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Dresdner Nachrichten : 08.04.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188104088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18810408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18810408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-04
- Tag 1881-04-08
-
Monat
1881-04
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.04.1881
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§r. - 8«lw » — k'rt iUt^, «toa 8. Fgeil 188t tage Mitteln Wlaenter, vom glücklichsten Humor durchleuchteter Red«: Dl« lvrotiv« de» Grietentwurss gebe» davon au», daß die Trunkenbeit Ist unerwünschter Welse überhand genommen bade. Stun, wa» meine Erfahrung, b. b. meine Beobachtung der Er« iabrungen betrifft. sHeiterktlt» so glaube ich vie Wabrnebmung gemacht zu haben, da» eigentlich seit längerer Zeit die Trunksucht eber ab«. a>- zuaenommen bat. ,Widerspruch.) Ich welk nicht, ob Ich in meiner Jugend rin schärlere» »luge gevnbt bade, aber mir begegnen setzt weit weniger Betrunkene aut der Straße und wenn ich Vergleiche» Studien von Jemandem dabe machen leben, Io war eS In der Regel ein älterer Herr mit weißer Binde (Hel- terkelt». der aber durchaus nicht ln mir ein Aergrruiß, «ondern antbeilvolle Fröhlichkeit erregte. Dann kann man sich der Wahr nehmung nicht verschließen, daß namentlich innerbaid der Gesell« schatt die Betrunkenheit weit schärfer be> und verurthellt wirb, alv e» srilber der Fall ivar. Die Motive behaupten, daß ln zahl reichen Volksschichten dle verbrecherischen Triebe durch die Staats gewalt nur unter Druck gehalten werden und in urwüchsige» Robbclt und Wildheit zum Auöbruche gelangen, wenn der Alkohol die Leidenschaft entfesselt. Meine Herren! Vor alle» Dingen sollte man sich vor solchen leidenschaitilchrn Motiven Hilten. Will man vom Volke etwa» haben, dann ist ev das große großmiltbige, opserbereite. für alle» (Nute leicht entstammte Volk - macht man eine Strasgesetznovelle, dann lst e» ein Hausen von Messerstechern, Trunkenbolden und anderen Uebelthätern. «Sehr wahr! links.) DaS Volk im Durchschnitt lst nicht besser und nicht schlechter, alö rer einzelne Mensch lm Durchschnitt, und wenn man von aus wärtigen Schmlerern die Verungliinpiung unserer Ration und unseres BolkScharakterö hört und liest, sollte man sich doch sehr hüten, den Herrichalten Gelegenheit zu geben aus die Motive der eigenen Regierung diese» Volks sich zu verlassen. Die Motive illhren auch ein Beispiel an, den Schneider Rodrigo in Madrid. «Heiterkeit.» (Sin spanischer Schneider i» den Motiven eines deutschen Gesetzes, daö dürste doch etwas Flickarbeit sein. (Heiter test.) Dieser unglückliche Schneider war «reit mehr verrückt aiS betrunken. GS waren l» seiner Familie allein 14 WahnsinnS- «älle konstatlrt, und da eö mit dem Verstände dieses spanischen Kleiderkünstlers auch nicht am besten bestellt war, so hat auch dav spanische Gericht — dessen Gesetzgebung ln vielen Beziehungen hier zum Muster angtstlbrt wird Veranlassung gehabt, diesen Mann treizusprecven. Diese Fälle haben gerade vaS Unglück, daß sie das, waö sie beweisen sollen, nicht beweisen. Das Gesetz selbst leidet an einer gewissen Eilfertigkeit, an Mangel an Durch arbeitung. Die meisten Gesetzentwürse, die uns letzt vorgelcgt werben, machen den Eindruck, als seien sic mit großen Uicistlft- zügen von einem vielbeschäftigten Manne aus das Pckpier geivor- «en (Heiterkeit), dein gerade Irgend eine Materie vor Augen kommt. Anstatt diese glücklichen .Kinder seiner augenblicklichen Laune (Heiterkeit , in den gehörigen Werkstätten ordentlich durch- arbclten zu lassen, werden sie gewissermaßen nilt de» (Sierschalen ihrer GeburtSstättc hier vor uns gebracht (Heiterkeit». Daö Gesetz ist ein sozial-aristokratisches. Indem eö sich eigentlich wenig außer der Atmosphäre des Fusels ergeht und de» Champagner und Mein und andere bonähige Getränke und solche, die denselben huldigen, ganz außerhalb seiner Schußweite läßt, ich hoffe icdoch von unseren Richter», daß sie sich nicht scheuen würden, auch einmal ln vie Region deS silbernen Pfropfens h'neinzngreifen. Gin schwedisches Gesetz bestimmt: „Verzehrt Jemand so un mäßig starke Getränke, daß er daran stirbt, — was glauben Sie, daß dann geschieht? - so wird er in aller Stille begraben. (Heiterkeit.) Ich wende mich nun zu dein Paragraphen, wonach mit Geldstrafe oder mit Hast bestraft wird, wer ln einem nicht unverschuldeten Zustande Aergerniß erregender Trunkenheit an öffentlichen Orten betroffen wird. Hier ist mir schon sehr be denklich da» „in elneni nicht unverschuldeten Zustande". Ge wöhnlich ist der Zustand der Trunkcnbcit ein unverschllidetcr; er beruht auf einer besonderen Stimmung, ans llebcrschätznng brr eigenen Kraft (Heiterkeit», er kan» sogar in dem Gefühle eines sehr anerkennenSwerthen Patriotismus wurzeln — (Heiterkeit» - ich erinnere nur an die patriotischen Feste, die »vir 'Alle mit Begeisterung feiern und wo der Einzelne »Ich vieucicht mehr die z Zügel schießen läßt. Denken Sie sich, cs mäht Ieiaanb eine Wiese (Heiterkeit), eine Beschäftigung, die allerdings der Krast- aniirengung bedarf und bei der es entschuldbar sein soll, die Kraft zu wecken; der Betreffende trinkt Cognac oder Rordhäuser, je nachdem er Gutsbesitzer oder Knecht lst. Ja, meine Herren, wenn der bei „etwas konträrem Winde" nach Hause geht, »vollen Sie ihm daraus einen Vorwurf machen ? Oder, wenn Jemand sich ans Verzweiflung über dieMicthösteucr betrinkt (Helterkett», soll daö nicht auch ein Grund sein, sich etwas mehr alb gewöhnlich zu erlauben? (Heiterkeit). Jetzt kommt aber schon der K :«»(> zur Anwendung: „wer nngebübrllck'cr Welse rnbestörendcn Lärm erregt oder grobe» Unfug verübt". D >S Klingclabreißen, das Schlldcrabreißen unserer studircnden Jugend, alle derartige Be schäftigungen. denen ja auch der gebildete Mann zuweilen sich hingtcbt, fallen unter daS Gesetz über die Bestrafung der Trunkcii- heit(Helterkeit). ZurRechliertigung teö in ecr Vorlage statuirtcn Strawollzugv verweisen die Motive au« das kanonische Recht; auch ich widme diesem Recht alle Hochachtung, die ihm gebührt, glaube auch nicht etwa, daß die Kanoniker nichts vom Trln'en verstanden, im Gegentbeil. (Heiterkeit.« Man tagt sehr hübsch: wer durch Völlerci gesündigt hat, muß durch Rüchtcrnhcit ent sühnt werde». Die Heilmethode besteht vielmehr darin, baß man einen durch Branntwet» auögedörrte» und ausgebrannten Plage» an konsistente Rahrung gewöhnt. ».«alte das Gesetz ein Mediziner gemacht, so hätte er gesagt: Die Halt muß täglich durch ein Beatiteak und zwei Gier verstärkt werden. «Heiterkeit.) Der Weg, auf dem man zu einer Verminderung res Lastcrö der Trunkenheit kommen kann, ist nicht der des Straigesetzev: möge man vielmehr vasür wegen, baß unschädliche Reizmittel, »vie Bier, Kaffee, Tbce, Zucker von jeder Steuer frei gehalten werde»; das in Verbindung init der Branntweinsteuer dürste zur Ver minderung der Trunksucht führen, e iner Ucbcrwcisung des Ent- wuriö an eine Kommission werde ich mich nicht widcrsetzcn, hoffe aber für meine Person, daß in der Konnnission mit ihm werde verfahren werden, wie init dem »chwediiche» Trunkenbold ans Grund deS K t deö dortigen Gesetzes: er möge in aller Stilic beigcsetzt werden. (Heiterkeit.) Der Kaiser hat dem Ministck v. Puktkamer iür seine Rede über dieAuS'ührung des Sozial:>.cngc<etzes seinen besonderen Dank auösprcchen lassen. In jener Prittkanicr scheu Rede wur den, wie man sich erinnern wird, die nichtSwürbigen MajestätS- beleibignngcn Moll'S und Hasscimann's wörtlich initgelhctlt. Der Wett laus zwischen dem früheren Grenadier Fritz Käpernick und dem Schnclliänser James King, sowie der zwischen einer 'Unzahl Korvphäcn des Rvllschu sporto hatte am Sonntag e«n überaus großes, distinguirtco Publikum nach den Räumen des Union-Skating-Rink in der Hascnhaide ln Berlin gezogen. Cronnet wurden die Wettläute durch neun der betten Rollschuh, iäuler, unter denen Herr Deotowötts Sieger blieb. Derselbe vurchmaß die Distanz von einer halbe» englischen Meile in t Minute 50 Sekunden. Sodann begann unter allgemeiner Span nung der Wcttlauf zwischen Käpernick unb King, an dem sich auch ein Schnellläuier von Proftision, Herr Advlst, bethelllgte. CS waren 250 Umläufe in Aussicht genommen: io Umläufe betrugen I englische Meile, also waren 25 englische Melle» znrückzulegen. Herr Adolfi erklärte sich indeß »ach i io Umlau fen, Herr King »ach uro Umläufen für besiegt. Crsterer batte in 1 Stunde 15 Minuten l l englische Meilen, letzterer in I Stunde 20 Min. Ui englische Meile» durchlaufe». Käpernick, welcher seine Gegner blö dahin um 8 Umläuft bereits geschlagen hatte, setzte dann noch eine Zeit lang allein den Laut «ort und inachte U»o Umläufe (ungefähr deutsche Meilen), also U> englische Mellen, in I Stunde llo Minuten. Unendlicher Bel- iall, viele Kränze und BouguctS wurden ihm für seine erstaun liche Leistung zu Tbcst. Gelasse» nahm er die 500 M. i» Em pfang, die James King gegen Ihn gesetzt, und die 50, welche Herr Adolfi seinem Chrgeiz geopfert, und begab sich dann — nicht etwa nach Haufe, sonder» I» den Tanzsaal der UnionSbrauerel, um sich hier durch Tanzen von seiner Arbeit — wie er sich auö- drücktc zu erhole». DaS Resultat dieses Wettlauicv dürste in rer Geschichte dev Fußsportö einzig dastche». Am Mittwoch wird Käpernick mit einigen Offizieren, die>hnhierzunuigeiordert, einen Geschwindmarsch nach Potsdam antreten und am nächsten Sonntag in der Unionöbranerei 50 englische Mellen in süni Stunden lausen, wenn sich Jemand finden sollte, der seine For derung hierauf annimmt AuS Dortmund wird geschrieben: Dle sogenannte» „Kro- nenhüter". eine Staiiimtlscvgelellscvast In der hiesigen Wtlthschait „Zur Krone", pftrgten sonst ciiilävrllch dem Fürsten BISmarck zu seine,n aus ven 1. April «allrnoen Geburtstag etn Fäßchen Kro nenbler zu senden. In diesem Jahre ist diese sonst übliche Sen dung unterblieben. Wir irren wohl nicht schreibt die „Wests. Ztg.", wenn wir die Ursache Vieser Unterlassung in der bekannten Aeußerung de» Reichskanzlers suchen, baß nur „unter blauweißer Etlguette" gute» Bier zu haben sei. Ungarn. In Budapest wurde ein mhsteriöser M vrd ent deckt. Im Wäldchen nächst dem Schlachthaus fand man die Leiche einer eleganten Frau lm Alter von 24 biS sto Jahre» mit Spuren vo» Warnung am Halse. Bel her Leiche fand man lvk st. Geld unb sonst nicht das geringste Erkennungszeichen. Frankreich. Oberst Br »göre, Ordonnanzoistzler deS Präsidenten der Republik, ist von Paris abgereist. um das Kommando über die Artillerie bei dem iür dle militärischen Operationen an der tunesischen Grenze bestimmten Corpö zu übernehmen. -- Viele tunesische Untertbancn haben Tunis ver lassen und sich zu den KrumirS begeben. - Eine von einem Händler i» Tunis an die KrumirS abgcsanbtc Kiste mit Flinten kugeln im Gewichte von ISO Kilogramm Ist von der Verwaltung der tunesischen Eisenbahn mit Beschlag belegt worden. - Im französischen Lager wird eine auS drei tunesischen Generälen be stehende Mission erwartet. Spanten. Dle hunbertthürmige Stadt am Guabalguivir, Sevilla, ist von schwerer Wassersnoth heimgcsuchl. Die Hällte der zweiten Stadt Spaniens steht unter Wasser, das Thal ringsum Ist in einer Ausdehnung vo» fünizlg Kilometer über schwemmt. viele Häuser mutzten, well sie Einsturz brobten, von den Bewohner» in Booten verlassen werde». Die Straßenbeleuch tung hat auigehört, weil die Gaöaiistnit überflutbet ist. Die Ernte ist vernichtet, rin großer Theil der Bevölkerung bereits brodlov. Auch andere nahe gelegene Distrikte sind überschwemmt. Der angerichrete Schaden wird jetzt schon aut mehr als lOMill. Francs geschätzt. Rußland. 5. April. Daö «»nizigjährige Dienstjubiläum deS Großfürst«:» Konstantin wurde nicht geleiert. - In Kijeiv hat der südruislsche Arbeikerbund a» den Sütwestbc,vn-Wcrk. stätten Proklamationen angcklebt, wonach eine Heradictznng der Arbeitszeit gefordert wird. Die ArScitSzeit des Mannes soll io, dle deö Weibes 6 Stunden betrage». Lobnerböhnng aus 2 Rubel täglich. CS wurde ein Termin au« einen Monat icttgcietzt. -- Die militärische Cernirung Petersburgs ist aufgehoben. — In WelgegonSk sind Baucrnunrnhcn auSgcbrochen. Irland. Die Nachrichten auö Irland lauten wenig tröstlich. In Fcrbanc hat die Anklagc-Iurv die Klage gegen nicht weniger alS fünfzig Land-Liguisten zurnckgewlcsen, welche ange schuldigt «rare, über Farmer und Geschäftsleute den gescilschatt- Ilchen und geschäftlichen Bann des sögcnanntcn „hocevtliiig" verhängt zu haben. Viele Zagdpartie» sind cibbcitettt, weil die Jagdhunde vergiftet wurden. In der Grafschaft Gaiwav mußten hundert PoUccme» anigcbolen werden, um bei masscnhaficn Pächter-Austreibungen zu assisiire». Die Liga sagte angeblich jedem Pachter, de« cs aut gewaltsame Austreibung ankommcn lasse, eine breinionatlick e Pension (?) von > Pfund Sterling per Woche zu. Die Fonds deö Central «CvmitoS In Dublin werden last nur noch aus Amerika geliefert, im Betrage von 20«>o bid llooo Wund Sterling pro Woche. Die Kapitalien gehen vo» New-Bork nach Frankfurt a. M. an Bankiers, welche mit dem amerlkaniiä'cn Geldmärkte Verbindungen haben. Tunis. Die KrumirS sind an der ganzen Grenze In Be wegung, alle Nächte werden Signalicucr angczündct. Die Kru mirS behaupten, von den Italienern unkeislüßt z» werde». Die französischen Truppen sind, wie ans Soukkaras gemeldet wird, augenblicklich zurückgegange», uni die Grenze gegen die Angriffe zu schützen, die Streitkräikc sind indessen noch nicht hinreichend genug, um die KrumirS in deren eigenem Lande zu züchtigen. Kenillcton. -j- Wie üblich findet auch dieses Iabr am Vorabend zum Palmsonntag dle Probe zur Matthäuö'Paftio» «in K. Hoftbcatcr, öikentlich und zwar zu kleine» Preisen statt. Da dies bei den ersten Annonce» nicht aiivkrücklich gesagt war, könnten Manche die Zugänglichkeit der Generalprobe übersehen. -j- AlS Oftcrftstopcr ist im K. Hofthcater Gramiiiann's „Triumphzug des GcrnianicnS" «Sonntag» in Aussicht genommen. AlS Drama geht GötbeS Fans! I. Theil iMontag« und Fans! II. Theil (Mittwoch) ln Szene. -j Fräulein S ophIc K ö»ig, die vortreffliche GeiangS- Soubrette, deren Mitwirkung sich daö Dresdner Rcsidcnztheatcr im verflossenen Winter vielfach crircute, kehrt wieder an die deutsche Musierbühne kür die Operette, an die Berliner Frickrich- Wilbelmstavt zurück. Vorher hat sic e n Gastspiel in Breslau kontrahirt und reist schon dieser Tage dahin ab, da durch Herrn LchwcighoicrS Gastspiel ein AbschietSbencfiz, daö sic hoffentlich nachbolen wird, iür jetzt nicht zu ermöglichen «rar. -j Heute Abend 8 Ubr findet im Concert-Saai des König!. Belvedere ein OsierprüstingS-Comert der Elevenstreicv- ta pelle deS.Herrn C. König statt. Z Der bekannte KunslschrislfleUcr Ludwig Pietsch hat Tnrjcnjeff'S Drama, „Daö Gnadcnbrod", deutsch übertragen. -! Von dem vorziiglichsien Kenner der keiitschcn Sprache, l)x. Daniel Sanders, ist ci» „Abriß der deutschen Silbenmessung und Vers tu n sl" erschienen (Berlin, Langenicbeldtl. die nicht bios den Poeten, sondern Allen, denen ein gutes Deutsch am Herzen liegt, mannichsache Belehrung bietet. Z In W i e n hat ein älteres Stück G u st a v Frevtag ' S „Die Brauiiahrt" das Publikum in Ekstase n-rsetzt, während cs vor 20 Jahren gar nickttS gemach« Hai. In die neuere Produk tion um so viel ärmer geworden, oder bat der Geschmack hetz PubliknmS sich io verwandelt? ! Die imposante Erscheinung unseres Kammersängers Paul Buiß alS römischer Feldherr und Trininphator „G e r m anic u s" in getreuer, scharscr Wiedergabe, fesselt gegenwärtig am Arnold scheu Schaufenster (Aitmartt) die Passanten. Die aus dem W. Höffcrt scheu Atelier hcrvorgcgangcne große Photographie ist nicht nur meisterhaft aufgesaßt, sie ist auch an sich ein fei» abgetöntes Bild -- das einzige Bcsrcmdliche. der mangelnde Schnurrbart, läßt de» gefeierten Sänger um so «»gendopci ,,„d „römischer" erscheinen. -j- Drei Hefte neuer Lieder, Ihrer 17, liege»! Di «Men. Friedet« von einem undesaniitc«: Autor, Inlins France vor, dem Bruder des DreSdcn-Londoner Violinisten. CS ist manches Un fertige. manches Unkorrekte in ihnen, aber im Ganzen iesieln die Stücke, weil sic einem hochgradig nervösen wirklichen Cmpfln- dungSlcbcn entsprungen sind. Eine unglückliche Liebe ist kam» mehr modern, man streift das heule leichthin ab. Herr Julius Franke zählt aber zu jenen träumerischen phantasievolic» Natu ren, die beharrlich einer einmal gefaßten Neigung nachhängcn, mcig's biegen oder brechen. Gedichte und Mnslk sind von einer Hand und die Ucbcrschriftcn und Motlo's geben der Pudlitation ein samiliciidramntischeS Gepräge und man trägt ganz neugierig — wie »lag die „Clara" aussehcn.der all diese LicbcSapostropbcn gelten? Auch musikalisch nach Melodie. Harmonie und RbvthmnS sind die Hefte sehr deö Ansehens werth, voller noch ungeregel tem Talent. Pcrmisciitcs. ' Die richtige Z i m m c r w ä r m c. In einzelnen Zeitungen macht Pro«. Rcciam au« dic Nachtveilc einer zu starte» Zimmcrhciznng auimertiam. Wer die Zinnncrwärme über 15 Grad erhöbt, wird bald merken, daß sein Wärmcdcdürsniß sich stets steigert und bald 17, ia 20 Grad nicht mehr genügen. DerGrund ist folgender: Belm andaucrnt starten Heize» trocknen die Wände sowie die im Zimmer befindlichen Gegenstände aus. Je mebr sie ihre Feuchtiglcit verlieren, um so »«ehe saugt die trockene Luft die Feuchtigkeit da aus, wo sic dieselbe kait allein noch finket, bei den Menschen. Dle iiiimcrkllchc Ausdünnung der Haut und Lunge wird gesteigert. Da nun diese Berduiistung von Feuchtiglcit »nS viel Wärme entzieht, so wird durch die ge steigerte Ofeiiwärme allmälig auck'daSWärmcbctüiiniß gesteigert— und der Ofen erscheint aiS bester Freund ein Feint', denn in der erhöhten Zimmerwärme dünste» auch alte anderen Gegen stände mehr auS und die Luit wird verschlechtert. In der warmen Lust athmen wir weniger Sauerstoff «unser iwthwcndigeSLcbcns- bedüriniß!» und der Stoffwechsel wird langsamer und geringer — der Appetit mindert sich, es tritt mürrische Stimmung ci». der Schiai ist kurz und unruhig — alle Verlichtungen beS Körpers lassen zu wünschen übrig. - Da haben wir das treue nno be trübende Bild der Burcanarhelter. der älteren Kanfteiite. der viel Im Zimmer lebende» Frauen und alte» Mädchen, kurz der meiste» St»hei»»cnschc» ini Winter Nur Diejenigen, welche ihrem Oien niemals gestatten, die Luft übe« >5 Grad zu erwär men, sind diesen Leiten »lebt unterworfen. ' Etn chirurgischer Meistersang wurde bei dem Stiftiliigöftfte der Berliner medizinischen Gesellschaft gesungen: „DaS Lied von der inneren Chirurgie" von Do. I. Hirichicld. Alle Strophen eigne» sich nicbk !ür eine größere Oeffeiftlichkeit, die folgende» aber mögen Scherzes halber mftgcthellr werden- Manch Arzt zerbricht sich noch den Kops Mit innerlicher Kur, Eö nickt ja nur der alte Zvps Aus Pillen und Miptur. Die hochehrwürt'ge Therapie Nicht 'mal den Schnupft» zwingt, D rum Preis der inn'ren Chirurgie: «Nur sic uns weiter bringt. Herr Billrvtb schneidet ohne Harm, Zurück bleibt kein Atom, Ans Mage» und Zwölsntigerdarm Ein Ricsencarctnom, Ganz Karlsbad wirb vor Schrecken siaer. „Herr Gott, was wird daraus! Bald kratzt er jeglichen Katarrh Mit schärft»! Löffel and!" Dav kranke Herz In ArbcilSguai Plagt ab sich mit dem Blut, Statt der Genesung voller Schal Crlffelt'S 'neu - Ftngcrhut. Ist setzt ein Ostin»! abgenutzt, Ein Zipfel abgeipreugt, Wird sein die Klappe zugcsiutzt Und wab zu weit, verengt. Mit Glanzcriolg bei Neuralgie Dehnt man deS Nerven Stamm, Und phänomcnt nicht gut dah Knie, Dehnt alle man ziisamm', Aui Lisicr! Wir erlcbcnö noch, Wird Jemand elwaö dnnnn, Daß mm! im Schädel macht ein Loch Und lockcrt'S Ccrehriim. " Die „Preußl!chcn Iahrbüch er" enthalten ln ihrem neuesten Heile vom März d. I. unter der Uetze«schrill: „Ein Wort zur Ver st ändi g n a g über die jetzigen Studenten- v erba i tu Isse" einen Aussatz, der in allen Kreise», denen das Wobl und Gedeihen der stndircndc» Jugend am Herzen liegt, die crnstcsic Beherzigung verdient. Der Verfasser bezeichnet den geradezu unsinnige» Lupus, der aui mehreren Univcrsilätc» jetzt getrieben wird, alS einen Ucbclsiant, der im höchsien Grabe be dauerlich erscheint. ES gilt nicht mehr, so heißt eö in dieser Beziehung, Gentleman, sonder» reicher Gentleman zu sein, und über die Sucht, reich z» schcaici«, werten Schulden ausgehäust und ganze Familien in bitiercii Knmnicr gestürzt. War das Be streben, gegenüber der trüberen ialopvcn Haltung in Kleidung und Benehmen anständig aniziftrcicn, ein wobldercchiigteS, so ist der junge Student jetzt Plulokrat, Dandv in den elegantesten Kleidern und a»sS Sorgiätligslc vom Friftur, bei dem er nicht leiten abonniit Ist, aufgestlitzt. Am der Eisenbahn wirb erster Klasse gefahren, nur auSnahmöwcisc kann man sich die zweite er lauben. Zu Dreien oder Vieren kann man eine Droschte an ständiger'Weise nicht hemmen. Der „Freindcnpnmp" ist eine Last, unter welcher die Corpö zu erliegen drohen; auf manchen Universitäten ist eö selbstredend, daß die ircmdcn Studenten, welche hingekommcn sind, um cinc l'i-a pniria-Suitc auszumachcii, aui Kosten der beircimdclen Verbindung im ersten Hotel untcr- gcbracht und am daS Lurnriöscsie bcwirthet werden. Wir haben selbst gesehen, daß Verbindungen ln einem Korso der GcburtS- und Geldaristokratie sich aus brillant auSgeslattctcn Wagen de- theiligten. Wir könnten auö mehreren Wahrnehmungen und Criahrungen diese «Auszählungen der unsinnigsten Luxusausgaben, die in gewissen studentischen Kreisen beut zu Tage üblich sind, noch beträchtlich vermehren. Hauptsächlich aber sind eö die Korps, die in dieser Hinsicht den Ten angcbcn und durch deren „Nobeisncht" heute wobl auch andere Verbindungen zu einem thöricl'ten Wetteifer verleitet werten. Gerate darin aber liegt unseres Crackstenö der tiefste Schaden, an dem daö heutige Ver bindungswesen trankt. In Folge dieses verwerflichen Luxus, der seitens der Korps getrieben wird, muß natürlich die Mlt- glicdcrzcibl kcriclbe» am einen sehr engen Kreis besonders reicher Studenten beschränkt bleiben, und zwar zum großen Schaben des in ihnen herrschenden Geistes, kenn die reichen Wechsel, weiche tieft wenigen bevorzugten Studirendcn den Korps zuführcn, stehen nickst selten im mngekebrtcn Verhältnis; zu der geistigen Kapazität, die sie niithsinacn. Mit Recht weisen die „Preußischen Jahr bücher" daran« bin. daß derartige von Witz und guter Laune übcisprutelnte Aufführungen, wie sic vordem an den berühmten „Hostageu" der Brcklauer Korps oder bei dem Zobtcn-Konnncrb derselben üblich waren, jetzt «chon der geringen Mitgiicdcrzahl «regen kaum mehr möglich sind. Jene wahrhaft glänzenden Re Präsentationen des studentischen Geistes wurden mit vcrhgltniß- mäßig geringen Mitteln -xi «Wege gebracht, während man jetzt bei ähnlichen Veranlassungen durch äußeren «Answand den fth- lcnden inneren Gehalt zn ersetze» sucht. „Um anständig und heiter zu sein, braucht man nickt alSMokciournal hcrnmznlaulcn und Sekt zu trinken." Mochte» kiese sehr zeitgemäßen Mah nungen In studentischen Kreisen und bei «Allen, die cS mit nnscrer Ztudircndcn Jugend wohimclnen und die in dieser Hinsicht einen (Einfluß aiisziiübcn vermögen, aui einen irnchtdarenBoden fallen. ' Ersparnisse eines ehrlichen «Präsidenten. Der „(«lcvelank Hcralt" veröffentlicht Folgendes über das Salair und die Ersparnis,c deö «Präsidenten HavcS: „Wat- an den Be richten über die angchiichcn Eriparniffe, die Er-Präsident Havco von seinem Salair gemacht haben «oll, wahr ist, kann in weni gen Worten gciagt werden. Der Geiammtdetrag dcö vierjährigen Salaird ist 2«»>,«><!'' Doll. Die Kosten seiner Steilung während jener Zeit beiieftn sich aus ttsg.ooo Do!I. Hätte il m der Kon greß die 400» Doll, znrüctcistattet, die er iür die Ankaadcn der von ivm nach Louisiana gciclffccie» Vertraucnsmänncr bezahlte, dann würde sich seine Ersparnis- am 7(>,000DelI. belaufen baden. So wie cs ist, verließ er sein «Amt mft «M.ooo Doli., die von seinen! Salair übrig gcvlicvc» sind. 'AIS er Präsident wurde, war er mit einer Schuld von '.«o.ooo Doli., mcittcnthciis um Rechnung von «Vermächtnissen belastet, die aus dem «Virchard- scl c» «Vermögen zu zahlen sind. Bon seinem «präsidcntcnicha-iS- Salair bat der «Präsident davon «',(>,oo«> Doll, ve-ablk, so da«- die ganze Baaricbaft, die ihm nach Adlam seines Pr»sidciftc»schaflS- terminS zur «Verfügung steht, nicht mehr alS «looo Doll. bclräcst. * D i e E n t h u s i a st t n. «Adbö Liszt kommt zum Musiiftst nach «Wiesbaden. «Am Kurtzanic machen einige « lindert Damen Oueiie, nin ihn zu erwarten. Eine verspätete Eiilhiiffast n stürck schier aMgelöst am den «Portier m und «chrcft i!» atl'cinlek an: „Um GotteSwItlen, wo ist der Abdö c . ." Portier «zeigt init dem Finger): „Dort unten, die zweilc Thür «inkö . . . üicr nt der Schlüssel. . «Abends cl»gctrol>cnc «Vörscn. Wt«», 7. «?!;>.!>. iSa>l>lf.c>'ur!o ei-7 »Mcic«!-!! vi'rlc. 'S. G. «irvdilacUc" - i' I> -Acii Pa»!«>«nt» 7nS,> «irrdtlak»«!» »7-- i-> doe>g«i e-,.'-i WienVaiiwrrloirv, LUbcrrciu,: 77,eu «.1. -uccn- !U", Uiui. Kredit «oldrrntr »g »> SdrU-Ic, i .11 g.Lßa-ßl»»-', wk»Ikttzam». 7.7.,» Un.-mr. Gold». 11.7 .vc«:-.)„-Ä»s«r.-?>i:!I »ß>r!>ivA«>e!:n IMvcr 0ov«e nu, I«7,,-> l':,ii»'d«rs Lombardcn Ii o 'cUivolrviiSd'-! p.o" Äoiwaim ^raiitsuri, 7.'.'NnU. Ädend 7 Cccdl! «Ist«. e.-ter Lovje tzileerrrnte -. - 0'>gd>ctt«c Uii.^i. "l'>«>lenlc 'd'/«. --"rv!>«„«"'>! PapiermUe —. Al'qgiliU'lich« ^ „ Aic». . Uvedil Ll-.U An«>».«n!ir.P. ! U.u". R'wole-nrd'or !' eo. S'aUcier 77 Geldrcittc >>'!,!'!. »uqn. 0>o«drcnle N5.U» Marliwtcn e,'<i 7»> WcchsclParls -cü.xu IW,70 WeÄclgronI'. rn.-lü ffrsiesl. Tiaai?«'. sein/,, ül'ii.l'ae!'. eeillgeo WK«/.. Leslkrr. - . l!. bilkiit eu. NiMr. A>:'.7S. Lomdard. NS.SN. Pevlerr. 7Y.W. ^isterr. 7,.c>o. - NlMlldw'icht. TlMiciicr SS,77. Par «--, 7. lTllNuso« Rcitte 8Z.I0. Milk«!,': IL0.: Slaalldalr.! e>77.7c>. Somdarden 2I7,,uo. do. PriorlliUcn AI. SadtUcr M2. °7rl«crr. U'oldr-ntr 70'',,. — Mal«. Pari» ;P radn k > ein. 7. ?wri:. «Li!'«»!,!. Mcizcn tlpr» 2V.70. ?-rvt.geitdr. 27.77. -Pinlus M'N« >!'. SrpU'l.-Tcclir. >77.77. MtzlNidieo LUIdb! April 70.L». Tcrll>r.-Trgu 77.7". MHIg. >n«is,krda>tt c«Lr 0 d» ktei», >.April. Echl»b.1 Wcixcii Mai —. Novbr Roggen Mot 247. Q«tol>er 2V«'.
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