Volltext Seite (XML)
88» „Gehe doch ins Kasino. wenn Du Dich langweilst! Dn kannst doch wahrhaftig nicht der- lange», daß lvir um Deinetwillen immer zu Hause sitzen!" Aber er war eben schlechter Lannc. weil er sich mal wieder über ein paar Leutnants geärgert hatte." ..Da6 ist sie Frau des Obersten, nicht wahr?" sagte Frau Minna Letzner leise zu ihrer dichte Estin. die sich an ihre Seite gestohlen hatte. Sie erkannte eine von EillyS Zeich nungen >» der ungewöhnlich korpulenten Dame, die so gemütlich durchs Zimmer »vatschelte. und unaufhörlich ipreclnnd rcckts und links Händedrücken und freundliches Kopfnicken Wendete. „Frau von Preusberg — ja wohl; die beiden zarten, bleichsüchttgen Mädchen sind ihre Töchter. Hedwigs inttmst« Umgang. Mir sind sie ein bißchen zu zinrperlich. Und jetzt, passe einmal ans. Tante Minna! Jetzt erfolgt die feierliche Begrüßung zwischen der eichen und der zweiten Dame des Regiments." Sie deutete verstohlen auf die Fra» Oberstleutnant, die mit sauersüßem Lächeln der Kommandeuse einen Schrill entgegen kam und sich von ihr die Hand schütteln ließ. „Ach, auch da. Frau Rothenbach?" sagte Frau von Preusberg behaglich. „Ra, dann können Sic- mir m gleich b,-ivflichten. Satz es schrecklich ist. wenn di« Männer über Ungemütlich kei! im Hann- klagen, nicht wahr?" Fch bedauere, ich kann das nicht." versetzte Frau Rothenbach sieif. „Mein Mann findet es zn Haute nie ungemütlich." „So? dann sind Sie in glücklich daran." meinte die Kommandeuse scheinbar unbekümmert. „Ihr Mann freilich, der bat es gut! Solch ein Oberstleutnant hat ja auch schließlich keinen Aarger, keine Verantwortlichkeit nichts zu ln». Der braucht sich eben die Laune nicht verderben zn lassen! Er ist nicht Fisch und Fleisch und läuft sozniageii als fünftes Rad am Wagen mit!" Frau Rvihcnbachs lange Gestalt wurde noch länger, ihr spitzes Gesicht noch spitzer. „Ich bitte sehr. Frau Preusberg. mein Mann kommt sich durchaus nicht überflüssig vor!" versetzte sie scharf. „Er hat ia immer so viel für Ihren Herrn Gemahl zu tun. der sich alle Augenblicke von ihm vertreten läßt, wo es ihm selber gerade nicht paßt." „Die beiden Tamen können sich nämlich nicht riechen!" flüsterte Cilly freudestrahlend der Tante zu. Sie ivar der imme- ichärfer zngespitzten Unterhaltung mit unaussprechlichem Vergnügen gefolgt, während ihre arme Mutter wie auf Nadeln stand. „Dürfte ich jetzt bitten, gnädige Frau." sagte die Wirtin nun hastig zur Frau von Preusberg, mir emer einladenden Bewegung nach dem Eßzimmer, dessen Flügeltür«'» der Bursche teierlich zurückgeick-iagen hatte. Die Frau Oberst war bei de» Worten der Frau Oberstieu'nant puterrot geworden. Es sah satt aus, als ob sie heftig werden wollte. Aber der liebliche Duft von dampfendem Kaffee und frisch gebackenem Kirchen, der ihr aus dem Spelf-Mimer entgegenströmle. schien wie Ocl über die erregten Wogen ihrer Seele hinzn- gleiten. Sie hob lauschend das runde Haupt — wie ein Pferd, das Krippe wittert," bc- nicrkie nachher die naseweise Estin höchst unehrerbietig zu ihren Schwestern — ein freund liches "ächeln spielte um ihre vollen^ Lippen „ud Frau Letzner atmete ans. Vorsorglich hatte sie bei der Tischordnung ihre Schwägerin zwilchen die beiden feindlichen Damen ge bracht. Sie beglückwünschte sich jetzt innerlich zu dieser vortrefflichen Anordnung Die alleren Damen nahmen in der angewiesenen Reihenfolge Platz — die Hausfrau zur Linken der Kviilinaiideuie — dir lungeren Frauen schien sich nicht so streng nach dem Dienstalter. Bei ihnen sollte Agnes die Honneurs machen. Die jüngste Jugend hatte aus Hedwig und Eillys dringenden Wunsch einen Separattisch bekommen in der tiefen Fensternische des großen Speisezimmers. Der Bursche ging herum und balanzierte mit ängstlicher Miene das Brett mit den Kaffeetassen, die Annes am Rebentische gefüllt hatte, ans den weißliaumwollenen Hand- schuiwu. Frau Letzner setzte Sahnengietzer, Zuckerdose, Kuchenteller iu Bewegung, die Damen, bedienten ttcl». die Handarbeitstaschen wurden geöffnet, die Frau Oberst wickelte ihr Strickzeug an.!. Es war ein feierlicher Moment, eine Minute der Sammlung, der still schweigenden Vorbereitung ans die große Kassceschlacht, die Ruhe vor dem Sturm! Fran von, Preusberg blickte prüfendLber den Kuchenteller. den Iran Letzner ihr priiscniierie. Sie aß leidenschaftlich gern Süßigkeiten, und ihr Antlitz verklärte sich noch mehr beim Erblicken einer wundervoll geratenen Sandtorte. „Ah! Selbsigebacken?" fragte ff- liebenswürdig. „Doch nicht, gnädige Frau!" verletzte die Wirtin eifrig. Sie mutzte Schwägerin Minna ,o schnell wie möglich a:ffs Tapet bringen, ehe die Frau Oberstleutnant die Unterhaltung an sic!» reinen konnte. „Die Sandtorte ist ein Geschenk meiner lieben Schwägerin." Fran von Preusberg nickle wohlwollend. De lvar bereits mit dem ersten Stück fertig. „Großartig!" sagte sie in vollste'' Anerkennung. ,F>aß Sie dazu noch Zeit finden, gnädige Frau, ich habe nur immer gedacht, daß so eine Schriftstellerin den ganzen Tag über am Schreibtische hockt! Eine Eonsine meines Mannes schreibt auch — dafür ist das aber auch eine Wirtschaft da —! Ra, ich danke, dcr arme Mann kriegt nichts als verbrannten Braten und versalzene Suppen. „Das ist allerdings betrübend," sagte der fremde Gast ruhig. „Mir ist es besser ergangen, meine Töchter haben mir schon frühzeitig die Sorgen und Müden dcS HaushcstlS tragen helfen, und seit fahren bereits lasse ich bequeme, alte Frau eigentlich chnen das Regiment im Hause. Den Kuchen da habe ich auch erst zu sehen bekommen, als ich ihn einpacken tollte." ist mir völlig un verstau mit dem fährb Äs sei ^fau Ara» Ro, «klärte sie streng, i »ädcheu und sie di Mmnent Ruhe " ' müßte!" -Sie Rothenbach sah sie unwsttta , überall, auch in der harmlosesten Rede, eine unsreundli war um so freundlicher. „Weil Sie sonst die Freude empfindet, wenn sie die Tochter an ihrer Hand zaghaft Geheimnisse des häuslichen Wirkens eurdringen sieht!" Die Sprecherin machte eine kleine Pause und sich te Aufgabe soll doch sein, die jungen Seelen ti beizubringen von den Pflichten, „Da» inna Lehn« dlichl Absicht wittern. Die Antwort ennen würden, die eine Mutter erst, dann immer sicher« in die »Unsere. einen Begri gefordert wird." Die machtvollen, blauen Augen d« Witwe streiften die erhitzten, «laubige« .entrüsteten Gesichter ihrer Nachbarinnen. „Ist daS die erste Ausgabe br dann bescheiden, ab« fest fori: tüchtig zu machen fürs Leben, ihnen die sie erwarten, von der Arbeit, die von ihnen m>- .... ^ »fer ner Mutterliebe?" fragte Fra» Rothenbach in herausforderndem Tone. Und Frau von Preusberg legte ihre fette, kleine Hand gutmütig auf den Arm der Fremden: „Das alles lernen die Mädels noch früh genug, meinetwegen erst, wenn sie sich verheiratet haben!" sagte sie behaglich. „Glauben Die mir's, meine Beste! Wozu ihnen so früh mit dem Ernst des Lebens kommen ? Man verbittert ihnen damit nur die knappen Jugendjahre!" „'Das würde ich auch für ein großes Unrecht halten," sagte eine kleine, zierliche Dame, Sobald sie erwachsen war. nabe ich sie aus Reisen, zum Besuche bei reichen Verwandten und Freunden geschickt, wo sie in einem wahren Taumel von Vergnügungen lebt. WaS könnten wir ihr hier bieten in unserem kleinen Haushalt mit den vielen jüngeren Ge schwistern. bei unseren knappen Mitteln? So hat sie doch wenigstens die kurze Jugendzeit liindurch nur freudige Eindrücke." „Und wenn diese kurzen, knappen Jugendjahre vorbei sind, gnädige Iran?" fragte die Witwe ernsthaft. „Was wird dann ans unseren Töchtern?" „Üly! die berühmte Frauen» frage!" ries Frau von Preusberg in wegwerfendem Tone. „Kommen Sie mir damit nicht, liebe Frau Pastor, all die Sorg« und Rot ist mächtig übertrieben." „Sie ist da. gnädige Frau! sagte Minna Letzner ruhig. „Sie steht vor der Tür, sie tritt uns überall entgegen, sie schaut uns an aus hunderttausend bangen, traurigen Wc-beraugen. Wir können uns dieser Ueberzeugung auf die Dauer so wenig verschließen wie dem Sonnenlicht." Fran von Preusberg rückte unruhig auf ihrem Sessel hin und her. „Was wollen Sie aber, daß wir dagegen tun sollen!" meinte sie gezwungen. „Wir werden diese Frage allesamt nicht lösen." „Gewiß nicht. Wenn sie sich so leicht mit ein paar allgemein gültigen Regeln löse» ließe, wäre sie nicht so zwingender Notwendigkeit, zu solch bitterem Ernste an- aewachsen. Aber wir können doch, jede an ihrem Platze, Mitwirken an dem Werke innerlicher Befreiung, die dem Weibe not tut — innerlicher, sage ich! Frei wird das Weib sein, das gelernt hat, seine Kräfte nutzbringend zu verwerten, sich selbst eine Lebensaufgabe, ein Arbeitsfeld zu schaffen, das seiner ganzen Beanlagung entspricht. Die äußere Unabhängig keit wird dann nur der Ausdruck dieser inneren Befreiung sein und beglückend zurnck- wirken. Diesen Segen können wir unseren Töchtern nicht früh genug teilhaftig werden lassen — cs gibt keine bessere Mitgift für ihr künftiges Leben!" Minna Letzner schwieg, fast verlegen, daß sie sich zu solcher Aussprache hatte hin- reiße» lassen. Eine unheimliche Stille trat ei». Die Damen ringsum sahen sich betreten, kopfschüttelnd, unangenehm berührt an. Die Hausfrau, in peinlichster Verwirrung, hielt cs sür angebracht, der Schwägerin zu Hilfe zu kommen, die sich — leider! — mit wunder- baren Ansichten vor all den Damen etwas blamiert hatte, und sie sagte deshalb in ent schuldigendem Tone: „Wenn man. wie Du, liebe Minna, auf dem Lande lebt, bekommt man schließlich eben eine ganz andere Auffassung von vielen Dingen! Und von Deinem Standpunkt aus ist eS za gewiß lehr richtig, daß Du Deine Töchter — so selbständig erzogen hast. Die lieben Mädchen haben leider auf dem Lande so wenig Gelegenheit" „Gelegen!,eii? Wozu?" fragte die Schwägerin erstaunt. (gorvetzung folgt.) Am I. Juli neu hin;,»tretende Abonnenten erhalten die vollständigen Exemplare der „Dresdner Nachrichten" mit dem Anfang des laufenden Roman« bis Ende Jnni kostenlos zugeftellt. LO krorvat Rabatt auf nachstehende Sommenvaren, um sofort damit zu räumen. I in Gr 4 in Gr 4 »«-«„Moll. ganz dünn, in Gr. 4 I durchbrochen, in Gr. 4, 'Alle dazu paffenden 1Io8«i» in Gr. 4 . . ä 2,55, ä 1.25 bis 2.15, n5.7.>. ä 2.15 bis 2.5». ä »» ' bis I.»5. abzügl. abzügl. abzügl. abzügl. abzügl abzügl. abzügl. abzügl. abzügl. 1» ^ 1»N I» I» °il I» ^ 1« I» ",i I» I» I bunt u. einfach., schöne Muster, «5» bis 85-^. «nntv 8t«iii„pt«-, gemustert und einsardig, n 5» bis 75 ^. I u«,» ä »» s dis 1.25. 8el»«u« 8t«ümp»v, daltbare Qualilär. ä 1.5» und 1.75» un«> I»«tei,t-8t^ünipke, n 15 bis »» H, abzügl 1» °» tziulnuiei'Iialltl-tokaliv, Flor, Zwirn. Leinen, Seide dnrcbbr. :c. n 18» 25» 55» 5», »», 75 0-, 1.»». teilweise abzügl. 1» °c! 1-ziex. mit Spitze. a »» bis 5» ä , abzügl I» "ü «lacvIiaiKlsodal»«, ü I.»». 1.5». 1,75, 2.V». 2.5». abzügl 1»» z 1. reinleinen, garantiert 4 fach ä Stück 55 V. pro Dutzend k»Ia11nn»i-1»atvi,«-I4orsetts, leicht, elegant, haltbar, statt 10.50 nur 5,5». »»r Iltnisrki «, I. Ltnxe. Rabatt. Rabatt. Rabatt. Rabatt. Rabatt. Rabatt. Rabatt. Rabatt. Rabatt. Rabatt. Rabatt. Rabatt. Rabatt. 5.»». vr. I^abmami's veoetsdile der Lubmilcb rnxezettt, bildet das derölatterwilcb xleiebkomivendsre tiLkruo8»mittel kür LauxliQxe. -lao verlange auskubrliebe XbbavdluQ^ vor» Level LVeMen, SLLMirMoil. M im Msrn 8is M MN. vmil 8ie niiMöieiits ÜSRSi'diilig 8Sld8t «« schrieb am 10. v. M der Direktor einer der ersten Aktien- Geiellschaste» Sachiens an einen meiner Schüler, nachdem er dessen Bewerbungsschreiben I I Tage vorher abschlägig bc- lchicden hatte, weil die Schrift nicht genügte. Znsiaber der Rackowschen Unterrickitsanstalten für Schreiben. Handelswifsenschaft und Sprachen, 0re8«I«a, L.«-IpLtk, Altmarkt Nr. 15. Universitätsslraße -. Ls « 8 « der K. S. Landeslotterie empfiehlt M.M llibtim, Kmlckuo» Schloststraste IS, I». Dresden. »«rvnii lux silent Auskunft kostenlos. Wilsdruffer Skr. 2V. dl»»«»». Tlixnon- mit herrlichem Don. wenig gebraucht, empfiehlt als besonders preiswert 1ÜI 7SO Akk. H.wolsfraniiir, Ein ^)iannis zn taufen gesucht. Adr. m. Preisang. »nt. U. 58» Erp. d. Bl. erbeten. KüIiküInM mit 13 cm .starken tckanLer. ganz beionders billig zu verk. Roiemtr. 51. I. r. zu Knabenanzüaen und Herren- Hosen, tz 3>/r Mk.. Poliers>r. 23 flsliiims klUel, ll<>rwo«>M8. WW Sms. «ikik. TM auch VvIlLLllIlLNx. Stviroodore, Johann Georgen-Allee 13. Part. LIraiiimvplivne, »roplien, I»Iatte« »n» IValL«» dUULnt. k°vsr. WS,LL»..-. Asor «Ilenv H wolli« noeN: Isinchen-lfMen. INoliiii «nlrei» — No««»ni»nItQi», Stuck 25. SO und 100 Pf. L«88«, Tchcffclstraße Nr. LS. ^1«r«t« V«-nltiiuk. Zeige hierdurch ergebenst an, daß ein großer Transport erst klassiger, hervorragender HL »KV» emgetrvfsen ist. Darunter befinden sich mehrere Paare schnell« Acnafte, Stuten und Wallache, passende Paare, sowie flotte Doacartvferde. Sämtliche Pferde sind ein- u. zweispännig komplett cinaefahren in veffcbiedenen Großen und Farben und stehen zu soliden Preisen zum Verkauf. Dresden-N.» Hotel Stadt Coburg. . Telephon Amt U. 6S4. Ein 5. Transport NoeI»«Iv8«i»tvr, Liräl» tlger, vvUfälirlser ist zum Verkauf wiednnni in vre««!«». HVte,»«,- H vin-L-vio dem Hauptbahnhof. eingetroffen. Die Wagenpferde sind stadtsicher und komplett gefahren, in allen Farben, die Reit pferde komplett, militärsromm, sür zedeS Gewicht und Größe paffend. Die Verkäufe werden unter weitgehendster Garantie und unter den kulantesten Bedingungen abgeschlossen. 8vI>LiLi»- n Rittergutsbesitzer. UHL Salbverdeck. Vis-ii-vis mit Verdeck. 2 Jagd-, 4 Selbstkutschi««. Wiener. Oppenheimer, Gigs, sowie 2 kompl. Gummi - Dogcart- Gesvanne mit schnelle» Pferden, auch einzeln, und mehrere schöne Einspänner preiswert zu verkaufen. ««»»»v «Sdlvi-, Rudolf-Str.», beim tzicustüdter Bahnhofs 2«S, ^M>t II.