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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.10.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19271024013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927102401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927102401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-10
- Tag 1927-10-24
-
Monat
1927-10
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.10.1927
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Ar. SO» S«II« >r Briesstaslen. Sprechstunde, de» vrlefkaftaupukal»: S>'ormittag» «außer an Sonn. un» Felertageni täglich ,«n ll bis ^1 Uhr: nachmittags nur Montag» und Mittwoch» von b bis S Uhr. Schriftlich können «„fragen nur deantworlrt wtr»«n. wrnn Rückporto betgesügt ist. *** Sächsische Gesandtschaften. »1. Met» Schreiben betrifft den Aussatz .brauchen wir eine sächsische Gesandt,chaft?" Mir ersckxinen die Unterhaltungskosten der sächsifchen-Gcsandtsä»,ft in Höhe von 205 000 M. jährlich reich lich hoch. Kann und darf man als gewöhnlicher Sterblicher mal einen Einblick in den HaushaltungSplan dieser gewiß nicht »„nützen Handelsvertretung bekommen? 2. Gab oder gibt es noch sächsische Gesandtschaften in Bauern und anderen Länder»? Wenn ta: ließen sich diese Einrichtungen durch die 'Vertreter der sächsischen Handelskammern ersetzen? 3. Gibt e» stäiiöigc Vertreter der sächsischen Handelskammern in Berlin und den Landeshauptstädten? 4. Wie wär's mit einer „Anti» Larin-Wväie" in Dresden?"' — l. Der Haushalt der Gesandt schaft in Berlin steht im sächsischen Staatshaushalt. Diesen eunmelien wird sich in der Bibliothek des Landtags Gelegen, heil finden. Eo gibt noch eine sächsische Gesandtschaft in München, die lieben Bauer» auch Baden und Württemberg betreut. Ob sich diese Gesandtschaften durch Vertreter der Handelskammern ganz ersetzen ließen, entzieht sich dem Urteil des Briefkasten- oiikels, der doch schließlich kein Politiker ist. 8. Die sächsischen Handelskammern unterhalten eine gemeinsame Geschäfts stelle in Berlin, Hinter dem G-icßhause 3. Der Vertreter war früher Beamter einer sächsischen Handelskammer. Außerdem sind die sämtlichen deutschen Handelskammern im .^Deutschen HandelSiag" znsainmciigcschlosscn. 4. Sine „Anti-Lärm-Kund- gcbnng" wäre gewiß sehr zu begrüßen, wenn Ne nicht ihre Propaganda selbst mit „Pauken und Trompeten" in Szene setzt. *** Treuer Nesse. „1. Könntest Du mir sagen, in welchem Berlage das 'Buch .„König August und sein Gold- schmicd" erschienen ist. Es spielt zur Zeit Augusts des Starken. Bon wem cs ist, weiß ich auch nicht. 2. Wie macht man Gram- mvplwnplaticn, die sich von der Sonne gewellt haben, wieder gerade?" — l. Der Noma» „König August und sein Gold- schmied" ist von Frairz Carion iDeckname für Franz Lubo- jatzkij, der ein wahrer Augnst-öer-Starke-Romanfabrikant war. Das Werk erschien in drei Bänden 1870 im Verlage von C. I. Günther in Leipzig. Später wurde es mit den anderen Nomanen Carions von Alexander Köhler in Dresden neu- aufgelegt, ist aber wieder vollständig vergriffen. In der Dresdner Liadtbibliothek ist es in einem Bande gebunden vorhanden, da kannst Du Dir's entleihen. Neuerdings be handelte dasselbe Thema Karl Hans Strobl in dem Noman „Das Geheimnis der blauen Schwerter". 2. Wenn Tn die verlogenen Grammophonplattcn wieder gerade machen willst, wird s unweigerlich Bruch geben. *** 'Nichten Anne und Marie. s21 Pf.) „Unser Onkel erzählt uns. daß es in der Nacht vom l2. zum 13. Ok tober in Dresden strichweise, z. B. in der Münchner Straße in der Nähe dcö Landgerichts, gckiesclt habe. Ihm seien Niese! von der Größe einer Haselnuß an den Kopf geschlagen und am Boden habe er solche von Walnußgröße gesehen. Cr behauptet, daß diese Crscheinnngen zu den katastrophalen Tr- cignissen gehören, die in diesem Jahre so reichlich anftreten. Ohne die 'Wahrheitsliebe unseres alten Onkels anzwcifeln zu wollen, möchten wir Dich doch bitten, uns über den rätsel haften 'Vorgang Deine maßgebende Meinung zu sagen." — Zur Erklärung dieses rätselhaften Ereignisses gibt eS drei Möglichkeiten: erstens ... es waren wirklich Kieselsteine, was Euer Onkel gesehen hat, und sie kommen wirklich aus den Wolken: dann ist es ein Wunder! Oder zweitens: Onkelchen hatte einen kleinen .... sagen wir. ErsrischungStropfen ge nommen und litt an einer momentanen Verkieselung.... na, wenn so was mal vorkommt, so ist das ia bei augenblicklichen ver ... korkstcn Zeiten kein Wunder. Oder aber drittens: Euer Onkel kennt Cure Leichtgläubigkeit und hat diesmal statt Kohle Kiciel genommen und hat Euch diesmal nicht verkohlt, sondern vcrkicselt... nu, ist das ein Wunder? *** Nichte Fridolin. In der Auskunft über den Lindsan-Thcimcrschcn Boston „Poranek" ist dem slawologt- scheu Gewährsmann ein Hörfehler passiert. Es heißt -war tschechisch „Boranek" das „Zicgenböckchen", aber „Poranek" mit dem harten „P" ist polnisch und heißt „der Morgen". Das ist nun freilich etwas ganz anderes: eine Morgensttmmung kann man schon eher durch einen sentimentalen Boston aus- drücken, als das Hüpfen und Meckern eines ZiegenböckchenS. Eine „Nichte Ostmärkerin" und ein treuer Leser machten dar- auf aufmerksam, und der slawologische Berater bestätigte die Nichtigkeit sowie den Hörfehler. *** Nichte T i e r f r e u n d i n. „Kannst Du uns wohl einmal sagen, wo eigentlich unsere Singvögel schlafen, wenn sie noch kein Nest mehr haben und wenn die Jungen groß geworden und im Neste keinen Platz mehr haben?" — Deine Frage ist eine von denen, deren Beantwortung gewiß bet vielen Verwunderung auslösen wird. Vögel schlafen über haupt nicht im Nest. Das heißt: das Nest ist für die meisten Vögel gar keine Wohn- und Schlasstätte. sondern lediglich die Brutstätte und Kinderstube. Natürlich schlummert der brütende oder die Jungen wärmende Elternteil auch in dem Nest. Aber sonst schlafen unsere Singvögel, auf einem Zweig- lein hockend, möglichst im dichtesten Unterholz, je nach Art und Liebhaberei naher am Boden oder etwas höher, oft in einer Zivciggabel. Tie nächste Nähe am Boden wird schon der Kavcn wegen gemieden. Auch dichtes Zweiggewirr gibt gegen Raubmörder Schutz, da jede Bewegung des Gezweiges den Vogel weckt. In der Nähe menschlicher Bchausungeu und Baulichkeiten suchen die Vögelchen auch den Schutz eines Gesimses, einer Röhre oder eines ähnlichen Unterschlupfes auf. Deine Frage gibt übrigens Anlaß zu einer interessanten Anmerkung: Du hast Dich vielleicht schon gewundert, daß ein schlafender Vogel nie ins Baumeln gerät und vom Stengel fällt. Einem Menschen, der sich so frei auf einen Ast setzte, um zu schlafen, würde das doch unweigerlich geschehen. Die Vögel aber haben in ihren Beinen eine eigenartige Sehnen- Sperrvvrrichtung. Wenn sich brr Vogel tn die hockende Stellung nicderlüßt, die er beim Schlafen einntmmt, so ver fallen gewisse Sehnen seiner Beine in eine Art Krampf, der die Zehen ohne den bewußten Willen des Vogels fest ui», schließt, so daß sie sich, solange der Vogel nicht wach wird und sich bewußt aufrichtet, nicht öffnen. *** N i ch t e „T a n t e M i e z e". <1 M.) „Mir begegnete folgendes: Ein Mann klingelte bei uns und bat um ein Hemd. Da er total abgerissen anSsah, brachte ich ihm Hemden, Schuhe und Unterhose. Darüber war er sehr glücklich und sagte: „Wenn Sic wüßten, wie furchtbar eS ist, wenn einem sofort die Tür vor der Nase zngeworfcn wird. Sie sind der erste Mensch, der Mitleid hat. Ich war schon verzweifelt und dachte: Lange dauert cs nicht mehr, da bin ich wieder aus der schiefen Bahn." Ich fragte ihn, warum er keine Arbeitslosenunterstützung be käme. Da wurde er ganz verlegen und sagte, er sei nicht von hier, sondern aus der Wanderschaft, denn er habe sieben Jahre im Zuchthaus gesessen. Ich sagte, zum Kartoffel- und Rüben- liackcn würden jetzt überall Kräste gebraucht. Da hatte er die Einwendung: mit der zetlumpten Hose und dem dünnen, viel zu engen Rock könne er gar nicht auf Arbeit gehen: wenn eS regnete, würde er sofort durch sein. Nun möchte ich gern wißen, ob mein Mitleid hier angebracht ist. Bekommt ein ent lassener Sträfling nicht anständige Kleidung und wirb ihm nicht lürS erste eine gute ArbeitSmögltchkeit verschasft, von wo er daun auch rin Zeugnis erhält? Dafür muß doch gesorgt sein, sonst wäre cs kein Wunder, wenn solche Menschen gleich wieder ,„m Betteln und aus die schiele Bahn gelangen." — Du fragst, ob Dein Mitleid angebracht war Mitleid ist immer ongebracht. — «Dresdner Ttachrkhtev" — Wenn Du geben kannst, so gib. Ob e« freilich Immer richtig i^, Montag. 24. 0Nod«r 1V27 -r jemand, der an die Tür kommt, reichlich zu gebe», mag dahin gestellt sein. Man kann diesem -usälltg Borsprechenden, auch wenn er eine» sehr guten Eindruck macht, nicht immer alle» glauben. Und »u Deiner Frag« wegen der Ausstattung und «rdettSunterbrtngung entlassener Strafgefangener: Jeder Strafgefangene bekommt bei der Entlassung, wenn er dessen bedarf, einen festen Anzug und Schuhzeug, im Winterhalbjahr auch «inen Mantel. Auch dürste Dein Gast etwa hundert Mark bares Gelb in seiner langen Freiheitsstrafe erspart haben. Allen Strafentlassenen sofort Arbeit zu schassen, ist bet de» gegenwärtigen Lage des ArbeltSmarkteS nicht möglich. Werden doch bet einer einzigen hiesigen Anstalt im Jahre mehr als 3000 Sträfling« entlasten. Sie bekommen zunächst «ine Zelt lang Fürsorge-, dann «rbritSlosennnterstlttzung. soweit Ne an einem Orte bleiben. Der Wandertrieb, der sehr vielen davon eigen ist, verhindert die» allerdings sehr oft. Die Fürsorge für Strafentlassene ist ein soziales Arbeitsgebiet, das leider noch in den Anfängen seiner Entwicklung steckt und unter den heutigen Gclbverhältniffen wohl noch hinter anderen Aufgaben de» Staate» »urücktreten muß. Eigentlich gehört jeder solcher Unglückliche zunächst in «in Helm. Solche Heime haben wlr aber leider noch nicht. Die bescheidene Arbeit der Heilsarmee auf diesem Gebiete sei anerkannt: aber sie reicht natürlich nicht aus, diesen ungeheuren Strom der Entgleiste» ans» -unehmen und tn die rechte Bahn zu letten. *** Nesse Max. <50 Pf.j „Aus welchen Materialien. Holz oder Eisen, hat die seinerzeit Uber die Elbe gebaute Hilfsbrücke bestanden? Wenn aus beiden, so kannst Du viel- leicht sagen, welche Teile aus Holz waren und welche au» Eisen/ — Die Hauptöffnungen der Brücke, die bekanntlich nach der Altstadt zu liege» kamen, waren ans eisernen Kasten trägern gebildet, die Neustäbter Ocsfnungen neben der Ver wendung einzelner Eisenträger ans Holzkonstruktion. *** Oh, diese Fremdwörter. <50 Pf.j „Woher stammt „„daS Moment"", also nicht „„der Moment"", der Augenblick? WaS bedeutet .„daS Konkordat"" und „„die Stmultanschule""?". — Ja, jal ES ist rin Jammer, daß unsere große sprachliche Allgemeinbildung zuweilen fo be- gucme, die Sache aber leider nur halb deckende fremdsprach liche Ausdrücke darbietet, daß wir sie iselbst der Gebildetes auch dort anweudcn, wo ihr wirklicher Sinn nur teilweise zutrifst. Beide Momente, „der" und „das", gehen auf daS lateinische momenturn zurück. Dies bedeutet eigentlich „Be wegung", „Vorgang". „Der Moment" könnte deutsch fast immer mit „Augenblick" wtcdcrgegeben werden. Auch „Zeit punkt" kann richtig sein. In der klassischen Literatur findet sich auch „der Nu, zum Beispiel „im Nu". „DaS Moment" heißt besonders in der Mechanik „daS Wirkende", das Be- wegungSergebntS mehrerer Kräfte. Hierher gehört auch daS Trägheitsmoment". Aber in übertragenem Sinne kann „daS Moment" auch so viel sein wie „das Ausschlaggebende", der springende Punkt", daS „Entscheidende". Ein „Konkordat" ist eine Vereinbarung zwischen Staat und Kirche über ihre gegenseitigen Rechtsverhältnisse. Im Konkordat gewinnt die Kirche, die ohne dieses vom souveränen Staat als eine rein private Einrichtung behandelt wird, einen gewissen Anteil an den alleinigen HerrschastSrechten des Staates. Eine „Stmultanschule" ist im Gegensatz zu den Konfcssionsschulen für die Angehörigen mehrerer Konfessionen bestimmt. *** Nichte Hedwig. Eine aufpierksame Nichte in Bautzen teilt Dir mit, daß der Maler -es Bildes in der Katholischen Hofkirche nicht DicdrichS, sondern Xaver Dietrich heißt. Er ist geborener Elsässer. Er heiratete etwa 1008 bis 1000 die Tochter des tn katholischen Gegenden sehr bekannten Münchner Kirchenmalers KolmeSperger und übernahm nach dessen Erblindung die Aufträge seines Schwiegervaters. Bor einigen Jahren waren im Dresdner Knnstverein sehr schöne Holzschnitte von Dietrich zu sehen. ES kann Dir geraten werden, im Kunstvcrein die Münchner Anschrift Dietrichs zu erfragen. Er wird sicher im Besitze von Reproduktionen sein und sich über die Anerkennung seines Werkes freuen. *** Streithammel. „An unserem Stammtisch ist ein furchtbarer Streit entstanden, den Du schlichten sollst: Durch welche schwere Artillerie ist Lüttich beschossen und zur Ucbergabe gezwungen worden? Die eine Partei behauptet, durch österreichische 80,5-Zentimetcr-Motorbatterien, die an- dere: durch 42-Zentimeter-Mörser ldicke Berthaj. Wer hat recht? Aber daß Du Dich nicht bestechen läßt!" — Bestechen? Von wem? Bon der dicken Bertha? Oder von den österreichi- chen Motormörsern? Der Hergang der Einnahme von ?tittich durch General der Infanterie von Emmich war etwa so: Schon am 5. August gelang eS Spitzen un- Patrouillen, zwischen einigen Fort- der modern angelegten Festung hin durchzudringen und tn die Stadt zu gelangen. Am 6. wurde die Stadt nach Erledigung einiger Forts ans dem rechten MaaSufer und nach besonder» erfolgreichem Abwurf von zwölf Bomben aus dem Luftkrciczer I, VI. von denen eine die Zitadelle in Brand setzte, im Sturm genommen. Die Nie-cr- kämpfung der größeren Forts auf dem linken MaaSufer er-1 orderte die Einsetzung der schwersten verfügbaren Artillerie ! Der Kruppsche 42-Zentimcter-Mörser, mitten in einem Park! in Lüttich ausgestellt, schoß die letzten Forts mit fünf Schuß sbrei zum Einschießen, je ein Treffer für die beiden Forts) j dermaßen zusammen, daß z. B. von dem einen Fort da» riesige Panzerdach mit dem unten daran hängenden Geschütz wie eine Schüße! umgeLreht und ein Stück von seinem Fundament ans den Rücken gelegt worden war, so daß das Geschütz verkehrt in die Luft ragte. ES waren bestimmt die 42er-Mörser: der Onkel hat Teile ihres Geschosses noch wenige Tage nach dem Fall der Festung selbst aus den ungeheuren Zemcnttrümmern der Forts hcrvorragcn sehen. *** Drei undsiebzig jähriger Kreuzschüler <1 Mk.j. „Die furchtbaren Sorgen der letzten Jahre haben meine geistige Lcistungssähigkcit fühlbar gemindert, insofern ich darin bald ermüde. Meine Sensibilität halte ich jetzt schwerer durch festen Willen im Zaune, als früher. Na, das dürfte eine normale Alterscrscheinung fein. In den letzten Wochen habe ich drei» bis viermal an plötzlich eintretenbcm Versagen des Gedächtnisses gelitten, 5 oder 10 Minuten lang. Ich habe mich da mit meiner Familie über die nebensächlichsten Dinge unterhalten, die sich schon vor ein paar Jahren geändert hatten, habe die harmlos dümmsten Fragen gestellt. Meine Kinder sagen, daß sie eS an bestimmten Zeichen gemerkt hätten, daß die Blutzufuhr zum Gehirn bet mir anSgescht habe. Mir ist ev hinterher, als ob ich leicht geschlafen und geträumt hätte, keine Spur von Aufregung über den Fall, nur Verwunderung. Wenn ich mich wirklich noch ans dem wirt schaftlichen Elend heranvarbeite, dann blühen mir noch paar Lebensjahre bescheidenen Vergnügens. Dieser sicher be- schrtdenr und berechtigte Herzenswunsch gibt mir den Mut, mich an Deine Güte um Auskunft und Rat zu wenden." — ES ist selbstredend, daß sich ans Deinen wenigen Angaben ein Rat in irgendwelcher Richtung nicht geben läßt. Aber wenn Du einmal die Sprechstunde besuchen solltest, so wäre es viel leicht möglich, Dir wenigstens einen Fingerzeig z» geben. *** Kinder und Vater. „Wir sind vier Geschwister, drei Jungen un- ein Mädchen, die ihren alten Vater unter, stützen müßen. Zwei von den Söhnen befinden sich tn guten Berhältnißen, während das Einkommen des dritten Sohne» und daS der Tochter, die als Hausdame in Stellung ist, nur gering ist. Müßen nun die Kinder zu gleichen Teilen für den Unterhalt des BaterS auskommcn, wie dies die in besse ren EinkommenSverhältnisscn lebenden Geschwister wünschen, oder wird der Anteil jede» Kindes nach seinem Einkommen bestimmt?" — Die Unterhaltspflicht jedes einzelnen Kindes ist davon abhängig, daß der Unterhaltspflichtige den Unterhalt ohne Gefährdung seine» standesgemäßen Unterhaltes zu ge währen vermag. Daraus folgt, baß die Ansprüche, die an leben einzelnen UnterhaltSpsltchtlgen gestellt werben können, lehr verschieden sein können. Sollte eS zu einer gerichtlichen Entscheidung kommen, so wirb e» sicher »u einer Abstufung der einzelne» Leistungen te nach den Einkommen und den sonstig,« LebendverhAltntften der Geschwister kommen. De», halb ist e» richtig, die Geschwister einigen sich von selbst aus eine den Verhältnissen entsprechende Ndstufvng ihrer Unter- haltS-beiträge sür den Vater. *** Ress« H.R. 10. „Wenn der erste Leiter eine» in- bustrielle» Werke» »ur Erzielung «tne» günstigeren Jahre», abjchlusse» die vorhandenen Rohstoff, un- Kerttgwarenbestäiide höher im Wert einsetzt. al» r» den Tatsachen entspricht, so ist die» Bilanzsällchung. 1. Welche Strafe steht darauf nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch. Zuchthau» ober Gesängni»? 2. Ist auch der die Bilanz mit unterzeichnende zweite Leiter de» Werkes, selbst wenn er von der Fälschung nicht» gewußt ha», strafbar?" — Line solche Einsetzung von Werten tn eine be- tiebige Bilanz braucht gar keine Fälschung zu sein. Deine An- srage läßt eine solche Fülle von wichtigen Fragen offen, daß sie überhaupt nicht zu beantworten ist. 1. Da» Bürgerliche Gesetz- buch droht überhaupt keine Strafe an: da» tut da» Strafgesetz- buch. Eine Fälschung ist an sich nur strafbar, wenn durch sie irgend jemanbein rin Schaden zugefiigt oder mit der Fälsch»»,« zuzufügen versucht wird. Etwa den Gläubigern einer Firm, oder der Steuerbehörde. Ob dafür Gefängnis oder Zuchthaus in Frage kommt, kann nur da» Gericht je nach der Schwere de» Falles abwägen. 2. Auch hier läßt sich nichts sagen, wenn man nicht weiß, welche Verpflichtungen der zweit« Leiter bei seiner Anstellung übernommen hat. ob er verpflichtet war, sich Kennt- »iS von der Richtigkeit der Bilanz zu verschaffen und andere» mehr. *** Blumennichte. „Für Deine Antwort über die Kakteenpflanze danke ich Dir besten». Aber nun habe ich im Zusammenhang damit gleich noch ein« Frage. Jemand er- zählte mir, «» gäbe in Dresden einen Verein von Kakteen, freu»,den. Kannst D» mir sagen, wo Ich diese finde?" — Da», waS Du wahrscheinlich meinst, ist die Ortsgruppe Dresden der Deutschen Kakteen-Gescllschast, Vorsitzender Baumeister A. Loetzsch. Etgenheimstraße 11. *** Nichte Marka. <22 Pf.) „Wtr haben e<n Bild, das einen Männerkopf darstellt. Niemand weiß, wen es dar- stellt. Unter dem Bilde steht ltber Eck: „Hubert Mayer. l8S0, Antwerpen." Ganz unten steht: „Druck von Jos. Bach. Bonn/ Aus die Rückseite LeS Bilde» hat jemand ein Stück weiße» Papier geklebt und darauf mit Tinte geschrieben: .DI« Jugend ls» rin Sommertag. Vom Strom d«S Leben» i«h durchschäumt, Das Alter «tnr Winteruacht, Dir von verlorner Blüte träumt. 2» du der Jugend Glut recht wett In» Alter weißt htnauszutragen: Jahrtausende wird man von dir, Al» von der Menschheit Segen sagen." Darunter steht „Baumscheidt". Nun möchte ich gerne wissen, ob daS Bild daS Bildnis irgendeine» Künstler» ober eines berühmten Mannes ist, und ob eS irgend einen Wert hat." — Man kann nur in seltenen Fällen von einem Bilde, das man nicht gesehen hat, sagen, wen es darstellt. Der Name, den Du auf der Rückseite des Bilde» geschrieben gefunden hast, stimmt gewiß nicht ganz. Er heißt nicht „Baumscheidt", sondern „Baunscheidt". Baunscheidt war ein Naturarzt, der um die Mitte des vorigen Jahrhunderts tn Endemtch bei Bonn lebte. Er war der Begründer eines merkwürdigen Laienheilverfahrens, das man „BaunschetdtiSmuS" nannte. ES bestand darin, daß man zur Ablenkung namentlich rheumatischer Erkrankungen Nadeln in di« Haut drückte und die kleinen Wunden mit einer ätzenden Flüssigkeit einrieb. Dadurch, baß vielfach Laten das Verfahren ansübten, die die Instrumente nicht sachgemäß reinigten, kamen natürlich oft Uebcrtragungen wett schlimmerer Krankheiten vor, von deren Vorhandensein der das Verfahren ausübende Naturhcil- kundige keine Ahnung hatte. Aber daS Verfahren Baun- scheidts wurde, wie gesagt, schnell berühmt. WaS wäre also natürlicher, als daß ein Bonner Verleger und Drucker <Jos. Bach) einen Stahlstich oder eine Lithographie mit dem Kopse der im Nachbarborf Endemtch lebenden Berühmtheit hcraus- gab, zu der der Maler Hubert Mayer die zeichnerische Unter- läge geschaffen. Der nette VerS könnte wohl auS dem Geiste eines solchen Naturarztes wie Baunscheidt stammen. *** Versengt. <25 Pf.) „Ein Heller Gmyrnateppich hat eine dunkelbraune, versengte Stelle bekommen durch achtloses Hinlegen der heißen Kohlenschaufel. Gibt e» «in« Möglichkeit, diesen dunkelbraunen Fleck zu beseitigen?" — Durch irgend, ein Waschmittel ist die Gengstell« nicht wegzuvringen. Ist der Brand nicht sehr tief, so ist da» beste noch vorsichtige- Abscheren der versengten Fadenspitzen. Es geschieht am besten mit einer Schere mit gebogenen Klingen. DaS Auftrennen und Neusttcken der beschädigten Stelle hat keinen Zweck, da doch ein Fleck bleibt, weil die neuen Gtickteile nicht genau auf den Ton der gebrauchten abgestimmt werden können. HeiratSsehnsuchtSeck«. In dieser HeiratSsehnsuchtSeck« will Onkel Schnörke nur die Wünsch« seiner Nichten und Neffen »um Ausdruck I ringen. Dagegen kann er es nicht übernehmen, die yicraus eingehenden Briefe an diese weiterzuleUen. Wer mit den Heiratslustigen ln Briefwechsel zu treten wünscht, wird gebeten, sich des Anzeigenteils unsere» Blatte» zu bedienen. A kndcmlker ans dem Land« iS M.) sucht für seine sunge, gesunde Tochter, ein echt deutsches Mädchen, Aussehen, Charakter und Ausbildung trefflich, der e» an paffendem Berkehr fehlt, einen christ lich gesinnten LebcnSgcsährten aus entsprechenden Kreisen, stkr standesgemäße Ausstattung kann gesorgt werden. — Nesse Trust ivn Ps.i, 2», dunkel. leidlichen Charakters, sucht Nichte, die sich zu einem »reuen HauSmütterchcn beruscn fühlt. — Neffen Han» und Erich sdO Pf.j, 28, suchen Frauen im Alter von »8 bis 22. Tänzerinnen, die bet allem Sinn für Gute» und Schönes den Humor nicht zu kurz kommen laßen. Die Ncfscn sind braun und blond, grob und von angenehmem Aeußern. HanS hat Aussicht, später einmal da» väterliche Geschäft zu übernehmen, während Erich auch nicht „Ohne" Ist. — Ntchte Hofsnung i!M Pf.), »8. groß, vollschlank, dunkel, von angenehmem Aeußern, schuldlos geschieden, feit Jahren al» Wirtschafterin tätig, wünscht guten, soliden Nefsen ln reiferen Jahren In guter Position, auch wenn Ihm ein gleiche« Schicksal be schielten war. Ausstattung vorhanden, wenn nstig, auch Wohnung. - Einsame Witwe vom Lande il M ), 48, au» guter Familie, mit gutem Charakter und iugendllchcm Aeußern, wirtschaftlich, ktndcr io» und vermögend, sucht Lebensgefährten von gutem Nus und Eba- rakter zwischen 80 und 8N. — Nesse HanS-Georg <1 M.j, Sv. Prokurist tn bester Position in der Provinz, wünscht hübsche» Mädci btö 28. Sie soll von natürlichem Wesen, tüchtig und zur Hausfrau besählgt sein. Aussteuer und etwa« Vermögen erwünscht. — Nicht- Frohgemut »80 Pf.), 87, von gutem Nus und Charakter, soll» nn» wirtschaftlich, mit Ausstattung, später etwa« Vermögen, möchte netten. Neben Mann und verspricht, zu Ihm recht Ncb und gut zu sei». - NesseFerdtnandlkiö Ps.>, Anfang 40, solid, arbettSfreudjg, mst etwa» Vermögen und Grundbesitz, sucht WNw« oder ältere» Mädchen. Einheirat ln Lebensmittelgeschäft, wo er sich mit betätigen könnte, wäre erwünscht. — Nichte Lockenkopf <1 M.l, 22, Beamten«- »achter, möchte einen gesunden, treuen, anständigen Neffen aus gutei Familie, Lehrer, Kaufmann ober Beamten ln gesicherter Position. Sie »st in Kinderpflege staatlich geprüft und zurzeit aus dem Land«. Dunkelblond, wirtschaftlich, einfach, doch gut erzogen, naturliebend, mit Interesse an Musik und Gesang und wünscht sich recht glückllt z» verheiraten. — Nesse N u d o l s <t M.j, Ende 80, groß, schlank, j an Leib und Seele gesund, mit guter Allgemeinbildung. Prini» bcamter einer großen Gesellschaft, tn leidlich guter, aber sichere' Stellung. Sr schwärmt sür da» gemütliche Summen der Teemaschine, warmgestelltr Hausschuh usw. Dan« könnten seinetwegen sämtlich- Kneipier» »leite werden. Seine Fukünstlge soll deswegen in erttei § Linie HanSskauentiigenden besitzen und kann auch eine junge Wt»r- lein. Sie soll aber lebhaft, tüchtig und selbstbewußter energisch-. Charakter sein. V Die El am v die V Seite Seretl de« 1 solgt. Dane wie S S Drin, dem l »ob hiet sprech ztrker wäftr, MltI-1 sobald „sc A LIegn tagSa über ander politl wisser Frei aller r> klöcnl noch « der b Staat Sazia le-e«. De I0S KSS/MK Aikse ris-xmLDrL h1ll»Ooo»? D Partei «lasst Sozia Leistm Minis! gewcs« noch lumm» verschi Auch rigkeii arbeitl üonen «i Schult Umsiä der R au». » unter Die , knera »e« m
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