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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.09.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270926017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927092601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927092601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-26
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.09.1927
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Ilr. 452 Sette 2 — «Dresdner Itachrtthren" — Montag. 29. September 1927 Dr. Slresemanns große Abrüslinigsrede. Die Abrüstung bring! erst die Sicherheit! — Sine ernste Mahnung an -ie «ach gerüsteten Nationen. Boncour fordert Aollekllvsicherheit. Die Sitzung des Bölkerbunbes «« Svnnabeud. Genf. 26. Sept. Wie gemeldet, hatte tn der gestrigen Schling des BölkcrbundeS Dr. Brett scheid über die Sr« geömise der Weltivtrtschastskonserenz gesprochen. In der vorangegangenen Aussprache über die Weltwlrt- schailckonfereuz hatte Gras MenSdorss betont, daß Oesterreich da» EntlchltebiingSiverk der Konferenz vorbehaltlos an- genouunen und dein Nattoiialrat bereits eine GeseyeSvvrlage zur Verwirttichung eines Teile» der Entschließungen unter» breitet habe. — Der holländische Delegierte London unter- strich den sörderuden Einfluß. den die Verwirklichung der neuen Wirtichastsgrundsätze auf daö gesamte FriedenSwerk des Völkerbundes auSüben werde. Wirtschaftliche Abrüstung, so betonte er, ist die Voraussetzung für die moralische Abrüstung, und diese wiederum ist die Vor bedingung sur die Verwirklichung der militärischen Abrüstung. Die Ausführungen des englischen Delegierten Elllot gipfelten in einem Hinweis auf den Einfluß des Beispiels, das die groben Handelsmächte durch eine entschiedene An passung ihrer Wirtschaftspolitik an die Grundsätze der Wirt- schaftc-konserenz gebe» können. — Der polnische Delegierte Gliwic schließlich wies mit 'Aachdruck auf dir gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit aller Staaten hin. Back der Annahme des Berichtes über die Wirtschafts« konteren., nud der Antikriegsdcktaratlon wurde beschlossen, die S o II d e r k o »I m t s s i o u zur Ausarbeitung eines Staalenabkommeiis über die Kontrolle der R n >t n » g S- lndnstrlen und die Offenlegung der Herstellung von Waffen, Munition und Kriegsmaterial aufzufordern, die Nrbeilen im Hinblick auf eine Erlangung einer gemein samen Vereinbarung fori,„setzen, damit möglichst bald eine internationale Konferenz zum Abschluß eines solchen Ab kommens schreiten könne. Hierauf ergriff der belgische Senator de Broucqudre zum nächsten Punkt der Tagesordnung, der die sechs Resolutionen des Abrüstungsausschusses der Versammlung betrifft, als Berichterstatter zu längeren Ausführungen das Wort. Er gab eine eingehende Würdi gung der einzelnen vom Abrüstungsausschuß vorgelegten Entschließungen und verweilte dabei besonders eingehend bei der grohen Resolution zur Abrüstungs- und Sicherheitsfrage, die aus die verschiedenen EnlschlteßungSentwürse Deutsch, lands, Frankreichs und Hollands zurückgeht. Er betonte die Notwendigkeit, einen erste» Schritt in: Sinne einer positiven Aktion zu »iiteinehmen. Durch die bisherigen Vorarbeiten seien bereits zahlreiche Mißverständnisse beseitigt worden und der gute Wille, weiter vorwärts zu kommen, sei unver kennbar Die Annahme der obligatorischen Schiedsgerichts barkeit durch ttuierzeichuung der Fakultät',oklausel, der nach der vollzogenen Unterschrift Deutschlands 17 Staaten bei- actrrten sind, bilde unbestreitbar einen wichtigen Faktor für die weiteren Borarbeiten, die nach seiner Auffassung aus allen Teilgebieten des Gesamtkomplexes, Schiedsgerichtsbar keit. Sicherheit, Abrüstung, parallel fortgesetzt werden müssen. Der Umstand, daß heute noch kein fertiger AbrüstungSvor- schlaa vorliege, dürfe nicht entmutigen. Das große Hinder nis, das sich der Erreichung deS Zieles btSher auf allen Wegen entgegengestellt habe, sei dt«' immer noch vorhanden« Un gleichheit zwischen den einzelnen Staaten. Die Zusammen arbeit aller Staaten und dir Demokratisierung der Methoden werde die weitere Arbeit erleichtert». Zn der NachmittagSsttzung empfahl zunächst der Holländer London den Ausbau eines Netzes van zwischeu- staatllchen Schiedöverträgen, di« die Sicherheit wesentlich fördern würden. — Darauf sprach Reichsauhenminister Dr. Slrefemann: Als ich die Ehre hatte, vor dieser Versammlung tn den ersten Tagen unserer diesjährigen Session zu svrechen, habe ich in meinen Nussührungen aus die außerordentliche Be deutung Angewiesen, die dem Problem der Abrüstung zu kömmt. In Uebercinstiminung mit anderen Rednern dieser hohen Versammlung bin ich der Auffassung, datz in dieser Frage eines der Kernprobleme des Völkerbundes liegt. In sachlich mächtige« Morten ist der Welt oerkündet worden, bas» der durch den Weltkrieg herbelgesilhrten Ab rüstung derjenigen Staaten, die sich den FrtcdenSbcdtngnngen ihrer Gegner nnterwarsen, die freiwillige Beschränkung der Rüstungen anderer Völker folgen würde, um die Völker von dem Alpdruck der Furcht, des Hasses und deS Mißtrauens zu befreien und eine Entwicklung anzubahnen, die tn fried lichem Wettbewerb die höchste Entwicklung der menschlichen Leistungen gewährleistet. Der Völkerbund wird tu der Welt öffentlichkeit danach beurteilt werden, wie er sich mit diesem Problem anScinandersetzt, und wie er Worte, die eine 'Er lösung bedeuten sollten, in die Tat »mzufehen vermag. Deut lich trat in der Debatte das Empfinden der Versammlung hervor, daß der Völkerbund infolge dieses Problems geradezu in ein kritisches Stadium seiner Entwicklung ein getreten ist. daß er sich entscheiden muß, ob er einer wirklich fruchtbringenden Zukunft entgegengeht. Zwei Grund, sähe scheinen sich zunächst gegenttberznstehen. Bon Deutschland ist stets «it Nachdruck di« Auffassung vertreten worden, daß «S nicht angängig sei, den Beginn der allgemeinen Abrftstnngvaktion noch von der Schaffung neuer Sicherheiten abhängig zu machen. Da» war auch der ganz eindeutig« Standpunkt, auf den sich die Versammlung in ihrer vorjährigen Resolution gestellt hat. Demgegenüber schien sich neuerdings die Ansicht geltend zu machen, daß . neue Garantien auf dem Gebiete der Sicherheit die Vor aussetzung für den Beginn der Abrüstung bilde« müßte«. So ist es erklärlich, daß in der Oeffrntlichkeit vielfach der Eindruck entstand, alS ob der Völkerbund durch baß Ent- wafsniingsproblcm in eine gefährlich« Sackgasse geraten sei. Ich begrüße es deshalb, daß es seitdem in schwierigen Ver- Handlungen gelungen ist, den Weg zur praktischen Arbeit freiznlegen. Nunmehr haben wir in der vom Herrn Be- richterstattcr zuletzt vorgetragenen Resolution ein Programm vor »ns, in dem die beiden Grundsätze der Abrüstung und der Sicherheit zueinander in das richtige Verhältnis gestellt werden. Dir Methode, di« man gefunden hat, um die ge gebenen Sicherheitsgaranticn weiter auSzubauen, scheint mir durchaus erfolgversprechend zu sein. Es ist selbstverständlich, daß Deutschland den Wunsch und Willen hat, bet den in Aus sicht genommenen Arbeiten tatkräftig mitzuwirken. Die Gr- danke«, die in den Verträgen von Locarno für den Westen und den Osten verwirklicht worden sind, werden sich in gleicher oder ähnlicher Gestalt unter Anpassung an di« jeweiligen Umstände auch für bi« Verhältnisse in anderen Gebieten ver werten lassen. Die Verhandlungen in den verschiedenen Kommissionen haben aufs neue gezeigt, welch bedeutsame Nolle hierbei der Entwicklung des Schiedsgerichts gedankens ziifalle» wird. Möge der Rame Locarn» ,« einem Symbol für die Sicherheit benachbarter Völker. sür den Gedanken »rledlich-r Verständigung nnd de« Gedankt« des Bertranens uni er d m Nationen werden I Wie immer sich a»ch die Arbeiten auf dem Gebiet« der Stcherhett ln ihrem Verlauf gestalte» mögen, die Nesotntion stellt fest, daß die erste Entwafsnnngßo konsere», «in»nbernsen ist. sobald di« noch n«in>e«, digrn Vorarbeiten rein technischer Ar« ,«m Abschluß gebracht worden sind. Wenn, «ie ich »ich, zweifle,, der jetzt von der Versamm lung zu fassende Beschluß seinem Inhalt und Geist »ach ge treu durchgesührt wird, so wird damit «ine wichtige Etappe ans dem Wege zu unserem Ziele erreicht sein. Sobald die allgemeine Abrüstung nur erst <i»mal aus allen Gebiete» wirklich begonnen ist, werben die wetteren Schritt» ge- rtngeren Schwierigkeiten begegnen und der Welt von selbst neue Faktoren der Sicherheit bringen. So wird sich der grundlegende Satz des VölkerbundpakteS verwirklichen, daß die Erhaltung des Friedens die Herabsetzung der Rüstungen fordert. Rüstungen können und dürfen nicht die Grundlage der Sicherheit sein! Sie sind nl'cht einmal mehr der sicherste Schutz, nnd sic haben überdies unvermeidlich die Wirkung, den Nachbarn zu be drohen. Das ist eine naturnotmendige Tatsache, die auch durch friedlich« Eiiistellung der Regierungen nicht völlig aus der Welt geschafft werden kann. Wir in Deutschland sind heute ost versucht, unseren Nachbarn das Wort zuzurufen, das einst einem Bürger des alten Roms auf dem Forum ent- gegenklang. Als er, bis an die Zähne bewaffnet, unter einer friedlichen Volksmenge erschien und seine Rüstung mit der Furcht vor Neberfällen zu rechtfertigen suchte, stellte man Ihm einfach die Frage: »Huis tibi sic timors porwisft?" »Wer hat dir denn erlaubt, dich so zu fürchten?" Ich bin mir völlig klar darüber, wie stark die natürlichen Hemmungen sind, die Masse» auS der Hand zu geben. Ich erinnere mich der Worte, mit denen Herr Briand kürzlich davon sprach, welch Sonnenglanz der Poesie, welch heroische Empfindung mit dem Gedanken »Waffen und Kamps" verbunden sind. Deshalb ist es auch völlig verständlich, wie schwer psychologisch aus ein Volk wie das deutsche, da» auf Jahrhunderte militärischer Tradition herabsah. der Gedanke der alleinigen Abrüstung wirkte, namentlich unter dem Ge sichtspunkt der Bedrückung, auf die ich in meiner Rede zur Generaldebatte hingeivlese» habe. Deutschland hat diese psychologischen Hemmungen unter Berhältnisscn, wie sie schwieriger libcrbaupt nicht gedacht werden konnte», über wunden. Wenn diese Ueberwindung möglich war, so mit au» dem Grunde, daß eS sich hier um die Durchführung eines Grundsatzes handle, der neue Methoden und eine neue Moral unter den Völkern herbeiführen wolle. Der Glaube der Mensche» an eine bester« Zuknnst. die einer trübcn Gegenwart solgt, ist eine Macht und Kraft, die gerade der Völkerbund am höchsten schätzen sollte. Lasten Sie diesen Glauben nicht erschüttern! Wenn das Land, das einst alS die stärkst« Militärmacht der Welt gal», hente abgerttste« ist, so sollte eS für die anderen Staaten viel leichter sein, ihm jetzt zu folge». Wir stehen vor einer gebieterischen Pflicht, einer Pflicht, deren Nichtachtung ganz sicher zu schwierigen Folgen führen würde. Wir haben also keine Wahl. Die ganze Institution deS Völkerbundes kann nur dann lebendig und wirksam werden, wenn die Vor schrift der allgemeinen Abrüstung durchgesührt und damit die Voraussetzung gegeben ist für jene Atmosphäre, di« notwendig ist kür eine gemeinsame nnd solidarische Sicherung deS Friedens, zu der sich alle hier im Völkerbund vertretene« Nationen bekennen. Die Ausführungen de» RcichSaußenmtnisier» Dr. Strese- mann, der bereits beim Besteigen der Rednertribüne auf allen Bänken mit lebhaftem Beifall begrüßt worben war, wurde» von dem dichtbesetzten Hause mit gespannter Auf- rnirksamkett verfolgt und auch zum Schluß durch all. gemeine» Beifall stark unterstrichen. Lord Onolow. der nächste Redner, nannte dt, gegenwärtige Tagung die bedeutungsvollste Vülkcrbundsversammlnng. St« habe sich nicht nur mit den Problemen der Weltwirtschaft be- schästigt, sondern auch da» A b r U st u n g S p r o ö l e m, die mächtigste und größte Ausgabe des Völkerbünde», auf eine» neuen Weg gebracht. Nach einem Hinweis auf den polnische» Vorschlag gab der Engländer eine knappe Analyse der große, Organisation zur Abrüstung «ud Sicherheit. Die Verband- lungen haben gezeigt, daß der vorbereitende Abrüstung»«»», schuß keine wesentlichen Fortschritt« erzielen kann, wenn die international, Sicherheit nicht weiterentwtckelt werde. Deshalb ist man zur Bildung de» Sonderausschusses, zum Studium der Frage der Sicherheit und Schiedsgerichts, barkeit geschritten. Er unterstrich die Erklärungen de Broucquöres, daß durch die Arbeiten dieses neue» Au», schustes »die Verpflichtungen des Paktes unverändert bleibe, «nb weder verringert noch vermehrt werden". Soweit tn der Entschließung regtonale Verträge empföhle» werden, denke er an Verträge nach Muster des Locarno» Paktes. In bezug auf die Erteilung von Auskünften a« den Rat Uber Maßnahmen sür Unterstützung der Natscnt- Icheldungen stellte der Redner mit Nachdruck fest, baß.di« Regierungen alle und jede Freiheit haben, zu antworten, daß sie überhaupt nicht zu antworten brauchen, wenn sie nicht wollen, »nd daß nicht der Ra», sondern die Staaten selbst die Fälle bestimmen, in denen die Regierungen zur Unicrsiiißung deS RateS einzugrciscn bereit sind". Der französische Delegierte Voncour erinnerte zunächst daran, daß die große Resolution zur Ab- rüstung und Stcherhett aus einer Verschmelzung der fran zösischen, deutschen nnd holländischen Anträge und einer eng lischen Anregung entstanden ist. Sr glaubt, daß die Behand lung der Abrüstungsfrage nunmehr aus der Sackgaste heraus- gekommen und der Weg frei ist, das, aber Präzisierungen nötig waren, um aus diesem neuen Wege zur Abrüstung zu gelangen, die die wichtigste Aufgabe des Völkerbundes sei. Bonconr warnte vor einer Ucberstürzung dieser Arbeite» und erkannte wiederum die formelle Verpflichtung zur all, gemeinen Abrüstung au» Art. 8 beS Pakte» sowte da» Recht der durch die Friedensverträge abgerüstetcn Länder a». aus der Erfüllung dieser Verpflichtung zu bestehen. Die poli tischen Schwierigkeiten, die gegenüber den technischen heute das Nebergewtcht hätten, müßten dadurch behoben werden, daß politische Voraussetzungen geschaffen werden, die die Einberufung der Abrüstungskonferenz ermöglichen. Zur Erreichung des Zieles müsse schon bet den wetteren Arbeiten des VorbercitungsauSschusseS eine andere geistige Atmosphäre wirksam sein, als bei den letzten Verhandlungen tm vergangenen Frühjahr. Die SicherheitSfordrrnngea sollten nicht Übertrieben werden, aber eS müsse eine Kollektlv- sicherhclt geschaffen werben, die einen Ersatz sttr die eigene» Rüstungen bieten könne. DaS Genfer Protokoll stelle das Symbol dieser Gedankengänge dar. Diese Kollekttvsichek. hett soll nach Auffassung BoncvnrS zunächst durch ein verall- gemetnerte» und garantiertes Schtedssystem nach dem Muster des Locarno-Paktes gewährleistet werben, welche» Schtedssystem nichts mit den Verträgen der Vorkriegszeit ge- meinsam hätte, da diese dem Angriff dienten. Nach Bvncour sprachen dt« Vertreter Australien», Chiles, Finnlands und Rumäniens. Die Fort- setzung der Aussprache wurde dann auf Montag vormitta« vertagt. Die letzte Fahrt des Freiherr« v. Maltzan. Die Trauerseier in Schlelz. Schlciz, 26. Dept. Nachdem am Sonnabeudnachmtttag Freifrau v. Maltzan, die tn Begleitung ihres BaterS tm Kraftwagen von Plauen in Schletz etngetroffen war, tn stiller Trauer an der Bahre ihres verunglückten Manne» ge weilt hatte, fand ein T r a n e r g o t t < s b t e n st in der Verg- ktrche statt, an dein LegativnSrat v. Kaufmann vom Aus wärtigen Amt, bi« Spitzen der KreiS- und städtischen Be erben und die Vorsitzenden verschiedener Korporationen und sieretne teilnahmen. Nach dem Gottesdienst wurde die Leiche in feierlichem Zuge unter Vorantrttt der Ortsgruppe des Deutschen Ofsizierbunde» nach dem Bahnhof Uber geführt. Die Leichen ber übrigen verunglückte« find inzwischen ln Ser Bergkirche ausgebahrt worden. Die Stabt, die KreiS- behörden und die Kirche haben prachtvolle Kränze an den Särgen niederhelegt. Die Leiche des Prokuristen der Luft- Hansa, Freiherr» v. Arnim, wurde am Abend nach Berlin übergeführt, die Leichen der übrigen Verunglückten am Sonn- tag tn ihre Heimat gebracht. » Berlin, 36. Sept. Die irdisch« Hülle beS aus so schreckliche Weise umS Leben gekommenen Botschafters Freiherr», v. Maltzan ist gestern abend um 11,07 Uhr tn einem Sondermagen deS auS München kommenden fahrplan mäßigen V-Auges V28 auf dem Anhalter Bahnhof etngetroffen. wo einige Herren de» Auswärtigen Amte», der Reschstagspräsident Löbe und Staatssekretär Kumbier von der Relchsbaynverwaltung anwesend waren. LegattonSrat v. Kaufmann hatte den Zug begleitet; an seiner Stelle über- nahm Regierungs-Inspektor Zellner vom Auswärtigen Amt die Obhut de» Toten. Der Sonderwag«« ist noch in der Nacht nach dem Stettiner vahnhos wettergelettet worden, und an den am Sonntag frlih 6)4 Uhr von dort abgehenben Personenzug augehängt worden. Auf brr Bahnstation BollratSruhe wurde bann die Leiche von den Angehörigen de» Verblichenen Übernommen und nach dem Gut« ber Familie v. Maltzan, Groß-Luckow, gebracht, wo die Beisetzung erfolgen soll. yrettn ». Maltzan, die bereit» am Sonnabend abend 8,37 Uhr auf dem Anhalter Bahnhos angekommen war, wurde hier von Angehörigen, Vertretern be» Auswärtigen Amte» und von Bankdtrektor Guttmann empfangen. Sie verlieft Berlin am Donntagvormittag mit dem um »,«6 Uhr abgehenden sahrplanmäftigen Zuge vom Stettiner Bahnhof und begibt sich ebenfalls nach dem Gute ihre» Schwieger- vater». Propellerscka-en -ie Ursache -es Unglücks? Schlei». 35. Sept Die Kommission der Sachverstän digen. di« vom Reichsverkehrsminifterium, der Denlschen Bersnchsanstal« sür Lustsahr» «nd ber Dentschen Lnstbanso a» di, Nngliicksfteüe entsandt worden ist, nimmt an, baß die Ursache deS Unglücks in «iure Veschäbtgnng de» Pro pellers zn suchen ist, der wohl schon beim Start in Leipzig durch bi« Berührung mit irgendeinem Gegenstand beschädigt wnrb«. Daraus entwickelte sich dann offenbar eine einseitig« Svlitterung des Propellers, und auch der Numps wnrdr i» Mitleibenschast gezogen. Jedenfalls wurde daö eine Trag»«» durch diesen Defekt besonders beansprncht, und hieraus würde es sich auch erklären, das, dieser Flügel abbrach. Ob der Flügel bruch bereits in der Lust erfolgte, ist auch setzt noch nüht sicher. Sollte das der Fall gewesen sein, so geschah «S scdensallS I» geringer Höhe. Der Prvpellerdcsekt konnte beim Start nicht bemerkt werden. Diese anfangs nur geringfügige Beschädigung kann sich dann während de» Weiterfluge» immer mehr am Propeller durch nach und nach erfolgende Absplitterungen der aiisctna»- dcrgeleimten Holzschtchten auSgewtrkt haben, und wahrschein lich ist dann schließlich ein Propellers» ttgel in der Gegend von Schlciz völlig a b g e sp r u n g e n. Da sich der Propeller, vom Führersitz gesehen, wie ber Uhrzeiger, also recht» herum, dreht, mußte der Verlust eines Schraube» flügels eine mit außerordentlich starker Erschütterung vek- bunbene M e h r b ea n sp r uch u n g der linken Trag fläche der Maschine erzeugen, und zwar tn einem solche» Maß«, daß das betresseiwe Tragdeck dieser Beanspruchung nicht mehr gewachsen war. Diese mutmaßliche Erschütterung deö Flugzeuges, die auch mit den Bekundungen -er Augen- zeugen überetnstimmen würde, wonach ber Eindecker plötzlich sin „Zittern" in der Luft gezeigt habe, war für den Piloten der Anlaß, sofort zum Gleitflug zwecks Notlandung an» zusetzen. Im nächsten Augenblick aber hat sich wohl von der über alle Berechnungen hinaus beanspruchten linken Trag fläche zunächst die eine, bald darauf auch wahrscheinlich die »weite Strebe gelöst. da» Tragdeck, seiner Stützen Leranbt, klappte hoch «nd brach ab. worauf der Absturz erfolgte. Mit dieser Annahme würde sich auch eine Zeugenbckundung decken, wonach der Motor plötzlich ausgesetzt habe. Der Pilot hatte eben ln diesem Augenblick da» AaS weggenommen, um zur Notlandung zn schreiten. Völlig abwegig erscheint die von anderer Sette geäußerte Annahme, daß der Führer der Maschine sich des kommenden Unheil» schon seit einiger Zeit während seines FlngcS bewußt gewesen sein müsse. Grohfeuer in Berlin. Ein Groftseiier kam am Sonntagmittag im Erdgeschoß be» vterstöcktgen Geschäftshauses und UmformerwerkeS der AEG. zum Ausbruch, wo Benzin und Benzol lagerte. Da» Feuer breitet« sich explosionsartig innerhalb weniger Minuten bis zum vierte» Stock aus nnd ergriff den Dach stuhl. Die Löscharbeiten der Feuerwehr, die mit zehn Lösch- zügen anrückte, waren sehr schwierig, weil zeitweise Eiiistiirz- aefahr bestand. Nach etwa achtstündiger Tätigkeit war man des Feuers Im wesentlichen Herr geworden. Der Schaden ist ganz erheblich, soll aber durch Versicherung zum größten Teil gedeckt sein. Die Stromliefernng war zeitweise für die Straßenbahn gesperrt. Personen sind, soweit bisher bekannt, nicht zu Schade» gekommen.
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