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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.10.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051019014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905101901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905101901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-19
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.10.1905
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BchLrdrn der Stadtkommandant «eneralleutnant >PHd,Pl«tzmajo, Major tzeinick«. für di« .Polizei- eal«ru»^»rat Hoblfetd, Polizeihauptmann ^üeultumt Match«», und al» Verteiler der r.chr Vorsteher, Herr Stadtrat Barack. .Ltzenkönia, Herr Hoslieferant Celdschrank- sabrikänt Richter, unter einem zweiten Tusche in den Saal 65l«"«t worden, setzte man sich zu Tisch« Die Tafelmusik wurde von der Kapelle de» lLelbstGrenadier-Regiment» Nr. 100, unter Direktion de» Musikdirektor» Herrn O- Herrmann, ausae- führt. Sie eröffnet« der Zaraaoza-Marfch von Ortoga. Nach- dem Eppyr. und Fisch al» erste Nummern der Taselsreuden serviert wäre». vielt Herr Vorsteher Stadtrat Weigandt den ersten Lnnkspruch auf S«. Majestät den König und da» Königliche Hau». Mit dem Gelöbnis der Treue, das hier erneuert werde, bracht« Redner die besten Wünsche dar. die in einem begeistert ausgenommenen Hoch auSklangen^ an da» sich die Köniashymne anschloh. Im Namen Sr. Majestät sagte daraus Herr Kammer- Herr v. Stamm er al» abaeordneter Kommissar Sr. Majestät de» König» Dank für die Wunsche, die der Vorstand dem König und seinem Hache daraebracht habe. Diese Mimische feien ein Prüfsten, für die althexgebrachte Treue, die die Bogen- schutzrngesellschoft als Hüterin echten Bürgersinneö immer zu wahren gemutzt. Deshalb werde die Boaenschübengesellschast immer blühen und gedeihen. Zu dem Hoch, in da» die Rede auSklaug, spielte dl« Kapelle den Boaenschützenniarfch. Bor dem nächsten Gang schob sich ein Violinsolo, eine Berceuse von Godhard, gespielt von Herrn Hoboist Haumiig, ein. Den zweiten Trinksvruch auf den diesjährigen Schützenkönig hielt Herr Deputierter Fabrikant Fischer, an die alljährliche Wiederkehr der Vogelwiese anknüpfend, die als Freuden- fest der Bogenschützen, der Bewohner und der Umgebung, al» Königreich de» Frohsinn» und der Freude keine Parteisrage» kennt^ lieber diesem heiteren Treiben herrsche ei» König, dem da» Schicksal di« Krone in den Sckoß geworfen hat. Ihm brachte der Redner sein Hoch. — Der König, Herr Hoslieferant Richter, dankte, indem er vor allem fein Glück als Königsschütze pries und ein« «treue Regierung gelobte. Nach altem Brauch weihte er sein Mas der Bogenschützen-Gesellschaft. Gin Quartett des Mannergesangverein» „OrphruL" «sang darauf unter stürmischem Beifall drei ansprechende Llsder, so wiederum die Taselsreuden besonder» angenehm unterbrechend. Herr Vorsteher Prirmtier Schulze toastete sodann aus die königlichen und städtischen Behörden, di« Liede der Bogenschützen zu den vaterländischen Einrichtungen schildernd und die ethische Unterstützung der Be hörden dankbar anerkennend. Herr Stadtkommandant General- leutnant v. S ch w e i n i tz, den Streit und Wettstreit des Bür- ger» mit Her« und Sinn für Kaiser und Vaterland hervorhebend. widmet« sein Hoch der Gesellschaft. Herr Oberregierungsrat H » hlf« ld dankte im Namen der Polizeibehörde und in Ver- tretung de» Herrn Polizeipräsidenten Koettig: er toastete aus die Herren Vorstände und den Voaelwiesen-Festausschuß. Herr Stadtrat Dr. Köppen. die Grunkungsveranlassung der Ge sellschaft im 1b. Jahrhundert streifend, gab der Gesellschaft den Namen eine» „Krudes des Rats" und bot in teilweise humori- tischer Form ein Bild der Tätigkeit der Bogenschützen. Er orderte die Gäste zum Hochruf aus die Gilde aus. Der Vor- itzende, Herr Stadtrat Weigandt, trank sodann aus den Ehrenvorsitzenden Herrn Geh. Hofrat Dr. Mehner t. Einen herzlichen Trinkspruch auf vier sünfundzwanzigjährige Iubilare bracht« in Reimen Herr Deputierter Maler Schlenkrich au». Im Namen der Iubilare dankte Herr Restaurateur Hos - « a n n. Herr Stadtrat Kändler, Gastfreundschaft preisend, toastet« am die Gäste und die Presse. Herr Geh. Hofrat Dr. Mehnert dankte für die ihm zu teil gewordene Begrüßung und für die Zustimmung, die diese Begrüßung gesunden. Er wisse, wie gewlsseTugenden immer in dcrBogenschützen-Gcsellschast Pflegschaft gefunden haben, unter ihnen besonders die Vaterlands- liebe. Wir, so führte Redner u. a. aus, die wir uns auf unlcre KönigStreu« und Vaterlandsliebe etwas zu gute tun, wir wollen unserer Kampfer in Südwestafrika gedenken und ihnen «ine Weihnachtsgade senden. Weiter riss Dr. Mehnert zur Treue an unserem Sachfenlande auf und mahnte zum ehrlichen, offenen Bekennen dieser Gesinnung. Sein Toast galt dem König!. Kommissar Herrn Kammerherrn v. Stammer. Herr Stadtrat Bo rack brachte di« Grüße und Glückwünsche der Scherbenschützengilde und forderte zu einem Hoch aus die Heiden Vorsteher der Bogenschützen-Gesellschaft aus. Herr Deputierter PrivatuS Adam brachte ein Hoch auf die Sänger des Mannergesangvereins „Orpheus" aus. — Die von Herrn Geheimen Hofrat Dr. Mehnert angeregte Sammlung für die Südwestasrikaner hat fast 500 Mark ergeben. — Der Allgemeine Handwerker»,« re in cröfsnete in gestern abend in dem städtischen Schulgebäude, Kleine Plauenschc Gasse 14, die Metstrrkurfe mit einer schlickten, aber eindrucks vollen Feier, an der die Herren König!. Gewerberat Eule, Stadt schnlrcit Dr. Lyon, Stadtrat Kannnerrat Schwer, Stadtrat Lu»g- witz, Stadtverordneter Stuckart, sowie sämtlichc Mitglieder des Schulausschusses de« Allgemeinen Handwcrkervcreins die Diri genten der Fachschule, Herren Reche und Scharf, und die Leiter der Meisterkursc, Herren Oberlehrer Kock und Ebert, teilnahmen. Herr Stadtverordneter Hoflieferant Wendschnch begrüßte namens de» Gesamtvorstandes des Allgemeinen Handwerkervercins die Ehrengäste, insbesondere die Vertreter der Stnats- und städtischen Behörde» und dankte letzteren für dir wohlwollende llnterstiitzuiig, welche sowohl da» Staatsministerium als auch Rat und Stadt verordnete seit vielen Jahren der Fachschule des Vereins bewiesen Hobe», und sprach die Bitte au», dieses Wohlwollen dem Verein auch ferner zu bewahren. Darauf stattete Redner weiteren Dank ab den Her«« der Kommission, an deren Spitze Herr Dirigent Rech« steht, für dir Mühewaltung bei den Vorarbeiten zu der Einrichtung der Meisttrknrse, die der Verein unter Analicderung au die seit über 30 Jahren bestehende Fachschule in» Leben ge rufen hat. wobei di« guten Erfolge, die verschiedene Innungen mit den Meisterkursen erzielten, vorbildlich gewesen sind. Die Kommission möge ihren schönsten Lohn und ihre Anerkennung für die aufgewandte Arbeit in dem guten Gelinge» der Mcistcrkurse finden. Dank wurde femer dem städtischen Schulamt für die kostenfreie Ueberlassuna der Unterrlchtsräume ansgedrückt. Durch dir geistige und berufliche Weiterbildung, welche diese Kurse den Meistern und Gesellen bringen sollen, hofft der Verein, dem ae- famten Handwerkerstande zu nütze» und den Mitgliedern, insbe sondere aber den Gehilfen als der Heranwachsende» Meisterschaft, di« Kenntnisse mit auf den Weg zu geben, die das Erwerbsleben an sie stellt. Redner gab seiner Freude Ausdruck, daß der erste Memerknrsn» von einer so stattlichen Anzahl Teilnehmer besucht ist, und wünscht« ihnen, die erhoffte geistige WeiterauSbilduna und den damit in enger Verbindung stehenden wirtschaftlichen Vorteil zu finden. Am Schluss« seiner Ansprache gedachte er des Königs Friedrich August als Protektors des Allgemeinen Handwerkervercins und brachte dem Monarchen ein dreifaches Hoch. Nachdem Herr Dirigent Reche das Ulttenichtspwgrainni entwickelt hatte, beglück wünschten den Verein zu seinem neuen Unternehmen Herr Stadt schulrat Dr. Lyon namens der städtischen Schulbehörde und .Herr Kammerrat Stadtrat Schröer namens der Äwerbrkammer. Die Feier war umrahmt von Harmonilunvorträgen. — In der Sammluna des KönigI. Sächsischen AltertumsvcreinS ist seit einiger Zeit eine große i» Holz «schnitzte und bemalte Gruppe ausgestellt, die zu de» wertvollsten Stücken der reichen Sammlung gehört. Es ist ei» lebensgroßer Ehristu», zu dessen Seiten die ebenfalls lebensgroßen Statuen des Bürgermeisters Höckner und seiner Frau knien. Einige Lngels- «staiten vollende» die Gruppe. Höckner war Bürgermeister von Stoklberg während des 30jährigen Krieges. 1633. nach dem Brandrttt Holt'», gelang es dem um seine Stadt hochverdienten Mann, beim General Torstensön zu erlangen, daß die von der armen Stadt geförderte Kontribution erlassen und für den Kirchen bau verwendet werden dürfe. In dem danialS errichteten Altar wnrd« seine Statur und die seiner Frau ausgestellt. Bei einem sehr nüchternen Umbau der Kirche im Jahre 1840 wurde der Altar entfernt und die Schnitzereien aus den Kirchboden verwiesen. Die Koiitgl. Konimissio» zur Erhaltung der Kmiftdeiikmäler bemühte sich wiederholst die Ktrchengemeinde zu Stollberg zur Wiederanf- stellung des Ehrrndenkmals ihres Bürgermeisters ür veranlassen. Aber eS fand sich in der Kirche kein geeigneler Aufstellungsort. AuS diesem Grunde entschloß sich der Kirchenvorstand, die Gruppe zunächst auf 10 Jahre den« AltertiimSverei» zu überlasse». Der Name deS Holzschnitzer», der diese lebensvollen, leider aber vielfach beschädigten Figuren schuf, ist leider nicht bekannt, jedvch vermutet man, daß der Schneeberger Bildhauer Joh. Heinrich Böhme tck 1S7S) an der Ausführung beteiligt gewesen sei. — Um für die sächsischen Pflichlstuerwehren eine einheitliche und zweckmäßige AuSbrloung zu erleichtern, hat der Landesaus- schuß lächsffcher Feuerwehren eme „UeduugSordnungfür fach fische P sl ich ts e u erw ehr« n" herausaegeben. Diese rst vom Ehemnitzer Branddirektor, Herrn Lothar Weigand, dessen hervorragende Tätigkeit für die Entwicklung de» Feuerlösch, wesen» weit über dre Grenzen Deutschland» hinaus bekannt ist, bearbeitet worden. Bi» jetzt haben bereit» zahlreiche sächsische Gemeinden die Brrwendung der neuen UebungSvronuna bei ihren Pflichtfeuerwebren angeordnet. Di« Verteilung dieser Gemeinden auf die einzelne» Amtshauptmaunschaften ist lehr verschieden: so wurden z. B. in der Ämtshauptmannfchaft Pirna in 280, in der AmtShauptmannschast Glauchau in 206, in der AmiSboupt- Mannschaft Flöha in 40 und in der AmtShauptmannschast Rochlitz in 24 Orten Exemplare der Uebungsordnuno bestellt. In jayl der in Frage kommenden Orte zwischen 1 und 17. Ueber raupt noch nrcht tingeführt ist die Ucbunasordnung für Pflicht- seuerwehren in den AmtShauptmannichosten Bautzen, Kamenz, Dippoldiswalde, Dresden-Neustadt, Mcitzen. Döbeln, Leipzig, jwickan und Ämraberg. Ein etwaiger Reingewinn aus dein öerlage der Instruktion soll der König Albert - Feuerwehr- Stiftung zufließen, welche anläßlich de» Negierungs-Jubiläums und 70. Geburtstages des Königs Albert von Feuerwehrleuten gegründet worden ist und der Unterstützung kranker und notleiden der Feuerwehrmänner dient. — Die öffentlichen Borträge des Geure in- nützigenBereins im Stadtoerordneten-Saale beginnen am 1. November. Als Redner sind für diesen Winter gewonnen worden die Herren Professor Dr. Bruck, Bürgerschulleyrer Bürckner, Direktor Professor Dr. Döhler, Professor Dr. Geh, Graf v. Hardenberg, Ober-Medizinalrat Dr. Hesse, Professor Kreis, Oberarzt Professor Dr. Adolf Schmidt, Geheimer Rat Dr. theol. und Phil. Vogel und Staatsanwalt Dr Wulfsen. — Die von uns bereits erwähnte Gründung einer DrcS d- ne r Ortsgruppe des „Allgemeinen Schristsieller-Vcreins" ist im „Hotel zu den drei goldenen Palinenzweigen" perfekt ge worden. In den provisorischen Vorstand dieses neuen „Dresd ner Federklu bS" wurden die Herren Hauptmann Postel und Redakteur Müller gewühlt. Es wurde beichlossen, von Ausstellen von Sonderitatuten wie von Erhebung besonderer Mitgliedsbeiträge abzuscheu. — Das Preisgericht für den Wettbewerb zur Elkaugnng von Schutzvorrichtungen im elektrische» Straßen bahn betriebe hatte beschlossen, von den elngesendcte» 420 Entwürfen sieben einer sechsnionatiacn Versnchszcit zu vnterziehcn. Nachdem diese Versuche beendet find, ist beschlossen worden, in der Erwägung, daß keine der Vorrichtungen für sich allein eine voll kommene Schutzvorrichtung darstellt, vielmehr nur durch die Ver einigung der nachgcnannten PreiSarbeiten eine brauchbare, den Bestimmungen des Preis»nsschreibcns entsprechende Einrichtung zu erwarten steht: von der Verleihung eines ersten Preises über haupt abzulchen, vielmehr zwei zweite Preise von je 4000 Mark den Einsendern Ambrosius Nehren und Adolf Psoscr für die Schutzvorrichtung „Erprobt", sowie dem Einsender Bruno Hetbig für dl« Schutzvorrichtung „Notwehr" und einen dritten Preis von 2000 Mark dem Einsender Gustav Mertens für die Schutzvorrich tung „Die sicher wirkende Bremse ist die beste Schutzvorrichtung" zuzuerkenncn. — Der Ausschuß zur Förderung der evange lischen Kirche in Oesterreich. der unter seinem uner- müdlichen Vorsitzenden, Kirchenrat V. Meyer in Zwickau, seil sechs Jahren mit stets steigendem Erfolge, ober unter schweren finanziellen Sorgen an der ihm gestellten Aufgabe arbeitet, macht bekannt, daß er einen Fehlbetrag von 100 000 Mark zu decken habe, der unbedingt ausgebracht werden muffe, wenn das ganze Werk nicht zusammenbrechen soll. Der Ausschuß hat zur Durch, führung seiner Arbeit bisher 1 113 600 Mark aufaewendel und bedarf bis auf weiteres jährlich 250 000 Mark. Diese Summe dient besonders zur Besoldung der etwa 100 Vikare, die er in den evangelischen Gemeinden Oesterreichs anpestellt hat. Viele alte Gemeinden find durch feine Hilfe in die Lage versetzt wor den, ihre kirchlichen Bedürfnisse in geordneter Weise befriedigen zu können. Zahlreiche neue Gemeinden sind entstanden, mehr als 30 000 Uevertrittc zum evangelischen Bekenntnisse sind bis her erfolgt. Dadurch wachsen die Ausgaben des Ausschusses in früher nicht geahntem Maße, so daß er dringend der bauern den Unterstützung der Protestanten im Deutschen Reiche bedarf. — Fünfzig Jahre war gestern der Botenmeister des Reichsgerichts, Herr Heinrich Köhler, im Dienste des Staates. — Der 17. Oktober war von besonderer Bedeutung für die neue Wasserleitung Neunzehnhain-Einsicdcl. wurde doch an dieicm Tage der erste große Stollen Neunzehnhain- Nessejgruiid von 2720 Meter Länge durchschlagen, wobei cS sich ergab, daß die beiden Stvllcnbälften, von Neunzehichai» und vom Nejselgmnde ans in den Berg getrieben, vollständig scharf aus einander trafen. Um >/,3 Uhr nachmittags geschah der Durch schlag und »ach 1>/r Stunden erfolgte der erste Durchmarsch von Neunzehnhain anS. — I» WarnSdorf findet am 3. Dezember die Weihe der neue» evangelische» Friedenskirche statt. Schlicht und doch schmuck wie der Aunenbau veifvrichl auch daS Innere zu wirken, überall ist der früdgvtilche Stil dnrchgelührt. Das neue Gotteshaus. daS für 400 Sitzplätze berechnet ilt, ist eine Zierde der Stadt. — Seit vorigem Mittwoch ist der Lokalrichter Mihlan von Zschopau verschwunden. Wie die „Grimm. N. N." hören, hat sich Mihlan der Untreue und erheblicher Unterschlagungen schuldig gemacht und ein« nicht unbedeutende Schuldenlast zuruck gelassen: bis heute fehlt jede Spur von ihm. Ministerpräsidenten begonnen, indem er ousfuhrte, er wisse. Delcaffö nrw kein Ende. Die Stimmen in Paris mehren sich, die von den Enthüllun gen der letzte» Tag« sehr schlimme Folgen für Frankreich fürchten, in dem Sinne, daß das Vertrauen befreundeter Mächte in Frank reich erschüttert werde, wenn man sieht, mit welcher Geschwätzig keit Dinge in der Oeffentlichkeit breilgetreten werden, die das Licht einer internationalen Preßpolemik nicht vertragen. Trotz dem nehmen die Enthüllungen ihren Fortgang. Jetzt ist es die „De Peche de Toulouse", das einflußreichste radiko- sozialisrische Organ des Südens Frankreichs, das den Reigen wieder beginnt. Die „Däpeche" gehört seit langen Jahren zu den Gegnern des gegenwärtigen Ministerpräsidenten und steht mit Mitgliedern des verflossenen Kabinetts in engster Fühlung, z. B- mit Herrn Pclletan. Erst vor drei Tagen veröffentlichte der ehemalige Marineminister in der „Tc-Peche" einen Artikel über die Enthüllungen Delcassös. in dem mehr als eine Loitze gegen Herrn Rouvier verborgen lvar. Auch die jetzige Dar stellung der „Däpöche" über die Vorgänge, die zu der Demission Delcassss führten, zeigt eine starke Feindseligkeit gegen den Ministerpräsidenten. Das Blatt 'beginnt mit der Versicherung, daß .Herr Delcaffs nicht der Urheber der ungenauen Erklärun gen des „Platin sei. Was Delcassv getan habe, sei, daß er mit einem in hervorragender Stellung befindlichen Journalisten gesprochen hat, der die Andeutungen des Munsters später be nutzt hätte. Was die Geschichte von den hunderttausend Eng ländern angehe, die in deutsches Gebiet cinsallen sollte», so sei Delcassö an diesen Behauptungen unschuldig, aus dem einfachen Grunde, daß er eine falsche Tatsache nicht behaupten konnte, (Logik? D. R.j England habe allerdings mit eifersüchtigem Auge die Anstrengungen Deutschlands verfolgt, seine Suprematie in Europa herzustellen. Im Anfang des marokkanischen Kon flikts habe Eduard VII. seine Meinung einem deutschen Bot schafter nicht verborgen: denn er sagte, daß das, tvas Deutsch land tun wolle, verrückt sei 0?1, und daß England niemals dulden werde, daß Frankreich gcdcmütigt werde. So habe Cainbon seiner Regierung etwas später depeschieren können, daß die englische Regierung bereit sei. in die Prüfung eines Einvernehmens zu treten, aas geeignet sei, die gemeinsamen Interessen der oeiben Nationen zu schützen. Am folgenden Tage war diese Depesche in Berlin bekannt. Die französische Regierung antwortete nicht mit einer fest zusagenden Antwort, sondern schob die Sache auf die lange Bank. Dann kommt die bekannte Geschichte von einem angcbliclien französischen Ulli- matum an Marokko und einem deutsciien Einspruch durch die Vermittlung Italiens. Schließlich erzählt die „D^Pöche^ die famose Ministerratssitzung, in der Deicassö seine Entlassung gab. Delcossö habe mit einem direkten Stoß« gegen den reden, der nicht mehr sein Vertrauen besäße. Die deutsche Reichskanzlei habe aber nicht der Person, sondern der Politik Delcassö» ihr Vertrauen verweigert. Denn er habe die Politik eine» wahrhaft französischen Ministers betrieben. Darauf er widerte Rouvier nichts. Telcassck habe nun entwickelt, was er sein« wahrhaft französische Politik nannte. Danach habe Delcassä auf der Forderung bestanden, daß Frankreich an der Marokkosonferen» nicht teilnehmen könne. Wenn Deutschland die Konferenz wolle und wenn es den Sultan vorlchübe, so berge es einen Hintergedanken, und der sei: Frankreich zu einem deutschen Bündnis zu treiben. Hier hätte Herr Rouvier unterbrochen und erklärt, da» fei so, aber er wolle von einem solchen Bündnis nicht» wissen, woraus Telcassö ousgeführt habe, c» genüge nicht, dieses Bündnis nicht zu wollen, man müsse auch demgemäß handeln. Er für sein Teil halt« «in solches Bündnis vor der Revision des Frankfurter Friedens tür unmöglich. Delcassc- erklärte daraus von neuem, daß man nicht zur Konferenz gehen dürfe: daß, wenn man Deutschland ertaube, den kleinen Finger Frankreichs zu packen, es bald die ganze Hand ergreifen würde. Er blieb aber niit seiner Ansicht allein. Als er daraufhin seine Temiffion Unterzeichnete, steten, so erzählt die „Däpöche" gernhrl, zwei dicke Tränen ans seinen Augen auf das Papier. In der „Morning Post" wird di« englische Regie rung ausgefordert, entweder die Bchanplunaen des „Molin", sie habe militärische Unterstützung an Frankreich versprochen, amtlich in Abrede zu stellen oder klar zu machen, welche Zu sagen im einzelnen sie gemacht hat und unter welchen Um ständen diese anwendbar sein sollten oder noch gültig find. DaS Blatt fährt dann fort: „Die Nachricht, daß Lord Lansdowne l?> England verpflichtet haben soll, zu Lande mit einer Armee von weniger als drei Armeekorps üffennv gegen den Kieler Kanal vorzugehcn, isl unglaublich. Englische Regierungen haben aller dings in der letzten Zeit mehr als einmal durch ihre Acußc rungen eine eigenartige Unfähigkeit für das Verständnis der An forderungen eines ernsten Krieges gezeigt, aber trotzdem sollte die Erinnerung an unsere Schwierigkeiten in Südafrika nicht so bei den Ministern geschwunden sein, daß die Möglichkeit vor liegt, daß fic ein Unternehmen dieser Art ohne cnlivrechende Vorbereitung beabsichtigen können. 'Das Versprechen einer all gemeinen Unterstützung ist etwas anderes.... A» einem der artigen Versprechen könnte Deutschland keinen Anstoß nehmen. Sein Zweck würde ein rein defensiver und kein offensiver sein. ... Es ist natürlich ärgerlich, das Lächeln zu beobachten, mit dem man in Deutschland die Idee begrüßt hat, daß eine englische Truppe Frankreich in einem Kriege mit Deutschlona unterstützen könnte. Dos englische. Kriegsminiiterium würde auch wahrscheinlich bemüht sein, die Bebauptuna des „Figaro" zu widerlegen, daß wir keine lOOOOO Mann für ein solches Unternehmen zur Verfügung haben. Trotzdem muß offen zu- gestanden werden, Laß unsere Landmacht in ihrer augenblick liche» Organisation nicht im stände ist, bei der Erhaltung deS Gleichgewichts der Mächte den Anteil zu nehmen, den ste in den napoleoniichen Tagen nahm und durch den sie England und das übrige Europa vor einer übermächtigen Tyrannei rettete. Die Beherrschung der Sec ist gewiß Hauptsache für die Sicher heit dieser Insel, aber es ist eine Selbsttäuschung, anzunehmen, daß die englische Flotte in einem Streffe, dessen Entscheidung aut dem Kontinente falle» muß, mehr tu» könnte, als einen Weg für die Armee zu bahnen und 'päter die rückwärtige Ver bindung der Armee zu sichern. , . Die Armee allein kann die endgültige Entscheidung beeinflussen. Frühere Regierungen haben sich stets aller kontincnialen Bündnisie enthalte». . , . Äendcrnngen, die neuerdings in den politischen Verhältnissen eingetreten sind, machen cs jedock klar, daß dicie Politik nicht länger mit der Sicherheit des Reiches vereinbar ist. Unsere Stellung in den verschiedene» Teilen der Welt ist eine zu schwer wiegende, um die Hoffnung znziilassen, daß wir weiterhin isoliert stehen können, während alle anderen Mackste sich zu gegenseitiger Unterstützung in Gruppen vereinigen. Unser Bündnis mit Japan wurde deshalb sozusagen mit einstimmiger Zustimmung der ganzen 'Ration beichiotsc». Dneies Bündnis steigert jedoch unsere Verantwortlichkeit zu Lande aut dem Kon tinent in Asien, statt sie zu vermindern Die Verbindung, die wir mit Frankreich üersielte», hat ff> gleicher Weise die Zustim mung beider volistichen Parteien erhalten, bringt aber ebenfalls gewisse Verpflichtungen mit fick. Das englische Volk kedrt in der Tat mit Willen zu der Politik der Bündnisse zurück, und wir sind der Anffcht, daß es dnrch den Instinkt richtig geführt wird. Diese Politik legt uns aber die Pflicht aus, uns zur Erfüllung der neuen Versprechungen durch Organisation einer qenügcnden Landarm ce vorzildercilen," An den amtlichen fronzösticken Stellen wird der Anschauung Ausdruck gegeben, Ministcrvräsident Rouvier werde ohne Zweifel bald nach der WievcrnilNiahuic aer parlamentarischen Arbeiten Gelegenheit zur Abgabe von Erklärungen über di« äußere Politik Frankreichs, zninckl in der marokkanischen Angelegenheit, finden: man dürfe aber ichon jetzt Zweifel äußern, daß er cs etwa dann für opportuner als beute er achten werde, den Bericht des „Matin" lei cs zu bestätigen oder zu dementieren. Die wiederzusammenircleiiden Kümmern werden ein erschöpfendes Gelbbnch über die Unterhandlungen vorfinden, welche zu der erfreulichen französilch-deutichen Ver ständigung in der marokkanischen Angelegenlfeit führten. TafttSiieschichte. Koloniales. Der Gouverneur von Südwestafrika, v. Lindcquist, ist am 14. t». M. auf dem englischen Dampfer^ „Kenilworth" von Southampton abgefahren und trifft am 30. Oktober in Kctpstod' ein, wo er Zeit finden wird, die erforderlichen Abschiedsbesuch" zu machen und feinen Hausstand auszulösen. Die Weiterreise erfolgt auf einem Dampfer der Ostairika-Lime: seine Ankunft im Schutzgebiet ist sür Milte November vorgesehen. Den Tod des Hauvtmanns Pichler im Gefecht bc> Keidorus schildert ein Brief des Oberleutnants Dannerl an Ver wandte des Gefallenen. Dem tm „Grenzer" abgedrucktcn Briefe entnehmen mir folgende Stelle: Zu mittag des 26. Juni rückten wir vvm Lager ab und trafen abends bei Kochas ein. Dort meldete uns eine vorausgcuchtcklc Patrouille, Laß das feindliche Lager bei Keidorus wäre, und Ihr Herr Bruder beschloß, das- selbe anzugrcisen. Wir näherte» uns bei Morgengrauen, über schritten den Fischiluß und entwickelten uns im Flußtal derart, baß die 9. Kompagnie an einem Bergrücken auf dem linken Flügel, die 1. Elappen-Kompagnic rechts davon im Flußtal vor- gehen sollten. Ganz rechts war der Fffchsluß, in dessen mit Busch besetzte Ränder eine Patrouille vorgeschoben wurde. Ui» 6,80 Uhr vormittags gingen die Kompagncen jo entwickelt gegen das feindliche Lager im Flußtal vor. Wir sahen bald die Feuer rauchen und hofften, den Feind überraschen z» können. Ihr Herr Bruder besand sich ,;>vffchen beiden Kompagnien. Plötzlich er- tönten vom linken .Höhenrand schone Kommandos in Hotten- tottensprache und wir wurden mit eineni^ Hagel von Geschossen aus iwcrhöhenden, völlig unsichtbaren Stellungen überschüttet. Die S. Kompagnie hatte gute Deckung hinter den Klippen, wäh rend die 1, Etappen-Kompagnie im kahlen Flußtal derart zu- gedeckt wurde, daß an eine Erwiderung des Feuers nicht zu denken war. Während der linke Flügel der Kämpagnic sich noch links an die Klippen zog, gelang es der Mitte und dem rechten nur mühsam, den Schulder Büsche am Flußnser zu gewinne» Gleich bei den ersten Schüssen wurde Ihr Herr Bruder ins Bein getroffen und rief ruhig nach dem Arzt, Affistcn.zarzt Dr. Horn. Als letzterer hinzükam, erhielt Ihr Herr Bruder den zweiten Schuß in den Kopf. Er lebte aber noch und ermähnte einen von 4 Schüssen getroffenen, laut jammernde» Reiter, sich als Soldat zu benehmen. Auch schlug er noch die Augen aus, als Leute der Kompagnie ihinznkamen, um ihn fort- zutragen. Dann verschied er. während Horn durch Kopfschuß sofort tot war. Ihr Herr Bruder hat also nicht gelitten, sondern ist einen schöne», schnellen Soldatentod gestorben. Tonn über- nahm Oberleiitnaiit v. Rosen ihn! und nach dessen Verwundung ick den Befehl. Tie Hottentotten hatten wieder in erster Linie aus die Offiziere geschossen. Dann aber drangen wir tüchtig vor und erst zu Mittag beschloß ich nach Rücksprache mit den anderen Herren im Interesse der Verwundeten zurückzugehen dis zu den D*es-ncv Nachrichten. 2»v. Seite 2. »» Do»»erSta«. 1» Oktober
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