Volltext Seite (XML)
- V7V - »kerlet für die Frauenveit. Di»« vtttze der LauSfrau. sPraktstche» Scherzgejchent.) Da steht sie- vor »ir. die Stüde der Hausfrau, mit frischen, roten Wange», derben, kräftigen Armen und blanken Augen. Alles an ihr redet von Äraft und Gesundheit! Ja. diese Stütz« ist wirklich ju gebrauchen! Die Attribute ihrer Wirksamkeit: Kochlöffel und Bürste, hält sie fest im Arm, als ob sie fürchtet, man könne ihr dieselben entreißen wollen. Welcher Hausfrau wäre wohl eine solch« Stütze nicht willkommen? Dazu bietet sie in uneiaennütziaer Weise ihre Dienste aratiß an. Was will man mehr verlangen?! Doch. „wie. wo, unter welchen Bedingungen erhält «an diese musterhafte Stütze?'' wirst Du fragen, geichätzte Leserin! Ei nun, so will ich Dir diese Stütze beschreiben und empfehlen zur Nachahmung, denn sie besteht auS — lauter nützlichen Sachen, als da sind: Staubtücher, Bürsten, Fensterleder, Gläser- tücher, Schrubber, hölzerne Kochlössel, Aaschlappcnen, Schwämme, Tassenbüriten Körper besteht aus einer Strohhülse lvon Weinflaschen). In die Höhlung der Stroh- Hülle steckt man eine Möbelbürste, mit dem Stil «ach oben, also den Hals bildend. Oben an der Hülse ist ein kleiner, runder Schwamm sestgeheftet, als Kops der Puppe. Das Gesicht heißt es hineinmalen oder nähen. Die Nase besteht aus einer abgc- schälten Mandel. Damit Bräsigs: „Daß Du die Nase ins Gesicht behältst!" sich er fülle, und der Gesichtsgiebel nicht etwa der Anziehungskraft der Erde nachgibt, so wird die weit in den Schwamm hineingcsleckte Mandel mit einem Stich von hinten sest- gehalten. Nun kommen die Augen: zwei schwarze, große Perlen müssen sie vorstellcn. Die Augenbrauen werden aus schwarzer Wolle genäht, ebenso der Mund mit roter. Um ein freundliches Grinsen zu erreichen, zieht man die Ntundwinkel etwas nach oben. Und die Backen? Ja, da gcht's ohne Schminke nicht ab. Für 5 Pfg. Karmin ge- nügt, den gelben Teint des Schwammes in einen rosigen zu verwandeln. Mit einem Wattebäuschchen wird das ganze Gesicht zart überhaucht, die Wangen aber erhalten zwei kräftige rote Flecken. Jetzt weiter mit der Kostümierung! Staubtücher, Leder lappen bilden Unterröcke und Oberrock: sic werden in der Taille in Falten gelegt. Ein belles Staubtuch dient als Bluse. Die Arme besteben aus zwei kleinen Schrubbern, die mit Waschläppchen umhüllt sind. Ein wei ches, gelbes Sptegeltuch dient als Umschläge- tuch, ein zierliches, weißes Taschentuch als Kopfbedeckung. Es wird dreikantig umae- schlungen. Löffel und Bürste gibt man der Stütze recht fest in den Arm. — Nun. wie gefällt Dir diese Stutze der Hausfrau? E. Friedet. Echtes Gold. Novellette von Paul B l i «. Erst um 8 Uhr war da» Festmahl beendet. Der Wirt lud uns in den Garten, wo Kaffee, Likör und Zigarren herumgereicht wurden. Dann blieben wir noch ein halbes Stündchen plaudernd beisammen, und gegen Vij9 Uhr gingen wir voneinander. Der Äerichtsrat und ich hatten denselben Wea nach Halensee, und da der Abend prachtvoll war und uns Bewegung aut tat. nahmen wir keine Fahrgelegenheit, sondern gingen die nicht große Strecke. Als wir am Kurfürsten» dämm waren, stand der alte Herr still, nahm seinen Hut ab, sah in die blinkende Sonne, holte tief Atem und sagte endlich mit leicht zitternder Stimme: „Sehen Sie nur, wie schön, wie einzig schön dies Bild ist, — dieser glutrote Feuerball da, wie er langsam hinabstnkt, wie das alles flimmert und zittert in den köstlichen Farben, ist das nicht überwältigend schön?" Ich nickte nur. denn die Frage und das ganze Benehmen des alten Herrn kam mir etwas überraschend. „Jeden Tag kann ich das Wiedersehen," sprach er mit Begeisterung weiter, „und immer finde ich neue Schönheiten daran, ja, es wirkt auf mich geradezu verjüngend, alles Gute in mir wacht auf und Hoffnungen und Wünsche, die längst aufgcgeben sind, werden wieder ncubclcbt!" Schweigend stand ich neben ihm und etwas wie Neid kam über mich: dieser alternde Mann sprach mit jugendlicher Kraft, aus seinen Augen leuchtete das Feuer der Begeisterung, und all die vielen Jahre voll bitterer Lebenserfahrungen, die des Mannes Haar gebleicht hatten, waren nicht im stände ge- wesen, die Hoffnungen an den Glauben, an das Gute in der Welt zu ersticken — ich beneidete ihn darum. „Wie freu' ich mich, daß wir zu Fuß gegangen sind," lächelte er. „daS tut doppelt wohl nach einer so langen Sitzung, und gerade die heutige ah! oh!" „Also haben wie sich gelangwcilt?" fragte ich. „Bewahre, nicht im geringsten. Der Wirt war ja so zuvorkommend und taktvoll und die ganze Herrichtung so musterhaft, nein, es wäre ungerecht, das verkennen zu wollen, aber geärgert habe ich mich doch, schwer geärgert sogar!" Fragend sah ich ihn an. „Ja, Sie verstehen mich nicht, junger Freund! Das können Sie auch nicht, denn ich bin alt und Sie sind jung, und gerade über die jungen Leute, die mit uns geladen waren, habe ich mich heute geärgert. Glauben Sie nur ja nicht, daß ich verbittert bin oder gar unsere Jugend hasse," fuhr er fort, „im Gegenteil, ich liebe sic! Und darum gerade ärgere ick mich über sic, - z. B„ die sechs jungen Leute, die da znsammen- snßen heute abend bei Tisch. ick glaube, sie sind alle Künstler und auch wobl kaum über die Fiinfundzwanzig hinaus. Ist das Jugend? (ForMtw'g sotat.I rMiMt Mit <r) M«. E4-A Donnerstag, den ttt. Oktober. Erscheint täglich 11-05 Sybold von Eck. Noman von Ursula Zöge von Manteussel. (2S. Fortsetzung.) (Aachdruck verholen.) Trotz dieses Stoßseufzers war er schon halb entschlossen, hinzugehen, denn er kannte das Mädchen zu gut, um nicht zu wissen, daß sie ihn nur wegen einer ihr wich- tig erscheinenden Sache belästigen werde. Freilich erscheint ihr wohl manckec- wichtig, was ihm höchst nichtig vorkommt. Während er das brummend überlegte und den Brie, «insicck:e, wurde die Türe leise aufgcklinkt und in ihrem Nahmen erschien die schmächtige Gestalt eines zwölfjährigen Knaben. Er zog die Tür vorsichtig wieder zu. dann kam er, beide Hände vor sich streckend, mit langiame» Schritten durchs Zimmer. Braunes, weich- seidiges Haar fiel ihm noch ungeordnet in wirren, lockigen Strähnen um ein blasses Gesicht, seine braunen Augen hatten den seltsam leeren, gradansschauenden Blick der Nachtwandler und Blinden. „Onkel Jo, - dar, ich?" fragte er. „Na nu?" sagte der, sich umwendend, „weshalb bist Du denn so krüh ausgestauden. mein Junge?" Ter Knabe kam mit großer Sicherheit auf ihn zu und lehnte sich an ihn. „Meine Uhr hat die ganze Nacht nicht geschlagen, sie ist stehen geblieben," sagte er, „und als ich Hetlor w bellen hörte, da dachte ich, nun kommt der Postbote und bringt einen Bries vom Fr'.ebel, uns es ist acht Uhr und sehr spät — da bin ich rasch in meine Sachen gefahren." „Dm hast Deine dünne Jacke an. Draußen isl'S noch Mich. Es ist wenig über sechs Uhr. Setze Dich mal flink »nd trmk eine Tasse Kaiiee!" Er schenkte seine Tasse voll, strich ein Butterbrot und sah zu. daß der Junge beides verzehrte. Dabei strich seine große Haud über das Haar des kleinen Bünden. „Ich habe vom Friede! geträumt, Onkel Jo." sagte der mit verklärtem Gesichtsausoriick. „und ich träumte, es sei schon Sonnabend.'I „Der wird auch bald win und dann komm! er. Daraus freue Dich nur. So. Bist Tn fertig? Und was wird jetzt? Ich muß nun in die Mühle 'rüber." „Ich gehe mit m den -Hof, ich will die kranke Diana besuchen." „So hole Deine warme Jacke. Ich warte." Der Knabe sprang auf und ging leichtfüßig aus dem Zimmer, man hörte, ihn im Vorsaal und auf der Trepve mit Heller Stimme singen: „Hell vir im Siegerkranz:" - - Joachim saß horchend da, beide Hände aus die Knie gestemmt und lächelte - wie herz lich konnte dieser Mann lächeln! — Ucker sein bärtiges, wettergcbräünles Gesicht ging dies Lächeln hin wie Sonnenschein über eine rauhe Landschaft. Dies Lächeln gehörte ganz Johannes, dem Blinden, er hatte es sonst für niemand, sogar nicht für Friede!, den blonden, fleißigen Friede!, der gleich seinem ZwillingSbruder ganz von der Fürsorge des Burgmühler Onkels abhängig ausmnchs. Fünf Minuten später waren „Onkel Io" und sein Junge im Hofe, wo schon reges Arbeitsleben herrschte. Aus einen mächtigen vierspännigen Wagen wurden Säcke ver laden, Leute kamen und gingen durch das Torgcwölbe der Mühle. Die Luit schien zu beben und der Boden zu schiittcrn unter dem tönenden Stampfen und Poltern da drinnen: Dampftneifen schrillten, Nnje und Gegenrufe erklangen. Johannes hatte die Hand seines Oheims gefaßt. Er hätte sehr aut allein gehen können, denn er kannte hier jeden Schritt und die Bedeutung jeden Getöses — aber es war ihm lieber so. Jetzt zog er seinen Schützer ein wenig nach rechts. „Die Diana!" flüsterte er, „gestern abend habe ich ihr noch Futter gebracht — schönes, warmes Futter — aber sic wollte nichis fressen." „Na, wir wollen mal sehen," jagte Joachim, „der Doktor denkt ja, daß sie durchkommt." Er öffnete eine Stalltüre und sie traten ein. Eine Mnkterstiite kam mit ihrem Fohlen an die Bcxwand und wieherte leise, aber sie gingen vorüber nach einem leeren Stand, in welchem über ein Henlagcr eine Pferdedecke gelegt war. In der Mitte, in einer Vertiefung, lag regungslos, mit Bandagen umwickelt, ein brauner Hundekörper. „Greife sic nicht an, mein Junge," sagte Joachim, doch es war schon zu spät gesagt. Der Knabe strich bereits mit leise tastenden Fingern über das Fell, über das kalte, steife Tier. „Diana, schläfst Tu denn?" fragte er beunrubiat. Immer hastiger griff er nach Kops und Füßen des Hundes und stammelte dabei: „Aber, so ruf' sie doch, Onkel, rus' sie doch!" — und dann begriff er. Ein Zittern überfiel ihn, ein ersticktes Schluchzen drang wie «in unartikulierter Schrei von seinen Lippen, er siel vornüber und hqtte sich aus das »»»» s MttHvovI» tlev 18., S«i»nvr8i1»K tltzv IS., <I«ll SS. SkloSvr Verbuk von Stück äas 8tüek AK. 2UM ^U88uedsll. Aert da; Doppelte und EU!! Lin MM Posten lioktüi» - KSeKv än8 8tüok M. ES« ^SS L unä M. 4 2NM ^USSUvßtzU. L. Kolckmruw Hm Hilmai'kl. Hm Hllmspkl.