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02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.09.1921
- Titel
- 02-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1921-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19210913027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1921091302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1921091302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-09
- Tag 1921-09-13
-
Monat
1921-09
-
Jahr
1921
- Titel
- 02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.09.1921
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Mi» Drtztzdu^r Aachrlchle» . » "»»» Dienstag. 4L Se^iernLer 1SL1 «ENr - man alles LeninD» >'>ald an einen sickicreu Ort l»S neutrale 2lusland g^lchant und wo.»»» glcick» nach der Kundgebung des "ei'el.ck'cliecs Keanes de» gewaltigen asiilntastnrz ins Werk gesept wurde. Sa malt sich in sran.ösilchen Köpfen die Welt sobald De»i>chlaad in Frage kvinuil und den Franzosen etwas nicl,t nach Wunst!, »ie»l! Ja, noch »leßr! Dir deutsche Industrie wird diietc beschuldigt. sic arbcite zusaminen mit de» Groß banken iiic-geiietm mit allen Mitteln daraus hin, um nach der Abichuttetiiiig der llieparativnslast durch den Bankrott die dentiaie Valuta dauernd so niedrig zu halten, daß die dänischen Aussuhr-Jndusrrieu wegen ihrer niedrigen Ge stehiin lsroneu aus dem Weltmärkte alle Preise der Alliierten und der Neutralen unterbiete» und so die fremden Absatz markte an sich reiben könnten. ..Wir können nicht dulden." ruft der „Matin" aus, ..das«, während unsere Bauern auf die Bezahlung ihrer zerstörten Häuser warten, die deutsche Finanz die Industrien Italiens, Spaniens, Dänemarks und Südamerikas an sich reiht, Konzessionen i» 'Rußland kauft und aus der Niederlage und dem Bankrott Deutschlands Nutzen zieht." Es er us rigi sich selbitoerständlich, derartige über- fchäu.u nde Ergüsse eines erhitzten romanischen Deukpro- zestes ernstlich zu ividerlegeu. Nur die eine Bemerkung sei gestaltet, bau der Anreiz zur Ausfuhr, der in dem niedrigen Stande der VaUua liegt, nicht ins Endlose geht, sondern dab er seine bestimmte niniberschreitbare Grenze an der Linie findet, jemeitS deren Deutschland nicht mehr imstande sein würde, die sür ;eine Industrie lebensnotwendigen Rohstoffe an das Ausland zu bezahlen. Das ganze Gerede ist auch nur Mittel zu einem ganz bestimmten Zwecke. Die Fran zosen wollen nämlich Deutschland gegenüber völlig die Hände frei haben und an keinerlei hemmenden Zwana durch de» Versailler Bertrag, au keinerlei bremsenden Einflug von englischer Seite mehr gebunden sein. Der deutsche Bankrott allein, so erklärt das vorhin genannte Pariser Blatt, würde schon als Grund genügen, um uns an der Ratifizierung deS Abkommens vom 18. August zu hindern, und dann kommt des Pudels Kern: die militärische, wirtschaftliche und finan zielle Kontrolle über Deutschland soll unter Berufung auf den angeblich drohenden Zusammenbruch nicht bloh nicht gelockert, sondern noch verschärft werden. Zn diesem Sinne ist die französische Politik emsig tätig. Die Pariser Regie rung wird '.inn Ersatz des Flnanzabkvuiiiiens vom 18. August einen anderweitigen Borschlag mache», der den Alliierten Gelegenheit geben toll, sich mit Deutschland einzeln und »ns anderer Grundlage als der des Bersailler BertrageS über die Entschädigung zu verständigen, und gleichzeitig kommt aus Paris die Meldung, dag die wirtschaftlichen Sanktionen nicht, wie feierlich versprochen, am 13. September aufgehoben werden, sondern io lange weiter bestehen sollen, bis Deutsch land sich mit der Schaffung einer interalliierten Kontrvll- loinlüisston zur Ueberivachnng der deutschen Ein- und Aus fuhr im besetzten Gebiete einverstanden erklärt habe. Die deutsche Negierung kann einer vorbehaltlosen Annahme dieier Bedingung nicht znstimmen, weil ohne eine genaue und sorgfältige Abgrenzung der Befugnisse der Kommission die schwere Gefahr besteht, dast das alliierte Organ seine Macht ui allen möglichen Einmischungen in die deutsche BoUzugsgcivgit und zu einer willkürlichen Knebelung des ganzen wirtschaftlichen Lebens im besetzten Gebiete miß brauchen werde. Hier ist also ein neuer Koiifliktspnnkt gegeben, der dringend erfordert, dast die deutschen verant wortlichen Stellen fest auf dem Standpunkt beharren, der allein mit dem deutschen Interesse zu vereinbaren ist. Stur eine gründliche Aussprache im Verhandlungswege kann hier zn einem Ergebnis führen, das Deutschland Schutz gegen die Znmurung gewährt, sich eine unerträgliche fremde Oberauf sicht über seine gesamte Wirtschaftspolitik im besetzten Ge biete gefallen lassen zn müssen. Auch ans politischem Gebiete wird das französische Schwert gegen Deutschland in Ver bindung mit den sinanziellen Auseinandersetzungen wieder gezückt. Die Pariser Regierungspreflc begnügt sich nämlich nicht mit der weiteren HingnSzögsrung der Aushebung der wirtschaftlichen Sanktionen, sondern holt auch wieder den Gedanken der politischen Abschnürung Deutschlands durch Begründung eines rheinländischen Pufferstaates hervor. Zur Verwirklichung dieses Planes gehören allerdings zwei, die Franzosen. die ihn ausdenkcn und propagieren, und die Rheinländer, die ihn sich gefallen lassen. Die Rheinländer aber sind bis auf die wenigen Oucrköpfe vom Tortenschen Schlage so deutsch und reichstren bis in die Knochen, Laß man sich baß verwundern must, wie die Franzosen noch immer in der Illusion eines möglichen Abfalles des Rhein- landes vom Reiche schwelgen können. Im März dieses Jahres hatte die interalliierte Rhein'andskommission Ver treter aller rheinländischen Beriissschichte» etngeladen, um sich von ihnen über die Stimmung in der Bevölkerung be richten zil lauen, und was da in ungeschminkter Form zum Ausdruck gebracht worden ist, hätte gerade genügen können, um den Franzosen klar zu machen, dast ihre ganze Art der Verwaltung, insbesondere die Knebelung der Presse, die Rechtsunsicherbeit-und das brüske Auftreten der französi schen Soldateska, genau das Gegenteil von dem erzielt hat, was die Pariser Apostel der „friedlichen Durch dringung des RbeinlandeS mit französischer Kultur" als Vorstufe des Pufferstaates und der schließlichen völligen Angliederung an Frankreich erhofft hatten. Dafür, Last die französischen Bäume im Westen nicht in den Himmel wachsen können, ist also schon durch die Neichs- trene der Rheinländer gesorgt. Inzwischen aber wäre es gescheiter von der Entente in ihrem eigenen Interesse, wenn sie sich weniger über das August-Abkommen, als darüber den Kops zerbräche, wie die deutsche Valuta stabilisiert werden kann. Welche katastrophalen Einwirkungen ans Handel und Wandel die fortgesetzten Stürze der Mark aus- üben, beweist die Tatsache, daß auf Grund der fetzigen Mark krise bedeutende deutsche Aufträge an amerikanische Firmen für Getreide, Lebensmittel und Rohstoffe zurückgezogen werden mußten. Wenn also Handel und Wandel in der ganzen Welt wieder in vauernden ordnnngsmästigen Gang gebracht werden sollen, mutz die Neparationslast wesentlich erleichtert und eine internationale Valuta-Anleihe für Deutschland endlich zur Tat gemacht werden. Solange die Alliierten sich dazu nicht verstehen können, schneiden sie sich tief in das eigene Fleisch. Scharfe Angriffe -er Kleinen gegen -ie Große Enlenle. Berlin, 12. Tept. Die .Kleine Entente hat sich, wie dem „B. T." gemeldet wird, infolge des passiven Verhaltene» der Westmächte in der ivcstnngarischen Frage ans de» Stand punkt gestellt, dast sic an der lieber gäbe West- nngarns an Oesterreich nicht intcressiert sei Es sei Sache der Westmäckste li« Magyaren zur Erfüllung deS Trianon-Bcrtrageä zn zwingen. Sollte ditzs der Grasten Entente nicht gelingen, dann werde auch die Kleine Entente d ie D r i a n o n vc r t r äge nicht anerkennen und mit Ungarn einen neuen Frieden schliestcn, der alle Extra touren der Magyarcn sowohl in der Habsburger Frage als in territorialen Angelegenheiten sür immer ein Ende be reiten wirb. In der Wankelmütigkeit der mit Ungarn kokettierenden Weltmächte liege eine Gefahr für Mittel europa, der die Kleine Entente um ihrer selbst willen ei". Ende bereiten wird Was Elemenceau will. «Eigner Drahtbcrlcht der „Drcsdn. Nachrichten".» Paris, 12. Sept. Elemenceau kehrte gestern von seiner Reise nach Korsika nach Marseille zurück. Auf die Frage eines Interviewers, ob er wirklich die Absicht habe, wieder aus der politischen Bühne zu erscheinen, antwortete Elemenceau: „Habe ich jemandem gesagt, daß ich wieder Politik betreiben will? Ich will nur eins, daßmanmtch in Ruße lasse." Aus -er DMerbunösversammlung. tzteuf. 12. Letzt. Le-on Bourgeois, der Führer der französischen Delegation, vielt deute vormittag in der Sitzung der Völkerbundsverstimuilupa eine große Rede über die gegenivariiae Lage des Völkerbund.'«, die Befürchtungen und zugleich Hoffnungen sür ieine Zukunit gebe. Er bestritt daß die Washingtoner Konferenz irgendwie dem Völker, bunde schade, der fick» nur beglückwünschen dürfe, dast ten ietts des Ozeans das gleiche FriedcnSwerk in Angriff qe nommen werde wie hier. Er sprach dann kurz Uber die obe rschlcsi scke F r a g e. die ein Beweis für die große Autorität deS Völkerbundes iei. Man sehe, daß nicht nur Staaten, die miteinander in einem Konflikt leben, sondern auch große Mächte, die nur eine sreuiidnachbarliche Meinungsverschiedenheit hätte», das Urteil deS Völker buntes anriefen. B. ucgcvis schloß seine Rede mit der feierlichen Versicherung, daß der Böcke:bnnd die politische Somäiiität keines Sinnes aiNasten würde. Der Völker bund sei kein Ueberstaat. aber er gebe nichtsdestoweniger der velilisthen Souveränität eine moralische, nämlich die cs Rechtes. Jeder Staat müsse sich der Gerechtigkeit beugen. Es sprachen noch ein spanischer und ein indischer Vertreter, mvians die Sitzung gegen !^2 Uhr geschlossen nrde. iW. T. B.» Gens. 12. Sept. Ter südafrikanische Dele- gierte M n r r a n brachte in der heutigen Völkerbunds» Versammlung zwei Entschließungen ein Die erste bezieht sich auf den Schutz de r M i n d e r heit e n und wird, wie Miirva» mitteilke. von dem österreichischen Delegierten Grafen Meusdorfs unterstützt. Auch der Kongreß der Völkerbundsvereine habe ihr beigestimmt. Um die Erfüllung der P'iicl'ten des Völkerbundes zu gewähren und den Schutz der Minderheiten vollkommen zu sichern, fordere die Ver sammlung den Völkerbuiidsrat auf, eine ständige Kommis sion zu ernennen. Die Kommission habe die dem Völker bünde zngcl,enden Klagen entgegenzuiiehmeil und einen Be richt auszuarbeiten. Di« Minderheitsfrage betreffe vor allein einen Teil der nengebildeten Staaten, die allgemein den aufrichtigen Wunsch haben, die Minderheiten zu schützen. Der Völkerbund müsse aber eine Organisation schasic». um mit den betreffenden Staaten nie Beruhigung der Minder heiten zniammenznarbeiten. Im übrigen sei ein Veröffent lichen der Klagen der Mindc.heitcn sehr gefährlich, solange die Berechtigung dieser Klagen nicht nackgeiviesen sei. Des halb >ei eine Untersuchung an Ort und Stelle notwendig, was auch im Interesse des Friedens und der Ansrechterhal- ning der Verwaltung liege. Die zweite Entschließung gilt der a r m enis ch e n F rage. Man stehe vor neue» Ereig nissen, und der Oberste Rat müsse vielleicht bald eine Revi sion des Friedens von Seines ins Auge fassen. Im März habe der Oberste Rai die Bedingungen znr Herstellung des Friedens zwischen der Türkei nnd Griechenland ausgestellt. Diese Vedinaungen bezogen sich u. a. auf die Gründung eines nationalen Heimatstantes für die türkischen Armenier, dessen Grenzen nunmehr vom Völkerbünde ausgestellt wer den sollen. Tie Versammlung überwies die Prüfung dieser Fragen der V. Kommission «politische Angelegenheiten), Hvtb.1 Keine Einigung über weitere kciegsprozesse. iE ig ii er Drabtvericht der „Dresdii. Nachrichten".« Paris. 12. Sept. Die Verhandlungen der Alliierten niitereinander über die Leipziger Urteile nnd die weitere Verfolgung der deutschen „Kriegsver- b r erbe r " sind ergebnislos verlausen. Die englischen Delegierten der Justizbehörde vertreten die Ansicht, daß die Alliierten ans dem Versailler Vertrage lein Recht her- leiten rönnen, um Deutschland zur Annahme neuer Gesetze zu zwingen. England hat an der Weiterverfolgung der Angelegenheit ans einer neuen Grundlage kein Interesse. Frankreich soll sich jetzt entschlossen haben, alle auf der französischen Liste stehenden deutschen „Kriegsverbrecher" von französischen Gerichten zu verfolgen und, falls die deutschen Angeklagten nicht erscheinen sollten, in Abwesen heit verurteilen zu lassen. Dadurch wird den deutschen Ver urteilten das Betreten französischen Badens sür immer un möglich gemacht. Weiter will man untersuchen, ob es mög lich ist. französischen Staatsangehörigen auch das Hgndel- treiben mit solchen Verurteilten zu verbieten das diese Deutschen in Frankreich oder den Kolonien besitzen, soll sür die Bestreitung der beschlagnahmt werden, soiooit dies nicht schon Eigennim, französischen Prozcßkostcn geschehen ist. Die Landlagswshlen in Thüringen. Wie uns au» Jena gemeldet wirb, hatten die Land- lagswcchien in Thüringen nach einer am Montag abend vorliegenden, noch n'cht ganz vollständigen Zusammen stellung folgendes Ergebnis «die Ziffern der letzten Wahlen sind in Klammern beigefügtl: Deutschnationale munistcn 88 000 s—s. Danach würden die einzelnen Par ieien folgend- Mandate erhalten: Dcuilchnationale 3 s4>, a.culschs^Volkspartei 9 «81. Demokraten 3 s4». Landbund 11 1111. Sozialdemokraten 11 tili. Unabhängige (7, nach der Absplitterung der Kommunisten 11). Kommunisten 7 tO bzw. später 41. >c nach ausstehenden Wahlergebnisse dürften die Ausnchten der bürgerlichen Parteien verbessern. Im alicn Landtag standen 27 bürgerlichen Mandaten 23 sozia listische und kommunistische gegenüber. Wenn die Span nung zwischen beiden Gruppen sich nach den Neuwahlen um cm Mandat verringern sollte <26 zu 281, dann wäre das di« Schuld der unseligen Zersplitterung des Bürgertums und jener Kreise des Zentrums und des -Handwerks, denen ihre Eigenbrötelei zwar selbst keine Erfolge brachre. wohl aber das gesamte Bürgertum um einen sicheren Platz schmälerte. — Ein warnendes Bei spiel sür die bürgerlichen Kreise in Sachsen! Das Wahlergebnis bedeutet eine unverkennbar« Ab sage au die seitherige Regierung. Diese hatte den Landtag nach Hause geschickt, weil sich keine Mehrheit fand für die Form der Grundsteuer, die die lldegierung durchsetzen wollte. Es stimmten dafür nur 26 Stimmen der Sozial demokraten, der Unabhängigen und der Demokraten. Diese RegieriliigSuii»derheit ist zusammengeschmolzen auf 21 Stimmen. Daraus dürste das Kabinett Branden stein die in einem demokratisch regierten Staate sehr naheiiez vde Folgerung zu ziehen haben. Kommuniirischer Terror. Berlin. 12. Seit. Wie die „Deutsch« Allg. Zig." be richtet. wurde am Sonnkäg eine von d«r Tein scheu Volks partei in Ge l s e n ki rch e n - S ch l a k« abgehaltene Ver anstaltung, die in einer harmlosen Familienfeier bestand, durch das Eindringen kommunistischer Trupps, die Sowiet- fahnen trugen, gesprengt. Zeiiungsverboke. Berlin. 12. Sept. Ans Grund von 8 l der Verordnung des Reichspräsidenten vom 29. v. M. ist vom Neichömiunter des Innern das im Verlage von Richard Kunze in Berlin- Friedenau erscheinende „Deutsche Witzblatt" sür die Zeit vom lO. bis 23. d Di. verboten worden. lW. T. B.1 Hannover, 12. Seist. Die „N i c d e r s ä ch s i i ch c Arbeiterzeitung" ist wegen eines Artikels, in dem schwere Beschuldiguugeii gegen die Gewerkschaften alie ge ip rochen werden, vom II. biS 19. d. M. verboten worden. Verurteilung wegen Beleidigung des Reichspräsidenten. Stettin, 12. Sept. Wegen Beleidigung des Reichsprä sidenten verurteilte die hiesig« Strafkammer Len landwirt schaftlichen Beamten Tr. Axel Oberg zu zwei Wochen Gefängnis. In der Verhandlung vertrat der frühere preußische Minister des Innern, Rechtsanwalt Heine, die Nebenklage des Reichspräsidenten. lW. T. BI Streik Sek Derliiikk Ska-larveNer. LKUio. 12. Sept. Heut« mittag fand im Handels« Ministerium eine Besprechung statt wegen d«s Streik» bei der Berliner Elektrizitäiowerlen. Es wurd« mitgeteilt. daß es sich weniger um den Ausstand, als um dle pai» live Resistenz der Arbeiter nnd Ang«il«llteu d«r Elektriziiütswerle handle B.'»>erkensw«rttr.iv«ile beteilig«» sich daran auch Beamte, und zwar sogar höhere. Sämtlich« städtische Arbeiter, Angestellte und Beamt« in den Be trieben der städtischen Elektrizitäiow.rk« und der Verwal tung sind zur Stelle, sie verweigern aber die Arbeit nnd drol eu damit, daß si« bi« Betriebe verlasse» werde», sobald die Technlsche Nothllse eingretft. Da in den Elektrizität-- iverken einiger Vororte noch gearbeitet wird, ist augeordnet worden, daß von dort anS der elektrisch« Strom nach Berlin <o weit als möglich umgeschaltet wird. Mit der Direktion der Hockchahuen ist vereinbart worden, daß sie de» Betrieb verstärke, so lange der Streik der ElektrizttätSiverk« ay- dauert. Bemerkenswert ist. daß die Betriebsräte der Straßenbali» Veranlassung genommen haben, sich mit den Betriebsräten der städtischen Elektrizitätswerke in Ver bindung zu setzen, um diese zn veranlassen, wenigst«ns den Strom für die Straßenbahn in Berlin zn liefern. Nach einer späteren Meldung unserer Berliner Schrift- leltung wird in zwei Gaswerken der Betrieb noch fortgesetzt, doch ist es fraglich, ob morgen diese Werl« noch Weiterarbeiten, da frühmorgens eine Betriebsversammlung der Arbeiter der 'Nackt- und Tagschicht sich darüber schlüssig werden wird, ob man dem Beispiel der anderen Gaswerke folgen und den Betrieb einstellen soll. In den Ehar l o t t e n b il r g e r Gas- und Elektrizitätswerken wurde bis zum 'Nachmittag noch gearbeitet. Obwohl von radikaler Seite versucht wurde. m«h diese Betriebe stillzuleacn, hielt ich die Arbeiterschaft I» Reserve und teilte dt" Direktion mit, daß bis auf weiteles der Betrieb anfrechterhalten wird. Als Folge der Einstellung der Strom-Erzeugung ist es be reits zur Stil legu nn d«S Wasserwerkes Wühl« Heide gekommen, das leine eigene Anlage besitzt, sondern vollständig auf die St'omli-eserung der städtischen Merke angewiesen ist. Den Straßenbahn verkehr gelang es. durch Uni'chaltilng teilnxuse aufrechtzuerbalterr. Man balle sogar noch versucht, den Strom in das Stadtinnere lltnetnzuteileu. doch weigerte sich die Belegschaft deS Kraft werkes Eharkottenblirg, diese Arbeiten vorzunehmen. und drohte mit Niederlegung der Arbeit, da eine Erweiterung des V'rkellrs als Slreitbrechcrarbeit betrachtet werde. Bei den hentigen Verhandlungen im Magistrat erklärten sich d»e Vertreter der Streikenden bereit, die Verrichtung der N v t st a ii d s a r b c t t« n in den Gas- und Elektri- zitütsiverlen im Interesse der Krankenhäuser und anderer öffentlicher Anstalten zu gewährleisten. Nähere^Erklärun- aen über den illiifang der Notbelieserniige» mit Sirom und Gas haben sie jedoch nicht abgegeben. Für den Fall, daß die Teck n iscke Nothilfe. deren Bereitstellung für alle Fülle erfolgt ist, ciugreifcn würde, drohen die Streikenden mit der vollständigen Stillegung der Werke. Znr Sicherung des amtlichen und dienstlichen Verkehrs wurden von der Oberpostdirektion mehrere Fernsprech ämter für den Privatbetrieb bis auf weiteres aespcrrt. Eine ganze Reihe von Berliner Theatern, die über keine eigene Kraftanlage verfügen, mußte für heute die angesagteu Vorstellungen aus fallen lallen. Berlin, 12. Sevt. Der Magistrat hat hente abend K Uhr eine außerordentliche Magistrats sitzung einterrrsen und beschlossen, in die Bcrhandlnnge« über den Tarifvertrag einzutreten nnd dies den Siertrrter« der Angestellten mitzutcilen. Di- Wiederausnahme der Arbeit wird vorandstibtlich hente abend noch erfolgen, ins besondere wird angestrebt, den Straßenbahnvertkebr «och heute abend wieder in Gang zn bringen. iW. T. B.) Der Deutsche Iunslenraq. Bamberg. 12. Sept. In der ersten öffentlichen Sitzung des Deutschen Iurist-entaaes wurde Professor Tr. K abl zum Vorsitzenden gewühlt. Ter Relchsjustizminist-er Dr. Schif fer führte n. a. ans: D'e Richter müssen zwar die Dienen des Gesetzes sein, aber nickt seine Sklaven. Tie Handhabung des Gnadenrechtes darf nicht nur vom menschlichen Stand- piri'kte aus erfolgen, sondern muß auch unter Bcrücksichti-- culilg der Autorität des Staates ge Hand habt werden. Einen Ersatz der rechtsgelehrten Richter durch Laienrichter ver wart der Minister, hielt jedoch ein Zusammenwirken von Richtern und Laien für das Gebot der Stunde. Ter Redner schloß seine Ausführungen, nachdem er dargeleat batte, daß die wirtschaftliche Lage des Richterslandcs mit Rücksicht au? die soziale Achtnna nickt vergessen worden dürfe. (W. T. B.1 Aufterdienstsiellung des Breslauer Polizeipräsidenten. Berlin, 12. Sept. Der Polizeipräsident von Breslau Lieb ermann ist vom preußischen Minister des Innern zur Disposition gestellt worden. IW. T, B.1 Lockerung der Zwangswirtschaft für Sohlen. Berlin. 12. Sept. Nach den Abendblättern bat im Kohlenausschuß des ReichswirtschaftSrales der Reichs- kohlenkoinilttssar erklärt, daß die Zwangsbewirtschaftung für Braunkohlen, N a ß b r e n n st« ine, Grude koks. Zechenkoks und Gaskoks am 1. Oktober dieses Jahres außer Wirksamkeit treten solle. Der Kch'"-^ aussthnß stimmte dieser Regelung zu. Sin Dementi Rathenaus. «Drabtmelduna uns re r Berliner Schrlftleltuna.» Berlin. 12. Sevt. In der „Revue deS T-our Mondes" hatte Prof. Blondei über eine Unterredung mit Minist«» Ratbenau berichtet, die angeblich eine scharfe Spitze gegen England gehabt haben tollte. Nathenau sollte geäußert haben, daß eine Entente Frankreichs und Deutsch- lands gegen England nötig werde. Minister Nathenau erklärt nun daß diese Neußerungen seinerseits nicht aesallen seien und auch seinen Anschauungen gar nicht entsprächen. Tie Unterredung selbst hat übrigens siatt- gefundcn. Vertretung Danzigs durch Polen. Berlin. 12. Sevt. Die v ol n i s ch « G e sa u dt s ch a st i» Berlin teilt amtlich mit: Auf Grund des zwischen der Republik Polen und der freien Stadt Danzig geschlossenen Vertrages vom 9. November 1920 übernehmen die Gesandt schaften und Konsulate der polnischen Republik den diplo matischen und konsularischen Schutz der tm Ausland« wellen den Angehörigen der freien Stadt Danzig in demselben Maße, wie dies für polnische Staatsangehörige geschieht, vick. Rückruf der oberschlesischen Flüchtlinge. Oppeln. 12. Sept. Die Sicherheit-Verhältnisse im vberschlesischen Ab stimm ungSg-e biet c haben siel» durch, die Verhandlungen und Abmachungen zwischen den deutschen und polnischen Parteien sehr gebessert. Infolgedessen können die Flüchtlinge in ihre Wohnorte zurückkcbren. Um ihnen die Einreise in das Abstimmungsgebiet zu er möglichen. hat d!« Interalliierte Kommission in Oppeln folgende Verfügung erlassen: Der Flüchtling richtet an den KreiSkontrvllcur in dessen Bereich sein Wohnort liegt, ein kurzes Gei,rch. in dem er bittet, ihm die Rückkehr zu ae- itattcn. Ter Kreiskontrolleur übersendet darauf dem Flücht ling di« Einreiseerlaubnis, aus Grund deren der Flüchtling die Grenzkontrolle passieren kann. ES sei ausdrücklich daraus hinaeiviestn. daß bas Vilm» des französischen Kon sulats nick: erforderlich ist. Die Einreiseerlaubnis ist tu»s- reickend «W. T. B.1 Bcui rp. l2. Sevt. Heute fand unter dem Vorsitz eines Vr.lieters »ec Interalliierten Kommission eine neue ge- m e i n sch a s t l i ch e Sitzung von Vertretern d«S deul- «che,, Ausschusses sür Obcrschlesten und de» polnischen Obersten VvlksrateS über die Frag« der Rückkehr der Flüchtlinge statt. Es wurde mit Genugtuung festaestellt. daß ein beträchtlicher Teil der Flüchtlinge bereit» Mrück- gekehrt ist und daß erfreulicherweise neue Ausschreitungen «ur i« wenigen Fällen vorgekommen sind. M L
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