiandt- ichasten die Nachricht zugegangcn sei, das, der marokkanische >>rltgSmillistcr EI Menebhi in dem Hamptc vom 12. d. M. gefallen sei. London Die„Timeö" melde» aus Tokio: Der russische Vertreter in Söul drängt daraus, die Konzession zum Bau der Döul-Aliu-E>ienbabn an eine Firma zu geben, die mit der misüch-chinesilcheii Bank in Verbindung steht Japan setzt dem iiarke» Widerstand entgegen. Der russische Vertreter verlangt, daß dann wenigsten» die für den Bau der Linie erforderlichen Geld- muicl von Rußland geborgt werden Petersburg Der „Regierunasbote" meldet, das; aut Be- 'chluß des Umverntätsrols der Iahresaktus der Universität aussällt. Newark. (New Serien,. Ein Zug der Delaware-Lackawanna- Bahn stieß mit einen» Wagen der elektrischen Bahn, in dem sich eine Anzahl Schulkinder befände», zusammen, wobei st Per- "neu getodtet und 30 verletzt wurden, von.dcnen bereits 12 ge il erde» sind. Oertliches nnd Lächsisches. Dresden. 20. Februar. —* Se. Majestät der K ö n ig nahm heute von lOsij. Uhr vor mittags ab die Vorträge der Herren Staatsunmster und des König!. K abineltSsekrctärs entgegcv. . - * Sc. Königs. .Hoheit der Kronprinz wohnte heute früh aus dem Heller einer militärischen Uebung bei. —* Heute früh wurde folgendes B illenn ausgegedsn: Hm Befinden Sr Königs. Hoheit deS Prinzen Friedrich Christian ist seit zwei Togen eine Besserung insofern cingetrctcu, alg die Körperwärme in den Morgenstunden eine beträchtliche Ermäßigung zeigt. Der Kranke Hot noch geringes Nahrungs- bedürtni» und eme ausgesprochene Neigung zum Schlcisen. All gemeinbefinden zufriedenstellend Dr. Fiedler. Dr. Uurub. -'' Se. König! Hoheit der Herzog Robert von Würt temberg. der mit seiner Gemahlin seit mehrere» Tagen hier znm Besuche weilte, gedenkt heute abend Dresden wieder zu Ver luste». Bon Dresden hatte der Herzog eine Reist nach Wien unternommen, von der er heute stich hier wieder eintrai. —* Von der jüngst in Chemnitz abgehaltcnen Konferenz eoan- gelisch-lulherischer Geistlicher Ot Sr. Majestät dem Könige durch den Vorsitzenden der Konferenz, Superintendent Kaiser-Radeberg, folgende Ergebenhcitscidresse übersandt worden: Im Namen und Aufträge des Vorstandes der zu ihrer Tagung vom Ni. und 17. Februar d. I. versammelten Chemnitzer Konstrenz wricht der untertänigst Unterzeichnete bei. dem tiefen und olle treuen Sachsen auf das Schmerzkchftc bewegenden. Herzeleid, das? Eure König!. Majestät und das gesamte Konigl. Haus in diesen letzten Zeiten getrosten hat, die ehrfurchtsvollste aufrichtigste Hcrzcnsanteilnahmc aus mit dem Wunsche und Gebet zu Gott, daß Er, der Geber alles Trostes, Eure Konigl. Majestät und Tero Konigl. Haus mit der reichsten Kraft und Geduld aus der Höhe erfüllen möge im Vertrauen auf das Wort des Herrn, daß denen, die Gozt lieben, alle Dinge zum besten dienen müssen. —* Das evangelische ..N. Sachs. Kirchcnb!" schreibt: ..DaS Dresdener Urteil ist ge'prochcn: D>e Ehe ist geschieden Heust ist es uns ein Bedürfnis, erneut umere liest Trauer darüber auszusprechen, daß zwei Herzen an solcher Stelle sich nicht w vcr- stehen lernten, daß ihr Bund in Wahrheit unlöslich geworden wäre: und daß unser Kronprinz so bitteres Leid erfahre» musste. Anderer seits ist durch diesen Spruch der klaren Sacksiaae klar und ent schieden Rechnung getragen worden. Das war keine Ehr mehr: so durste sie, auch nach Christi ausdrücklichem Worte, gelöst wer den. Ein anderer Gedanke drängt sich noch anf. Vor Wochen wurde berichtet, die Absicht des Kronprinzen gehe dahin, nicht auf Scheidung, sondern nur mss Trennung, d. h. aus Aufhebung der ehelickM Gemeinschaft zu klagen: als Grund wurde angegeben, daß das römische Kirchenrecht jo die Scheidung vom Bande nickt anerkenne. Damit wäre das päpstliche Reckt tatsächlich über daS Rcichsrecht gestellt worden. Daß sich der künftige Hüter des Rechtes in Sachsen entschlossen hat, den Be stimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches im volle» Umfange Geltung zu verschaffen sunbeichadel natürlich seiner religiösen und kirchlichen Ueberzeugungi. das wollen wir ihm danken, und desto wärmer danken, wen» ibm icin Entschluß nicht leicht geworden wäre." -Das Gerücht, das; kürzlich Lachens!, der Genfer An walt her Prinzessin Luise, hier geweilt und von Sr. Majestät dem Könige und Irr. König!. Hoheit dem Kronprinzen empfangen worden sei. bewahrheitet sich nicht. —* Im Königlichen Finanzminsteruim wird zur Zeit lebhaft an der Herstellung des Staatshausholts-Etais am dis Finanzperiode 1904 1905 gearbeitet. Hierbei wird überall vcij den einzelnen Positionen aus die größtmöglichste Sparsamkeit ge achtet. und der ailßerodentliche Etat wird voraussichtlich weit aus dem Kreuztnrme auszuhebcn beschlossen hat, io hat der Kirchcnoorsiand der Krenzkirche sich schlüssig gemacht, die Turm uhr mit Sclbstschlagwcrk zu versehen, während bis letzt durch die Jcibrkundcrle hin bei Tag und Nacht viertelstündlich durch daS Anschlägen der Türmer die Zeit angegeben wurde. Bekam» sich wurden hierzu nickst die Kirchenglocken, sondern die weit über denselben hängenden Schellen verwendet. —* In den nächsten Tagen wird die Wahl des Organisten für die Kreuzk>rede icitcns des Rates erfolgen, nachdem M drei zur engeren Wahl gestellten Bewerber aus Hamburg. Zwickau und Dresden eine thorctischc und am Mittwoch ein: praktische Probe ihrer Leistungssähigkeit vor auswärtigen Zensoren abgelegt haben. Seit länger wie anderthalb Jahren wurde da., Amt für den schwer erkrankten König! Musikdirektor Höpncr voni Organisten än der Sophienkirchc interimistisch vertreten. —* In der Abteilung Tresden der Deutschen K olonial Gcsclltchost fand gestern abend c:» Lickstbilver-Vortrag stati. Herr Dr. phil. Georg Hart mann, Hauvlmann r>. R.. sprach über leine letzte Reife nach den, Norden des deutsck>--iüdwestafriko nischen Schutzgebiets. Der große Bereinshaussaal war dicht bc setzt. Punkl 8 Uhr erschien Se. Majestät der König, in Be gleitung Ihrer Königs. Hoheit der Prinzessin Mathilde, von den Herren des Vorstandes begrüßt. Der König reichte Herrn Telegrapbendircktor Mohrmonn i2. Vorsitzender des Vereins! und Sr. Exzellenz Herrn Gcneraleutnanr v. Broizcm, sonne dessen Gemahlin die Hand und unterhielt sich mit dem ihm durch den niedriger stm. als in den letzten Fache», denn es werden in ihm nur die allernötigsten Beträge und die Folgen früher bewilligter Raten ausgenommen. Ob auch in der tominenden Finanzperiode Raten aufgenommen. Ob auch m der Steucrzisichläge notwendig sein werden, läßt sich heute noch nicht tagen, da der Etat erst kur» vor Begum des Landtags endgültig strtiggellellt wird. Außer dem Rechcnlchastsberlchl auf die Finanzveriodc 1900/1901 wird den Ständen voraussichtlich auch noch ein vorläufiger Abschluß der ablaustnücn Finanzperiode unterbreitet werden. —* Da der Rat per Stadi nach Aufstellung von Feuermelde- Apparaten auf den. Straßen das alte Institut der Turmwächter Offiziere verschiedener Chargen und Truppenteile, mit dem Kmici sichen Gouverneur von <rüdwestafrika. Herrn Obersilcntnavt Leutwein. Vertreter der Gelehrten- und Künstlerwell, sonn-/ Industrielle und Vertreter deS Kaufmannsstandes. Herr Hernv Kretzlchmar begrüßte in seiner Eröffnungsansprache die hohen Gäste und gab seiner Freude Ausdruck, daß König Georg gleich seinem entschlafenen Bruder König Alben ein Förderer de-, kolonialen Bestrebungen sei und dankte für sein Erscheinen nichi nur im Namen der 'ächsiichcn, sondern aller deutsche» Kolonial gssellichanen. die nicht müde werden, die weitesten Kreise des Volkes für den Ausbau der deutichen Kolonien zu interessieren Gerade für un'sr industriereiches Sachsen seien die Kolonien von Wichtigkeit, nicht »ur des Absatzes wegen, sondern auch für die Beschaffung der Rohmaterialien, die wir «u Fabrikationszwecke» nicht entbehren können. Redner schloß mit einem begeistert cmfgc nommenen Hoch auf König Georg und das ganze Königliche Haus. Herr Dr. Hartman», der schon im Winter 1896 in der- Abteilung Dresden einen Vortrag über Deutsch-Südwestafrika gehalten Hai. sprach über seine im Auftrag der Otaoi-Minen-Gesellschast im Jahre 1900 ins nördliche Kaokoscld unternommene Expedition: Eiic»bahnaiilcwe ausgciandte Expedition zu überwinden hatte, davon könne sich nur derfcniae einen Begriff machen, der uni. > ähnliche» Verhältnissen m Südwcjtafrika gereist sei. Nach einer» beschwerlichen Mariche non vier Wochen erreichte man erst den Westrand des Tafclgebirgcs. Nicht minder großes Hemmm: bieten die Flüsse, von denen z B. der Kuneue i» der Nähe seinm Mündung eine Entfernung umfaßt, die ungefähr der zwischen Dresden und Baußcu entipriüii. Eingehend gab Redner eine Schilderung der ideologischen, klimatischen und Begetationsverhäsi nisse in Deutsch-Lüdwestatrika: eine Reihe Photographien von Land'chaftcn und Gruppen der »wischen Bevölkerung mit ihren Wohnstätten ergänzten den interesiontcn Bortrag, in dem Redner den Minerolwert des Landes hoch schätzt und vo» dem er glaubt, daß 50 Prozent des Bodens landwirt'chaftsich fruchtbar gemacht werden können. Er ist ferner der Ueberzeugung, daß es de> Leitung der d«utschcn Schutztruppen gelingen werde, nicht durch großen Krieg, ionderu durch divlomotiiche Knust in dem Schuß gebiet immer festeren Fuß zu fasten und hofft, daß sich dos Inter esse für die Kolonien mehr und mehr im Dcut'chen Reiche heben werde. — Nock dem mit großem Beifall ausgcnommenen Vortrag unterhielt sich Se. Maseilät noch einige Zeit vor den ausgestellten Landkarten des Schutzgebiets mit dem Vortragenden und Herrn Gouverneur Oberstleutnant Leutwein, sowie den Damen und Herren seiner Umgebung. — Später vereinigten sich die Mitglieder der Kolonialge'cllichost mit ihren Damen im Vercmshaus zu einem gemeinschaftlichen Abendessen. Kunst und Wissenschaft. s* Mitteilungen aus dem Bureau der Kgl. Hoftheatcr. In der morgen stottsmdenden Erstaufführung der Pantomime ..Der verlorene Sohn", die vom Herrn Ballettmeister Berger einstudiert und inszeniert worden ist, hat Herr Dr. Rabl neulldsichst die Ausführung des Klavierparts übernommen. — Im Schauipielhause wird Svnntag, den 22. Februar, der dreiaklige Schwank „Los vom Manne" von Iacobtz und Lippichitz zum crjten Mol gegeben. Die Besetzung des Stückes ist die folgende: Bornlrager: Herr P. Reumann: Mathilde: Frl. Gvinand: Char lotte: Frl. Gasnv: Grete: Frl. Laue: Fstchcr: Herr Bauer: Hans: oerr Gebühr: Fritz Zeller: Herr Franz: Papavovulus: Herr Rens: Dr. Ella Fedcrscn: Frl. Diacono: Frau Borssni: Fron >n!debrandt: Frau Fliegenmüller: Frau Firle: Bärwinkel: Herr Kurs: Burgemüller: Herr Gu»z: Huber: Herr Leichert: Stempel: Herr Helsing: Minna: Frl. Griebel: Auguste: Frl. Schendler. Babel und Bibel. Das bereits erwähnte, in den „Grcnzbotcn" veröffentlichte Handschreiben, das Kaiser Wild ei ui l I. unter dem 15. d. M. an das Vorstandsmitglied der Deutschen Oricntgcselsichast. Admiral Hollmann, gerichtet Hot, lautet: Mein lieber Hollmami! Mein Telegramm an Sie wird Minen die Zweitel behoben '»oben, welche Sie bezüglich deS Schlußpassus des Vortrages noch gehegt haben. Er ist vollkommen klar von den Zuhörern verstanden worden »nd mußte daher so bleiben. Es ist mir aber sehr lieb, daß durch Ihre Anfrage diese Materie des zweiten Vortrags nochmal angeschnitten ward, und ich ergreife gerne diese Gelegenheit, nach Durchlesen des Abzuges nochmals meine Stellung ganz klar zu präzisieren. Während einer Abendgesellschaft bei uns hatte Professor Delitzsch Gelegenheit, mit Ihrer Majestät der Kaiserin und General- Superintendent Dryander eingehend mehrere Stunden zu kon ferieren und zu debattieren, wobei ich unch zuhöxcnd und passiv verhielt. Er o ' Historikers und Schlüsse und ^ verließ dabei leider den StaiHnunkt des strengen nd Asfnrioloaen und geriet in theologisch-religiöse Hypotheken hinein, welche doch reckt nebelhaft oder gewagt waren. Als er aber auf das neue Testament kam, wurde es bald klar, daß er bezüglich der Per'on unseres Heilandes so ganz abweichende Anschauungen entwickelte, datz ick ihm darin nicht nur nicht folgen koniuc, wildern einen meinem Slandpunlte diametral entgegengesetzten konstatieren mußte. Er erkennt die Gottheit Christi nicht au, und daher ioll als Rückschluß auf dos alte Testa ment dieses keine Offenbarung aus deusellun als Messias enthalten. Hier hört der Assyriologc und forschende Geschichtsschreiber aus und der Theologe mit allen seinen Licht- und Schattenseiten setzt ein. Aus diesem Gebiet kann ich nur dringend nun raten, nur sehr vorsichtig Schritt vor Schritt zu gehen und jedenfalls seine Thesen nur in theologischen Schriften und im Krecke semer Kollegen zu ventilieren, uns Laien aber, und vor Allem die Orienlgeiclljchost, damit zu vmchouen: vor deren Forum gehört das alles nicht. Wir groben aus und leien, waS wir finden, und geben das heraus zum Wohl der Wissenschaft und Geschichte, ober nicht um Religious- Hypotheien eines unter vielen Gelehrten begründen oder verfechten zu Helsen. Es ist eben bei Delitzsch der Theologe inst dem Historiker auf und davon gegangen, lind dient der letztere nur noch als Folie für den erstcren. Ich finde cs ichode, daß Delitzsch nicht bei seinem ursprünglichen Programm geblieben ist, welches er im vorigen Jahr cntimckclte: Nämlich ou> grund der Fuude unserer Gesell schaft nackt wifsenschasiiich crprvvter Ilcber'etzung der Inschriften zu vergleichen, inwiefern dieselben eme Illustrativ» zu der Chronik des Volkes Israel enhalten. d. h. Auiklärung über geicksichtlicke Er eignisse, Sitten und Gebräuckic. Ucbcrsieferiingen, Politik. Gesetz gebung usw. Mit andere» Worten, innsiescim die iwlengbar mäch tige und hochcntwickclie babylonische Kultur in Wechselbeziehung zu den Israeliten »and, auf sie einwirken konnte, ja sogar ihnen einen Stenipcl ausdrücke» mochte. Und dadurch eine gewisse Ehren rettung— vom rein inciischsickieil Standpunkte ans — für die im alten Testament gewiß recht kraß, »chentzlich und einseitig borge- stellten Babylonier zu erwirke». Das war seine ursprüngliche Ab sicht — wie ich sie wenigstens auffatzte — und ein sehr reichhaltiges und uns allen interessantes Gebiet, dessen Durchsorichung. Er hellung und Erklärung uns Laien in, höchsten Maße interessieren muß und ihm zu höchsten Dant vervstichtet. Aber dabei mußte er nun auch bleiben. Er hat ober leider im Feuereifer dos Ziel üöer- schosseu. Wie nicht anders zu erwarten, haben die Grabungen Mitteilungen zu Tage gefördert, welche auch aus dos religioie Ge biet im Alten Testament Beziebuug haben. Das Faktum hätte er rubrizieren muffen und Koinzidenzen — wo wiche vortamen - hervorhebcu und erläutern können, ober alle rem religlöien Scnlüi«. dem Zuhörer selbst zu ziehe» überlasten muffen. So wäre seinem Vortrag Imeressc und Wohlwollen des Laien-PublikumS voll er halten worden. Das hat er leider nicht getan. Er Hot in sch» polemischer Weise sich a» die O-ffenbarungsnoge hcrangemacht und dieselbe mehr oder minder verneint bczw. auf historisch rein uicnsch lichc Dinge zuructtühren zu können vermeint. Das war e>n schwerer Fehler. Denn er tastete damit manchem seiner Hörer o» sein Innerstes und Heiligstes. Und ob berechtigt oder nnberechtlg! — das ist hier für den 'Augenblick ganz einerlei, da es sich nicht um eine pure wisieistcha'tliche Versammlung von Theologen, sondern um Laien aller Stände »nd Geschlechter handelte — hat er manchem Liebliiigsoorstellunge!! oder gar Gebilde umgestoßcn oder ange rempelt, mit welchen dieie Leute heilige und teure Begriffe per binden, und ihnen uuzweiselhaft daS Fundament ihres Glaubens erschüttert, wenn nicht entzogen. Eine Tal, au die nur em ge waltiges Genie sich heran wagen dürste, zu der aber das bloße Studium der Asivriologic noch nicht berechtigt. Goethe behandelt dic'e Angelegenheit auch einmal, indem er aussnicklicki daraus au'- mertiam mach«, man müsse sicst vorsehcii bei einem großen allge meine» Publikum mich nur „Terminologtevagoden" entzwei zu macke». Es ist dem vortrefflichen Professor in seinem Esser bei Grundiatz etwas entgangen, daß cs gar sehr »sichtig ist, genau zu iinlerickieiden zwischen dem, was angemessen ist, dem Ort. Publikum nstv.. nnd was nicht, 'Als Theologe von Fach kann er für feinen Kollegcnkreiö Thesen, Hnpotheseu nnd Theorien, sowie Ncberzcngungen auswrechesi m Fochichristen, welche nicht angängig gnszuipreckieu sein würden in einem populären Vortrag oder Buck'. Ich möchte nun noch einmal aut meinen persönlichen Standpunkt ren «ctzoi „ , . - zwei verschiedene 'Arten der Off-nbarnug: eine fortlaufende, ge wissermaßen historische und eine rein relwlwe aus die snätere Er- scheiiliiug des Messias vorbei essende Offenbarung.