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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.09.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270926017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927092601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927092601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-26
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.09.1927
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Nr. 452 Seite 12 — »Dresdner Nachrichten" — Montag, rv. September 1S27 Drteskasien. «prochstuad»» d«» vri»fkaU»»»»k»lS, B, rmItIog » tautze, »» So»», »«es Feier >««<,> >»»ftch »«« U dt« Kt Uhr: uachwtitag» m«, «»»tag« »»» MAtwoch« von d dt« I UHr Schrtktlt» könue, Anträge, „r deaueworte« ««c»«. »«» Stück vor»« beigelüg« ist. »»* 'Rennplatzbesucher. <80 Pfg.) »Auf dem Renn- platze spielte ui» Svnlitug die Kapelle eine Ltuüeutenlteder- BUilenIesc. Darin kam auch das »Lreo bidsmu»" vor. Sinei» kleinen Kreis Zusaminenstehender kam zum Bewußt sein. Saft das dach eigentlich zu einem Liede Goethes in seiner kräftigen Bewegtheit eine sehr anständige Komposition ist, »venia,lens, wenn man sich an die saftlosen Vertonungen von Goetheschen Gedichten durch seinen - LicblingSkomponisten Zeller erinnert. Von diesem kann die Komposition keines falls sein: auch von einem späteren Tondichter, wie Schubert oder so, ist sie nicht. Kurz also, von wem ist sie?* — WaS einem so ans dem Rennplatz alles einsallen kann! Aber Euer Gefühl hat Euch richtig geleitet. Zelter hätte etwas so im besten Sinne .Burschikoses" nie hervorgebracht. Die Melodie ist vielmehr von einem anderen Komponisten, von Maximilian Sl'erwein. der von 1797 an HofmusikuS, später Hofkapellmelster in Rudolstadt war. Goethe schätzte ihn sehr, denn der geschickte Mann vertonte unter manchem anderen die lange Zeit sehr be liebten Kompositionen Goethes Singspiele »Clandine von Villa bella" und .Der Jahrmarkt zu Plunderöweilern". Sein Bruder Karl war Kammervirtuose in Weimar und schrieb neben Opern auch ein Vorspiel zu Goethes .Proserpina". *** Reffe Krause- M n l l e r. »1. Nehmen wir an, ich hiebe Krause und meine Mutter wäre eine geborene Müller Ich wollte nun, da die Familie Müller keine Nach kommen hat, diesen Namen dem meinen beifügen und mich Krause-Müller nennen. Welche gerichtlichen und standeSamt- lichen Schritte wären erforderlich, dainit mein neuer Name auch behördlich anerkannt würde? 3. Kannst Du mir ein Werk nennen, das die Lebensgeschichte deö BonisaciuS aus führlicher behandelt?" — l. Wegen einer Namensänderung wende Dich an Deine Ortsbehörde, die Dein Anliegen dem Ministerium des Innern vorlegen wird. Namensänderungen, die nicht auS sittlichen oder gesellschaftlichen Gründen gerecht- fertigt erscheinen, werden heute nur ganz selten oder nie ge- nehinigt. 2. Mit BonifatiuS, wie man ihn besser schreibt, besagen sich z. B. die Werke von A. Werner: BonifatiuS. der Apostel der Deutschen, und die Romanisiernng von Mittel europa: sowie Ebrard: BonifatiuS, der Zerstörer des Colum- dänischen Kirchentiims auf dem Festland. EtneS der Werke ist sicher in der Landesbibliothek oder kann Dir von dieser besorgt werden. *** Neffe H. S. »1. Haben die Donkosaken, die öfters Gesangskonzerte geben, im Kriege gegen Deutschland im Felde gestanden? 2. Wie alt sind die Filmgrötzcn Harry Liedtke und Lna Mara? 3. Man sieht in letzter Zeit viele Kinder auf der Strafte Autonummern ausschreiben. Auf meine Frage antwortete man mir, eö würden nur Opel- Nummern ausgeschrieben. Welches sind die Bedingungen dieses Preisausschreibens?" — 1. Ob von den sogenannten Donkosaken, die natürlich gar nicht alle wirkliche Donkosaken zu sein brauchen, dieser oder sener als Russe im Felde ge- standen hat, kann nicht gesagt werden. Da müßte man sie schon selber fragen. Der Name dieses EhoreS wird aber wohl mehr eine Kunstrichtung andenten, als die wirkliche Zu gehörigkeit der einzelnen Sänger zn den früheren Kosaken, als Bezeichnung eines HeereStetleS der russischen Armee. 2. DaS Alter von Dheatergröften wird im Briefkasten aus oft erörterten Gründen nie genannt: halten wir eS mit den Filmgröftcn ebenso! 3. Ein solches Preisausschreiben gibt es nicht. Was davon erzählt wird, ist vielmehr ein Gerücht, nach dessen Urheber die Firma Opel bis jetzt vergeblich fahndet. *** Nichte Martha. »Kannst Du mir ein gutes Rezept für Frikassee von Huhn geben? Aber das pikanteste!" — Die Hauptsache ain Frikassee ist die Frikasseesohe. In 78 Gramm Butter und 1K Gramm Zivtebelextrakt schwitzt man 78 Gramm feinstes Weizenmehl langsam ab, aber so, daß es weift bleibt ober nur ganz blaß gelb gefärbt wird. Dann rührt man die Masse zwei Minuten, nachdem man sie vom Ofen entfernt hat, zuerst mit ^ Liter kaltem Wasser oder bester ungefärbter Hühnerbrühe, glatt, dann mit ^ Liter kräftiger heißer Fleischbrühe würzt dann nach Geschmack, läßt langsam bis auf 1 Liter zusammcnkochen und verrührt daran noch 15 Gramm frische Butter. Besonders würzig wird diese Softe, wenn man in der Hühnerbrühe 120 Gramm mageren Schinken kocht und der Softe vor dem Einkochen ein Glas Weißwein und ein zweites danach zusetzt. Man kann sie auch mit Ei abzichen. Das wäre weifte Softe überhaupt. Zur Frikasseesofte wird sie erst durch allerlei pikante Beigaben, wie Ehampignvns, Morcheln, Krebsschwänze, Austern, Muscheln, Klößchen, Spargel, Blumenkohl. Das Frikassee, mit dem man die gekochten Fleischstücken übergieftt, betropft man noch gern mit KrebSbultcr und garniert es mit Blätterteigschnittchen. Die raffinierteste Küche kennt auch Frikassees mit gebratenem Fleisch. Dazu gibt man eine Beilage aus mehreren der ge nannten Zutaten: diese kommt mitten auf den Anrichteteller und wird mit der Softe übergossen. Die gebratenen halben Hühner werden darumgelegt und mit ihrer Bratensohe be träufelt. DaS ist das allerpikantcste Hühnerfrikassee. *** Französische Namen. .ES hat mich stets ge wundert, wenn ich bei deutschen, einflußreichen Regierungs personen und Generalen, Polizeipräsidenten französische Vatersnamen las lz. B. jetzt Huticr, Lefebrei. Es wird diesen Personen, die doch unbedingt französischer Abstammung sind und deswegen Sympathien oder wenigstens Pietät für Frank reich haben müssen, das Vertrauen geschenkt, daß sie deutsche Interessen vertreten. Hätten sie keine Pietät, so wäre das ein Charakterfchlcr. Sollte durch Heirat eines Franzosen mit einer Deutschen der mütterliche Einfluß überragende Geltung gewonnen habe», oder sollte der Wunsch, Reinüeutscher zu wer den, bei den Kindern französischen Namens und französischer Nationalität innig geworden sein, so könnte man doch die Ver- deutschung des Namens verlangen, bevor man solche Abkömm linge in hohe Stellen gelangen läßt. DaS sollte verlangt wer den, schon weil die meisten Deutschen kein Französisch können nnd der Name deutsch nicht ausznsprechcn ist. Warum ver- ändern die nach Amerika auSgewandcrten Deutschen so bald ihre Namen?" — DaS Letzte zuerst: Nicht weil sie müssen, verändern leider viele auSgewandcrt Deutsche ihren Namen, sondern weil sic im Englisch sprechenden Strome untergehen, meist keine grofte Familienübcrlicferung haben, die ihnen ihren Namen schon um seiner selbst willen schätzenswert macht. Nun zur Hauptfrage: Die in hervorragenden Stellen wirken den Leute sranzösischen Namens sind in weit überwiegender Zahl nicht etwa Leute, die selbst cingewandcrt wären oder deren Elter» etwa aus irgendeinem beliebigen Grunde nach Deutschland gekommen wären. Diese, namentlich in Preußen häufig ainntressenden Familien französische» Namens sind vielmehr die Nachkommen sogenannter Refugiös, französischer Hugenotten, die, ihrer Religion willen in Frankreich ver folgt. etwa um die Wende vom 13. zum 17. Jahrhundert, also um iMü oder ein wenig früher oder später nach Deutschland kamen Ta sie vorwiegend den gebildeten Ständen, meist sogar dem Adel avaebörten, mit deutschen Familien okt verwandt oder verschwägert waren lBeziehnngcn dieser Art zwischen Deutschland und Frankreich waren damals viel häufiger alS Heutes intelligent, im Kriegshandwerk und in der gerade da mals zuerst sich entwickelnden Industrie sehr erfahren waren, so wurden sie von den deutschen Fürsten, namentlich den preußischen, besonders gern ausgenommen und gefördert, lieber dreibundcrt Jahre sind diese Familien in Deutschland. Sie sind also schon länast keine Franzosen mehr. Das einzige, was sie noch mit Frankreich und dort zuweilen noch bestehen den Zweigen Ihrer Familie verbindet, ist meist ihr Name. Und tz« fle eben s» der Zelt. »« N« »och Deutschland kamen, schon «in, Kamtltenüderlieserun« hinter sich fühlt«», war ihnen ihr Name etwa» «ehr al» ein« alt« Jack«, di« »an abtnt. wie Herr Schneider nnd Herr Fischer, dt^ wenn K« »ach eine« Jahr »drüben" ihre» Vater und ihr« Mutter »««der des« in,wischen Mister Lntder nnd Mister Fisher geworden Wolltest Du all« sranzösischen Namen auSrotte«. so mü Du auch all« mit slawischen Namen vehasteten umtausen: wie den »Kretzschmar* «den Wirts, den »Nitzsche* (den Freien« und viele andere. Erinnere Dich überdies, dah auch die Iran- zosen einen berühmten Staatsmann mit dem völlig unfranzö- sischcn Namen »Klotz" hatten und daß der General, der im Aus- trage des Kaisers Napoleon III. als Franzose die Kapitulation von Sedan Unterzeichnete, »Wiempseo* hieb. ** Einige alte Nachrichtenleser in Großen hain. .Wenn ein Kriegsschiff sich zum Teil aus einer AuS- landöreise befindet, welcher Teil kommt da sür gewöhnlich in Frage? Der vordere, der Hintere, der ober« oder der untere? In Deiner Zeitung im Artikel »Flottenparade in der Ostsee" steht geschrieben, daß sich der Kreuzer »Emden" »zum Teil" ans einer Auslandsreise befindet. Wir Provinzler sind scheinbar nicht ganz so schlau wie Ihr Großstädter und misten nicht, waö wir darunter verstehen sollen." — Wenn Ihr die .Nachrichten" schon so lange lest, habt Ihr Euch gewiß schon mal auS- gerechnet, wieviel Buchstaben in einer ZettungSnummer sind. Nicht? Na, e» sind in einer normal starken Nummer etwa 280 990 Stück. Bringt mal diese 380 000 Buchstaben in ein paar Stunden so in Ordnung, daß nirgends rin Irrtum vorkommt! Und Ihr werdet nicht mehr in Versuchung kommen, wegen eine» Druckfehler» zu frotzeln. Wetter wolltet Ihr doch nichts . . . denn Ihr hattet ja schon längst herauögekriegt, daß die .Emden" nicht »zum Teil", sondern »zurzeit* auf einer AuS- landreise ist. — Neffe Weißer Hirsch. <1 MI »Wie mag wohl da» Gedicht vollständig heißen, dessen Anfang mir so im Ge dächtnis geblieben ist: Gab Dir der Himmel edle Wein«, Nicht spende davon jedermann; Noch weniger trinke ge alleine. Gib dem, der einsam schlemmen kann!" — Die lange Suche nach diesem hübschen Vers war leider er folglos. Es wurde auf Badenstedt, Trojan, RttteröhauS, Otto Ernst und HanS v. Zobeltitz geraten. Aber selbst die gewieg testen und zungenfeinsten Wcinfrohen Dresden» erinnerten sich wohl des Versleins, zum Teil mit kleinen Varianten, aber keiner konnte sagen: woher? Nun . . . vielleicht schafft'» einer oder eine aus der Schar der Neffen und Nichten ... *** Nesse Schneidermeister in Dresden. »Kannst Du mir sagen, ob eigentlich das im »Boccaccio* ge sungene Lied »Ich sende diese Blume dir" von Suppe selbst komponiert ist, oder ob eS al» Einlage gesungen wird?" — Das Lied »Ich sende diese Blume dir" ist nicht von Supp6 kom- poniert. Sein Text stammt von einem sonst unbekannten Dichter A. Kühne, die Melodie von Friedrich Wagner als OpuS 88. Friedrich Wagner war Stabstrompeter im säch sischen Gardereier-Regtment; namentlich seine Konzerte im Felsenkellergarten waren sehr beliebt. Im Boccaccio ist da« Lied übrigens nie gesungen worden; da» dürfte eine Ver- wechslnng mit der »Knospe Liebe" sein, auS der die »Treue bricht". "* Neffe P. P. »Unter meinem Ringe bekomme ich iveiße Flecke, und die Haut schält sich, und es schmerzt, so daß ich den Ring nickt tragen kann. Was ist wohl dagegen zu machen und wie kommt das wohl?" — Die Bildung von ivciften Flecken in der Haut unter Ringen ist meist auf den törichten Brauch zurückzuführen, die Ringe beim Waschen nicht abzunehmen. Dadurch setzer? sich seine Seifcntetlchen und Spuren des schmutzigen Waschwassers fest- Geschieht das jahrelang, so ist eS gewiß kein Wunder, wenn sich an diesen Stellen weiche, krankhafte und schmerzende Stellen in der Haut bilden. Man sollte immer vor dem Waschen di« Ringe oblegen, nach dem Waschen die Finger und namentlich die Ringstellen sehr gut abtrocknen und dann auch noch einige Zeit vergehen lasten, che man die Ringe wieder aufsetzt. Wenn Deine Ringstellen noch nicht eigentlich wund sind, so wird bieS und das Abtupfen mit etwas reinem Alkohol wohl genügen, um dt« kleinen bisher eingetretenen Haut- cntartungen bald verschwinden zu lasten. *** Neffe Germar, O.-B. »In unserem Klub sind zweierlei Meinungen aufgetaucht. Ich behaupte, daß der Doppelposten vor dem Hinbenburg-PalaiS in Berlin bei besten Anwesenheit immer in strammer Haltung zu ver- bleiben hat. Von Zeit zn Zeit sind kurze Bewegungen ge- stattet. Die Gegenseite behauptet aber, daß der Doppelposten nur beim Passieren von Vorgesetzten stramm zu stehen hat. Entscheide Du, lieber Onkel!" — Da der Onkel leider keine Zeit hat, nach Berlin zu fahren und die Dinge selbst in Augenschein zu nehmen, so kann er Euch nur raten: handelt selbst! Beschließt von Klubs wegen die Absendung einer siebengliebrtgen Kommission nach Berlin und gebt ihr auf, durch Selbstüberzeugung die wichtige Angelegenheit ins klare zu stellen. Wenn diese Kommission dann so eine Stunde da- vor gestanden hat, so bringt Euch gewiß HindenburgS Köchin eine belegte Schrippe <so heißen in Berlin die Semmeln) her aus, weil sie denkt, Ihr haltet das ... Mund ... so lange vor Hunger offen. Oder es kommt von hinten «in Sipo, um- zingelt Euch und sagt mit echt Berlinscher Zuvorkommenheit: »Weiter sehn . . ." *** Nichte Barchent. »Don einem demnächst nach Amerika auswandernden Ehepaar, wohlbemerkt junge Leute, wird behauptet, in Amerika gibt es keinen Barchent. Dem- zufolge werden nun von den besorgten Angehörigen Nacht jacken, Hemden, Beinkleider und Unterröcke gleich dutzendweise aus diesem Material angefertigt. Weil's ähm drtem »ich so schienen Barchent hat! Ich kann das nicht glauben. Eine in Barchent eingewickelte jung« Frau ist doch im Jahre 1927 bei uns fast unmöglich, viel weniger im vorgeschrittenen Amerika. Wie denkst Du darüber?" — Erstens ist Amerika sooo lang! So lang, daß eS von einer kalten Zone quer durch die Tropen bi» zur anderen kalten Zone reicht. Da» Bedürfnis nach wärmender Unter, und Nachtwäsche dürfte also in Amerika sehr verschieden sein; noch weit mannigfaltiger, als e» schon bet uns in Europa ist. Denn auch »drüben" gibt eS ZivtlisationS- zentren, die, wie Du sagst, noch vorgeschrittener sind al» wir; aber es gibt auch Gegenden, wo noch kein Hauch der Zivili sation htnkommt. wo Wilde wirklich noch als Wilde leben und Europäer wie die Wilden Hausen. Da wird'S wohl ohne wärmeres, dickeres und gröbere» Unter- und Nachtzeug nicht abgehen, das übrigens auch bet un» einer kräftigen, nicht in zentralgeheizten Villen wohnenden Bauersfrau lieber sein kann, als die Seibenschlüpferchen und anderen feinen Dinger chen einer sich unerhört fein und ästhetisch vorkommenden Dame, die sich nicht denken kann, daß heute noch eine Frau „Barchent" trägt. Sollte eS drüben nicht gerade Barchent geben, so gibt es gewiß andere wärmende Stoffe zu Nacht- und Unterkleidung. Viel dümmer, al« wir, sind nämlich die Amerikaner auch nicht. ***Kltegerkrach. sSV PfI »Wenn heute jeder Flieger so schön über Häuser und Städte fliegt, das finde ich herrlich. WaS hat e« aber für Sinn, über» endlose Meer fliegen zu wollen, wo der Flieger niemals runter kann, wenn seine Ma- schine nicht in Ordnung ist? Auch denke ich, daß es aus geschlossen ist, daß ein Flieger mal derartig« Sachen überS Meer bringen kann, wie unsere gut bewährten Schiffe, die mehrere tausend Menschen befördern. Wenn schon der Flieger im Glücksfall schneller ist. so kann er doch nicht viel mitbringen. Stimmt das?" — Nein! Das stimmt nicht! Schon da» letzte nicht. Denn wenn ein einzige» Kilo Briefe von dringlicher Wichtigkeit sdaS sind fünfzig solcher Briefe, in denen Schecks und wichtige eilige Vertragsabschlüsse sein können) in sechs bis acht Tagen weniger al» bisher zwischen Europa und Amerika ausgetauscht werden kann, so ist da» von solcher Bedeutung baß der Flug eine» Flugzeuge» über den Ozean durchaus ge rechtfertig» ist. Natürlich läßt sich da» erst mache», wenn »t, technische» Fortschritte so weit sind, baß die Ueberqurruna de» Atlantik mit Glcherhet« aewährleistrt werden kann. Da» Meer iß gar nicht »enblo»". So dachte vtelletcht der Mann, der vor «tn paar tausend Jahre» einmal an» versehe» t» dt« Nords« plumpst«. So »rauchen aber «Ir heut« nicht «ehr zu denken. Im Gegenteil, wir sollten die kühnen Männer, di« di« sport». mäßige Vorarbeit sür die wirklich brauchbar« Au»gestaIIun, de« Ueberfeefluge« leisten und dabei ihr Leben wagen, durch unsere Bewunderung anspvrnen und stützen. Trieben wir e» doch gerade in diesen Tagen, baß ein Deutscher, Könnecke, tn einer Nacht 8999 Kilometer weit bis Angora t» einem Zuge flog, wa» ihm bi» jetzt keiner vorgemacht hat. *** NichteDorle. <80 Pf.) »1. Gell, Du kannst mir doch einmal sagen, worüber sich ein Mann am meisten freuen würde. Ich habe in der französischen Fremdenlegivn einen guten Freund. Der hat jetzt bald Geburtstag. Ich möchte ihm.gern 'mal was schicken, und bitte Dich, wa» kan» man bloß da rüber nach Asrtka schicken, und ob's die Franzmänner überhaupt erlauben? 2. Auf dem Kirchdach in Hosterwitz sieht »790". Ist die Kirche tn diesem Jahre erbaut? Oder war hat das für eine Bewandtnis?" — 1. Was Du Deinem Fremdcnlegtonär schicken könntest.. das ist nun schwer zu sagen. Zigaretten und Schokolade sind zu sehr der Gefahr des „Bei- derbenS" auögeseht. Aber wie wär'S mit einem guten Buch? Ober einem hübschen Kalender mit Bildern au» der Heimat? Schicken kannst Du übrigens, was Du willst, Du mußt nur den Zollvorschriften genügen. 3. Die Zahl »790" aus der Hostcr- witzer Kirche, die namentlich bet -er Borüberfahrt aus der Elbe so sehr tn die Augen fällt, hat ursprünglich 1790 gelautet. In diesem Jahre ist die Kirche umgebaut und neu gedeckt worden. Bei einer späteren teilweise« Dacherneucrung ist die »1" weggefallen. Nefse F. K. »WaS ist ein Acquisiteur oder Aquisl. teur?" — Das Wort wird jetzt nach Duden »Akquisiteur" geschrieben. Es bedeutet einen Mann, der für irgendein Unternehmen Teilnehmer oder Aufträge anwirbt. Im engeren Sinne nennt man den Anzetgemverber für eine Zeitung oder eine andere Drucksache kurz »Akquisiteur". Da» Wort »Werber" dürfte dasselbe deutscher und deutlicher sagen und wird wohl immer im Zusammenhang« verständlich sein. Einen »Anzeigenwerber" oder einen »Kundenwerber" würden die meisten lieber empfangen, als einen »Akquisiteur*. *** Namenloser Einsender. »Wa» sagst Du », folgender Anzeige, die ich in einer Zeitschrift fand: Zwanzig, jähriger, 169 Zentimeter hoher, öl Kilogramm schwerer dunkelblonder Bubikopf möchte mit gutsituiertem Herrn zwecks baldiger Ehe korrespondieren ...?" -> DaS ist aller- dtngS enorm: ein Bubikopf, der 61 Kilogramm wiegt, M Zentimeter hoch ist <muß die aber Locken haben) und außerdem schon 30 Jahre getragen wird <n»o doch vor 30 Jahre» Bubt noch gor nicht Mode war!). "" Abonnent H. K r. »Bin ich verpflichtet, einen Bei trag zum Bodenschcuern zu leisten? Irgendwelche kontrakt- liehe Abmachungen bestehen nicht." — Nein. ***NefseBastelsreunL. »Kannst Du mir sagen, wie man am besten und haltbarsten Kinofilm zusammenklebe» kann? Wlr haben zu Hause ein kleine» Kino mit Handmotor, und da ist un» ein Filmstreifen gerissen." — Kause Dir Filmkitt. *** NtchtaMathilde. »Auf meiner Sommerrcife sah ich auf der Strecke Kassel—Marburg—Altenbeken bet War- bürg die Ruine Desenburg auf dem Desenbcrg, der sich tn ent- zückend gleichmäßig geschwungenen Linien aus der Ebene zu einer Höhe von etiva 33« Meter erhebt, daß er mir «»vergeh- lich bleiben wird. Nun wüßte ich gern, welches alte Geschlecht da oben gehaust hat und ob eS eine Erzählung davon gibt. Kannst Du mir darüber Auskunft geben? In den Lexika steht nichts davon, aber im Atlas sind Berg und Ruine verzeichnet. In einer Erzählung über die Externsteine im Eggcgebirge werden »die von der Deseburg" erwähnt, aber nicht genannt." — Nun ... so wett geht nun allerdings die Kenntnis de» Onkels doch nicht, daß er nun auch noch die Lokalgeschtchte de» Regierungsbezirkes Minden auswendig weiß. Aber Weg weiser will er sein! Schreibe Deine Frage an den Magistrat von Marburg und vielleicht der Vorsicht halber gleich mit an den von Minden und bitte, falls man Dir von Magistrat» wegen nicht Auskunft geben kann, Dein Schreiben an einen mit der Geschichte der Gegend vertrauten Gelehrten weiter zugeben. Vergib aber nicht, für Schrcibgebühren und Antwort ein paar Freimarken beizulvgen. *** Nichte Witwe H. S. »Dt« Nachricht von der Hitzewelle in Lhikago veranlaßt mich zu der Frage: Wieviel Grab Reaumur sind 96 Grad Fahrenheit? Mein Sohn hat 28 Grab K ausgerechnet; stimmt baS?" — Dein Sohn hat» beinahe getroffen. 96 Grad Fahrenheit sind 28 Grad Reaumur und 85 Grad Celsius. » HeiratSfchnsuchtSecke. N» dieser HelracSiehnsuchtlecke will Onkel Sclmörl« nur dl« Wünsche seiner Nichten und Nellen zum Ausdruck bringen. Dagegen kann er e» nlch« übernehmen dl« hieraus eingehenden Briese an diele welterzuleiten. Nee m» de« HelraiSlusttgen in vrteswechlcl »» irecea wünscht, wird gebeten, sich de« Anzeigenteil» unter«» Blatte» zu bedienen. Nicht« Klein st adtmädel <1 MI, 2«, blond, blauäugig, schlank, gesund, ohne vubenkops, kinderlieb, wünscht zur Gründung eine» trauten Heim» Neffen aufrichtigen, guten LharalterS in ge sicherter Stellung, auch Witwer mit Sind, dem sie eine treusorgeude, liebevolle Mutter sein würde. Kür Ausstattung wird gesorgt. — Nichte Lebensfroh <1.80 MI, 20, blond, Bubikopf, gesund, von verträglichem Charakter, vom Lande, im Büro tätig, wünscht treuen LebenSkameradcn, am liebsten Beamten, der mlt ihr Freud und Leid teilt. — Nesse R. S. (80 PsI, 28, junger lntelligenter Bäcker- melsterSsohn, tüchtig, auch lm Sondltoretberus, wünscht intelligente Dame bl» 22. Cr liebt Musik und Natur, aber auch ein Tänzchen, wie sich'S gehört. (Er schreibt dazu: „Onkel, wenn'» wa» wird, bekommst Du ein Schwätzchen zur Hochzeit!" . . . Bitte, ein Schwätzchen vom Konditor! Der Onkel.) — Nichte Gundt <30 PsI, 20, blond, nicht groß, au» wohlhabender Familie, interessiert sich sehr sür Auto und Motorräder und verspricht einem trcuteutsch gesinnten, strebsamen, aber auch sonst netten Mann, «tn netter, lieber Kamerad zu sein. An Verehrern sehle e» ihr zwar nicht, doch sei darunter kein solcher, wie sie sich « denke. — Nichte Späte« Glück <1 M.l. «nsang tü. stellt sich al« leben«srohe, «sichtige, sparsame HauSsrau vor mit gutem Charakter, gesund, von angenehmem Aeußeren, ohne seden Anhang. Al» vorzügliche GeschäsiSfrau möchte sie einem besseren Geschäftsmann oder Beamten tn passendem Alter und mit gutem Charakter al» treue Lebensgefährtin zur Seite stehen. Es ist alle» da: eingerichtete Wohnung, Geschäft, Moo», von letzterem später noch mehr. — Nicht« Else ll MI, sucht für ihre Kusine, 87, sehr wirtschaftlich, mit einem schuldenfreien Häuschen tn herrlichem Garten, einen Ressen gleichen Alter». — Nicht« Elvtra <80 PsI, 2», blonder Bubikopf, große angenehm« Erscheinung, wünscht liebevollen Neffen mit Herzens bildung und angenehmem Aeuheren. Sie ist geschältllch tätig, liebt Sport, vor allem aber auch ein gemütliche» Heim: Witwer mit kleinem Kinde nicht ausgeschlossen. — Nichte Adelheid <70 Ps.l, »8, ge sund, au» guter Familie, allerbesten Rufe», tn Küche und Hau-wiri- schasi perfekt, näht auch ihre Garderobe selbst, ist arbcitSsrcudig und häuslich erzogen. Sie hat gute Ausstattung, auch elterliches Erbteil und sucht gesunden, soliden Neffen, auch Witwer mit Kindern, bis 8ü mit Existenz, um ihm ein trautes Heim z» bereiten. — Nichte Lebensfroh <80 Pf.s, 27, ist suttcrneidtsch. Sie will auch einen Mann haben. Ohne Bubikopf, möchte Ne aber gern einen lustigen und soliden Mann bi» 38. Sie ist Schlesierin: fsir Aussteuer wird gesorgt. — Nicht« Gemütlich <80 Ps.l, 27, wird von dem Ge danken. alS alte Fungier zu sterben, bald »mgcbracht. Auch sic möchte gern «Inen netten, soliden Mann bis 88, „m ihm ohne Bubikopf eine gute Kameradin fürs Leben zu sein: Beamten oder Handwerker. Wäsche-Aussteuer, teilweise auch Möbel, sind da. los ttIL.V°o«VVVkrriS
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